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Volksschulwesen ganz und gar nicht beachtet. Sede Neuerung im französischen Kriegswesen findet seine Nachahmung und Uebertrumpfung in Deutschland. Wir sähen es gerne, wenn auch die Neuerungen im französischen Volksschulwesen, welche die lezten Jahre gebracht haben, von Deutschland nachgeahmt, ja übertrumpft würden. Wie dringend notwendig dies wäre, kann man z. B. der Schrift Eduard Sads Schlaglichter zur Volksbildung", Nürnberg 1885 entnehmen. Man würde bald aufhören, von einer Ueberproduktion an Gebildeten zu reden, wenn das Volksschulwesen auf eine höhere Stufe gehoben und die notwendige Anzahl neuer Schulen geschaffen würde; denn neue Schulen bedürfen neuer Lehrer, und bei entsprechender Bezahlung der Lehrer könnte sogar bald ein Mangel an Gebildeten sich fühlbar machen. Uebrigens fönnte auch durch Aufhebung der Ueberfüllung unserer Mittelschulklassen eine erhebliche Anzahl nener Stellen geschaffen werden, wie auch Profeffor Treutlein betont.

Pädagogik.

Sint ut sunt. Für das alte Gymnasium wider die Neuerer. Fünf Thesen von Dr. Adolf Laffon, Prof., Oberlehrer am Luisenstädtischen Realgymnasium in Berlin. Walther und Apolant, Berlin 1890.

Dr. Lasson ist, wie schon der Titel seiner Schrift verrät, ein Fanatiker und als solcher intolerant gegen alle, die nicht seiner Meinung sind. Die Flut der Reformschriften begrüßt er in der Vorbemerkung als Wasser des Unverstandes und der Unbildung“. Die Herbartiche Pädagogik, ja sogar die gewiß nur lobenswerten Musterlektionen hält er für „pädagogische Schnurpfeiffereien“ u. s. w. Ueber den naturwissenschaftlichen Unterricht hat Dr. Laffon sehr merkwürdige Anschauungen, die vor 50 Jahren vielleicht etliche Berechtigung hatten. Der Verfasser schwärmt überhaupt für die gute alte Zeit. Dr. Lasson sagt in der vierten These: Die Naturwissenschaften kommen auf jeder Art von Schulen erst an dritter Stelle in Betracht und müssen sich mit demjenigen Maße von Raum und Kraft begnügen, das ihnen die wichtigeren Zwecke der Schule übriglaffen, weil die Naturwissenschaften mit dem, wodurch sie Wissenschaft sind, zu hoch stehen, weil sie nicht zur Natur hin sondern von ihr wegführen und ein dem früheren Jugendalter nicht ungestraft zuzumutendes Maß von Abstraktion verlangen." Durch den Gedankenstrich vor „sondern" deutet wohl Dr. Laffon selbst das Ueberraschende seiner Entdeckung an.

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Dr. Kraus.

Der Zudrang zu den gelehrten Berufsarten, seine Ursachen und etwaige Heilmittel. Zwei vom allgemeinen Deutschen RealschulmännerVerein preisgekrönte Arbeiten von Fr. Piesker, Oberlehrer am Gymnasium zu Nordhausen und P. Treutlein, Professor am Gymnasium zu Karlsruhe. Braunschweig, Otto Salle.

