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Soll ich die Handschuh ausziehen?" fragte dieser, wobei er mit der Hand ins Säckchen fuhr.

„Nein, das ist unnötig. Parascha, iß einen Apfel!.." „Ach, wie das interessant ist!" brummte das wolgenährte Töchterchen, die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln zusammenziehend. Eine Familie, die in der Loge sigt und schmaßt!.." Es wäre gut gewesen, wenn du auch Nüsse mitgenommen hättest.

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„So, find Nüffe etwa schlecht? Seit zehn Jahren liebe ich keine Nüsse mehr, aber früher ging ich nicht aus, ohne einen Vorrat von Nüssen bei mir zu haben. Einstmals faß ich im Theater in der ersten Reihe des ersten Ranges und mit der einen Hand mich aufs Geländer stüßend, hielt ich in der andern Hand Nüsse, die ich nach einander auffnackte. Neben mir saß Gevatter Wassil Wedenejitsch, der ein wenig betrunken war. Plöglich stieß er mit seinem Ellenbogen meine Hand an und die Nüsse fielen einem kahlköpfigen Herrn auf die Glaze. Ach, das war zum lachen, denn er erschraf darüber fürchterlich! Doch ich mußte dann das Theater verlaffen...

„Sehr hübsch!.. Du wirst es jetzt auch so treiben, daß man dich aus dem Theater wirft."

,,Dazu ist gar keine Ursache vorhanden. Ja, wenn ich mit Apfelfinenschalen ins Publikum werfen würde das wäre noch ein Grund, aber ich rühre doch jest nie manden an, und kann dann essen, was ich will. . .

„Ja, das kommt daher, weil du keinen Anstand kennst, sonst würdest du nicht alles mögliche Zeug hier

fauen

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„Was soll mir das, ich schreibe ja für keine Zeitung!. Und wenn ein Kind zu effen bittet, so reicht ihm ein Lakai sofort ein gebratenes Huhn oder dergleichen...

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3B du schon lieber deine Apfelsinen und schweige still!.. Dieses Gespräch macht mir wenig Vergnügen. Auf der Szene spricht man von Gefühlen und hier von Hühnern... Das soll ein Vergnügen sein! . ."

„Wenn es dir nicht gefällt, wozu bist du denn ins Theater gefahren? . .“

„Ich wäre auch nicht hergekommen, wenn ich nicht fingen lernte, aber kann man denn was hören, wenn man hinter meinem Rücken schmaßt?"

Daß du fingen lernst, ist ja nur eine Laune von dir. Du hast ja keine Stimme und verquiefft mir nur jeden Tag 5 Rubel, im ganzen hast du mir schon etwa 200 verquieft..."

„Das kannst du ja nicht beurteilen, und der Lehrer muß es doch besser wiffen, ob ich Stimme habe oder nicht."

Ach was! Dein Lehrer würde sogar einem Ferkel Gesangstunden geben, zahle nur... Außerdem hat auch der Lehrer vor einigen Tagen gesagt, daß deine Stimme schwankt. Sie muß,do' fingen und fingt gar,pi', sagte er. Das ist nur ein Gequieke! Du kannst höchstens eine Pianistin zweiten Ranges werden. Weiter nichts."

„Ich werde mit dir nicht weiter darüber sprechen, weil du davon nichts verstehst!"

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Die Tochter wandte sich gegen den Zuschauerraum und sah durch ihr Opernglas in das Parterre hinunter. Da ist auch der junge Pleschakow, er sieht nach unserer Loge hin", ließ sie sich bald darauf vernehmen. Wo ist er denn?" fragte ihr Vater, an einer Apfelsine saugend.

„In der siebenten Reihe sitt er mit seinem Onkel, aber sieh nicht hin, sondern gib dir den Anschein, als ob du ihn nicht bemerktest.

„Warte, ich werde ihm mit dem Taschentuch winken, daß er herkommt. . ."

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Gott, du vergißt, daß du dich in der Oper befindest! Er wird noch glauben, daß wir Jagd auf ihn machen.“ Nichts wird er glauben, weil er keine Hinterge= danken hat; er wird einfach sagen, daß man hier Cognac trinkt..." Aber man kann doch nicht hier mit dem Taschentuche wehen, Papa. Im Ballet mach, was du willst, aber in der Oper enthalte dich deiner wilden Gewohnheiten!.. Daß dich und die Oper der Geier hole! Sie hört nicht auf mit ihrer Oper und Oper, als ob ich so was nie gesehen hätte... Aber sieh, Mutter, dori sizt Mitrofan Ssemjonüitsch mit seiner Schwägerin." "Wo?"

