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Frau Lindholm. Ja, das weiß ich. Signe sprach einmal davon, fie hätte auch Luft, in den Verein einzu treten; aber es wurde dann doch nichts daraus.

Frau Kraft. Das glaube ich, Signe geht ja lieber auf die Universität. Es ist wirklich großartig, wie viel Vorlesungen das Mädchen hört und noch dazu über alles Mögliche.

Frau Lindholm. Ja, sie sagt immer, man könne nie genug lernen.

Frau Kraft. Ach Gott, wie wahr das ist! Aber es kostet eine furchtbare Zeit. Und oft halten sie die VorLesungen sogar abends ab, oder auch am Vormittag, grade in der Visitenzeit. Na, Signe wird ja wol überhaupt wol überhaupt nicht viel ausgebeten.

Frau Lindholm. Nein, das Mädchen macht sich so wenig aus der Geselligkeit. Ich muß ihrem Vater recht geben, eigentlich zu wenig. Ja, da hast du mehr Vergnügen von Manna.

Frau Kraft. Ja, wir können wirklich nicht klagen, Manna kommt überall hin. Aber darum darf sie ihre Sprachen doch nicht vergeffen. Darauf habe ich immer gehalten, es gehört mit zu dem Wichtigsten. Kraft wollte haben, sie sollte nach der Konfirmation noch etwas mehr lernen, und das ist auch ganz richtig, denn heutzutage wird von einem jungen Mädchen weit mehr verlangt, als damals, da wir jung waren, Emma, das ist ja die moderne Entwicklung; ich habe die Herren mit den jungen Mädchen über alle möglichen Dinge reden hören, versichere ich dich, von denen ich keine Ahnung hatte, um mitreden zu können. Aber darum darf man auch nichts übertreiben, und Kraft kam mit einigen zu weit gehenden Ideen; es hat doch keinen Sinn, daß fie lernen sollen, für ihren Unterhalt zu arbeiten, wenn sie es nicht nötig haben. Ich hielt mum auf Sprachen. Das ist, wie ich schon immer gemeint habe, so eine nette Beschäftigung für junge Mädchen.

Frau Lindholm. Ja, ich finde auch, daß es ein recht hübscher Zeitvertreib ist.

Frau Kraft. Ja, und ich versichere dich, Manna liest alle fremden Bücher, die wir uns irgend verschaffen fönnen. Kraft ist Mitglied vom Athenaeum geworden; dort haben sie nämlich so eine Menge englischer und französischer Romane, wie ich von Frau Andersen erfuhr. Die Deutschen schreiben ja weiter nichts mehr als Lyrik. Das entwickelte Kandidat Petersen vorige Woche in zwei Vorträgen über die europäische Litteratur nach der Romantik. Es war wirklich intereffaut, er ist ja nur sechsundzwanzig Jahre alt; es ist ein Neffe von Camilla Riber, und er ist so begabt; aber er hat solch einen abscheulichen Vornamen, er heißt Thorguy, das ist altdänisch. Denn eigent lich waren fie Grundtvigianer, aber jetzt sind sie so radikal. Kraft meint immer, fie feien allzu radikal.

Frau Lindholm. Hörst du all die Vorträge im Sprachklub?

Frau Kraft. Nein, in dem neuen historischen Verein. Das ist auch ein sehr interessanter Verein. Es werden dort Vorträge gehalten mit nachfolgendem gemütlichem Beisammensein. Meistens sind dort Obergerichtsanwälte und junge Aerzte und wol auch einige Gelehrte. Auch der schreckliche Stampe ist darin, du hast ihn wol schon gesehen, er wohnte euch ja auf dem Lande vis-à-vis, der mit dem roten Bart, und dann denkt er wol niemals an etwas anderes, als an Bücher; aber er soll so begabt sein, sagt seine Tante, Frau Ottesen, er hat auch die goldene Medaille bekommen.

Fran Lindholm. Na, das alles muß ja recht amüsant für dich und Manna sein. Kommt Kraft auch mit? Frau Kraft. Nein, er holt uns nur ab. - Kraft gefällt der Verein nicht. Er sagt, er sei zu radikal.

Frau Lindholm. Ja, ich weiß wol, Lindholm sprach einmal davon, daß er auch nicht beitreten wollte aus Rücksicht auf seine Stellung.

Frau Kraft (anfangs etwas vertraulich gedämpft). Ja, so ist es auch mit Kraft, er sagt ganz daffelbe; aber wir Damen können es deswegen ja sehr gut. Du lieber Gott, wir gehören ja zur Rechten. Ich kann bei Gott Sozialisten und derartiges nicht ausstehen. Aber man muß nicht zu einseitig sein, sage ich immer zu Kraft, es kommen dort wirklich all zu viel nette Leute hin. Aber in den letzten Jahren ist er ganz entseßlich einseitig konservativ geworden. So vor einigen Jahren, du weißt wol, als vom Reichsgericht und den Provisorien so viel die Rede war, da war er viel toleranter. Es war damals, als er den Bureauchef, du weißt doch, den Hennigsen, mit den Wahlen draußen auf Amager hatte, und dann wurde er zu dem Ministerium hinaufgerufen. Er nahm ja seinen Abschied. Na, er hatte ja auch Geld genug. Er ver heiratete sich das Jahr darauf; das Mädchen besaß keinen Heller. Es war übrigens ein Fräulein Hoppe.

