wird von dem sorgfältigen Decken der Wurzeln gesprochen. Kann diducere terram,,lockern" heissen? 464. inlusas. Während inludere gewöhnlich bei derartigen Goldstickereien gebraucht wird, hat includere bis jetzt nicht genügend erklärt werden können. GEORGICA III. 11-39. Diese Verse scheinen nach der Schlacht von Actium hinzugedichtet worden zu sein (vgl. Ladewig S. 6); denn von einer Vision des Dichters kann doch wohl kaum die Rede sein. Sie schieben sich auch ziemlich zusammenhangslos ein, während v. 40 sich ganz leicht an v. 11 anfügt. Interea wurde als Versanfang nach der Einschiebung nothwendig; wenn man statt primus ego mit Weglassung v. 11-39 fortfahren würde primi nos Dryadum etc., so wäre das Buch nach den ersten 10 Versen vollständig klar und einfach eingeleitet. Dem Dichter lag offenbar einerseits viel daran, zuerst die Georgica ganz zu vollenden, bevor er das in Aussicht genommene noch grössere Werk anfinge, andrerseits glaubte er dem Augustus die Gefälligkeit der sichern Ankündigung, welche zugleich auch eine Entschuldigung enthielt, schuldig zu sein. Vgl. v. 11 und v. 46, und Georg. IV, 561. 50. pascit, wie Med. Rom. geben, erscheint als die richtige Lesart. Nicht wer Pferdezüchter oder Landbauer werden will, sondern wer es wirklich ist, muss sorgsame Auswahl halten. 77. minaces. Diese Lesart des Med. Rom. zeichnet wohl schärfer als minantis (Pal.). Ersteres hebt die Eigenschaft als eine dauernde hervor; nicht in dem Augenblick erst wo das Pferd an das Ufer kommt, droht die Strömung. 78. ponti. So die Vulgata nach dem Rom. Der Med. hat, wenn die Flor. Copie richtig ist und wie Pier. bestätigt, ohne alle Andeutung von Correctur ponto (Ribb. notirt Ι PONTO). Freilich geht mit der Lesart ponti alle Steigerung verloren, während zu ponto die Mit 80. argutum. Seit Servius bis auf Voss erklärt man dieses die charakteristische Eigenthümlichkeit des Pferdekopfs so scharf zeichnende Wort mit breve. Voss übersetzt richtiger,,feineres Haupt". Forbiger, Pallad. IV, 13, 2 aures breves et argutae mit Recht beiziehend, weil hiemit die lauschenden, gleichsam verständigen Ohren gezeichnet sind, verwischt gleichwohl seine bessere Erklärung wieder durch den Zusatz: Iam vero cum generosi equi habeantur, qui brevi capite sunt praediti, hic sane idem est, quod breve, exiguum caput. 96. nec turpi ignosce senectae. Die gewöhnlichen Erklärungen haben, ich möchte fast sagen etwas Unzartes, welches durch die von Tittler vorgeschlagene Umstellung v. 120 -122 noch verschärft wird, abgesehen, dass durch die letztere die vom Dichter hervorgehobene Unterscheidung von Zuchtthier und Rennpferd aufgehoben wird. Der Dichter zeigt durchgehends einen so liebevollen Umgang mit der Thierwelt, dass man ihm wohl nicht folgerichtig eine solche Härte imputiren kann. 140. gravibus plaustris. Vgl. II, 110. III, 436, 470. wöhnung des jungen Rindes geschieht durch einen leichten Halsring aus Weiden; zwei mit diesen versehene werden gerade an diesen Ringen zusammengebunden und dressirt, neben einander im Schritt herzulaufen, wie man sie im Zuge braucht. Dann wird ein leichter, leerer Wagen zugefügt in der Weise, dass die jungen Thiere noch immer ihre leichten Weidenringe um den Hals haben, welche stark genug sind, um als Halter der Stränge für den leeren Wagen zu dienen. Gerade von diesen nämlichen Halsringen aus, an welchen man sie zusammengekoppelt hat, um sie gleichmässig gehen zu lehren, werden auch die Stränge rechts und links von der Deichsel zum Wagen geführt. Ich kann so in ipsis keinen Widerspruch weder gegen den Ausdruck noch gegen die Sache finden. Kann nach Wagners Conjectur e torquibus,,mittels zusammengebundener Weiden" heissen? 