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er schärfte den Eltern die Worte ein: ist nicht in dem Samen der ganze Baum? wenn also der Samen nichts ung ist, wie fann der Baum gut sehn?" und hielt ihnen vor, daß sie der schlechte Samen ihrer Kinder seien; er predigte laut von seiner Kanzel in Wien: „Blind und närrisch seynd jene Eltern, Väter und Mütter, welche ihre Söhne und Töchter in Ansehung großer Mittel zum Heirathen zwingen, dem Sohn eine alte Runkgunkel, der Tochter einen 70 jährigen Gasconier anhängen; wo denn nachmals mit größter Beleidigung Gottes.. beide junge Eheleut auf die Seite naschen gehen, die Eltern aber nichts als Schand und Spott erleben..." Der Prediger, den ich meine, hat mit treffenden Worten oft kaustisch, oft derb, bald ernst, bald mit Spaß seine gesunden Ansichten vorgetragen, er hat seine Wiener gekannt und zu behandeln verstanden, als hätte seine Wiege nicht in Schwaben, sondern im Schatten des alten Steffels" gestanden, Abraham à Sta. Clara hieß der prächtige Mann. In einer Predigt seines Abrahamischen Gehab-dich-wol" führt er Dinge vor, welche geradezu Parallelen zu Anzergrubers Stück bilden; ich weiß nicht, ob der moderne wiener Dichter die Werke des alten wiener Predigers gelesen hat, aber so viel wird klar, daß beide Männer von denselben Ansichten durchdrungen waren und daß der Augustiner Bettelmönch den Schauspieldichter nicht verkeßert, sondern herzlich als einen Bruder im guten Geiste begrüßt hätte. Die Predigt Am Fest des h. Bischofs und Beichtigers Nikolai", es ist die zehnte des genannten Werkes, beginnt mit der Sitte, den braven Kindern am Tage des Nikolaus einzubescheren, und erklärt sie aus der Jugendgeschichte des Heiligen, wie der einmal drei Töchter eines benachbarten Edelmannes vor Schande und Entehrung rettete, indem er an drei Tagen hinter einander soviel Geld durch das Fenster hineinvarf, als für eine Tochter zum Heiratsgut genug war. Zum Andenken an diese Freigebigkeit pflege man den Kindern einzulegen; eine Nacht vorher komme der Nikolo, examinire die Kinder in Glaubenssachen, im Buchstabiren, Silbeteilen, Lesen und Schreiben, im Rechnen, in Sprachen. Item, fraget der Nikolo, wie sich die Kinder das Jahr hindurch verhalten haben? ob sie gerne beten? den Eltern und Praeceptoribus gehorsam seynd? ob, zum Erempel, der Häusert und der Paul nicht zu faul? ob der Fränzert und Ignazert kein schlimmmes Frazert? ob der Michel und der Sir vielleicht gelernet nir? ob die Kätherl gern bei dem Räderl? ob die Sabindi gern bei der Spindl? ob die Liserl und Thereserl nicht etwa zwei junge Eserl? Dies alles fragt der Nikolo. Aber Abraham fährt dann nicht fort vom Gehorsam der Kinder zu handeln, fondern nimmt das Verhalten der Eltern durch, denn die drei adligen Fräulein waren fromm, nur ihren Vater hatte die Armut soweit gebracht, daß er seine Töchter jedermann um Geld feil zu bieten beschloß, damit er sich vor der Welt als einen Galanthomine zeigen, nur als ein Edelmann stand- und staatsmäßig aufführen möge, so hat er wenig geacht, seine drei leiblichen Töchter dem Teufel aufzuopfern. Dergleichen Eltern seynd noch zu jetzigen Zeiten zu finden, so da ihr eignes Fleisch und Blut, will sagen, ihre leiblichen Kinder, die Unschuld auf des Teufels Schlachtbank führen, von dergleichen gott- und

gewiffenlosen Eltern redet in göttlicher heiliger Schrift der Prophet: „Immolaverunt filios suos et filias suas Demoniis?" Sie haben ihre Söhne und Töchter dem Teufel aufgeopfert. Wer seynd aber die Teufel? ja wohl ärger als die Teufel, als jene Jungfrauschänder und Ehrenräuber, die sich nicht entblöden, auch alle ehrlichen. Mutterkinder, wenn sie nur Gelegenheit hätten, zu ihren unersättlichen Begierden durch Geld und Promessen zu mißbrauchen? Wie thöricht seynd nicht gleicher Weise jene Eltern, welche die Unschuld ihrer Kinder um einen zeitlichen Gewinn so gewiffenlos auf die Mezbank dahin geben? ja wol selbst an große Herrn verkuppeln, damit sie durch ihrer Töchter verkaufte Jungfrauschaft den Namen ihrer papiernen Familien desto größer erweitern und zu ansehnlichen Aemtern gelangen mögen.