Es erscheint ganz überflüssig, die beiden Schriften zu loben, die uns zu einem Buche vereint vorliegen, nachdem sie die Zustimmung des oben genannten Vereins gefunden haben. Professor Treutlein bietet in dem von ihm herrührenden Teile eine gründliche statistische Untersuchung der Frage, ob überhaupt eine Ueberfüllung der gelehrten Fächer in Deutschland statthabe, und ein Bild der derzeitigen Schulverhältnisse Deutschlands, welche durch viele beigegebene statistische Figurentafeln um so deutlicher wird. Beim Anblick dieser Zeichnungen, z. B. derjenigen, welche uns den Schülerabfall für die einzelnen Schulgattungen durch Linien darstellen, muß jeder Gegner der Schulreform die Waffen strecken. Piester tritt wohl nicht wie Treutlein mit unwiderleglichen Zahlentabellen bewaffnet auf den Plan, ist aber doch ein wackerer Kämpe, mit offenem Auge für die Schäden unseres Schulwesens. Besonders in der Bekämpfung der auf unseren Schulen gepflegten Schreibseligkeit", und bevorzugten, Schreibtischarbeit" kann Pickfer des Beifalls sicher sein. Im Gegensatz zu Güßfeldt schreibt Pießker: Verminderung der schulmäßigen Einwirkung auf unsere Jugend, das ist die erste Bedingung einer jeden gefunden Reform im Unterrichtswesen, eine Bedingung, die allein schon im Interesse der Erhaltung einer kräftigen Originalität bei dem heranwachsenden Geschlecht mit allem Nachdruck gestellt werden muß." Piezker findet mit Recht in der Berechtigung zum einjährigen Militärdienst ein Privilegium der wohlhabenden Klaffen, welches den Grundsaß der allgemeinen Wehrpflicht durchbricht, vermag aber doch im Ernste an eine Aufhebung des Institutes der Einjährig-Freiwilligen nicht zu denken. Wie wäre es zum Beispiel mit einer allgemeinen zweijährigen Dienstzeit, die ja selbst hohe Militärpersonen befürworten? Die soziale Ungleichheit ist, wie Piesker meint, durch keine Gesetzgebung fortzufchaffen; muß sie aber deswegen durch Privilegiengefeße verschärft werden? Es ist eine bedauerliche Erscheinung, daß die bei weitem überwiegende Anzahl unserer Schulreform-Schriftsteller das

F. Piester, Schule und Kulturentwickelung, Braunschweig, D. Salle 1890.

in

In diesem Vortrage, den der bekannte Vorkämpfer der Schulreform Herr F. Plekker Berlin gehalten hat, wird die Stellung der Schule zu unferer Kulturentwickelung beleuchtet und darauf hingewiesen, daß der Einklang beider jest nicht mehr genügend gewahrt sei. Die einseitige Betonung des philologisch-historischen Elements im Unterricht sei aus der Geschichte erklärbar, dürfe aber heute nicht mehr beibehalten werden, wo der größte Teil der Kulturarbeit auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiete liege. Jene Bildungsgrundlage erzeuge außerdem wesentlich mit die Ueberschäßung der gelehrten Berufe, die bevorzugte soziale Stellung der juristisch gebildeten Beamten im Gegensaß zu den produktiv arbeitenden Staatsbürgern. P. glaubt, daß dieser Gegensag, der sich heute oft in der empfindlichsten Weise geltend mache, nur überbrüct werden könne durch eine für die ganze höhere Jugend bestimmte einheitliche Mittelschule, welche dann wesentlich das Ziel verfolgen müßte, freie, selbständige Persönlichkeiten auss zubilden, die später zur Fortführung der Kulturarbeit der Nation fähig wären. Wir glauben in der Tat, daß der von P. hervorgehobene schroffe Gegensatz der beiden geistigen Richtungen bei der Frage der Schulreform bisher noch viel zu wenig beachtet wurde und daß daraus große Schäden für unser Volksleben erwachsen. Dem würde aber auch bei der heutigen Organisation des Schulwesens schon begegnet werden können, wenn in die leitenden Stellen nicht wie bisher fast ausnahmslos philologisch gebildete Männer berufen würden, welche eine oft geradezu erschreckende Verständnislosigkeit für die Kulturaufgaben der Gegenwart besißen. Der einseitig philologische Geist, der heute an den meisten höheren Lehranstalten zur Tradition geworden ist, würde durch eine entsprechende Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Bildung bei der Wahl ihrer Leiter durchbrochen und damit der Uebergang eingeleitet werden zu der hoffentlich nicht mehr fernen Zeit, wo der Hauptfaktor der heutigen Kulturentwickelung als dem älteren völlig gleichberechtigt auch in unserer Schule zur Aufnahme gelangt ist. Dr. Ernst Schend.

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Prof. C. Conradt, Dilettantentum, Lehrerschaft und Verwaltung in unserem höheren Schulwesen. Wiesbaden, G. Kunze, 1890.

