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tehren, wo Arbeiter sich mühten, Furchen sich zeigen und
die Saat den frommen Acersmann ernähren. Aber der
Kampf, den die Dichtung dem sozialen Leben der Zeit
entnommen, stellt noch nicht die Gegensäße des dritten
und vierten Standes, sagen wir der Bourgeoisie und des
Proletariats dar. Die Gegenfäße sind andere, der Dichter
bringt Geburts- und Geldaristokratie, Adel und Industrie
einander gegenüber, die um die Herrschaft, um den Vor-
rang ringen. Beide sind ihm im Unrecht und beide
müssen darum untergehen, um der Idylle des Landlebens
wieder Plaß zu machen, der Hochmuth und die Goldgier
verfallen ihrem Verhängnis. Noch ertönt kein sozialistisches
Schlagwort, der Proletarier, der Arbeiter ist nur zu
schauer in dem Roman, er flagt nicht über sein Schicksal,
und er empfängt die Aenderung desselben nur als ein
Geschenk. Erst die Bewegung der vierziger Jahre mußte
kommen, die sozialistische Bewegung des Auslandes auch
in Deutschland ihre Vorkämpfer erwecken, ehe der große
Gegensaß von Bürgertum und Arbeiterstand seine starke
Ausprägung und seinen Widerhall in der Litteratur fand.
Nun fielen starke, grelle Lichter auf das Proletariat,
sein Elend erschien in den äußersten Farben und mit
feinem Elend zugleich seine Tugenden und seine Ge-
brechen. Es ist bezeichnend, daß die Litteratur in dem
Arbeiter nur entweder einen Mustermenschen von unend-
licher Hingebung und Geduld, oder einen Sohn des Ab-
grundes,
einen Anhänger der ärgsten und häßlichsten
Laster sah. Es war der Nachhall der romantischen
Strömung unseres Jahrhunderts, der diese Auffassung
bewirkte.

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darin, mit ihren langen, schwarzen, ruhelosen Armen, ihren ewig schleppenden, ewig knirschenden Rädern, ihrem unaufhörlichen dumpfen Brüllen, und es wäre ihm nicht, als sähe er die gigantischen Untiere der Vorwelt, Drachen und Kraken heraufbeschworen aus dem Abgrund des Meeres, mit ihren eisernen Kiefern, ihrem unersättlichen Schlund die blühende Welt, zahllose Geschlechter und Recht, Scham und Tugend hinabzuschlingen und zit vernichten?" Und ein Arbeiter behauptet: In jeder Maschine sitt zu ewiger Höllenqual die Seele ihres Erfinders; was in diesen Hebeln sause, krache in diesen Walzen, pfeife und quietsche in diesen Röhren, dröhne in diesem zitternden Fußboden, ausatme in dieser trockenen, brennenden Atmosphäre das sei das Jammergebrüll des Verzweifelnden, der ewig erneute Todesfeufzer sei es des rastlos Gepeinigten." So wird die Maschine zwar lebendig gemacht und beseelt, die Form eines vorfintflutlichen Tieres ist ihre Gestalt, die Qual eines zur ewigen Höllenstrafe Verurteilten ihr inneres Leben. Man sieht, der moderne Naturalismus, welcher die Maschine zu einem Gözen oder Moloch erhebt, ist schon von gestern. Nun ihre Folgen: ein blühendes Dorf von Handwerkern wird durch Anlage einer Fabrik ruinirt, die selbständigen Handwerker werden durch die Konkurrenz gezwungen, Fabrikarbeiter zu werden, der Maschine zu dienen; Laster und Elend siedeln sich in graufighter Weise in den Hütten Der Fabrikherr ist ein gewissenloser Schuft, der mit Absicht die körperliche und moralische Verkommenheit der Handwerker_fördert. Die poetische Gerechtigkeit besteht zum Ausbruch kommt und der Besizer als Verbrecher entlarvt wird; die Maschinen werden durch den Aufruhr der Bevölkerung zerstört, von der Fabrik bleibt kein Stein auf dem andern und die Dorfbewohner werden wieder selbständige, tugendhafte Handwerker: so siegen die Hand und die Moral in gleicher Weise über die Maschine. Damit hatte sich der Verfasser in ähnlicher Weise mit der Industrie abgefunden wie einst Immermann; dieser rettete den Ackerbau, jener das Handwerk. Freilich nur im Rahmen der Dichtung, im Leben ging die industrielle Entwicklung, der Triumphzug der Maschine ruhig ihren Fortgang.

So be 10 schmerzlich es berührt, für aber zum Schluß darin, daß ein Brand in der Fabrik

