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von einer solchen Einrichtung befleckt gewesen". . . . Doch genug von diesen Pfäffereien!

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In den letzten Monaten hat der Uebertritt von Frau Annie Besant zur Theosophie wieder viel von sich reden gemacht, weil sie seit dem Tode der russischen Schwindlerin Blavatsky sich als Hohepriesterin geberdet. Es ist darüber im Zeitgeist" unlängst von Herrn Heinrich Geehl eine kurze Schilderung erfolgt. Da deutsche Blätter mehr oder minder ausführliche Mitteilungen über den Abfall von Frau Besant in die Nacht des jämmerlichsten Aber glaubens und über den haarsträubenden Unsinn der geistesbeschwörerischen DreieinigkeitOlcott-Blavatsky-Sinnett gebracht haben, so erübrigt es jetzt nur, das Bild des heutigen Standes der Dinge zu vervollständigen.

Um es gleich kurz zu sagen, erklärt Frau Besant jeßt, daß sie an sämtliche von Frau Blavatsky getane Wunder glaubt. Diese Mirakel sind höchst unterhaltsamer Art. Eine starke Raucherin, war Frau Blavatsky bekannt für geschicktes Drehen von Cigaretten. Vermöge der ihr innewohnenden geheimnisvollen Kraft war sie aber imstande, die so ins Leben gerufenen Glimmstengel durch ein bloßes Wort oder eine Geberde gänzlich verschwinden zu lassen!

Eine zerbrochene Theetasse setzte sie durch bloße fie durch bloße Willensstärke wieder zusammen, ohne sie zu berühren. Bei anderer Gelegenheit wurde eine ganz neue Tasse ebenfalls durch den bloßen Willen geschaffen, und zwar so. daß dieselbe unter der Erde wuchs. Einem Besucher, der sich im Gespräch auf seine nicht leicht zu erschütternde Furchtlosigkeit viel zu gute tat und der im Begriff stand, ihr auf den Boden gefallenes Taschentuch, neben welchem ein Stück Seil lag, aufzuheben, zauberte Frau Blavatsky eine Kobra-Schlange daraus vor, so daß er vor Schreck zurückfuhr. Im nächsten Augenblicke war nun wieder das Taschentuch und das Stück Seil da.

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Frau Blavatsky stand in mysteriöser Verbindung mit Leuten in Indien. Durch das bloße Aufschnellen eines beschriebenen Blattes Papier in die Luft, beförderte fie daffelbe in einem Nu nach Asien. Gleich darauf kam die Antwort auf demselben Wege vom Himmel heruntergeflogen. Durch ein einfaches Zeichen mit der Hand ließ fie aus einem Tale herauf so erzählt Oberst Olcott Glockengeläute ertönen, obwol weit und breit keine Glocken vorhanden waren. Sie erklärte uns", schreibt Olcott, wie sie diese Musik erzenge. Durch einfache Willenskraft ließ fie nämlich eine Seelenströmung von sich aus ergehen. Dann sante sie eine zweite Strömung gleicher Art aus Der beim Zusammentreffen der beiden Strömungen fich bildende Strudel brachte das Geläute hervor."

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liche Wesen in Indien und Tibet leben gehörig eingeweiht zu sein. Ihre Oberen halten sich in einer Oase der Wüste Gobi auf. Ehrenvorsigender derselben ist, mit Verlaub gefagt, der Dalai Lama. In einer Zauber-Oper könnte es nicht schöner zugehen.

Wie früher Frau Blavatsky, so empfängt jezt Frau Besant Briefe von den Mahatmas auf dem für andere Sterbliche ungewöhnlichen Wege des Hereinrequens aus der Luft. Sie sieht etwas, was sich zuerst ganz leicht in der Luft bildet. Allmälig verdichtet es sich und mit einem Male wird es herabgeschleudert. Precipitated" heißt das Wort; und bumps! da liegt der Brief. Frankirt und gestempelt ist er ohne Zweifel nicht; denn er ist ja ein Segler der Lüfte.

Infolge des Todes des englischen Ober-Postmeisters Raikes beschäftigt man sich augenblicklich mit der Frage, wer an seine Stelle treten solle. Wie wäre es, wenn Fran Besant zum Stephan des Landes würde? Wi: rasch und billig ließe sich da der Verkehr herstellen! Es wäre die reine briefliche Fernsprecherei bis in die Wüste Gobi hinein, ohne jegliche Vorrichtung und ganz kostenlos.

Man hat die neue Hohenpriesterin gebeten, einen solchen Brief vorzuzeigen. Durch nähere Mitteilung über das erstaunliche Wunder ließe sich ja wol hängerschaft für die Theososophie werben, in welcher, wie große AnBesant widersteht beharrlich dieser Versuchung zur besseren man uns versichert, das Heil der Welt liegt. Allein Frau Ausbeutung ihrer Lehre, und zwar unter den eigentümlichsten Ausflüchten.

