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Kräfte. Aber die Kerls können noch zu wenig, oder mit anderen Worten: sie haben noch nicht den richtigen Respekt vor der Natur. Hier ist der Punkt, wo die Hier ist der Punkt, wo die deutsche Willkür zu allererst beschnitten werden muß. Denn der Natur gegenüber giebt es keine Willkür. Jede theoretische Brille aber, durch die wir die Natur betrachten, ist eine solche Willkür. Der Schlachtruf für die nächste Zeit müßte daher lauten: Brillen herunter! Dann aber heißts, nach dem nächsten Brunnen laufen und sich die Augen auswaschen, daß sie frisch und unbefangen in die Welt gucken können.

Natürlicherweise sieht jedes Auge anderes. Und das ist sehr reizvoll. Aber doch wiederum findet sich eine verwandte Art zu sehen, die einer Anzahl von Augen angeboren ist, und in diesem Sinne möchte ich vom deutschen" Sehen sprechen. Es wäre demnach die Aufgabe der deutschen Kunst, das deutsche Sehen nach Kräften zu entwickeln; dann werden wir auch wieder eine deutsche Schule haben. Eine solche Entwicklung vollzieht sich aber nur durch gemeinsame Arbeit, und diese ist es, die ich unter „Konzentration" verstehe. Statt daß der Eine den Andern befehdet, sollte der Eine vom Andern lernen. Man kann dies tun, ohne von seiner „Originalität“ irgend etwas aufzugeben, und die originellsten Köpfe waren vielleicht von Anbeginn die, die am besten und von den Meistern zu lernen verstanden. Wenn wir Deutschen daher heut von den Franzosen das Sehen erlernen, so wollen wir nicht, wie die Franzosen sehen Aber daran kann doch kein Zweifel bestehen, daß wir das Sehen erst überhaupt gelernt haben müssen, bevor wir eigenartig zu sehen vermögen.“

lernen.

Ich war von dieser Auseinanderseßung sehr erbaut und kam Herrn P. einen Hochachtungsschluck. Er dankte höflichst und fuhr dann fort:

Einen Augenblick müssen Sie mich noch anhören. Ich bin gleich fertig. Jetzt will ich Ihnen nämlich sagen, warum ich glaube, daß der eine Böcklin der ganzen französischen Kunst überlegen ist. Mit einem Worte: Er hat mehr Poesie und mehr Phantasie als sie alle miteinander; und dabei ist er vielleicht ein eben so großer Techniker. Nur in einem Punkt ist er verflucht deutsch, er ist dermaßen individuell und eigenartig, daß man beim besten Willen nicht den kleinsten Kniff von ihm lernen kann. Man muß ihn durchaus lassen, wie er ist, und selber sein, wie man selber ist. Aber viel leicht ist auch dieses wiederum ein Gutes und ein Teil unserer besten Kraft. Das, was die Franzosen können, ist alles miteinander lernbar. Wir müssen es lernen, sonst soll uns der Teufel holen! Vielleicht aber haben wir Deutsche der Kunstentwicklung etwas hinzuzufügen, was ganz und gar unlernbar ist. Und dann können die Franzosen lange Hälse machen, sie werden uns unser Können niemals abgucken. Trinken wir also auf jene Zeit, wo Deutschland sein Dußend Böckline hat, natür licherweise lauter verschiedene!"

dem Nachhausewege eine längere Erörterung meines Begleiters über die Momentphotographien des Professor Muybridge an. Darauf trennten wir uns an einer Straßenecke mit freundschaftlichem Händeschütteln.

Neue Werte für alte Worte.

Bon A. Dehlen.

Mitleid und Furcht.

Wir stehen an der Grenze zweier Jahrhunderte. Neue Gedanken drängen zur Tat, ringen nach Ausdruck. Die Kunst, der empfindliche Spiegel des Lebens, zeigt schon lange ein verändertes Bild.

Aber die neuen Ausdrücke tragen das Zeichen des Kampfes an sich, sie sind unschön, abstoßend, rauh gellen fie in die Ohren. Wie einschmeichelnd und schön dagegen klingen alte Schlagworte, bei denen sich zwar nicht mehr viel denken läßt, die aber als Erbschaft früherer Jahrhunderte erstens heilig sind und dann so allgemein gültig. Nicht die Menschen selbst, sondern diese Worte sind die größten Feinde und Hindernisse des Neuen, und soll den neuen Anschauungen zum Siege verholfen werden, so muß vor allem diesen geheiligten Worten das wallende Gewand abgerissen und ihr Inhalt geprüft werden.

So will jezt eine neue Tragödie entstehen: die Aesthetiker und mit ihnen die folgsame Menge rufen: „Die Tragödie soll Mitleid und Furcht erwecken!" ind wie ein Wall stellt sich Mitleid und Furcht den Kunstanschauungen und Bestreben der Neuerer entgegen.

Was bedeutet denn Mitleid und Furcht?

