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lebhaft unterstüßt. Aber er überlegte, er zögerte sich zu erklären; der Widerspruchsteufel in ihm erhob Einwendungen gegen ein bindendes Wort.

| Mutter diese Verbindung wünschte; von dem Augenblicke aber, in dem sie einen Vergleich angestellt hatte zwischen ihm

Inzwischen war Robert damals von seinem Posten und Robert, war auch ihre Wahl getroffen.

an der Botschaft in London zurückgekehrt. Seine Eltern waren mit denen Priskas innig befreundet gewesen, er würde im Hause der Gräfin Walsegg wie ein alter Bekannter

aufgenommen und besuchte es häufig, viel häufiger als nur schlichte Lalidjunker, wußten f

sein Freund Steinau. Eines Tages trafen fie einander auf dem Wege zu der Wohnung der Gräfin. Robert sprach von Priska und fragte plöglich.

„Hast du ernste Absichten auf das Mädchen?"

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Sechs Wochen später wurde Vohburgs Verlobung mit ihr gefeiert und Steinaus Geringschätzung der Menschen, insbesondere der Frauen, hatte neue Nahrung erhalten. Wie konnte ein Mädchen, daß er seiner, wenn auch nur flüchtigen Aufmerksamkeit gewürdigt, einem so alltäglichen Wesen, wie Robert in seinen Augen war, ihre Hand schenken? Nicht mir ihre Hand das hätte Steinau am Ende begriffen, denn jener war eine brillantere Partie" als er sondern auch ihre Neigung, ihr ganzes Herz! Sie war eben wie alle find! Der erste, der ihr von Liebe vorgeschwaßt, der gewann sie auch. Schon damals fagte fich Steinau: Wenn ich gewollt hätte!" bald darauf: „Schade, daß ich nicht gewollt habe!" und jest, bei der Abreise des jungen Paares, beim Anblick der stillen Seligkeit, die aus dem tränenfeuchten Angesicht der Braut leuchtete, der stolzen Rührung, mit der ihr Mann sie betrachtete, ergriff ihn eine Empfindung, so peinlich und herb, wie sie sogar ihm, dem geborenen Selbstquäler, neu war.

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Nach der Hochzeitsreise zogen die Neuvermählten in Vohburg, dem Gute Roberts, ein. Es war ein schöner, alter Herrenfit. Seine Eigentümer hatten mauche Generationen hindurch flug und milde dort gehaust. Obwol mit der Außenwelt zu erhalten und verloren nicht das sich in Verbindung Verständnis für die Anforderungen der Zeit. Das 1949 Jahr 1848 fand die Bauern in Vohburg längst von Robot und Zehent entlastet und das gute Verhältnis, in welchem die Herren zu ihren Untertanen gestanden hatten, verwandelte sich der freien Gemeinde gegenüber in ein freundurachbarliches. Robert hatte seine Kindheit in Vohburg zugebracht, das väterliche Haus jedoch schon als sechzehnjähriger Jüngling verlassen, um in den Militärdienst zu treten. Als der jüngere von zwei Brüdern schien er nicht bestimmt, in den Befit des Majorats zu und seinem energischen Triebe zur Tätigkeit, seitt Dasein; gelangen und es widerstrebte seinem selbständigen Wesen wie so mancher Nachgeborene, als Parasit auf dem Familiengute zuzubringen. Er benüßte die freien Stutiden, sie das Soldatenleben ihm übrig ließ, zu staatswissenschaftlichen Studien und ging später, ohne seinen MilitärCharakter abzulegen, in die diplomatische Karrière über. Eltern und in der Folge seinen Bruder in Vohburg beDoch war niemals ein Jahr verflossen, ohne daß er seine fuchte und einige Wochen in seinem friedlichen Daheim zubrachte. Dort kannte er jeden Baum und jeden Menschen, dort wurde er geliebt. Seine Munterfeit und Frische hatten ihn schon als Kind zum Liebling der DorfTeute gemacht.