Sie braucht doch ihren Privat-Briefwechsel, sagt sie, nicht anderen Leuten mitzuteilen. Es komme übrigens garnicht darauf an, durch Wunder Anhänger zu gewinnen. Die innersten Geheimnisse der „Brüderschaft in den Schneebergen" dürfen auch nicht jedem mitgeteilt werden; denn wer dieser Geheimnisse einmal teilhaftig sei, der vermöge einen Menschen durch bloße Willenskraft auf große Entfernung hin zu töten, ohne daß eine Spur des Täters sichtbar sei. Und so weiter.

Schließlich erfahren wir durch Frau Besant, daß gehörten. Doch auf diesem Wege liegt wieder Wahnsiun; Platon, Paracelsus und - Cagliostro zu den Eingeweihten alles aber wird mit höchstem Selbstbewußtsein vorgetragen, und eine große Zeitung widmet den Tollheiten täglich vier bis sechs, mit Kleinschrift gedruckten Raumspalten. fie und ihre näheren Vertrauten über so ungeheure ZauberAndere fragen allerdings: warum die Mahatmas, wenn macht verfügen, dieselbe nicht zum Nußen der leidenden, gedrückten Menschheit anwenden?

Auf die Frage, wie man sich mit den großen, geheimnisvollen Lehrern in Indien oder Tibet in Verbindung sehen könne, antwortet Frau Besant spöttisch: fie könne ebensowenig einen Einführungsbrief an sie, wie an den Zaren geben; wer aber viele Jahre der Entsagung lebe, der werde dann wahrscheinlich" mit ihnen in Verfehr kommen und ihr Schüler werden. Es heißt: sie selbst wolle eine Reise nach Indien antreten und dort längere Zeit verweilen. Wer weiß, ob sie bei ihrer Rückkehr nicht selbst Wunder wirken wird, und etwa als tibetanische Muttergottes der Theosophie einen heiligen Rock mitbringt!

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„Laffen wir die Eingangsfragen ununtersucht. genügt, zu wiffen, daß mit Geistesstörung oft große Schlauheit und Fähigkeit zur Täuschung anderer verbunden ist. Die Weigerung der Hohepriesterin, einen der Briefe zu zeigen, auf welchen ihr Glaube an die Mahatmasche Luft-Post beruht, muß jedem ruhig Beobachtenden höchst verdächtig erscheinen. Frau Besants Verstand war all die langen Jahre über so klar, und sie führte eine so gewante Feder im Kampfe gegen geistige Verfinsterung, daß ihr plögliches Ueberschnappen fast unerklärlich erscheint.

Mit den sieben Stufen des Weltalls", mit der ent sprechenden siebenstrahligen Gestaltung des Menschen" und seiner gelegentlichen zauberhaften Versehung auf eine der höheren Geisterstufen brauchen wir nach Obigem den Leser ebensowenig zu behelligen, wie mit der Lehre von der Wieder-Fleischwerdung. Alexander der Große, so hören wir, ist vielleicht in Napoleon wieder körperlich aufgelebt. Aristides heißt heute W. E. Gladstone. Mit solcher Wiedergeburt", erklärt Frau Besant, „wird es nicht aufhören, bis der ungeheure Cyclus der Fähre zu Ende geht." | Also auch die Zeit wird einmal aufhören; da ist es wahr lich hohe Zeit, daß wir das Gleiche tun. Ist doch der Gedanke, Gladstone Aconen hindurch als immer wieder auftauchenden Redner sich vorstellen zu müssen, ebenso unfaßbar, wie wahrhaft entseßlich.

Beim Erwachen.

Bon

Baron Detlev v. Liliencron

Hamburg (Ottensen).

Des Morgens, statt Frohblick und Frieden
Schau' ich mich um: Wo steht der Feind?
Was ist mir heut für Qual beschieden,
Wer hat sich gegen mich vereint?

Den Panzer her und Art und Schwert,
Mit Schild und Schienen gut bewehrt,
So reit' ich in die Schranken.

Ist das ein Strauß, ist das ein Streiten,
Der Wolf kam rings von Berg und Tal,
Kaum kann ich meinen Atem weiten,
Kaum lüft' ich meinen Helm einmal.
Gelingt der Sieg, wird eine Hand,
Wird abends eine kleine Hand
Die heiße Stirn mir kühlen.

Das nenn' ich mir ein herrlich Leben,
Es ist der Kampf mein Losungswort,
Hohn rief ich, müßt' in Ach und Eben
Hindämmern ich im Palmenport.
In Höllenlärm und Großalarm
Wird mir allein die Seele warm,
Bis mich der Teufel frühstückt.

Vom münchner Salon.

Von

Otto Julius Bierbaum.