Von einem ganz anderen Gesichtspunkte betrachtet Prof. Conradt, Direktor des Gymnasiums zu Greifenberg in Pommern unser höheres Schulwesen. In einer kleinen Schrift, die sich besonders gegen Herrn Güßfeldt wendet, tadelt er vor allem die dilettantenhafte Art, mit der so viele unsere Schulen nach einer ungünstigen Erinnerung aus eigener, weit zurückliegender Schulzeit, beurteilen, ohne die segensreichen Umgestaltungen zu beachten, die gerade in der Richtung ihrer Wünsche seit 2 Generationen eingetreten seien. Jeder Kenner der heutigen Schulverhältnisse muß dem Verfasser darin Recht geben, daß in Bezug auf körperliche Uebungen, Zurücktreten der Grammatit zu gunsten der Lektüre, größere Berücksichtigung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in neuerer Zeit ein ganz bedeutender Fortschritt zu konstatiren ist; wir glauben aber doch, daß Prof. Conradt die Frage wieder zu sehr nach seinen eigenen Erfahrungen an der von ihm augenscheinlich in sehr frischem, vorurtheilslosen Geiste geleiteten Anstalt beurteilt, während bei einer großen Anzahl von Schulen die Klagen des Herrn Güßfeldt auch heute noch ihre Berechtigung haben. Schon die Vorbildung unserer Lehrer ist viel zu sehr auf einseitige Gelehrsamkeit, als auf die Entwicklung der frei-menschlichen Persön lichkeit gerichtet; ein Lehrer, der nicht von Gottes Gnaden eine solche Persönlichkeit ist und sich den ungetrübten Blick für alle Bedürfnisse der Jugend bewahrt hat, wird immer noch zu leicht in die einseitige Unterrichtsmethode verfallen, an welcher die Schulbildung noch vor einer Generation durchweg krankte. In der Ausbildung der Lehrer wie in der Einteilung des Unterrichtsstoffes muß nach unserem

Dafürhalten auch jezt noch mehr, als es dem Verfasser nötig scheint, dahin gewirkt werden, daß es in den Schulen darauf ankomme, feine Lernmaschinen sondern Menschen zu erziehen. Dazu ist allerdings nötig, wie Prof. Conradt im zweiten Teile seiner Schrift ausführt, daß auch die ganze Stellung der Lehrer eine würdigere werde als bisher, daß nicht soziale Geringschäßung und pekuniäre Sorgen ihnen die volle Entfaltung ihrer Persönlichkeit unmöglich machen. Verfasser wirft geradezu erschreckende Schlaglichter auf diese Verhältnisse und wir glauben in der Tat mit ihm, daß ein großer Teil der Beschwerden der Schulreformer hinfällig würde, wenn die Lehrer den kleinlichen Sorgen des Lebens mehr als bisher entrückt und die Aussicht erhalten könnten, bis in die, das Unterrichtswesen im Staate leitenden Stellen emporzusteigen.

Dr. Ernst Schenck.

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Deutsche Dichtung.

Aus der Tragikomödie des Lebens." Deutsche und rumänische Geschichten von Marco Brociner. Stuttgart, A. Bonz.. Ein sehr guter Titel und manche recht gute Geschichte. Brociner versteht es, dem Leben seine Stoffe abzunehmen und sie mit dem dem Dichter innewohnenden Gemüte zu ergänzen, zu verklären. Er weiß nicht blos zu erfinden, sondern zu finden, das ist dichterisch; er bearbeitet seine Stoffe für den Geschmack der Lesewelt, ohne lehrhafte Tendenzen zu zeigen, das ist praktisch. Dazu besißt er Humor und eine gefällige Sprache. Nichtsdestoweniger läßt die vorliegende Sammlung, auch für Laien, d. h. für diejenigen, die von Brociners dichterischer Stellung sowie Feuilletonnovellistenstelle am Wiener Tagblatt nichts wissen, erkennen daß gar vieles Bestellarbeit, oder wie man in Wien zu sagen pflegt, Postarbeit, Stückarbeit ist. Dennoch ist die Technick eine sehr geschichte. Brociner liest z. B. eine Zeitungsnotiz: Der Vater eines Defraudanten hat sich das Leben genommen; ein Liebhaber bringt sich und sein Mädchen um; ein Gymnasiast stürzt sich wegen eines schlechten Zugnisses ins Waffer u. dgl. Diesen Roh stoff mit psychologischer Motivirung versehen, giebt eine Novelle oder ein Feuilleton. Doch ist dies nicht nur Technik, sondern auch Talent. Manchmal macht sich aber Brociner die Sache gar zu leicht, so z. B. bei der Namenstaufe seiner Helden übrigens eine für alle Poeten schwierige Sache. Da heißt in einer Erzählung z. B. ein zwanzigjähriger Defraudant Frig Kronau und in einer anderen Erzählung, zehn Seiten später, ein Knabe, der ins Wasser springt, ebenso. Das ist Nachlässigkeit, die leicht behoben hätte werden können. Uebrigens geben wir den deutschen Geschichten in jeder Beziehung den Vorzug. Abgesehen von der Weinseligkeit, Dummheit und zur Hahnreischaft stets hinführenden Neigung seiner Helden, find uns Scenen und Wendungen wie das stets wiederholte: sagte Abesku, Redakteur der wöchentlich dreimal erscheinenden Bomba", fremd und peinlich. In Novellen wirken solche Schilderungen unpsychologisch.