Es geschiehet aber dieses Teufelsopfer von den Eltern entweder direkte oder indirekte, mittelbar oder unmittelbar; direkte oder unmittelbar geschieht es, wenn die Eltern ihren eigenen Kindern Kuppler abgeben, ja die Kinder fast selbst zu einem lüderlichen Leben anhalten, wie aus folgendem Erempel erhellet:

Wien in einer Vorstadt aufgehalten, und weil er selbst Ein ehren- und gewiffenloser Vater hat sich hier zu lüderlich, hat er beide seine leiblichen Töchter zu gleichem Lüderleben gebracht, soiche hart traftirt und angefahren, mit Vermelden: sie wären noch jung und sollten ihm ein Brot in das Haus schaffen, fie möchten solches hernach gewinnen, wie sie immer wollen, ihm, dem Vater, seh wenig daran gelegen; das junge Blut in ihrem frischen Mut, von dem schönen Erempel (scilicet) des Vaters angefrischt, ließ dem bishero eingeschränkten Willen alsbald Begierden Statt und Play, also, daß sich in des Vaters freien Zaum und Zügel schießen, gab allen lasterhaften Honigseim versammelten, ihr Herz war ein Laubenhaus, Zimmer die Galän und Buhler wie die Fliegen bei dem einer ging ein, der andere aus, da gab es freilich Geld genug, schöne Rosenobeln bei diesen saubern Zobeln, schöne Räbler bei dergleichen Rabenaas, schöne Zeckin bei so gott losem Gewinn; so ist denn auch an gutem Effen und brett lagen immer gebratene Kapaunen und etliche Händel, Trinken gar kein einziger Abgang gewesen, auf dem TafelKronäwettsvögel in der Schüffel, auf dem Henkkasten ein gebeizt- und gespickter Haas, auf dem Ofen ein alter haud Konfekt von Biscotten und Mandeln, dort stand eine Pastetenzipf für die Kupplerin, auf dem Tisch war_allerFlasche Tyroler, da ein grüner Schnabelfrug mit Defterreicher, bald wieder hier eine Kandel mit Bier, alles ging in floribas und amoribus, ein Galan gab dem andern die Tür in die Hand, denn wo das Aas ist, alldort verfammeln sich die Adler, kurz davon zu reden, diese beiden Töchter führten miteinander ein so abscheuliches Leben, daß meine Feder und Tinte schamrot würden, alle Laster zu beschreiben, welches doch alles der Vater durch die Finger sah.

O ihr Eltern! wie werden nicht dermalens eure Söhne und Töchter wider euch heulen und klagen, wenn sie vor den göttlichen Richterstuhl wegen eurer ärgerlichen Anund Aufführung in den ewigen Höllenpfuhl werden gestürzt werden? Wie, wird nicht jene Tochter sagen: Ach weh! daß ich jemals eine Mutter gehabt, jemals zur Welt geboren wurde! ach! daß der Leib, in welchem ich empfangen, der Ort meiner Begräbniß gewesen wäre! ach, daß die Sterne, so mir zu meiner Geburt geleuchtet, mir den Tod verursachet hätten! O, daß mich nicht der Erdboden in der Wiege verschüttet! das Feuer vom Himmel verzehret, die Luft erstickt, und das Wasser im ersten Bad ertränket! Verflucht sehen die Brüst, die ich gefogen! Verflucht der Leib, der mich getragen hat! Verflucht Vater und Mutter,

so mich in diesen feurigen Höllenbrand und ewige Folterbank gebracht!

Und Abraham seht diese Klagen noch weiter fort, dann erzählt er von Kornelia der Grachorum ihrer Mutter, welche ihre Söhne für ihre kostbaren Edelgestein erklärt hätte, und fährt fort: Freilich wohl ist manches junge Herrl eine unschäßbare Perl, wegen der Reinigkeit seiner Unschuld, freilich wohl ist manches Mägdl ein kostbares Smaragdl, das immer grünet in den Tugenden, freilich wol ist manches Sabinl ein schönes Rubint in ihrer Purpurröthe der Schamhaftigkeit, freilich wol ist manche Jungfrau Christl ein glänzendes Amathistel wegen ihres herrlichen Tugendwerts 2. Aber weh! weh! solchen Eltern, welche die köstlichen unschätzbaren Kleinodien den unfläthigen Schweinen vorwerfen, und so vortreffliche Edelgesteine mit dem Sündenkoth beschmußen und verdunkeln lassen. Aber Abraham hatte nicht blos von der direkten Aufopferung gesprochen, sondern auch eine mittelbare für möglich erklärt, und so nimmt er dann den Faden wieder auf: Indirekte oder mittelbar opfern jene Eltern ihre Kinder dem Teufel auf, welche zwar für sich selbst nicht verfuppeln, aber die liebe Unschuld mit sich in allerhand Gesellschaften, Jausen, Schmausen, auf Spielen und Tanzboden führen, wo man gemeiniglich zur Tafel mit der Sauglocke läutet. Im Sommer seht man sich unter die Bäume und in den Schatten1); es fommt der Vater, es kommt des Vaters Schwager, es kommt der Mutter Schwester, es kommt die Frau Gevatterin, es kommt ein oder anderer Schmaroßer aus Schmäcksbrätl 2c., da seßen sich die Alten zusammen, fressen und saufen wacker, und leuchten ihren Kindern statt des guten Erempels mit einem angefüllten Seidelsinßen vor, lassen sodann die Kinder auch trinken, trink nur brav, Marianderl! sagt die Mutter, und du Hänsert trink nach Durst! Mein, laffet doch die Kinder trinken, es geschieht ja nicht alle Tag, der Wein ist gerecht, Frau Gevatterin! Salus, er wird nicht schaden, ich versichers. Endlich auf so vieles Rund- und Bundtrinken, tut der Wein das Sein, und da die Spiellent unterdessen stimmen, kommt der Wein gar von dem Kopf in die Füß, gehe! Hänsert! spricht abermal die Mutter, nimm die Mariandert bei der Hand, und tanz Eines mit ihr, schau! sie wird einmal deine Liebste werden, thu ihr fein schön, mithin, tanzen die Kinder untereinander, und weder Bub noch Mägdt schämet sich im Geringsten auch bei Anwesenheit der Eltern einander zu küssen, also, daß man schon bei der noch unschuldigen Jugend des Teufels seinen Lummelplatz sieht. Es verwundern sich Viele, daß man bei jebigen Zeiten eine so schlimme Jugend, sonderbar unter den Weibsbildern so freche Mägdlein sieht, wenn sie aber die erste Grundursache cincs so ausgelaffenen Lebenswandels durchsuchen wollten, würden sie bald finden, daß einzig und allein die üble Auferziehung der Eltern an ihren Kindern so leichtfertige Fraßen mache, ja, daß die Töchter schon mit den ersten Kinderschuhen zugleich die Bubenliebe anziehen.

