non ulli pastos illis egere diebus 25 frigida, Daphni, boves ad flumina; nulla neque amnem et tumulum facite et tumulo super addite carmen: MENALCAS. 45 Tale tuum carmen nobis, divine poeta, Mutter der schönen Daphnis, Venus als Mutter des iulischen Geschlechts. 24-28. Hirten und Heerden trauern um Daphnis. Da der Dichter in Daphnis den Cäsar verherrlicht, so beschränkt er den Wohnsitz des Hirten nicht auf Sicilien. 25. nulla neque, eine Häufung der Negation nach griechischer Art. 29-39. Das Verdienst des Daphnis, die Einführung des Weinbaus, machte das Leben heiter und schön. Nach dessen Tod wurde Alles traurig und öde. 29. subiungere tigris. Der Wagen des Bacchus wurde von gezähmten Tigern gezogen. 30. thiasos, die begeisterten Tänze der Bacchanten. inducere einherführen (sisayev auch von der Bühne: auf die Bühne bringen, darstellen). 31. foliis intexere hastas. Die Thyrsusstäbe wurden mit Epheu und Reblaub umwunden. 35. Pales, Schutzgöttin der Hirten und Heerden; ihr zu Ehren wurden die Palilia am 21. April als am Gründungstage Roms gefeiert. Apollo, welcher dem König Admetus am Ufer des thessalischen Flusses Amphrysus die Rinder gehütet hatte, wurde als vóμios, Beschützer der Heerden verehrt. 36. grandia. Zur Saat werden die schönsten Körner ausgesucht; selbst diese bringen nur unseligen (infelix) Lolch hervor. (Eine unglückliche Ernte). avena hier in der ursprünglichen Bedeutung: der strohige, unfruchtbare Halm, daher sterilis. 40. inducite umbras. Auf dem Lande pflegte man besonders geliebte Angehörige bei besuchten Quellen zu beerdigen und dabei Bäume (umbras) zu pflanzen. Bäume um Grabmäler zu pflanzen war schon Brauch in der homerischen Zeit. 50 dulcis aquae saliente sitim restinguere rivo. nos tamen haec quocumque modo tibi nostra vicissim Daphnim ad astra feremus: amavit nos quoque Daphnis. An quicquam nobis tali sit munere maius? MENALCAS. Candidus insuetum miratur limen Olympi ulla dolum meditantur; amat bonus otia Daphnis. intonsi montes, ipsae iam carmina rupes, 48. magistrum, den Daphnis. 50. quocunque modo, vgl. Ecl. III, 109 und Anhang. 51. Daphnim tuum, den Daphnis, an dem du mit grosser Liebe hängst und der dich nicht minder liebte; vgl. v. 53. 56-80. In weitern 24 Versen wird die Vergötterung des Daphnis besungen. 56. candidus, verklärt, im Götterglanz.-limen Olympi, die Schwelle der Himmelsburg. 58. ergo, buchstäblich, doyo, quo factum est ut. alacris voluptas, lebendige Freude herrscht in Wald und Feld. cetera hier wie oft allos (ausserdem, überdies, sonst noch), also: Wald und Flur. 59. Panaque puellas, eine epexegetische Aufzählung v. 58. Freude erfasst die unbelebte nnd belebte Natur. (56-59, vgl. 24-28). - Dryades, Baum- oder Waldnymphen (dovs). 61. amat bonus otia Daphnis. Vgl. das in Ecl. IV. gepriesene goldene Zeitalter. 63. intonsi montes, die dichtbewaldeten Berge. - carmina sonant. Ueber den Acc. beim Verbum intrans. vgl. Ecl. IV, 46. 64. Menalca. Wohin Menalcas sich wendet, überall hört er sich entgegenrufen: Er ist ein Gott, Menalcas. Durch diese Anrede wird der trauliche und lebhafte Verkehr des Hirten mit der von ihm durchstreiften Natur hervorgehoben. 66. duas altaria, zwei als Opfertische für Phöbus. Die arae dienen zu unblutigen Opfern, wie sie dem als Lar verehrten Cäsar dargebracht werden, die altaria sind für die Opferthiere. Das auf den 13. Juli als den Geburtstag Cäsars fallende Opfer trifft mit den ludi Apollinares zusammen. craterasque duo statuam tibi pinguis olivi, et multo in primis hilarans convivia Baccho, 70 ante focum, si frigus erit, si messis, in umbra vina novum fundam calathis Ariusia nectar. cantabunt mihi Damoetas et Lyctius Aegon; saltantis Satyros imitabitur Alphesiboeus. haec tibi semper erunt, et cum sollemnia vota Quae tibi, quae tali reddam pro carmine dona? MENALCAS. 85 Hac te nos fragili donabimus ante cicuta. At tu sume pedum, quod, me cum saepe rogaret, 69. hilarans convivia. Nicht bloss bei dem jährlichen Opfer, sondern bei jedem Gelage, sei es im Winter, sei es im Sommer, soll des neuen Laren mit einem Becher gedacht werden. Ausschliesslich an einen Opferschmaus zu denken ist keineswegs nothwendig. 71. vina Ariusia, Chier Wein. Ariusia, eine Stadt auf Chios. novum nectar, ein bisher unbekannter Wein wie Nektar. 72. Lyctius, aus Lyctus auf Creta. 73. saltantis Satyros. Auch der Satyrtanz soll bei dem ländlichen Feste nicht fehlen. Die Satyren sind die Begleiter des Bacchus. 