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parcendum teneris, et dum se laetus ad auras palmes agit laxis per purum immissus habenis, 365 ipsa acie nondum falcis tentanda, sed uncis carpendae manibus frondes interque legendae. inde ubi iam validis amplexae stirpibus ulmos exierint, tum stringe comas, tum bracchia tonde, ante reformidant ferrum, tum denique dura 370 exerce imperia et ramos compesce fluentis.

Texendae saepes etiam et pecus omne tenendum, praecipue dum frons tenera imprudensque laborum; cui super indignas hiemes solemque potentem silvestres uri adsidue capreaeque sequaces 375 inludunt, pascuntur oves avidaeque iuvencae. frigora nec tantum cana concreta pruina. aut gravis incumbens scopulis arentibus aestas, quantum illi nocuere, greges durique venenum dentis et ad morsum signata in stirpe cicatrix. 380 non aliam ob culpam Baccho caper omnibus aris caeditur et veteres ineunt proscaenia ludi

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377. gravis incumbens. Die Stellung beider Wörter nebeneinander hebt malerisch die schwer lastende Hitze hervor. Vgl. Georg. I, 163. 378. nocuere, vgl. Georg. I, 49. – venenum, vgl. v. 196.

379. ad morsum signata, man sieht jeden Biss an der Rinde.

380. non aliam ob culpam, nach Vergils Darstellung als Sühnopfer für die Beschädigung des Rebstocks. Bei den Dionysien oder dem Bacchusfeste, welches von den Attikern zur Zeit der Weinlese gefeiert wurde, traten Dichter in Wettgesängen auf. Der Sieger erhielt als Preis einen Bock, der dem Bacchus geopfert wurde (Toάyos, Tragödie).

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381. veteres ludi, die aus alter Zeit stammenden, altherkömmlichen dramatischen Spiele. -posuere, saluere zur Bezeichnung einer andern Zeit Jetzt wickeln sich die Spiele gerade noch so ab (ineunt), wie sie vor Zeiten eingerichtet waren. Die historische Notiz wird in die Schilderung des gegenwärtig Thatsächlichen eingefügt. proscaenium, der Raum vor der Bühnenwand (scaena, ounun), auf welchem die Schauspieler auftraten. Derselbe war höher, als der vor ihm liegende

385

praemiaque ingeniis pagos et compita circum Thesidae posuere atque inter pocula laeti mollibus in pratis unctos saluere per utres. nec non Ausonii, Troia gens missa, coloni versibus incomptis ludunt risuque soluto oraque corticibus sumunt horrenda cavatis et te, Bacche, vocant per carmina laeta tibique oscilla ex alta suspendunt mollia pinu. 390 hinc omnis largo pubescit vinea fetu,

395

400

complentur vallesque cavae saltusque profundi
et quocumque deus circum caput egit honestum.
ergo rite suum Baccho dicemus honorem
carminibus patriis lancesque et liba feremus,
et ductus cornu stabit sacer hircus ad aram,
pinguiaque in veribus torrebimus exta colurnis.
Est etiam ille labor curandis vitibus alter,
cui numquam exhausti satis est: namque omne quotannis
terque quaterque solum scindendum glaebaque versis
aeternum frangenda bidentibus, omne levandum
fronde nemus. redit agricolis labor actus in orbem,

Raum der Orchestra, in welcher
der Altar des Bacchus war.

382. pagos et compita circum. In der ältesten Zeit durchwanderten die Dichter solcher bacchischen Festspiele das Land, wobei ihnen ihr Wanderkarren als Bühne diente.

383. Thesidae, Theseus Volk. In Athen wurde das erste stehende und steinerne Theater gebaut.

384. mollibus in pratis, das homerische λειμώνες μαλακοί. — unctos saluere per utres. Bei den ländlichen Bacchusfesten wurde ein Tanz der Art aufgeführt, dass man mit einem Fuss über aufgeblasene oder mit Wein gefüllte und mit Oel geglättete Schläuche (άonós, άonaliαouós) tanzte. Der Sieger

erhielt den Schlauch als Preis.

386. versibus incomptis, in rohen Versen aus dem Stegreif, besonders Spottversen gegen Vorübergehende. Die italischen Bauern (coloni) feierten zweimal im Jahre Bacchusfeste, im Frühjahr die Liberalia für das Gedeihen der Rebe, und nach der Weinlese die Vinalia für die Weinernte.

387. horrenda, durch Stoff und Aussehen.

389. oscilla. Kleine Bacchusköpfe wurden an den Fichten, welche man gern als Grenzmarken der Aecker setzte, frei aufgehängt, so dass der Wind sie nach allen Seiten bewegen und der Gott seinen Segen nach allen Seiten hin versprechen konnte. mollia, leicht empfindlich für jedes Lüftchen (mobilis).

391. complentur, von dem Segen des Gottes, von reichlicher Ernte. 392. honestum, öfter von der körperlichen Schönheit.

393. suum, die ihm gebührende Ehre. Vgl. v. 240.