die Litteratur sind der Proletarier und der Verbrecher an ein und demselben Tage entdeckt worden. Dickens' und Sues Roman liefern dafür die Belege. Aber die Tendenz, mit welcher der Dichter und Schriftsteller in die Hefe des Volkstums hineinleuchtete, war doch für Verbrecher wie Proletarier dieselbe; sie sollte Mitleid und Teilname für sein Schicksal erwecken. Darum wandte sie sich mit scharfer Spike gegen die Macht des Goldes und der Maschine, d schüttete sie über die Industrie ein ganzes Füllhorn von zornigen Anklagen aus. Man vermischte und verwischte die sozialen Bedingungen mit sittlichen und unfittlichen Motiven. Die Maschine war ein Dämon, die Fabrik eine Galeere, der Industrielle ein Die Methode, wie die Litteratur alle diese neuen grausamer Sklavenzüchter, der Proletarier ein armer Verhältniffe ansah, war noch durch den romantischen GeUnglücklicher, dessen Arbeitskraft auf das rohste ausgeschmack bestimmt. Man setzte sich eine Brille mit bunten nugt wurde. Diese Anschauungen entwickelten sich so Gläsern auf, da man nur scharf kontrastirende Farben grell und bestimmt zugleich aus der sozialistischen Litte- gebrauchen konnte, halb suchte man das Mitgefühl für ratur, daß sie auch heute noch einen großen Teil unserer dies Loos des Proletariats zit erregen, halb die Spannung Belletristik in ihren litterarischen Motiven bestimmen. des Lesers durch ungeheuerliche Dinge zu reizen. Das Gegenüber dem Standpunkt, welchen Immermann firirte, Leben des Arbeiters, wie es wirklich war, bot an sich war also eine Verschiebung der Stände eingetreten, die keinen poetischen Gegenstand; der Fabrikdienst erschien Schlagworte Bourgeoisie und Proletariat beherrschten den als die dürrste Prosa, wollte man ihn schildern, wie er öffentlichen Markt; hieß der frühere wirtschaftliche Gegen- war, und was begegnete dem Arbeiter in seinem einsat Industrie und Ackerbau, so der jezige Maschinen- tönigen, regelmäßigen Dasein, wenn man es nicht in geund Handarbeit. Die Maschine entfaltete ihren Druck wiffe romantische Verwicklungen stellte? Die Lektüre auf Leib und Seele des Arbeiters, fie preßte ihn aus, dieser litterarischen Erzeugnisse war nicht für die Arbeiter sie zerquetschte ihn, und die Klagen seiner armen hilflosen berechnet, diesen erschollen dagegen in den Dithyramben Hinterbliebenen wurden von dem dumpfen Stampfen der Herwegh-Freiligrathschen Muse andere Klänge, die und Rollen ihrer Räder übertönt. Sie war ein Ding, fie aufrüttelten. das in seiner äußeren Gestalt die Phantasie nicht anregte, deren Lärm das Ohr peinigte und doch wie eniseglich erschienen der Einbildungskraft ihre Wirkungen, so daß sie zu den ungeheuerlichsten Bildern greifen mußte, um diesem Eindruck gerecht zu werden.

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In einer ganzen Reihe von Romanen der damaligen Zeit wird ihr Fluch in traffen Bildern geschildert. Wir greifen nur einen als besonders charakteristisch heraus: Das Engelchen" von Robert Brug (1851). Wer könne eine dieser Maschinen zum ersten Mal sehen“, heißt es

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Indessen der Kampf gegen die Maschine trat bald wieder zurück hinter den übrigen Gegenfäßen, welche die Zeit erfüllten. Das Bürgertum errang sich langsam seine politischen Rechte, es widmete sich mit zähem Eifer, mit ungewöhnlicher Beweglichkeit den großen nationalen Aufgaben, und die Eigenschaften, die es in diesem Streben entfaltet hatte, ließ es durch die Poesie sich verherrlichen. Die Litteratur von 1850-78 ist, wenn man den sozialdemokratischen Ausdruck gebrauchen will, Bourgeoisie Litteratur. Nichts jedoch wäre vertilgbar, als mit dem

Ausdruck auch den sozialdemokratischen Sinn verbinden zu wollen. Aber ihre Helden, ihre Tendenzen, auch ihre Moral fand diese Zeit doch mit Vorliebe in der Em pfindungs- und Gedankenwelt der bürgerlichen Schichten, abfällig war, ihre Kritik dem Sozialismus gegenüber und das Proletariat begegnete nur insoweit ihren Sympathien, als die alten familiären Beziehungen des dritten und vierten Standes zu einander aufrecht gehalten wurden. Der Arbeiter war kein Held, sondern nur eine Episoden figur, sein Dasein nur in gewiffen äußerlichen Umständen von Intereffe. Wo man sich näher mit dem Prole tariat befchaftigte, faßte man wie Raabe und Freytag es humoristisch auf, fuchte bei seinen Typen durch ge mütvolle Zuge den Charakter des Beschaulichen und Selbstzufriedenen festzuhalten und ihn als den dankbaren Freund des wohlhabenden Standes, hinzustellen. Es ist wohl überflüssig, diese Bemerkungen durch nähere Hinweise zu erläutern, da die Beispiele einem Jeden nicht zu fern liegen werden.