In den Berichten derjenigen Blätter über die heurige münchner Jahresausstellung, welche der Menschheit Würde zu verteidigen meinen, indem sie die moderne Kunst „bekämpfen", finden sich mit absoluter Sicherheit die Ausdrücke „neue Schule“, „neue Richtung“. In Schüttelschauern des Erstaunens stehe ich vor dieser Kühnheit, ja, ich werde von gelinder Bewunderung ergriffen, wenn ich mich in die Erscheinung dieser Wort-Equilibristik versenke. Wie diese unglaublichen Artisten es fertig bringen, mit Seifenblasen Ball zu spielen. Stets, wenn sie eine greifen, plaßt sie, aber unermüdlich spielen sie weiter.

Der münchner Salon dieses Jahres lehrt nämlich mit aller wünschenswerten Deutlichkeit, in schärfster Betonung und unter Beibringung schier unerschöpflich zahlreicher Beispiele, daß es eine neue Schule“, eine „neue Richtung" durchaus nicht giebt. Und wenn man in logisch-unlogischen Herenküchenkünsten ein „Rembrandt als Erzieher“ im Quadrat wäre, multiplizirt mit dem ganzen Heer derer, die von jenem Deutschen angesteckt und nun drehfrank sind, es wäre doch nicht möglich, eine „neue Schule", eine neue Richtung“ zu konstruiren. Der einheitliche negative Zug, die Reaktion gegen den mächtig gewordenen Konventionalismus, gegen das Banale, gegen die Abplattung alles stolz Persönlichen zur bequemen Schablone, und der einheitliche positive Zug zu rücksichtsloser Selbsttreue, zu einer großen Wahrhaftigkeit: dies beides, das allen Modernen gemeinsam eigen, ihres Grundwesens Kennzeichen ist, das genügt doch wahrlich nicht, die moderne Kunst als eine neue Schule" her bzusehen. Im Gegenteil, jene Züge sind in sich so reich an unterschiedlichen Nüancen, daß sie die Faktoren zu einer unübersehbaren Kette von Variationen abgeben.

Wir betrachten den großen Hauptsaal der Ausstellung nur in seinen hervorragendsten Stücken.

Da ist „Der heilige Georg nach dem Kampfe“, der seinem Schöpfer, Ludwig Herterich, die erste Medaille eintrug und für die Pinakothek erworben wurde. Es ist das künstlerische „Sensationsbild“ des münchner Salons, wenn man so will, der Haupttreffer. Nur darf man nicht an Sensationsbilder gewöhnlicher Art denken, die man auf Reisen zu schicken pflegt und die gemeinhin mehr durch Umfang, Figurenreichtum und durch aufdringliches Pathos in Erzählung irgend welcher Historien auffallen, als durch rein künstlerische und innerliche Qualitäten. Herterichs Werk ist keine große Leinwand. Es birgt keine ganze Volksversammlung wild gestikulirender Modelle. Es erzählt keine Mordgeschichte. Sein Wesen ist von edler Einfachheit. Naive Schlichtheit voller Größe und voller Seele spricht aus ihm. Seine Poesie ist die des deutschen Märchens, das ein Waldkind ist. Wie das deutsche Märchen verwebt es Traum und Wirklichkeit, mischt Realistik und Phantastik durcheinander zu einer neuen, seltsamen Wirklichkeit. Ein dörperlicher Heiliger ist dieser Sankt Georg, ein träumerischer Bauernbursch, in Stahl geschient und sißend auf einem derben Bauernpferde. Man sieht es ihm an, auch in der Ruhe jest, wie er träumend seinem Pferde die Zügel läßt und mit geschulterter Lanze durch den Mondzauber des Waldes langsam reitet, gauz in Sinnen und in sich versunken, als ob er da drinnen eine wundersame Welt mit angenweitem Staunen sähe, sieht es dem träumenden Eisenmann mit den scharfen, jünglingschönen Zügen an, daß er ein Freund guten Schwertstreiches ist, daß er sich nirgends woler fühlt als im Krachen des Lanzenwaldes. Ein Held und ein Poet

man

glückselig im Kampf und glückselig_im_Traum. Die Natur stimmt auf dem Bilde wie symbolisch zu ihm. Eine weise Farbenharmonie aus schattenübergrautem Grün mit gedämpften Silberlichtern des Mondes. Die breite, goldene Scheibe des Heiligenscheins ist ein ruhiger, milder Gegensatz dazu. Dieses Märchen ist in modernster und ganz virtuoser Technik gemalt, mit der ganzen Ueberzeugungskraft eines eminenten realistischen Könnens. Aber man. übersicht fast die großen Reize der Mache über dem Zauber des poetischen Inhalts. Man müßte ein wütender Doktrinär und ein bedauernswert bornirter Schlagwort mensch sein, wollte man diese Poesie seinem persönlichen -ismus opfern. Poesie läßt sich nicht ausdeuten, auch nicht in vielen Worten, vielweniger in einem Schlagworte. Es ist eine gute palaestra ingenii, mit den augenblicklich | besonders gern gehandhabten Sonden der physiologisch psychologischen Methode in den dunklen Reizen des Poetischen nach dem Urgrund alles poetischen Vergnügens zu suchen, und diese Uebung ist ganz bestimmt ansehnlicher und intereffanter als das Wolkenhäuschenbauen der alten Aesthetik, aber eigentlich ist es doch Schade um die viele Mühe. Denn es darf wol gehofft werden, daß man zum Urgrund des poetischen Reizes ebensowenig dringen wird wie zum Urgrund aller Dinge, gehofft, da die Poesie wahrscheinlich in dem Augenblick aufhören wird, uns zu beglücken, wenn wir mit a und b und c ihre Formel in Händen haben.

