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So geben Sie mir den Dank im Voraus, nicht blos den Handschuh, nein“. und ich griff nach den schlanken Fingern auch Ihre Hand."

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Ob ich hiermit nicht noch unvorsichtiger war, als fie? Ich weiß es nicht, in jedem Falle war ich sehr ärgerlich, denn in dem Augenblick, wo ich die Hand der Errötenden festhalten wollte, war ein zweites Paar in das Kabinett getreten, ein Student und ein kleines, drolliges Fräulein, die gleichfalls sehr böse zu sein schienen, als fie uns bereits vorfanden. Sie zogen sich auch sogleich Sie zogen sich auch sogleich in das zweite Kabinett zurück, wohin ihnen das Laden mädchen eine Taffe Schokolade und ein Glas Bier brachte. Aber mit dem neckenden Wortspielen und Lippenfechten war es nun eine Weile zwischen uns vorbei. Wir sahen beide wieder ernst durch das Fenster auf die menschen leere, regnerische Straße, Martha, wie ich annehmen mußte, etwas verstimmt, ob über das störende Pärchen, das nebenan im Kabinett ein munteres Flüstern und Kichern begonnen hatte, oder ob über meine Dreiftigkeit, ich weiß es nicht.

Aber der Uebermut, welcher der hilfbereite GesellAber der Uebermut, welcher der hilfbereite Gesellschafter aller Liebenden ist, ließ uns nicht lange gemeinsam Melancholie spinnen. Ich fragte fie, ob ihr noch eine Schokolade erwünscht sei, und sie präsentirte mir mit komischer Geberde eine Nußtorte, die ich noch übrig gelaffen hatte. Mit Rücksicht auf unsere Nachbarschaft sprachen wir jedoch fortan so leise, wie diese sich unterhielt. „Aufeffen, mein Herr Ritter. Sie müssen sich für die großen Taten stärken, die Sie um meinetwillen noch verrichten wollen. So sagen Sie also, welche Herkulesarbeit werden Sie zunächst verrichten?"

So viel ich weiß, tat auch Herkules nichts umsonst," erklärte ich.

Schön, auch Sie sollen Ihren Lohn haben. Allein erst die Taten. Was können Sie für ungeheuerliche Dinge angeben?

Ich fann nach.

„Ich will ein Sonnett auf Ihre schönen Augen dichten, Fräulein Martha.“

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Ein sehr verbrauchtes Thema, mein Herr Ritter, sehr verbraucht und abgédroschen.'

„Ich sehe nicht ein. Meine Verse sind so echt wie Ihre Augen, freilich lange, lange nicht so schön."

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‚Und das will viel sagen, Schmeichler. Wird aber nicht angenommen. Das haben schon Hunderttausende getan, Verse auf " fie errötete plöglich und hielt inne. Nein, es ist zu dumm. Eine große Tat will ich.“ Schön. So werde ich den ersten Studenten, den ich nachher sehe, anrempeln und zum Duell herausfordern.

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Pfui! Das ist ein Polizeivergehen, keine kühne

So will ich dem ersten Mädchen, dem ich begegne, auf öffener Straße einen Kuß geben. Das ist gewiß kühn, namentlich wenn die Dame nicht hübsch sein sollte, und wer steht mir dafür?"

"

Das sind lauter Narrenspossen, Studentenstreiche, nichts Besonderes, nichts sagen wir Tragisches."

Ich werde eine Tragödie dichten und mich zu deren Helden machen. Dann wäre ich doch gewiß eine tragische Berson."

„Nein, nein! Sie würden nur eine komische Figur in dieser ungeborenen Tragödie abgeben. Verlassen Sie Sich darauf. Ich sehe schon, Ihnen fällt nichts Kühnes und Großes ein, was Ihnen mein Wolwollen zuwenden Doch, Fräulein Martha, doch." Ich sah sie fest an und fenkte meinen Blick tief in ihre Augen, die fie, leicht errötend und still lächelnd, von mir abwante.

fönnte."

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Und das wäre, Herr Ritter?"

In diesem Augenblick sollte das entscheidende Wort fallen, aber es blieb mir im Munde stecken, denn ein heller, schnalzender Lant drang aus dem Nebenzimmer. Er fuhr wie ein leichter Peitschenschlag nicht blos durch das Zimmer, er fiel auf uns selbst nieder, sodaß wir unwillkürlich zusammenzuckten und verlegen dasaßen. Ein unterdrücktes weibliches Lachen, das dumpfe Flüstern Geräusch. Ich hatte sofort erraten, was es war, und einer männlichen Stimme folgten dem merkwürdigen ich, der zu einer andern Zeit und unter andern Umständen herzlich darüber gelacht haben würde, schämte mich bei dem Gedanken, daß Martha es gemerkt hätte, wie unser zweites Pärchen nebenan sich ganz munterfüßte.

ein Kuß war zuletzt ein Geräusch wie jedes andere, vielAber die Verlegenheit mußte überwunden werden, leicht das Knistern einer Tapete, das Rücken eines Stuhls, das Zusammenfalten eines Stücks Papier nur jezt nicht verblüfft sein, nur tapfer vorwärts in der eingeschlagenen Richtung! Allein von dem graden Wege wichen meine nun einmal gestörten Gedanken doch ab, und ich Esel konnte nur die triviale Wendung hervorbringen:

Und wenn ich für Sie stürbe, Fräulein Martha?" So werde ich in ein Kloster gehen, ja, so gewiß Sie für mich sterben.