194. tum tum. Die nachdruckvolle Wiederholung, welche Med. Rom. Vat. geben, erhält durch die Ausmalung des folgenden Verses ihre Begründung. 305. haec tuenda. Diese nach der Ueberlieferung der Handschriften wohl unzweideutig ursprüngliche Lesart hat durch die in ihr gesuchte Schwierigkeit zu den Varianten Veranlassung gegeben. Gewiss hat man hier auf die ursprünglichere als die schwierigere Lesart zurückzugehen. Schon Servius (vgl. dazu Philarg. Pier.) spricht sich über dieselbe ganz deutlich aus. 328. arbusta können hier doch nicht die Rebpflanzungen der Alleen sein, wenn wir dem Dichter nicht die Ungeschicklichkeit zumuthen wollen, dass er seine Ziegenheerden in Rebpflanzungen treiben lässt, oder mitten auf dem Weg durch Feld und Flur in einem arbustum stecken bleibt. Es gab eben nach Plin. IX, 26, 92 ff. verschiedene Arten von Grillen, wie auch die deutschen Bezeichnungen Baumgrille, Heupferd andeuten. 329. iubeto, vgl. v. 312. tondent. Die erste Person stellt eine Be ziehung zur Person des Dichters her, für welche der Zusammenhang keinen Anhalt giebt. 351. medium sub axem. Kiepert hat das Rhodopegebirg so schön und deutlich gezeichnet, dass kein Zweifel sein kann, dass sub axem zumal mit dem Zusatz medium hier nicht wie Georg. II, 271 zu nehmen sei. 402. exportant. Der Wechsel exportans adit pastor scheint mir an sich gerade nicht unmöglich, aber mitten zwischen quod mulsere, premunt und aut contingunt eine unzweifelhafte Verletzung des vom Dichter so sorgfältig beachteten Ebenmasses der Form in gleichartig einander gegenüberstehenden Theilen. Ich finde daher keinen Grund von der Ueberlieferung aller guten Handschriften abzugehen und ,,Scaligers Verbesserung eines allgemeinen Schreibfehlers" aufzunehmen, nur um adit pastor enger in den Satz zu ziehen, während ja gerade dieser selbständige Zusatz ein schönes Bild liefert. 408. impacatos. Der Med. giebt statt dessen ursprünglich indignatos, wohl mindestens mit ebenso viel Schärfe und Charakterisirung als die Vulgata. 434. exterritus scheint mir zu aestu weniger zu passen, als die im Med. angedeutete Correctur exercitus. Die Hitze plagt, aber sie scheucht nicht auf. 444. hirsutis. Die besondere Neigung Vergils oft nebensächliche Einzelheiten beizuziehen, nur um recht ins Detail auszumalen, sowie die Congruenz mit tonsis sprechen allerdings für die Lesart des Med. Rom. hirsutis. Wagner bemerkt dagegen, hirsutis erfordere nicht et sondern aut. Im Gegentheil, gerade die enge Beziehung zu tonsis macht bei dieser Lesart aut unmöglich und lässt nicht einmal das Komma vor et zu. Die Räude entsteht, wenn der nicht abgewaschene Schweiss mit dem Blut sich mengt. 