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Daß er einmal über eine Kleinigkeit in 3orn geraten, ein anderes Mal die schwerste Geduldprobe spielend bestehen, daß er, deffen Hauptcharakterzug Güte hieß, doch hart sein konnte, kurz, daß er unberechenbar war, schadete feiner Popularität keineswegs. Er besaß eben auch seine

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Ja, ja Diese Priska hätte er lieben könneit. Sie Fehler, man hatte ihm auch manchmal etwas zu verzeihen. Um so besser! Eben dadurch trat er Einem menschlich war ein gar anmutiges Geschöpf. In ihrer Familie galt näher und man brauchte ihn nicht immer, wie seinen fie, da es nichts so Verkehrtes giebt wie die Urteile der älteren Bruder, den Gerechten" zu ennen. Als dieser Familie über ihre Angehörigen, für schwach und für ununvermählt starb und man erfuhr, daß Robert die staatsgewöhnlich unpraktisch. Zu diesem Rufe war sie vor männische Laufbahn aufgegeben und das Majorat annehmlich durch einen getreten habe, herrschte allgemeine Freude in Vohburg und nbefiegbaren Moltätigkeitstrieb gelangt, der allerdings nicht im Einklange mit dem oder einen Festtag gabs, als das junge Ehepaar, viel früher knappen Einkommen des mütterlichen Hauses stand. In als bestimmt gewesen, eines folge der Strafen, die sie als Kind, des Spottes, den fie begleitet und unerwartet auf dem Schloffe erschien. Mus schönen Sommermorgens unÄuß als Mädchen dafür erlitt, würde sie sich seiner wie eines allen Ecken und Enden des alten Hauses kam die DienerGebrechens bewußt. Ihre Sehnsucht, fremdes Elend zu schaft, je nach Beschaffenheit der betreffenden Beine und mildern, nahm allmählich den Charakter ether unglücklichen ungen einhergerannt, geschritten, gehumpelt oder gefeucht. nahm allmählich den ensucht, fremdes Liebe an. Coifestodig Welche Ueberraschung! Er ist da es hat ihn nicht länger in der Fremde geduldet. Bis zur sinkenden Nacht wurde der Schloßhof nicht leer von Leuten, die ihn begrüßten und willkommen hießen, mitsamt der lieben und schönen Frau, die er sich ausgesucht. Der tausend! das war fein übler Geschmack, den er da verraten; die stand

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Als sie Robert kennen lerute und in ihm eine viel fach der ihrigen verwante Empfindundsweise entdeckte, flammte fie auf in. Begeisterung. Sie hätte vor kurzer Zeit noch den Entschluß fassen können, Steinaus Frau zu werden, weil er ihr Achtung einflößte, weil ihre

neben ihm wie ein lichter Engel, lächelte einen so freund lich an und drückte einem so treuherzig die Hand!

Grüß Gott, Herr Graf und Frau Gräfin!" hieß es in allen Congrten, jeder wollte es gesprochen und sein: „Hod Dank“ empfangen haben. Der Bauer und der Häusler, der Handwerker und der Taglöhner, ihre Weiber und ihre Kinder, alle stellten sich ein und nicht zuleßt die Rentiers des Dorfes die Krüpper und die U die Unheilbaren. Sogar das ärmfte Geschöpf des ganzen Gaues-der alte Hund. des Hirtenbuben kam geschlichen, tippte mit Schnauze Roberts Knie und sah mit dem einzigen Auge, das er aus der Lebensschlacht gerettet, liebevoll und traurig zu feinem un vergeffeuen Woltäter empor; bir hall ich zu flagen!" schien er sagen zu wollen.

Jeiner spiel bescheidentlich an

hält

Als endlich alle Gäste sich verlaufen hatten, wanderten Robert und Priska noch lange Arm in Arın im Garten herum.

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Judeffen hatte er die junge Frau schon bald darauf über den Ausgang des beängstigenden Zwischenfalles beruhigen können. Als er nach Hause gekommen war, um die Uniform mit den Reisekleidern zu vertauschen, hieß es, der Doktor sei eben dagewesen und habe dem Grafen fagen Sie meinte ihren Mann nie inniger geliebt, fie meinte lassen, der Pattent befinde sich beffer, es werde alles gut ihn erst heute ganz kennen gelernt zu haben. In seinem gehen. Troßdem hatte Robert noch an Hofrat Keller, Hause mußte man ihn sehen, umgeben von Hunderten, seinen Arzt und Freund, geschrieben, und ihn dringend die ihn verehrten und vertrauensvoll zu ihm aufblickten. gebeten, den Berunglückten in seine Obsorge zu nehmen. Sie fonnte sich ihn nicht mehr anders denken, denn als Dies war geschehen, und die Berichte, die Hildebrand Berater der Irrenden und als die Zuflucht der Armen aus der Stadt fante; fauteten so günstig, daß zuletzt die und Elenden. Er erschien ihr noch vollkommener als bis | Meldung, Hofrat Keller habe seine Besuche eingestellt, her und sie sich noch beneidenswerter um das Glück ihm nichts. Auffallendes mehr hatte. anzugehören:

Indessen waren nur noch wenige Wochen verfloffen, | und schon hatten sich mehrere Gelegenheiten geboten, an. der Grenzenlosigkeit seiner Güte und seines Langmuts zu zweifeln. Priska erschrak, als sie ihn plöhlich um eines Versehens willen, das er hundertmal ingerügt gelassen hatte, außer sich geraten sah, als sie ihn einer gerechten Bitte unnahhar fand.