Gerade bei Bildern ist das gedankenlose Beglücktjein, das sie spenden, zumeist ein Beweis ihrer Vortrefflichkeit. Jene, deren Reize uns sofort klar sind, bei denen wir wie mit unsichtbaren Ausrufezeichen schnell aufmerksam gemacht find auf ihre Hauptqualitäten, die uns keine Frage offen Laffen, keinen Schleier des Undenkbaren überwerfen, das sind höchst selten nur Werke genialer Herkunft. Es können Kunstwerke höchster Bedeutung sein, Poesien sind es fast nie. Der große Meister von Berlin, Adolf Menzel, ist der einzige, der genial anmutet, troß einer Klarheit, die keinen Fragewinkel dunkel läßt, der vielberühmte, zu unverhältnismäßigem Ansehen in die höchsten Höhen des Kunstbörsenkurses getriebene Meissonnier ist ein Erempel der anderen Art. Seine Kunst ist bettelarm an Seele, ihre Reize sind von einer banalen Vortrefflichkeit; sie wirken deshalb so durchgängig auf die Maffen, weil sie mit klarster Deutlichkeit doziren, welch technische Schwierigkeiten in ihnen untadelig überwunden sind. Sie vermitteln äußerst leicht die Freude des Verständnisses, und jeder geistige Pöbelmann kann stolz vor ihnen sein, daß er ganz genau weiß, worin hier das Kunststück liegt.

Im diesjährigen Glaspalast hingen die beiden neben einander, gemeinschaftlicher Nachbar ist ihnen Böcklin. Man kann da am Publifum nicht weniger Beobachtungen machen, als an den Meistern. Das Undentbare des Poetischen, der Reiz seelenvoller Tiefe darf natürlich nicht verwechselt werden mit jener Unklarheit, welche lediglich der mangelnden Zielsicherheit oder dem mangelnden Können entspringt. Eine Uebergangszeit, wie es fünstlerisch die unsere" ist, in welcher viele Begabungen aus dem Alten ins Neue hinüber experimentiren und statt fertiger Kunstwerke nur Schnißel vom Versuchstische bieten, zeitigt gerade von dieser Art nicht weniges Es ist die Gefahr vorhanden, daß man fich durch das Interessante dieser oft verblüffenden Erperimente übertölpeln läßt und pifante, gährende, unreife, ihrer verwegenen Originalität halber, der fertigen, ruhigen Harmonie vorzieht. Es werden da förmliche Bilderätsel aufgegeben, deren Rätselhaftigkeit auf den ersten Blick den Eindruck der Tiefe macht, während ihres Wesens Hauptzug doch nur Verworrenheit ist oder krankhafte Zerfahrenheit, Décadence aus mangelnder Kraft zu einheit licher Insbildfassung eines Vorwurfs oder einfach Vorwurfs

losigkeit. Der Trieb zum Symbolischen erzeugt besonders viel der Art und der Trieb zum Originellen schlechthin. Es sind zumeist talentirte Nachahmer, welche in diese Fehler verfallen, die Nachahmer Besnards und der Schotten. Der diesjährige Glaspalast illustrirt diese Krautheit in einigen recht bezeichnenden Stücken, aber die Bilderrätselmalerei ist dennoch keineswegs in dem Maße vertreten, wie manche Leute gerne glauben machen möchten, denen jedes nichtkonventionelle Bild ein Biderrätsel ist.

Mar Klingers l'heure bleue als Beispiel. Das gehört ganz entschieden nicht zu der eben gekennzeichneten Art, obwol es der dunkelsten, unerklärlichsten Bilder eines ist. Wer sich aber hineinzuversenken versteht und sich nicht mit einem schnellen Kopfschütteln beim ersten Anblick begnügt, der wird erfahren, daß dieses Dunkel Tiefe besigt, eine Stimmungstiefe wol seltsamer, aber mächtiger Eigenheit. Für den Maler lag der erste Anreiz zu diesem Bilde wol im Koloristischen, in der eigentümlichen Harmonie des Blauen, wenn man mir das Wort gestattet: in der Ueberblauung aller Gegenstände durch die Dämmerung. Die große Farbenentzünderin, die Sonne ist fern; blau schleiert, sich verdichtend, dämmeriges Mischlicht über dem grauen Meer, jeder der sterbenden Farben einen leisen Beiton von sich gebend. Aber es bleibt nicht bei dem bloßen Farbenproblem. Der Charakter des Farbenverwobenen, der in der Dämmerung liegt, ist nur das Aeußerliche. Aus ihm zwar spricht schon die Seele der Dämmerung, das heißt: schon diese überschleierten, sterbenden Farben geben Dämmerungsstimmung, aber der fabulirende Boet in Klinger sucht nach sprechenderem Ausdruck, und bestes Ausdrucksmittel ist ihm der Mensch. Er lagert auf einen Felsen drei nackte Weiber. Ehe ich weitergehe: wie wundervoll find diese, aufs Aktzeichnerische betrachtet. Eine Wollust, diese Naturtreue anzusehen, diese lebendigen Leiber, die von Gnaden der Mutter Natur und nicht aus dem Studiensaal klassischer Gipsabgüsse sind. Ich erschaudere, wenn ich an andere Nuditäten denke, zumal an die monströse Glizerinseifenfigur, welche Frederik Leighton als eine Phryne ausgiebt...