Auch in Verse gefaßt hat Abraham nach einem sinn reichen Poeten seine Instruktion:

Ihr Eltern! die ihr wollt euer Kind in zarter Jugend
Sorgfältig auferzieh'n zur Andacht, Furcht und Tugend;
Kommt! nehmet heut von mir die kurze Regel an:
Thut eure Kinder bieg'n, so lang man's biegen kann.
Redt, führt und thut, doch redt allein von solchen Dingen,
Was zarte Unschuld kann zu deutschen Sitten bringen.
Führt und leitet sie an solchen Ort zu geh'n,
Wo sie was Rühmliches und Auferbaulichs seh'n.
Thut aber selbst vorher, was ihr die Jugend lehret?
So wird eur Kinderzucht in Allem sein bewähret.
Dieweil ein neuer Hafen den ersten G'ruch behält,
Und solchen nicht verliert, bis er zu Trümmern fällt!
1) Man vergleiche nun auch noch Anzengrubers Volksstück

„Alte Wiener“.

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Wer kann verkennen, daß alle diese Stellen des unerschöpflichen Predigers den ganz gleichen Sinn ausdrücken, dieselbe Tendenz vertreten, wie Anzengrubers Volksstück. Geht man daher wol fehl mit der Annahme, Abraham hätte sich im Unterschiede von jenen leidenschaftlichen katholischen Gegnern des „Vierten Gebotes" an dem Werke gefreut und dankbar von „jener angenehmen Erfinderin und holdseligen Kunstgöttin, der finnreichen Poesie oder Dichtkunst" auch Anzengrubers Muse gegenüber Rühmendes gesagt! Wie bemerkt, ich weiß nicht, ob Anzengruber seinen Vorgänger gefannt hat, aber so viel ist gewiß, daß beide, obwol durch zweihundert Jahre von einander getrennt, in Folge ihrer Vertrautheit mit den Zuständen ihrer Zeit zu gleichen Beobachtungen und gleichen Folgerungen geführt wurden, was gewiß erweist, daß die Kanzel dem wiener Volksdichter nicht feindlich hätte begegnen sollen Uebrigens, wenn schon der wiener Hanswurst Stranihky von Abraham à Sta. Clara gelernt hat, warum könnten wir dies nicht auch von Anzengruber annehmen. Wie viele Zufälle bedingen nicht die Arbeit des Dichters! auf wie tief verborgenen Wegen sichern ihm nicht oftmals seine Motive zu, so daß er häufig selbst | nicht mehr weiß, was sein eigen, was nur ein Echo ist!

Theater.

Von

Fritz Mauthner.

Deutsches Theater: „Das goldene Buch." Schau

spiel in 3 Aufzügen von Franz Schönthan Das sehnlichst erwartete neue Stück von Franz von Schönthan ist bei seiner ersten Aufführung, um den lieblichen Kunstausdruck zu gebrauchen, mit Paufen und Trompeten durchgefallen. Seitdem unterhält sich die Welt, in der man sich langweilt, d. h. der Kreis, der sich allabend. lich amüsiren geht, wieder einmal möglichst ernsthaft über die Erfolgfrage. Gesprächsstoff ist ja in Fülle da. Hochgetürmt liegen bereits Mitte Oktober die Leichen da. Einer nach dem andern von den erfolgreichsten Schriftftellern ist vom Publikum abgelehnt worden, die meisten auf dem fanften Wege eines Scheinerfolges, Franz von Schönthan mit lebhaftem und ziemlich unwidersprochenem Zischen. Also haben die anderen Schriftsteller das Publifum im Wesentlichen gelangweilt, Schönthan hat es geärgert.