Frau Lindholm. Ja, mit ihr bin ich sicher einmal zusammen gewesen. War es nicht ein ganz nettes Mädchen?

Frau Kraft. Findest du?

Ja, fie hat allerdings ein interessantes Gesicht; hübsch ist sie aber durchaus nicht. Indessen sie soll so gut sein. Er hatte sie im Sprachklub kennen gelernt. Hast du nicht auch Luft, dem Sprachklub beizutreten? Und Signe? Ich meine, das könnte so nett sein.

Frau Lindholm. O, ich weiß nicht, wir kommen schon so genug hinaus.

Frau Kraft. Ja, aber der Verein ist auch sehr interessant. Er wirkt so bildend durch all die Ausländer, welche dort verkehren. Da waren den ganzen leßten Winter ein paar junge Franzosen, ach, ganz entzückende Leute. Aber sie sind so klein. Und dann ist die ganze englische Kolonie da. Jezt ist auch Mrs. Atkinson Mitglied geworden; sie war am Dienstag und am Freitag dort.

Frau Lindholm. Das würde nun für mich keine Anziehungskraft haben.

Frau Kraft. Nein, das kann ich mir freilich denken.
Frau Lindholm. Wie meinst du?

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Frau Kraft. Na ja, ich meine nur, ich kann mir ja denken, daß du sie kennst. Du bist wol viel mit ihr auf Gesellschaften zusammen gewesen. Sie soll ja entseßlich viel aus sein.

Frau Lindholm. Ja, Lindholm hat sie einige Male bei Konferenzrat Lundes zur Tischnachbarin gehabt. Es ist ein fofettes Frauenzimmer.

Frau Kraft. Ja, darin hast du freilich recht. Gott weiß, was der Mann gewesen ist?

Frau Lindholm. Na, an der Familie ist nun nichts auszusetzen, darnach habe ich mich bei Generalkonsuls er kundigt, sie kommt ja sogar zu Gesantens. Aber ich kann sie nicht ausstehen.

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Frau Kraft. Hübsch ist sie ja. Das kann man nicht leugnen.

Frau Lindholm. Fällt mir auch gar nicht ein. Sie ist sogar sehr schön, und sie geniert sich nicht. Im Sprachklub hat sie wol einen ganzen Schwarm von Anbetern um sich?

Frau Kraft. Na, das kann ich eigentlich nicht sagen fie ist ja eine vornehme Frau. Und mehrere von den jüngeren Herren hat sie, im Grunde genommen, furchtbar abgeblikt. Es sind unter ihnen ja auch einige, welche wol ein wenig zu dreist vorgehen, ich meine, gegenüber solchen Ausländerinnen; die haben ja so ihre eigene Art und Weise,

Fran Lindholm. Ja, ich glaube wol, daß sie sich aus jungen Milchbärten nichts macht.

Frau Kraft. Nein, fie liebt gewiß mehr solch etwas ältere, feine Herren, ich meine nicht gerade alte, aber so

Frau Lindholm. Du meinst so, wie mein Mann. Fran Kraft. Gott, Emma, ich dachte wirklich nicht aber wenn du es selbst sagst, dann Dein Mann war ja allerdings am Freitag im Sprachklub. Als Gast. Er wurde vom Departementschef eingeführt; aber als ich jezt zu dir hinauffam, sprach ich auf der Straße den jungen Dr. Elberg, und er sagte, dein Mann will auch dem Verein beitreten, er würde heute wol vorgeschlagen werden.

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Frau Kraft. Gott bewahre, das könnte einem niemals einfallen.

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Frau Lindholm. Er ist Mitglied von so vielen Gesellschaften und Vereinen, jeden anderen Tag kommt hier jemand mit einer Rechnung angelaufen. Ich bin nur froh darüber, daß ich nicht überall mit muß; wir haben auch ohnedies genug an denen, welche zu uns kommen. Ich bin froh, wenn ich nur einige Abende Ruhe haben kann. Und Signe auch. Wir brauchen nicht auszurennen. Frau Kraft Nein, das wäre auch zu arg, wenn man das nötig haben wollte. Denn Leute bei sich zu sehen ach Gott, das kann man schließlich leicht haben. Frau Lindholm. Ja, wenn man etwas zu bieten hat, kann man es sehr leicht.

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Frau Kraft (ein wenig biffig). O ja (steht auf). Es ist übrigens wol bald an der Zeit, daß ich gehe (fängt an den Mantel zuzuknöpfeln). Signe ist wol nicht zu Hause?