Darauf bekommen wir nun von den meisten Menschen gar keine Antwort, denn die Gedankenlosen sind in der Majorität. Einige denken, daß Mitleid Mitleid ist und Furcht Furcht, und da ihnen jeder einzelne Begriff klar ist, werden es beide zusammen auch sein. Aber das ist ein Irrtum. Und diejenigen, die dies erfaßt haben, denten Mitleid und Furcht auf die allerverschiedenste Weise. Und nun gar die Gelehrten, die sich die Frage vorgelegt haben, warum die Tragödie gerade Mitleid und Furcht und nicht Zorn, Gram, Liebe oder sonst irgendwelche Gefühle bewirken soll! Die haben seit Lessing sophistert und gefeiltanzt, daß ein gewöhnlicher Sterblicher ihnen nicht folgen kann. Da tun wir denn am besten, bei dem anzufragen, der den Ausdruck Mitleid und Furcht" in die Welt gebracht hat, und das Aristoteles.

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Nach Ariftoteles empfänden wir Mitleid, wenn einem Anderen ein verderbliches oder wehtuendes Uebel zustößt oder droht, das wir für uns selbst oder einen der Unseren uns ebenfalls als möglich denken; Furcht, wenn es uns selbst oder einen der Unseren trifft. „Was man bei sich selbst fürcht

erregt Mitleid, wenn es bei andern vorfällt." (Rhet. 11, 8.)

Die Krüge klangen zusammen, gaben aber nur einen dumpfen Ton, den der lange 2. nicht als das ferne Rollen des Zukunftsdonners aufzufassen bat. Wir waren jezt in bester Stimmung und unterhielten uns lange und lebhaft. Zuerst sprachen wir von der Hängekommission, Und umgekehrt: dann von Sudermann, dann vom Welfenfonds und von Windthorst, dann von Hermann Bahrs Mutter" und zum Schluß verliefen wir uns in eine endlose Debatte über die Aussichten der Sozialdemokratie und über die Form der Zukunftsehe. Plöglich hörte ich es Zwei schlagen, und da empfahl ich mich mit Herrn R. von unserem Gastgeber und hörte noch auf |

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Furchtbar ist Alles, was, wenn es bei andern geschieht oder bevorsteht, Mitleid erregt." (Rhet. II, 5.) at din Wir empfinden also Mitleid für Andere, Furcht aber für uns selbst!Diggil teamsjón

Es ist daher ein dem Sinne des Aristoteles wenig entsprechendes Unternehmen, die in einer Tragödie vor geführten Uebel darauf zu prüfen, ob sie mehr geeignet

find, Mitleid oder Furcht zu erregen, oder von einer Tragödie zu verlangen, daß sie beide Arten von Uebel vorführe: denn nicht von den Uebeln, sondern von unserer Stellung zu dem vom Uebel Betroffenen hängt es ab, was wir empfinden: Mitleid oder Furcht. Und ebenso wenig richtig ist es, die Vorstellung, es könne uns ein gleiches llebel wie das vorgeführte einmal treffen, als Furcht anzusprechen, denn diese Vorstellung ist ja gerade der integrirendste. Teil des aristotelischen Mitleids. Für die Furcht verlangt Aristoteles ein lebel, „das nicht fern ist, das in der Nähe erscheint, so daß man es erwartet.

Dies ist so klar von Aristoteles gegeben, daß es unbegreiflich wäre, wie es je mißverstanden werden fonnte, wenn nicht Aristoteles selbst durch ein unflares Beispiel Verwirrung angerichtet hätte. Das Beispiel ist folgendes: min 330

Amasis hat über seinen zum Tode geführten Sohn nicht geweint, wol aber über seinen bettelnden Freund.

Denn dieses war mitleiderregend, jenes aber furcht bar. Tod und Armut sind nicht gleichwertige level, und man könnte versucht sein, in dieser Ungleichmäßig feit den Grund für den Unterschied der Gefühle zu finden. Aber abgesehen davon, daß es sehr zweifelhaft ist, ob von dem Griechen Tod oder entehrende Armut als das größere gedacht worden, so ist eins sicher: beides sind wehtuende oder verderbliche llebel, und von diesen Eigenschaften, nicht von irgend welchen Abstufungen werden die Gefühle Mitleid und Furcht bedingt.

Sodann ist die Armut gegenwärtig, der Tod bevorstehend! Aber Mitleid wird bei Aristoteles auch für kommendes, Furcht auch für gegenwärtiges Leid gebraucht, wie außer durch andere Stelle auch durch die Definition: Furchtbar ist alles, was, wenn es bei Andern geschieht oder bevorsteht, Mitleid erregt"

bewiesen ist.