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Die Chauvinisten, Roman von Eugen von Jagow. Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien. Deutsche Verlagsanstalt 1890.

Eugen von Jagow, der in Zeitschriften schon manchen Artikel über französische Zustände veröffentlicht hat und diese gründlich zu kennen scheint, hat sich in diesem Buche die Aufgabe gestellt, dies jest in Frankreich herrschende Revanche-Fieber, den Chauvinismus, recht abschreckend darzustellen. Dadurch, daß er ihn gerade an solchen Leuten zeigt, die deutscher Abkunft sind, hat er ihn wohl noch abschreckender zu machen gesucht nnd die innere Lügenhaftigkeit dieser Rachsucht darthun wollen; um die Chauvinisten noch mehr zu erniedrigen, hat sie der Verfasser mit dem bekannten OrdensSchwindel-Standal in Zusammenhang gebracht. So deutlich sich auch sein Zorn über dieses Treiben zeigt, so macht seine Darstellung doch den Eindruck des Glaubwürdigen, selbst für Jemand, der mit den Franzosen sympatisirt. Der Roman selbst ist ohne Bedeutung und fordert zu seinem Nachteile zu einem Vergleiche mit Baron Roberts Revanche“ heraus. Er schließt sehr moralisch mit der Bestrafung der Bösen und Bekohuung der Guten und ist somit für die Familie“ geeignet.

Theodor von Sosnosky.

Zithaschlag'n. Allahand Gsangaln und Gschicht'n aus Tirol von Rudolf Heinrich Greinz. Leipzig. Georg Wigand's Verlag.

Im Winter, wenn die Feldarbeit ruht und die Sennerinnen von der Alm zurückgekehrt sind, versammeln sich in Tyrol die Dorffchönen allabendlich in der trauten Spinnstube; das Spinnrad schnurrt, aber auch die Zungen der fleißigen Mädchen haben keine Ruhe. Dann finden sich wohl auch einige Bursche ein, rasch wird Die Zither herbeigeholt und bald erschallen lustige oder wehmüthige Lieder, würzen Spottgefänge und Liebeslieder das Werk der emsigen Perantwortlich: Otto Neumann-Hofer, Berlin.

Vermischtes.

Dr. B. Junter's Reisen in Afrika. Wien und Ölmük 1890. Eduard Hölzel. Lieferungen 24-28.

Seine im Auftrage der egyptischen Regierung unternommene Reise nach Süden fortsegend und dabei zum großen Teil Gebiete berührend, die noch nie von dem Fuße eines Europäers betreten waren, nimmt der umsichtige Forscher einen längereu Aufenthalt bei dem Häuptling Ndoruma und errichtet bei der Residenz deffelben eine Station, die er Lacrima nennt. Dann reist er in südwestlicher Richtung weiter zu dem Häuptling Semio, wo er zwar freundliche Aufnahme findet, aber sich doch nur mit große Mühe vor der Unannehmlichkeit bewahrt, sich in ein der dort nur zu häufigen friegerischen Verwickelungen mit einem Nachbarstamm einmischen zu müssen und reist dann weiter zu dem Häuptling Manbanga.