Dann kam die Rührung und Bewegung, die Rüttelung und Durchschüttelung, welche die fatte Behaglichkeit... unseres Deutschen Kaiserreiches in so mertwürdiger. Weise aufgestört hat. Alle Welt beschäftigte sich mit sozialen Fragen und ihrer Lösung, die Partei ungen und ihre Tendenzen, der Redekampf der Parlamente und Versammlungen, der wirtschaftliche Guerillafrieg der Strifes und Boycots, die Erregungen des Sozialistengesetes, die sozialen Vorlagen der Regierung, alles das hat bewirkt, daß der Arbeiter, der vielbesprochene Mann des Tages geworden ist. Innerhalb der Arbeiterwelt frampfte sich der Gegensatz zu den übrigen bürgerlichen Schichten umso heftiger, als die Massen in der Vereinigung und Organisation ihre Macht zu fühlen begannen. Eine Zeit schien es, als ob alle idealen In tereffen der Nation von dieser Erörterung der Brod- und Magenfrage hinweggefegt seien, das einzige Schlagwort der wissenschaftlichen und litterarischen Bestrebungen lautete nur noch: Die soziale Frage, d. h. die Verhältnisse des Arbeiterstandes studiren und wieder studiren! Das Studiren, sonst eine Eigenschaft des Gelehrten, sollte eine Aufgabe des Schriftstellers, des Dichters sein. Der Rat, die Augen aufzumachen, war nicht mehr genug, man mußte sammeln, Beobachtungen machen, pergleichen. Die Naturwissenschaft lich ihre Methode, um das Werk der Kunst zu gestalten. Man nahm den Lebenslauf, den Tagesberuf des Arbeiters und analysirte heides, was er gab sich da? Eine Summe pon Arbeit, Unglücksfällen, Not und Kummer, schließlich ein Ganzes, das ohne pragnante Beleuchtung, ohne scharfe Hervorkehrung von Licht und Schatten, ohne Kontrastirung mit andern Daseins läufen weder die Phantasie noch das künstlerische Intereffe besonders in Schwingungen versehen konnte. Ein dichterisches Gewebe, das diese Einzelheiten in sich zu sammenzog, konnte und wird es nie anders können

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Kraft in dem Proletarierdasein hervor: der Hunger und die Liebe, Kontraste, die auch in einer einfachen Handlung wirkungsvoll waren, aber doch zu ihrer Ausmalung eine reichere, ursprünglichere Dichternatur erforderten Man sieht, inwiefern die Arbeiterdichtung, Lied oder Erzählung, die das Leben des Arbeiters zum Inhalt nehmen, erhöhte Anforderungen sowohl an die Technik der Poesie wie an die poetische Empfindung des Dichters stellen. Und man sieht auch, wie grade die Arbeiter dichtung (d. h. immer die Dichtung über den Arbeiter) den schaffenden Poeten zwang, mit der Wahrheit des Lebens sich vertraut zu machen, wie sie in gewissem Sinne das darstellte, was die Litteraturgeschichte, Rück „Rückfehr zur Natur zu nennen pflegt: eine Reihe von ton ventionellen Schablonen und Erfindungen sind abgetan, der Künstler muß auf eigene Faust versuchen, neue Mittel zu finden, um den neuen Stoff zu formen. Schon aus diesem Grunde werden die Romane von Mar Krezer (Zwei Genossen. Die Verkommenen. Meister Timpe.) immer ihren litteraturgeschichtlichen Wert behandeln; soviel auch hier noch mit alten Mitteln gearbeitet ist, die neue Arbeiterwelt, das Proletariat unserer Tage ist in ihnen zuerst zum Vorschein gekommen, und grade an ihnen kann man ermessen, wie spröde der Stoff sich giebt und wie eigenartig das Talent sein muß, wenn es ihn beherrschen soll.

Die frühere Arbeiterdichtung war optimistisch, sie wandte Alles zum besten, sowohl im Leben ihrer Personen wie in den Zuständen und Verhältnissen, die neuere ist dagegen pessimistisch. Die Verhältnisse tragen die Schuld an dem Untergang der Proletarier, die Verhältnisse bleiben und nichts hebt ihren Fluch auf. In „Meister Timpe" hat Kreßer den Kampf des Handwerks mit der Großindustrie zum Vorwurf genommen und der Kampf endet mit der Niederlage des Handwerks, ja mit einer ironischen Apotheose der grausamen, unerbittlich jede Individualität zermalmenden Maschine. Das ist die neue Auffassung gegenüber dem Standpunkt der fünfziger Jahre. Die romantische Voreingenommenheit teilen freilich der ältere und der jüngere Schriftsteller in gleicher Weise; es ist kein redlicher Kampf, der sich zwischen Industrie und Handwerk entspinnt, er wird von Seiten der ersteren mit unehrlichen, selbst vergifteten Waffen geführt. Auch in Meister Timpe" bringen Schurkenhaftigkeit, Hinterlist und Betrug den biederen Handwerksmeister an den Bettelstab, und wenn der Verarmte in öffentlicher Versammlung zum Krieg gegen die Fabriken auffordert, so erhebt er sich gegen eine unehrliche unredliche Macht. Das ist die Fabrik sicherlich nicht, aber auch hier gilt in unserm sozialen Leben das Wort, daß die Sünden der Väter heimgesucht werden sollen an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied. Die Vorurteile des Volkes sind schlimmer als die der Einzelnen; sie bergen in sich die finstere, dämonische Gewalt, welche der phantastische Naturalismus gewöhnlich nur dem toten Steinbau der Fabriken zuschreibt, fie sind die wahren Gößen und Moloche, die verschlingen und verbrennen ob wohl ein Dichter unserer Tage den Kampf mit diesen furchtbaren Lebenswesen aufzunehmen wagen wird?

