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Erscheint jeden Sonnabend.

41. Jahrg.]

Inhalt.

Herausgegeben von Joseph Lehmann.

Preis vierteljährlich 1 Thlr.

[N 16.

Berlin, den 20. April 1872.

Deutschland und das Ausland. Zum Kepler-Jubiläum. Kepler's Phantasie und dichterische Anlage. 199. Der Spiritismus und die Wissenschaft. 202.

Belgien. Die Vlamingen bei dem Jubelfest der Niederlande. 203.
Frankreich. Zur Geschichte der französischen Nationalität. 204.
Italien. Kalidasa in italiânischer Ueberseßung. 205. - Il Giardino
d'Italia. 206.

England. Der englische Shakespeare vcn Nicolaus Delius. 207.
Rußland. Drei Novellen von Jwan Turgénjew. 208.
Neuhebräische und jüdische Literatur. L. Brisker: Philosophische
Betrachtungen über das Judenthum. 209.

Finnland. Zur neuesten Literatur Finnlands. 209.
China. Das Tao-te-king, übersezt von V. v. Strauß. 210.
Kleine literarische Revue. Das italiänische Wörterbuch der Crusca.
211. Dramatische Neuigkeiten des Auslands. 211. D. Testut's
,,Internationale". 212. Bilder und Klänge. 212. Heitere
Stunden. 212.
Literarischer Sprechsaal. Fine Geschichte unseres „Magazin”_im
„Deutschen Reichs- und Preußischen Staats-Anzeiger". 212.
rara avis unter den französischen Zeitschriften. 212. Deutsche
Philosophie im Auslande. 213. Zur vergleichenden Völker-
Unwiffenheit. 213.

Eine

Deutschland und das Ausland.

Bum Kepler-Jubiläum.*)

Kepler's Phantaste und dichterische Anlage.

Anläßlich der dreihundertjährigen Feier von Kepler's Geburtstage (27. December 1571) haben so viele Jubelschriften und Reden Kepler's Scharfsinn und seine Entdeckungen verkündet, daß es reizt, auch einmal die andere Seite seines Wesens, welche Dazjenige hervorbrachte, was gestrenge Aristarchen seine Verirrungen und Träumereien zu nennen belieben, für sich in's Auge zu faffen. Große Geister sind selbst in ihren Irrthümern, und wo diese zu Thaten werden, in ihren Sünden groß, und Kepler hat mehrere sehr große Sünden" gegen den heiligen Geist der Wissenschaft auf seinem Gewissen. Wir folgen in dieser Darstellung zum Theil einer Jubelschrift von Prof. Reuschle, welche wir troß ihrer Kürze für die beste, klarste und vorurtheilsfreieste halten, die seinem Andenken bisher gewidmet wurde. Denn sie erhebt den Mann nicht über das Menschliche, wie dies auf der andern Seite vielfach geschehen ist, nicht über alle seine Zeitgenoffen in der Himmelskunde, sondern giebt dem Copernicus, dem Tycho, Galiläi, Kepler und Newton, Jedem, was sein ist. Wird eine solche besonnene Würdigung einem jeden Biographen schwer, so ist sie besonders anerkennenswerth, einem Manne gegenüber, von so hinreißenden Gaben des Geistes und Gemüthes, wie Kepler, und vor Allem bewundernswerth in einer Jubelschrift, die doch ex officio „feiern“ soll. Bei wahrhaft großen Männern die Ueberflüssigkeit eines jeden Auspuķes einzusehen, ist der schönste Zoll, welchen man ihnen pietätvoll bringen darf, und in diesem Sinne wollen wir uns mit seinen „Verirrungen“ einige Augenblicke beschäftigen.

*) Kepler und die Astronomie. Zum dreihundertjährigen Jubiläum von Kepler's Geburt. Von Prof. Dr. C. G. Reuschle. Frankfurt a. M., Heyder und Zimmer, 1871.