Sie bedauerte que f ihn in solchen Fällen fast ebenso sehr, als sie ihu tadelte, denn gar bald erfuhr sie auch, daß die Reue sich unfehlbar bei ihm einstellte und daß er schwer unter derselben litt. Ausgesprochen wurde von ihr weder das Bedauern noch der Tadel. Im Anfang fehlte ihr der

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Um so bitterer war die Enttäuschung, die Robert nach seiner Ankunfts in der Stadt erfuhr. Da gestand ihm sein Vertrauensmann nicht nur ohne Rene, sondern mit einer gewiffen Selbstzufriedenheit, er habe sich nicht entschließen können, dem Herrn Grafen die Wahrheit mitzuteilen und ihm dadurch, ohne irgend jemandem zu nüßen, die Stimmung zu verderben. Jetzt aber müsse er sagen, es ginge leider recht schlecht. Die Vorwürfe, die er wegen dieses eigenmächtigen. Verschweigens und Vertuschens empfing, nahm er ruhig hin; als aber Robert der Mutter des kleinen Kranken mit heftigem Bedauern erwähnte, brach Hildebrand in eine Flut vou Klagen über Margarete aus, die wilde Person, die das Mitleid, welches man ihr schenke, Mut t dazu, später erwies es sich als unnötig. Die schmerz gar nicht verdiene. Was im Bereiche des Möglichen liege, liche Verwunderung, mit der sie ihn ansah, wenn sie ein sei geschehen, und mit Undank von ihr gelohnt worden. mal unter hundert. Malen sein Tun nicht begriff, ge- Dem Hofrat, dem der fleine Georg gefallen, der ihn lieb nügte, um ihn zur Bestuunung zu Prista libte die Tür gewonnen hatte, habe sie eines Tages fur ihren Einfluß um so sicherer aus, ahlungslos Die Wärterin, die zur des Kindes aufa fie thu' ahlungslosgewiesen. bte. Die ganze Umgebung Roberts empfand die freund genommen worden, sei stündlich desselben Schicksals ge= liche Einwirkung, er selbst fühlte dankbar ihre beruhigende, wärtig. llebrigens wäre ohuehin, wie der Hofrat erklärt ausgleichende Macht. Vou Tag zu Tag wuchs seine Liebe habe, alles umsonst und der Zustand des Kranken von zit ˇdent Weibe, deffen Nähe ihn umgal gewesen. Er sen. Er Er war fein News

lauteriides Elentente ihn umgab wie ein reines, Anfang au ein, hoffnungsloser müsse von

Neuling im Leben, er Baile fich wol schon zu 131 Beiten für dauernd gefeffelt ge'halten — Jeßt erschien thm jede frühere Neiging Torheit and Spielerei. Das wahre Glück wurde ihm erst durch Die Frau geoffenbart die für ihn geboren war; durch die Geliebte, die zugleich sein Freundin zu sein verstand. Der Sommer und der Herbst verfloffent. Gräfin Walsegg hatte längst das Winterquartier bezogen und mahnte thre Kinder dasselbe zu tun. Ihre Briefe waren nur noch Klagelieder mütterlicher Sehnsucht. Die Schloß

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einem der Pferde geschlagen worden sein und eine Gehirnerschütterung erlitten haben. Zum Glücke, leide er feine Schmerzen, fiege meistens ganz ruhig und teilnamslos. Manchmal", sagte Hildebrand, „spricht der Junge

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Bursche. Aber ich bitte Sie um Gotteswillen, Herr Graf, gemacht worden, und auf allen diesen Gebieten hat man gehen Sie nicht hin; helfen können Sie nicht, holen sich mit ihr die großartigsten Erfolge erzielt. Kein Wunder höchstens noch Vorwürfe von dem Teufelsweib, der Mar- also, wenn die Arbeiter auf anderen Gebieten des geistigen Lebens, es versuchen, wie einft Spinoza, die ideale Methode

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Troß dieser Warnung schellte Robert eine halbe Stunde fo weniger · später an der Tür der Näherin. Sie selbst öffnete und erkannte ihn nicht sogleich. vibes„Wer sind ... Ah Ah Sie? Was wollen Sie hier?" fragte sie in feindseligem Tone.