Das bedeutet die Forderung von Mitleid und Furcht. Die neue Schule kann sie unterschreiben, denn Aristoteles hat mit dieser seiner Forderung keinen draußen liegenden Zweck in die Tragödie hineingetragen, sondern das verlangt, was erstrebt werden muß, was vor allem die neue Schule erstrebt: die innige Verbindung zwischen Zuschauer und Bühne! In dem Streben, Mitleid und Furcht zu erwecken, muß sich die Tragödie fort und fort entwickeln, denn es ist das Band, das sie unzertrennbar verknüpft mit dem sich fort und fort entwickelnden Leben.

Und einmal zugegeben, daß unsere bisherige Tragödie veraltet, so tut sie es nicht, weil sie Mitleid und Furcht erwecken will, sondern weil ihr dies nicht mehr gelingt, weil ihr die Verbindung mit dem Leben verloren gegangen, weil der Weg, auf dem sie Furcht und Mitleid erwecken soll, ein falscher, die Mittel, die sie anwendet, ungeeignete überhaupt oder zur Zeit nicht mehr geeignet sind.

Ob nun die neue Tragödie Mitleid und Fürcht erregt? Ob die neue Schule das richtige Mittel ergriffen hat, indem sie das Leben unserer Zeit auf die Gleichen, betroffen von llebeln, die jeder für sich oder Bühne bringt? Sehen die Zuschauer wirklich ihres einen der Seinen ebenfalls möglich sich denken kann? Ist die Voraussetzung für die Identifikation erfüllt? Das zu untersuchen wird unsere nächste Aufgabe sein.

Das Theater der Sozialdemokraten.

Bon

Fritz Mauthner.

Endlich könnte man glauben, Amasis empfindet Furcht, weil er selbst einen direkten Verlust durch den Wer sich über eine der Bestrebungen oder VeranTod seines Sohnes erleidet, während das Unglückt seines staltungen der Sozialdemokraten öffentlich aussprechen Freundes ihn nicht direkt trifft und deshalb nur sein will, follte nicht unterlassen, seine persönliche Stellung Mitleid erregt. Aber Aristoteles sagt selbst: Für die zu dieser Partei klar zu legen. Denn in unserer besten jenigen, welche in allzu naher Verbindung zu uns stehen, aller Welten werden gewöhnlich alle Leistungen, und empfinden wir wie für uns selbst."

Es bleibt also nur die Verschiedenheit der Stellung des Amasis zum Freund und zum Sohn als Grund für die Verschiedenheit seiner Gefühle.

Aus dem Beispiele geht also unter Berücksichtigung der grundlegenden Definitionen mit Klarheit hervor, daß nur unsere Stellung zum Leidenden darüber ent scheidet, ob wir Mitleid oder Furcht empfinden.

wären

schablone beurteilt. Sigest du mit mir an dem gleichen Parteistammtisch, so wirst du gelobt, trinfst du dein Bier anderswo, so wirst du verrissen. Das ist so allgemeiner tische Leben mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattet Brauch geworden in allen Ländern, in welchen das poliist. Die Stellungnahme zur Sozialdemokratie ist aber nicht leichter geworden, seitdem sie aufgehört hat gefährlich zu sein.

hängern vorläufig 6.7

Wir sollen aber in der Tragödie Mitleid und Furcht Die Sozialdemokratie hält sich selbst für eine neue empfinden! Das heißt also, wir sollen eine doppelte Staatslehre, also für eine neue Wissenschaft. Sie täte Stellung einnehmen, eine entferntere, in der wir Mit vielleicht beffer daran, mit der alten Wissenschaft nicht leid, eine nähere, in der wir Furcht empfinden. Indem so kurzen Prozeß zu machen, und sich selber lieber eine uns Beides zum Bewußtsein kommt, wir einerseits nicht neue Religion oder wenigstens das Drängen nach einer vergessen, daß wir Zuschauer sind, und andererseits wis neuen Religion zu nennen. Denn was sie ihren Anganz in den Helden verseßen, uns mit ihm identifiziren, und was sie zu einer so ach find wir zugleich von Mitgefühl ergriffen und mit tunggebietenden Macht erhebt, das ist nicht die Ererlebend empfinden wir: Mitleid und Furcht! kenntnis neuer Gefeße, sondern ein Glaube, der Glaube an ein neues Kulturideal. Gläubige bilden die Maffe der Partei, und unter Gläubigen würde ein unverbefferlicher Skeptiker keine gute Rolle spielen. Ich für meinen Teil glaube nicht an die Utopia des alten verlorenen Paradieses, ich kann aber auch an die Utopia der Zukunft nicht glauben. Um so schlimmer für mich.

Der Dichter muß also zum Gegenstande seiner Tragödie Wesen nehmen, die Leiden unterworfen sind, die der Zuschauer auch für si sich selbst oder einen der Seinen möglich sich denken kann, und muß aus den verschiedenen Möglichkeiten von Wesen eine Individualität herausarbeiten, die wir lieb gewinnen müssen, wie einen unserer Nächsten, für die wir empfinden, wie für uns selbst.