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Gewiß, es ist ein Unglück, Phantasie zu haben, und eine gute Staatsverfassung müßte, wie schon Plato wollte, solchen Geisteslurus überhaupt verbieten, denn was ist Poesie anders, als eitel Lug und Trug, welche uns die Dinge in einem falschen Lichte zeigen, und uns dadurch von der wahren Erkenntniß derfelben abhalten? Der arme Kepler litt sein Leben lang an jener krankhaften Entartung der Gehirnmasse, welche den poetischen Wahnsinn (furor poëticus) im Gefolge hat. Jeder seiner Entdeckungen gingen entsprechende Phantaste-Schöpfungen voraus, und man kann sich des Gefühles nicht erwehren, als sei diese dichterische Auffassung der Naturdinge, ähnlich wie bei Goethe, eben die Veranlassung des tiefern Eindringens gewesen, und gleichsam das erste Auftauchen einer Nebelgestalt, aus der sich bei immer genauerer Betrachtung, bei immer größerer Annäherung, endlich die schärferen Umrisse entwickeln. Wer weiß, ob Kepler der Astronomie gewonnen worden wäre, zu welcher er nach eigenem Geständniß ursprünglich wenig Hinneigung empfand, wenn er nicht, ein halber Student noch — nach damaligen Lebensverhältnissen sich eine mathematische Phantasiewelt gedichtet hätte, in welcher die Macht und Vollkommenheit Gottes sichtbar ausgedrückt sein sollte. Die Worte der Bibel, daß das Weltall nach Zahl, Maaß und Gewicht geordnet sei, welche mehr als zweihundert Jahre später, den Chemiker der Berliner PorzellanFabrik, J. B. Richter, zur Entdeckung der chemischen Verwandtschaftszahlen geführt hat, leiteten ihn, den Bauplan des Weltalls zu suchen. Von seiner klassischen Bildung verführt, knüpft er dabei an die Speculationen der Pythagoräer an, welche die fünf regelmäßigen Krystallkörper, bald den fünf Welten, bald den fünf Sinnen des Menschen verglichen, und glaubt durch sie die fünf Zwischenräume der sechs Planetenbahnen ausgedrückt. Of= taëder, Ikosaëder, Dodekaëder, Tetraëder und Würfel, nach der Reihe in einander geschachtelt, daß der Mittelpunkt aller die Sonne sei, bestimmten ihm die Abstände der Planetenbahnen dahin, daß diese jedesmal einen größten Kreis der Kugelfläche bildeten, die man zwischen je zwei dieser Körper so beschreiben könnte, daß sie zugleich die Ecken des kleineren und die innern Flächen des folgenden größeren Körpers berührte. Das Maaß für die übrigen Bahnen gab ihm dabei diejenige der Erde, welche auf der Kugelfläche zwischen Ikosaëder und Dodekaëder lag. Wer sich diese Construction im Geiste versinnlicht, wird den Plan eines dichtenden Mathematikers nicht unwürdig finden, und da die damals nicht mit aller Genauigkeit bekannten Zahlen mit den hier durch Construction berechneten gut genug übereinstimmten, so glaubte er zuversichtlich, den kunstvollen Bauplan des ewigen Weltbaumeisters erkannt zu haben, und verkündete dieses Weltgeheimniß in seinem Erstlingswerke, dem Mysterium cosmographicum. Hohe Begeisterung für das vollkommene Schöpfungswerk war der Antrieb seiner Rechnungen und Grübeleien, und er beginnt das Werk mit den Worten: „Voll Geist, voll heiliger Freude, ruft David aus, die Welt selbst auffordernd: lobet ihr Himmel den Herrn, lobet ihn Sonne und Mond. Aber welche Stimme wäre dem Himmel, welche den Sternen verliehen, um Gott zu loben, gleich den Menschen? Weil sie Gründe zum Lobe Gottes dem Menschen darbieten, können wir sprechen, sie loben Gott selbst. Indem wir nun diese Stimme des Himmels

und der ganzen Natur vernehmlicher und klarer zu machen suchen: so sage Niemand, daß wir Eitles treiben oder vergeblich uns abmühen." Und nachdem er, so viel ihm möglich, der Interpret des Wunderbaues geworden, bricht seine Begeisterung noch einmal in einem schwungvollen Hymnus aus, von dem einige Verse hier folgen mögen:

„Großer Künstler des All's, bewundernd schau' ich die Werke
Deiner Hand, die sie nach kunstreichen Plänen gebau't,

In deren Mitte die Sonn', Ausspenderin Lichtes und Lebens,
Die nach heil'gem Gesez zügelt die Erde und lenkt

In ihrem wechselnden Lauf. Ich sehe das Mühen des Mondes
Und dort Sterne zerstreut, auf unermessner Flur
Herrscher der Welt! du ewige Macht! durch alle die Welten
Schwingt sich auf Flügeln des Lichts dein unermessener Glanz."

Und siehe da, jenes Werk, welches heute in der That nur
noch als Phantasie-Schöpfung und Dichtung Werth besißt, bahnte
seine Verbindung mit Tycho de Brahe an, welche Kepler in den
Besitz eines Beobachtungs-Materials brachte, wie er es sich, wegen.
der Schwäche seiner Augen, niemals selber hätte erwerben können.
Und auch jezt noch wäre es um seine Mission geschehen gewesen,
wenn ihn nun die Phantasie, die freieste Tochter des Geistes,
im Stiche gelassen hätte, die ihn über die vorgefaßten, übrigens
ehrwürdigen Meinungen seines Meisters erhob und ihn unauf- |
hörlich in neue Combinationen und Vermuthungen trieb, so daß
wir hier deutlich vor Augen sehen, daß nicht Beobachtungen und
Rechnungen allein neue Entdeckungen und Anschauungen fördern,
sondern daß die Wissenschaft stets am meisten durch folgerechte
Bearbeitung von Hypothesen gewonnen hat. Keineswegs sind
es Scharfsinn oder Fleiß, welche Kepler so hoch über Tycho er-
heben, sondern allein seine combinatorische Geistesanlage, die
ihn trieb, allen den Schöpfungen seiner Phantasie durch Rech-
nung beizukommen. Nur in drei Fällen gelang ihm dies völlig,
und sie genügen vollauf, seinen Namen unsterblich zu machen,
aber noch Manches hat er geträumt, dem erst Newton, und zum
Theil sogar erst Laplace beizukommen wußte, worüber weiter unten
einige Bemerkungen.