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Wieder derselbe unheimliche Laut, wieder das Kichern und Murmeln!

Diesmal zuckte Martha nicht blos zusammen, sie wurde unruhig. Ein ängstliches, peinliches Gefühl schien zwischen uns zu treten und uns wieder von einander fortzurücken. Ich nahm mich krampfhaft zusammen, ich begann zu reden, was mir grade einfiel, nur um mit meinen Worten den Bann zu verscheuchen, der sich auf die Empfindung unserer Herzen, auf das fröhliche Gewäsch unserer liebesfrohen Einsamkeit gelegt hatte.

„In ein Kloster wollen Sie für mich gehen, Fräulein Martha, wenn ich für Sie sterbe. O, ich denke nicht daran zu sterben, vorläufig wenigstens nicht. Wenn Sie mich noch beweinen wollten oder mit mir sterben! Das ist romantisch, nicht wahr, so etwas zu verlangen. Und Romantik ist nichts für unsere Zeit, am wenigsten für unsere jungen Damen Nein, Fräulein Martha, wir wollen auch nicht romantische, sondern echte, wahre Menschenkinder sein. Ich kann nicht die Welt für Sie aus den Angeln heben, aber eins, Martha, kann ich, muß ich tun. Glauben Sie mir es, ich muß ich liebe Aber sie stieß ihre Hand, die ich erfaßt hatte, heftig zurück. Flammende Röte übergoß ihre Wangen und Stirn, starr blickten ihre Augen grade aus. Unwillkürlich folgte ich diesem Blick und meine Augen trafen dabei auf den Spiegel.

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Fräulein in den Arm genommen und während sie schmeichelnd den Kopf an seine Brust lehnte, seinen schnurrbärtigen Mund auf ihre munteren Lippen gedrückt. Die Gruppe bot im Spiegel kein übles Bild, aber in jenem Augenblick wurde ich bei ihrem Anblick, ohne zu wissen warum, rot wie ein ertappter Schulbube. Martha war aufgesprungen und hatte ihre Handschuhe ergriffen, ihr Gesicht brannte noch wie Feuer, sie wante mir rasch den Rücken zu und näherte sich der Tür.. ich hätte darauf schwören mögen, daß in ihren Augen Tränen standen. Wie von unserm bösen Gewissen gescheucht, schlichen wir stumm aus der Konditorei.

Vielleicht hätte ein Scherzwort über irgend eine fernliegende Sache alles wieder gut gemacht. Aber das Scherzen war auch mir vergangen. Der grausame Spiegel hatte uns unser Liebesglück vorweggenommen, indem er es uns in körperlicher Deutlichkeit vor Augen hielt, die feine Empfindung war zerfasert und zerrissen durch das sichtbare Bild unserer Menschlichkeit. So er stickte fremde Liebe unsere eigene, che sie sich gegenseitig offenbart hatte. Ich fühlte es an Martha und Martha es

an mir.