485. in se ossa collapsa trahebat. Allgemein verbindet man in se mit trahebat, ohne dass ganz klar wäre, was der Dichter mit der Verbindung liquor ossa in se trahebat sagen will. Daher entstand auch Peerlkamps Conjectur cadebant. Indessen ist die Verbindung von collabi mit in wohl nicht so abnorm, und es ist doch gewiss etwas ganz Einfaches, wenn der Dichter sagt: Die Glieder sinken in sich zusammen und schleppen sich nur noch mühsam fort. Vgl. Ovid. Met. V, 96: defectos cecidit collapsus in artus. Plaut. Truc. III, 2, 3: clanculum collapsus est in corruptelam suam. Val. Max. VI, 2, 10: ira in se ipsa collapsa est. 548. iam nec mutari. Diese Wort folge des Med. Pal. scheint mir den Vorzug zu haben vor der des Rom. nec iam. Denn nicht der erste Satztheil allein mit nec soll durch iam gesteigert werden, sondern beide mit nec und et verbundenen: schon ist es so weit gekommen, dass es einerseits nichts mehr hilft, das Futter zu wechseln, andererseits alle künstlichen Heilmittel versagen. 563. invisos. Ueber die gegebene Erklärung vgl. die Erörterung in. N. J. f. Phil. 1860. S. 280 und mein Programm Constanz 1862. GEORGICA IV. 58. hic ubi, wie der Pal. giebt, scheint mir hier richtiger, als hinc ubi. In den vorhergehenden Sätzen ist hinc allein an seinem Platze, WO etwas Werdendes ausgeführt wird. Hier aber wird nicht etwas weiter Werdendes angefügt, sondern etwas, was auf Grund des eingetretenen Thatsächlichen statt finden soll, das contemplari. Sobald die Bienen angefangen haben zu schwärmen, da muss man genaue Beobachtung anstellen. 103. caelo. Vgl. Anhang II, 110. 130. in dumis. Es ist mir zweifelhaft, ob in dumis innerhalb der Einhegung heissen könne. In der Vernichtung des wuchernden Gestrüpps, wo sonst Niemand eine Gartencultur für möglich hält, zeigt er seine ausdauernde Arbeit und seine Kunst. Wo rings nur Dornen wachsen, da blüht, wie eine Oase in der Wüste, der Garten des fleissigen und kunstsinnigen Arbeiters. 199. nixibus. Servius erklärt die Vulgata nixibus, während alle guten Handschriften nexibus geben. Die Vulgata mit aut kann nur einen steigernden Sinn haben: „oder gar lebendige Junge (fetus) zur Welt bringen." Für die Lesart der Handschriften müsste erst die entsprechende Bedeutung für nexus nachgewiesen werden. Non edunt fetus per concubitum conceptos erklärt Hildebrand. Wagner erklärt zu nec - nec in der dritten kleinen Ausgabe (Leipzig 1861): particulae neque nec non solum locum habent in disiunctione rerum, sed interdum etiam ponuntur, ubi idem sensus bis, sed leviter variatus exprimitur, cf. Aen. VII, 585. 230. ore fove. Wenn auch schon bei Servius ore fove erklärt wird, so kann die daraus entstandene Lesart ora fove doch nur auf einem Missverständniss beruhen, wie Ameis (Specil. expl. Vergil. p. 39) ausführlich nachgewiesen hat. Wer einen Bienenstock leert, wird sich wohl hüten den Mund aufzusperren, so dass die Bienen einen riechenden Athem gewahr werden könnten. Eine Mahnung daran müsste im Gedicht geradezu einen komischen und auch unästhetischen Eindruck machen. Wie ore fave ist haustu sparsus aquarum von der Opferhandlung entnommen. Dass aber damit eine Vorsichtsmassregel verbunden war, deutet auch Servius an, wenn er zu ore fove erklärt: ipsos haustus scilicet. et hoc dicit: spargendo aquam imitare pluviam. 