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lung, wie ste zuerst in Preußen, in trenem Zusammenwirken zwischen Fürst und Volk, dann seit 1866 in glücklichster Weise im Norddeutschen Bunde vorbereitend stattgefunden hatte, konnten die Einrichtungen im neuen Reiche sofort nach allen Seiten hin auf so befriedigende und hoffnungsvolle Weite getroffen werden. „Mit unserem Königthum hat das Deutsche Reich zugleich unser Heer, die alte volksthümlichste Schöpfung Preußens, als eine der vornehmlichsten Einrichtungen des Reichs in sich aufgenommen. Es gehörte der wunderbare Gang der jüngsten Geschichte dazu, um die früher so vielfach verkannten Heereseinrichtungen nicht blos in ihrer Wichtigkeit für die Macht des Vaterlandes, sondern auch nach ihrer großen sittlichen und geistigen Bedeutung in ganz Deutschland zu freudiger Anerkennung und Geltung zu bringen."

Höhe kritischer Bildung sich aufschwingende und deshalb zum | tretung des deutschen Volkes. Nur auf Grund einer EntwickeUrtheil berechtigte Publikum, in deffen Namen der Verf. spricht. Mit desto größerer Genugthuung dürfen Ludwig Dessoir, Luise Erhartt, Gustav Berndal, Johanna Jachmann-Wagner, Theod. Liedtke, Johanna Buska, Th. Döring und Minona FriebBlumauer ihre Silhouetten acceptiren. Der Umstand, daß der Verf. nur die hier genannten Lieblinge des Publikums silhouettirt, manchen anderen auf der Höhe der Kunst stehenden, dem Publikum aber nicht gerade sympathischen Mimen der Hofbühne dagegen unberücksichtigt gelassen hat, ist bezeichnend für des Verfassers Standpunkt, wie wir ihn hier aufgefaßt haben. Der Verf. wird uns indeß sicher beistimmen, wenn wir behaupten, das sich die Kritik nicht von Sympathien und Antipathien, sondern nur von der Gerechtigkeit leiten lassen soll, und wir dürfen von ihm erwarten, daß er bei Gelegenheit nicht zögern wird, Versäumtes nachzuholen.

Asmodi.") Ueber Mangel an Gestalten kann man bei diesem kleinen Epos keine Klage führen. Auf kleinem Raum sehen wir mannigfache Scenen spanischen Lebens, Kampf, Leidenschaft, Eifersucht, an uns vorüberziehen. Mit Hülfe der von Le Sage geschaffenen Figur des Asmodi, der aber hier durchaus nicht als Teufel auftritt, sondern vielmehr als ein Geist von achtungswerthen Gesinnungen, läßt der Verf. seinen Helden aus den tollsten Fährlichkeiten glücklich entkommen, um schließlich einzusehen, daß nicht Genuß allein, sondern Arbeit es ist, die das Leben lebenswerth macht. Die Verse ottave-rime sind recht fließend behandelt, und so liest sich das kleine Epos ganz angenehm; be= fonders dürfte es sich zum Vorlesen in gemischten Kreisen eignen.

Literarischer Sprechsaal.

Bei dem Herannahen des achtzehnten Januar, des Krönungstages der preußischen Monarchie und des Jahrestages der deutschen Kaiser-Huldigung in Versailles, bemerkt die Berliner ,,Provinzial-Correspondenz", deren Aeußerungen in gouvernemen taler Nichtung stets als maaßgebend betrachtet werden, es sei dieser Tag fortan eine historische Erinnerung an den tiefen Zusammenhang der Geschichte Preußens unter dem Hause Hohenzollern mit der Geschichte des gesammten Deutschlands, sowie an die großen Ereignisse und die gemeinsamen Thaten, welche die Wiederaufrichtung des Deutschen Kaiserthums in unmittelbarer Folge herbeigeführt. Diesem innern Zusammenhange entspricht es denn auch, daß Preußen die wesentlichsten Grundlagen seiner in Jahrhunderten entwickelten Macht auch in das neue Reich mit hinübertrage. Die Correspondenz" zählt als solche auf: Vor Allem ein Kaiserthum voll innerer Kraft und wahren Ansehens. Wie es Preußen gegeben war, ein starkes Königthum zugleich mit einer stetigen Entwickelung freiheitlicher Einrichtungen zu vereinigen, so ist in dem Deutschen Reiche bereits der feste Grund gelegt, um die noch schwierigere Aufgabe zn lösen: die Vereinigung eines wirklichen kräftigen Kaiserthums mit einer innerlich freien und selbständigen Bewegung der Einzelstaaten und zugleich mit einer wahrhaft mächtigen Gesammtver

*) Ein Gedicht in 6 Gesängen von Detmold Loewenheim. Berlin, O. Loewenstein, 1871.