Um auch für ihre Forschungen antzunbendeit‚ “'Ui fo weniger ein Wunder, da die Ergebnisse aller auberen Methoden dem steptischen und kritischen Geiste des Jahrhunderts völlig unsicher und wertlos erscheinen. Daß es da an manchen wunderlichen Verirrungen nicht fehlt ist natürlich. Es soll dabei garnicht von denen die Rede sein, welche, um dem Publikum zu imponiren und recht Er wünsche den Knaben zu sehen; erwiderte Robert; moderngerscheinen, da sie die naturwissenschaftliche er habe gehört, daß er nach ihm verlange. Methode nicht anwenden können, wenigstens threr Terminologie eine Fülle von Phrasen entlehnen. Auch viele von denjenigen, welche in gutem Glauben gehandelt beachtet: Chi si promette dalla sperienza, quel che non haben, haben des einzigen Lionardo warnendes Wort nicht è in lei, si diposta dalla ragione." (Cod. Atlanticus). Das bekannteste und schlagendste Beispiel in dieser Be ziehung ist Emile Zolas theoretische Schrift: Le roman expérimental. Aber nicht jeder jener Irrenden ist ein Phantasien zu gute hält. genialer Künstler, dessen Naivetät man solch seltsame

Sie machte eine abwehrende Bewegung und sagte trozig: „Er schläft jeßt.“

Ich werde ihn nicht wecken,“ entgeguete Robert, führen Sie mich zu ihm."

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Margarete fämpfte mit sich selbst. Einen Augenblick schien fie im Begriffe die Tür zuzuwerfen, deren Klinke fie umflammert hielt. Endlich jedoch wante sie sich um und schritt langsam und schweigend durch die Küche in das Wohnzimmer. Robert folgte ihr.

Hildebrand hatte die Befehle seines Herrn pünktlich ausgeführt. Die Stube war anständig eingerichtet worden. Ein reinliches Kinderbett stand neben dem Bette der Näherin, ein bequemer Lehuseffel zu Füßen desselben. Die Gardinen, der über den Boden gespannte weiße Teppich, gaben dem niederen Gemäche einen Anstrich von Wohnlichkeit. Sogar für Spielzeug hatte, Hildebrand gesorgt und für Bilderbücher, die auf einem Tische neben dem Bette des Knaben aufgeschichtet lagen.

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Auch in die Kunstwissenschaft ist die experimentelle Methode eingeführt worden, und derjenige Forscher, welcher fie einführte und vertrat, hat eine fruchtbare und, wie auch seine Gegner anerkennen, erfolgreiche Tätigkeit entfaltet. Damit wäre die Möglichkeit nicht nur, sondern die Richtigkeit derselben für die Kunstforschung bewiesen, wenn ja, wenn es eben sicher wäre, daß er seine Erfolge wirklich dieser Methode verdankt. Inwieweit diese Methode Anwendung verdient und auch anderen Erfolge verspricht, ist eine Frage, deren Wichtigkeit für die Wissenschaft von der Kunst vergangener Zeiten und Völker nicht erft bewiesen zu werden braucht. Eine Frage außerdem, (Fortsetzung folgt.) | die brennend geworden ist, da jener Forscher vor wenigen Tagen aus dem Leben geschieden ist.

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In den Jahren 1874, 1875 und 1876 erschien in der Lüßowschen Zeitschrift für bildende Kunst" eine Reihe von Aufsägen, in welchen die Galerien Roms einer scharfen kritischen Betrachtung unterzogen und zugleich die ganze bisherige Art der Kunstforschung als völlig subjektiv und unzulänglich hingestellt wurde. Diese Artikel, deren Verfasser sich Ivan Lermolieff nannte, erregten ungemeines Aufsehen, sowohl bei den hochmögenden Besißern der Galerieen als auch in den Kreisen der Kunstforscher von Beruf. Man war allgemein empört über diesen tecken Angriff auf gute, alte Traditionen, um so mehr, da der Name Lermolieffs völlig unbekannt war und man in ihm einen vorlauten homo novus oder einen unwissenden Dilettanten vermutete. C. v. Lütow erzählt, wie von seinen Freunden und Mitarbeitern allerlei indignirte Zuschriften einliefen, welche alle die Frage variirten; Wie können Sie dem Geplander solcher breitfpurigen Dilettanten Raum gönnen in Ihrer hochgeschäßen Zeitschrift?"