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Doch die Sozialdemokraten haben schon mancherlei geleistet, direkt und indirekt, im Großen und im Kleinen

wovor man den Hut abnehmen sollte, selbst wenn dieser Hut ein neuer Cylinder wäre, wie ihn die Bourgeois" zu tragen pflegen. Zu diesen „Errungenschaften", wie man vor 40 Jahren zu sagte pflegte, gehört ohne Zweifel die Freie Volfsbühne“, das sozialdemokratische Theater von Berlin. Der gewohnheitsgemäße Unuveg der Kultur wurde auch da eingeschlagen. Das Bedürfnis war_ursprünglich nicht vorhanden oder doch nicht für uns erfennbar. Die Arbeiterbataillone fühlten sich des Sonntags, wenn sie überhaupt so viel überflüssige Groschen hatten, in den Tingel-Tangeln und in den noch viel schlechteren Poffentheatern ganz wohl. Da wurde im vorigen Herbste das Bedürfnis entdeckt, welches das ungelernte und unvermögende Volf nach feinerer geistiger Koft habe, und heute ist dieses Bedürfnis wirklich vorhanden, wenn auch im Anfang, wie bei jeder solchen inneren Mission oder Kolonisation, Irrtümer über den Geschmack der Leute mit unterlaufen sind. Heute füllt die Freie Volfsbühne“ das große Oftendtheater bereits mit drei Sonntagsvorstellungen des gleichen Stücks; und wenn auch der vierte Sonntag beseßt ist, dann ist die Organisation dieses Werks fürs erste vollendet. Bekanntlich kostet dem Arbeiter der Besuch einer solchen Vorstellung nicht mehr als fünfzig Pfennige, und das Los entscheidet darüber, ob er für dieses Geld auf der legten Gallerie oder in der Fremdenloge Play nehmen darf. Alle Achtung!

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Die Freie Volfsbühne“ besitzt einen vortrefflichen Regisseur, der freilich mit den schlimmen Schauspielern des Ostendtheaters nur sehr mangelhafte Vorstellungen zustande bringen kann. Es scheint mir aber ein reiner Zufall zu sein, daß die freie Volksbühne gerade dorthin in die Nähe von Rußland verlegt worden ist. Ebenso gut fann einmal eine gute Schauspielertruppe verpflichtet werden, und dann würden die Arbeiter für ihre fünfzig Pfennige vielleicht vorzügliche Aufführungen mitmachen können. Die schlechten Schauspiele liegen also nicht im Prinzip der Freien Volksbühne“.

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Ein anderer Umstand, den ich wenigstens für einen Fehler halten muß, scheint aber allerdings in ihrem Plane zu liegen. Ich meine die tendenziöse Wahl der Stücke und die absichtliche Erziehung der Arbeiter zu der neuesten" Richtung des Dramas. Daß Stücke gewählt werden, welche möglichst scharf den Mißständen der Welt zu Leibe rücken, das ist natürlich. Und man muß den Leitern der Bühne nachsagen, daß sie noch in feinem Falle der politischen Tendenz zu Liebe nach dem unlitterarischen Quark gegriffen haben, mit dem einzelne Vorstadttheater schon den Konkurrenzkampf mit der,,Freien Volksbühne“ aufzunehmen beginnen. Wol aber hat man einer vorgefaßten Meinung zu Liebe anfangs so be= sonders mit Hauptmanns Vor Sonnenaufgang" Rätsel zu knacken gegeben. Ich kann nur Gesagtes wiederholen. Die Freie Bühne“ die Freie Bühne" von uns Bourgeois hat mit der rücksichtslosen Förderung einer neuen Gattung, troß allem Lärm und bei dem Wechsel von Erfolg und Mißerfolg doch einen Schritt vorwärts geholfen, der nicht mehr zurückgetan werden kann. Die oberen Zehntausend sind aus der Verdauungsstimmung, in der sie dramatische Kunst zu genießen liebten, derb aufgerüttelt, oft sogar recht unappetitlich gestört worden. Aber viele von ihnen find doch erwacht und haben bei ihrer Blafirtheit gerade für die raffinirteste Künstlerkunst Geschmack gezeigt. Für die Arbeiter war die Kunst niemals ein angenehmer Traum des Verdauungsschlummers. Sie hätten noch recht wol und vielleicht noch vierzig Jahre lang durch Schiller hindurchgeführt werden können und durch Kleist und Ludwig, bevor man ihnen das gelobte Land zeigte,

welches für die kommende Generation am Ende doch wol nicht Holz-Schlaf heißen wird. Der ungeheure Erfolg von „Kabale und Liebe" war belehrend und mag wol auch für die Leiter des Unternehmens deutlich gewesen sein. Nicht zurückwerfen möchte ich die Arbeiter in eine veraltete Kunstrichtung, sondern sie all das Schöne ge= nießen lassen, das wir wir Fachleute von Bourgeois haben hinter uns liegen laffen müssen, um zu erperimenfiren. Wir experimentiren an uns und den oberen Zehntausend. Deren Seelen find für solche Versuche gerade gut genug. Mit der Volksseele sollte man nicht erperimentiren.