Nachdem er in dem Flächengesetz eine neue Bestätigung des Zahlenbaues der Welt entdeckt, arbeitet er daran, den geheimnißvollen Grund zu erkunden, warum die Planeten, wie er gefunden, nicht auf der vollkommneren Kreisbahn, in gleichmäßiger Geschwindigkeit, sondern in Ellipsen-Bahnen mit wechselnder Schnelligkeit um die Sonne eilen. Wiederum ist es ein Traum der Alten, wodurch seine Dichterseele gefesselt wird, die Harmonie | der Sphären, die nur in der Phantasie vernommene Musik des Weltalls. Denn er hofft damit jene scheinbaren Anomalien auf eine gegenseitige Ausgleichung, auf eine Harmonisirung der Planetenläufe zurückzuführen, so daß gleichsam jeder Mißton, den der einzelne, außer dem Zusammenhange des Systems be trachtete Planet geben könnte, durch solche Regelung aus dem Concert der Himmelsräume beseitigt wird. „Irrend in diesem Labyrinthe des Wahns", wie ein gestrenger Kritiker diese Ideen bezeichnen würde, fand er „endlich, endlich“ das wahre Verhält- | niß zwischen den Umlaufzeiten und den Bahnweiten der Planeten, unter Umständen, welche an die Entdeckung der allgemeinen Schwere durch Newton erinnern; denn plößlich stegte, wie er sich ausdrückt, die Erkenntniß der Wahrheit „über das Dunkel meines Geistes, unter solcher Uebereinstimmung mit meiner siebzehnjährigen Arbeit an den Tychonischen Beobachtungen, daß ich anfangs zu träumen und das Gesuchte als gegeben vorausgesezt zu haben meinte." Und diese große Entdeckung brach mitten aus dem Traume von der Harmonie der Sphären hervor, welche er, froh

der Uebereinstimmung seiner Ansichten mit den Meinungen des Ptolemäus darüber, mit poetischem Schwunge verkündet: „Nunmehr aber, nachdem mir seit anderthalb Jahren das erste Morgenroth, seit wenigen Monaten der volle Tag, seit wenigen Tagen endlich die reine Sonne der wundervollsten Betrachtung aufgegangen, hält mich nichts mehr zurück; ich will schwärmen in heiliger Wuth, ich will die Menschenkinder höhnen mit dem einfachen Geständniß, daß ich die goldenen Gefäße der Aegypter entwende, um meinem Gott ein Gezelt daraus zu erbauen, weit entfernt von Aegyptens Gränzen. Verzeiht ihr, so freut's mich, zürnt ihr, so trag' ich's; hier werfe ich die Würfel und schreibe ein Buch, zu lesen der Mitwelt, oder der Nachwelt, gleichviel; es wird seines Lesers Jahrtausende harren, wenn Gott selbst sechs Jahrtausende lang den erwartet hat, der sein Werk beschauete.“

Nach dieser Vorrede entfaltet er in der Harmonia mundi, seinem Lieblingswerke, ein Weltgedicht, welches dem größten Dichter nicht zur Schande gereichen würde, freilich einen Aftronomen aber, in den Augen gewisser Leute, nicht minder blamirt, als einen Fürsten Flöten- oder Komödie-Spiel. Wer den poetischen Gehalt von Kepler's Harmonia mundi leugnet, der bekennt damit nur, daß er alles Gefühls für dergleichen Schönheiten ermangelt. Einige Worte aus dem Epilog des Werkes mögen diese andeuten: „Von der Himmelsmusik zu ihrem Hörer“, ruft er aus; „von den Musen zum Chorführer Apollo, von den sechs umwandelnden Planeten, welche die Harmonieen machen, zu der Sonne, die in ihrer Bahnen Mitte ohne Ortsveränderung nut um sich selber kreist!" Aus der vollkommenen Harmonie der kleinsten und größten Bewegungen, aus ihrer Zweckbeziehung auf den Mittelpunkt, hat Kepler die Ueberzeugung gewonnen, daß die Sonne nicht nur auf die Planeten wirke, sondern daß auch diese auf die Sonne zurückwirken müßten, was er mystisch als eine Betrachtung und Entgegennahme ihrer Huldigungen bezeichnet. „Freilich, welcher Art jenes Sehen oder jene Empfindung, kurz die Natur jener Seele in der Sonne sei, ist schwer zu vermuthen, wie es sich aber auch damit verhalten mag, je nöthigt mich schon die Anlage der sechs Hauptbahnen um die Sonne, welche dieser mit beständigen Umläufen huldigen, vollends aber das hierzu noch hinzukommende Harmoniewesen, die Spur der höchsten in dem Sonnensysteme waltenden Weisheit zu der Behauptung, daß nicht nur von der Sonne, als vom Heerd der Welt Licht, als vom Herzen Leben und Wärme, als vom Sit der Kraft und Macht Bewegung in alle Theile der Welt ausgehe, sondern daß auch umgekehrt in der Sonne aus allen Provinzen der Welt diese Tribute der wonniglichsten Har | monie sich sammeln; kurz, daß in der Sonne Rath und Hof des gesammten Reiches der Natur sich befinde."

