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Adah (in plößlichem Aufschluchzen die Hände über dem Kopf zusammenschlagend). Gott ist mein Zeuge Weiße. Nicht doch! Trinken Sie rasch die Nerven, die Nerven! - So (ie ergreift mit beiden Händen das Glas und trinkt gierig). Also was wollen Sie? Ich werd' Ihnen das Rätsel lösen? Sie wissen selbst nicht, was Sie wollen. Das ist das ganze Geheimnis . . . Es giebt Leute, die, wenn sie ein Buch lesen, eine nervöse Angst vor dem Schlußkapitel kriegen und die tollsten Dinge ersinnen, die Lektüre in die Länge zu ziehen. Klappen Sie zu . . . Es thut nicht weh,. Arria!

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Kitty (zögernd). Tante Adah ließ es mich vermuten. Willy. So! . . . . Um so besser! . . . Dann kann ich mich kurz fassen. Erwarten Sie keine glühende Liebeserklärung von mir... Ich habe so viel gelogen in meinem sogenannten jungen Leben Nein, nein, nein, das hab' ich ja nicht sagen wollen ich meine .. wenn man ja . . . also ich liebe Sie... Ja... das steht fest. .. Und ich biete Ihnen meine Hand . . . Es ist nicht viel mehr dran an dieser Hand. Sie ist gelb und mager und hat das Arbeiten verlernt. Aber man sagt mir, daß Sie sie mögen . . . Üeber Geschmackssachen läßt sich nicht streiten.

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mich!

Willy (verwirrt). Mein Fräulein Sie beschämen geglaubt, wenn ihr mich fortschicktet.

Sein Sie

nicht böse. Ich schäme mich ja so Ich bin überKitty. Ist das nicht die Hand, die „Sodoms haupt eine eifersüchtige Kröte . . . denken Sie, selbst auf Ende" geschaffen hat? das süße, kleine Mädel, Ihr Pflegeschwesterchen bin ich eifersüchtig gewesen. Und ich hatt' sie doch schon beim ersten Blicke lieb . . . Wir sind ja auch Waisen beide!

Willy (jehr betreten). Warum erinnern Sie mich Warum erinnern Sie mich daran?

Kitty. Beschämt Sie das auch?

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alle

Willy (vor sich hivknirschend). Das ist zum wahnsinnig werden!

Kitty. Warum ist sie übrigens heut' nicht ge= kommen? Ich hatt' sie doch noch brieflich so dringend

Na, wie möchten Sie sich eingeladen.

kitty. Ich denke mir so, daß es Sie wurmt, daß Sie seither noch nichts Ebenbürtiges mehr zu Stande gebracht haben. Und ich denke mir, Sie denken mit Sehnsucht und mit Neid – Neid kann man doch sagen, nicht wahr? . . . an die Zeit zurück, als Sie mit voller Freudigkeit daran arbeiteten.

Willy. Ich weiß nicht... Ich war nicht daheim. . . Kitty. Ach, wenn ich so sein könnte, wie sie so still und so . . . Aber das ist nun hin . . . Ich bin ganz schlecht . . . Wenn ich einmal zu beichten anfange

Diese Dinge hat Ihnen dann der Ärger über Sie.

Willy (stußend). Ah! wohl Ihre Tante Adah verraten?

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Willy. Auch das haben - hm hm . . . hat Ihnen vielleicht Professor Riemann viel von mir erzählt?

Kitty. Nein, nein, das hab' ich selber längst herausgefühlt. Wenn Sie so reinkamen, lächelnd und

gelangweilt und sich so

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umsahen

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dacht' ich mir immer: dem wär' auch wohler, wenn er vor seiner Staffelei stehen könnte, anstatt hier Mäßchen zu machen.