Es ist begreiflicherweise unmöglich, die Gründe eines solchen Weißerfolges mit voller Sicherheit nachzuweisen. Die ästhetische Kritik kennt nicht die erakte Methode der pathologischen Anatomie; und auch diese steht ja den Leichen im Grunde ratios gegenüber. Sie kann jagen: dieses und dieses Gewächs, dieser und dieser Schwund führt erfahrungsgemäß vom Leben zum Tode. Das Warum ist auch für den gefeiertesten pathologischen Anatomen oft ein Rätsel. Man kann sich vorstellen, wie unsicher da erst die Aesthetik ist, die nach zweitausendjährigem Dasein noch nicht weiß, wie der gesunde Körper des Kunstwerks auszusehen habe. In solchem Streite tut die Kritik wol am besten, sich ausnahmsweise juristisch mit der Frage zu be faffen. Also nicht: woran ist das neue Schauspiel gestorben? sondern: warum haben die Leute es totgeschlagen.

Erstens: Aus Bosheit um ihrer getäuschten Hoffnungen willen. Franz von Schönthan hat sich beim besten Publifum einen sehr geachteten Namen als Schwankdichter er

worben. Wenn sein Name auf dem Zettel stand, so rüsteten sich die Theaterbesucher auf große Heiterkeit. Da fißen sie nun auf ihren teuer bezahlten Pläßen, und glauben etwas recht Leichtes bestellt zu haben, vol au vent.

Und brächte der Kellner nun das saftigste Beefsteak, sie würden ihn anschreien und auf ihrer idealen Forderung bestehen. Franz von Schönthan stand auf dem Zettel und sie verlangen ihren Schwank. Allerdings hieß es unter dem Titel warnend ein Schauspiel". Aber wie viel poffenhafte Schauspiele haben wir nicht seit zehn Jahren schon beklatscht! Schönthan wird das schon machen. Und nun hebt sich der Vorhang nicht etwa über einem Schauspiel, sondern über einer ganz richtigen Tragödie. Der erste Akt läßt darüber noch im Unflaren, er erhielt darum auch noch lauten Beifall. Aber dann! Kaum hat der Graf Bretelles durch das Telephon erfahren, daß sein Vater ein Kammerdiener war, da geht das Trauerspiel ganz so blutig los, als ob man bei Shakespeare säße. Am Sarge des ehemaligen Kammerdieners schreit die geborene Gräfin (Frau NiemannRaabe) die Wahrheit! die Wahrheit! die Wahrheit! in die Welt hinaus, ohne Rücksicht darauf, daß sogar ein Prinz anwesend ist. Und der Graf, der in diesem selben Akte einen sehr langen und eben darum ungenügenden Selbstmordversuch macht, stirbt schließlich wieder sehr langsam aber glücklich auf offener Bühne an den Folgen des beliebten Duells. Also Franz von Schönthan hat eine Tragödie geschrieben. Ja, was bildet denn der Herr sich ein? Das haben wir ja garnicht bei ihm bestellt! Nun ja, Wildenbruch ist noch mitzunehmen, der hat gleich so angefangen. Da weiß man doch, was man zu erwarten hat. Aber Franz v. Schönthan und zwei Leichen? Nein, lieber Freund, so wollen wir dich nicht verkommen lassen. Wir wollen so lange zischen, bis du wieder Schwänke schreibst. Die Leute haben das Stück zweitens totgeschlagen aus Rache, weil Schönthan ihre Standeschre verleßte. Reden wir doch wieder einmal offen über die Zusammensehung des viel genannten berliner Premièrenpublikums. Zur Hälfte gehört es zu derjenigen gesellschaftlichen Schicht, die man unter der Bezeichnung der Geldleute zusammen zufassen pflegt. Nebenbei bemerkt, man wird die hohe Finanz, von der bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich die Rede ist, nur selten bei berliner Premièren sehen, ebenso wenig wie die Träger alter Namen. Es ist in Berlin in diesen obersten Schichten nicht Mode, sich um Kunst zu bekümmern, wenn die Kunst nicht gerade persönlich liebenswürdig als Musik auftritt. Die Finanzwelt, welche richtend den Erstaufführungen beiwohnt, zählt natürlich auch ernsthafte Millionäre und ebenso viele kluge und geschmackvolle Menschen unter sich. Die Masse aber, die sich zu jeder Première Eintrittskarten zu verschaffen weiß, wird eben von den Parvenus gebildet, welche sich heute um so lieber amüsiren möchten, als sie vielleicht am nächsten Sonnabend schon das Aufgeld und den Zettel nicht bezahlen könnten. Dieser nervöse Teil des Premièrenpublikums will nun keine Tragödie sehen, aus Gründen, er will sich von einem Schwankdichter erst recht nicht aufregen lassen; wenn Franz von Schönthan aber gar Wiße über die Börse reißt, gute Wize noch dazu, dann geht seinen alten Freunden die Geduld aus, und sie zischen, zischen aus vollen Backen, daß sie zum erstenmal in ihrem Leben aussehen wie Posaunenengel. Und die schönen Frauen dieser erzürnten Schönthanverehrer haben nicht den Mut, ihren bösen Ehegatten Opposition zu machen, und zu applaudiren; denn ein feiner Instinkt sagt ihnen, daß auch die litterarische Kritik den Schönthan heruntermachen wird. Sie beteiligen sich also an der Baiffe.