Die drei Weiber auf dem Klingerschen Vilde lager: sich um ein Feuer, dessen Herd hinter dem Felsen verborgen ist. Wir sehen nur, wie es zwei der nackten Leiber warm anglüht. Wie ein Umlecken mit gierigen Zungen sieht es aus. Als wolle das heiße Element diese Leiber erretten vor dem Fahlwerden unter den blauen Schleiern der Dämmerung. Es ist der Kämpfer zwischen dem flammigen Gelbrot und dem seine Maschen immer dichter ziehenden Graublau. In den Stellungen der Drei liegt lässige Hingabe in Müdigkeit, in Träume. Wie in schläfrigem Dehnen, die Hände hinter dem Kopf verschlungen, steht die eine hoch aufgerichtet, mit suchendem Blicke ins Dunkel hinausfragend, die andere, fauernd, das rechte Knie mit ihren Händen umfaltet und darauf die linke Wange geschmiegt, verliert ihren Blick im Flackerspiele des Feuers. Liegend hingestreckt ist die dritte, die ganz im Schatten ist, ganz aus dem Dunkel blickt mit dunklen Augen, gerad dem Beschauer ins Gesicht. Das ist ein Sphingblick. Sind das vielleicht die drei Nornen, die keine Fäden mehr zu spinnen haben, weil alles Leben vorüber ist? Nimmer vergesse ich die drei der blauen Stunde, die drei Rätselweiber in ihrer nackten Schönheit. Daß ich sie nicht erklären" fann mit der Genauigkeit eines Kastellans, der Sehenswürdigkeiten erläutert, fränkt mich wenig. Ich bin im Banne ihrer müden Wolluft, der Dämmerungszauber hat mich in blaue Schleier träumerischer Sehnsucht verwoben.

Auch bei diesem Gemälde ist, wie bei dem Herterichschen, ein Gemisch aus naturalistischen mit phantastischen, hier fast zu sagen mystischen Zügen.

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Will man erkennen, welch enorme Verschärfung der Naturblick der Kunst erfahren hat, so braucht man nur eine Reiningersche Landschaft mit einem der malerischen“ Kulissenarrangements zu vergleichen, welche die romantischen Sammtjacken für Natur ausgaben. Man sollte meinen, daß Jahrhunderte zwischen dieser und jener Kunst

Und doch will ein Teil der nervösen Modernen bereits aus dieser Kunst wieder heraus. Aus dem rein Natürlichen heraus ins Naturphantastische oder Naturfymbolische. Sie malen die Natur nicht mehr, wie sie sie sehen, sondern wie sie sie fühlen. So Stuck, so Erter, so die Schotten, so auch, mit anderer Note, Besnard. Aber die Richtung all dieser Neuerer, die allesamt mit feinstem und kühnstem Farbenfinn begabt sind, geht keineswegs zurück in jene Verbanalisirung der Natur, in ihrer Abplattung zum konventionell Unwahren, ihre Sehnsucht schweift vielmehr hinaus in nie Dagewesenes, in stupende Neuheiten. Farbe und Seele bedeutet ihnen das Gleiche, wie dem Musiker Ton und Seele dasselbe ist. Und sie wollen mit den Farben Musik machen. Wenn wir Neigung hätten, vom hohen Katheder herab der Kritik Grenzen zu ziehen, so müßten wir diesen Allernenesten ihr Gebahren strenge verweisen, denn wahrhaftig, sie überschreiten alle Grenzen. Sie sind dem Naturalismus, von dem sie ihr festes Können haben, aus der Schule gelaufen, mit naturalistischen Mitteln wollen sie eine Kunst machen, die den Naturalismus „überwindet". Man muß stilistische Seiltänzereien_wie Hermann Bahr exekutiren, will man ihre farbenbrünstigen Begierden schildern. Wie Stuck mit violetten Lönen hantirt, um Schwermut sprechen zu lassen, wie Erter die rote Reife des Herbstes in Farben giebt von schier schwangerer Schwere und Ueberlast, wie Besnard in rätselhaftem Fluteurot schwelgt, das einem seltsam verlockenden Mädchen den Hintergrund giebt. Eine Durchseelung alles Sichtbaren nicht mit der Seele, die in ihm, sondern mit der Stimmung, die gerade im Künstler ist, wollen sie erreichen. Ein neuer Barockstil scheint sich da entwickeln zu wollen, doch alles ist noch in wallender, brodelnder Bewegung.