Ja, das will ich . . . Es muß alles herunter. In diesem Hause herrscht so eine Luft. . . man muß Tollheiten machen, ob man will oder nicht. . . . Und dann der Ärger über Sie. . . Kümmert er sich nicht um dich, kümmerst du dich nicht um ihn. Und nun hören Sie zu: Von fünfen hab ich Liebesbriefe gekriegt und zweien hab' ich sie erwidert. Drei haben mich geküßt und einen hab' ich wiedergefüßt. Und das war der böseste von allen. Mich schaudert noch, denn da war ich in großer Gefahr...

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Kitty. Er ist jcht weg. Der schöne Attaché von der griechischen Gesantschaft war's. Willy. Angelos? (Kitty nickt.) Der? Kitty. Warum sind Sie so böse auf ihn? Sie und er sind immer in derselben Weise genannt worden. Willy. Ja, ja. Sie haben Recht. Kitty. Aber schlimmer als das ist,

Willy. Kind, warum haben Sie niemals so zu alles angehört und selbst geredet hab'. mir gesprochen?

Kitty. Wann denn? Haben Sie mich denn nicht immer als ein flaches, dummes, unwissendes Ding behandelt? Und schließlich hab' ich selber geglaubt, daß ich's bin.... Und wer traut sich auch mitzureden, wenn Tante Adah da ist? Ich bin ja unwissend, ja... Aber man muß doch irgend jemand haben, dem man mit dem Erlernten Freude macht, der einen als Kamerad betrachtet nicht wahr? . . . Und dann

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Kitty. Ach bitte, bitte! Und jezt ist mir es auch

manchmal hätt' ich's auch beinah klar. Nur um Ihretwillen bin ich dringeblieben und

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es ist schon gut!

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δας

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Ach,

Kitty. Wenn ich nur wüßte, wie? . . . liebe gnädige Frau, ich bange mich so nach einer Mutter... Ich werde Ihnen wirklich Freude machen... Ach, wenn Sie müde sind . . . (rückt ihr einen Sessel zurecht) Ich darf mich so sezen, ja? (läßt sich auf einen Schemel nieder.)

Willy. Nichts Kitty. Wenn Sie mir doch nicht krank würden! Nein, nein, schadet nichts ich pflege Sie schon wieder heil. Ach, wie will ich Sie Aber Sie müssen nicht glauben, meine Liebe gelte blos dem schönen Willy Janikow, dem Liebling der Frauen, dem berühmten Künstler! Ich werd' ja furchtbar eitel auf Sie sein, gewiß, aber wenn Sie ein Steinklopfer wären am Wege und ich Ihr Weib, ich würde keinen höheren Ehr geiz kennen, als Ihnen die Steine so zu legen, daß Sie hahaha so es leichter hätten!

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Frau Janikow. Und mein Sohn hat Ihnen gesagt -?

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Kitty. Alles, alles, gnädige Frau! Anfangs glaubte er nicht recht an mich!. Aber ich .. Wir beide werden ihn uns schon glücklich machen, gnädige Frau.

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Frau Janikow. Und das sagen Sie so?
Kitty. Es war ja nichts Unrechtes dabei. Ent=
weder man betrügt sich oder man betrügt die andern,
meint Tante Adah. Das ist im Leben so.

Frau Janikow. Und die, die Sie lieb haben?
Kitty. die!

Frau Janikow. Und wenn Sie von jemandem, den Sie lieb haben, betrogen würden, wie würden Sie das ertragen?

Kitty. Das kann gar nicht passiren.

Frau Janikow. Warum nicht?

Kitty. Weil ich eigentlich nur Einen lieb habe.

Frau Janikow. Und der ist?

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Frau Janikow. Lassen Sie ihn nur. Kitty. Oder Tante Adah!

Frau Janikow. Die am wenigsten.

Kitty (stust, starrt ste lange an, wird dann beim Reden immer unruhiger). Gnädige Frau ich bin nicht so dumm, wie mein Alter vielleicht verlangt... Ich kenne mancherlei... Ich habe... D, das hätten Sie nicht sagen sollen... Ich... (rust) Tante Adah! Tante Adah! (läuft ratlos umher.)