Am leßten Sonntag wurde da keiner von den Neuesten, die sich fürchterlich entrüsten, aufgeführt, sondern Fuldas feines Schauspiel Das verlorene Paradies". Gewiß wurde dieses Stück nicht um seiner wertvollen einrahmenden Akte, um des ersten und dritten Aktes willen gewählt, sondern deshalb, weil der schwächere, aber weit effektvollere zweite Akt einen Streik mit allem Zubehör auf die Bühne bringt. Eine solche Arbeit hat anfangs schwerlich im Plane der Begründer gelegen. Das verlorene Paradies war im deutschen Theater ein bürgerliches Schauspiel, das kräftig und erfolgreich mit der sozialen Frage kokettirte. In der Freien Volksbühne schien es mitunter ein Arbeiterstück zu sein, aber ein so maßvolles, daß sich dieses Publikum nicht alle seine Lehren hätte in Prosa sagen lassen. Troßdem hatte es einen durchschlagenden Erfolg.

Wenige Tage vor der Aufführung fand nach der guten Sitte des Vereins eine Versammlung statt, in welcher das bevorstehende Stück erklärt und in freier Diskussion besprochen wurde. Da meldete sich ein kluger Arbeiter zum Wort, um in der höflichsten Weise dem anwesenden Dichter zu sagen, fast alle seiner Gestalten seien unwahr, d. h. in der Wirklichkeit nicht vorhanden. Es gebe kein Kommerzienratstöchterchen von solcher Unschuld und vornehmer Gesinnung, es gebe keinen wolmeinenden Fabrikherrn, es gebe vor allem keinen arbeiterfreundlichen Fabriksdirektor. Das Stück wurde damals als ein Bourgeoisstück angeklagt und vom Standpunkt der sozialdemokratischen Partei verurteilt. Bei der Aufführung waren die Arbeiter anderer Meinung, und dieser Vorfall ist bezeichnend dafür, wie die ursprüngliche Macht der Bühne, wie die Kunst noch freier schaltet als die politische Freiheit auf ihrer äußersten Linken.

Wer den Leistungen der Freien Volksbühne und wer dem Kunstsinn ihres Publikums mit Hohn entgegentrat, den beneide ich nicht um sein Herz und nicht um seine Augen. Nicht um sein Herz, wenn er nicht aufs Tiefste ergriffen wurde von der Andacht, mit welcher da eine gläubige Gemeinde auf jedes Wort lauschte, das ihr ein neues Symbol für ihre Weltanschauung gab, wenn er nicht empfand, daß da nach zweitausend Jahren wieder einmal das Drama, das weltliche Drama, wie ein Opferdienst wirkte. Nicht um seine Augen, wenn er spöttisch zu sehen glaubte, daß sich da nur Handlungsgehilfen mit ihren Verhältnissen" oder Bräuten ein wolfeiles Sonntagsvergnügen machten, wenn er keine Arbeiter und Arbeiterinnen sah, weil die Zuschauer in schwarzen Röcken und in netten Kleidern dasaßen und weiße Wäsche zeigten. Ich will für die legitime Begründung aller Doppelbillets nicht eintreten; aber wen die Sauberkeit, die Intelligenz und die hübsche Sprache seiner Nachbarn irre machte, der kennt Berlin und seine unteren Hunderttausende noch lange nicht oder noch nicht lange.

Doch es hieße den Arbeitern schmeicheln, wollte man übersehen, daß sie einerseits mit mehr Disziplin als Freude an einige harte Nüsse herangingen, und daß

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Als Ibsens Stüßen der Gesellschaft" aufgeführt | wurden, ließen die ersten Akte das Publikum vollkommen falt; troßdem folgte auf jedes Fallen des Vorhangs ein kräftiger Applaus. Dazu ist anderswo selbst wolwollendste Vetterschaft nicht zu bringen. Sogar die Claque fann versagen, wenn von der Bühne ein kalter Hauch durch das Haus geht. In der Freien Volksbühne“ klatschte man damals aus Parteiintereffe in die Hände. Das vermochte die Disziplin.