Je höher aber nun Preußen in und mit dem Deutschen Reiche gestellt ist, desto mehr wird das preußische Volk es als eine Ehrenpflicht erkennen, in der bisherigen Arbeit rüstig und erfolgreich vorzuschreiten und auf dem alten festen Grunde immer vollkommenere Einrichtungen für die Pflege allseitiger Wohlfahrt und wahrer Volksfreiheit aufzurichten, deren Segen dann naturgemäß auch den übrigen Gliedern des Reiches mit zu Theil werden wird. Als Aufgaben, welche dieser Arbeit in gegenwär tiger Zeit vorzugsweise gestellt sind, hebt die,,Correspondenz" die Schwierigkeiten und Gefahren auf dem Gebiete der religiös. kirchlichen Fragen hervor, und schließt dann mit dem nachdrücklichst betonten Sage: „Die preußische Regierung darf sich in der einen wie in der andern dieser Fragen auf ihr gutes Gewissen und auf den ernsten, besonnenen Geist unseres Volkes stüßen. In der Treue gegen die preußischen Ueberlieferungen, in strenger Gerechtigkeit gegenüber allen Confessionen und in möglichster Schonung der Gewissen bei ernster Aufrechthaltung der unveräußerlichen Rechte des Staats, in gewissenhafter und gerechter Fürsorge für die Wohlfahrt der Gesammtheit und damit zugleich der einzelnen Klassen des Volkes wird es hoffentlich gelingen, die so glücklich angebahnte staatliche Entwickelung Preußens vor allen tieferen Erschütterungen zu bewahren."

Welche Gegensätze zu dem wackern Julius Rathgeber, dessen Werk über das alte Straßburg wir an einer andern Stelle dieses Blattes analysiren, die verfranschten Söhne des heutigen Elsaß bilden, können wir an dem in das Lager der Clericalen übergelaufenen, früheren Mitredacteur des Journal des Débats und des Temps, Herrn J. J. Weiß, wahrnehmen, der im ,,Paris Journal" (einem Bonapartistischen Jesuiten-Organ unter Leitung des Herrn H. de Pène) vom 10. Januar gegen das Prinzip des obligatorischen Volksunterrichts schreibt. Dieser deutsch-französische Mulatte hat in seinem Herzen das Blut seiner Väter so vollständig gerinnen lassen, daß er die Quelle feiner eigenen geistigen Bildung, das Deutschthum, mit dem Schmuße französischer Cloaken verunreinigt und die allgemeine Volksbildung in Deutschland, diese edelste Tochter der Reformation des 16. Jahrhunderts, als ein macchiavellistisches Werkzeug der deutschen Fürsten-Willkür bezeichnet. Durch den obligatorischen Unterricht, meint Herr Weiß, hätten diese Fürsten ihrem Grundsatze Cujus dominium ejus religio Geltung verschafft; durch den obligatorischen Unterricht habe Preußen, nachdem es in den Besit von Schwedisch-Pommern gekommen, in dieser Provinz das Schwe. dische) ausgerottet, habe es Ost- und Westpreußen, Culm und

*) Das, wie doch jeder deutsche Schuljunge weiß, dort niemals vom Volke verstanden worden. D. Red.