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nur eine einfache Handlung bieten, der seltsamen Schicksalswendungen, der romantischen Abenteuer giebt es, in dem Leben des Arbeiters nicht viele, Aber so ein fach die Faden und so gering, ihre Zahl, doppelt schwer wurde ihre ästhetische Entwickelung und Verschlingung. Nach der psychologischen Seite hin bot das Leben des Die Vorurteile des Volkes! Wir haben durch die Arbeiters gegenüber dem eines andern Sterblichen nicht Arbeiterbewegung und die Arbeiterdichtung einen neuen mindere Nachteile, wenn man nicht grade wie einst in Begriff Volk" bekommen. Die soziale Entwicklung des der, Nachromautik den Verbrecher zu seinem lieben Näch deutschen Volkes hat die ständige Gliederung seines Or ften machen wollte. Hier verschwanden die feineren und ist doch darauf ausgelaufen Emganismus über pfindungen, die höheren Gedanken; ein Mensch, der in seinem Leben vielleicht nur 500 Worte gebraucht, kann unmöglich dieselben seelischen Nüancen aufweisen, wie einer, der an Goethe und Shakespeare herangereift ist. Dafür traten zwei Grundempfindungen mit elementarer

welche Ironie!

welche Ironie!, das ganze Volkswesen und Volks tum in einen Stand einschließen zu wollen. Das Prote tariat hat sich erweitert, das Volk sich verkleinert. Nation sind wir Alle, Volk nur das Proletariertum, selbst der Bauer soll nicht mehr zu ihm gerechnet werden, denn er

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gehört der besigenden" Klasse an. Gerade die litterarische Niemand wird bestreiten, daß die Sozialdemokratie, Bewegung spiegelt diese Einschränkung des Begriffes das in Prinzipien gefaßte Proletariat, seine Dichter, Bolf". wieder, mögen sie der Politiker, der Kultur- vielleicht seine großen Dichter haben kann. Warum historiker und der Scationalökonom in ihrer Tatsächlich nicht? Allein so lange ihr Wesen in der Hauptsache feit noch so sehr bestreiten. Dieser schillernde Wechsel Negation ist, so lange sie ihre Stärke nur darin fieht, in der literarischen Anschauung dessen, was Volk" be- geistig, kritisch zu vernichten, werden aus ihr mir Dichter, deutet, bietet nach seiner zeitlichen Folge dem Phychologen und keine Volksdichtung hervorgehen. Man deute nicht ein großes Intereffe. Der klassischen Periode erschten auf Schillers Räuber", fie beweisen gerade, was man das Volk als ein mythischer Dichter, der noch am Herzen bestreitet. Das negative Ideal der Auflehnung gegen der Natur lag und dessen Singen und Sagen der Wunder die gesellschaftliche Ordnung hat in ihnen am wenigsten born war, um die Sinne und das Gemüt wieder frisch gewirkt, das Erhebende, Begeisternde an ihnen war vielund empfänglich zu stimmen. Der Romantik war das mehr das positive: als Räuber die aus den Fugen geVolk der fröhliche Wandersmann, der durch den Wald ratene Gerechtigkeit wieder einzurenken. Wer daran wanderte und mit den Vögeln um die Wette pfiff, denn zweifelt, mag es in der Kulturgeschichte nachlesen. Sv die Mühle im Tale rauschte und der das Andenken an wie der Arbeitertypus in seiner negirenden Psychologie sein Lieb treu in der Seele bewahrte. Darauf verschwand Darauf verschwand immer schroffer in der Arbeiterdichtung sich ausbildet, ist auf einmal das Volk, die Literatur wurde ein Salon, er unfähig, vorbildlich zu werden, und was man auch in welchem man Politik und Aesthetik. trieb und seine über ästhetische Wirkungen schreiben mag, von welchem feinsten Gefühle erörterte und zergliederte Vorbild in diese Standpunkt es auch sei, über den Begriff des Sphäre drang weder der Dichter noch der Wanderer ein. lichen wird man nicht hinwegkommen. Nur Unverstand Auerbach entdeckte das Volk von neuem, es trug den wird diesem Sage unterlegen, der Arbeiter müffe als langen, blauen Bauernrock mit den talergroßen Knöpfen, Ausbund von Güte und Biederkeit hingestellt werden; Miststiefeln und die kurze Pfeife, es war der Ausdruck Güte und Biederfeit sind an sich nur sittliche Eigeneiner rohen, aber ursprünglichen Kraft, die treu und schaften und hier handelt es sich um ästhetische. Den gläubig mit festem Griff packte, wonach die zerrissene Weg zu wandeln, den uns der Held einer Dichtung vorBildung vergebens tappte. Der idealisirte und stilisirte geschritten ist, auf der Erwägung und Entscheidung darBauer das wurde nun das Volk. Freytag und Spiel über beruht im letzten Grunde doch der Einklang zwischen hagen schoben das Volk in die Bildungssphäre zurück, uns und der Dichtung, es müßte denn sein, man bezu der es der Klaffizismus hatte erheben wollen; das trachtete die Kunst als reinen Formalismus, bei dem es Volk war die bildungsfähige und bildungsstrebsame gleich sei, ob ein Stück chinesischer und affyrischer GeKraft des Bürgertums, der Träger aller politischen und schichte oder ein Bild unserer eigenen Tage in den ästhe nationalen Ideale, welche die Geschichte zur Reife getischen Rahmen gespannt werde. Daß dieser Weg aber bracht hatte. Und jezt stellt sich uns wieder ein anderes „Volk" dar, mit schwieliger Faust, hunrigem Magen und zurückgedrängtem Haß gegen die, welche unter dem Vor wande, seine Freunde zu sein, es ausnüßen und ausbeuten und die dort, wo sie am gütigsten zu handeln scheinen, es am tiefsten und gemeinsten korrumpiren. Alle früheren „Volks“-Typen, man mag über ihre Berechtigung denken, und da sie geschichtlich sind, hatten sie ihre ästhetische Berechtigung, alle diese Wandelfiguren des einen Begriffes Volk" besaßen den einen großen Vorzug", ethische Ideale abgeben zu können, sich nicht rein auf die aesthetische Wirkung ihrer Verkörperungen beschränken zu müssen der forrumpirte oder haßerfüllte Proletarier dagegen ist keine Idealfigur, er redet Dolche und wirft, wenn auch nur figürlich, Bomben gegen die Gesellschaft, deren Opfer er geworden ist. Die ethische Uebereinstimmung, die er im Rahmen der Arbeiterdichtung erweckt, ist nur eine solche des gemeinsamen Hasses, des gleichen Zornes. Er hat Nichts an sich, was erhebt, wird doch selbst sein Zorn als ohumächtig charat terisirt; er flagt an und klagt zugleich, daß er keinen Richter findet; Alles, was er sagt, belastet das Gewissen und reinigt doch nicht das ästhetistische Bewußtsein. Das Einzige, was er vermag, ist, daß er in eine ferne Zukunft weist und an diese Zukunft denken die meisten mit Schaudern. Alles in allem, der Arbeiter, der Proletarier ist weder ein sittliches noch ein ästhetisches Ideal! Nur sein Stand, mur seine Klasse kann ihn für beides halten, die Anerkennung der übrigen wird er selbst nicht erzwingen. Will die Dichtung das Volk" im Proletariertum er weisen, so muß sie das lettere zu einem andern Typus oder beffer Idealfigur ausbilden. Es ist ihre Sache, ob ihr das gelingt oder nicht gelingt. Um aber gleich einem etwaigen Irrtum zu begegnen, diese schwerwiegende Frage hat mit der des Stils, ob Idealismus, Realismus oder Naturalismus, nicht das geringste zu tun. Sie hängt allein zusammen mit dem nationalen Seelenleben.