Dieses fortwährende Durchbrechen der Dichtersprache macht das Studium der Schriften Kepler's, die wir nun endlich in einer mustergiltigen Ausgabe erhalten haben, lebendig, und verleiht ihnen an vielen Stellen eine hinreißende Gewalt. Kein Klassiker, wahrlich, brauchte sich solcher Wendungen zu schämen, wie der jenigen, mit welcher er in der Vorrede zur neuen Astronomie dem Kaiser Rudolph Bericht erstattet über den Ausgang des unter seinen Auspicien begonnenen Kampfes mit dem heidnischen Kriegsgotte (dem Planeten Mars), in welchem sich der Feldherr Tycho den größten Ruhm erworben, da er in zwanzigjährigen Nachtwachen sämmtliche Gewohnheiten, Stellungen und Kriegslisten jenes Feindes ausgekundschaftet, so daß er (Kepler) nun diesen höchst noblen Herrn gefangen vor den Kaiser führen könne. In der Vorrede zu seiner Dioptrik redet er das neuerfundene, von ihm verbesserte Fernrohr mit den schönen Worten

an:

vielkundiges Perspicill, kostbarer als jegliches Scepter, oder steht nicht der, welcher dich in der Rechten hält, da, wie ein König, ein Herr der Werke Gottes?" Zuweilen durchbricht eine poetische Anspielung selbst die trockensten mathematischen oder astronomischen Untersuchungen, wie z. B. wenn er in der Schilderung seiner Versuche und Irrwege auf dem Wege zur Wahrheit, indem gleichsam die Natur bald sich zurückzieht, bald zum Folgen einlädt, auf die Virgilischen Verse anspielt:

Aepfel wirft Galatea nach mir, das schelmische Mädchen,
Flieht zu den Weiden zurück, doch wünscht sie zuvor sich gesehen.

Ueberhaupt begegnet man der launigen, gemüthvollen Wendungen nicht wenigen in seinen Schriften *), die uns besonders angenehm berühren, wenn er dabei die Astrologie durchzieht, „die buhlerische Tochter“ der Astronomie, welcher er gleichwohl den Hof machen mußte, wollte er seine Stellung am Hofe erhalten und den Unterhalt verdienen. „Es ist wohl diese Astrologie", schreibt er, „ein närrisch Töchterlein, aber, lieber Gott, wo wollte ihre Mutter, die hoch vernünftige Astronomie, bleiben, wenn sie diese ihre närrische Tochter nicht hätte; ist doch die Welt noch viel närrischer, und so närrisch, daß derselben zu ihrem eigenen Frommen diese alte verständige Mutter, durch der Tochter Narretheidung, weil sie zumal auch einen Spiegel hat, nur eingeschwagt und eingelogen werden muß." Und obwohl er im Grunde mit seinen Prophezeiungen viel Glück hatte, entgleiten ihm doch einmal die charakteristischen Worte: „Wenn das Rathen so auf das Ja und Nein gerichtet ist, so trifft man allwegen ungefährlich den halben Theil und fehlet auf den halben Theil. Das Treffen behält man nach der Weiber Art, das Fehlen aber vergißt man, weil es nichts Befunderes ist, und damit bleibt der Aftrologus in Ehren.“

"

Sich in gebundener Rede auszusprechen, fand er nur einige Male Veranlassung, und hat dann recht hübsche lateinische Carmina gemacht, so daß er den von D. Strauß entdeckten deutschen Klassikern, die lateinisch geschrieben haben", beizuzählen wäre. Defter drängte es ihn, astronomische Entdeckungen in Form populärer Erzählungen zu geben, wovon wir mehrere Beispiele unter seinen Werken finden, z. B. seine Erzählung über die Jupiters - Trabanten, und über den neu erschienenen Stern im Echwan. Das merkwürdigste dieser bellettristischen Werke ist jedenfalls der erst nach seinem Tode von seinem Sohne herausgegebene Traum vom Monde", ursprünglich bestimmt, eine Satire auf die Verkehrtheiten der Menschen zu werden. Hier kommen Ideen vor, die ebenso dichterisch erhaben, als wissenschaftlich wahr sind, namentlich in Bezug auf die Gravitation, welche er dunkel ahnte. Der riesige Schattenkegel, welcher sich bei den Verfinsterungen der beiden großen Himmelskörper vom Monde bis zur Erde erstreckt, dient dabei den Dämonen, die sich nur im Dunklen bewegen dürfen, als eine über den ungeheuren Abgrund des Weltenraums, von einem Weltkörper zum andern ge= spannte Brücke, auf welcher sie sich indessen furchtbar eilen müssen, damit sie ankommen, ehe dieselbe abreißt. Auf dieser Reise durch den Weltraum werden nun sehr anschaulich die Kälte desselben, die bald eintretende Athemnoth beschrieben, und wie das Steigen nach znrückgelegtem halben Wege immer leichter wird, bis sie mit einer gewissen Heftigkeit dem überwiegenden Zuge des nahen Mondes folgen. Vergleicht man mit dieser