Das alles ist keine Phantasie. Der ehemalige Kammer diener hat in die Familie eines Spekulanten hineingeheiratet,

und der Einfluß dieser Menschen ist mit starker Karrikatur sehr wirksam gezeichnet Das nahmen die ehen erwähnten Zuhörer persönlich übel.

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er

„Das goldne Buch" ist drittens litterarisch ziemlich wertlos, und darf sich darum meines Erachtens über sein hartes Schicksal nicht allzu sehr beklagen. Ohne die beiden ersten Gründe hätte das Schauspiel vielleicht mit ein paar Aenderungen ebenso gut einen vollen Erfolg haben können, und hätte darum doch keine besondere Hochachtung verdient. Daß Franz von Schönthan unter die Tragrdiendichter gegangen ist, beweist freilich ein starkes litteraiisches Wollen. Ein bedeutendes litterarisches Können bew es gleich zu Anfang seiner Schriftstellerlaufbahn, so lange man ihn mit Herrn von Moser vergleichen mußte. Schönthan war immer feiner, seine Scherze mit mehr Kunst geformt, seine Handlung geschmackvoller an eine Grundidee befestigt. Auch sein neues Schauspiel Das goldne Buch" läßt hinter allem theatralischen Tand eine beachtenswerte ja kühne Idee erblicken. Ein verkommener polnischer Adliger (Herr Kadelburg) fündigt die Abfaffung eines goldenen Adelsbuchs an; er will als deffen Herausgeber von Bestechungen und Erpreffungen leben. Durch solche Tätigkeit wird er Mitwiffer des Bretelleschen Familiengeheimnisses und kommt schließlich zu der leberzeugung, das wahre und unverfälschte goldene Buch sei nicht das des Adels, sondern das Hauptbuch des Bankiers. Dieser Einfall ist nicht der eines Dichters, aber der eines Satirikers. Und als scharfer Satiriker hat Schönthan sich in der Zeichnung des Bankiers und des polnischen Schwindlers bewährt. Es finden sich da ganz prächtige Einfälle, die im Lustspiel gerechten Jubel erregt hätten, in der Tragödie aber nicht wirkten, weil die Sprecher dieser Einfälle nicht lebenswahr hingestellt waren. Dieser Pole z. B. sagt alles, was wir über ihn denken sollen, niemals aber das, was ihn zum Ziele führen würde. Er ist der Hallunke des Stückes und sagt, blos um uns zu belustigen, über sich selbst unaufhörlich die Wahrheit. Die Wahrheitsfanatiker des Stückes wieder reden und handeln, wie sie in Wahrheit niemals reden und handeln würden. Franz von Schönthan hat aus Ibsen den rück fichtslosen Wahrheitsfanatismus herausgenommen, als ob der ein Bühnenrequisit wäre; er hat diese hohe Tugend in eine nicht nur unwahrscheinliche, sondern auch unwahre Fabel hineingeknotet und das Ganze in einer veralteten unwahren Technik ausgeführt. Moderne Kunst aber verlangt moderne Mittel. Wer eine Krone für elektrisches Licht an seine Gasröhre anschraubt, der wird nachher im Finstern siten.

So käme es denn darauf heraus, daß das Publikum unrecht hatte, aber der Dichter ebenfalls. Das Stück ist mit Recht verurteilt worden, aber die Richter begingen trotdem einen Rechtsirrtum. Die Aufführung ist jedenfalls für den Mißerfolg nicht verantwortlich zu machen, auch die Regie nicht, welche höchstens den melodramatischen zweiten Aktschluß hätte streichen sollen. Das Bekenntnis. der geborenen Gräfin konnte im kleinsten Kreise die größte Wirkung üben. Nur ihr Bruder Graf und der Pring hätten zugegen sein dürfen, wenn sie das Geheimnis enthüllte, und anstatt ein Papier zu überreichen, deutlich und klar sagte: unser Vater war nicht Graf Bretelles, er war ein Kammerdiener. Dann wäre vielleicht auch nicht das beschämende Ereignis passirt, daß Frau Hedwig Niemann mit einer gewaltigen Szene feine Wirkung erzielte.

Frau Niemann verdiente ein großes Kapitel in der Geschichte der Geschichte der modernen Bühne. Die Zeiten ihrer stürmischen Erfolge als Lorle sind vorüber. Sie war damals eine hinreißende Natur und ist jetzt eine reife Künstlerin, der nichts Ebenbürtiges an die Seite zu stellen ist. Ich weiß, daß Publikum und Kritik gegen dieses Genie kühler geworden sind, aber gerade darum ist es viel

Bon

Pol de Mont (Antwerpen).