394. lances, mit allerlei Früchten gefüllte Schüsseln, welcherlei auch zu Ehren der Ceres aufgestellt wurden. liba. Die Opferkuchen wurden aus Mehl, Milch, Eiern in Oel gebacken und noch warm mit Honig bestrichen.

395. ductus cornu. So gehörte es zum frommen Brauch.

397. ille labor, erhält seine Erklärung in namque etc.

398. exhausti satis, man kann nie fertig genug damit werden.

399. versis bidentibus, vgl. v. 355. 401. nemus. Das Laub wird dicht,

405

atque in se sua per vestigia volvitur annus.
ac iam olim, seras posuit cum vinea frondes,
frigidus et silvis aquilo decussit honorem,
iam tum acer curas venientem extendit in annum
rusticus et curvo Saturni dente relictam

persequitur vitem attondens fingitque putando. primus humum fodito, primus devecta cremato sarmenta et vallos primus sub tecta referto; 410 postremus metito. bis vitibus ingruit umbra, bis segetem densis obducunt sentibus herbae; durus uterque labor; laudato ingentia rura, exiguum colito. nec non etiam aspera rusci vimina per silvam et ripis fluvialis harundo 415 caeditur, incultique exercet cura salicti.

iam vinctae vites, iam falcem arbusta reponunt,
iam canit effectos extremus vinitor antes:
sollicitanda tamen tellus pulvisque movendus,
et iam maturis metuendus Iuppiter uvis.

redit

wie das Grün eines Hains.
labor actus in orbem. Die Arbeit
des Landmanns ist ein Kreislauf
gleichmässig sich wiederholender
Geschäfte von Anfang bis zu Ende
des Jahres und von einem Jahr in
das andere.

403. olim, hinweisend auf das nahende Ende des Jahres oder der Arbeit in der Rebpflanzung; darauf bezogen ist tum, dann in dieser vorgerückten Zeit.

405. acer, nie erschlaffend, nie ermüdend hält er seine Arbeit nie für abgeschlossen.

406. curvo Saturni dente. Die Rebe wird mit dem gekrümmten Rebmesser beschnitten. relictam. Der Rebstock steht verlassen von Frucht und Laub da.

407. fingit. Er stellt den Rebstock wieder reinlich, säuberlich her, indem er die ausgewachsenen und abdörrenden Schösslinge abschneidet.

408-419. Diese Verse enthalten nicht neue Lehren und neue Arbeiten, sondern gleichsam abschliessend eine allgemeine Mahnung, was überhaupt und wie unermüdlich in der Arbeit der Winzer zu arbeiten habe. primus fodito, sei der erste im Aufgraben.

409. vallos referto. Im Winter werden auch bei uns noch die Rebstützen ausgenommen, um sie nicht unnöthig den Einflüssen der Witterung auszusetzen.

410. postremus metito. Es wurde also auch schon bei den Alten vor dem Frühherbsten gewarnt. ingruit umbra, vgl. Georg. I, 191.

411. herbae. Wenn man nichts gegen das Unkraut thut, so wird der Boden mit dichtem Gestrüpp überwuchert.

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412. laudato colito. Lass es beim Lob bewendet sein und beschränke dich darauf, ein kleines Stückchen gut zu bebauen, d. i. trachte nicht nach zu grossem Gut, du kannst die Bebauung bei der unausgesetzt nöthigen Arbeit nicht erfolgreich umtreiben.

413. rusci vimina, vgl. Ecl. VII, 42. 415. exercet, macht zu schaffen. inculti. Die Weide wächst wild auf.

417. extremus, am Ende der Baumund Rebpflanzung mit der Arbeit angekommen.

418. pulvisque movendus, epexegetisch zu sollicitanda tellus, die Erde aufschaffen, dass sie locker wie Staub wird.

420

Contra non ulla est oleis cultura: neque illae procurvam exspectant falcem rastrosque tenacis, cum semel haeserunt arvis aurasque tulerunt; ipsa satis tellus, cum dente recluditur unco, sufficit umorem et gravidas, cum vomere, fruges. 425 hoc pinguem et placitam Paci nutritor olivam.

Poma quoque, ut primum truncos sensere valentis et viris habuere suas, ad sidera raptim

vi propria nituntur opisque haud indiga nostrae. nec minus interea fetu nemus omne gravescit, 430 sanguineisque inculta rubent aviaria bacis. tondentur cytisi, taedas silva alta ministrat, pascunturque ignes nocturni et lumina fundunt. Tet dubitant homines serere atque impendere curam?] quid maiora sequar? salices humilesque genistae 435 aut illae pecori frondem aut pastoribus umbram sufficiunt saepemque satis et pabula melli. et iuvat undantem buxo spectare Cytorum Naryciaeque picis lucos, iuvat arva videre non rastris, hominum non ulli obnoxia curae.

420-457. Die weniger Pflege erfordernden Pflanzungen.