und das schwarze Käppchen mit dem roten Rangknopf so elegant zu nehmen, daß er noch unter den Lebenden weilt ist wahrscheinlich tragen wußte. General Tscheng-Ki-Tong wir wollen doch anderjenige zeitgenössische Chinese, der Europa und insbesondere Frankreich am Genauesten kennt. In einer französischen Missionsschule in China erzogen, beherrscht er die französische Sprache vollkommen, bis in ihre mundartlichen Besonderheiten, und hat in dieser Sprache schriftstellerischen Ruferringen können. Seine ersten französischen Bücher schilderten chinesisches Leben und, das sei denn doch festgestellt, richteten ziemliche Verwirrung in vielen Köpfen an. Denn die französischen Leser glaubten dem chinesischen General blindlings, was er ihnen über sein Vaterland erzählte, nach der Versicherung von Kennern fort-weiß er aber von China sehr wenig, und die meisten seiner Angaben find falsch, was nicht wunder nehmen kann, wenn man sich vor Augen hält, daß er in einer halb europäisirten Hafenstadt geboren und erzogen wurde, jung nach Europa kam und seitdem immer in Europa gelebt hat, bis er vor einigen Wochen von seiner Regierung strafweise abberufen wurde. Allein wenn Tscheng-Ki-Long China nicht kennt, so weiß er dafür in Paris um so besser. Bescheid, und es war ganz verständig von ihm, daß er sein legtes Buch nicht mehr China, sondern Paris und den Parisern widmete. Les Parisiens peints par un Chinois" (Paris, Charpentier ist es betitelt und giebt in 26 seinen Sehenswürdigkeiten, seinen Bewohnern, Einrichtungen, Sitten und Vorurteilen empfängt. Ein angeblicher Chinese, denn TschengKi-Tong sieht alles mit den kundigen Augen eines eingeweihten Europäers an, und er hat nur seine zufällige asiatische Geburt zu der kleinen Pikanterie benugt, sich den Anschein eines wirklichen wildfremden Mongolen zu geben, dem das Schauspiel des Pariser Lebens überraschend und unverständlich wäre, Das gestattete ihm, seiner gelegentlichen Satire die sonst etwas abgebrauchte Form der Bemerkungen des Montesquieuschen Persers und Voltaireschen Huronen ist das, was Licheng-Ni-Tong zu sagen weiß, nicht, aber es ist glatt zu geben, ohne daß es in seinem Falle bloßer Abklatsch scheint. Neu und gefällig und liest sich angenehm. Jedenfalls hat man hier das Geplauder eines höchst zuverlässigen Beobachters vor sich. Er war zu sehr Pariser geworden, das war sein Verderben. Sekretär und Dolmetscher der pariser chinesischen Gesantschaft (wie er zu dem etwas phantastischen Generals-Titel gekommen ist, wurde nie aufgeklärt), lebte er, la grande vie mit angenehmen Freundinnen und erfreulichen kleinen Festen in Cabinets particuliers, das kostet aber viel Geld, die heimischen Taëls reichten für die Ansprüche der MoulinRouge-Cascadeufen und der Maison-Dorée-Rechnungen nicht, und er ließ sich mit Finanz- und Börsenleuten auf Geschäfte ein, deren chinesische Bezeichnung uns unbekannt ist, die man aber in Europa Betrügereien“ nennt. Er schloß z. B. chinesische Anleihen ab und ließ sich auf sie Vorschüsse geben, ohne daß seine Regierung ihn zu Derartigem ermächtigt hatte oder auch nur darum wußte. Als die Sache ruchbar wurde, erfolgte eben seine Abberufung. an welche das Gerücht die im Eingang erwähnten tragischen Entwickelungen knüpfte. Da er blos Europäer beschwindelt hat, wird man sein Vergehen in Peking wohl milde beurteilen, und so wird sein Buch,Les Parisiens peints par un chinois" vielleicht doch nicht der Schwanengefang dieses Boulevard-Chinesen sein.

Rapiteln die Eindrücke wieder, die ein angeblicher Chinese von Paris,

Draußen bat fie mich mit leiser, strenger Stimme, fie nicht zu begleiten; ich verneigte mich stumm und grüßte. Ich sah sie später wieder in Gesellschaft, sie mied mich absichtlich und, um es nur zu gestehen, auch mir war in ihrer Nähe nicht mehr wol. Wir schämten uns vor einander.

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Ich war schüchtern, vielleicht dumm, fie herbe, vielleicht prüde. Aber das Paradies war uns wie dem ersten Elternpaar in der Bibel verloren gegangen, als unsere Augen aufgetan wurden und wir uns vor einander schämten.

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Litterarische Chronik.

Die Moderne Rundschau", Halbmonatsschrift, herausgegeben von Dr. S. Joachim und E. M. Kafka, Wien, Verlag von Leopold Weiß, I., Tuchlauben 7, erläßt ein Preisausschreiben für novellistische Skizzen im Umfange von 3-6 Seiten. Preise 150 M., 100 M., 50 M. Preisrichter nebst der Nedaktion: Dr. Wilhelm Lauser, Gustav Schwarzkopf, Dr. 3. 3. David, Dr. Friedrich M. Fels. Die genauen Bedingungen sind in Heft 7 der „Modernen Rundschau" enthalten.

Litterarische Neuigkeiten

General Tscheng-Ki-Tong_ist oder war kein Dugendmensch. Ich sage war", weil kürzlich das Gerücht verbreitet wurde, er sei bei seiner Rückkehr in sein chinesisches Vaterland nach dem dort noch immer üblichen su marischen Rechtsverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Es wäre schade, wenn das Gerücht sich bestätigen würde. Die Erde hätte einen bemerkenswert anschlägigen und klugen Bewohner weniger, und in Paris würden manche schöne Augen um den gelbbraunen jungen Mann Thränen vergießen, der aus den glänzenden Schlißäuglein so verschmitt blickte und den dunkelblauen Seidenkaftan, den tiefschwarzen langen Zopf

Verantry: Dr. Curt Pfüße-Grottewiß, Berlin.