wie man will

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durchaus nicht der Pfad der konventionellen Tugend, seine Richtschnur nicht die des nachtmütigen Philisters ist, soll man es wirklich noch ausdrücklich hervorheben? Oder sind etwa konventionelle Tugend und spießbürgerliche Verständigkeit Dinge, die vorbildlich wirken können? Das thun sie selbst da nicht, wo sie am eindringlichsten gepredigt werden.

Kritik ist immer das erste Kennzeichen einer neuen Bewegung, aber weder das letzte noch das höchste: In der modernen Schilderung des Proletariats überwiegt, im Drama und im Roman, noch zu sehr dieser kritische, hippokratische Zug. Man verwechsele ihn nicht mit Tendenz; Tendenz ist ein deutliches, positives Ideal. Wie weit nun kann der Typus des Proletariers sich zu einem vorbildlichen entwickeln und dadurch zum volkstümlichen, zum wirklichen Volksausdruck“ werden? Die Frage erscheint in der Theorie müßig, da alles in der Hand des Praktikers, des Dichters ruht. Wir besigen bereits moderne dramatische Dichtungen, in welchen dichterische Ursprünglichkeit den Uebergang von dem Negativen zum Positiven vollzogen hat, wo hinter dem schärfften Realismus der Individualisierung gleichfam die Volksseele mit gitterndem Licht selbst aufleuchtet. Das Licht, das hier seinen Schein in unsere Herzen wirft, ist das wahre Heilslicht. So unmöglich es jedoch ist, die Entwicklungsfähigkeit des Proletariers als der modernen ästhetischen Typen nach Maß und Grenze an zugeben, hinsichtlich der Bedeutung des Proletariers für die moderne Dichtung lassen sich wenigstens noch einige allgemeine Schranken erkennen. Diese Bedeutung wird nicht viel größer sein als es die des Bauern einft war. Das ist nicht so m Das ist nicht so wenig, als man einerseits wohl meint, und nicht so viel, als man andererseits erwartet. Eine Fülle neuer Stoffe, neuter Konflikte und neuer Figuren ist für die dichterische Werkstatt entdeckt worden, aber was in diesen Gegensäßen und Stimmungen sich entfaltet, ist nur ein kleiner Abschnitt aus dem modernen

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ماتالا

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zuprägen haben hat sich mit seinem Erstlingswerke an dieses schwierige Unternehmen herangewagt, und er hat es in vielfacher Beziehung glänzend durchgeführt. Unsere neu deutsche Litteratur ist um eine schöne Leistung und um eine schönere Hoffnung reicher geworden.