Ueberall scharf beobachtend und die Kenntnis der klimatischen Verhältnisse, der Tier- und der Pflanzenwelt, sowie der Bevölkerungen wesentlich bereichernd, schildert Dr. Junter seine Wahrnehmungen und Erfahrungen so bis in das einzelne, daß sein Werk für zukünftige Reisende eine reiche Fundgrube nüßlicher Anweisungen bildet und gleichzeitig den Leser durch förmgewante Darstellung zu feffeln versteht. G. W.

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Eine Hochzeitsreise durch die Schweiz von C. W. Allers (Verlag von F. & P. Lehmann, Berlin W)

Galt Hendschel als Meister des Bleistifts, der durch seine überraschende Beobachtungsgabe dem Leben eine Fülle von humoristischen Situationen abgelauscht hat, so hat ihn C. W. Allers noch bedeutend übertroffen. Allers besißt nicht nur die Gabe der naturwahrsten Beobachtung, sein Griffel schreibt auch eine lebendige Kulturgeschichte unserer Zeit. Allers greift nicht wie Hendschel episodenhafte Figuren heraus, er bringt ganze Romane und Erzählungen zu Papier. Wie einst Mendelssohn Lieder ohne Worte geschrieben, so hat Allers in dem vorliegenden Werk Eine Hochzeitsreise durch die Schweiz" eine Reisebeschreibung ohne Worte geschildert, wie sie kein Tschudi oder Berlepsch zu geben gewußt hat. Wer die Schweiz durchreist — und wer hätte das heut zu Tage wohl nicht gethan wird mit großer Freude dies Werk beschauen. In 30 vorzüglich reproduzirten Blättern sieht man ein junges Ehepaar seine Hochzeitsreise machen. Allers hat es wunder bar verstanden, die Natur in unbewachten Momenten zu belauschen.

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Mit dem lezten Blatt führt uns der Künstler nach dem Gotthardtunnel und vor Airolo begrüßt die Hochzeitler ein heftiger Schnees sturm. Man, sieht wie der junge Ehemann seine Reise dispositionen verändert und beschließt nach dem sonnigen Italien zu ziehen. Glückliche Reise! und hoffentlich bringt uns Allers als nächstes Werk „Eine Reise durch Italien". A. Br.

· Adreffe des Herausgebers: Berlin W., Lükowstraße 111J112. Druck von Rudolph Gensch in Berlin.

für Sitteratur."

Begründet von Joseph Lehmann.

Berausgegeben von Willy Freiherr von Reiswitz.

Redakteur: Otto Reumann-Hofer.

Verlag: F. & F. Lehmann, Berlin W., Köthenerstraße 30. – Redaktion: Berlin W., Winterfeldtstraße 8. Erscheint jeden Sonnabend. Preis 4 Mart vierteljährlich. Bestellungen werden von jeder Buchhandlung, jedem poftamt (Nr. 3589 der Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des Magazins" entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die dreigespaltene Petitzeile. Preis der Einzelnummer: 40 Pfg.

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Nr. 48.

Inhalt: Hermann Sudermann: Sodoms Ende. Aft II, Szene 1 bis 10. Röbert Plöhn: Die Kunst der Kritik. — A. G. von Suttner: Spielhagen, Freytag, Heyse, Raabe in französischer Beleuchtung. Mahrenholz: Unberufene Verbefferer der Jungfrau von Orléans. - Ola Hansson: Norwegens jüngstes Dichtergestirn. Gedicht von Otto Julius Bierbaum. - Johannes Schlaf: Johannes Schlaf: Dämmerstunde. Litterarische Chronik.- Litterarische Neuigkeiten, Auszugsweiser Nachdruck sämmtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet. Unbefugter Nachbruch wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

Sodoms Ende.

Drama in fünf Akten von Hermann Sudermann.

3 weiter Akt.