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Sieh gerade dahin nicht dorthin, ein wenig nach rechts... Neben ihm sißt eine ganz magere Person, die mir wie eine verhungerte Krähe aussieht." „Aber Papa, wie kann man denn in der Oper mit du hast wol den Verstand ver= den Fingern zeigen? Befiehlst du etwa, daß ich es mit den Füßen tun

loren.

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foll ?" Worten hin..." Das wäre noch roher! Man deutet leise mit

„Wie aber, wenn deine Mutter nicht versteht, was man mit ihr redet? Ich rede von der mageren Dame und sie sieht auf den Offizier hin. . ."

es doch begreift, in welcher Reihe sie fißen.“ Man kann es der Mutter auch so erklären, daß sie

In welcher Reihe? Warte, ich werde gleich zählen! Eins, zwei, drei . . .

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Gott, wieder mit den Fingern!"

Sonst könnte ich mich verrechnen. . . Sechs, sieben, acht . . . in der neunten Reihe, Mutter. Hinter ihnen sigt noch ein schläfriger Kahlkopf."

Jest sehe ich. Sie trägt einen weißen Hut. . .“ "Ach, du hast dich so mit Aepfeln vollgegeffen, daß du schwarz für weiß ansiehst! Einen schwarzen Hut trägt fie und nicht einen weißen. . ."

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Einen weißen, Vater!" "Ich sage dir aber

einen schwarzen. Ja, wohin siehst du denn? Wozu starrst du denn dahin? Sieh doch mehr hierher! . .

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„Nun ja, ich sehe schon. Sie trägt einen weißen Hut und ein blaues Kleid..."

„Pfui! Das Weib ist erst 40 Jahr alt und schon blind geworden!.. Sieh doch gerade an Naßtasjas Nase vorbei! Ja, wozu siehst du auf die Nase? Da kannst du nur einen Pickel sehen. Sieh doch hierher!" Wohin? Hierher? . ."

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Mama, auch du beginnst mit den Fingern zu

zeigen?"

ist?

„Nein warum lügt er auch, daß der Hut schwarz

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„Aber zeig doch nicht mit dem Finger! Man kann ihn ja schon auf eine Werft sehen.

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Mit ihren anziehenden urkundlichen Beiträgen erweist die erstgenannte Schrift, wie reich die Beziehungen zwischen dem nürnberger Meistersänger und der thüringischen Musenstadt gewesen sind. Allerdings keine persönlichen, lebendigen Beziehungen, denn Hans Sachs hat den Boden Weimars nie betreten und mit Söhnen Weimars wol nie verkehrt. Sie stammen aus einer viel jüngeren Zeit; erft zwei Jahrhunderte nach dem Tode des Sängers seßten sie ein und erscheinen verknüpft mit der klassischen Periode Weimars. In Erinnerung an seinen Todestag ist Hans Hachs in Weimar nach langer Bergessenheit wieder zu Ehren gebracht worden. Hier haben ihn Dichter und Kenner der Dichtkunst anerkannt, besungen, bes sprochen und neu herausgegeben. „Weimar ist die Stätte feiner Wiedergeburt. Von hier ist, mit Goethes Versen, Hans Sachsenz Name in alle Welt gegangen."

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Die Sammlung wird eröffnet durch das so eindringlich urteilende und lebensvoll schildernde Goethefche Gedicht „Hans Sachsens poetische Sendung", genau nach dem (von den bekannten jüngeren Faffungen in Einzelheiten abweichenden) ersten Druck im Aprilheft des Teutschen Merkur" vom Jahre 1776. Darnach folgt die „Zugabe einiger Lebensumstände Hans Sachsens", die Wieland in dem gleichen Merkurheft als Anhang zu Goethes Gedicht veröffentlicht hat und die eine für jene Zeit sehr gute Biographie und Charakte, ristik nebst der Ankündigung einer neuen Ausgabe der auserlesensten Stücke" Hans Sachsens enthält. Zu diesem Unternehmen kam es allerdings ebensowenig, wie zu der in dem dritten Beitrage Frage an das teutsche Publikum über die Erhaltung der poetischen Werke des alten teutschen Meistersängers Hans Sachsens" von Friedric Justin Bertuch angekündigten, auf acht starke Bände berechneten Aus, g cke Vertuch hatte diese Frage im Merkur Mai 1778) veröffent