Frau Janikow (starrt vor sich hin).

Kitty. Gnädige Frau, ich habe allerhand gesehn, Männer, die ihre Frauen betrügen, Frauen, die ihre Männer betrügen. Das kommt alles vor... Aber das kommt nicht vor, daß ein schußloses Wesen wie ich . . . nicht wahr?

Frau Janikom. Wenn seine eigene Mutter es Ihnen sagen muß!

Kitty (finkt mit jähem Aufschluchzen kniend in einen Seffel). Frau Janikow (eilt zu ihr). Mein armes Kind, so viel Sie auch leiden müssen, glauben Sie, hier ist eine, die muß mehr aushalten als Sie!

Kitty (winkt heftig, daß sie sich entfernen möge). Frau Janikow (geht, kehrt noch einmal um, will reden, aber die Worte versagen ihr.

ab).

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Rosa. Das ja.

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Kitty. Geben Sie's mir.

Rosa (ab).

Kitty. Schließlich das Geld leiht mir unten der Portier.. Ja... und

Ich

Rosa (wieder eintretend). Hier ist das Kitty (reißt ihr das Tuch weg). Ich danke.. muß hinuntergehen, ich habe noch etwas für die Quadrille zu besorgen.

Rosa. Jezt mitten in der Nacht?

Kitty. Ja, ja . . . Rosa! (will noch etwas sagen.) (Ab.)

Es ist gut!

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Willy. Hinter ihr her will ich. Reden will ich mit ihr . . . An ihre Hacken will ich mich heften . Geht sie in ein Haus, bleib' ich auf der Schwelle liegen wie ein Hund! Bis ich sie zurück ... Man hat immer gesagt: Ich üb' einen Zauber auf die Weiber. Diesmal werd' ich's probiren. (zu Riemann) Gehst Du mir nun aus dem Weg" (ab.)

Neunzehnte Scene.

Frau Janikow. Riemann. Rosa. Frau Janikow. Was haben wir getan? Riemann. Hm!

Rosa. Gnädige Frau, sind Sie nicht Frau | abteilung auf Kosten der Stadt untergebracht waren, Janikow?

Frau Janikow (bejaht).

diese 35 höllisch überzeugten Spiritisten hätten nun den Verein gegründet. Der Arzt blickte mich scharf an, als ob er etwas Verwunderung über einen Spiritistenverein Der läßt sich nicht im Irrenhause von mir erwartete. Da ich aber gar=

Rosa. Da ist ein Herr mehr zurückhalten. Er will Sie durchaus

Bwanzigste Scene.

Die Vorigen. Kramer.

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Im Mai des Jahres 1887 besuchte mich ein häß licher jüngerer Mann, der nach seiner eigenen Angabe Frrenarzt war und in einer der grösten Heilanstalten in der Nähe Berlins seinen Beruf ausübte und seine Studien machte. Er war sehr kurz und entschieden in seiner Sprechweise, aber nicht unhöflich.

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In seiner Anstalt, welche weit über 300 Geisteskranke beherbergte, sei, so erzählte er mir, ein spiritistischer Verein gegründet worden. Es habe sich ergeben, daß auf ungefähr 200 wirklich Verrückte die andern seien andern Formen von Krankheit unterworfen gegen 50 Männer und Frauen kämen, bei welchen die Verrücktheit mit dem Spiritismus zusammenhing. Die 15 weiblichen Spiritisten seien es auf eigene Fauft und ohne Verlangen nach einer Vereinigung. Wenigstens zu einem abgeschlossenen Frauenverein habe keine einzige von ihnen Lust, und zu einer gemischten Gesellschaft, namentlich unter dem Einfluß spiritistischer Gewohnheiten, dürfe der Arzt seine Erlaubnis nicht geben. Aber die 35 Männer, welche sich in allen Alters- und Gesellschaftsstufen sowohl aus den Insassen der teuren Privatheilanstalt als auch aus den armen Teufeln rekrutirten, welche in der Armen

