Billeder på siden
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Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, mit
Dem Herzen falsch-nicht zusehn, daß mir einer
Als seinem Freunde traut, und mein Gewissen
Damit beschwichtigen, daß ers auf seine
Gefahr tut, daß mein Mund ihn nicht belogen.
Wofür mich einer kauft, das muß ich sein.
-Ich geh zum Herzog. Heut noch werd ich ihn
Auffordern, seinen Leumund vor der Welt
Zu retten, eure künstlichen Gewebe

Mit einem graden Schritte zu durchreißen.
OCTAVIO. Das wolltest du?

MAX.

Das will ich. Zweifle nicht.

OCTAVIO. Ich habe mich in dir verrechnet, ja.
Ich rechnete auf einen weisen Sohn,

Der die wohltätgen Hände würde segnen,

Die ihn zurück vom Abgrund ziehn-und einen
Verblendeten entdeck ich, den zwei Augen
Zum Toren machten, Leidenschaft umnebelt,
Den selbst des Tages volles Licht nicht heilt.
Befrag ihn! Geh! Sei unbesonnen gnug,
Ihm deines Vaters, deines Kaisers
Geheimnis preiszugeben. Nötge mich

Zu einem lauten Bruche vor der Zeit!

Und jetzt, nachdem ein Wunderwerk des Himmels
Bis heute mein Geheimnis hat beschützt,
Des Argwohns helle Blicke eingeschläfert,
Laß michs erleben, daß mein eigner Sohn
Mit unbedachtsam rasendem Beginnen
Der Staatskunst mühevolles Werk vernichtet.
MAX. O! diese Staatskunst, wie verwünsch ich sie!
Ihr werdet ihn durch eure Staatskunst noch
Zu einem Schritte treiben-Ja, ihr könntet ihn,
Weil ihr ihn schuldig wollt, noch schuldig machen.
O! das kann nicht gut endigen-und mag sichs
: Entscheiden wie es will, ich sehe ahnend
Die unglückselige Entwicklung nahen.-
Denn dieser Königliche, wenn er fällt,
Wird eine Welt im Sturze mit sich reißen,

Und wie ein Schiff, das mitten auf dem Weltmeer

In Brand gerät mit einem Mal und berstend
Auffliegt und alle Mannschaft, die es trug,
Ausschüttet plötzlich zwischen Meer und Himmel,
Wird er uns alle, die wir an sein Glück
Befestigt sind, in seinen Fall hinabziehn.
Halte du es, wie du willst! Doch mir vergönne,
Daß ich auf meine Weise mich betrage.

Rein muß es bleiben zwischen mir und ihm,

Und eh der Tag sich neigt, muß sichs erklären,

Ob ich den Freund, ob ich den Vater soll entbehren. (Indem er abgeht, fällt der Vorhang.)

TOD

EIN TRAUERSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

PERSONEN

WALLENSTEIN. OCTAVIO PICCOLOMINI. MAX PICCOLOMINI. TERZKY. ILLO. ISOLANI. BUTTLER. RITTMEISTER NEUMANN. EIN ADJUTANT. OBERST WRANGEL, von den Schweden gesendet. GORDON, Kommandant von Eger. MAJOR GERALDIN. DEVEROUX, MACDONALD, Hauptleute in der Wallensteinischen Armee. SCHWEDISCHER HAUPTMANN. EINE GESANDTSCHAFT VON KÜRASSIEREN. BÜRGERMEISTER VON EGER. SENI. HERZOGIN VON FRIEDLAND. GRÄFIN TERZKY. THEKLA. FRÄULEIN NEUBRUNN, Hofdame der Prinzessin. VON ROSENBERG, Stallmeister der Prinzessin. DRAGONER. BEDIENTE. PAGEN. VOLK.

Die Szene ist in den drei ersten Aufzügen zu Pilsen, in den zwei letzten zu Eger.

ERSTER AUFZUG

Ein Zimmer, zu astrologischen Arbeiten eingerichtet und mit Sphären, Karten, Quadranten und anderm astronomischen Geräte versehen. Der Vorhang von einer Rotunde ist aufgezogen, in welcher die sieben Planetenbilder, jedes in einer Nische, seltsam beleuchtet, zu sehen sind. Seni beobachtet die Sterne, Wallenstein steht vor einer großen schwarzen Tafel, auf welcher der Planetenaspekt gezeichnet ist.