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licht; im Oktober desselben Jahres mußte er die Erklärung abgeben, daß sein Plan wegen der Teilnahmlosigkeit der deutschen Leserwelt unterbleibe. An diese Erklärung schließt das 4. Stück an, eine Stelle aus einem Briefe Lessings (Januar 1779), der, das Scheitern des Bertuchschen Planes bedauernd, den Wiederabdruck einiger Prosaauffäße Sachsens wünschte, und ein Ausschnitt aus den „Zerstreuten Blättern" Herders (fünfte Sammlung, 1793). Den lezten Beitrag endlich bilden ein Prolog und neue Schlußverse zu Hans Sachsens poetischer Sendung, beides von Goethe zum Zweck der berliner Aufführung von Deinhardsteins „Hans Sachs“, 1828, verfaßt.

Die einzelnen Beiträge sind von den Herausgebern Julius Wahle, Albert Leizmann, Ferdinand Heitmüller mit guten litterargeschichtlichen und sprachlichen Erläuterungen versehen worden. Von Suphan selbst rührt nur der kurze Vorbericht und die Bemerkungen auf S. 41-43 her, was in der Vorrede zugestanden wird. Der Umstand, daß die Anregung zu dem Büchlein von ihm ausging, mag als Erklärung dafür gelten, daß sein Name allein auf dem Titelblatte steht.

Die zweite hier zu besprechende Schrift Suphans bringt abermals einen Abdruck des Wielandschen Hans Sachs-Aufsaßes mit Zwischen- und Nachbemerkungen, die mir wenigstens etwas geziert dünken, und den Festvortrag „Hans Sachs, Humanitätszeit und Gegenwart." Die Rede besteht aus einer bunten, nur lose zusammenhängenden Reihe von Aussprüchen über Hans Sachs, Goethe. Schiller, Luther, Walter von der Vogelweide, Uhland u. a. Sie enthält viele anregende Gedanken und einzelne schöne Beobachtungen, so über die Beziehungen zwischen Goethe und Sachs, über das bedeutsame alte Wort „goldfriedsam“ u. s. w. Doch wenn Suphan (S. 31) die gesunde Forderung aufstellt: „volksmäßig einfach ist zu reden von dem schlichten Volksmanne“, so muß betont werden, daß man seinen Stil mit den vielen (zum Teil willkürlich verwendeten) Zitaten, den oft nur für wenige Bevorzugte verständlichen Anspielungen, den zuweilen erzwungenen Vergleichen geistreich, vornehm oder wie man sonst will, bezeichnen mag, nur nicht volkstümlich.

Den Beschluß bildet ein wertvoller, belchrender Bericht von Karl Ruland über die sehr reich beschickte Hans Sachs-Ausstellung in Weimar. 5.

Ein japanischer Roman. Im Vordergrund des politischen Interesses stehen immer noch die Ereignisse im Osten Asiens. Immer größer wird die Teilnahme für das japanische Volk, welches sich in Friedenszeiten so vorsorglich auf den Krieg vorbereitet hat, daß es nun Sieg auf Sieg erringt. Aber diese glänzenden Erfolge vers danken die Japaner nicht allein der modernen Kriegstechnik, welche sie üben und ausbilden, sondern ganz besonders der straffen Disziplin, an die sie von Alters her gewöhnt sind, ihrer Tapferkeit und der Opferfreudigkeit, mit welcher sie in den Kampf ziehen. Diese Eigenschaften, die im Volkscharakter wurzeln und die wir als natio: nale anerkennen müssen, werden in einem japanischen Roman gefeiert, welcher soeben in deutscher Uebertragung von Anton Hensel erschienen ist. Der Dichter heißt Tamenaga Schunsui und das Werk Treu bis in den Tod." *) Es gehört zu der Gattung der historischen Romane und spielt vor etwa zweihundert Jahren. Die Handlung, die erzählt wird, ist kurz folgende: Graf Morgenfeld von Ako wird von dem übermütigen und boshaften Zeremonienmeister des Schogun (des weltlichen Herrschers von Japan), Ritter Kira so sehr gekränkt, daß er auf ihn mit dem Schwerte losgeht. Kira, seßt es durch, daß der Graf zum Tode verdammt wird und dieser vollstreckt das Urteil nach landesüblicher Sitte willig an fich selbst. Aber die vielen Verwanten und Mannen seines Stammes, und die Ritter, die von ihm Woltaten empfangen haben, vereinigen sich, den unverdienten Tod ihres geliebten Herrn zu rächen. Sie wissen sich so zu verstellen, daß der argwöhnische Kira, der fich furchtsam zurückhält und seine Feinde mit Spionen umgibt, nichts entdeckt Sein gefährlichster Gegner, Ritter Starkenfels, der erste Rat des verstorbenen Grafen, verwandelt sich scheinbar in einen Trunkenbold, um jeden Verdacht von sich abzulenken. Es ist eine