Aehnliches, nur in anderem Maßverhältnis, ist auch bei Uhdes neuestem Werke, der „Flucht nach Aegypten", der Fall. Uhdes ganze neuerliche Entwicklung ist über haupt ein Erweis der Tatsache, daß in vielen Künstlern ein Zug aus dem rein Naturalistischen heraus vorhanden ist. Wäre Uhde jener lediglich auf äußere Glaublichkeit bedachter Naturalist, als welchen ihn diejenigen gerne hinübung lägen. stellen, welche ihn nicht in seiner naturalistischen Ganzheit, sondern nur aus einzelnen Werfen fennen, so würde er mit seiner neuesten Proletariermadonna mit ihrem fleinen Knaben, feine Gloriole gegeben haben. Dann hätten aber diejenigen recht, welche sagen: dies Ehepaar mit seinem Neugeborenen sei nicht Joseph und Maria, sondern ein ausgewiesener Sozialist mit seiner Fran. Durch die Beifügung des Glorienscheines erhebt Uhde sein Werk ins Religiös-Symbolische. Ja, es sind zwei Bettelarme aus heutigem Elend, zwei Ausgestoßene, Vertriebene aus unserer Zeit, angetan mit den Lumpen, die heute den Leib | der Armen bedecken und im Antlig jenen schweren Zug von müder Sorge, den die Sonne von heute allmorgend lich auf Millionen Menschengesichtern bestrahlt; daß aber diesem geängsteten, durch Siebel und Nacht fliehenden Elend der goldig flimmernde Reif der Heiligkeit gegeben ist, das giebt dem einfachen Armelentbilde, dem gemalten Einzelfall den höheren Sinn einer Allgemeinbedeutung, die große Symbolik. Es ist nicht von Nöten, diese Symbolik auseinanderzulegen, sie erklärt sich selbst. Und darin eben liegts. Jeder naiv empfindende fühlt augenblicklich die | Bedeutung dieser Gloriole über dieser armen, abgezehrten Mutter mit ihrem in Frost und Hunger sich ihr anschmiegenden Kindchen, nur jene sonderbaren Idealisten, die einen so schönen Namen und doch die schlechte Angewohnheit haben, immer am Aeußerlichsten des Aeußerlichen kleben zu bleiben, machen die sich wißig gebärdende Bemerkung, daß Dachau nicht in Aegypten liegt. Meiner Seel, sie haben recht, und die historische Maria trug auch❘ keine schiefgetretenen, alten Stiefeletten, aber es wäre beffer, wenn diese Lente alte Stiefeletten kritisiren wollten, als Bilder, die liebevolles Sicheinversenken verlangen. — Die Flucht nach Aegypten" ist in der gesamten modernen Evangelienmalerei Ühdes das härteste, wenn ich so sagen darf, unliebenswürdigste Werk Uhde hat souft immer einen weisen Zug ins Feminine; auch wo er von harter Not ein Bild giebt, findet er Beitöne des Versöhnenden; hier kommt dieser Zug wenig zum Durchbruch. Die Dar stellung des gehezten Elends duldet ihn nicht. Ganz leise empfinden wir ihn in der Lage des Kindes im Mutterarm, in diesem rührenden Auschmiegen und warmen Umschüßtsein.

Den reinen Naturalismus vertreten unter den Deutschen mit besonders fräftigem, reifem Können Mar Liebermann, der berliner Meister, Reiniger in Stuttgart und Leopold Graf Kaldreuth der jüngere, in München.

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Liebermann hat zwei ganz eminente Sachen hier: das große Bild „In den Dünen", welche die neue Pinafother bereits gelegentlich seiner Ausstellung im Kunstverein ankaufte und das von der Jury die erste Medaille erhielt und ein kleineres Stück Markt in Haarlem". Fast unmöglich scheint es, diese Wirklichkeitsnachbildungen zu übertrumpfen. Die Alte mit den beiden Ziegen hat in Anbetracht der lebendigen Natürlichkeit nur sehr wenig Konkurrenten im__Glaspalast. Kalkreuths Portraits gehören zu diesen Konkurrenten. Im Landschaftlichen aber ist Reiniger Liebermanns Rivale. Seine Kraft liegt im Schlichten, in der grandiosen Einfachheit. Ein farbenarmes Stück Land ohne alles Pittoreske der Form, ohne Baum und Strauch, aber es ist Luft darüber mit einer schier unendlichen, entzückenden Perspektive, daß der Blick fich weitet, wie wenn er vor wirklicher Natur stünde.