1. AUFTRITT

Wallenstein. Seni.

ALLENSTEIN.

Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab.
Der Tag bricht an, und Mars regiert die Stunde.

Es ist nicht gut mehr operieren. Komm!

Wir wissen gnug.

SENI.

Nur noch die Venus laß mich

Betrachten, Hoheit. Eben geht sie auf.

Wie eine Sonne glänzt sie in dem Osten.

WALLENSTEIN. Ja, sie ist jetzt in ihrer Erdennäh
Und wirkt herab mit allen ihren Stärken.
(Die Figur auf der Tafel betrachtend.)
Glückseliger Aspekt! So stellt sich endlich.
Die große Drei verhängnisvoll zusammen,
Und beide Segenssterne, Jupiter

Und Venus, nehmen den verderblichen,
Den tückschen Mars in ihre Mitte, zwingen
Den alten Schadenstifter, mir zu dienen.
Denn lange war er feindlich mir gesinnt
Und schoß mit senkrecht- oder schräger Strahlung,
Bald im Gevierten, bald im Doppelschein,

Die roten Blitze meinen Sternen zu
Und störte ihre segenvollen Kräfte.

Jetzt haben sie den alten Feind besiegt

Und bringen ihn am Himmel mir gefangen.

SENI. Und beide große Lumina von keinem

Malefico beleidigt! der Saturn

Unschädlich, machtlos, in cadente domo.
WALLENSTEIN. Saturnus Reich ist aus, der die geheime
Geburt der Dinge in dem Erdenschoß

Und in den Tiefen des Gemüts beherrscht
Und über allem, was das Licht scheut, waltet.
Nicht Zeit ists mehr, zu brüten und zu sinnen,
Denn Jupiter, der glänzende, regiert
Und zieht das dunkel zubereitete Werk
Gewaltig in das Reich des Lichts-Jetzt muß
Gehandelt werden, schleunig, eh die Glücks-
Gestalt mir wieder wegflieht überm Haupt,
Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.
(Es geschehen Schläge an die Tür.)

Man pocht. Sieh, wer es ist.

TERZKY (draußen).

WALLENSTEIN.

Laß öffnen!

Es ist Terzky.

Was gibts so Dringendes? Wir sind beschäftigt.

TERZKY (draußen). Leg alles jetzt beiseit, ich bitte dich, Es leidet keinen Aufschub.

WALLENSTEIN.

Öffne, Seni.

Indem jener dem Terzky aufmacht, zieht Wallenstein den Vor

hang vor die Bilder.)

2. AUFTRITT Wallenstein. Graf Terzky.

TERZKY (tritt ein).

Vernahmst dus schon? Er ist gefangen, ist
Vom Gallas schon dem Kaiser ausgeliefert!
WALLENSTEIN (zu Terzky).

Wer ist gefangen? Wer ist ausgeliefert?

TERZKY. Wer unser ganz Geheimnis weiß, um jede
Verhandlung mit den Schweden weiß und Sachsen,
Durch dessen Hände alles ist gegangen—
WALLENSTEIN (zurückfahrend).

Sesin doch nicht? Sag nein, ich bitte dich.
TERZKY.

Grad auf dem Weg nach Regenspurg zum Schweden
Ergriffen ihn des Gallas Abgeschickte,

Der ihm schon lang die Fährte abgelauert.
Mein ganz Paket an Kinsky, Matthes Thurn,
An Oxenstirn, an Arnheim führt er bei sich.

Das alles ist in ihrer Hand, sie haben

Die Einsicht nun in alles, was geschehn.

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Nun noch zu machen mit dem Kaiser, sein

Vertraun zurückzurufen? wär es auch,

Du wolltest allen Planen jetzt entsagen,

Man weiß, was du gewollt hast. Vorwärts mußt du,
Denn rückwärts kannst du nun nicht mehr.
TERZKY. Sie haben Dokumente gegen uns
In Händen, die unwidersprechlich zeugen-
WALLENSTEIN.

Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.

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