Berliner Stube in der Wohnung Janikows. Im Hintergrunde links vor dem Fenster ein Podium mit Balustrade, darauf ein Großvaterstuhl und ein Tischchen mit einem Eichhörnchenbauer. Vor dem Fenster hängen etliche Vogelbauer, Blumen stehen auf dem Fensterbrett. In der Mitte ein langer ßtisch mit Einlegebrettern, darüber eine altertümliche

grünumschirmte Hängelampe. Rechts in der Ede eine Schwarzwälder Uhr mit altmedischem Schranke. In der Mitte ein Gewehrschrank, links cin Pfeifenschrank. Ein altertümliches Buffet zwischen den Türen rechts. Links vorne Sopha mit rundem Tisch und Sesseln, Bücherregal und Papierforb. An der Wand links über dem Sofa das Delbild der beiden Eltern von Willy gemalt soust kolorirte Bilder von Rennpferden in gelb polirtem Holzrahmen. Hirschgeweihe an den Wänden. Ueber dem. Buffet ein ausgestopfter Fuchs, über der Uhr auf einer Konsole ein ausgestopfter Adler. Auf dem Sofatisch liegen Wäschevackete, Die Nachmittags. sonne scheint hell ins Zimmer.

Erfle Scene.

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sein?

Scheß.

-

Frau Janikow. Du hast ja heute feine Schule,
heute keine Schule, Frau Janikow Ach, lieber Freund, wie gerne
Frißchen. Was willst du denn? Nimmt ihn auf den Schemocht ich mir Luft machen - Dà brin ist es ja — so
Frißchen weinerlich. Ich will Maler werden.
Mir ist, als muß irgend was Gutsezliches
Frau Janikow. Muß das gleich
gefchehu. Sehn Sie, es betet ihn hier jeder an, alle
Frißchen. Ja, ich will mit Ontef Billy mit
möchten sich für ihr opfern,... Und als er mit einem
Na, i per mal berühmt wurde, na, Sie können sich denken wie
Frau Janikow bittend. Na, vielleicht bleibst du
noch ein bischen hier?

'n

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uns da war! . . . Aber allmählig fing er an sein Leben
chei

"algeibchen" "Kanir" ich denn auch 4 Apfet triegen? zu ändern. Nie zurHansel (ich bei ihre Arbeit 1922
Frau Janikow. Ja, mein Herzblatt. Weng, Nacht, auf Gesellschaft... Anfangs glaubt`ich,
Eläre kommt, wird sie dir einen cholemoitindsig we must je ein Aber auch sein Wesen wurde ein
das müßt so
anderes. So falt und finster und manchmal höhnisch,
Frißchen. Na ja. Dann wer ich noch hierbleiben.
weinend ab, trulje mogot puulerodde godt for det spriBind Sie wissen, doch, wie er früher lachen fortnite. IniThing

Zweić

Biel hochaufgeschoffene junge Leute tommen voit fits auf Beheuspißen
mit Büchern unterm Arm und machen tiefe Büchling
Frau Janikow. Adieu, meine Herren! Die beiten

fungen Leute auf Zehenspisen ab.

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Riemann. Ja, das weiß ich!
Frau Janikow leiser, beklommen.

(ofil@gmudiogitol mod
Und dann habe ich
noch eine Entdeckung gemacht - Es schlägt zwei Uhr. Später.
Abolfchend

noch eine Entdeckung gemacht

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der

tische Gesichtsfarbe, Kurz, geschores Haupthaar ovaler, hönn

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Janikow noch im Traume. Ah da

wo ist

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red Bunk siQ tiiä Zweite Scene. Ot aid toss an Wagen, 17?
: @lodno
nog
Frau Janikow Niemann. Janików schlafend. online Frau Janikow Adolfchen! 8.j
Janik-w, Mann Ende der Sechzig: Kurze, sebrungene Geftait, abouté Janikow, ermackend, 39, 19
war doch eben mit dem Wagen 1791. Richtig,
nahende Gebrechlichkeit ver der Kerl! Heut Miltag bringt_der_Kerl__nach vorne
tommend, denken Sie mal, Profeffør, bringh, der Kext
6 Liter Sahne fauer, zurück,... Im Februar!
Kerl Hundsfott!

gewalter welger Vollbart.
ratend, die durch starke Willeusanipannung noch-zurückgehalten wird.

Fröhlichkeit.

Sprechweise gutmütis rolferng, geschwätia, von etwas stumpfünniger,
Unicited curried you amor, and du6 Liter
Riemann. Das waren wohl die Granden Ihres

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Frau Janikow hat ihm Kaffee eingegoffen. Trink,
Adolfchen!
ednt amodo?