74. solemnia vota, die Gelübde bei der jährlich wiederkehrenden Festfeier. Ob das Fest der Nymphen mit dem Bacchusfest, den am 17. März gefeierten Liberalia verbunden, oder ein besonderes Fest gewesen sei, ist nicht überliefert. 75. reddemus, vgl. Ecl. III, 21. cum lustrabimus agros, bei den im April oder Mai gefeierten Ambarvalien. Vgl. Ecl. III, 77. 76. dum manebunt, eine ähnliche enumeratio wie Ecl. I, 59 ff. 77. rore. Die Cicaden leben von dem Saft der Blüthen, nach einer alten Meinung vom Thau. 80. damnabis votis. Um von einem Gotte etwas zu erlangen, macht man ihm ein Gelübde; nach Erfüllung der Bitte ist man zur Erfüllung des Gelübdes verpflichtet, damnatus voti s. voto. 85. cicuta, vgl. Ecl. II, 36. 86. haec docuit. Mit der nämlichen Hirtenpfeife hat der Dichter die zweite und dritte Ecloge begleitet. 88. pedum, der knorrige Hirtenstock mit regelmässig abgesetzten Knoten und schönem Erzbeschlag. non tulit Antigenes, et erat tum dignus amari, 90 formosum paribus nodis atque aere, Menalca. ECLOGA VI. Prima Syracosio dignata est ludere versu nostra nec erubuit silvas habitare Thalia. cum canerem reges et proelia, Cynthius aurem vellit et admonuit: 'pastorem, Tityre, pinguis 5 pascere oportet ovis, deductum dicere carmen.' nunc ego namque super tibi erunt qui dicere laudes, Vare, tuas cupiant et tristia condere bella agrestem tenui meditabor harundine Musam. non iniussa cano. si quis tamen haec quoque, si quis 10 captus amore leget: te nostrae, Vare, myricae, te nemus omne canet; nec Phoebo gratior ulla est, quam sibi quae Vari praescripsit pagina nomen. Pergite, Pierides. Chromis et Mnasyllos in antro Silenum pueri somno videre iacentem, Sechste Ecloge. Alfenus Varus war nach dem perusinischen Krieg von Octavianus mit der Ackervertheilung in Oberitalien beauftragt worden. Vergilius versprach ihm, in einem Gedicht ihn zu verherrlichen, wenn er Mantua verschone. Der Dichter behielt wohl sein Landgut, aber die Mantuaner wurden nicht verschont. Genöthigt seinem Versprechen nachzukommen widmete er dem Varus die sechste Ecloge; aber statt eines Lobliedes lässt er den Silenus epikureische Lehren und alte Sagen vortragen, sich damit entschuldigend, dass er zum erhabenen epischen Gedicht sich nicht fähig fühle. Mit dem bucolischen Gedicht hat diese Ecloge nichts gemein, als etwa die gleichfalls in der freien Natur lebende Person des Silenus, des Lehrers des Bacchus. 1. prima wie öfters adverbial, erhält seinen Gegensatz in cum canerem in v. 3. Syracosio versu, vgl. Ecl. IV, 1. 2. Thalia. Die neun Musen bei Hesiod heissen: Clio, Euterpe, Thalia, Melpomene, Terpsichore, Erato, Polyhymnia, Urania, Calliope. 4. vellit aurem, aus dem gewöhnlichen Leben entnommene humoristische Bezeichnung der Warnung. 5. deductum carmen, ähnlich wie vox deducta eine gemässigte Stimme im Gegensatz zu vox elata, bezeichnet das einfache Hirtengedicht. 6. super erunt, es wird Dichter übrig genug geben. 7. tristia bella, die Bürgerkriege, in welchen Varus als Truppenführer betheiligt war. 8. agrestem meditabor Musam, vgl. Ecl. I, 2. 9. non iniussa cano, vgl. v. 4. Es ist das Dichten nicht meine Laune. tamen, mit Bezug auf agrestem Musam. 11. myricae nemus, Feld und Wald tönen wieder vom Namen Varus. Vgl. Ecl. IV, 2. pagina, das Blatt des Gedichtes. 12. pergite, eine Aufforderung, ein wie v. 1 bezeichnetes Lied zu dichten. Pierides, vgl. Ecl. III, 85. 13. Chromis et Mnasyllos, die Namen von Faunen oder Satyrn. 15 inflatum hesterno venas, ut semper, Iaccho; nam saepe senex spe carminis ambo 20 addit se sociam timidisque supervenit Aegle, 30 35 30. Rhodope und Ismarus, Zweige des thrazischen Hämus, wo Orpheus seine Gattin in Liedern beweinte. Er sang 31. namque canebat. die epicureische Lehre von der Entstehung der Welt. Der Dichter hatte den Epicureer Syron als Lehrer der Philosophie gehabt. —magnum inane, der unendliche Weltraum. 32. semina, die Atome. Als die vier Urstoffe werden Erde, Luft, Wasser und Feuer bezeichnet. 33. liquidi ignis, das reine Feuer wie es die Gestirne ausstrahlen. (Aether, a∞). 34. mundi orbis, das All, das Weltall als Ganzes, Einziges, im Gegensatz zu den semina nondum coacta. Vgl. Ecl. IV, 50. tener, zart, neu geschaffen. = 35. durare, hier durescere. discludere Nerea. Das als Element in dem Weltganzen oder speziell in dem sich bildenden Erdball enthaltene Wasser wird ausgeschieden, abgeschlossen (discludere) als Meer; es wird ihm ein eigener Raum, der pontus, die grosse Tiefe angewiesen. ponto ist Ablativ des Ortes. Erst dann wird es möglich, dass die |