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Kulturlebent er steht augenblicklich im Vordergrunde des allgemeinen Intereffes, nur ist er weder allein das nationale Leben, noch bietet er die höchste dichterische Aufgabe. Die innere Welt des Proletariers ist eng und beschränkt, so mächtig die Leidenschaften in ihr wirken mögen, fein Gesichtskreis umfaßt wenige Vorstellungen Der Held dieses neuen Romanes sagt einmal: „Wenn und wenige Gedanken, sein Wille kennt nur ein niedriges meine Kunst nicht im stande sein sollte, meinem, innersten Maß der Betätigung. Die Großstadt oder gar die Welt-Empfinden Ausdruck zu geben, so ist sie mir wertlos.' Es liegt in diesem Worte ebensowol ein menschliches Bekenntnis, wie ein künstlerisches Programm. Der Schrift steller, der dieses schrieb, der seinen Helden zum Träger dieser Empfindung machte, der hat auch von seinem eigenen Herzblut hergegeben, als er der Kunst ein Opfer brachte. Er hat nicht blos durch seine Beobachtung Technik,brilliren“

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stadt belebt und erweitert wohl seine Begriffe, seine Fähigkeiten, die Konflikte seines Daseins, allein schließ lich besteht das Leben der Groß- und Weltstadt nicht blos aus der Summe der Thätigkeit vieler Arbeiter existenzen Den Dichter verlangt es, frei auszuschreiten im Raum im Raum der und im Raum

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seine Aufgaben genau diefachen Entfernung wachsen wollen, er hat auch vor allem durch den Inhalt des Era

seine Aufgaben genau so wie die Aufgaben des Natur forschers, der sich von der Betrachtung einer Schnecke zu der gesamten Tierwelt erhebt. Es verlangt ihn auch, die Welt nicht blos unter dem Gesichtswinkel zu verförpern, unter welchem das Auge des Arbeiters sie auf fäßt. Er, als das tönendste Organ seiner Zeit, soll auch der Ausdruck ihrer reichsten und tiefsten Bildung sein. Man denke an Auerbach, der in dieser Erkenntnis nicht bei seinen vielgeliebten Bauern stehen blieb, sondern den es mit unwiderstehlicher Gewalt auf die Höhe" 30g.

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zählten ergreifen, er hat sich selbst etwas von der Seele schreiben wollen. Kurz, er ist unter den kleinen Objektiven" von heute ein großer Subjektiver, ein Mensch, der seine ganze Individualität einzusehen wagt, um zu dem ersehnten Ziele zu gelangen. Daher beginnt er, wie Goethe und Goetheund Gottfried Keller, mit einem Bekenntnisroman, zieht rückfichtslos den Schleier vom eigenen Innern, wird hierdurch sich selber objektiv und erlangt so die Kraft, aus ebenso zarten wie reichen, künstlerischen Motiven heraus sein alter ego in einen Abgrund hinunter zu geleiten, an dem lächelnd, vielleicht nicht

In der Sphäre des Proletariats müssen Dichter und sein wahres ego fiegreich unter

Dichtung zulett innerlich verarmen, darum aber bedeutet ohne banges Grauen, vorüber gewandelt sein mag. es doch eine Wiederbelebung des dichterischen Sinnes, Ich kenne Herrn Walter Siegfried nicht und habe der technischen Form und des poetischen Interesses, daß seinen Namen bei Gelegenheit dieses Romanes zum ersten und von über Sie wir kennen das alte, das neue vorauszuschauen, ist uns Sterblichen versagt; möge, den Zugang zu demselben zu erlangen, das neue Dichtergeschlecht rührig und mutvoll sich beeifern!

gehen. Dichtung jezt durch diese Sphäre hindurch| Male gehört.

ist ein Grenzgebiet alter und neuer Zeit, die Entwicklung des Verfassers Folgendes ver

Tino Moralt.*)
Besprochen von Franz Servarf,

Genie und Wahnsinn — man hat die Worte oft neben einander genannt, uran hat sie sogar theoretisch zu verbinden gesucht; und in der Tat liefert die Geschichte des Genies nicht wenige Beispiele, die zum mindesten beweisen, wie hart die Grenzen der höchsten geistigen Pofition und der tiefften geistigen Negation aneinander laufen. Man braucht blos die Namen Schumann und Hölderlin auszusprechen, man braucht blos an den letzten erschütternden Fall, den Fall Nietzsche, zu erinnern, und jeder wird er fennen, wieviel dunfel Geheimnisvolles hier unter dem

Walter Siegfried ist Schweizer, geboren in Basel, der Stadt, wo Holbein einst wirkte, und wo Arnold Böcklin und Jakob Burckhardt das Licht der Welt erblickten. Er zählt jezt etwa dreißig Jahre, wurde früh zum Kaufmannstand bestimmt, fand aber infolge eines segens- und anregungsreichen Aufenthalts in Paris die entscheidende Wendung zur Kunst. Zunächst wurde er Maler, auch hierin an Gottfried Keller gemahnend, und hat, gleich diesem, nach einigen, seinen künstlerischen Ehrgeiz nicht be friedigenden Anläufen diesen Beruf aufgegeben, um fich der Schriftstellerlaufbahn zuzuwenden. Schauplatz dieser inneren Wandlungen war Weünchen, wo Siegfried & auch heute noch lebt. Alles dieses ist in den Roman übergegangen; nur ist als Geburtsort Tino Moralts, gewiß nicht ohne feinere Nebenabsicht, Zürich gewählt worden. Und vor allem, während der Dichter selbst durch die Schöpfung seines Romans zu einer festen Persönlichkeit erstarfte, läßt er seinen Helden an den Folgen seines langen Hin und Hertastens zu grunde gehen. Wie Tino Moralt als Maler, troß seiner wahrhafte seltenen Begabung, sich selbst nichts zur Genüge zu schaffen wußte, weil ein bereits zu ausgebildeter fritischer Geist immerfort zerstörerisch in ihn hineinflüsterte, so hat er auch als Schriftsteller am Wege liegen bleiben müssen, weil er seinen Ehrgeiz zu hoch spannte und seiner Natur mehr abzuzwingen trachtete, als sie zu geben im stande war.