Frau Lindholm. Ja, hörtest du nicht in ihrem Zimmer sprechen, als du kamst? (Klingelt.)

Fran Kraft. Ja, ich hörte freilich Stimmen -. Frau Lindholm. Sie hat für den Unterstützungsverein zu tun gehabt, aber da kommt das Mädchen nun werden wir hören.

Frau Kraft (fezt sich wieder und spricht ins Blaue hinein) Ach, das ist zu viel (knöpfelt sich den Mantel wieder auf). Nierte Scene.

Das Mädchen (kommt herein). Frau Lindholm. Sagen Sie meiner Tochter, wenn fie fertig ist, Frau Kraft möchte sie gern begrüßen.

Das Mädchen. Ja, soeben ging eine Frau, welche bei dem Fräulein gewesen, und jetzt ist gewiß niemand mehr da. Ich werde es dem Fräulein sagen ab). (Fortsetzung folgt.)

Litterarische Chronik.

Herr Harald Hansen, unser geschäßter Mitarbeiter, giebt uns in einem privaten Briefe vom 16. Juli eine Schilderung von Ibsens unvermuteter Ankunft in Christiania, aus welchem wir mit seiner freundlichen Bewilligung folgendes mitteilen:„Nun haben wir also wieder nach sechs Jahren (nicht fünf Jahren, wie die Blätter melden) den großen Mann bei uns. Das ist sehr gut. Hier ist immer Hungersnot nach großen Männern. Glauben Sie aber nicht, daß der Empfang ein königlicher war! Onein, ganz wie Hr. Müller und Hr, Schulze kam Ibsen, und ganz so wurde er empfangen."

„Die meisten Blätter meldeten freilich gestern, daß er heute eintreffen werde, mit dem Dampfschiffe von Stettin, aber niemand erschien am Hafen, mit Ausnahme von drei Journalisten, darunter ich. Im übrigen die übliche Menge von Trägern, Kutschern, Zollbeamten und von gleichgiltigen Leuten, die Freunde und Verwante erwarteten. Und das Dampfschiff kam, von Touristen überfüllt. Ibsen stand auf dem Verdeck, so fein gekleidet, als ob er direkt zu einer königlichen Audienz fahren wollte und einen Haufen Orden unter dem lichten Ueberrocke trüge. Dicht neben ihm stand Franzisko Cetti, der frühere Hungerkünstler

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„Sie wissen, wie es bei der Landung eines großen Dampfers hergeht. Schreien, Laufen, laute Grüße, Abschiednehmen, Fahrscheine, Hotel-Omnibus, Polizei und Touristenfreude.. Es schien, als hätte Ibsen mit sämtlichen Passagieren Freundschaft geschlossen. Das Abschiednehmen wollte nicht enden.

Vom Lande kam erst sein einziger Sohn, Dr. Sigurd Ibsen, jung, fort beau-garçon, sehr elegant, diplomatisch fein angezogen, der nicht nur im Scherze als zukünftiger norwegischer Minister des Aeußeren bezeichnet wird; er weilte kürzlich bei Björnson auf dessen Landsite. Das Wiedersehen zwischen Vater und Sohn war sehr ruhig, aber es ist notorisch, daß der Alte“ den Jungen leidenschaftlich lieb hat. Weiter war vom Lande nur der Chefredakteur eines liberalen Blattes gekommen. liberalen Blattes gekommen. Ibsen und die noch ziemlich jugendliche Frau Susanna Ibsen steigen in den Omnibus des GrandHotels, in dem sie beinahe keinen Plaß finden. Der junge Ibsen geht zu Fuß.“

„Ich schwanke einige Augenblicke. Ich liebe es nicht persönlich zu interviewen. Aber dann laufe ich Hrn. Sigurd Ibsen nach, mit welchem ich übrigens in diesem Jahr einige Briefe gewechselt habe, als er noch in München beim Alten wohnte, (weil er aus der unionellen" Diplomatie ausgetreten war, um seine Kampagne für einen eigenen norwegischen diplomatischen Haushalt zu beginnen). Ich frage, ohne mich vorzustellen, wohin Ibsen gehen wird. Es stand ja in allen Blättern, daß er den Sommer am Derefund verweilen werde, und nun kommt er nach Christiania!

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„Ja, ich weiß wirklich nicht. Er hat mir nichts davon geschrieben, und ich hörte nichts darüber an dem Dampfschiffe. Aber ich gehe jetzt direkt nach dem Hotel.“. Mit einem: „Die Reise ist sans doute improvisirt" empfehle ich mich, und der junge, hübsche Diplomat ist wieder allein. Und ich gehe telegraphiren.“ .

