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fuochige, breite Gesichter; geballte Fäuste und ausgereckte,
braune Arme; Geschrei, heulen, fluchen, drohen, schimpfen
und zetern.
Heipi Ich

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Junge und ein Mädchen in summer, exfterrier Angst
erstærrier
und auf der sonnigen Türschwelle, saß mit mußgespreizten,
nackten Beinchen i turzen roten Röckchen. ein pans-
hädiges Kraustöpfchen, ein dreijähriger, der aus wollen
Halje in den Värm hineinschrie. Hinten aus der Hoffor
ecke her zu all dem Aufruhr das wütende, heißere Gablüff
des Hofföters, der wie rasend an seiner Mette hin und
hersprang outdoor 3 mois dun is sub
of
Es überlief mich, zwischen den Kindern durch flüchtete
ich mich über die stille, heiße Gaffe, hierher in mein
Stübchen.

Ja! und da lag ich nun: betäubt, verwirrt, wieder einmal ratlos, erschauerud vor den dunklen Abgründen menschlichen Leidens ind Lebens Wieder einmal lastete es auf mir bleischmer, mit Mißmut, Ekel und Verzweiflung und zwischen meinen hämmernden Schläfen brannte die alte böse Frage: Wozur? 0

Ich zwängte mich durch bis in die vorderste Reihe; halb betäubt von dem Lärm, wie sie erklärend auf mich einschrieen und auf mich losgeftifulirten; halb erstickt von dem durchdringenden Schweißgeruch so vieler Menschen dem durchdring Brallionne.chenin der glühend heißen, drückenden Brallsonne. Morlindda fah ichs denn, das Furchtbare, Scheußliche, über alle Beschreibung Entseßliche!ne om die Dicht neben der Tür auf einer sauber gescheuerten Wasserbank a lehnte ein Wefen gegen diens gelbgestrichene Hauswand, ein Wesen meg. 1, Herr mein Bottle Dieses mit fahlgelber, dreckstarrender Haut and stinkenden Lumpen umschlotterte es Scheufal warminein Mensch, ein menschliches Wesen! Schädel ein mit Haut bezogener Totenschädel! tief in den dunklen rungligen Höhlen ein paar rote, triefende, gegen die Handstagssonne zwinkernde Angeurigen. Ein tief eingefimkenes, zahnloses Maul. Auf dem halbkahlen Kopfe, der übersaud über you dicken Schmuß und schuppigem, tblutigem Schorf starrt, ein paar lange, weiße Haarsträhnen in die Stirn mit den tief eingesunkenen Schläfen. In den Kleidfeßen Soll ich für mich dicker Stallmist und fauliges Stroh). Der eine Aermet als Künstler die Frage mich abwenden und mich in mich abwenden work and to ist ganz herausgerissen, so daß der runglige, stockdürre irgend ein Idyllchen flichten, das ich dem Leben abArm blosliegt. Inten vor, kraftlos baumelnd, ein paar deftillire aus Mondschein, Fliederduft und Gelbveigeleinentheblich abgemagerte acte, ganz verkrüppelte Füße. zeigen, wie liebe und Thön troballese die Welt ist, Und das alles hell dogrell in der erbarmungslosen und wieviel des Erhebenden" fieinriethen to nebenbei" Sonne, daß sich jede Einzelheit aufdrängt, alle noch biete? Daß auch das Wirklichkeit tft? Ich erfuhr: das arme Wesen war die Mutter des Koffäten. Es war bekannt, daß es die alte Frau sehr schlecht hatte. Sie war zu zäh, und war doch, kindisch und blöde in ihrem hohen Alter, zu nichts mehr zu gebrauchen, überall im Wege. Sie wollte nicht früh genug Ferbent. Alito sie hatte sich doch ihr ganzes unihseliges Und Leben hindurch gehörig abplagen müssen und Rühe reichlich verdient, ein bischen Ruhe in ihrem Alter

Seit lange hatte sien niemand zu sehen bekommen. das war weiter nicht aufgefallen, denn die paar Leute, die hier aus und leingingen, hatten keine Beit sich nach ihr zu erkundigen und auch kein Intereffe

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wort"

Wie heißt es doch? Ein Narr wartet auf Ant

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Schön! Aber vor allem: Was nun?