384. perfundit. Diese zwar mit punctirtem N im Med. erhaltene Lesart hat Ribbeck beibehalten, und wohl mit Recht. Denn perfundit gehört, wie die übrigen im Präsens gegebenen Handlungen dant, ferunt, onerant, reponunt, adolescunt, precatur, incipit zu dem, was bei dem Opfer zu geschehen hat; reluxit dagegen zeichnet den erwünschten Zwischenfall, der während der Opferhandlung eingetreten ist. So ist perfudit offenbar aus reluxit entstanden. 400. franguntur. Aus ähnlichem Grunde, wie v. 384 gebe ich dieser Lesart des Pal. Rom. den Vorzug vor der des Med. frangentur. Mit dem Präsens wird angezeigt, dass das nicht bei Aristäus allein so geschehen wird, sondern dass es immer so ist, so oft Jemand von Proteus ein Orakel will. Das Futurum ist wohl aus dem irrig verstandenen demum entstanden, welches man auf das spezielle Vorgehen des Aristäus bezogen hat. 447. neque est te fallere quicquam. Man hat, wie mir scheinen will, mehr Schwierigkeit in diese Stelle hineingetragen, als eine einfache wörtliche Auffassung veranlasst. fallere mit dem Objectsaccusativ te kann schon durch das vorausgegangene scis, scis ipse nicht missverstanden werden, zu welchem es ja nur ein epexegetischer Zusatz ist. Aristäus sagt zu Proteus auf seine Fragen, er solle diese sein lassen, er wisse ja wohl selbst schon (ipse), warum er gekommen sei. Nur muss man an der Bedeutung von fallere nicht zu sehr straucheln. Dies Verb ist unser,,täuschen", d. i. einen zum Tausch bringen, auf die Wahl bringen; daraus entsteht das zweifeln, dubitare doiάζειν. Es kann dich nichts täuschen" kann also doch nicht sehr verschieden sein von ,,du kannst nicht im Zweifel sein", warum ich hier bin. Der Anschluss sed tu desine (fallere) kann wohl gleichfalls keine Schwierigkeit haben, wenn wir hier fallere selbst als ,,hintergehen" fassen. Das ganze kurze Zwiegespräch, welches der Verkündung des Proteus vorausgeht, ist ja der Ausdruck einer heftigen beider seitigen Erregung; in einem solchen darf doch der Dichter den natürlichen Erguss nicht durch scrupulöse Akribie bei einer Ellipse hemmen und lähmen. 484. vento. Ameis hat sich gegen das artificium der Erklärer ausgesprochen,,rem poni pro rei defectu“ und in vento einen Dativ angenommen, ist aber schliesslich in dasselbe artificium gerathen, wenn er ventus personifizirend erklärt:,,Vento illi, qui rotam, in cuius orbem alligatus erat Ixion, agitabat, eum sensim sedatior factus esset, tandem constitit rota, i. e. atque adeo sedatus est Ventus ille, qui circumagebat illam rotam, in cuius orbem alligatus erat Ixion. Damit wird doch gerade zum causalen Ablativ hingeführt, abgesehen davon, dass es unerklärt bleibt, was es heissen soll: das Rad steht, bleibt dem Wind stehen. Einfacher, aber gewiss den Sinn treffend, hilft Servius, wenn er erklärt: deest cum; et hoc dicit: cum vento suo rota constitit; i. e. cum causa volubilitatis quievit. Die von Ladewig angezogene Stelle bei Hor. carm. I, 12, 10 führt hier gleichfalls vielmehr zum Abl. caus. als zum Dativ. in vento. 509. sub antris. Für diese Lesart des Med. scheint mir hauptsächlich der Zusatz in der Vergleichung sub umbra an der gleichen Versstelle zu sprechen, welcher bei der Lesart des Rom. sub astris keinen Vergleichungspunkt hätte. Wir müssten Vergil als weniger aufmerksam auf solche ausmalende Einzelheiten in der Erzielung des Ebenmasses der Bilder kennen, wenn wir annehmen wollten, dass auch hier nicht eine bestimmte Absicht des Dichters vorliege. |