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Und parallel zu diesem seelisch-allzuseelischen immer noch der reine Naturalismus in beharrlicher Vervollkommnungsarbeit auf den verschiedensten Gebieten und ver schiedensten Charakters und mit verschiedensten Ausdrucksmitteln. Welch eine Entwickelung z. B. die Eindrucksmalerei genommen hat, kann man deutlich im Vergleich der ausgestellten Claude Monets mit den neueren Impressionisten sehen, die keineswegs durchaus mit den Mitteln des Vaters ihrer Technik arbeiten. Als der bedeutendsten, eigenartigsten einer präsentirt sich unter ihnen Segantini, das Haupt der Modernen in Italien, ein großer Künstler, der Vollkommenste von allen scheint mir der Schwede Zorn in Paris zu sein, dessen Badebild „Im Freien“ zu dem allerbesten gehört, das die moderne Kunst überhaupt hervorgebracht hat. Durchweg vollendet geben sich die Norweger, deren Namen ich alle nennen müßte. Der Norden überwiegt hier in München überhaupt durch künftlerischen Reichtum. Spanien und Italien treten zurück, selbst Frankreich kann sich an elementarer, jungfrischer Naturkraft nicht messen. Von den deutschen Städten zeigt sich München ganz entschieden als überragende Kunstkapitale. Vier, fünf Namen retten die Ehre Berlins, vorzüglich Liebermann, Skarbina, Ury; Stuttgart ist bedeutend vertreten, hauptsächlich in Reininger und R. Haug; Weimar hat seinen Erften verloren, den jetzt in München schaffenden Graf C. Kaldkreuth,_weist aber eine ganze Anzahl frischer und wolberatener Talente auf; Wien fehlt fast völlig; Düsseldorf hat kaum mehr antiquarisches Interesse; Dresden schläft vornehm weiter. Leben in größerem Wogenkreis ist nur in München, wo die moderne Kunst sieghaften Auf

stieg nimmt. Wohin? In den Naturalismus? Aus dem Naturalismus? In den Symbolismus? In die „musi kalische Malerei"? Mir ist nicht, wie meinem Freunde Gumppenberg, die Gabe des Prophetentums beschieden, ich kann also keine Antwort auf diese Fragen geben. Das aber weiß ich und dessen bin ich wieder sicher geworden durch diese dritte Jahresausstellung in München, daß ein neuer Frühling in der Kunst angebrochen ist, überreich an Drang und Trieb, kraft- und saftvoll und jetzt schon | prangend in vielen Blüten.

Daß sich bei einigen alten Herren im Frühling Rheu matismus einstellt, ist das für die übrige Menschheit ein Grund, auf den Frühling zu schimpfen?

Strindberg als Bauernnovellist.

Bon

Alfred Herr.

Die Bauern Berthold Auerbachs find arg in Mißfredit geraten. Jedwede junge Dame weiß, daß man über sie nicht ohne ein gewiffes Lächeln reden darf. Man wirft ihnen vor, sie seien Litteraturbauern und keine Bauern vom Lande. Sogar dem großen Bauerndramatifer unfres Jahrhunderts, dem größeren Schüler Auerbachs, fühlt man jest wegen der Echtheit seiner Bauern kritisch auf den Zahn: Ludwig Anzengruber hat nach dem Urteil seines Freundes Rosegger zu wenig Studien auf dem Lande gemacht; selbst er soll seine Bauern mehr konstruirt als beobachtet haben.

Anzengruber ist unantastbar. Aber der Berthold Auerbachsche Bauer erinnert bei verhältnismäßig konkreter Gestaltung doch an die schönfärberische Bauerndarstellung des achtzehnten Jahrhunderts. Nicht unmittelbar beeinflußt ist er von dieser: aber er ist für das neunzehnte Jahrhundert mit seinem vorgeschrittenen Realismus dasselbe was für das achtzehnte der idyllische Schäfer war. Gottsched und Rost, die Uhlich und Geßner hatten sich jenen Bauern zurechtgeknetet, der nach Schillers Empfinden „ein zu ideales Wesen" und deshalb ein viel zu dürftiges Geschöpf war.

Die

Zwei Ziele verfolgt der Dichter bei seiner Bauerndarstellung. Er will einmal Bauern zeigen als Vertreter einer niederen Kultur: er will zeigen, wie in den Köpfen primitiver Menschen die Welt sich malt; er will zeigen, was primitive Menschen hassen und lieben, und wie sie haffen und lieben; er will endlich zeigen, nach welcher Richtung und wie weit ihr Verstandesleben entwickelt ist. Das alles aber würde im besten Falle eine Reihe von Gestalten ergeben, an denen vielleicht kein falscher Zug nachzuweisen wäre, die aber sehr vieles vermissen ließen. Was ihnen mangelte, wäre das Lebendig - Menschliche. Lebendige Menschen erhalten bekanntlich ein jeweiligbesonderes Gepräge durch ihre jeweilig-besonderen Lebensbedingungen: darum mußte Strindberg seine Gestalten in einer bestimmten Gegend ansiedeln; darum verknüpft er und das ist sein zweites Ziel mit der allgemeinpsychologischen Schilderung einer Gattung eine spezifischethnographische Schilderung einer Art.