*) Ein bezeichnendes und zugleich weniger bekanntes Beispiel seiner schalkhaften Polemik haben wir bereits S. 257 Jahrgang 1870 dieses Magazine angeführt.

Schilderung die Mondreisen anderer Dichter, wie z. B. des Ariost und Cyrano de Bergerac, so erkennt man erst, wieviel sinnreicher das Kepler'sche Märchen ist. Er hatte, wie man deutlich daraus erkennt, eine bestimmte Vorstellung von der allgemeinen Schwere, die er auch sonst deutlich genug ankündigt, wenn er z. B. sagt: daß wenn Erde und Mond nicht durch eine besondere Kraft in ihren Bahnen erhalten würden, so müßten sie sich an einer Stelle vereinigen, welche den 54sten Theil des gegenseitigen Abstandes, von der Erde entfernt läge. Er hielt die Kraft, durch welche die Sonne ihre Planeten beherrscht, für eine Art lebendiger oder animalischer Kraft, und wies darauf hin, daß die in derselben Richtung und Ebene stattfindende Bewegung aller Planeten auf einen Zusammenhang mit der in derselben Richtung stattfindenden Sonnen-Rotation hinweise, in welcher Vermuthung ohne Zweifel eine Vorahnung der Kant-Laplace'schen WeltbildungsHypothese gesucht werden kann. Wir dürfen indessen solche divinatorischen Geistesblicke nicht für mehr nehmen als sie sind, und es ist ungerecht, wenn Coleridge, wahrscheinlich gerade dadurch bestochen, ausruft: „Galiläi war ein großes Genie, Newton desgleichen, aber man würde zwei oder drei Galiläi's und Newton's nehmen müssen, um einen Kepler daraus zu machen.“ Das ist die Parteinahme eines Dichters für den Dichter, der in Kepler zweifellos steckte, aber doch nur Eine Seite, und sogar die Schattenseite seines universellen Genius ausmachte. Möglich, daß Kepler, wenn er etwas älter geworden wäre, auch noch die Entdeckung der Gravitation gemacht hätte, auf deren Fährten er ohne Zweifel war, und man hätte dann ebenso wenig Grund gehabt, mit Bertrand im Uebrigen einem der Gerechtesten seiner französischen Kritiker beim Aufblißen des dritten Geseßes in der Harmonia mundi auszurufen: „Woher plößlich so viel Licht, nach so tiefer Dunkelheit?" Denn derselben lebhaften Einbildungskraft, welche das Mysterium des Weltenbaues und seiner harmonischen Verhältnisse erdichtete, verdanken wir die Entdeckung dreier seiner Grundgeseze; seine weitangelegte Bildung befähigten ihn zu Beidem.

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So oft ich es versuche, mir in der deutschen Geschichte einen Repräsentanten zu suchen, des dichterischen Idealbildes unseres deutschen Philosophenthums, welches irrend unbeirrt zur Auflösung des Welträthsels vorwärts strebt, zu unserem Faust, so komme ich immer wieder auf Kepler zurück, der, wie kein Anderer, den deutschen Genius verkörpert hat. Mit diesem sinnenden, milden deutschen Geiste stehen alle seine Handlungen im schönften Einklang; er lehnt die Berufung nach Bologna ab, weil er ein Deutscher sei und der deutschen Freiheit in Rede und Handlung nicht entsagen möchte, und obwohl in Prag beständig wegen des vorenthaltenen Gehaltes in Bedrängniß, antwortet er der Einladung des Königs von England, daß er nur als ein Undankbarer Oesterreich, sein anderes Vaterland, würde verlassen können. Neidlos erkannte er fremdes Verdienst an, freuete sich über Galiläi's Entdeckungen, und bewunderte an Copernikus, noch mehr als sein Wissen, seinen „freien Geist." Möchten doch wiederum Alle, die über diesen Deutschen urtheilen, ihm gleiche Gerechtigkeit widerfahren lassen, müßten sie auch wie Galiläi sprechen: Ich schäße Kepler wegen seines vorurtheilsfreien und feinen Geistes überaus hoch, aber seine Art zu philosophiren ist von der meinigen durchaus verschieden."

Ernst Krause.