„Nachmittags um drei Uhr verlasse ich meinen „Meeresgrund", um in dem Athenäum meinen Kaffee zu trinken und in dem „Garten der Bérénice“ zu lustwandeln. Aber vor dem Grand-Hotel überwältigt mich meine Lust nach einem Besuche bei Ibsen. Das heißt:. ich glaubte, daß er nun an der Table d'hôte fäße, ich würde also vergebens gehen und es hätte so keine Gefahr. Aber im Vestibule sehe ich, o Schreck, o Freude, daß Ibsen einsam im Garten vor dem Saal der Table d'hôte figt, bei Kaffee und Liqueur.“

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„Das Tableau ist sehr hübsch. Durch die offene Türe sieht man den großen Saal mit seinen Reihen von geschliffenen Granitsäulen; jeder Tisch aufgenommen, Köpfe, schneeweiße Tücher, Silberservice, geschäftige Kellner, darüber draußen der lichte Hofgarten mit den runden weißen Marmortischen, den großen Pflanzen und dem hohen blauen Sommerhimmel. Und Ibsen allein, behaglich ruhend.“

"Ich gehe rasch hinein und grüße ehrerbietig den berühmtesten Norweger des Jahrhunderts. Er erkennt mich sofort wieder und schüttelt herzlich meine Hand. Wir hatten einander nur fünf Minuten in Stockholm 1887 gesehen und gesprochen und ich war ihm durchaus unbekannt und dennoch! Ja die Könige! Aber seitdem hat er mich freilich mit einigen fleinen Episteln beehrt, von denen keine litteraturhistorische Bedeutung besißt.

„Als ich nun wieder vor Ibsen saß, war ich natürlich nicht ganz geistesgegenwärtig. Ich wollte den Interviewer spielen, aber die Worte starben im Gehirne schon; sie kamen mir zu gemein vor. „Interviewer“, wenn man einmal das Glück hat, in der Gesellschaft eines großen Mannes zu sein! Desungeachtet bekam ich zu wissen, daß er nach dem Nordkap fahren wollte, und daß er wahrscheinlich nicht seine Vaterstadt Skien besuchen würde (nach 40 jähriger Ab

wesenheit), weil dort zur Zeit Landes-Ausstellung und die Stadt also aus seinen Falten" sei. Ich gehe lieber hin, wenn sie wieder alltäglich geworden ist.“

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„Nun kam aus dem Speisesaal der hübsche junge Ibsen, und mit staunenswerter Ruhe hielt ich die angenehme Situation aus, von dem Alten dem Jungen vorgestellt zu werden. Nun, ich wußte schier nichts zu sagen. Der Alte bot mir Kaffee und Chartreuse, aber ich sagte ihm schönen Dank, drückte nur eilig beiden Herren die Hand und ging davon, sehr ruhig, ungeführt wie ein Nachtwandler. Ich hatte nichts anderswo zu tun, ich konnte sehr gut den Chartreuse des großen Dichters getrunken haben, ich konnte vielleicht etwas Wertvolles zu hören bekommen, in dem Speisesaale saßen wahrscheinlich auch einige Bekannte, denen gegenüber cs sich gut ausgenommen hätte, in der Gesellschaft der beiden Ibsen so intim gesehen zu werden, aber ich riß mich ruhig los und ging aber ich riß mich ruhig los und ging| und trank sehr melancholisch meinen Kaffee im HagestolzenAthenäum, mit dem „Garten der Bérénice“ in der Hand, aber weit hinaus in den Himmel hinauf starrend . . . . .“

Der Brief erscheint uns im höchsten Grade charakteristisch für die Stimmung gegenüber Ibsen, in demjenigen Bruchteile der litterarischen Jugend Norwegens, welcher nicht glaubt über Ibsen hinaus zum „Neu-Idealismus“ gediehen zu sein.

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Sz. Zur Wiederherstellung des römischen Theaters in Orange will die fränzösische Budget-Kommission, wie uns aus Paris mitgeteilt wird, einen Beitrag von 100,000 Franken in Vorschlag bringen. Dieses wundervolle Bauwerk wurde durch die Vorstellung des König Oedipus" bekannter, welche das ThéâtreFrançais unter freiem Himmel im vorigen Jahre veranstaltete. Der Millionär Bischoffsheim interesfirt sich für das Unternehmen, so daß vielleicht in kurzer Zeit die Franzosen in dem uralten Römerstädtchen eine Nationalbühne besigen dürften, auf welcher ihre ersten Künstler klassische Stücke vor Tausenden darstellen würden. Der Eindruck jener König-Oedipus-Aufführung unter dem gestirnten Himmel der Provence in einer römischen Theaterruine soll auf jeden Zuschauer überwältigend gewesen sein.