Alfred Duquet sett in seinem „Paris, Chevilly et Bagneur“ (Paris, Charpentier) die Reihe seiner Studien über den deutschfranzösischen Krieg fort. Diesmal erzählt er die Anfänge der Belagerung von Paris und die ersten Ausfallsgefechte im Süden der Stadt. Wie seine früheren Arbeiten („Fröschwiller, Châlons, Sedan“, Les grandes Batailles de Metz" u. i. w.) so zeichnet sich auch diese durch Gründlichkeit und Anschaulichkeit aus. Er benut zwar hauptsächlich französische Quellen, kontrolirt sie aber durch deutsche Angaben, und wo er Selbstgesehenes erzählt, da ist er neu nnd malerisch.

Joseph Reinach hat das Bedürfnis empfunden, seine Leitartikel, die von 1880 bis 1889 in der Republique francaise" erschienen find, unter dem Titel,,La politique opportuniste" zu einem Bande zu vereinigen. (Paris Chapentier.) In der Republique“ sind sie wenig gelesen worden. In diesem Bande werden sie gar nicht gelesen werden. Daß es Herrn Reinach Freude macht, seine Artikel hübsch in einem Buche beisammen zu sehen, ist wahrscheinlich; daß aber außer ihm jemand an der Einbalsamirung dieser literarischen Leichen ein Interesse hat, dürfte schwer zu behaupten sein.

In demselben Verlag ist der Jahrgang 1890 der bekannten Veröffentlichung „L'Année politique" von André Daniel erschienen. Dieses Buch faßt die Ereignisse des Jahres zusammen und ist jedem von Nußen, der beruflich verpflichtet ist, den Gang der inneren Politik Frankreichs bis ins Einzelne zu verfolgen.

Paris.

Mar Nordau.

Verlag von F. & P. Lehmann, Berlin W., Körnerstr. 2. Gedruckt bei N. Gensch, Berlin SW.

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Erscheint jeden Sonnabend. — Preis 4 Mart vierteljährlich. Bestellungen werden von jeder Buchhandlung, jedem Postamt (Nr. 3589 der Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des „Magazins“ entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die dreigespaltene. Petitzeile. ☆ Preiß der Einzelnummer: 40 Pfg. &

60. Jahrgang.

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Berlin, den 25. Juli 189Į.

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Ir. 30.

Inhalt: Prof. E. Krause: Wilhelm Weber. Alfred Kerr: Die Zeitschriften und die Litteratur. Kristoffer Kristoffersen: Ruhe: Hermann Bahr: Neue französische Romane. Frit Mauthner: Aus den Briefen Gustave Flauberts. Karl Larsen: Frauen. Litterarische Chronik. Litterarische Neuigkeiten: Maerheims „Seewiese“, besprochen von Ed. Höber; „Die Religion der kommenden Zeit“, be= sprochen von st.; Telmanns „Aus vergilbten Blättern", besprochen von A. L.

Auszugsweiser Nachdruck sämmtlicher Artikel, außzer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet. Unbefugter Nachdruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

Wilhelm Weber.

Gestorben den 23. Juni 1891.

Von

Professor E. Krause.

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Männer noch durch Jahrhunderte an der Stätte ihres Wirkens nachlebt, so mag man glauben, daß, in der Klarheit seines Denkens und der Entschiedenheit seines Charakters, auch Webers Persönlichkeit von dem deutschen Reformator die Weihe erhalten habe. Sein Vater war der Profeffor der Dogmatik, Michael Weber, der nach der Vereinigung der Universität Wittenberg mit Halle dorthin übersiedelte. Unter seinen zwölf Geschwistern waren es noch zwei Brüder, Ernst Heinrich und Eduard Friedrich, die sich zu hervorragenden Forschern entwickelten. Der ältere (gestorben 1878 als Profeffor der Physiologie und Anatomie in Leipzig) hat erfolgreich an dem Aufschwung mitgearbeitet, den die Anatomie durch die Mikroskopie nahm, und u. a. auf dem Gebiet der damals noch jungen Wissenschaft, der Psychophysik, eine Reihe grundlegender Versuche angestellt, aus denen er das von Fechner so genannte Webersche Fundamentalgeset folgern konnte. (Er geht aus von der bekannten Tatsache, daß bei stärkeren Empfindungen, z. B. bei starten Geräuschen, größeren Gewichten, hellem Lichte 2c., auf den höheren Teilen der Reizskala“ größere Reizzustände notwendig sind, um eine gleiche Verstärkung der Empfindung hervorzubringen, als bei den niederen Teilen, daß, wie ein Thaler einen anderen Wert hat für einen Bettler und für einen Reichen, die fortune morale der fortune physique nicht gleichwertig ist, und indem er nun beweist, daß die Stärke der Empfindung zum Logarithgewinnt er damit ein brauchbares psychophysisches Maß.) mus des hinzukommenden Reizes im Verhältnisse steht,