Marienburg, Danzig und Posen germanisirt, und mittelst des obligatorischen Unterrichts wolle nun auch Fürst Bismarck der Jugend von Elsaß-Lothringen die deutsche Sprache aufzwingen, ganz wie es seine preußischen Vorgänger gemacht, welche die rheinischen Städte Mainz, Köln und Trier, die von Frankreich und seiner Revolution, gleich Straßburg, Hagenau und Colmar, bereits zu den allerfranzösischsten Städten erhoben worden waren, durch den obligatorischen Unterricht sprachlich wieder convertirt hätten. Dem deutsch-französischen Mulatten Weiß, der eigentlich Schwarz heißen sollte, ist es also unbekannt, daß das neue Unterrichtsgeseß in Elsaß-Lothringen das Deutsche nur da, wo das Volk Deutsch spricht und versteht, zur Unterrichtssprache macht, daß dagegen da, wo, wie in Meß, das Volk nur Französisch versteht und spricht, das Französische die Unterrichtssprache bleibt, während es auch in Straßburg, wie in den anderen Städten des Elsaß und des eigentlichen Deutschlothringen, neben dem Deutschen nicht bloß fernerhin gelehrt, sondern (wie dies ja auch in vielen Schulen des alten Deutschland der Fall ist) geradezu begünstigt werden soll. Herr Weiß glaubt augenscheinlich, die deutsche Regierung mache es in den Provinzen Posen, Westpreußen 2c. ebenso, wie es die französische in Elsaß und Deutschlothringen gemacht: sie unterdrücke und mißachte die Volkssprache in jenen Provinzen, wie es die Pariser Regierung in Elsaß und Deutschlothringen gethan, wo, wie noch im Jahre 1869, aus der Mitte des Volkes und sogar auch der katholischen Geistlichkeit Proteste gegen die gouvernementale Unterdrückung und Mißachtung der Muttersprache des Volkes erlassen wurden.") Aus den neuesten Berichten über die Provinz Posen*) ist vielmehr zu constatiren, daß dort, unter dem Einflusse der deutschen Verwaltung, die nationale Kultur des polnischen Theiles der Bevölkerung sich mehr und mehr hebe, indem allein im Regierungsbezirk Posen 76 polnische Parochial-Bibliotheken eristiren, die sich zum Theil aus den freiwilligen Beiträgen der sie benußenden polnischen Bauern erhalten, und in der Stadt Posen ein nationalpolnischer Gesellen-Verein besteht, der in den von ihm veranstalteten öffentlichen Konzerten von seinen Mitgliedern klassische Orchesterstücke aufführen läßt.

Aus St. Petersburg wird geschrieben: Die Redaction des Journals „Die russische Welt“ hat kürzlich die in unserem Preßgesetze nach französischem Muster sanctionirte „erste Verwarnung" erhalten, weil sie über unsere militairischen Zustände einige Artikel gebracht, worin, nach Angaben, die ursprünglich vom Kriegsministerium ausgegangen waren, nachgewiesen wurde, daß in unserem Heere alle Verbrechen und Vergehen, welche auf einem Mangel an Disciplin basiren, um das Vier- und Fünffache, in manchen Kategorien sogar um das Achtfache zugenommen haben, sowie daß, nach dem vom Kaiser befohlenen Normalstatus der Armee im Jahre 1871, in der Wirklichkeit nicht weniger als 2600 Offiziere an der Zahl gefehlt, die auf dem Papiere und auf dem Ausgabe-Budget stand. Daß diese Angaben falsch seien, ist nirgends von offizieller Seite behauptet worden. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Rußland soll zwar am 1. Januar 1873 stattfinden, doch fürchtet man, daß die im Gesez-Entwurf enthaltene Bestimmung, die Länge der Dienstzeit der eintretenden Rekruten nach ihrem Bildungsgrade zu bestimmen, nach russischer Gewohnheit zu einem förmlichen Handel mit

*) Vgl. Nr. 26 des „Magazin“ von 1871.

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**) Beiblatt zur „Nationalzeitung" Nr. 7 vom 5. Januar 1872.

Schul- und Universitäts-Zeugnissen führen werde, während den Militär-Aerzten goldene Tage bevorstehen und die sogenannten Freiwilligen" hauptsächlich dazu dienen dürften, das Heer mit der Nichtsnußigkeit ihres hohlen Nihilismus zu vergiften.