421.procurvam, vornen gekrümmt, wie die Rebmesser. tenaces. Der zweizahnige Karst beisst sich gleichsam in den Boden ein und hält fest darin.

422. haeserunt-tulerunt, wenn sie nach der Verpflanzung feste Wurzel gefasst und an die Witterung sich gewöhnt haben.

423. satis. In hinlänglichem Masse giebt den Oelpflanzungen die Erde Feuchtigkeit, wenn die Erde mit dem Karst gelockert wird, und wenn man des Guten mehr thun will, wenn man mit dem Pflug nachhilft, dann giebt es überreiche Frucht (gravidas fruges). vgl. Ecl. IV, 21.

ipsa,

424. cum vomere, recluditur. 425. hoc, Abl. caus. (tõ bei Hom.). placitam Paci, als bekanntes Symbol des Friedens. nutritor, alt für nutrito.

427. suas, vgl. v. 393. 428. opisque nostrae, epexegetisch an vi propria angeschlossen. 431. cytisi, vgl. Ecl. I, 78. 433. et dubitant curam? Die

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et, und da zweifeln noch die Menschen.

434. quid maiora sequar? Was soll ich nur von den grossen Bäumen erzählen? genistae, vgl. v. 12; humiles hier relativ im Gegensatz zu den hohen Bäumen.

435. illae, Epanalepsis, wie oft bei Homer.

436. sata, Pflanzungen, hier besonders Reb- und Baumpflanzungen.

437. Cytorum. Auf dem Berg Cytorus in Paphlagonien gedieh der Buchsbaum zu ganz besonderer Höhe. Daher das Sprüchwort: Buchs auf den Cytorus tragen.

438. Naryciae picis. Die opuntischen Locrer aus Naryx gründeten die Colonie Locri in Bruttium, deren Bewohner sich besonders mit der Gewinnung des Pechs beschäftigten, das die Pechföhre des grossen Bergwaldes Sila reichlich lieferte. arva, nicht buchstäblich das Ackerland, wo der Pflug geht, sondern der Grund und Boden, der von sich aus etwas trägt (hominum non obnoxia curis).

440 ipsae Caucasio steriles in vertice silvae,

quas animosi euri adsidue franguntque feruntque,
dant alios aliae fetus, dant utile lignum

navigiis pinus, domibus cedrumque cupressosque;
hine radios trivere rotis, hinc tympana plaustris
445 agricolae et pandas ratibus posuere carinas.
viminibus salices, fecundae frondibus ulmi,
at myrtus validis hastilibus et bona bello
cornus, Ituraeos taxi torquentur in arcus.
nec tiliae leves aut torno rasile buxum
non formam accipiunt ferroque cavantur acuto.
nec non et torrentem undam levis innatat alnus
missa Pado; nec non et apes examina condunt
corticibusque cavis vitiosaeque ilicis alvo.

450

quid memorandum aeque Baccheia dona tulerunt? 455 Bacchus et ad culpam causas dedit; ille furentis Centauros leto domuit, Rhoecumque Pholumque et magno Hylaeum Lapithis cratere minantem. O fortunatos nimium, sua si bona norint, agricolas! quibus ipsa procul discordibus armis 460 fundit humo facilem victum iustissima tellus. si non ingentem foribus domus alta superbis

440. Caucasio in vertice, vgl. Georg. I, 120. steriles, im Gegensatz zu den Fruchtbäumen.

442. fetus, Erträgnisse.

444. trivere, vgl. Georg. I, 49. tympana, Räder aus ganzen Holzplatten.

446. fecundae frondibus ulmi. Das Laub der Ulme wurde als Viehfutter gebraucht.

447. hastilibus, nämlich fecundae. 448. Ituraeos in arcus, vgl. v. 440. Ituräa, ein östlicher Landstrich von Palästina, wurde von Arabern bewohnt, die als Räuber und gute Bogenschützen bekannt

waren.

449. buxum, Buchsholz, buxus, Buchsbaum.

451, torrentem undam, vgl. Georg, I, 482.

453. vitiosae, von Alter ausgefressen.

454. aeque. Der Dichter stellt vergleichend den Gewinn aus beiden Pflanzungen nebeneinander.

455. Bacchus et dedit. Ohne die

Gabe des Bacchus gering zu schätzen fügt er noch bei: aber doch hat er auch die Ursache gegeben. Der Weinbau erfordert das ganze Jahr über Mühe, und seine Ernte führt oft zu Unheil; nicht so die Baumpflanzungen. causas dedit ad, wie ansam dare ad.

456. Centauros. Die dem Weine ergebenen thessalischen Centauren lebten in fortwährendem Hader. Bei der Hochzeitfeier des Lapithen Pirithous wollten sie von Wein trunken die Braut Hippodamia entführen und wurden in dem darüber entstandenen Streit getödtet. An Centauros schliesst sich in epischer Weise eine Aufzählung von einzelnen. magno cratere, vgl. Aen. IX, 346.

458-540. Lob des Landlebens. 460. fundit humo, sie ergiesst aus ihrem Schooss.

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