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Wer etwa in den letzten Jahren der freundlichen hannöverschen Musenstadt einen Besuch abstattete und bei einem Gange durch ihre Straßen die Gedenktafeln studirte, mit denen die Stadt ihre berühmten ehemaligen Mit bürger ehrt, der fand wol auch die beiden Stätten, zwischen denen Gauß und Weber vor über 50 Jahren die Drähte ihres Telegraphen ausspannten und die Stephans Pietät mit Zeichen der Erinnerung geschmückt hat, der ließ sich dann wol auch von einem Göttinger von ihrem Weber", von dem letzten „der Sieben“ erzählen, und wenn das Glück ihm höld war, konnte er auch dem freundlich blickenden Greise auf seinem täglichen Spaziergange begegnen, dessen Aeußeres in Nichts die Erzellenz" und den, Ge heimen Rat", den Gelehrten von europäischem Ruf ̈verriet. Aber außerhalb Göttingens war der lebende Weber seit langem dem Gedächtnis der Mitwelt entrückt, so fehr, daß z. B. das Leipziger Tageblatt, als vor Jahren Prof. Albrecht in Leipzig aus dem Leben schied, diesen den heimgegangenen leßten von dem Göttinger Siebengestirn feierte. Um so mehr dürfte es Pflicht sein, jezt nach dem Tode des trefflichen Mannes und Gelehrten feinem Andenken durch den Versuch einer Würdigung seiner Tätigkeit gerecht zu werden. Freilich, was er in einem arbeitsreichen Leben seiner Wissenschaft, der Vorgebildet auf dem Gymnasium des Waisenhauses Physik, geworden, wie er ihre Grundlagen gefestigt, ihre in Halle, studirte Weber daselbst Mathematik und Naturerreichbaren Ziele erweitert, ihre Methoden vervoll-wissenschaften. Noch vor Beendigung seiner Studien gab kommnet hat, das ist nach Lage der Sache in seinem er mit seinem älteren Bruder seine „Wellenlehre“ (Wellenganzem Umfange und feiner vollen Bedeutung nur dem lehre, auf Experimente gegründet, oder über die Wellen engeren Kreise der Fachgenossen verständlich. tropfbarer Flüssigkeit mit Anwendung auf die Schall- und Lichtwellen, Leipzig 1825) heraus, ein Werk, welches nicht blos durch seine sachlichen Ergebnisse, sondern ebenso

als

Weber wurde am 24. Oftober 1804 in Wittenberg geboren, und wenn es wahr ist, daß der Geist großer

durch die Art der Untersuchung, durch die Verbindung einwandsfreier Experimente mit der scharfsinnigen, fie stüßenden und ergänzenden Theorie, epochemachend geworden ist und doch heut als ein Muster klassischer Dar stellung gilt. Die kreisförmige Bewegung der Wasser teilchen in einer gläsernen Rinne bildet die Grundlage seiner Beobachtungen, daran schließt sich die Feststellung der Fundamentalbegriffe der Wellenlehre, die der stehenden und fortschreitenden Wellen, und eine Reihe anderer Erscheinungen, die heutzutage in der Theorie aller wellenartigen Bewegungen, so des Schalles, des Lichtes und der strahlenden Wärme, als unbestreitbare Tatsachen gelten. In Verbindung speziell mit den Arbeiten Fresnels über die Interferenz und Beugung des Lichtes hat die Webersche Wellenlehre den seit Newton lebhaft geführten Streit über die Natur des Lichtes endgültig zu Gunsten der Undulationstheorie entschieden. Es sei hierbei erwähnt, daß auf Grund dieser Wellenlehre" auch der jüngere Bruder Webers (gestorben 1871 als Prosektor an der Universität Leipzig) die Lehre vom Kreislaufe des Blutes und insbesondere die Pulslehre" einer besonderen Untersuchung unterwarf, welche über eine Anzahl wichtiger Fragen, über die Herzarbeit, über die Widerstände im Kapillargebiet und über die Verteilung und Bewegung des Blutes im Gefäßsystem Licht verbreitete. Es sei ferner hierbei erwähnt, daß Wilhelm Weber mit diesem jüngeren Bruder 1836 eine eigehende Untersuchung über die Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge" anstellte, in welcher fie u. a. die Tatsache feststellten, daß das Bein nur durch den Luftdruck in der Gelenkpfanne gehalten wird.