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einen tiefdenkenden Künstlerborgen liegt. Für absteigender Linie bewegt. Und zwar geht diese Bewegung

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Der Roman ist also ein Seelengemälde, das sich in ihren ungehemmten und einfachen Gang, langsam, von menschlichen und ästhetischen Standpunkte aus lockende feinerlei Verwickelung" aufgehalten. Eine kurze LiebesAufgabe, das Gewirr dieser Fäden in die Hände zu nehmen geschichte tragischen Ausgangs, die an die Wegscheide und soweit man derartiges sichtbar machen kann, einen zwischen Maler- und Schriftstellertum verlegt worden ist, folchen Faden vor aller Augen geduldig und behutsam ab ist sogar etwas lose eingefügt und wird vom Verfaffer in zupinnen. Ein junger Schriftsteller.ter Siegfried, zu sichtbarer Weise gelenkt. Sie wirkt hernach zum Unter

man wird dem Namen seinem Gedächtnis treu ein*) Tino Moralt. Kampf und Ende e eines Künstlers. Walter Siegfried. 6. Zwei Teile in einem Band. Herni. Coftenoble,

1890 (647) Š.).

Bon

gange des Helden mit, aber mehr nur in der Phantasie, als durch die Macht des realen Erlebnisses. Sie greift nicht halb so tief in Tino Moralts Leben ein, als wie bei Bola (L'oeuvre) die Liebschaft mit Josephine in die

Entwickelinng Clandess Sie hätte ebenso gut in die Vorgefchichte verlegt werden können und würde von dort aus dieselbe Wirkung getan haben. Doch steht sie an ihren Plate insofern gut, als dadurch die beiden Lebenswege schärfer auseinander gehalten werden, und der zweite von ihmen von vornherein seine besondere Beschattung erhält. Wenn nun die Liebesgeschichte in „Tino Moralt" blos ein verstärkendes, fein entscheidendes Moment bedeutet, so ist dies auch künstlerisch nicht ohne Bedenting: Die Frauen treten in diesem Romane auffallend zurück, was um so wunderbarer erscheint, als der Dichter selbst offenbar eine weich und frauenhaft geartete Natur ist. Außer der nicht besonders eigenartig individualisirten Geliebten treten in der Mitte blos deren Mutter und Schwester auf, die mir in leichten Umrißzügen angelegt find, sodanu, im Anfang, ein in der Schablone stecken gebliebenes Malermodell und, am Schluß, die alte Nandi, eine brave alte Bänerin, wie sie in jedem beliebigen Dorfe vorkommt. Mag mun diese Enthaltsamkeit durch was für Gründe immer bestimmt sein, jedenfalls trägt sie nicht wenig zum Gesamtcharakter des Romans bei Sie verleiht ihm eine ftrengere und geistigere Struktur, fie verursacht aber auch eine gewisse Eintönigkeit der Entwickelung, die durch die erlesene psychologische Kunst des Dichters keineswegs ganz überwunden wurde. Hiermit dürfte auch der Punkt berührt sein, der den überall ehrlichen Verfaffer bewogen hat, sein. Buch nicht etwa Roman" zu benennen, sondern mit dein Untertitel Kampf und Ende eines Künstlers" zu versehen, und allerdings ist dieser Untertitel in jeder Weise deckend für das Buch.