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Im verlorenen Paradies" wiederum ging so manche Feinheit des Dialogs vollständig verloren. Das pointenreiche Calongeplander blieb vielfach unverstanden und damit oft die Motivirung, welche der Dichter hineingelegt hatte. Ein Beispiel für viele. Ludwig Fulda hat sich ängstlich bemüht, seine blafirte Millionärtochter und ihren schneidigen Bräutigam zu keinem Verlobungsfuß und nicht einmal zu einem herzlichen Du kommen zu lassen. Da die Verlobung zum Schluß auseinander geht, sollten die Herrschaften im Parterre und in den Logen des Deutschen Theaters nicht die peinliche Empfindung haben, daß Fräulein Edith schon abgefüßt ist, wenn sie ein Jahr darauf Herrn Arndt heiratet. Ob lebenswahr oder nicht, Fulda glaubte diese Rücksicht den Herren und Damen der Kreise schuldig zu sein, in denen ja gewiß noch niemals verbotene Küsse getauscht worden find. Und die Zuschauer fanden das gesittet und anständig und wunderten sich nicht darüber. In Berlin W. weiß man eben nichts von gefundenen Küffen. In der Freien Volfsbühne" aber erregte es große Heiter feit, als die Braut ihrem Bräutigam nicht um den Hals fiel, Man hielt das für einen guten Wig. Und die Heiterfeit war für den Dichter vielleicht eine gute Lehre, natürlich nicht fürs Leben, aber hoffentlich für die Kunst. Dann wieder gab es eine merkwürdige Minute. Ein reicher Bummler will einem der strifenden Arbeiter eine Geldnote in die Hand drücken, und der Arbeiter lehut ab.

Das war im deutschen Theater ein kleiner, fast konventioneller Zug, der kaum beachtet wurde. Im Ostendtheater ging es wie ein Ruck der Entrüstung durch das überfüllte Haus, als der gute Bummler mir sein Portemonnaie aus der Tasche zog. Man muß das fühlen, wie gespannt mehr als tausend Zuhörer darauf lauerten, was nun geschehen würde. Und als der Arbeiter darauf sagte: Keen Bettler bin ich nich!" da brach in die offene Scene hinein ein Applaus der Erlösung, als ob der Dichter eine Beleidigung zurückgenommen hätte. Auch das könnte eine gute Lehre geben für die Kunst und für das Leben.

man_glaubt. Sie ist ein Lurus der Dekadenz, den sich die freie Volksbühne nicht leisten sollte. Kaviar fürs Volk wäre eine schöne Sache, wenn es nur genug Kaviar gäbe; schmecken würde er wohl jedem. Aber Haut goût fürs Volk ist wohl kein wünschenswertes Ziel; denn der richtige Haut goût wird der unbelegten Zunge garnicht zusagen.

Jung-Bolland.

Von

C. Pluim in Baarn (Holland).

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Anfang Oktober 1885 erschien in Amsterdam eine neue Zeitschrift De nieuwe Gids", die nicht wenig Aufsehen in unserer Litteraturwelt erregte. Im begleitenden Prospekt wurde mit vieler Heftigkeit und nicht ohne Verleßung des guten Tons der bestehenden Richtung in unserer Litteratur der Krieg erklärt und das Panier der Revolution wie ein drohendes Omen entrollt. Das war ein Unerhörtes, und selbst die winzigsten Blätter konnten keine Worte genug finden, ihr Anathema über die junge Zeitschrift auszusprechen. Am heftigsten war der alte der alte Gids" *), weil dieser am meisten getroffen wurde; schon der Name der jungen Zeitschrift - De nieuwe (neue) Gidt sagt dies deutlich. Sehen wir jezt, ob die neue Richtung in unserer Litteratur not tat.

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Die

Nach dem Tode Bilder-Dyfs (1831) geriet die holländische Poesie in die Hände evangelischer Geistlicher, um dem Volke von Gott und König vorzusingen oder ein episches Gedichtchen voll Moral und Predigten vorzulallen, damit der gewaltige Zeitgeist, durch die französische Revolution geweckt, wieder einschlummern möchte. Es gelang leider nur zu gut, man hatte sich bald in eine Welt eingelebt, glänzend von göttlicher Gnade und romantischer Unmöglichkeit. Kein Dichter dachte mehr daran, die Natur zum Vorbild zu nehmen und das Leben und Treiben des Geschöpfes, das „Mensch heißt zum Gegenstand seiner Kunst zu machen. So lebte man ein halbes Jahrhundert fort, eine Zeit, welche unsere Litteratur, mit ihrer schönen Vergangenheit, als ein leeres Blatt in ihrer Geschichte anzudeuten hat. religiöse Stimmung beherrschte alles, und keiner wagte es, neue Ideen, dem fortschreitenden Zeitgeist gemäß, zu behandeln. Man sang in einer gewohnten Sprache, man gebrauchte dieselben abgedroschenen Bilder, alles ging den ruhigen Gang eines alt-holländischen „Trekschnit“ **). Unter solchen Umständen erschien 1885 De nieuwve Gids", und mit Erstaunen hörten die Alten, wie das Das Theater der Sozialdemokraten scheint eine feste junge Geschlecht über sie dachte. Die Redaktion sagte Einrichtung geworden zu sein. Auch wenn es nicht durch frei und offenherzig die derbe Wahrheit, und en masse seine Anlehnung an die Vereinsform sich gegen jede Be- fiel man auf sie. Solch einer Keßerei, solch einer Provormundung gesichert hätte, wäre nicht der mindeste fanirung der Kunst (?) mußte Einhalt getan werden, Grund vorhanden, es in seiner Entwicklung zu hemmen. bevor das Uebel wie ein verzehrendes Feuer um sich Die bisherigen Erfahrungen werden den Leitern aber griff. Und daher die oben erwähnten Anathemen, welche gezeigt haben, daß unsere alten Meister und die die die jungen Amsterdamer trafen. Es entstand eine gegenunbestrittensten Schöpfungen unserer bürgerlichen Dichter seitige Heftigkeit, die unserm Volke seit langen Jahren genügen, um den Arbeitern anstatt albernen Possen fremd gewesen; aber die Jungen gingen rüstig fort, ihrer ein edles und zugleich der Tendenz entsprechendes Ver Siege gewiß. gnügen zu gewähren, daß es aber ein Irrtum war, die Arbeiter mitten in die bedeutungsvolle und zukunftsreiche Gährung der augenblicklichen Litteraturkämpfe hineinzustellen. L'art pour l'art, die Künstlerkunst, wie sie die Brüder Goncourt formulirt haben, ist aristokratischer, als