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ruhigung" eine fuperfluge Erklärung zurechtspintisiren aus
Soll ich mir mühsam zu eigener und fremder „Be-
rätselhafter Verkettung von Schuld" und
und an eine wohlweise Weltordning verweisen?
Schulbind "Sühne“
ftückjaheiten, eine imbratische Forderung"
Soll Schwarz und Blut ein soziales Nacht-
braufetiquettiren and einen pathetisch-optimistischen Appell
zusammenbrauen,
an die besser zu unterrichtende Menschheit erheben? .
Ach ja!

n

Vor allen Dingen indessen eine frische Cigarrette.

blue and gun dun dìm vi‡ gríni dull
dailyedning*jbl mi

Ja! Und da fiel mir auf einmal in meliter stummen
würdig gewesen war.
Not ein alter Freund ein, der mir immer sehr merk-

Er war ein sehr sonderbares Menschenkind in Anbetracht dieser Zeitläufte.

schaft hineingen

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Jod Day hatten haber vor kurzem eine Magd und ein Knecht im Nachbargarten, wo sie sich gegen die Nacht hin Stelldicheins gaben, plößlich ein merkwürdiges, unerklär liches Winseln and Wimmern gehört. Immer wieder und wieder. Mehrere Abende hinter einander erst hatten welche gemeint, es spute", weil es mit dem alten Gehöfte so wie so nicht seine Richtigkeit" hatte. Er gehörte mit zu unserem Kreis. Aber schließlich waren doch Nachforschungen angestellt worden, and da hatten sie das arme Wesen aus einem Ja, warum? Es war uns Warum hatten wir ihn eigentlich in unsere Bekannts feuchten Kellerloch vorgezogen und mod miamo giron Und nun lag fie da in der Sonneby rosid allen später eine Beit lang ein psychologisches Problem gewesen. they sid if this copis, ne Ich beobachtete den Kofsäten und seine Frau Er, Erd Wir unfererseits nämlich waren damals sehr, sehr leichenblaß bis utter die schwarzen Haare, mit breiten flug. Wir hatten die Welt erkannt. Wir hatten einen zuckenden Kinubacken und froßigen, kleinen Augen, die Zukunftsstaat erbaut, gründlich überall aufgeräumt, sounftät hin und wieder gingen. Die wulstigen Lippen gar die Frauenfrage gelöst; na!.....in Mani uffi u. 1. hatte er fest zusammengepreßt und ab und zu zute er weiß jato rid the « sunt by Sodroj emojis mit dem Stopfe zurück, wenn ihm eine Fauft zu nahe Jaundio die 3 311 nabe Jab Undo die schönen Exempel waren alle glatt gegen das Gesicht Sie, eine große, ger breitschultrig und breithüftig, ein wahres Arbeitstier, stroßend von Kraft und Gesundheit. Sie stierte mit vor Angst dummen, quellenden Augen hin und her und be wegte lautlos die Lippen, als wenn sie das alles gar nicht faffen könnte und zitterte über den ganzen Körper. Hin und wieder machte hie eine schützende Bewegung gegen ihren Mam hin, wenn die Leute zu nahe gegen audrängten. brandtrec rooiste um 61% enverdim goittune sind Zu der Haustür die Kinder. Ein halberwachsener ས་ ཁྱསསམས་སུ་

when we Person, und ohne Rest aufgegangen. Wunderbar hatte alles

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Nein! Es war wirklich ein Rätsel! Wie kam es mur, daß er uns anzog? Daß er uns so interesfirte?

o An Ende war es ein venvüstlicher leichter Sinn, seine überschäumende Fröhlichkeit oft? Eine Fröhlichkeit so recht aus einem freten Herzen heraus? herausste

1

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lichen Welt, die man nie auskennt, nie!... Das war
fennzeichnend für ihr. Er war der Welt gegenüber immer
wie ein Kind, mit einer unverwüstlichen Lebensfrendigkeit,
eittent unverwüstlichen Respekt vor dem Lebeir. Er maß
nicht nach gut und böse, schön und häßlich. Er maß
das Leben überhaupt nicht, er lebte es.
ani Er erfaßte alles und durchdrang alles mit einem
warmen, lebendigen, starken Gefühl. Diese Gefühlskraft
war wie ein frischer Lebensfaft in ihm, der ihr geistig
immer wieder ausheilte ha stmt out and

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odin umie mi hit to doll
duolaui eni mtinę
tobiliardan? and bi mu dosüntes

Ja, das vielleicht. Denn diese Fröhlichkeit wareuns
allen sein Nätsell med run ronkid coat armed without zout) and
thu Und ni
und
einer wahren Wolluft. Es 30g uns förmlich dazu. Wer
dazt_er
weißmas?.onion modoono wind duplo mum atting not