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Moralt bereits bedenklich steht, so daß diese Tat des nahen? Freundes von tiefer Einwirkung auf seinen Gemütszustand wird. In weiterem Abstaude folgen dann noch manche andere gut beobachtete Künstlergestalten: der liebenswürdige Dupleffy, dem alles leicht und glücklich von der Haud geht, der aber nicht die mindeste Selbstkritik besitt; Leo Valentin, der klaffisch schöne, genial-faute Kunstzigeuner, der nur alle halbe Jahre ein paar Wochen arbeitet, aber dann jedesmal ein Wert von überraschender Eigenart schafft; Resemann, der energische, erfolggefrönte Arbeiter, der troßdem vor jeder Neuschöpfung die stärksten inneren Zweifel zit beschwichtigen hat; endlich, (um der ganz Episodischen nicht zu gedenken,) die beiden Ungarn Bodzenyi und Hakacsy, der eine ein windbeutetiger, fingerfertiger Streber, der stets nach der Windfahne guckt, der andere ein arbeitsamer und begabter Mensch, der aber nicht recht zur eigenen Individualität durchdringen fann. Gleichsam das Centrum dieses Kreises ist Tino Moralt, von dem nach aller Urteil etwas besonderes zu erwarten ist. Gr hat sich soeben von der Schule losgelöst und unternimmt, da er die mächtig arbeitenden Triebfräfte seines Junern nicht länger zu bändigen vermaa, sein erstes, selvständiges Bild, und zwar malt er, sehr bezeichnend für ihn, inmitten einer reichausgeführten Landschaft einen schönen südländischen Jüngling als Verkörperung der Sehnsucht. In die ganze Entstehungsgeschichte dieses Bildes werden wir bis ins Kleinste eingeweiht. Wir sehen es langsam werden, wir verfolgen die inneren und äußeren Schwierigkeiten, die sich entgegenstellen, wir lernen Nicolo, das Modell, aufs Genaneste kennen, bangen mit Moralt um deffen Gesundmois Tritt somit der Held, mehr als dies in irgend einem heit und trauern mit ihm über sein frühes Ende. Die mir bekannten Roman der Fall ist, in den Vordergrund Gemütsstimmungen Moralts in ihrem anfänglichen Auf der Entwickelmig, so steht er darum keineswegs isölirt da. und Ab und späterem inneren beschleunigten Niedergange Vielmehr erhält er von zwei Seiten ein sehr bedeutsames lernen wir in allen charakteristischen Situationen kennen, Relief: durch die Einführung des reich ausgestatteten also nicht blos, wenn der Maler init fich ringend vor der Münchener Künstlerlebens und durch die hochausgebildete Staffelei steht, sondern auch, wenn er beim PinselausKraft des Dichters zu landschaftlichen Naturschilderungen. waschen von einem neuen Gedanken durchzuckt wird, oder Mobil Konstantin Moralt ist der Begabteste und Höchststrebende wenn er sein einsames Mittagsmahl, trüb vor sich hiuin einer weitverzweigten Schar junger münchener Künstler. brütend, hinunterwürgt. Wir verstehen auch, wie er vor Von allen Weltgegenden find diese in der Ijarstadt zu dem fertigen Werk, das Freunde und Kunstliebhaber durch sammengeströmt, aus Nordamerika und aus Skandinavien, seine äußere Vollendung und innere Besonnenheit fesselt aus der Schweiz und aus Oestreich, aus Ungarn und und zur Bewunderung erregt, in knirschender Scham daaus Böhmen, aus der Rheingegend und aus Berlin. steht, weil er das hohe Bild, das ihm vorschwebt, nicht Jeder Einzelne ist von Siegfried als Mensch wie als hat erreichen können. Alles dieses ist von Siegfried mit Künstler aufs Feinste und Treffendste individualisirt; jeder einer wahrhaft erstaunlichen Kunde des künstlerischen hat auch seine besondere Beziehung zu dem Helden, Tino Seelenlebens dargelegt worden und wird hierdurch zu Moralt. Bufenfreund ist der hochemporgeschossene, hell- cinem Beweise für das eigene heiße Ringen des vielseitig blonde Norweger Rölmers, ein prachtvoller Mensch, voll begabten Künstlers. Denn wie über die Malerei, so weiß Nuhe, Besonnenheit, und Trene, dabei, troß entschiedener er auch über Musik trefflich und sachkundig zu reden, und Vorliebe für die Franzosen, ein streng national entwickelter wenn er uns Moralt am Klavier oder im Konzert zeigt, Künstler, der gleichmäßig seinen sicheren Weg geht. Ferner so ist dies nicht etwa eine prahlerische Zutat, sondern aus Moralts Landsmann, der Schweizer Aebi, ein Bauern- einem cruft gefühlten Naturbedürfnis hervorgegangen. fohn, etwas unbehüßlich und mühsam, gestählt im harten Denn wie für den Helden, so ist auch für seinen Dichter Kampf um das tägliche Brod, langsam, mit zähem Fleiß eine Gesamtstimmung für eigentliche fünftfich emporarbeitend. Der Dritte im engeren Bunde istlerische Element, in dem das echte und tiefste Künstlerder bewegliche, fleine Oestreicher Holleitner, leicht von naturell zu naturell zu reichem und ungezwungenem Ausdruck kommnt. der Mode bestochen und daher fanatischer Freilichtmater, Es ist psychologisch fein und richtig beobachtet, wenn das troßdem ein begabter und ernststrebender Künstler, der Anhören oder Ausüben guter Musik Moralts malerische durch eine natürliche Anmut vor dem Trivialen der neuen Phantasie in Bewegung seßt, und die Töne sich unwillkürlich Richtung bewahrt bleibt. Diese drei halten gleichsam So bei ihm in Farben ind Bitder überseßen ist das Tino Moralt die Stange; fte bilden zugleich, in ihrer ganze Werk in eine Atmosphäre von Kunst gehüllt. aufwärts gehenden Entwickelung, ein versöhnendes Gegengewicht gegen die düstere Tragik des Titelheiden. Dagegen bildet der hochbegabte Peter Lang eine Parallelerscheinung zu Moralt. Bei tüchtigem Können und eisernem Fleiß fann er es beim Publikum und bei der Kritik nicht zu der ihm gebührenden Anerkennung bringen, so daß er schließlich in äußerster Verbitterung die Pistole an die Schläfe feßt. Dies geschieht zu einer Zeit, wo es mit

Kunst dasz.

Eng mit dem Künstlerischen zusammenhängend, ihut seinen tiefsten Untergrund gebend, ist der überaus lebendig man man den Schülern Böcklins zu rechnen hätte, so zeigt er selbst sich durch seine Art, die Landschaft zu sehen, als einen Geistesverwanten feines großen Landsmannes. Natürlicherweise ist er als das Kind unseres neuen Zeitalters weniger tlaffisch und

Seiten hun bei Walter

Tino Moralt als Maler gried. Gleichwie

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