Janikow. Ja, ja, ja, ja! trinkt. Warum war
2
Willh nicht zu Tisch?mro? nog wote ni muunt
Frau Janikow. Willy ist heute zum Diner aus-
gebeten und darum frühstückt er auswärts.

Reiches?
Frau Janitow. Ja wohl. Beide Unterprim
Riemann voll Respekt. Ei, eil
Frau Janikow seine Hände, erfaffend... Und nu
damal
nochmals willkommen, mein lieber, lieber Freund Bur
Ich habe schwere Zeiten durchgemacht seitdem
wir uns eines Tags auf der Landstraße befanden
Lages but
Janikow. Ah, so so! Wenn er ausgebeten ist! Ja,
Na, Mit den übrig-
ich behielt den Kopf oben
Willy kommt in . . . Sehn Sie,
gebliebenen Krimskrams möblirte ich diese Wohnung aus 23 ja biel die allerfeinsten Streife!
die Gutsnachbaren schickten uns ihre Kinder es giebt ja viele Sorter Milchism aber die allerfeinste
Milch was man so nennt, die Alpen - fräuter
Pension, und mein Mami bekam eine Stelle arif sein
Brolin prodoÆR rod wi soul Tomita
milchomanis trend ademtube the mandolf mis 15 (197) 1195 19
alten Tages Ein- saures, Stück:Brot und «karg (dazit
Frau Janikow mit dem Mantel. Es ist Zeit, Adolfcheut!
Riemann Wo ist er beschäftigt?: de
Janikow während er angezogen wird. Dass erklär sich
Fran Janitow. Die altmärkischen Gutsbesitzer Ihnen noch
1.
haben eine Verbandsmeierei gegründet. Dort ist er Auf einen Woenschaal umbindet.
Ihnen noch davon kann jeder lernen. während sten ihm
Willste mich etwa abnurffeur,
seher .... Grlebt und webt in
inseinem jämmerlichen
du, du! füst nie. Was war doch mit dem Kert von
Berufen ichin puig es mill .mhd urolineG NAIG
Wagen 173. Ja, jaja, der faun ficho. Adje,
Riemann horchend. Mir war, als sprach er eben.
Profeffor!. Adje du Olle! Autning mod tile
Janikow träumend Die Morgenmilch

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verkehrt?

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Riemann. Wiffen Sie nicht von wem? Frau Janikow. In dem, was ich las, war jeder Name vermieden. Was mögen das für Was mögen das für Geschöpfe fein, die fich so wegwerfen? Vielleicht Tänzerinnen oder abenteuernde was weiß ich? mydain abis Riemann. Kennen Sie die Häuser in deuer Häuser in denen er idopo ulite, nur dill Ich sehe die Frau Janikow. Ja d. h. nein. And only Einladungen herumliegen, de mode mi imam Riemann. Und er erzählt nichts von der Welt, in der er lebt? or badbit me but mela moit Follo Fray Jan itom. Ich geh in Gesellschaft sagt er nichts... dann leg ich ihm Frack und Plätt hemde zurecht und würge den Groll in mich hinein,

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weiter

Riemann. Kennen Sie eine Frau Adah Barczi

nowski?

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Frau Janikow lebhaft. O, das ist eine vornehme Dame... Ich hab sie einmal gesehn. Wenn er in deren Houshift, nbin ichmshig, n dennfier shat so etwas Überlegenes, Kühles. Und dann find wir ihr find wir ihr auch Dank schuldig. Sie hat Sie hat ja sein gr sein großes Bild gekauft. Riemann für sich. Und ihn mit! laut. hat er noch von dem Gelde? sie schüttelt den Kopf. Wovon lebt er denn?modig would mopper dull prolinać umyć Frau Janikow. Fürs Tägliche sorgen wir, und wenn ihm das Messer an der Kehle sißt, macht er rasch Mapaar Aquarelle. quarelle. — Um die reißen sich die Händler, dhist and m opros ni cf ni mur thi plored son Merte Serie. si tod e hoot Die Dorigen. Gärdene linnaosa 1911 Märchen int grätten Rezeitminteichen ind duritiem, strictem Hütchen, worunter cine Flut blonder Leden hervorgnilk, Bücher.