Der Spiritismus und die Wissenschaft. *)

Etwa zweiundzwanzig Jahre sind es jezt her, daß André in einer von Hamburg datirten Correspondenz der Augsb. Allg. Zeitung auf ein merkwürdiges, von ihm in England und Amerika beobachtetes Phänomen, das sogenannte „Tischrücken“, aufmerksam machte. Der Artikel wurde damals von sämmtlichen deutschen Zeitungen reproducirt. Es dauerte gar nicht lange, so grassirte die Epidemie des Tischrückens „soweit die deutsche Zunge klingt" und auch noch etwas weiter darüber hinaus. Ich erinnere mich, daß ich damals in Wien, gleich so vielen Anderen, auch einmal mit einem Dußend Herren und Damen um einen soliden alten Eichentisch die „Kette schließen“ half. Wer sich jedoch nicht im mindesten rührte, war unser würdiger Patriarch. Nachdem wir eine halbe Stunde lang dagesessen und dabei wahrscheinlich herzlich dumme Gesichter gemacht hatten, dachten wir uns endlich: der Gescheidtere giebt nach, lösten die erfolglose Kette und ließen den hartnäckigen Vierbein von da an in Ruhe.

Man mochte an anderen Orten wohl ähnliche Erfahrungen gemacht haben, denn die Tischrückerei ging wie sie gekommen

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Anders in dem praktischen, nüchternen Amerika und in dem positiven England. Hier wurde nach wie vor „tischgerückt"; das sogenannte Geisterklopfen" gesellte sich dazu; es erschienen Bücher und Zeitungen, welche sich ausschließlich mit der absonderlichen Erscheinung beschäftigten, sogenannte „Medien“, wie Davenport und Hume oder Home tauchten auf, begannen förmliche Kunstreisen in der Sache zu machen und wurden sogar der Ehre theilhaftig, am Tuilerien-Hofe ihre Productionen vorführen zu dürfen. Späterhin erhielt das seltsame, mit der ganzen modernen Naturforschung im diametralsten Widerspruche stehende Treiben sogar einen wissenschaftlichen Namen, oder vielmehr es schuf sich denselben, indem es, mit allen Prätensionen einer neu entdeckten Wissenschaft auftretend, sich „Spiritismus“ oder „Spiritualismus“**) nanntè, und heute verfügt die neue Weltreligion“ über ein ganzes Arsenal von publicistischen Waffen in Gestalt von dicken Büchern, Zeitschriften und Broschüren, und zählt, falls man den Angaben der spiritistischen Apostel Glauben schenken darf, ihre Anhänger, namentlich in Amerika, in England und Frankreich, bereits nach Millionen, wäh

*) Der Spiritualismus (sic) und die Wissenschaft, experimentelle Untersuchungen über die psychische Kraft von William Crookes, Mitglied der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu London, nebst bestätigenden Zeugnissen des Physikers E. F. Varley, des Mathe. matikers A. de Morgan, des Naturforschers A. N. Wallace, des Chemikers R. Horn und anderer Gelehrten, Prüfungssißungen des Mr. D. D. Home mit den Gelehrten zu St. Petersburg und London. Mit 16 Abbildungen. Nach dem Russischen und Englischen in's Deutsche übersezt von G. E. Willig, und herausgegeben von A. Aksákov, k. russ. Collegienrath, Herausgeber der amerikanischenglischen Bibliothek des Spiritualismus (sic) für Deutschland. Leipzig, Franz Wagner, 1872.

**) Die zweite Bezeichnung dafür ist unstatthaft, weil sie in der Wissenschaft gegenüber dem „Materialismus“ einen ganz andern Begriff repräsentirt. D. Red.

"

rend sie sich in Deutschland bis jetzt nur sporadisch vorfinden. Es ist nicht ohne Interesse zu sehen, wie sich die periodischen Zeitschriften der neuen Lehre nach den einzelnen Ländern vertheilen. Deutschland ist vorläufig nur durch zwei spiritistische Zeitungen vertreten: das in Wien erscheinende „Licht des Jenseits von E. Delhez und die Spiritisch-rationalistische Zeitschrift" von Meurer und Muße, in Leipzig, welche, soweit sich aus dem Programme derselben entnehmen läßt, vor allen Dingen dem modernen Materialismus mit wissenschaftlichen Waffen entgegentreten will, und sich dabei voll und ganz auf den Boden der heutigen Naturforschung und der realen Wissenschaft über haupt zu stellen sucht, wobei sie zugleich in entschiedener Weise gegen das positire Kirchenthum Front macht. Frankreich, resp. die französische Presse, zählt gleichfalls zwei spiritistische Zeitschriften: die Revue spirite in Paris und den Phare von Lüttich. In englischer Sprache erscheinen: Human Nature als Monatschrift, The Spiritual Magazine und The Spiritualist, gleichfalls als Monat schriften, alle drei in London; desgleichen The Christian Spiritualist, dann The Medium and Day-Break als Londoner Wochenschrift, The Banner of Light in Boston, The Present Age in Michigan. Italien hat Gli Annali dello Spiritismo in Italia zu Turin und La Salute in Bologna. Spanien hat nicht weniger als vier spiritistische Zeitschriften: El criterio espiritisto in Madrid; El Espiritismo in Sevilla; die Revista espiritista in Barcelona und El Progreso espiritisto in Zaragoza; Polen hat den Swiatlo Zagobowe, zu deutsch: das verborgene Licht, in Lemberg, und Brasilien macht den Beschluß mit dem Echo d'alēm tumulo, d. h. das Echo von Jenseit des Grabes.