*

Eine Wiener Freie Bühne“. Unter dem Titel „Freie Bühne, Verein für moderne Litteratur“ konstituirte sich am 7. Juli in Wien ein Verein von Schriftstellern, welche, der modernen realistischen Richtung zuneigend, die Förderung ihrer geistigen, litterarischen und geselligen Interessen anstreben Diesen Zweck foll der Verein nach dem Wortlaute seiner Statuten erreichen: „Durch Abhaltung von Vorträgen aus dem Gebiete der Litteratur und Wissenschaften, sowie durch Veranstaltung von dramatischen Aufführungen, durch Herausgabe und Subvention von Werken und Zeitschriften, durch Anlegung einer für die Mitglieder unentgeltlich benügbaren Bibliothek und eines Lefezimmers, durch Preisausschreibungen und durch Gewährung eines Rechtsbeistandes zur Vertretung der verlegten Interessen der Mitglieder". Die Versammlung wählte Dr Friedrich M. Fels zum Obmanne, Dr. Edmund Wengraf und Hermann Fürst zu Obmann-Stellvertretern, E. M. Kafka und Dr. Robert Fischer zu Schriftführern, Dr. 3. Joachim zum Kaffierer, Dr. Julius Kulka zum Bibliothekar und die Herren: Reichsrats-Abgeordneter Engelbert Pernerstorfer, Dr. Arthur Schnißler, Dr. H. v. Hoffmannsthal, Ernst Lohwag, Wilhelm A. Vita, Heinrich Osten, Felix Salten und Dr. Emil Mark zu Ausschußmitgliedern. Der Jahresbeitrag wurde auf 12 fl. (für 1891 auf 6 fl.) festgeseßt. Ferner beschloß die Versammlung, den Dichter Henrik Ibsen zum Ehrenmitgliede des Vereines zu ernennen und den Wiener Kritiker Rudolf Valdek für dessen unbefangene und gerechte Haltung gegenüber der modernen Litteraturbewegung Dank und Anerkennung auszusprechen. Beitrittsanmeldungen sind an den Schriftführer des Vereins, Herrn E. M. Kafka, Wien, VIII., Buchfeldgaffe 12, zu richten.

Berantw.; Dr. Curt Pfüße Grottewiß, Berlin.

Litterarische Neuigkeiten

Hermann Maerheim: Die Seewiese. Ein Märchen aus AltAuffee. Wien, Karl Konegen. 1891.

In vierfüßigen Trochäen besingt H. Maerheim hier, in phantastischer, märchenhafter Einkleidung, die standhafte, alle Hinderniffe mutig überwindende Liebe. Das Thema ist ja nicht neu, die Darstellung und Form bei H. Macrhein: aber ebenso wenig. Und alles ist matt, flach, ohne Farbe und Churak..r. Gewiß hat der Verfasser einiges poetisches Talent und Gefühl, auch versteht er seine Verse ganz glatt und fließend zu gestalten; aber berechtigt ihn das schon dazu, ein solches in keiner Weise über die Mittelmäßigkeit hinausgehendes Wert wie die Seewiese" auch gleich drucken zu laffen? Das Buch wird vielleicht einige wenige Male gekauft und einer höheren Tochter auf den Geburtstagstisch gelegt. Sollte sich aber der dichterische Ehrgeiz von H. Maerheim nicht ein etwas höheres Ziel gesteckt haben?` E. Höber.

*

Die Religion der kommenden Zeit. Bekenntnisse und Studien über Moral, Religion und Kirche. Von einem modernen Theologen. Spohr, Leipzig.

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Der Verfasser will das unheilvolle Vorurteil beseitigen, daß der moderne Geist und die Religion sich gegenseitig ausschließen". Er versucht die Religion „auf dem Boden des Positivismus, Realismus und der sozialen Gedanken des werdenden Zeitalters aufzubauen“, er will dem übernatürlichen das natürliche Christentum entgegenstellen, dem Jenseits das Diesseits, dem Heiligenbild die große, starke, reiche menschliche Individualität, der Askese die Arbeit und den vernünftigen Lebensgenuß, dem Gott-Menschen Christus den Propheten Jesus, der atavistischen Nächstenliebe die soziale Menschenliebe". Recht greifbar sind diese Vorschläge nun eigentlich nicht. Der Verfasser der Schrift ist ein großer Feind der „Pfaffen“, die er durch „Virtuosen der Frömmigkeit" ersezt sehen will, erwartet von einem neuen Propheten, von „Männern start und fromm, die Gott unserer Zeitgenossen" entgegenschlagen. selbst berufen hat, eine neue Kirchengemeinschaft, der die „Herzen Wenn man den alten Mystizismus aber nur durch einen neuen erseßen will dann der ganze Lärm?

wozu st.

Konrad Telmann: Aus vergilbten Blättern, Roman. Berlin, Otto Janke, 1891. 8°, 358 G.