Im heutigen Augenblicke durchlebt die poetische Kunst in Süd-Niederland die Sturm- und Drangzeit einer leicht erkennbaren Uebergangsperiode.

leicht gut, eine individuelle Ueberzeugung freudig aus | Die Litteratur der Gegenwart in Süd-Niederland. zusprechen. Frau Niemann hat seit mehr als zehn Jahren kein ausgesprochenes Rollenfach mehr, und das hat das Publikum stußig gemacht; sie hat in schablonenhaften Luftspielen sich auf kleine Virtuosenstückchen verlassen müssen und dadurch auch bei denjenigen Kollegen verloren, die ich gerne als Bewunderer der Riemann sähe. Sie hat ihre größten Erfolge im Ifflandschen Genre gehabt und ist in dem Lustspiel von Lindau und Lubliner nicht an ihrer Stelle gewesen. Man hat ihr Rollen auf den Leib geschrieben, die ihr keine menschliche Aufgabe stellten, sondern von ihr nur Lachen und Weinen verlangt. Da hat sie denn verzweifelt gelacht und geweint und nichts weiter tun können. Publikum und Kritik aber warf ihr vor, sie könne nichts weiter als lachen und weinen.

Im vorigen Jahre hatte sie endlich wieder eine große Aufgabe zu lösen. In Anzengrubers Hand und Herz" gab sie das Weib, das fast unschuldig in Bigamie lebt. Ich glaube, wenn die Franzosen einen Dichter hätten, wie Anzengruber einer war, und eine Künstlerin wie Frau Niemann würde die Hauptrolle in einem solchen Stück spielen, die Pariser würden einige hundert Mal das Haus füllen, und im Zuschauerraume fäßen dann auch wol jeden Tag ein paar Deutsche, die daheim erzählen würden von der unvergeßlichen Leistung. Wie sprach damals die muntere, kleine Niemann die Anklage gegen die Vorsehung! Es war erschütternd, und „Hand und Herz“ wurde vom Repertoir abgeseßt.

Die gräfliche Tochter des Kammerdieners ist eine unwahre Gestalt. Was aber Fran Niemann diesem Weibe aus Eigenem geliehen hat, das war so groß, daß man fragen muß: habt ihr denn keine Augen zu sehen und keine Ohren zu hören? Nicht alles an Frau Niemann ist geklärte Kunst, noch ist ungeformte Natur in ihr. Aber was für eine Natur. Diese Stimme, welche aus den Organen aller Mitspieler heraustönt wie Joachims Geige aus dem Unisono eines Konzerts, dieses Lächeln, das über ihr Gesicht fliegt im Glück und dann wieder anders im Schmerz, diese Gesten, mit denen sie ja oder nein sagt, wo der Autor ihr oft papierne Worte in den Mund gelegt hat: das ist heute noch so unvergleichlich schön, wie vor zwanzig Jahren. Sind Sie glücklich?“ fragt man sie. Frau Niemann zuckt nur mit den Achseln ind hebt die Arme leicht empor; dabei huscht es wie die leibhaftige Himmelsseligkeit über ihr Gesicht, sie wendet den Kopf ab und fährt mit dem rechten Finger nach den Augen. Doch bis zu einer Träne ist es nicht gekommen. Sie läßt die Hand wieder sinken, wendet den Kopf den andern wieder zu und plaudert weiter. Habt ihr denn keine Augen zu sehen?

Der bestrickende Wollaut der Stimme, der Liebreiz des Mienenspiels ist derselbe geblieben, trotzdem Frau Niemann heute nicht mehr Backfische spielt, sondern Frauen von mehreren Männern und Mütter von vielen Kindern. Hinzugekommen aber ist eine Beherrschung der theatralischen Kunstmittel, die ihresgleichen sucht. Niemand kann mehr bei der Sache sein als sie; ohne jemals vordringlich zu werden, spielt sie im Geiste ihrer Rolle immer mit, virtuos, meinetwegen, aber bescheiden. Man wirft ihr oft vor, daß sie sich nicht vollständig in die Gestalten verwandelt, die fie darzustellen hat, daß sie jedesmal von ihrem eigenen Temperament hinzutut." Mein Gott, sie kann doch nichts dafür, daß fie gewöhnlich reicher ist als ihre Autoren, größer als ihre Rollen.

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Ganz unmöglich wäre es aber, hier das genaue Datum anzugeben oder das Kunstwerk anzuführen, mit dem diese Periode ihren Anfang genommen. Diese Arbeit wird erst später, viel später, wenn alle Saaten, welche jezt nur erst zu feimen anfangen, Blume und Frucht geträgen, — wird erst dann mit der nötigen Unparteilichkeit ausgeführt werden können.