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nach dem Tode König Wilhelms IV. von England sein Bruder Ernst August den hannöverschen Tron bestieg. Von Natur autokratisch, war ihm der Geist der liberalen Institutionen Englands verschlossen geblieben, und so war er auch ohne Verständnis für die Rechtszustände, wie sie sich nach den Freiheitskriegen in Deutschland und speziell in Hannover entwickelt hatten. Unter dem Vorgeben, daß das zwischen seinem Vorfahren und den Ständen vereinbarte Staatsgrundgesetz vom Jahre 1833 seine agnatischen Rechte nicht genügend wahre, ließ er es fein erstes Werk sein, jenen Staatsvertrag, dem Volk und Regierung mit gleicher Treue ergeben waren, für null und nichtig zu erklären. Er entband die Staatsdiener. ihres Eides auf das alte Staatsgrundgesetz und forderte von ihnen den Eid auf die neue (am 5. Juli 1837) von ihm oftroyirle Verfassung. Die meisten Beamten fügten sich, die Faust in der Tasche ballend, der fürstlichen Willkür mit jener refignirten Verzweiflung, die in dem geflügelten Worte Ausdruck fand: „Wir unterzeichnen, Hunde sind wir ja doch!" Nur sieben Göttinger Profefforen (Albrecht, Dahlmann, Ewald, Gervinus, die Gebrüder Grimm und Weber) hielten die Ehre der Universität aufrecht, die von Haller an ein Hort der Gewissensfreiheit gewesen ist, hielten sich an das bestehende Staatsgrundgesetz gebunden und protestirten in einem Schreiben an das Universitäts-Kuratorium gegen deffen einseitige Aufhebung. Das ganze Gelingen unserer Wirksamkeit", so heißt es darin, beruht nicht sicherer auf dem wissenschaftlichen Werte unserer Lehren, als auf unserer Persönlichkeit und Unbescholtenheit. Sobald wir der studirenden Jugend als Männer erscheinen, die mit Noch nicht fünfundzwanzig Jahre alt erhielt Weber ihrem Eide ein leichtfertiges Spiel treiben, eben so ist eine außerordentliche Professur für Physik in Halle und der Segen unserer Wirksamkeit dahin, und was würde folgt zwei Jahre später einer auf Humbolds und Gauß' Sr. Majestät dem Könige der Eid unserer Treue und Veranlassung an ihn ergangenen Berufung nach Göttingen Huldigung bedeuten, wenn er von Männern ausginge, Im Anschluß an seine „Wellenlehre" beschäftigte er sich die eben erst ihre eidliche Versicherung freventlich verlegt in dem Zeitraum von 1825-1833 vornehmlich mit haben?" Und die Antwort des Königs? Zunächst dachte akustischen Problemen. Seine (hauptsächlich in Poggen- ér daran, Männer mit solchen revolutionären, hochverdorfs Annalen veröffentlichten) Arbeiten betrafen u. a. räterischen Tendenzen dem peinlichen Richter zu überdie Polarisation und Interferenz des Schalles (1826 und antworten", und als sich kein Rechtstitel fand, dieses 1827), die Wellen gespannter Saiten (1828), die Orgel-Verbrechen" zu strafen, da verfügte er durch eine Cabinetspfeifen, das Monochord und die Tartinischen Töne (1829). ordre (vom 11. Dezember 1837) die Amtsentsezung der Hervorragend ist seine Abhandlung über Konstruktion freimütigen Protestler und die Landesverweisung der und Gebrauch der Zungenpfeifen" (1829) und seine Theorie drei (Dahlmann, Gervinus, Jakob Grimm), welche den der Saiten (1833). Es liegt der Gedanke nahe, daß die Protest verbreitet hatten. Ein Gefühl der Empörung in diesen und den späteren Arbeiten Webers hervortretende ging durch Deutschland, das sich mit der vornehmen VerTendenz, physikalische Erscheinungen überhaupt als Pro- urteilung dieser Vergewaltigung durch Dahlmann und bleme der analytischen Mechanik aufzufassen, sich nicht mit der schlichten und ergreifenden Auffassung Jakob ohne den Einfluß Gauß' entwickelte, zweifellos aber Grimms in,, Meine Amtsentsegung" in Uebereinstimmung dürfte es auf das Zusammenleben mit Gauß zurück- erklärte aber die Gewalt blieb Siegerin. zuführen sein, wenn Weber sich von der Mitte der dreißiger Jahre an fast ausschließlich dem Studium der elektrischen Erscheinungen zuwante, die dann bis an sein Lebensende sein eigentliches Arbeitsgebiet bildeten. Es ist als eine glückliche Fügung zu betrachten, daß sich in Gauß und Weber der scharfsinnige Mathematiker und der fritische Experimentator zu teils gemeinsamer oder wenistens in gegenseitiger Anregung sich vollziehender Arbeit zusammenfanden. Verdankt doch die Wissenschaft und darnach die Technik derselben eine Summe von Fortschritten, deren Blüte sich in den Wundern der elektrischen frank furter Ausstellung jezt den Augen der staunenden Mitwelt enthüllt, und eine Reihe von Ideen, die noch lange fruchtbringend wirken werden.