Als Baruch Spinoza daran ging, seine gesamte Weltanschauung. feine Gedanken über Gott Welt und Menschheit, in einem großen Werke niederzulegen, da wählte er für seine Darstellung die Form des mathematischen Beweises. Er glaubte, dadurch für seine Lehren mathe sie glänzend geschrieben waren und durch den augenfälligen tus Die Wirkung dieser Auffäße war um so größer, da matische Gewißheit zu erzielen. Und durchdrungen von Kontrast zwischen der halb barbarischen Abstammung des der Ueberzeugung, daß ihm dies gelungen sei, schrieb er Verfassers and feiner feinsinnigen Rennerschaft, seinem stolz auf seinen Titel: Ethica ordine geométrico demon- intimen Wissen von Italiens Kunst und Volk eine pikante strata. Es war das Größte, was er feinen Zeitgenossen Würze erhielten. Dieser Kontrast war so start, daß man verheißen konnte, denn ihnen war die mathematische Ge- bald an der Richtigkeit des Namens zu zweifeln began. wigheit die absolute Gewißheit, die mathematische Methode und als im Jahre 1880 unter demselben Namen ein die ideale Methode. Buch*) erschien, in welchem die Werte italienischer Meister in den drei großen Galerien Deutschlands in derselben Art und von demselben Standpunkte aus kritisch behandelt

Eine ähnliche Rolle, wie in jener Belt die mathe Eine ähnliche Rolle, wie in jener Zeit die mathe matische, spielt in unserem Jahrhundert die experimentelle Methode der Naturwissenschaft. Für physikalische Forschungen erfunden, ist sie nacheinander den Zwecken der Cheniie, der Physiologie und der Psychologie dienstbar

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*) Jwan Bermolieff, Die Werte italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin..nd budg

wurden, wie in jenen Aufsägen die Römischen Galerien, |lich herbeigeführten Vorganges. Von beidem ist hier Da war jener farmatische Belz" teine undurchdringliche gar keine Rede, kann der ganzen Natur der Sache nach Maste mehr, Jeder, der sich irgend mit Kunststudien gar keine Rede sein. Es handelt sich eben nur um eine beschäftigte, wußte, daß fich hinter fenem Pseudonym ein Beobachtung, und wenn man durchaus einen naturwissen bekannter italienischer Kunstfreund, der Senator des König-schaftlichen Terminus haben will, so könnte man von einer reichs Italien, Herr Giovanni Morelli,―nicht mehr verbarg. eraften Methode sprechen, oder vielleicht noch besser von Daß sich Lermolieff wir behalten diesen Namen einer empirischen Methode. Lermolieff hat sicher sehr genau bei, wie thit Morelli felbft fein ganzes Leben lang für gewußt, was experimentelle Methode heißt; das würde die leine schriftstellerische Tätigkeit beibehielt der bisherigen Aeußerung beweisen, die wir oben anführten, auch wenn Methode der Kunstforschung gegenüber negativ verhielt, ist wir nicht wüßten, daß er ursprünglich Arzt gewesen ist. fchon gefagt worden. Wollte er aber die Benennungen der Warum wählte er den unpassenden Namen? Derselbe sollte Bilder, ute sie von den Vertretern doch wohl auf die Leser ähnlich wirken, wie das ordine derselben, vorgenommen waren, erfolgreich angreifen und seine Vorschläge überzeugend geometrico demonstrata des Spinoza. Experimentelle niferstüßen, lo mußte, er eine eigne Methode entwideln und Methode also absolute Sicherheit! Begründen. Dieser Aufgabe unterzog er fich, und die neue Methode, von der er damals mit großer Bescheidenheit nur Jagte fie vielleicht manchem seiner jungen Freunde von einigem Ruben werde sein können", nannte er abwechselnd die,naturwissenschaftliche" und die „erperimentelle". „Diese Methode", sagt er einmal, faun, wie ich glaube, nur die experimentelle sein, welche von dem großen Galileo Galilei und Bako an bis auf Volta und Darwin zu den herrlichsten Entdeckungen geführt hat". Diese Worte sind von Wichtigkeit, weil sie zeigen, daß Lermolieff den Namen mit voller Ueberlegung wählte, daß er wirklich überzeugt war, die Methode Galileis anzuwenden.

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Lermolieff geht von der unzweifelhaft richtigen Anschauung aus, daß die Kunst im innigsten organischen Zusammenhange mit dem Lande steht, aus dem sie herausgewachsen ist". Er zieht daraus den ebenso richtigen, wenn auch nicht neuen Schluß, daß man ihr in diesem Lande auch nachgehen muß, wenn man sie ganz erkennen will.