*) Aus den demnächst erscheinenden „Bekenntnissen einer

Spiritistin" (Hildegard Nilson). Herausgegeben von Frit Mauthner. (Band II von Schönthans Mark-Bibliothek.)

nichts Merkwürdiges darin fand, schloß er seine kurze Auseinandersetzung ungefähr mit folgenden Worten:

„Diese Leute sind nun ganz verrückt geworden, ichmeine menschlich verrückt, über das in der Anstalt selbstverständliche Maß hinaus. Sie wollen ein Medium haben; einzelne unter ihnen, die bei aller Verrücktheit doch genug Verstand besißen, um die andern foppen zu. wollen, und sich selbst für Medien ausgaben, wurden nicht angenommen. Denn die Mehrzahl meiner Spiri= tisten ist nicht dumm genug, um sich von einem Mitbewohner der Anstalt imponiren zu lassen. Aber ein Medium wollen sie haben um jeden Preis. Seit Wochen sind sie widerspenstig und revoltiren mir noch die ganze Anstalt. Zwei von ihnen verweigern die Annahme jeder Nahrung und einer mußte in die Zwangszelle gebracht werden, weil er seinen Wärter durchaus zum Medium machen wollte. Nun wäre es mir interessant, die Wirkung zu beobachten, welche die bekannten spiritistischen Manifestationen auf meine Kranken ausüben. Aus diesem Grunde will ich dem vorschriftswidrigen Wunsche meiner Leute nachgeben und ihnen eine spiritistische Séance veranstalten. Sie, Frau Nilson, treiben ja das Geschäft, wie ich höre, Ihnen kann es ja einerlei sein, wo Sie Ihren Schwindel zum besten geben. Er wird Ihnen gut bezahlt werden. Kommen sie morgen um 6 Uhr mit allen Ihren Apparaten zu uns hinaus und halten Sie eine Sißung ab."

Ich wollte gegen den Ausdruck Schwindel protestiren, aber der Arzt sah mich so eigentümlich an, daß ich es vorzog, die Summe zu nennen, welche ich für eine Sigung im Irrenhause verlangte. Er war einverz standen, und am nächsten Nachmittag fuhr ich bei dem herrlichsten Frühlingswetter nach seiner Anstalt hinaus. Die milde Luft stimmte mich weich, und ich vergoß einige Tränen über das Schicksal, welches mich zwang, meinem schrecklichen Berufe bis an solche Stätten des Grauens nachzugehen. Das Haus machte zwar einen recht freundlichen Eindruck, aber als ich eingetreten war und das große Tor sich geräuschlos hinter mir schloß, wurde mir wieder angst und bange, und ich wäre am liebsten entflohen. Aber da stand ich schon in des Er versprach mir, daß er an der Sizung teilnehmen Doktors Sprechzimmer und konnte nicht mehr zurück. wollte, und daß ich in seiner Gegenwart von keinem der Kranken etwas zu fürchten hätte.

Wir begaben uns durch eine lange Flucht von Korridoren und Sälen in ein großes Ecfzimmer, dessen. die Sizung zur Verfügung gestellt hatten. Bewohner den Raum als den grösten des Hauses für

Der Inhaber des Zimmers war der reichste Patient der Anstalt, ein Gutsbesißer aus Pommern, der wirklich angenehme gesellschaftliche Formen hatte und im Laufe des Abends jede Gelegenheit benußte, um mir starke Schmeicheleien zu sagen. Nur wenn er sich vom Doktor beobachtet sah, unterließ er diese gewagten, aber für meine Weiblichkeit immerhin erfreulichen Redensarten. Auf Betreiben des Arztes forderte er mich auf, mir's in seinem bescheidenen Salon - die übrigen 50 Zimmer seines Hauses seien augenblicklich durch Logirbesuch in Anspruch genommen bequem zu machen. Ich erklärte,

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