Am 24. Dezember fand in Cairo auf der daselbst im Jahre 1869 erbauten großen Opernbühne die erste Aufführung der, auf den Wunsch des Khedive, von Verdi componirten Oper „Aida“ statt, deren Libretto, nach den Angaben des Herrn Mariette, welcher auch die Zeichnungen der prächtigen Decorationen, sowie der glänzenden Kostüme, besorgt hatte, einen Stoff der altägyp tischen Geschichte behandelt und von dem Italiäner Ghislanzoni gedichtet war. Aida ist die Tochter des Königs Amon-assar von Aethiopien und war in einem Kriege, den ihr Vater mit den Aegyptern um den Besitz der oberen Nilländer geführt, zur Gefangenen gemacht und nach Memphis gebracht worden, wo sie in der Burg der ägyptischen Königstochter Amneris wohnt. Zwischen diesen beiden Prinzessinen nun entspinnt sich ein Wettstreit der Nationalitäten und der Liebe zu dem ägyptischen Feldherrn Rhadames, welcher Lettere sich von der Aethiopierin verleiten läßt, ihr die Wege zu verrathen, die das ägyptische Heer soeben gegen ihr Vaterland eingeschlagen, was zu allerlei tragischen Conflikten führt, durch welche Gelegenheit gegeben ist, den altägyptischen Tempel- und Priester-Dienst mit seinen Mysterien auf die Bühne zu bringen. Der italiänische Libretto-Dichter soll zwar seiner Aufgabe sehr schlecht nachgekommen sein, doch die Musik von Verdi, die meistens einen erhabenen religiösen Charakter hat, wird dafür um so mehr gerühmt, wenn auch der Componist, nach seiner Gewohnheit, auch in diesem Werke hier und da sich gehen läßt und die beliebte italiänische Volksleier anstimmt. Der Khedive wohnte der ersten Vorstellung der Oper von Anfang bis zu Ende bei und begleitete dieselbe an vielen Stellen mit seinem eigenhändigen Beifall. Die Ausstattung der Oper hat ihm 200,000 Thaler gekostet.

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Die Grenzboten" vom 22. Dezember berichten über den bekannten schweizerischen Colonel Rüstow, früheren preußischen Offizier und jezigen Rathgeber der Franzosen bei der Organisation ihres künftigen „Corps der Rache" gegen die Deutschen: ,,Die Vermuthung, daß Herr Rüstow von Herrn Thiers in den Gerichtshof über die ehrenwortbrüchigen französischen Offi. ziere als Sachverständiger berufen werden wird, vermögen wir nicht zu bestätigen. Dagegen ist sicher, daß sein Buch „Der Krieg um die Rheingränze" in's Französische, Holländische, Englische, Italiänische übersetzt ist; nur in's Deutsche ist es unübersetzbar."

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Die in No. 52 des „Magazin“ vom J. 1871 mitgetheilte ‚Ehstnische Legende" ist bereits im Jahrgang 1844 derselben Zeitschrift No. 43 enthalten, nur etwas vollständiger und dem Sinne nach belehrender. Eine nah verwandte Sage, unmittelbar aus dem ehstnischen Terte übersetzt, findet man in Schott's akademischer Abhandlung „Die Ehstnischen Sagen von Kalewi-Poeg" (Berlin, Dümmler) . 452-453 des 1863 erschienenen Bandes akademischer Abhandlungen vom J. 1862. An beiden Orten kann der Leser sich auch überzeugen, daß Aemmariks Geliebter, die Morgenröthe, nicht Kail (!), welches Wort überhaupt in Sch. Ehstland unbekannt ist, sondern Koit heißt.

In der Schweighauseri'schen Verlagsbuchhandlung (B. Schwabe) in Basel erscheinen und sind in allen Buchhandlungen zu haben:

Oeffentliche Vorträge
gehalten in der Schweiz

und

herausgegeben unter gefälliger Mitwirkung der Herren Professoren E. Desor, L. Hirzel, G. Kinkel, Albr. Müller.

(1)

Je 12 Vorträge oder Hefte bilden eine Sammlung. Subscriptionspreis für die Sammlung 2 Thlr. 5 Sgr.

Alle Vorträge werden auch einzeln zu erhöhten Preisen abgegeben.

Erschienen sind:

Heft I.

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Prof. Dr. E. Desor: Die Sahara. (Einzelpreis 10 Sgr.)

Prof. Dr. G. Kinkel: Die Malerei der Gegenwart. (Einzelpreis 8 Sgr.) Prof. Dr. A. Müller: Die ältesten Spuren des Menschen in Europa. (Einzelpreis 8 Sgr.)

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Hrft. VI. Prof. Dr. H. Behn-Eschenburg: Charles Dickens. (Einzelpreis 8 Sgr.) Im Drucke sind:

Heft VII. Alb. Heim: Aus der Geschichte der Schöpfung.

Heft VIII. Prof. Dr. W. Wackernagel; Ueber den Ursprung und die Entwicklung der Sprache.