und

Man sieht, es ist ein ganz respectabler publicistischer Apparat, über welchen die neue „Religion", denn so muß man sie doch wohl nennen, verfügt. Die Sache ist bereits so weit gediehen, daß man, man mag wollen oder nicht, davon Notiz nehmen muß. Wir stehen hier offenbar vor einer beginnenden Zeitströmung, die, obwohl sie von der Presse bisher theils total ignorirt, theils mit Spott und Hohn überschüttet wurde, doch augenscheinlich an Umfang, vielleicht auch an Tiefe zunimmt. Machen wir uns mit der einschlägigen Literatur bekannt, ich habe sie, ehe ich meine „Spiritisten" schrieb, ziemlich gründlich studirt, so überkommt uns unwillkürlich das Gefühl Faust's bei dem Heren-Einmaleins. Man fragt sich jeden Augenblick, ob denn der Verfaffer, oder ob man selbst auch wohl noch recht bei Troste sei. Namentlich gilt dies von der „positiven Pneumatologie" des Baron Güldenstubbe, die in dieser Beziehung geradezu das Unglaublichste leistet. Und dabei gehen die Leute mit einer, ich möchte fast sagen: juridischen Genauigkeit zu Werke. Sie bes legen die Ergebnisse ihrer Forschungen“ mit Protokollen; ste führen ganze Reihen von zum Theil sehr distinguirten, sehr bekannten Persönlichkeiten als Zeugen auf, ohne daß diese Widerspruch dagegen erheben. Was soll man davon denken? Hat man es hier mit Narren oder Betrügern zu thun? Aber Narren schreiben keine dicken Bücher, Narren raisonniren nicht logisch richtig, und Betrüger verfolgen bestimmte Zwecke selbstsüchtiger Natur, von denen hier jedoch absolut nichts wahrzunehmen ist. Wer mit solchen Geschichten vor die Oeffentlichkeit tritt, muß im Voraus darauf gefaßt sein, allerlei gute und schlechte Wiße über sich ergehen zu lassen. Wer in aller Welt möchte sich aber, nicht der Gefahr, sondern der Gewißheit aussehen, als abergläu bisches altes Weib verlacht zu werden, bloß um der höchft zweifelhaften Ehre willen, heutzutage als Nekromant zu erscheinen?

Diese Fragen habe ich mir bei den Vorstudien zu meinem Romane Die Spiritisten" oftmals gestellt, und ich muß ge

ftehen, daß ich außer Stande war und es noch bin, sie mir genügend zu beantworten. Sämmtliche spiritistische Schriften, so weit sie mir bekannt sind, machen den Eindruck, als ob ihre Verfaffer bei ihren wunderlichen und wunderbaren Mittheilungen, für ihre Person wenigstens, de bonne foi sprächen, und hierbei muß man es vorläufig wohl bewenden lassen, da man Leute, die mit ihrem vollen Namen für ihre Aussagen eintreten und die überdies zum Theil sehr geachtete Stellungen in der Gesellschaft einnehmen, doch nicht kurzweg als Narren oder Betrüger betrachten kann.

