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Eilftes Buch.

Nachdem ich in jener Laube zu Sesenheim meine

Erzählung vollendet, in welcher das Gemeine mit dem Unmöglichen anmuthig genug wechselte, sah ich meine Hörerinnen, die sich schon bisher ganz eigen theilnehmend erwiesen hatten, von meiner seltsamen Darstellung auf's åußerste verzaubert. Sie baten mich inståndig, ihnen das Mährchen aufzuschreiben, damit sie es öfters unter sich und vorlesend mit andern wiederholen könnten. Ich versprach es um so lieber, als ich dadurch einen Vorwand zu Wiederholung des Besuchs und der Gelegenheit zu näherer Verbindung mir zu gewinnen hoffte. Die Gesellschaft trennte sich einen Augenblick und alle mochten fühlen, daß, nach einem so lebhaft vollbrachten Tag, der Abend einigermaßen matt werden könnte. Von die fer Sorge befreite mich mein Freund, der sich für uns die Erlaubniß erbat, sogleich Abschied nehmen zu dürfen, weil er, als ein fleißiger und in seinen Studien folgerech= ter akademischer Bürger, diese Nacht in Drusenheim zuzubringen und morgen zeitig in Straßburg zu seyn wünsche.

Unser Nachtquartier erreichten wir beide schweigend; ich, weil ich einen Widerhaken im Herzen fühlte der mich zurückzog, er, weil er etwas anderes im Sinne hatte, das er mir, als wir angelangt waren, sogleich

mittheilte.,,Es ist doch wunderlich," fing er an, ,,daß du gerade auf dieses Mährchen verfallen bist. Hast du nicht bemerkt, daß es einen ganz besondern Eindruck machte?" -,,Freilich," versetzte ich darauf; ,,wie hätte ich nicht bemerken sollen, daß die åltere bei einigen Stellen, mehr als billig, lachte, die jüngere den Kopf schüttelte, daß ihr euch bedeutend ansaht, und daß du selbst beinah aus deiner Fassung gekommen wårest. Ich läugne nicht, es håtte mich fast irre gemacht; denn es fuhr mir durch den Kopf, daß es vielleicht unschicklich sey, den guten Kindern solche Fragen zu erzählen, die ihnen besser unbekannt blieben, und ihnen von den Männern so schlechte Begriffe zu geben, als sie von der Figur des Abenteurers sich nothwendig bilden müssen.“ ,,Keineswegs! versetzte jener: ,,du erråthst es nicht, und wie solltest du's errathen? Die guten Kinder sind mit solchen Dingen gar nicht so unbekannt als du glaubst: denn die große Gesellschaft um sie her gibt ihnen zu manchem Nachdenken Anlaß, und so ist überrhein gerade ein solches Ehepaar, wie du es, nur übertrieben und måhrchenhaft, schilderst. Er gerade so groß, derb und plump, sie niedlich und zierlich genug, daß er sie wohl auf der Hand tragen könnte. Ihr übriges Verhältniß, ihre Geschichte paßt ebenfalls so genau zu deiner Erzählung, daß die Mädchen mich ernstlich fragten, ob du die Personen kenntest und sie schalkhaft dargestellt håttest? Ich versicherte nein! und

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