Die Blätter, aus denen Telmann seine Geschichte zu erzählen fingirt, find noch nicht so vergilbt, als es dem Titel nach scheinen könnte. Ihr Inhalt ist der Kampf der Jungen um das Recht der Jugend, das ihnen die Alten so gern verkümmern möchten Väter und Söhne. Noch immer sind die Eltern noch nicht ausgestorben, die ihren Eigensinn, ihre veralteten Vorurteile so gern bestimmend für das Geschick ihrer Kinder machen möchten, die ein Verbrechen darin sehen, wenn der Knabe einen Beruf ergreift, der seiner Individualität enspricht, und sich nicht um die Tradition vergangener Geschlechter kümmert, wenn er dem Zuge seiner Neigung folgt und altererbte Geschlechtsfeindschaft sich keine Schranke für seine Liebe sein läßt. Aber doch sind die Alten und ihre Vorurteile bei Telmann schon recht alt und selbst die Jungen, die den Kampf für ihr Lebensglück kämpfen, find schon so alt wie unsere Väter. Die Darstellung der Kämpfe der heutigen Alten mit den heutigen Jungen, noch 30 Jahre nach Turgenjews Väter und Söhne wäre mehr gewesen. Telmann ist ein gewanter Erzähler, und obgleich er hier oft nur berichtet, statt lebendig zu schildern, fesselt er immer. Aber hätte er den lezten der Kämpfe noch um 50 Jahre der Gegenwart näher_gerückt, dann hätte er besser zeigen kännen, ob er auch der Mann wäre, die geistigen Spannungen, die unsere Tage bewegen, dichterisch zu gestalten. Es ist beinahe komisch, zu sehen, mit welcher Konsequenz unsere Schriftsteller der geistigen Gegenwart aus dem Wege gehen. Was die Alten von den Jungen vor einem halben Jahrhundert trennte, wissen wir aber was sie heute scheidet, das hat noch niemand gestaltet. Die eigentliche Gegenwartskunst ist das, was uns noch fehlt. A. L.

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Erscheint jeden Sonnabend. — Preis 4 Mark vierteljährlich. Beßtellungen werden von jeder Buchhandlung, jedem Postamt (Nr. 3589 der Postzeitungslifte), sowie vom Verlage des „Magazins“ entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die dreigespaltene Petitzeile. Preis der Einzelnummer: 40 Pfg. &

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Inhalt: Heinz Tovote: Der jüngste Akademiker. Kunstausstellung. VI. J. C. de Vos: Sie hat es nicht vergessen.

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Ir. 31.

Dr. Albrecht Schüße: Berliner internationale Ottó Erich Hartleben: Vom Baal zu Babel. Leo Tolstoj: Warum die Menschen sich betäuben. Karl Larsen: Frauen. Litterarische Neuigkeiten: A. Kollmanns „D. Puppenspiele", besprochen von Dr. A. Tille; Gieszlers „Aus den Tiefen des Traumlebens", besprochen von Prof. Preyer; A. Schmitthenners Psyche“, besprochen von Ph. „Zuckerkomtesse“, besprochen von Jacobowski; Leffings „Kunstgewerbe", besprochen von M. Fr.

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St.; Torresanis

Auszugsweiser Nachdruck sämmtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet. Unbefugter Nachdruckt wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

Der jüngste Akademiker.

(Pierre Loti.)
Von

Heinz Covote.

Sie war etwas in Mißkredit gekommen, die alte französische Akademie, und man sprach ihren Namen nur mehr mit jenem feinen Lächeln aus, das só voller Fronie, voller Ueberlegenheit war und sich nur deshalb nicht in Worten ausließ, weil man innerlich noch einen Rest von Achtung wegen ihres ehrwürdigen Alters bewahrt hatte.

Aber was an jugendlichem Mute seine Arbeiten hinauswarf in das Publikum, diese Schar moderner und modernster Künstler, die konnten sich nicht genug tun an offen zur Schau getragener Verachtung diesen alten Murmelgreifen gegenüber, die auf ihren vierzig Seffeln solange schliefen, bis der Tod fie von ihrer Altersschwäche erlöste. Da fand endlich einer den Mut und schrieb eine bittere Satire, die Geschichte eines Unsterblichen.

Daudet hatte die Farben zwar ein wenig stark auf getragen, es war vieles, sehr vieles in dem Buche, was man nur glauben konnte, wenn man ein wenig Tartarins Phantasie zu Hilfe nahm - aber alles in allem war in dem Roman das ausgesprochen, was man in breiten Kreisen dachte über diese alte, einst so glorreiche Institution, die mit jedem Jahre mehr überwunden schien.

Da plöglich fiel es in unerklärlicher Laune dem Manne ein, der am wenigsten Aussicht zu haben schien, von dieser illustren Gesellschaft aufgenommen zu werden, sich um einen Stuhl der Akademie zu bewerben; und Emile Zola ließ sich seinen Bart wachsen, salbte sich, wusch feine Hände in Unschuld und machte den Unsterblichen feine Antrittsvisiten, indem er jenes seltsame Buch, das wir ihm nie verzeihen werden, „Le rêve," als Karte abgab