Im Verlage von F. E. C. Leuckart (Conftantin Sander) in Leipzig erschien soeben:

Bunte Blätter.

Skizzen und Studien für Freunde der Musik und der bildenden Kunst

A. W. Ambros.

Mit dem Portrait des Verfassers gestochen von Adolf Neumann.

22 Bogen 8. Elegant geheftet 14 Thlr., eleg. gebunden 2 Thlr.

-

Inhalt: Der Originalstoff zu Weber's Freischüß". Musikalisches aus Italien. Deutsche Musik und deusche Musiker in Italien. Abbé Liszt in Rom. · Carneval und Tanz in alter Zeit. Die,,Messe solennelle" von Rohini. Hector Berlioz. Sigismund Thalberg. Schwind's und Mendelssohn's „Melusine". Zur Erinnerung an Friedrich Oberbed. Fétis. Wagneriana. Tage in Assisi. Im Campo Santo zu Pisa. Florenz und Elbflorenz. — Lose Studienblätter aus Florenz und deffen Nachbarschaft (Giotto. Die Geschichte des Antichrist.) Holbein Ausstellung in Dresden.

Stradella.

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Robert Franz.

Früher erschien:

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A. W. Ambros, Geschichte der Mustt.

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Die erste Nummer des Jahrgangs 1872 ist in allen Buchhandlungen gratis zu haben.

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Im Verlage von Georg Stilke in Berlin erscheint

Die Gegenwart.

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für Literatur, Kunst u, öffentliches Leben. Redigirt von Paul Lindau.

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Magazin für die Literatur des Auslandes. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Bost anstalten des In- und Auslandes an, in Berlin auch die Zeitungs-Svediteure.

Zusendungen wie Briefe find franco durch die Bost an die Redaction (Mattbäikirchstraße 6, Berlin) oder durch Buchbändler-Vermittlung an die Ver lagshandlung zu richten

Anzeigen werden die 3svaltige Zeile mit 2 Sgr.berechnet. Verantwortl. Redacteur: Joseph Lebmann in Berlin. Verlegt von Ferd. Dümmlers Berlagsbuchhandlung, (Harrwis und Goßmann) in Berlin, Bilbelmsitt. 86 Drud von Eduard Krause in Berlin, Französ. Str. 51.

Erscheint jeden Sonnabend.

41. Jahrg.]

Inhalt.

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Deutschland und das Ausland. Der Geist Friedrichs des Großen aus seinen Schriften. 41. Straßburg als Deutsche Reichsuniverfitit. 42. Paul Konewka's Falstaff. Der erste deutsche Verlagsartikel aus dem neuen Reichslande. 42.

England. Ein englischer Unterstaats- Secretair über die deutschen Siege. 43. Mittheilungen aus dem Hauptlager der Internationale. I. Materialisten und Republikaner. 44.

Frankreich. Pariser Literatur-Briefe. Das neue Jahr und die JugendLiteratur. Duruy, der alte und der neue Cäsar. Familienleben in Frankreich. 46.

Italien. Das Trientiner und das Vaticanische Concil im Spiegel ihrer Geschäftsordnungen. 48.

Holland. Holländische Mißverständnisse deutscher Gedanken. 50. Kleine literarische Revue. Schiller's religiöse Entwicklung. 50. Die Universität Kiel. 51. Eine neue Rettung Maria Stuart's. 51. Die Augen des Valois. 51.

Literarischer Sprechsaal. Handschreiben Ihrer Maj. der Kaiserin. 51. Ein Kunstwerk der Deutschen Kronprinzessin. 51. — NovalisDenkmal. 52. Belgiens Neutralität. 52. Enthüllungen über Graf Beust. 52.

[N. 4.

Den Grund der geringen Verbreitung dieser zum größten Theil höchst werthvollen und interessanten Schriften finden wir zunächst in der Vernachlässigung, die dieselben nach dem Tode des Königs zu erleiden hatten. Erst in neuerer Zeit hat man angefangen, eine möglichst vollständige Sammlung der hinterlassenen Schriften zu veranstalten, die indeß auch ihrerseits an dem Mangel leidet, die literarische Seite bei weitem mehr hervorzukehren, als die doch mindestens ebenso wichtige politische. Ein zweiter Grund ist, unserer Ansicht nach, die Sprache in der diese Werke verfaßt sind, die französische nämlich. Mit Fug und Recht sehen wir bei der überwiegenden Mehrzahl unserer gebildeten Klassen soviel Kenntniß der französischen Sprache voraus, wie zum Verständniß eines leicht und angenehm geschriebenen, französischen Buches gehört. Nichtsdestoweniger sind wir überzeugt, daß, wenn das deutsche Publikum die Wahl hat zwischen einem solchen Buch und einer ihm ebenbürtigen deutschen Uebersehung, es der großen Mehrzahl nach zur Uebersetzung greifen. und das Original im Winkel liegen lassen wird. Wunderbar