Und wie ich ihn mir so recht vorstellte, "da" würde es mir ein wenig wohler zu Mut. Ich merkte auf einmal: gertrümmerten wir ihm seine Ideale. Mit alles das was ich heute erlebt hatte, war ja nicht blos der eine Mißton, den ich zuerst vernahm, sondern ein wunderbares Zusammenklingen von unendlich vielen Tönen,

ai Keine Ruhe ließen wir ihm Wir wollten ihu „auf die hinüberverlaufent mann das große Un

rittelu" zum Bewußtsein seiner Lage" bringen, ihn zu einem lebendigen Menschen machen; lebendig: so nach unserer Fagons and din moltingon bruto di qunmak bed auton Und er schloß sich uns an. Mit einer innigen Wißbegier. Er las unsere Lektüre. Er nahm auf, raftlos. Er war einer der unseren. Er gab uns Recht. Er hatte eine ungeheuere Hochachtung vor uns und unserer Klugheit.

JalwUnd das war eigentlich das Endresultat unserer Bemühungen: diese Hochachtung!!

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Und auf einmal fam es uns zur Klarheit, daß dies doch recht spärliches Endresultat sei. Wir waren verblüfft. Denn wir merkten, was dahinter stak: daß er sich nämlich in unserer Welt nicht wohl fühle Gun Nun: das ging uns ja eigentlich auch so. Aber,

Jah Er war schweigsam, still, gedrückt. Er hielt sich

འདུས་!

einsam.

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Immerhin! Das konnte ein Uebergangsstadium sein. Es blieb am Ende noch abzuwarten, was dabei heraus kam. Aber neinte fam nichts herausg war nichts, mit ihm. Nicht ein bischen Gronie, nicht ein bischen Chuismus der Welt gegenüber; fein, Mart", teine „Männlichkeit“.

bekannte, das, wenn man es in sein Fühlen aufnimmt, Lust und Leid beruhigend zusammenrinnen läßt in ein wundersames erschauerndes Erstaunen

Meine Nervchen, die es möglichst bequem haben wollten und mußten, hatten sich wieder einmal choquirt gefühlt; das war im Grunde alles.

Ach du, mein lieber Jungel Wir sind so geistreich heutzutage!... Ja! Entseßlich! Aber mit der Galle, mit unserem dicken Blute, unseren zimperlichen Nerven.

Wir wollen das Leben unter allerlei prätenziöse,
philanthropische, psychologische und noch
wer weiß, I
für Maßstäbe zwängen, wir, Künstler von heute"; und
wir friegen doch nicht einen Millimeter drunter, ohne daß
er nach beiden Seiten weit überragt.

Bir thun uns was zu gute, wenn wir ein Stück
Leben zu irgend einem Rechenerempel sophistisch-spitzfindig
Ron
verzwickt haben.

Wir schreien über „blöde Nachahmung", wenn nicht
geistreich aus und untergedeutelt wird, wenn das quellende
Leben nicht mit irgend welchen Fragen" malträtirt wird,
sondern wenn einer sich begnügt sein lebendiges Herz
hinzuhalten und die tausend und abertausend Stimmen,
die das winzigste Stück Leben redet, wiedertönen zu lassen
Johne weitere Neunmalflugheit und sonstiges Brimborium;
wenn einer der.,,schweren Not der Zeit" gegenüber sich
einen gottlos himmlischen Leichtsinn bewahrt hat.
so sein kön

Wir waren nun wirklich ärgerlich, sehr ärgerlich. Er wat einfach zudunum Wir hatten uns eben in ihm getäuschti

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Und doch wer doch so wäre wie du! Wer doch heute

are Eine Bettie einen Kinde. Und dann über doch alles wissen, verstehen und wiedertönen laffen, vond gönnten wir ihm noch ein nachsichtiges,

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geben, sich bei ihm in Mißkredit zu bruge mag Pskow der Lyriker Alexander Nikolajewitsch Iachontow. Er

ihm nicht. Er war wie
allen möglichen Schutt, Müll, Scherben und Steine drauf
schütten: es dauert nicht lange, so bricht es mit tausend
fröhlichen Reimen ins Freie, wo die Schmetterlinge spielen,
der Himmet lacht und die liebe Sonne scheint. Gerade
so unverwüstlich war er auchouwin

.