Er wollte jenes Wort zu Schanden machen, das er in verbitterter Laune einmal hatte fallen lassen: „Man

wird mir nie einen Orden verleihen, mich nie in die Akademie wählen. Ich werde für die große Masse immer und ewig ein Paria bleiben." Er wollte auch im Frack mit den Palmen einherstolziren können, und als man sah, wie ein so ernster, unermüdlicher Arbeiter, wie der Verfaffer von L'Assommoir und Germinal die Hand ausstreckte nach Dingen, die man für veraltetes Spielzeug anzusehen begann, da feimte jene alte Hochachtung wieder auf, die man nie völlig verloren hatte; und nun war es durchaus nichts Lächerliches mehr, ein Akademiker zu sein. allein man fürchtete sich vor ihm, Octave Feuillet starb, Emil Augier starb, und Zola pochte an die Pforten, allein_man_ und Zola stand noch immer wartend da, aber neben ihm stand ein anderer, viel kleiner, als der Meister von Medan, aber er trug die Uniform eines Marineoffiziers und hatte niemals ein Buch geschrieben, das die Welt erschütterte, hatte nie eine Zeile geschrieben, über die man sich entsegen konnte; er zeigte ein hübsches, bescheidenes Talent, und so öffnete man denn ein wenig die alten, in ihren Angeln eingerosteten Türen der Akademie und ließ den Verfasser der Islandfischer, Pierre Loti, einschlüpfen.

Und er paßt auch weit beffer in die Gesellschaft hinein, ein Mann, salonfähig vom Scheitel bis zur Sohle, durchaus nicht gleich dem großen Naturalisten aufgelegt, in das friedliche Haus irgend welche Unruhe zu bringen. Es ist ein sehr paffender Nachfolger für Feuillet, und nur das eine ist schade, daß die Welt nun um die Nachrede kommt, die Zola sonst dem Verfasser des ,,Monsieur de Camors gehalten hätte.

Er steht inzwischen noch ruhig vor der Tür und wartet; und wenn ihm die Geduld nicht reißt und er nicht auf die vierzig berühmtesten Männer Frankreichs pfeift, werden sie sich doch noch einmal dazu verstehen müssen, ihn in ihrer Mitte zu dulden.

Inzwischen kreuzt Pierre Loti, unter seinem wirklichen Namen Julien Viaud, auf einem Kriegsschiffe im mittelländischen Meere und schreibt wahrscheinlich seiner Gewohn

heit gemäß ein neues Buch über das, Zeit gesehen und erlebt hat.

was er in letter

Das ist das Gute, ja das Beste an allen Büche Lotis, daß sie Selbsterlebtes geben, daß alles darin gesehen ist, oft mit seltsam phantastischen Augen, mit den Augen eines sich in Extase redenden Dichters, aber immerhin gesehen.

Und nur das eine fehlt ihnen allen, sie haben keine rechte Farbe, sie sind oft eintönig wie das weite Meer, immer grau in grau, mit sanften verschwimmenden Schattirungen, mit ganz feinen Uebergängen, daß es oft ein klein wenig langweilig wird.

Daran hat auch die Sprache mit Schuld, die gar so glatt und konventionell ist, die voller Rücksichtnahmen stect. nach allen Seiten hin; nur manchmal schwelgt sie in Stimmungen, in dieser endlosen Meeresweite, in dem Gefühle der Einsamkeit, und kann sich nicht genug tun im Schildern von Wolfen, Waffern und Nebeln. Da erhält fie oft einen apokalyptischen Schwung und ergeht sich in düsterer Phantastik.

In den meisten Büchern liegt etwas frauenhaft Weiches, eine Sentimentalität, die aus Vereinsamung herrührt.

Die Sehnsucht, die Welt kennen zu lernen, trieb den Knaben, der anfangs Theologe und dann Missionar werden wollte, dazu, den Beruf seines älteren Bruders zu ergreifen und gegen den Wunsch der Eltern in die Marine einzutreten.

Loti hat diesen Entwickelungsgang in einem Buche geschildert, das an feiner Jutimität seines gleichen kaum findet: Le roman d'un enfant", das er der Königin von Rumänien gewidmet hat, die ihm den ersten Anlaß dazu gegeben hatte.

Es ist unstreitig vieles nachgetragen und zurückdatirt, aber so viele Momente berühren darin ganz echt, daß man. seine herzliche Freude hat an dieser Sammlung erster Kindheitseindrücke.

Als er die Leiche seiner Großmutter sieht, diese seine Reflexion: Comment grand' mère, pourrait-elle être au ciel, comment comprendre ce dédoublement-là, puisque ce qui res'e pour être enterré est tellement elle-même, et conservé, hélas! jusqu'à son expression?

Und dann jener für die ganze Charakteristik Lotis so bezeichnende Ausruf, den ein anderes Buch von ihm voll bestätigt, als er vom Sommeraufenthalt in den Bergen heimkehrte und von seiner kleinen Gefährtin Abschied nimmt: Ces départs, ces emballages puérils de mille objets sans valeur appréciable, ce besoin de tout emporter, de se faire suivre d'un monde de souvenirs, tout ces adieux à des petites créatures sauvages, aimées peut-être précisément parce qu'elles étaient ainsi, ça représente toute ma vie, cela...

et sur

Und so nennt er denn diese Jugender innerungen: Journal de mes grandes tristesses inexpliquées, et des quelques gamineries d'occasion par lesquelles j'ai tenté de m'en distraire.