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*) D. h. Führer; diese Monatschrift wurde schon 1887 gegründet und gilt für das Manometer unsrer Litteratur. Natürlich sind seine Ideen über Kunst veraltet, haben aber noch viele Anhänger.

**) Kleines, durch die Eisenbahn verdrängtes Fahrzeug, von Menschen oder Pferden durch unsere Kanäle gezogen.

Der Angriff der Alten war um so heftiger, da die Jungen noch mbekannte Namen trugen: Albert Verwey, Willem Kloß, Frederik van Eeden, Willem Paap und Frank van der Goes, diese traten plößlich aus ihrer Unbekanntheit an die Oeffentlichkeit, und in Bälde waren ihre Namen auf aller Lippen. Ihre Lehre war die folgende. Man habe lang genug mit aller Natur und Wahrheit gespottet, die Kunst sei entkräftet, habe alle Frische verloren, man zehre von alter, sauer gewordener Kost, man wolle neue Bilder, neue Ideen, kurz eine nene Kunst schaffen und die alte auf ewig in ihr wartendes Grab verscharren.

Und diese Lehre wurde belebt nicht nur durch das Wort, sondern auch durch die Tat; die Amsterdamer ließen in ihrer Zeitschrift Kritiken und Gedichte erscheinen, die den schlagendsten Beweis für das Recht ihrer herrlichen Kunst gaben. Vielleicht war hier der Einfluß von Shelly u. a. deutlich aufzuweisen, es war aber keine Schande: die Bahn der neuen Kunst war gebrochen, die Alten bellten noch lange wie ein wütender Hund nach, aber sie waren besiegt. Albert Verwey, einer der Redakteure jie waren alle etwa 25 Jahre alt veröffentlichte bald einen Band Gedichte, welche auch seine Widersacher loben mußten, und hiermit war die junge Schule ein ,,fait accompli" geworden.

Hätten die Amsterdamer in dieser Richtung fort gearbeit, wie schön wäre jezt ihre junge Vergangenheit geweien. Dies war leider nicht der Fall: der gewaltige Fortschritt ihrer Schule berauschte leider zu bald ihre fungen Herzen, und jest fingen ihre Taten an, die ich nur mit Wehmut erwähnen kann. Hatte ich, noch jünger als fie, bis jetzt in stetigem Briefwechsel mit ihnen gestanden, von nun an kehrte ich mich als ein ungetreuer Schüler von ihnen ab.

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Kurz nach dem Erscheinen des „nieuwen Gids“ verlegten die Redakteure ein Bändchen Gedichte Grassprietjes“ (= Gräfer), köstliche Parodien auf die Poesie der evangelischen Geistlichen und ihre konventionellen Bilder und „dichterische" Sprache. Eine zweite Auflage, so groß war der Beifall, war bald nötig. An diesem Akt lag nichts Tadelhaftes oder Unedles, es fiel aber den jungen Männern auf, daß einige Blätter diese Parodien ernst nahmen, und, weil diese Redaktionen also den Zweck nicht begriffen

verurteilten.

Dies brachte die Amsterdamer auf einen glücklichen, originellen Einfall, welcher in keiner Litteratur, soviel ich weiß, noch dagewesen ist. Sie schrieben unter dem Scheinnamen Guido ein Gedicht: „Julia, eine Erzählung aus Sizilien". Es war teils in der alten abgedroschendichterischen Sprache verfaßt, voll Bilder, welche äußerlich prächtig schienen, jedoch bei genauer Einsicht auf unnatürlichen, sich widerstrebenden Vergleichungen beruhten, teils war es voll Unmöglichkeiten; der liebende Jüngling 3. B. trägt Julia eine halbe Stunde lang auf seinem Rücken, um dem nahenden Lavastrom zu entgehen, und wird dafür „natürlich" ihr Bräutigam. Ueberdies bestanden ganze Strophen aus reinem Unsinn, wie schön „dichterisch" sie auch flangen.