Es möge heute genügen zu erwähnen, daß in den Werken einzelner, dem abgehenden Geschlechte zugehörenden Dichter gewisse Anzeichen zu merken sind, aus denen der Kunstverständige das, was jetzt geschieht, voraussehen kann. Denn was heute als allgemeine Regel gilt, ist auch schon in früheren Jahren, wenn auch nur als hervorragende Ausnahme bei einzelnen Künstlern, zu finden.

Ein solches Beispiel lieferte Prudens van Duyse, deffen Liedekens, in Mittelniederländisch, so ganz und gar frei von aller Aufgeblasenheit, so elegant und melodisch, sich in jeder Hinsicht von seinen geschwollenen Oden und Dithyramben unterscheiden, in welchen er sich noch als Schüler Bilderdyks und seiner Epigonen zeigte.

Johan Michiel Daußenberg aber ist wol das wunderbarste Phänomen dieser vergangenen Periode zu nennen; er nimmt in der niederländischen Litteratur nach 1830 eine ganz besondere Stelle ein. Wenn man bedenkt, daß sein erstes Bändchen Gedichte 1852 erschien und Stücke enthielt, die schon 1844, 46 und 48 geschrieben waren, dann wird man voll höchster Achtung vor dem Manne erfüllt, der von seinem ersten Auftreten an sich als einen Feind aller fälschen Empfindung und Aufgeblasenheit gezeigt hat.

Nicht einer von allen, die nach ihm kamen, ist von seinem direkten oder indirekten Einfluß frei geblieben, und mehr noch als im Versban in Stoff und Stil.

Schade nur, daß es ihm an drei Eigenschaften mangelte, die ihm durchaus notwendig gewesen wären, um mit seinen ästhetischen Ideen unter den Zeitgenossen durchzudringen: an dem hrischen Enthusiasmus. den Ledegauck hatte, an der Vielseitigkeit, welche van Duyse besaß, und vor allem an der Volkstümlichkeit, die van Beers so fraftvoll auszudrücken wußte

So geschah es, daß bis vor wenigen Jahren Daußenberg fast unbekannt geblieben war und sich alle nen aufkommenden Talente um das obengenannte Trio schaarten.

In der letzten Zeit hat jedoch eine erfreuliche, eine wichtige Umkehr stattgefunden, die neue Richtung in der füd-niederländischen Litteratur ist für jedermann wahrzunehmen. Unsere Romanlitteratur, die bis vor kurzem so didaktisch, ja selbst utilitaristisch war, schlägt einen entgegengesetzten Weg ein.

Bisher wählten die meisten unserer Romanziers die Vaterlandsliebe als Motiv und oft als Stoff ihrer Werke; unter den vielen Gedichten über nationale oder historische Stoffe find kaum zwei, van Beers' Maerlant und Ledegaucks Drie Zustersteden, mehr als mittelmäßig. Dazu gesellen sich noch Vuylstekes vortreffliche, doch mehr zu der philosophischen Poesie gehörenden Mymeringen.

Schade, daß während dieser sechszig Jahre langen Periode kaum ein einziger unserer Dichter die Form (sowol den Stil im allgemeinen als auch den Versbau) voll. kommen beherrschte. Und wer sollte ihn damit bekannt gemacht haben? War nicht das alte Instrument, di¿

Form, durch lange Verwahrlosung hart und widerspenstig geworden?

Heute ist das alte, zerbrochene Instrument durch drei Geschlechter von oft sehr fähigen Litteraten genügsam ausgebessert worden und hat auch ein paar neue Saiten erhalten. Darum glauben wir, ist die Kritik berechtigt, an die weitere Entwicklung der Litteratur in Flandern, sowie das in Nord-Niederland geschieht, andere und höhere Forderungen zu stellen.

Litterarische Chronik.

Das Ostendtheater hat ein einaktiges realistisches Drama „Die Rache" von G. Gerhard zur Aufführung angenommen.

Für Bödling humoristisches Gemälde „Susanna im Bade“ wurde dem Künstler jüngst ein Gebot von 10 500 Mark gemacht. Da der Preis des Bildes indeffen 12 000 Mark beträgt, so wurde der Kauf nicht zum Abschluß gebracht.

Von Georg Ebers erscheint im nächsten Monat in der deutschen Berlagsanstalt in Stuttgart ein großer zweibändiger Roman, die Frucht zweijähriger Arbeit, Per aspera" (Auf steinigen Wegen). Das Werk spielt zu Alexandria im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung.

Professor von Lenbach, der Virchow zu dessen siebzigsten Geburtstage gemalt, hat jezt auch zu demjenigen Forckenbecks zwei Gemälde des Berliner Oberbürgermeisters geschaffen.

Das fünfattige moderne Schauspiel von Hans von Reinfels Die Sitte" ist vom Ostendtheater zur Aufführung angenommen worden.

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Das am 17. Oktober im müncherer Gärtnertheater aufgeführte ländliche Gemälde „'s Liferl vom Schliersee oder die Brautschau", das Hans Neuert nach einer Erzählung Hermann von Schmids für die Bühne eingerichtet und Franz Voith mit Musik ausgestattet hat, ist litterarisch unbedeutend, giebt aber den dortigen Schauspielern Gelegenheit, ihre Kunst zu zeigen.