ein

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Riemann. Und vorher?) sante,514 319h15]} Frau Janikow. Stieß sie sich unter Fremden herum. Er hatte sich nicht so um fie fümmern können, wie sein seliger Lehrer es von ihm (verlangt@hafte | J9.9. Na, da mußten wir denn eingreifen. @ Es ging uns, wohl anfangs etwas wider den Strich, ein Kind der Sünde bei uns aufzunehmen... Über Besser, dacht ich mir, ist's eine Seele dem Himmel zu gewonnen, als nun, I8 und wie sie erst da war und uns mit ihren lieben, flehenden Augen ansah, da dachte keinor (hehr dran, daß der Herrgott nicht dabei gewesen war, als sie geschaffen wurde J. aber etwas stilles runde verängstigtes hat sie beibehalten Sie geht immer wie im Traum Und host Hockt fiebimobunkelsten Winkel anstatt zur Thür Hin? Na, tärchen, po bleibst du? ilgos (to ng god dhidi . nd Klärchens Stimme. Gleich, liebe Mamal Frau Janikow die Ghür öffaende Nein, nein. - Es ein alter Freund von diri Was wirst du für Augen machen!. Komm Augen machen!. Nommu→→→äsei vernünftiga (Bleh“ Klärchen bei der Hand ins Zimmer.

ist

Frau

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Sechßte Scene,
Die Vorigen. Klärchen.

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1

molinstant ihn nicht mehr? kennst du

1

„His]Märchen Jäüttelt den Kopf._ ||| 60 mile
dad Niemann. Klärchen, besinen Sie sich noch auf
den großen gelben Deckelkorb, wodrin Sie uns Frühstüæ
Krüge
holten und die blaren Kalige aus dem Augustiner? um
Klärchen Freudig betreten. Achlerne unomsiit
Riemann Na geht uns ein Licht auf?

gig lärchen. Herr Riemann! Will ihm die Hald gebcit,
wigt ses hber nicht und steht sie wieder zurück

Riemann ergreift die Hand und hält sie fest. Ja, derselbe Herr Niemann, der Ihnen den weißen Hund geschenkt hat, welcher Molly hieß. endt min me mis

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tod lärchen. Der ist mir aber später weggelaufen.
Riemann. So 'ne Bestiel Ihnen wegzulaufen.§.
SmKlärchen. Er wurde aber auch sehr geprügelt..
JchiNiemaun, Bon Ihnen?ls

29}]}Klärchen. Nein, ich kann gar nicht prügeluist
Riemann. Das glaub ich! zu Frau Janilow lelse, Gotte!

päææsen üätersHom Arm, freht dèm Fremben, fagt sfchein (b↳ Géfegnete ||dochli Aber hier ist es schön, nicht?tinng mo17 Mahlzeit! und kauft dach vet är Thos. Zimulering

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Riemann. So? Wie viel denn? is Klärchen. Zwei und dreißig Mark in jedem Monat. Riemann. Und auf welche Art? Klärchen. O, ich bin. Kindergärtnerin habe fünf Kinder unter mir. Darunter ist einer, der aus Gymnasium. Aber ich bilde mich weiter. möchte so gerne das Lehrerinnene Lehrerinneneramen machen. Es ist vielleicht eine Thorheit, so hoch hingus zu wollen. Frau Janikow. Aber Mind, Hu weißt doch! Klärchen. 2 Ja, liebe Mama, aber ich muß doch verdienen. Sojung mga n Frau Fanifom. Sie besteht darauf, mir Penfion Sigojogus pilzu zahlen und Thud bi mia) tod?

Riemann. Frau Janitowed us mom en Riemanná „Der kleine Seraph dadatft. fie? Frau Janikow bejaht. AchAber waruar war fie so sehet? [uschFran Famiłow. “Sie sah ein freudes Gesicht. Früher war es noch viel schlimmer). VDEs müß ihr sehr schlecht gegangen sein, ehe Willh fie uns ins Haus brachte. | rodeWiemanmu Wie alt war fie da?(2 ̧mbiüln Frau Janikow. Dreizehn!

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