Aber die stille Forscherarbeit Webers sollte, wenn auch nur vorübergehend, jäh unterbrochen und er selbst. nebst anderen Männern der Wissenschaft Held einer politischen Tat werden, die seinen Namen in den weitesten Kreisen berühmt machte. Es war im Jahre 1837, als

Weber brachte die folgenden Jahre privatisirend teils in Göttingen, teils auf Reisen zu, übernahm 1843 eine ihm angebotene Profeffur in Leipzig und wurde 1849 nach Göttingen zurückberufen. Bis das Alter Einspruch erhob, waltete er hier seines Lehramtes. Neben Gauß und Wöhler war es sein Name, der zahlreiche Studirende, auch des Auslandes, dem naturwissenschaftlichen Studium an der Georgia Augusta zuführte, und zumal in dem mathematisch-physikalischen Seminar entfaltete sich die volle Wirkung seiner anregenden Persönlichkeit.

Wir sind es gewohnt, Gauß und Weber als die Erfinder" des elektrischen Telegraphen zu betrachten. Das ist nur in einem bedingtem Sinne richtig. Denn schon früher hatte Sömmering in Frankfurt den Gedanken ausgesprochen, Elektrizität zur Zeichenübermittelelung zu benußen, und zwar sollte dies durch Wasserzersetzung mittelst ebenso zersetzung mittelst ebenso viel Doppeldrähten als Elementarzeichen erforderlich waren, geschehen; auch hatte.

kurz vor Gauß und Weber der ruffische Baron Schilling von Canstatt die Möglichkeit einer elektro-telegraphischen Korrespondenz mit zwei Drähten nachgewiesen. Aber es ist das Verdienst der beiden göttinger Professoren praktisch ausführbare Versuche im Großen angestellt zu haben, nach einer Methode, die beiläufig noch heut in England in Gebrauch ist. Mit dieser Beschränkung muß ihnen die Ehre der Erfindung des Telegraphen verbleiben. Wie sehr sie sich dabei der Bedeutung und Tragweite ihrer Versuche bewußt waren, möge aus den Worten hervorgehen, mit denen Gauß der göttinger gelehrten Gesellschaft davon berichtete. Es heißt in den Göttinger Gelehrten Anzeigen" vom 9. August 1834: Wir können eine hierbei mit den beschriebenen Einrichtungen in genauer Verbindung stehende und bisher in ihrer Art einzige Anlage nicht unerwähnt lassen, die wir unserm Herrn Profeffor Weber verdanken. Dieser hatte bereits im vorigen Jahre von dem physikalischen Kabinette aus über die Häuser der Stadt hin bis zur Sternwarte eine doppelte Drahtverbindung geführt, welche gegenwärtig von der Sternwarte bis zum magnetischen Observatorium fortgesezt ist. Dadurch bildet sich eine große galvanische Rette, worin der galvanische Strom, die an den beiden Enden befindlichen Multiplikatoren mitgerechnet, eine Drahtlänge von fast 9000 zu durchlaufen hat.... Die Leichtigkeit und Sicherheit, womit man durch die Multiplikatoren die Richtung des Stromes und die davon ab- | hängige Bewegung der Nadel beherrscht, hatte schon im vorigen Jahre Versuche einer Anwendung zu telegraphischen Signalisirungen veranlaßt, die auch mit ganzen Worten und kleinen Phrasen auf das Vollkommenste gelangen. Es leidet keinen Zweifel, daß es möglich sein würde, auf ähnliche Weise eine unmittelbare telegraphische Verbindung zwischen zweien eine beträchtliche Anzahl von Meilen von einander entfernten Orten einzurichten." Und an einer andern Stelle: „Ich glaube, daß die elektromagnetische Telegraphie zu einer Vollkommenheit und zu einem Maßstabe gebracht werden könnte, vor der die Phantasie fast erschricht. Der Kaiser von Rußland könnte seine Befehle ohne Zwischenstation in derselben Minute von Petersburg nach Odessa, ja vielleicht nach Kiachta geben, wenn nur der Kupferdraht von gehöriger im Voraus scharf zu bestimmender Stärke gesichert hinführt." Die Hoffnungen der beiden Forscher sind in reichem Maße in Erfüllung gegangen; beträgt doch die Länge der Telegraphenleitungen der Erde das Fünffache des Erdäquators, die Zahl der jährlichen Depeschen über 170 Millionen, und gegenüber den fünf bis sechs Buchstaben, welche Gauß und Weber durch die umständliche Manipulation des Annäherns und Entfernens an ihre Magnete in der Minute telegraphirten, vermag jezt ein geschickter Beamter am Hughes-Apparat in der gleichen Beit 250 Zeichen, auf einem Papierstreifen mit Typen gedruckt, zu übermitteln!