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Hemsö! Das ist eine skandinavische Felseninsel in jenem wundersamen Reich, wo Alpengletscher mit Ozeanfluten sich gatten; wo man den Seehund schießt, den zottig-feisten Klumpen, und die Eidergans mit der rosenroten Brust und dem seegrünen Nacken und dem schwarzweißen Gefieder.

Die Scheerenleute aber sind verschlossen, listig und stumpfsinnig-ungeschlacht. Ein dunkler Winter sperrt fie zwischen Mauern von Eis. Im Sommer aber strahlt die Sonne über einem blauen Zaubermeer und grünen Jufeln und leuchtenden Klippen und frischen Quellwiesen und roten Dächern.

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Im Mittelpunkt der Darstellung steht die Stuga“ der Wittwe Flod, einer ältlichen, schon etwas eingetrockneten Frau von gutherzig-schwächlicher Seelenveranlagung; fie hat nicht geistige Kraft genug die Verwaltung ihrer Habe selbst zu leiten oder nur zu übersehen; sie ist unschwer für allerlei Zugeständnisse zu haben, und sie ist es umsomehr zu einer Zeit, wo in dem alten Leibe die jugendliche Sehnsucht des Fleisches eine letzte Auferstehung feiert. Die Gestalten ihrer Umgebung werden scharf beleuchtet. Ihr Sohn, der rothaarige Gustav, ist ein in sich gekehrter, lässiger Mensch voll Galle und Mißtrauen, mit einem Stich ins Abenteuerliche. Rundquist, der Knecht mit dem „rostigen Baß“ ein genußsüchtiger, verschlagener alter Charlatan, der den Mantel nach dem Winde trägt, senile Scherzworte nach den Betten der Mägde ruft (- fie schlafen nach ehrwürdiger Sitte gemeinsam mit den Knechten in der Küche —), unter dem Schein der Arbeit immer faullenzt und die anderen humorvoll stichelt wo er fann. Nur skizzirt ist sein Arbeitsgenoffe, der flachsblonde Normann, ein kleiner Kert mit einschmeichelnder Stimme und einschmeichelndem Wesen, den die Mädchen gern haben. Daneben tritt eine von den Mägden hervor: die resolute, hübsche Clara, die sich anfangs von dem Sohn des Hauses lieben läßt und nachher auch dem Gatten der Bäuerin ihren drallen Leib nicht versagt. Strindberg scheint sie in ihrer Eigenschaft als Alltagsmensch nur leicht

Der trobige Zola, der schon den Kleinstädter von der ungemütlichen Seite zu zeichnen gewagt hatte in der denkwürdigen Geschichte von Blaffans Eroberung: er schrieb seinen großen Bauernroman, der wie ein Hohngelächter auf die Dorfgeschichte klang. Der russische Entsagungsapostel Tolstoj, wies, Zorn im Auge und Bußpredigten auf der Lippe, bestialisch versumpfte Bauern vor, die von der Macht der Finsternis ergriffen waren. Und Gerhart Hauptmanns staubaufwirbelndes Bauerndrama zeigte eine Gesellschaft, die in ihrer viehischen Genußgier und Rüdigkeithin unendlich mehr ländlich als sittlich erschien.

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In die Reihe dieser Bauernschilderer ist August Strindberg getreten. Eine Erzählung, die offenbar durch einen Desterreicher eine ungeschickte Uebersetzung erduldet hat, nennt er die Leute auf Hemsö". Durch den Titel also zeigt er an, daß es ihm zu tun ist um die Vorführung einer ganzen Dorfgemeinschaft. Dennoch steht im Vordergrunde nur ein Mann; und dieser eine ist nicht einmal ein Hemsöer.

Aber er tritt mit den Hemsöern in Kampf: jo ergiebt sich die Notwendigkeit, auch diese in ihrer Eigentümlichkeit zu schildern.

behandelt zu haben, wie er es aus dem gleichen Grunde mit Arzt und Pfarrer im „Vater" eingestandenermaßen tat.

Das Lebensideal dieser Leute sind lange Mittagsschläfe, Geschlechtsverkehr. Branntweingenuß und sehr vieles Essen. Ein weniger stoffliches Streben äußert sich nebenher in einem kleinlich-äußerlichem Ehrgeize, der sich auf das Tragen gewiffer Kleidungsstücke oder den Sieg in einer Prügelei richtet. Um diese materiellen und ideellen Güter findet ein ununterbrochener Kampf statt. Wie man sich gegenseitig heimlich auf die Finger sieht, wie man die Freude über einen bevorstehenden eignen Erfolg ebenso sorgfältig verbirgt wie die stille Wut über den Erfolg

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