Im Nationaltheater in Christiania hat „Die Ehre“ einen großen Erfolg errungen und damit einen dauernden Plaz im Repertoir dieses Theaters erworben Nach diesem Erfolge des Sudermannschen Dramas plaidiren die liberalen Blätter dafür, daß nun auch Ibsens Gespenster. die bisher vom Nationaltheater ausgeschlossen worden sind, an demselben zur Aufführung gelangen.

Graf Leo Tolstoj veröffentlicht in der Nowoje Wremja die Erklärung, er stelle es allen, die es wünschen, frei, in Rußland und im Auslande, in russischer Sprache und in Uebersetzungen alle diejenigen Werke, die von 1881 an geschrieben und im 12. Bande

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(Ausgabe 1886 und im 13. Bande (Ausgabe 1891) seiner gejammelten Werke erschienen sind, unentgeltlich herauszugeben resp. Rugland noch nicht herausgegebenen Werte, sowie auf alle diejenigen, aufzuführen. Diese Erklärung erstreckt sich auch auf alle feine in welche er in Zukunft herausgeben wird.

In A. Hartlebens Verlag in Wien erscheint in Kürze ein neuer und Schildereien aus Steiermark.” Band von P. K. Roseggers Hoch vom Dachstein. Geschichten

Am 17. Oktober wurde in Meißen das Denkmal Böttgers, des Erfinders des Porzellans enthüllt, welches ihm die Stadt Meißen und die Porzellanmanufaktur gewidmet hat. Das Werk, eine Broncebüste, die auf einem reichverzierten Gránitsockel ruht, ist die Arbeit des Professor Andresen.

Im Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig werden in kurzer Zeit nachgelassene Gedichte von Ferdinand Gregorovius, die Graf Friedrich von Schack herausgiebt, erscheinen. Der Inhalt des Buches ist: 1. Gedichte aus Italien. 2. Corsische Wanderung 1852. 3. Wanderlieder und anderes. In demselben Verlage wird Schliemanns Selbstbiographie von Sophie von Schliemann herausgegeben.

Die Königliche Gemäldegallerie zu Dresden hat ein um 1760 entstandenes Porträt von der Hand des ausgezeichneten englischen Malers Sir Joshua Reynold, dessen Gemälde in Deutschland äußerst selten sind, durch Kauf erworben.

Im Alter von 33 Jahren ist in London der Schauspieler und Dramatiker Marc Quinton, ein geborener Ire, dessen eigentlicher Name Keogh lautet, gestorben. Er hat die Dramen ,,Jn his Power", Handfast" und .,Under a Mask" geschrieben und soll ein viertes Schauspiel hinterlassen haben.

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Die romanische Bibliothek des verstorbenen leipziger Professors Heinrich Körting ist in den Besit des Brockhausschen Antiquariats in Leipzig, die kunstgeschichtliche Büchersammlung des Professors Anton Springer in den Besit der Buchhandlung Josef Bär u." Co. in Frankfurt am Main übergegangen.

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Das neue Stück des englischen Dramatikers Henry Arthur Jones The Crusaders" wird am 31. Oktober ami Avenue Theatre in London zur ersten Aufführung kommen. Das Lustspiel, welches das moderne londoner Leben widerspiegelt, hat zum größten Teil ein satirisches Gepräge. Es handelt von Pessimismus und philantropischen Ideen und geißelt das allzu aufdringliche Streben, andere Menschen eben so gut wie man selbst ist, zu machen. Auch Pineros lang erwartetes neues Stück,,,The times", welches an Terry's Theater aufgeführt werden soll, hat einen satirischen Grundzug, indessen wird der Autor diesmal nicht wie im The Profligate" schwere Mißstände der Zeit aufdecken, sondern mehr durch komische Gemälde des Lebens eine Unterhaltung gewähren.

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Von Werken hervorragender franzöfifcher Schriftsteller werden demnächst erscheinen:

Bei A. Lemerre: Terre promise von Paul Bourget; La cure de misère von François Coppée und L'automme d'une femme von Marcel Prévost. Bei Paul Ollendorf: L'angelus von Guy de Maupassant (ein Roman über den Krieg von 1870; Belle madame von Albert Delpit und Nemrod et Compagnie, ein großer Roman über die Jagd von Georges Ohnet, von welchem zuvor auch ein Band Novellen erscheinen werden. Vei Victor Havard: Les Promesses von Jules Cafe; Ma Douce bon Gustave Toudouze und Band III und VI der Memoiren des Varon Haußmann.

Eine Anzahl französischer Architekten und Altertumsforscher ist mit der Ausgrabung der Paläste des Königs Krösus in Sardes beauftragt worden.

Litterarische Neuigkeiten.

P. Bourget, Physiologie de l'amour moderne. Paris, Lemerre 1891.

Bourget ist eine seltsame Mischung von Dichter und Gelehrtem Seine Romane leiden alle an dem Fehler, daß das wissenschaftlich Material, die zergliedernde Physiologie von Empfindungen und Hand

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