Deutschland und das Ausland. daher, daß sich bisher kein gründlicher Kenner der französischen

Der Geist Friedrichs des Großen aus seinen Schriften.

Nie sollten diese Januar-Tage vorübergehen, ohne daß die späten Nachkommen Dessen gedächten, den ein gütiges Geschick vor 160 Jahren in diesen Tagen seinem Staate, dem deutschen Vaterlande, schenkte. Und nie kann die Erinnerung an ihn, seine Bestrebungen und seine Thaten lebhafter sein, als in der gegenwärtigen Zeitepoche, die die Bestrebungen des großen Königs verwirklicht, seine Thaten zu einem glorreichen Ziele ge= führt, glorreicher als er selbst es jemals wohl geahnt hat. Wie würde der König staunen, erstünde er heute aus seinem Grabe, um die Entwicklung seines Staates und des deutschen Gemeinwesens zu betrachten! Wie würde er der Vorsehung danken, die, den Menschen unergründlich, ihm als Leitstern während der ganzen Dauer seiner langen und weisen Regierung gedient hat! Doch wenn die Schranke menschlicher Bedürftigkeit eine wörtliche Erfüllung unseres Wunsches auch zur Unmöglichkeit macht, so ist es uns gleichwohl gegeben, den König noch einmal unter uns erstehen zu lassen in seinen edelsten Gedanken und Bestrebungen, in den Produkten seiner literarischen Muse. Wie sich der Gedanke als das Ewige, Unsterbliche über die dem Wechsel der Zeit unterworfene That erhebt, so zeigt sich auch der Geist des Großen Friedrich in seinen Schriften heute noch allein in seiner ganzen Vollendung, in seinem idealsten Schwunge, während die praktische Verkörperung dieses Geistes in der von ihm durchgeführten, staatlichen Organisation unter den seitdem stattgehabten Reorganisationen kaum mehr kenntlich ist.

Nur einem verhältnißmäßig sehr kleinen Bruchtheil der Deutschen sind freilich die geistigen Produkte Friedrichs, seine Schriften, bekannt, während es wünschenswerth und segensreich wäre, wenn sie von jedem gebildeten Deutschen gelesen und wieder gelesen würden, wenn die Geistesrichtung, die sich in ihnen dokumentirt, von Neuem alle Schichten der Bevölkerung durchdränge und zur Richtschnur für ihre praktische Thätigkeit, für ihre politische Denkweise würde.

Sprache und zugleich patriotisch gesinnter Deutscher gefunden hat, der es unternommen hätte, diesen Schatz für die Gesammtheit des deutschen Volkes zu heben, mögen die Gelehrten zu ihren Arbeiten dieser Ueberseßung auch nicht bedürfen. Daß bei einem derartigen Unternehmen größte Vollständigkeit nicht nothwendig, daß Auslassung des Persönlichen und für unsere Zeit Unwichtigen oder Unverständlichen sogar wünschenswerth und nothwendig wäre, versteht sich von selbst.

Mittelbar sind wir zu den eben von uns geäußerten Gedanken angeregt worden durch eine vor Kurzem in Bayern erschienene Schrift von Heinr. Merkens: „Gedanken Friedrichs des Großen vorzüglich in ihrer Beziehung auf die Gegenwart, aus seinen Schriften gesammelt."") Ueber die Tendenz des Werkchens äußert sich der Verf. am Schluß des Vorworts folgendermaßen: „Es bringt eine „Blumenlese“, eine systematische Zusammenstellung von Aussprüchen Friedrichs, wie sie sich zerstreut in seinen zahlreichen Schriften vorfindet. Was es bezweckt?Es will das Verständniß der politischen und sittlichen Erscheinung des alten Friz", des unsterblichen, großen Königs vermitteln, und so zur Verbreitung der ewigen Resultate seines Lebens und Wirkens im Bewußtsein des deutschen Volkes beitragen.“