Zu den Schriften dieser Art gehört auch die Broschüre des kais. russischen Collegienrathes Herrn Aksákov in St. Petersburg. Sie giebt, außer einer ruhig gehaltenen Einleitung des Verfaffers, in welcher zumeist über die auf „Unwissenheit" berührende Parteilichkeit der Tagespresse in Rußland und Deutschland dem Spiritismus gegenüber Klage erhoben und eine wissenschaftliche Feststellung der Thatsachen der neuen Lehre gefordert wird, eine Reihe Documente, welche zur Rechtfertigung dieser Ansprüche und speciell zur Vertheidigung des amerikanischen Mediums" Mr. Home gegen gewisse über diesen Herrn in russischen, englischen, französischen und deutschen Zeitungen erschienene „Schmähartikel“ dienen sollen.*) Die Schrift enthält eine Reihe Briefe, resp. Zeugnisse hervorragender englischer und amerikanischer Gelehrten, wie des Chemikers R. Horn in Peniylvania, des Mathematikers de Morgan zu London, des Präsidenten der Londoner entomologischen Gesellschaft, Russel Wallace, des Vicepräsidenten der Londoner königl. Gesellschaft der Wissenschaften, Dr. Hüggins u. A., in denen die wahrgenommenen Phänomene theils vollinhaltlich bestätigt, theils als Erscheinungen, deren weitere Erforschung von Wichtigkeit sei, bezeichnet werden. Sechzehn Holzschnitte versinnlichen die bei verschiedenen Gelegenheiten vorgenommenen Experimente, deren Ergebniß, vorausgesetzt, daß sich Alles genau so verhält, wie es dort geschildert wird, in der That als höchst wunderbar und mit den bisher bekannten Naturgesetzen absolut nicht in Einklang zu bringen erscheinen müssen. Das merkwürdigste darunter ist ohne Zweifel die Vermehrung und Verminderung des Gewichtes lebloser Körper unter der Einwirkung einer unbekannten Kraft“, welche z. B. bei einem im Beisein des Herrn Butlerov, Profeffors der Chemie an der Petersburger Universität und Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften, vorgenommenen Erperimente bei einem ursprünglichen Gewichte von 100 Pfund eine Variation von 150 Pfunden ergeben haben soll. In Details einzugehen, mangelt es uns an Raum. Wer sich für die Sache interessirt, möge die betreffenden Stellen in der Broschüre selbst esen. Den Beschluß macht der „Bericht des Comité der dialektischen Gesellschaft“ zu London über den Spiritismus, welcher bei Longmans in London als Octavband von 412 Seiten erschienen ist. „Das aus Richtern, Aerzten und Professoren zusammengesetzte Comité“, sagt Herr Aksákov S. 104, „war im Anfange der Untersuchung gegen den Spiritismus stark eingenommen. Es forschte (seit dem 26. Januar 1869) zwei Jahre lang und stattete dann seinen Bericht stark zu Gunsten des Spiritismus ab. Ucber dieses unerwartete Resultat war die dialectische Gesellschaft“ entsetzt. Der Verwaltungsrath weigerte sich, den Bericht zu veröffentlichen und ließ sein Comité im

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1

Stiche." Das Comité beschloß hierauf einmüthig, den Bericht auf eigene Verantwortlichkeit hin zu veröffentlichen. In diesem Berichte werden nun steif und fest Dinge behauptet, bei denen einem der Verstand platterdings still steht und die den „Wundern" des Herrn Baron Güldenstubbe ähnlich sehen, wie ein Ei dem andern. Das Comité hat z. B. „schwere Körper, in einigen Fällen sogar Menschen - sich langsam in die Luft erheben und daselbst ohne irgend welche sichtbare oder fühlbare Unterstüßung verweilen gesehen; es hat Töne von Möbeln, Fuß. böcken und Zimmerwänden ausgehen hören; es hat Zeichnungen, sowohl in Bleistift als in Farben in so kurzer Zeit und unter solchen Umständen entstehen sehen, daß jede menschliche Einwir kung unmöglich war" und dergleichen Wunderdinge mehr. Wenn das nicht die abgeschmacktesten, lächerlichsten Lügen sind, so weiß man wahrhaftig nicht, was man dazu sagen soll.

Soviel von der Schrift des Herrn Collegienraths Aksákov. Ich sagte oben, daß das spiritistische Treiben bereits solche Dimensionen angenommen habe, daß man die Geschichte füglich nicht länger ignoriren könne. Noch sind es nur vereinzelte Erscheinungen, welche in Deutschland hier und da an die Oeffentlichkeit treten. Daß aber im Geheimen und im Stillen auch bei uns viel spiritistisch experimentirt wird, weiß ich aus eigener Erfahrung. Seit mein Roman in den Händen des Lesepublikums ist, erhalte ich fort und fort Zuschriften, anonyme und nicht anonyme, aus allen Gegenden Deutschlands und Defterreichs. In den ersteren werde ich als Verspotter einer heiligen Sache" mit dem spiritistischen Anathema sit beehrt, in letteren zugleich mit der Bitte um strengste Discretion, um allerlei Erläuterungen und Erklärungen angegangen, die ich leider nicht. geben kann, da ich mich niemals mit derlei Experimenten befaßt habe und auch weder Zeit noch Lust habe, solches zu thun. Meiner Ansicht nach, ist der moderne Spiritismus, wenigstens in der schwindelhaften Art, in welcher er bis jetzt auftritt, nur die naturgemäße, wenn auch noch krankhafte Reaction gegen den platten Materialismus einerseits und gegen das verknöcherte Dogmenwesen andererseits, das in dem jüngsten frechen Attentate des Jesuitismus auf die Majestät der menschlichen Geistesfreiheit seinen Höhepunkt erreicht hat. Ob in den taschenspielerartigen spiritistischen Erperimenten am Ende doch ein Körnchen Wahrheit steckt, vielleicht eine zur Zeit noch ungekannte Naturkraft, an deren Schwelle der heutige Spiritismus ebenso herumtappt, wie einst die Alchymie und Astrologie an der Schwelle der Chemie und Astronomie herumtappten - das wird die Zeit und die ernste Wissenschaft zu entscheiden haben. Prag. E. M. Sauer.

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