*) Stuttgart 1895, J. G. Cotta Nachfolger.

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erlesene Schar von siebenundvierzig Rittern, die bereit ist, nach) der Rache auch den Tod zu erleiden. Nach drei Jahren, am Todestage des Grafen Morgenfeld, wird der große Schlag ausgeführt, sie dringen in den Palast des Kira ein, der grade ein glänzendes Fest gibt, schlagen fich tapfer mit seinen Mannschaften und töten ihn fchließlich selbst, der zu feige ist, Harakiri an sich zu vollziehen. Das Todesurteil, das fie trifft, nehmen sie als selbstverständlich hin und sterben heldenmütig nach dem Beispiele ihres Herrn. Diese Vorgänge werden sehr lebendig erzählt und spielen sich klar und deutlich vor uns ab. Keineswegs beleuchtet der Verfasser seine Männer nur von einer Seite, indem er ihren Heldenmut und ihre Tapferkeit zeigt, sondern er führt uns auch in ihre Häuslichkeit und in den Kreis ihrer Familien, er läßt uns ihr Liebesleben kennen lernen, das bei diesen starken Menschen niemals das Pflichtgefühl überwuchert. Die Namen der auftretenden Personen haben meist etwas zu bedeuten; so heißt der eine Schildkrötenborn, ein anderer Neubrunn, eine Gräfin Schönantlig, und ein Ritter Unbezwinglich. Anekdoten werden in die Erzählung eingeflochten, die aber immer in enger Beziehung zum Ganzen stehen. Der Dichter nimmt mit den Rittern Partei gegen den feigen, unvornehmen Kira, von diesem und seinen Verhältnissen erfahren wir sehr wenig, und obgleich auch er treue Vasallen um sich hat, bleibt er doch allzusehr im Hintergrund der Ereignisse. Das ist ähnlich, wie wir es auf den japanischen Holzschnitten der legten Zeit beobachten konnten, auf welchen eine entschiedene Tendenz zu Gunsten der Sieger vorherrscht. Der Verfasser flicht Reflexionen in die Erzählung ein und wendet sich manchmal mit einem temperamentvollen Ausruf an die Leser; die Kapitel beginnt er mit einem Spruche, der die Stimmung der Situation bezeichnet. Die Menschen veranschaulicht er mehr durch ihre Taten, als daß er ihre Person beschreiót; wo er aber ein Porträt gibt, weiß er mit wenigen scharfen Zügen ein deutliches Bild hervorzurufen. Sehr sparsam geht er mit Naturschilderungen um und deutet in sauberer Zeichnung meist nur kurz Tages- und Jahreszeit an. Begeistert preist der Dichter die großen Eigenschaften seiner Landsleute: die Treue, mit welcher nicht nur die Mannen, sondern auch ihre Familien dem Herrn des Stammes anhängen, die Unerschrockenheit der Gefahr gegenüber und ihre wilde Tapferkeit im Kampfe. Feine Einzelheiten deuten auf die Ehrfurcht vor den Eltern, in welcher die Kinder erzogen werden: die Mutter schickt die Kleinen fort, damit sie den Vater nicht betrunken sehen. Vater und Mutter werden immer mit dem Beiwort „ehrenwert" angeredet. Und für die Kenntnis japanischer Religion und Sitte, Gebräuche und Einrichtungen, Anschauungen und Redeweise gibt der Roman reichliches Material. Selbst das Zeitungswesen findet einen Beitrag für seine Geschichte: Denn schon vor 200 Jahren wurden in Yeddo Extrablätter verkauft, welche von heiseren Zeitungshändlern für fünfzehn Heller feilgeboten wurden.