In seinen weiteren Ausführungen beschränkt sich Vermolieff, scheinbar willkürlich wir kommen auf dieses scheinbar zurück auf die italienische Kunst des Quattrocento und des Cinquecento.

Das italienische Volk zeigt mehrere scharf unterschiedene Stammestypen, welche sich bis in die Gegenwart erhalten haben, da sie eben als Naturprodukte sich organisch entwickeln. Am energischsten offenbart sich der Typus in den Künstlern, welche gleichsam die Blüten des Stammes find, und welche zu den charakteristischen Eigenschaften desselben individuelle hinzubringen. Wohl wirken auf den Künstler auch Einflüsse von außen, von Künstlern anderen Stammes; aber diese Einflüffe werden nie eigentlich maßgebend. Selbst bei Raffaello, der so leicht fremden Einflüssen zu gänglich und allen Eindrücken gegenüber so nachgiebig war, bleibt sein Ursprung immer erkennbar.

Mit dem Namen ist es also nichts, wie steht es mit der Sache?: Da ist denn zunächst zu sagen, daß prinzipiell gegen die Methode durchaus nichte einzuwenden ist, ja mehr, daß das flare Aussprechen und fortwährende Betonen der Notwendigkeit einer scharfen Beobachtung der Einzelheiten dem herkömmlichen Urteilen nach dem allgemeinen Eindrucke und der ästhetischen Duselei gegenüber durchaus berechtigt war.

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Was die praktische Seite der Sache anbetrifft, so hat Lermolieff, wiegesagt, mit Hilfe seiner Methode eine Unzahl von Umtaufen in allen Galerien des Kontinentes vorgenommen, die zum großen Teil die Billigung der berufensten Forscher gefunden haben. Es muß also inzweifelhaft etwas daran sein. Nur muß man andrerseits berücksichtigen, daß er schon ein hervorragender Kenner war, bevor er die Methode herausbildete und bewußt anwendete, daß man also nicht mit Sicherheit sagen kann, wieviel er derselben verdankt. Es kommt hinzu, daß ihre Anwendung durchaus keine einfache Sache ist. Lermolieff sagt selbst: Das Sehen der den Meistern eigentümlichen Formen ist nicht so leicht, als man vielleicht glaubt, und es bedarf algen einer langen, sehr langen Uebung des Auges, um richtig sehen zu lernen." Und die Wahrnehmungen des Auges sind nicht meßbar, können daher auch nicht zum Zwecke der Vergleichung irgendwie firirt werden. Also auch der Name exakt für die Methode ist sehr cum gnano salis zu nehmen. Damit in engem Zusammenhange steht die Schwierigkeit einer Mitteilung der betreffenden Beobachtungen an andere zum Zwecke der Belehrung oder der Nachprüfung. Wenus nun doch der Andere einmal nicht sieht?! Bricht doch Lermolieff einmal selbst einem nicht überzeugten Gegner gegenüber erzürnt in die Worte aus: „Jeder sieht eben nur, was er sehen kann!" Ja, aber wenn die Sache so steht, wozu dann der ganze Lärm? So war es ja bisher auch schon. Es ist das derselbe Schluß, zu dem wir bei Zolas Roman experimental kommen: trog aller Methoden und Prinzipien wird es nie objektive Kunstforscher, und objektive Künstler geben.

Uebrigens ist die Anwendbarkeit der Methode auch in Bezug auf ihren Gegenstand eine beschränkte. Nur scheinbar willkürlich spricht Lermolieff immer nur von Die Methode ist doch überhaupt nur da brauchbar, wo die Künstler sehr viel Wert auf die Form legen und hauptsächlich die zeichnerische Durchbildung im Auge haben; bei den eigentlichen Koloristen, wo die Rücksicht auf den malerischen Effekt überwiegt, werden die Eigenheiten in Hand und hr fich viel mehr verwischen

denhen Quattrocentisten und Cinquecentisten.