Immer wieder und wieder, so vieler auch verfaßte und in fich aufnahm und was er auch kennen lernte: immer wieder brach ein vertrauendes, erschauerndes Erstaunen vor der Welt bei ihm durch, der großen, herr

-།།

1

Am 12./24. Oktober starb auf seinem Gute im Gouvernement war im Jahre 1820 geboren, kam dann in das Adelspenfionat, das mit der Petersburger Universität verbunden war und trat von hier aus in das Lyceum in Zarskoje Ssjelo. Hier lebten noch die Er innerungen an den berühmten Lyceumsschüler Alexander Ssergejewitsch Puschkin, und unter den Einflüssen des damals in voller Schaffens kraft der jungen Dichtung entwickelte sich auch stehenden Führers" Sachontows freundliches, bescheidenes Talent. Manche seiner Lieder sind so populär wie gewisse Heinesche Dichtungen in Deutschland. Aber es sind nur wenige.

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Für uns besteht Jachontows Bedeutung in seinen ausgezeichneten Uebertragungen. Er hat Goethes Iphigenie“ und „Torquato Taffo", Leffings "Emilia Galotti" und eine große Anzahl Ihrischer Dichtungen von Goethe, Schiller und Heine ins Russische übertragen. Auch Mickiewicz und den Lustspieldichter Fredro hat er aus dem Polnischen überseßt. Seine auf Veranlassung einer pädagogischen Commission verfaßte Bearbeitung des Robinson Crusoe hat sechs Auflagen erlebt.

Jachontow war seines Berufs Schulmann. Er hatte im Jahre 1838 das Lyceum verlassen und war zehn Jahre in Petersburg im Amte tätig gewesen. In dieser Periode machte er große Reisen ins Ausland. Im Jahre 1851 ließ er sich in Pskow nieder, zunächst um sich der Landwirtschaft zu widmen; aber auf Anregung des bekannten Pletnjew, der damals Curator des Lehrbezirks Pskow war, nahm er die Stellung eines Direktors des Pskower Gymnasiums an. Neun Jahre stand er diesem Amte vor, bis ihn der Adel des Kreises zum Marschall wählte.

Jachontow war als Mensch in seiner Heimat außerordentlich geschäßt und geliebt, und auch aus seinen Dichtungen spricht eine liebenswerte menschliche Persönlichkeit. L. R.

Litterarische Neuigkeiten.

Deutschland.

Hermine Villinger. Auch ein Roman. Berlin, F. u. P. Lehmann.

Ein ganz prächtiges Buch. Wäre das Vorurteil gegen weibliche Autoren nicht längst schon beseitigt. so sehr beseitigt, daß jebt eine Schriftstellerin sogar mit dem Schillerpreis geehrt werden foll die hier vorliegenden Novellen und Skizzen würden vollauf geeignet sein, die Berechtigung weiblicher Schriftstellerei zu bekunden. Sie sind Marie von Ebner-Eschenbach zugeeignet und ihr größter Ruhm ist wohl, daß sie dem Geiste jener Meisterin nachstreben und in der fein humoristischen Färbung, in der gemütvollen, an dem Kleinen sich freudig aufrichtenden Stimmung jener Dichterin ebenbürtig find. Gleich die erste Skizze, ein Eintagsroman aus. dem Leben zweier Hosenmäßchen, die nicht wie weiland die beiden romantischen Königskinder ein tiefes Wasser, sondern ein schmußiger Straßendamm trennt, ist von herziger Frische und wie hier in das intime Seelenleben ihrer Helden von zwei und drei Jahren, so führt uns die Dichterin dann in die komplizirte Seelentätigkeit des alten, Kind gebliebenen Herrn Jakobäus Meyer ein, der sich das Gewissen als den Hauptpunkt" des Weltganzen konstruirt hat und unver standen durch das Philisterleben der Kleinstadt geht. Und in all diesen kleinen Skizzen neben den ebengenannten sei besonders Stromaufwärts", Die Gewissenslast," "In den Alpen," Im Weberhäuschen", Ein Prinzipienkampf" hervorgehoben ist es ftets die herzenskundige, in der Welt des beschränkten Kleinlebens die Konflikte suchende und mit psychologischer Schärfe lösende Dichterin, die zu uns spricht und durch die Kraft der Schilderung, durch den intimen Reiz ihrer Kleinmalerei fesselt und rührt. Und wie sie im Kleinen das Große, in der unscheinbaren Hülle das Bedeutende sucht und findet, handelt sie ganz nach der Theorie ihres köstlichen Philosophen Jakobäus Meyer, der selbst von dem materiell gesinnten Sternenwirt noch behauptet Auch so ein Kerl kann gelegentlich zum Glanze des Weltgewissens beitragen!" Ph. St.