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2. Stettenheim.

Das Geheimnis der Fantasie und des Gemütes. Reflexionen auf physiologischer Basts über eine psychologische Studie in gemeinverständlicher Weise geschrieben von F. E. Günzel. (Leipzig, Mar Spohr.)

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Blamables Geständnis: fie find mir ein Geheimnis geblieben, Fantasie und Gemüt, tros Herrn Güngels gemeinverständlicher Schreibweise. Mag fie nämlich gemeinverständlich sein, mirverständlich ist sie nicht. Ich verstehe nicht einmal ihre Interpunktion, die einen merkwürdigen, verschwenderischen Misbrauch mit dem Semikolon treibt, aber daran gewöhnt man sich schließlich. Der Inhalt aber, ich kann mir nicht helfen, so viel ich mich mühte: er geht mir nicht ein. Ich verstehe sie nicht, Säge, wie: Erst der intime Kontakt des körperlichen Gefühlslebens mit dem nicht dem Geiste als materielles Organ Vorrat objektiver Merkzeichen Vorrat objektiver Merkzeichen im Geiste in ihrer Eigenschaft als direkte Ruhepunkte der bewusten individuellen Seele; dieser zwang die Seele zur Erkenntnis und den Geist, in materieller Weise die Konsequenzen für Rechnung des Körpers zu tragen" S. 37), und: Harmonie ist nur möglich in Verbindung mit dem Geistig-törperlichen in der Materie und unter der Einwirkung des Bewustseins; in idealster Weise kann sie dann etwa gedacht werden als Sympathie. Sie ist das unmittelbare Kleid der Seele". (Schlußfag des Buches.)

Und ich könnte alle Spalten dieses Blattes mit solchen Säßen füllen.

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Ich begreife Herrn Günzel nicht: wenn er Geheimnisse lüften will, warum überwirft er sie dann mit dichten Schleiern wunderlicher Perioden? O. J. B.