Jeder Künstler hat nun bestimmte Eigenheiten der künstlerischen Handschrift, an denen man seine Werke sicher erkennt, wenigstens jeder wirkliche Künstler, jeder, der auf eignen Füßen steht, mit eignen Augen sieht. Am deut lichsten zeigen fich diese Eigenheiten in den Formen des menschlichen Körpers, aber nicht in allen in gleicher Weise. In erster Reihe ist natürlich der Gesichtsthputs charakteristif aber er ist gewöhnlich bei allen Künstlern einer Schule derselbe oder wenigstens sehr ähnlich. Außer dem Antlig aber ist wohl fein anderer Körperteil so individuell, so geistig belebt und sprechend wie die Hand. Daneben tomint nur noch das Ohr in Betracht. Und die scharfe Beobachtung von Hand und Ohr ist es, welche nach Lermolieff allein ein sicheres Urteil über die Urheberschaft elnes. Budes gestattet, diese scharfe Beobachtung, welche, Diese Mangel und Einwürfe gegen die Methode fallen wie sich von selbst versteht, eine vergleichende sein muß, ist jest um so schwerer in's Gewicht, als die Bescheidenheit, es, welche er mit dem stolzen Namen der erperimentellen mit der Lermolieff dieselbe anfangs vertrat, sich zuletzt in Methode benennt og greignty studies det ihr gerades Gegenteil verkehrte. Die neue Ausgabe seiner Bedarf es eines Beweises, daß der Namen die Sache Studien) froßt geradezu von heftigen persönlichenn Andurchaus nicht trifft? Experiment ist die Beabachtung einer) J. 2., Kunstkritische Studien über italienische Malerei. I. 1890 absichtlich herbeigeführten Erscheinung oder eines abficht. II. 1891.

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griffen gegen einen eingebildeten Feind. Dieser Feind foll Wilhelm Bode, der Direktor der berliner Gemälde galerie fein. Daneben werden dann noch die deutschen Kunstgelehrten in Bausch und Bogen mit Spott und Hohn geradezu überschüttet.

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Die Volksklaffe, die wir Proletariat nennen, der Tagelohnarbeiter, ist ungeheuerlich an Zahl gewachsen, mehr noch, sie hat sich nach oben hin erweitert. Libertiner in Schillers Räubern", der Musiker Miller inKabale und Liebe" rechneten im 18. Jahrhundert Wo sind denn in aller Welt diese unendlich bornirten sich zum Bürgerstande, in unserer Zeit würden sie Pro deutschen Kunstprofefforen, wie fie Lermotieff schildert? letarier der geistigen Arbeit sein, die ersteren sozialWo sind denn diese Gegner, die ihn verkleinern oder totdemokratische Leitartikel schreiben, der lettere bei der schweigen? Wilhelm Lübke spricht mit wahrer Begeisterung Wahl für einen Arbeitervertreter stimmen. Damals søg von ihm, Anton Springer polemifirt gegen ihn rein sach das Bürgertum das Proletariat noch in sich auf, die lich, und eine Polemik Springers ehrt ihren Gegner. Forderungen des einen deckten sich mit den Forderungen. Wilhelm Bode selbst nennt ihn stets mit Achtung. In des andern, das große Losungswort der Zeit hieß: fast allen Galerien find Umtaufen von Bildern nach seinen Gedankenfreiheit Bichtung. Freiheit des Dentens Freiheit des Vorschlägen vorgenommen worden. Kurz, diese fast krank Empfindens. Man wollte in allen Kasten und Klassen hafte Erregung ist völlig grundlos und unbegreiflich. das gleiche Recht des Herzens und Geistes, man suchte Troß alledem ist Lermolieff eine bedeutende Per- die ideale Welt, welche alles vereinigte und versöhnte, sönlichkeit gewesen, deffen Anregungen sowohl hinsichtlich die Stadt über dem Berge", wie die mittelalterliche der Verbesserung der kunstwissenschaftlichen Methode als Kirche ihre transzendente Heimat nannte. Der Aufblick auch der von ihm aufgestellten Probleme noch lange fort zu dieser sonnigen Höhe mußte die Geister für das entwirken werden. Einen Teil seiner Aufgabe hat er mit schädigen, was die erbärmliche Wirklichkeit versagte. seiner kritischen Reinigung der Galerien erfüllt, aber viel Aber der stete Aufblick wurde zum steten 1 Antrieb, die ist hier noch zu tun. In jedem Falle hat er nicht um Forderungen des inneren Lebens mit den natürlichen sonst gelebt und gewirkt. Was aber von seiner Methode Verhältnissen in Einklang zu bringen. Das 19. Jahrauch für andere brand bar ist, darüber wird erst die Er hundert empfing für uns Deutsche die große, schöne und fahrung, vielleicht in feiner Zukunft, endgiltig entscheiden schwere Aufgabe, die idealen Ziele unserer klassischen fönnen. Dichtung zu einer Verwirklichung zu leiten; es blieb freilich, wie sich zuletzt erwies, ein irrationaler Rest. Dieser Rest war vor allem das Proletariat. Was der klassische Idealismus geltend gemacht hatte, waren die Interessen der Bildung; unbestimmt, dämmerhaft blieben in den allgemeinen Formeln der Humanität die Intereffen der Ungebildeten; sie waren von jenen nicht ausgeschlossen, aber sie waren auch nicht in ihrem Kern erfaßt. Das Proletariat mußte sich seine eigenen Denker ind Dichter erzeugen, um zu seinem Recht zu kommen, ja es mußte sich in der sozialen Entwicklung erst aus den übrigen Ständen herausschälen, um etwas zu sein und etwas zu bedeuten..