Der Verf. behandelt seinen Gegenstand in 5 Kapiteln: Der Staat; Religion und sittliche Welt; Kunst und Wissenschaft; über Erziehung; Friedrich der Große und die Franzosen. Ueber manches könnte man wohl mit dem Verf. rechten, wie über die allgemeine Eintheilung, so über die manchmal unvermittelten Uebergänge innerhalb der einzelnen Kapitel und über fehlende Quellenangaben; dennoch aber empfehlen wir das Werkchen der Aufmerksamkeit des deutschen Publikums jals ersten Schritt zur Ausfüllung der von uns angedeuteten Lücke, um so mehr als sein Ertrag einem wohlthätigen Zwecke, der deutschen InvalidenStiftung, bestimmt ist.

*) Würzburg, Stuber, 1871.

J.

Straßburg als Deutsche Reichsuniversität.*)

In diesem Augenblicke, in welchem wir durch zahlreiche Berufungen deutscher Profefforen an die neue Universität Straßburg erfreut werden und in welchem sich gleichzeitig eine Reform des ganzen juristischen Wesens in Deutschland vollzieht, kommt der vorerwähnten Schrift mit vollem Recht die halbe Stunde zu, welche ihre Lectüre in Anspruch nimmt. Mit der Reichsuniverfität Straßburg haben wir in einer Branche, die eigentlich uns ganz besonders eigen ist und mit Waffen, in deren Führung wir an Alter überlegen find, einen neuen Sieg zu erkämpfen; und um sicher zu stegen, bedürfen wir hier mehr als sonstwo der Moltke'schen Eigenschaften. Lange und ruhig erwägen, dann aber wagen! Eine Universität neu zu gründen, ist nicht leicht, zumal an einem Orte, an dem es an lokalen Eigenthümlichkeiten gebricht, die von vorn herein Richtung geben können. Weder die alte Tradition für ein bestimmtes Fach ist vorhanden, wie in Halle für die starrsinnige oder in Tübingen für die fortschreitende Theologie, wie in Heidelberg für das gemeine Recht, in Würzburg für die moderne Medicin, noch besondere lokale Bedingungen. Verbrannt ist die Bibliothek, welche das ältere Literaturfach hätte neu beleben können, halbverklungen die deutsche Lyrik im Elsaß.

Wollte man für ein bestimmtes Fach vorzügliche Einrichtungen treffen, so wäre schon leichteres Spiel, allein das hieße gegen die anderen Fächer ungerecht sein; und so auf reinem Tisch zu beginnen, verlangt eine gerechte Abwägung deffen, was man geben will. Verstehen wir das Roggenbach'sche Programm aus einzelnen in den Zeitungen genannten Namen richtig, so hat er wohl die glückliche Absicht, Männer zu berufen, die sich dem Fehler unserer Tage, der Einseitigkeit, glücklich fern gehalten haben. Diejenigen Profefforen werden die besten sein, welche einen freien Blick auf die Gesammtheit der Wissenschaften über ihr enges und getheiltes Fachgebiet hinaus erworben und bewahrt haben, und diejenigen Schüler werden am fruchtbarsten studiren, welche nicht auf ein begränztes Brotämtchen hin, sondern auf eine Gesammtkenntniß des Wissenswerthen, verbunden mit tüchtigen Fachkenntnissen, hinauswollen.

Beruf nicht neben einem zweiten ausüben kann. Haben die Reform-Bestrebungen des Justizministers Leonhard Glück und ist erst der ganze jämmerliche Decretirkram über den Haufen geworfen, die Mündlichkeit des Verfahrens eine Wahrheit geworden, und der Richter seinem eigentlichen Berufe zurückgegeben, so werden die Goeppert'schen Bestrebungen an der Zeit sein und die Rechtslehrer mit Erfolg an dem praktischen Finden des Rechtes theilnehmen.

Paul Konewka's Falstaff. *)

Der erste deutsche Verlagsartikel aus dem neuen Reichslande. Wenn sonst uns eine neue Erscheinung auf artistischem oder literarischem Gebiete entgegentritt, so beschäftigt uns zunächst das, was sie uns bietet und wir fragen erst in zweiter Linie nach ihrem Urheber, nur beiläufig nach der Art ihrer Entstehung. Anders ist es mit dem uns heute vorliegenden Werke, das, ganz abgesehen von seinem Inhalte, schon durch die Art und Weise seines Entstehens von einem poetischen Hauche umgeben ist, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so verbindet, daß ein finniges Gemüth auch in diesen kleinen Vorgängen des Menschenlebens das Schreiten des Weltgeistes spüren kann.