Als er sich endlich entschlossen hat, die polytechnische Schule zu beziehen, da findet er das Wort:

J'aurais voulu plus que jamais rester un enfant, et la pensée que les années fuyaient, qu'il faudrait bientôt, bon gré mal gré, être un homme, demenrait pour moi angoissante.

Und etwas Kindliches liegt in all' seinen Werken, eine Ursprünglichkeit, die erhalten wird durch sein Leben als Seemann, fern von den Menschen, auf dem kleinen Raum der wenigen Schiffsplanken zusammengepfercht mit anderen, für die er der Vorgesezte sein und bleiben muß, wenn auch gerade ihn am meisten die Lust auwandelt, die von der Disziplin gezogenen Schranken zu durchbrechen, wie er das seinem Bruder Yves gegenüber getan hat.

Ein altes Schiffsjournal aus dem Jahre 1813 gab ihm den endlichen Entschluß ein, sich seinem Bruder anzuvertrauen, er wolle auf See gehen. Mit dieser Aussicht schließt dieser Roman eines Kindes, mit dem tritt in die Welt, nachdem der Knabe ganz im Elternhause, wie eine, sorgfamster..Pflege bedürftige Pflanze aufgezogen ist, und num daran gehen muß, fich für seinen neuen, seiner Natur so sehr widerspechenden Beruf selbst zu erziehen. Innerlich aber bleibt er der sinnender Alte, rem Träumer, ein Dichter, auch wenn er sich rühmt, in seinem Leben nie einen Vers geschrieben zu haben, ein Phantast, der die hellste Freude an allem erotisch Märchenhaften hat. de Loti". Es liest sich wie ein Märchen, dieses Büchlein,,Le mariage Lofis vilde Ehe mit Rarahu, der kleinen Wilden von Tahiti, eine Kinderliebe fast, aber voll wild finnlicher Leidenschaft, eine traurige Geschichte mit dem laffen muß, und wie sie nun tiefer und tiefer finft, wie immer sich gleich bleibenden trüben Ende, wie er fie verfie ihrer Natur folgt, jedem Augenblickstriebe, biser endlich von ihrem Tode hört.

Dazwischen die Episode, wie er die ehemalige Geliebte feines Bruders findet, wie sie ihn lange in dem Glauben hält, daß die beiden Kinder seinem Bruder gehören, bis er endlich diese Lüge entdeckt.

Et surtout ces adieux à des petites créatures sauvages, aimées peut-être précisément parce qu'elles étaient ainsi,-ça représente toute ma vie, cela

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Aziyadé lieferte schon den Beweis dafür, dieses Liebesjahr in Konstantinopel, dieser weiche wollüstige Traum, diese Selbstvergessenheit und das Aufgehen in einer Stimmung, in der das eigene Ich ganz untertaucht in Einsamkeit und Liebe.

Alphonse Daudet gab ihm einmal den Plan, das Leben eines Matrosen zu schildern, dieses Leben auf dem Meere mit seiner unendlichen Monotonie, und Loti schrieb: Mon frère Yves", die Geschichte des Matrosen Yves Kermadec, bei deffen Taufe-die Glocken nicht geläutet wurden, weil sein Vater ein Trinker war und für die Kirche kein Geld übrig haben wollte.

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Yves ist der ordentlichste, tüchtigste Mann auf Deck, es giebt keinen befferen Matrosen; aber sobald er anfs Land kommt, fällt er in die erste Kneipe ein, vertrinkt und verbringt sein Geld, man plündert ihn aus, daß er die Nacht durch im Regen auf der Straße liegt, und wenn sie ihn heimbringen, dann wird er auffässig, und so endet er seinen Urlaub jedesmal im Eisen, wie es scheint völlig unverbefferlich.

Er ist der Bursche Lotis gewesen. Einmal als der für Spielschulden kein Geld auftreiben kann, bietet ihm Ypes sein Gespartes an. Aber es reicht nicht. Es fehlen noch hundert Francs. Nach einer Weile bringt er auch die. Er hat seine Uhr verkauft.

Ein anderes Mal befreit Loti ihn aus den Händen von Schiffern, die ihn betrunken gemacht haben und gepreßt aufs Schiff schleppen wollen.

So hat sich eine innere Freundschaft angesponnen, und als Loti aus Lust an seltsamen Abenteuern mit ihm nach Saint-Pol-de-Léon fährt, da veranlaßt ihn Yves' alte Mutter, die wol erkannt hat, daß er troß seiner Verkleidung der Vorgesetzte ihres Sohnes ist, ihn zu schüßen, über Yves zu wachen, wie einen Bruder. Und er schwört es ihr.

Und nun, trot allem hält er diesen Schwur. Immer wieder muß er für ihn eintreten. Einmal, als Yves gegen seine Bitte ans Land gehen will, läßt er ihn wegen Auffässigkeit selbst in Eisen legen. Aber dann kommt die Reue, und nun entsteht wieder einer jener zahllosen Konflikte zwischen seiner Freundschaft für Yves und der

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