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Guilelmo Ferrero, der bekannte italienische Psycholog von der Lombrososchen Schule, findet einen neuen Gesichtspunkt, die moderne Litteratur und ihren Endzweck zu betrachten. In einem Artikel in der Revue des Revues" führt er aus, wie Tolstoj in gewissem Sinne dem heiligen Franz von Assist gleiche. Aber während dieser große praktische Erfolge erzielte, weil er unmittelbar durch Predigt und eigenes Beispiel wirkte und dadurch einen Regen von Selbstlosigkeit und Nächstenliebe über Europa zum Ergießen brachte," hat Tolstojs Moralpropaganda zu Linte, Jeder und Papier greifen müssen und deshalb rein litterarische Wirkungen erzielt, keine unmittelbar praktischen. Es gibt keine Nachfolge Tolstojs, dieses Apostels, der „die moderne Zivilisation mit einer Waffe hat vernichten wollen, welche das direkteste Produkt der Zivilisation ist." Aber Tolstojs Lehren haben ein anderes bewirkt: „In unserer nervösen Gesellschaft gibt es eine Anzahl von Individuen, die anormale und krankhafte Neigungen haben: und diese Neigungen, die zwar im allgemeinen ja latent sind, indes unter dem Einfluß von Erregungen und Suggestionen aller Art doch zu allerlei ärgerlichen Demonstrationen führen könnten, gelangen dank der modernen, mystischen und krankhaften Litteratur zu einer litterarischen Befriedigung, welche es verhindert, daß sie noch eine Befriedigung im realen Leben suchen gehen. Z. B. die Erotomanie, diese Krankheit des Mittelalters, veranlaßte so viele, gleich Verrückten nach dem Ideal der Frau zu suchen, das sie niemals fanden noch im Grunde finden wollten, als Märtyrer der Liebe sterben zu dürfen, betrachten sie als gröstes Glück; viele Troubadours waren solche Erotomanen: der Troubadour Rudel, der von einer Dame in Tripolis hatte sprechen hören, machte sich auf den Weg, um sie zu sehen, und starb auf der Reise; eine Sekte, die im vierzehnten Jahrhundert in Poitou unter dem Namen der „Gallois“ eristirte, versammelte sich im Winter nackt auf den Feldern, um den eingebildeten Gegenstand ihrer platonischen Liebe zu finden, und viele tamen dabei jämmerlich um; das unsterbliche Buch des Cervantes zeigt zur Genüge, wie sehr die Erotomanen in Spanien florirten. Heute sind solche geistigen Epidemien gar nicht mehr möglich. Weshalb nicht? Die Litteratur verhindert fie. Die Erotomanen von heute schreiben Bücher, in denen sie ihre perversen Theorien über die Liebe entwickeln, in Gedichten und Romanen preisen sie die platonische Liebe und schmähen die physische. Im Mittelalter wären sie „Gallois" geworden, heute begnügen sie sich, Tolstojs „Kreuzersonate" zu lesen, das genügt, ihre latenten erotomanischen Neigungen zu befriedigen. Aber die Suggestion des Buches ist nicht so start wie die des gelebten Beispiels, ste treibt nicht zur Aktion, zur Bizarrerie und gefährlichen Absonderlichkeit. — Die moderne Litteratur rettet also diese Geister vor der verderblichen Betätigung ihrer krankhaften Gelüste. Ein treffliches Beispiel dieses litterarischen Einflusses ist Byron. Dieser war mehr ein Mann der Tat als ein Schriftsteller. Verseßt ihn in die Zeit der Kreuzzüge oder der großen Entdeckungsfahrten des fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts, und er würde ein Anführer der Kreuzfahrer oder ein kühner Reisender geworden sein und durch seine Beredsamkeit, sein. Beispiel eine Menge Menschen von demselben abenteuerlichen Charafter mit fortgeriffen haben. In unserer Zeit wurde er der Dichter des Räuberhauptmanntums, der Reisen, der stürmischen Abenteuer, diejenigen, die im Mittelalter seine Kreuzzug- oder Entdeckungsreisegefährten geworden wären, bleiben heutzutage einfach seine leidenschaftlichen Leser und enthusiastischen Bewunderer. So wird das Buch der beste Schuß gegen jene gefährlichen Geistesepidemien, welche in den ungebildeten, unwissenden Zeitaltern, in denen das Ableitungsmittel der Litteratur noch nicht existirte, die mächtigsten Ursachen der sozialen Unruhen jener Tage geworden sind; es wirkt wie die Bazillen, welche die moderne Medizin einimpft, um den Organismus gegen die Krankheit zu schüßen, die dieser Bazillus selbst verursacht.

Frau Emilia Pardo Bazan, die bekannte spanische Roman, schriftstellerin leistet auch im kritischen Fach Beachtenswertes. Kürzlich gab fie in der Revue des Revues einen durch zwei Nummern fortgesetten kurzen und doch klaren und erschöpfenden Abriß der Litteraturgeschichte Spaniens während der legten fünf Jahre. Die Litteraturfreunde werden ihr dies umsomehr danken, als bekanntlich grade die spanischen Litteraturverhältnisse auch dem ge= bildetsten Nicht-Spanier etwas dunkel sind. Nach Frau Pardo Bazan ist das Charakteristische in der litterarischen Bewegung in Spanien feit 1890 der augenblickliche Rückgang des Romans und der Lyrik, dem ein Aufblühen der dramatischen Produktion gegenübersteht: Echegaray und Tamayo haben mit Erfolg die Tradition des großen heroischen Dramas weitergeführt, daneben erschienen realistische Stücke, wie Las Vengadoras (Die Rächerinnen) von Eugenio Selles, Realidad (Wirklichkeit) und vor allem La dé San Quentin (Die von Saint Quentin) von Perez Galdos, dem gefeierten Romancier. Auch Ibsen, der nordische Magus, hat fern im Süd Schule gemacht. Beweis: Enrique Gaspars Huelga de Hyos (Kinderstreik) und Echegarays El Hijo de Don Juan (Der Sohn Don Juans).