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Gift und Gegengift. Roman von Anton Freiherrn von Berfall. Stuttgart. Deutsche Verlagsanstalt 1890. Ein Buch, das fich von der Schablone in rühmlicher Entfernung hält. Die Geschichte ist zwar nicht in reinem Stil, aber interessant erzählt; manche Stellen sind von jener atembeklemmenden Wucht, die Spielhagen den Katastrophen seiner Romane zu verleihen pflegt, so die Szene, wo der alte Merrit die Schleusen öffnet und verunglückt. Andere Stellen erinnern an Zola, aber nicht zum Vorteil des Buches, denn sie schädigen dessen Realismus; das klingt widersinnig, weil man gewohnt ist, in Zola den ersten Vertreter des Realismus zu sehen; es ist aber doch so: Zola giebt seinen Einfällen häufig einen naturwissenschaftlichen Anstrich und blendet damit kurzsichtige Leute. Prüft man diese Aeußerungen genau, so sieht man, daß man es nur mit Einbildungen zu tun hat, die von der Natur nicht bestätigt werden. So spricht auch Baron Perfall hier immer wieder vom bösen Fieber der Lemmings, das „schon in den Adern und zarten Gliedern" des Verantwortlich: Otto Neumann Hofer, Berlin.

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Säuglings schleicht und deffen Hauch nie mehr aus dem alten Gemauer (des Lemmingsschlosses) weicht". Was ist dieses Fieber? Ein ererbter Benennung? Wozu stets von dem vergifteten" Blute sprechen und Hang zum spielen, weiter nichts. Wozu aber dann jene feltsame von der notwendigen Verbesserung durch reines Bauerblut,: Von der Besizerin dieses Blutes heißt es einmal: Von ihrem jugendlichen, gesundheitstrogenden Lelb ftieg es auf wie frischer, kräftiger Heuduft." Diese Nasen-Phantasie ist doch ganz à la Zola!... Ebenso gende Beschreibung:

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Ein würziger Geruch stieg empor von all der jugendlichen von unbändiger Zeugungskraft stroßenden Erde, ein tausendfaches Knistern und Flüstern und Knacken und Schwirren, die geheimnisvolle Melodie von Milliarden aufspringender Keime, sich zu einander neigenden, sehn süchtigen Blüten, sich streckenden, neue Hüllen ansezenden Organismen."

Nun, wenn man die Keime springen hört, dann kann man auch das Gras wachsen hören, was bisher nur dem Manne im Märchen geglückt ist. Vom Standpunkte des Realismus aus I läßt sich auch gegen den Tod der Gräfin etwas einwenden: Woher, an was frankelt diese Frau, die als das Urbild der Kraft geschildert wird? Der Verfasser hätte einen Grund dafür angeben müssen, um es glaubhaft zu machen. Auch der plögliche Tod des Grafen ist durch sein Lungenleiden kaum gerechtfertigt. Der Autor wollte diese beiden offenbar büßen lassen, und so mußten sie sterben. In diesem Sinne find die Erzähler ja so häufig Mörder! Ueberhaupt der ganze Schluß des Romans ist etwas gewaltsam und im Vergleich mit dem sonstigen Tempo deffelben viel zu rasch.

Theodor von Sosnosky,

Skandinavien.

Auf dem skandinavischen Büchermarkt beginnt die Weihnachtssaison in der Litteratur. Vom dänischen Dichter H. Drachmann, dem reichsten und veränderlichsten Talent in dem lebenden dänischen Schriftstellerkreis ist ein Roman: Verschrieben“ bereits (Gyldendals Verlag) erschienen. Er ist eine Art persönlicher Beichte und Abrechnung und enthält eine Reihe Portraits aus dem kopenhagener Leben. Drachmann hat erst dem Socialismus, dann dem Radicalismus, dann dem Konservatismus in der Litteratur angehört und wirft jest auch dem lesteren den Handschuh zu. Wer dem Elend eines fleinen Landes verschrieben" ist, unterliegt auch der Haltungslosigkeit, die Verhältnisse ohne Ellenbogen-Raum hervorrufen. Daz ist die Idee des Inhalts.

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*

Von Tor Hedberg, gleichfalls Schwede und Verfasser des „Iudas“ erscheint die Erzählung: „Eine Feuerprobe".

