Drum, Seele, lass es deinen Knecht bestreiten, Mach deinen Schatz aus seinem Darben schwer; Für Stunden Unraths kaufe ew'ge Zeiten, Nähr' innen dich, sei aussen reich nicht mehr! So nährt der Tod dich, der sich nährt vom Leben, Und Tod erst todt, kann's keinen Tod mehr geben.
(Sidney, letztes Sonett.)
Verlass mich, Liebe, die des Staubs nur ist; Mein Geist, erstrebe du, was höher steht: Sei reich in dem, was nie der Rost zerfrisst: Vergängliches bringt Glück nur, das vergeht.
Den Brand legt' Amor hin und schloss die Augen. Dianens Jungfrau'n eine sah's und schnell Nahm sie den Liebentflammer, um zu tauchen Ihn tief in dieses Thales kalten Quell.
Der hat dem heil'gen Liebesbrand entnommen Lebend'ge Glut, die glühet immerfort;
Er ward ein siedend Bad, und Kranke kommen
Zur sichern Heilung gern an diesen Ort.
Doch hat dein Aug' aufs Neu' den Brand entzunden,
Der Knab' erprobte ihn an meiner Brust;
Ich, ganz erkrankt, hab' mich in's Bad gefunden, Wo ich nun weile, trüb und ohne Lust,
Und rettungslos: mir kann der Quell nur taugen, Wo Amor Feuer fand der Liebsten Augen.
Der kleine Liebesgott lag einst entschlafen, Den Herzentzünder neben sich, den Brand, Als so ihn viele scheue Nymphen trafen, Die Keuschheit sich gelobt. Die Mädchenhand Der Schönsten aber hat den Brand genommen, Der Tausenden durchglüht die treue Brust, Und so ist, schlafend, um die Wehr gekommen Durch Jungfrau'n Hand der Feldherr heisser Lust.
Die Fackel löschte sie in naher Quelle, Die von dem Feuer ew'ge Glut gewann, Zum Bade werdend, dessen warme Welle Die Kranken heilt. Doch ich, im Liebesbann,
Ich fand statt Heilung: Amor's Feuertriebe Erhitzen Wasser, Wasser kühlt nicht Liebe.
Die drei noch übrigen Sonette der zweiten Abtheilung von Shakespeare's Sonetten. No. 128. *)
Wie oft, wenn des Spinetes sel'gen Saiten Du, meine Musika, entlockst Gesang, Wenn deine Finger auf- und niedergleiten, Mein Ohr entzückt der Harmonien Klang, Neid' ich die Tasten, die im Sprunge küssen Die zarte innre Hand dir, und in Glut Stehn meine Lippen, die hier darben müssen, Erröthend ob des Holzes frechem Muth. Berührt zu werden so wie die Verwegnen, Vertauschten Platz und Wesen sie mit Stolz; Denn deiner Finger holde Schritte segnen Statt den lebend'gen Lippen todtes Holz.
Da freche Tasten dies beglückt, lass nippen Sie an den Fingern, mich an deinen Lippen.
Lieb' ist mein Sünd'gen, deine Tugend Hassen, Hass meiner Sünde, sünd'ger Lieb' entstammt; Doch darf ich neben dir mich sehen lassen,
Gesteh, verdien' ich's, dass man mich verdammt? Wenn aber ja, sei's nicht dein Mund, nicht deiner,
Der oft entweiht hat seine Purpurpracht,
Besiegelt falschen Bund so oft, wie meiner,
Und Andre um der Ehe Zins gebracht.
Dieses Sonett könnte ebenso gut in der Southampton - Abtheilung stehen,
passt sogar viel eher in diese.
**) Vor 143 zu setzen,
Dich dürf' ich lieben, wie du jene liebest,
Um die dein Auge buhlt, wie meins dich drängt; Sä' Mitleid in dein Herz, dass, wenn du's übest, Mit Recht dein Mitleid Mitleid auch empfängt.
Willst haben du, was du mir nicht magst geben, Sollst du Versagung an dir selbst erleben.
Von welcher Macht hast du die Macht erhalten, Dass deine Schwachheit mir das Herz regiert? Dass ich zum Lügner muss mein Aug' gestalten Und schwören, dass den Tag nicht Helle ziert? Wo hast du's her, dass dich das Schlechte schmücket, Dass in dem Abschaum deiner Thaten noch Mich eine Kraft und Kunst an dir entzücket, Dass mir dein Schlimmstes gilt am höchsten doch? Wer lehrt dich mehren meiner Liebe Flammen, Je mehr ich Grund zum Hasse hör' und seh'? O, lieb' ich auch, was Andre schnöd verdammen, Verdamme du mit Andern nicht mein Weh:
Wenn mich dein Unwerth machte Lieb' empfinden, Bin ich's wohl mehr werth, Lieb' in dir zu finden.