Für dies Büchlein wurde ein Verleger gefunden, und das Gedicht kam in die Welt. Die ganze Kritik der Alten sprach mit vieler Anerkennung über den jungen Dichter, und man prophezeite ihm eine schöne Zukunft. Das war fast zum Totlachen! So hatte man einen schlagenden Beweis für den Wert der alten Schule, und mit diesen Waffen hätten die Amsterdamer gegen ihre Widersacher Wunder leisten können. Aber jest taten. sie etwas, das ihre schöne Sache für immer verdarb und sogar auch ihre Freunde zu Feinden machte. Sie

schrieben nun in ihrer Freude eine Broschüre über „Die Unbefugtheit der niederländischen litterarischen Kritik“, eine Tat, die an und für sich nichts Tadelnswertes hat. Aber: c'est le tou qui fait la musique; anstatt würdig ihre Widersacher zu bekämpfen, ergriff fie eine Schadenfreude, der sie auf die niedrigste Weise Luft machten. Wenn man ihre Broschüre liest, bekommt man den Eindruck, als wenn man auf dem Markt einen Quackjalber schreien hört, oder ob man ein Raubtier sieht, das seine wehrlose Beute möglichst langsam zu Tode martern will. So tut ein Löwe nicht, wenn er seinen Raub gefangen hat, und doch hätten sie großmütig und edel wie ein Löwe tum sollen. Zwar begrüßte die Litteraturwelt in der Julia-Geschichte" einen köstlichen Fund, aber das Benehmen der Sieger stieß ab und entfremdete selbst ihre Freunde. Das Todesurteil, das die Alten treffen sollte, fiel auf die Jungen selbst zurück, und von jezt an (1886) haben die Amsterdamer ihr litterarisches Leben verwirkt.

Ein zweiter Umstand trägt hierzu nicht weniger bei. Man muß gestehen, daß die neue Schule einen üppigen Ueberfluß neuer Bilder in einem neuen Gewande gab; die künstlerische Form, so lange vernachlässigt, bekam durch sie eine sorgfältige Pflege, und man erstaunt über die Schönheit von Form und Gedanken, welche die Amsterdamer ihren ersten Gedichten und Profafchriften zu geben wußten. Hätten sie sich auch in dieser Hinsicht zu beherrschen gewußt, hätte auch hier die rasche Jugend fich zu bezähmen vermocht, die Erinnerung an die unedle Tat der Julia-Broschüre wäre vielleicht bald verblichen und vergessen worden. Aber die Männer, mit solchen hohen Anlagen begabt, schlugen in ein anderes Extrem über, und ihre Sprache wurde bald unverständlich, unschön, ja widerlich. Wenn man jetzt ein Gedicht von ihnen aus dem noch bestehenden nieuwen Gids" (Amster dam, W. Versluis) liest, müßte man aus vollem Halse lachen, wenn es nicht so betrübend wäre, daß solche Es ist des Unsinns und Genies so entarten können. der radebrechten Sprache wegen mir unmöglich, davon eine Probe zu übersehen; ihre Sprache knirscht jetzt wie Sand zwischen den Zähnen. Wie hätte das anders sein können; wie hätte aus diesen Männern eine Schule werden können, die sich würdig der neuen Richtung im Auslande anschloß. Es hat nicht sollen sein!"

Die gute Saat aber, von ihnen gestreut, schoß auf und fing bald an, Früchte zu tragen. Man hatte dent lich eingesehen, daß die alte Richtung ein steinernes Bild ohne Leben war, und daß die neue Zeit eine neue Kunst forderte. Die Amsterdamer hatten den Ton angegeben, waren aber selber, wie wir sahen, nicht berufen, wie ein andrer Moses, das junge Geschlecht in das gelobte Land einer neuen Kunst zu führen; sie starben, ihrer Sünden wegen, den litterarischen Tot, nachdem sie nur in der Ferne die neue Heimat ihrer Kunst erblickt hatten. Glücklicherweise sind andere aufgestanden und haben, als ein zweiter Josua, uns aus dem Lande der Knechtschaft in das Kanaan der neuen Kunst geführt. Das junge Leben, von den Amsterdamern geweckt, ist nicht getötet worden, es blüht immer schöner in Poesie und Prosa hervor. Im Süden (Flandern) haben wir jezt Hélène Swarth und Pol de Mont, welche das gefallene Panier aufgenommen haben und es jetzt mit Würde hochhalten.*)

*) Ueber Hélène Swarth siehe man meinen Artikel im „Magazin" 1889 und den von Paul Raché im Jahrgang 1890, beide mit Uebersesungen ihrer Gedichte. Von Pol de Mont gaben Albert Moser und ich leberschungen im Jahrgang 1890, und Freiherr von Grothuß schrieb im Jahrgang 1889 einen Artikel über ihn. Auch Dr. Amand de Vos dürfte man wohl zur neuen Schule rechnen, wie aus meinem Auffat Ueber die flämische Litteratur“ („Magazin“ 1890) ersichtlich ist.

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