Entstanden in einer Zeit, wo der Krieg mit Frankreich wohl als schwarzer Punkt am Horizonte stand, wo aber noch Niemand den Ausbruch des Wetters, das einen Kaiserthron zu Boden schmetterte, einen andern unter dem Regenbogen des wieder heranziehenden Friedens emporheben sollte, für so unmittelbar bevorstehend hielt, erscheinen diese Blätter, nachdem lange schon das Wogen des Kampfes schweigt, aber der geniale Künstler, der sie schuf, weilt nicht mehr unter den Lebendigen. Am 10. Mai 1871 ist Paul Konewka, erst einunddreißig Jahre alt, in Berlin gestorben. Die kleine, blizende Scheere, mit der er seine anmuthigen, geistreichen, liebenswürdigen Bildchen schuf, ist der rastlos schaffenden Hand entsunken. Seine leßte Arbeit war für das „Daheim“ das Bild des sterbenden Reiters zu dem Liede: ,, Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt!"

Und in Straßburg, der wunderschönen, der vielbesungenen, vielbeklagten Münsterstadt, die den Franzosen durch manches | braven Reiters und manches tapfern Fußsoldaten Blut abgerungen werden mußte, in Straßburg, der endlich wieder deutschen Stadt, erscheint als erster Verlagsartikel, welcher die Zusammengehörigkeit des zurückgekehrten Elsaß mit der Mutter Germania andeutet, das lezte Werk eines ihrer echten Söhne, der, ob auch sein Name auf slavischen Ursprung deutet, sich in seinem Fühlen und Denken, in der ganzen Art seines Schaffens als Deutscher bewies, ganz und voll in unserer nationalen Bewegung stand.

Die juristische Wissenschaft, die das Leben von der Geburt bis zum Tode begleitet, hat dem Verfasser Anlaß gegeben, für dieses sein Fach die Anforderungen zu gruppiren, welche eine Reform dieses Studiums erheischen, und vor allen Dingen hat Herr Diezel darauf Werth gelegt, daß die Volkswirthschaft weit mehr als bisher in das Studium der Rechte hineingezogen werde. Legt Herr Diezel besonderen Werth auf eine Umgestaltung der Thätigkeit der studirenden Jugend, so stellt fast gleichzeitig ein anderer Rechtslehrer, Profeffor Goeppert in Breslau, die nämliche Anforderung an die Profefforen. In einem Aufsatz im sechsten und stebenten Heft der Behrend'schen Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege) verlangt er, daß die üble, durch immer engere Schranken immer mehr vollzogene Trennung zwischen Richter und Rechtslehrer aufhöre. Er vindicirt den Fakultäten ihr altes Recht, | literarischen Verbindung das lehte Werk eines Frühverlornen; als Spruchcollegien zu wirken und wünscht die Professoren zeitweise dem Richterberufe zugezogen und in praktischer Thätigkeit. Für jezt ist die Forderung eine beinahe unmögliche, da der Richter mit unjuristischem Beiwerk dermaßen überhäuft ist, daß er seinen

*) Straßburg als Deutsche Reichsuniversität und die Neugestaltung des juristischen und staatswissenschaftlichen Studiums. Von Dr. Carl Diezel. Frankfurt a. M., Sauerländer, 1871.

**) Berlin, 1871, Guttentag (D. Collin).

Die wiedergewonnene Stadt reicht dem deutschen Buchhandel und durch ihn dem deutschen Publikum als erstes Angebinde, als erstes Pfand der nun wieder angeknüpften sprachlichen und

fie legt die schönste Immortelle auf sein Grab. Sinnreich und bedeutsam, wie dieser Vorgang in seiner Einfachheit ist, vertieft er sich noch durch den in dem Werke behandelten Stoff: Falstaff und seine Gesellen, die Gestalten, welche Shakespeare mit so großer Vorliebe in seinem Heinrich IV. zeichnete und die er, nachdem

*) Falstaff und seine Gefellen, von Paul Konewka, Tert von Hermann Kurz. Straßburg, Druck und Verlag von Moriz Schanenburg, 1871.

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