Proletariat und Dichtung.

Von

Hellmuth Mielle.

Diese Hilfe bei seiner sozialen und geistigen EntDer sozialen Frage, die wie ein Sauerteig alles in wicklung leistete ihm die Maschine und ihr stetig wachsenunferem öffentlichen Leben durchdringt, hat sich auch die der Einfluß, ihre ins Ungeheuerliche gehende VerwendMan weiß, daß diese vielbe- barkeit und ihre alle menschliche Kraft besiegende Leistungssprochene, bis jetzt noch antwortlose Frage alt ist, sogar fähigkeit. Die Maschine ist der Hauptfaktor der sozialen fehr alt. Ihr Charakter liegt darin, daß sich bestimmte Bewegung; das Proletariat sah in ihr zuerst seinen Feind, Interessen eines bestimmten Standes geltend machen, weil sie Menschenhände und Menschenarbeit überflüssig und wie Intereffen und Stände sich ändern, so ändert machte und dadurch seinem Leben das Brod entzog. sie selbst Gestalt und Gesicht. Der sie in unserer Zeit Wie die Verhältnisse sich eben ändern, so erkennt die erhebt, ist der Arbeiter, das Proletariat, der sogenannte geistige Führerschaft der Arbeiterwelt jezt in der Maschine vierte Stand, und da dieser die materielle Not des den Freund ihrer Ideen, den stärksten Mitkämpfer für Lebens am tiefsten das, was sie thre Ideale neunt. Ob nun Feind oder d härtesten spürt, überwiegen in seinen Forderungen die materiellen Interessen die recht- Freund, die Maschine ist es gewesen, die den vierten lichen. Eine andere Zeit rief nach mehr Licht", die Stand zwar nicht geschaffen, aber geformt und o organisirt jezige verlangt nach mehr Brod". Es ist die Dichtung, hat durch den furchtbaren Einfluß, mit welchem sie sein in welcher in beiden Fällen dieser Ruf widerhallt; sie ganzes Dasein regelte. Das Haus oder die Burg, welche wird stärker aus sozialen Wehen und Leiden heraus geboren, als in unseren Litteraturgeschichten zu lesen steht. Die Poesie unserer Klassiker ging aus dem sozialen Wiedererwachen unseres deutschen Bürgertums hervor, das in einer morschen, abgelebten Kulturperiode seine noch unerschöpfte Kraft fühlte. Diese neute Dichtung wirfte wie die eherne Schlange, welche Moses in der Wüste für die Krankheiten seines Volkes errichtete, von ihrem Blick und Glanz ging alle Heilkraft aus, die unser nationales Leben durchwärmte und erstarken ließ. Ist es wieder an der Zeit, eine solche eherne Schlange zu errichten, oder vielmehr ist sie in der modernen so zialen Dichtung bereits aufgerichtet? Gehen wir den Spuren nach, welche das Proletariat in dem EntProletariat in dem Ent wicklungsprozeß unserer Litteratur hinterlassen hat.

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diesen gewaltigen wirtschaftlichen Faktor birgt, die Fabrit, ist dadurch gleichsam zu einem sozialen Institut geworden; sie umklammert mit festen Verpflichtungen die Cristenz des Arbeiters, der auf den Tageslohn und seine bestimmte Tagesarbeit gestellt, schwerer sich von seiner Herrin loszureißen vermag, als jeder andere von seinem Amte und Beruf.

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Fabrik und Maschine sind es denn, deren Bild sich zuerst in der deutschen Dichtung wiederspiegelt. In Immermanns Epigonen" (1836) wird uns zum ersten Mal das Fabritwesen in seiner sozialen Bedeutung geschildert. Der Haß des Dichters bricht ungescheut und kräftig gegen diese neue Macht hervor; deß zum Zeichen: werden am Schluffe des Romans die Fabriken niedergeriffen, der Pflug muß von neuem den Erdboden um

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