Das Zwischenstück No. 126.
Oh du, mein holder Knabe, dessen Hand Der Zeit die Sichel, Stund und Glas entwand, Der wuchs durch Welken und das Sinken zeigt Des Freundes, wie dein Selbst, das süsse, steigt; Wenn die Natur, Herrin der Trümmerwelt, Auf deinem Gange stets zurück dich hält, Bewahrt sie dich, damit so ihr Geschick Die Zeit vernichte und den Augenblick. Doch fürchte sie, du Liebling ihrer Freuden!
Sie muss von ihrem Schatz doch endlich scheiden:
Die Rechnung muss, ob spät, beglichen sein Und sie zu tilgen fordert sie dich ein.
Einige sagen, guter Willy, was ich zum Spass singe,
Hättest du nicht zum Spass einige Königsrollen gespielt,
So wärest du ein Gefährte für einen König,
Wärest ein König unter den Geringeren gewesen.
Andere schmähen, aber schmähen, wie es sie gutdünkt;
Du hattest keinen schmähenden, aber einen herrschenden Witz. Und ehrlich säest du, was sie ernten,
Um so ihren Vorrath zu vermehren, den sie bewahren.
Noch auch lässt der silberzüngige Melicert
Seine honigsüsse Muse eine einzige dunkle Thräne vergiessen,
Um ihren Tod zu betrauern, die seinem Verdienste ihre Gunst zollte Und seinen Liedern ihr königliches Ohr öffnete.
Wenn in der Einsamkeit ich wein' und klage, Ich, den verstiess die Menschheit und das Glück, Umsonst mit Schrei'n den tauben Himmel plage, Mich selbst betrachtend fluche dem Geschick, Und möchte Diesem gern an Hoffnung gleichen, Dem von Gesicht, dem in der Freunde Zahl, Möcht' Dieses Kunst und Jenes Macht erreichen, An grösster Freude finde grösste Qual,
Und dann doch fast mir selbst verächtlich werde, Denk ich wohl dein und, wie die Lerch' empor Beim Tagesgrauen steigt von dumpfer Erde, Singt Hymnen nun mein Herz am Himmelsthor. Denn deine Liebe kann mich so belohnen,
Denk ich an sie, dass ich nicht tauscht' mit Kronen!
(Shakesp. Son. 111.)
Fortunen zürne, meiner Missethaten
Verschulderin; hat doch gestossen die
Mich auf den Markt des Lebens, wo gerathen Die Sitten frei und roh! Ja, daher, sieh',
Kommt's, dass mein Name trägt der Schande Zeichen; Das lässt mein Wesen, wie des Färbers Hand,
Beinahe dem, worin es wirkte, gleichen:
Hab' Mitleid denn und wünsch' mich umgewandt: Ich, wie ein guter Patient, will Güsse Von Essig trinken gegen meine Schmach: Nichts Bittres acht' ich bitter; gerne büsse
Ich doppelt, bessert es die Bess'rung nach.
Hab' Mitleid denn, mein Lieb, und du wirst sehen, Dein Mitleid schon lässt mich geheilt erstehen.
Der rühmt sich der Geburt, Der des Verstandes, Der seiner Leibeskraft, Der seines Werths, Der seines hässlich modischen Gewandes, Der seines Falken, Hundes oder Pferds; Und jede Laune hat auch ihr Vergnügen, Das sie zur höchsten Freude sich ersah; Doch solche Theile sind mir kein Genügen: In einem Bessren bessr' ich alle ja! Mehr als ein Stammbaum ist mir deine Liebe, Macht reicher mich als Kleiderpracht und Geld, Ergötzt mich mehr als Pferd und Jagdgetriebe, Und hab' ich dich, hab' ich den Stolz der Welt Bedrückt durch das allein, dass du vernichten Dies Alles kannst und mich zu Grunde richten.
Und da, obgleich zuletzt, doch nicht der letzte, ist Aetion; Ein artigerer Schäfer ist nirgends zu finden,
Dessen Muse, voll der Erfindung hoher Gedanken, Heroisch wie er selber tönt.
Mit der du deine weiche Wang' bemalest, Hast du zu tief gefärbt in ihrem Blut,
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