Auf die weiteren Forschungen Webers möge hier nur kurz hingewiesen werden. Es betrafen dieselben die Fernwirkung der Magnete (1841), die sogenannte unipolare Induktion (1842) und das Gaußsche Magnetometer, dem er eine zumal für Forschungsreisende bequeme Form gab; sie führten ihn zur Verbesserung der (von Bouillet erfundenen) Tangentenbussole, die dadurch zu einem zur schnellen Messung konstanter Ströme geeigneten Instrumente wurde und zu einer finnreichen Anwendung des Faradayschen Erdinduktors, mittelst dessen man aus der Ablenkung, welche eine Magnetnadel bei der Drehung einer Induktionsspirale in Folge des Erdmagnetismus erhält, die Größe der Ablenkung der Nadel in vertikaler Richtung, ihre sog. Inklination, bestimmen kann. Von großer Bedeutung aber ist dasjenige Instrument, welches

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als das „Webersche Elektrodynamometer" seinen Namen verewigt hat. Es mißt dasselbe die Stärke eines Stromes durch die Abstoßzung, welche zwei von ihm durchfloffene Spiralen sich gegenseitig erteilen und gestattet deshalb auch die Meffung der in schnellem Richtungswechsel aufeinander folgenden Wechselströme", wie sie z. B. von der einen Gattung unserer Dynamomaschinen erzeugt werden. Es sei hierbei darauf hingewiesen, daß Weber bereits mittelst dieses Apparates Schallschwingungen nachzuweisen vermochte, wie sie in unseren Telephonen eine Rolle spielen.

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Aus all seinen Versuchen ergab sich ihm eine sinnreiche und einfache Theorie des Magnetismus. Gegenüber der älteren (häuptsächlich von Poisson vertretenen) Anschauung, daß sich in den unmagnetischen Körpern zwei magnetische, für gewöhnlich sich neutralisirende Flüssigkeiten" befänden, gelangt er zu der Ansicht, daß alle Eisenteilchen an sich Magnete seien und diese Elementarmagnete beim Magnetisiren in eine mehr oder weniger gleiche Richtung gebracht würden. Der bedeutende Widerstand, welchen erfahrungsgemäß die Kohäsionskräfte des Eisens dem Magnétifiren entgegenseßen, läßt sich unter allen Theorien am besten mit dieser,,Drehungstheorie" in Einklang bringen. In gleich einfacher Weise erklärt er die Induktionsströme und den Diamagnetismus, welchen er auf molekulare Induktionsströme zurückführt, die sich aber durch ihre Dauer von den gewöhnlichen von Molekül zu Molekül fortschreitenden Induktionsströmen unterscheiden.

Ein hervorragendes theoretisches Ergebnis der Weberschen Untersuchungen ist ferner sein Grundgesetz der Elektrodynamik, d. h. der Anziehung und Abstoßung, welche strömende Elektrizitätsteilchen auf einander ausüben, ein Gesetz, welches als das „Webersche Gesetz“ seinen Namen verewigt hat. Bekannt war schon durch Coulomb die Gefeßmäßigkeit, mit welcher ruhende Elektrizitäten auf einander wirken, auch war von Ampère eine den Tatsachen entsprechende Formel für die gegenseitige Einwirkung strömender Elektrizitäten gegeben worden, aber Weber war es vorbehalten, darauf hinzuweisen, daß bei den leßteren jedenfalls die Geschwindigkeit der Stromteile (d. i. mathematisch ausgedrückt ihr erster Differentialquotient) und ihre Beschleunigung (d. i. ihr zweiter Differentialquotient) eine Rolle spielen müsse. Und so fand er denn mit Berücksichtigung dieser Größen sein Gesetz, welches das Coulombsche und Ampèresche Geset als spezielle Fälle in sich begreift. Allerdings ist die Gültigkeit dieses Gesezes von einzelnen Forschern, als mit dem Gesetz von der Erhaltung der Kraft in Widerspruch stehend, bestritten worden, aber von andrer Seite ist es nicht blos verteidigt, sondern auch darauf hingewiesen worden, daß sich auch das Gefeß der allgemeinen Massenanziehung, von welcher wiederum die Schwerkaft ein spezieller Fall ist, aus diesem Gesetz folgern lassen. Somit wäre es (nach Zöllner) das „elektrodynamische Grundgeseß der Materie", das Gesetz, nach welchem nicht blos der Lauf der Himmelskörper sich regelt, sondern auch die Moleküle und Atome ihr Geheimnisvolles Spiel treiben. Dann wären tatsächlich Licht, Wärme, Magnetismus, Schwerkraft und die Kräfte des Chemismus nichts anderes als Elektrizität oder vielmehr alle diese Erscheinungen nur Aeußerungen einer und derselben das Weltall durchdringenden Urkraft. Aufklärung wird ja die fortschreitende Wissenschaft bringen; hier sei nur noch, speziell in Bezug auf den Zusammenhang zwischen optischen und elektrischen Schwingungen, unter verschiedenen Tatsachen eine interessante aus dem Weberschen Gefeß sich ergebende Folgerung erwähnt. Bekanntlich stoßen sich gleichnamige Elektrizitäten ab, fie ziehen sich aber an, wenn sie parallel neben einander

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