*

Was sonst für den Büchermarkt angemeldet worden, ist meist weiblicher Fleiß“ in der Litteratur. Der Norden, besonders Schweden, ist reich an Damen, die wie die Mütter, Frauen und Töchter unserer Großväter immer etwas in den Fingern haben müssen". Damals war es die Nadel, jezt ist es die Feder. Das ist eine Angewöhnung, die rasch mehrere Phasen durchmachen wird, ehe sie vorübergeht Meist machen sich die Damen an delikate Stoffe, so Frau C. Holmburg an eine Lebensbeschreibung Karl XV., des verstorbenen, außerordentlich beliebten, aber nicht gerade für eine Damenbiographie besonders veranlagten schwedischen Königs. Und Frl. Elisabeth Schögen beschreibt die sonderbaren Wege der Schwedischen Nachtigall“, die doch auch einem litteraturtreibenden Fräulein einige Schwierig teiten bereiten müssen. Aber populäre Stoffe! బి. ఏ.

- Adresse des Herausgebers: Berlin W., Lükowstraße 111|112.

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für Sifferatur.

Begründet von Joseph Lehmann.

Herausgegeben von Willy Freiherr von Keişwitz.

Redakteur: Otto Neumann-Hofer.

Verlag: F. & V. Lehmann, Berlin W., Köthenerstraße 30. – Redaktion: Berlin W., Winterfeldtstraße 8.

Erscheint jeden Sonnabend. — Preis 4 Mark vierteljährlich. Bestellungen werden von jeder Buchhandlung, jedem Postamt (Nr. 3589 der Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des „Magazins" entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die dreigespaltene Petitzeile. Preis der Einzelnummer: 40 Pfg.

59. Jahrgang.

Berlin, den 6. Dezember 1890.

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Nr. 49.

Inhalt: Hermann Sudermann: Sodoms Ende. Akt II, Szene 11 bis Schluß. Dr. GoldschmidtReichenhall: Robert Kochs Kulturleistung. Profeffor Dr. Wilhelm Preyer: Das Schul-Manifest der Leipziger Professoren. Was wird aus Kamerun? Von einem Kolonialpolitiker. Kurt Pfüße-Grottewiß: Où est. Schopenhauer? Ola Hansson: Der Poet des Hungers. Lothar Schmidt: Eine italienische Marlitt (Matilda Serao). Karl Spitteler: Gedichte. - Litterarische Neuigkeiten: Hermann Grimmis Homer von Erich Schmidt. Haussprüche von L. Freytag.

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Deutsche

Auszugsweiser Nachdruck sämmtlicher Artikel, außzer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet. Unbefugter Nachdruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

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Kramer. Was denn?

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Kramer, Willy ich muß dir mal was sagen. nein?

Klärchen. Da liegt wieder so ein Brief! Wie Aber du nimmst es mir nicht übel

der duftet!

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Willh überlegen. Nein!

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Wir ver

mands die Hallunken

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Der

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Kramer. Aber heut hab ich ihn gefaßt Hund hat sein Teil ... Erwürgt hätt ich ihn gemacht hätt ich den Hund!

Willy mit Autorität. Kramer, komm zu dir!
Kramer. Ich bin ja schon ganz ruhig. . ., Ich

dank Dir.

Willy tadelnd. Wenn dich die Wut zu packen kriegt!
Kramer demütig. So verzeih mir doch, Willy!

Willy. Na - und dann?

Kramer. Dann hat man uns getrennt.

Willy. Und das ist Ales?

Kramer. Ja. . . . Aber weil es am Ende dein Freund ist

Kramer. Ja ich meine wie Sie- und Finger kommen.

Klärchen stammelnd. Herr Kramer! Dürfen auch Damen in den Bezirksverein?

Zwölfte Scene.

Lebhaft.

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laß er mir nicht wieder unter die

Willh. Wer ist es denn?

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Kramer. Wirst ihn schon erkennen! Ich hab ihn gezeichnet, den H $ hält erschrocken inne, wie wenn er

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Willy betreten. Hm Kramer angstvoll. Das heißt Willy, du mußt nicht glauben Willy. Nein, nein! Aber die Sache läßt sich nicht wegläugnen: Dein kleines Vermögen, mit dem du heute eine Privatschule begründen könntest, ist für mich draufgegangen.

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Kramer. Nein nein Willy. Und das ist noch nicht alles! Anstatt das Examen zu machen, hast du dich Jahre lang mit Privatstunden abgerackert, um die paar Groschen mit mir zu teilen. Da Kramer abwehrt. Ist das wahr oder nicht? Kramer. Ich tats ja so gern!

Willh. Ich wäre ein Lump wenn ich meine Schuld

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