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„Ein die Natur- und Geisteswissenschaften gleichzeitig umfassendes Organ", nichts Geringeres will eine neue Wochenschrift Die Aula“ sein, (bei K. W. Vobach, München), die sich an die gesamte akademische Welt wendet, um diese über die gesicherten Ergebnisse der Forschung und über die Strömungen im Kunfileben zu orientiren." Bei der zunehmenden Erweiterung des wissenschaftlichen Arbeitsfeldes hat sich das Spezialistentum herausbilden müssen, dem Spezialisten, der in seiner Einzelwissenschaft Erfolgreiches leisten will, muß notgedrungen der Zusammenhang mit der Gesamtwissenschaft verloren gehn. Diesen Zusammenhang wiederherstellen, den Angehörigen der einen Disziplin mit den legten Ergebnissen auch aller anderen ihm noch so fernstehenden wissenschaftlichen Disziplinen bekannt machen will die neue Zeitschrift. Sie will es durch geeignete Artikel aus der Feder von anerkannten Fachleuten erreichen, die gleichwol einen speziell fachwissenschaftlichen Charakter tragen, so daß sie oben auch die Leute von der anderen Fakultät zu intereffiren vermögen Dem Programm entsprechend hat der inzwischen verstorbene Moriz Carriere eine Art Leitartikel dem Blatte für dessen erste Nummer geschrieben, „Die Einheit des Geistes", die des Philosophen letzte Arbeit gewesen sein dürfte. Professor Kohler, der bekannte berliner Rechtsgelehrte, schreibt in dieser Nummer über römisches und deutsches Recht, Profeffor Hardy in Freiburg vergleicht den Buddhismus und das Christentum, der leipziger Chemiker Professor Ostwald berichtet über den Stand der mechanischen Theorien in der chemischen Wissenschaft, speziell über die Lehre der chemischen Energie Professor Konrad Lange in Tübingen formulirt die gegenwärtigen Aufgaben der Aesthetik. Der Inhalt ist also gewiß umfassend genug, und aus den Titeln der im Prospekt angekündigten Auffäße, die sämtlich Universitätsprofefforen oder den Akademien nahestehende wissenschaftliche Persönlichkeiten zu Verfassern haben, geht hervor, daß im Laufe der nächsten Hefte auch die Psychologie, die Botanik, die Zoologie, die Mathematik. die Astronomie, die Litteratur, die Syriologie, die Musik, die Politik, die Sprachwissenschaften aller Art u. s. w. in den Kreis des Blattes gezogen werden; es scheint also halten zu wollen, was es verspricht: alle Wissensgebiete gleichzeitig und gleichwertig zu umfassen. Ob derart, daß Studirte und Studirend aller Fakultäten sich durch diese Abhandlungen in allen Fakultäten orientirt fühlen werden, hängt von den mitarbeitenden Professoren ab.

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Unter dem Titel „Nada“ hat in Bosnien und der Herzego= wina eine illustrirte Zeitschrift zu erscheinen begonnen, die der Welt ein getreues Bild des allgemeinen Kulturzustandes in den südslavischen Ländern geben“, für diese Länder ein geistiger und künstlerischer Mittelpunkt sein und ihnen zugleich die Kenninis des Kulturzustandes der übrigen europäischen Bölfer vermitteln will. Zu diesem Zweck wird das Blatt historische und kritische Studien über die litterarische, künstlerische und wissenschaftliche Bewegung aller Nationen bringen, wird die serbischen Volkslieder, wie sie die „Guslari" auf den Dörfern singen, Legenden und Erzählungen sammeln und zu gleich mit der Musikbegleitung veröffentlichen. Auch den im Aus lande wenig bekannten Volksfitten und alten Volkstrachten der Bewohner Bosniens und der Herzegowina will das Blatt seine Aufmerksamkeit zuwenden. Gute Illustrationen sollen, so kündigt die Redaktion an, die Schönheiten unserer Natur und das Leben unserer und der befreundeten Volksstämme zur Darstellung bringen." Die „Nada" wird von der Regirung unterstüßt.

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Chronik der bildenden Künste.

Die Kreuzabnahme" von Böcklin, welche vor fast 20 Jahren entstanden ist und bei ihrem ersten Erscheinen mit einer wahren Flut von schönen“ Worten begraben wurde, ist gegenwärtig bei Schulte ausgestellt. Inzwischen haben sich die Zeiten bedeutend gewandelt. Böcklin ist heut neben Menzel die anerkannteste Größe und zumal unter der neuen Generation hat er eine übergroße Schar begeisterter Verehrer gefunden. Mehr als irgend ein anderer Künstler hat er die Jugend zu sich herangezogen und aller Orten wird er als ein Führer, als ein gottbegnadeler Künstler empfunden. Den konkretesten Ausdruck hat diese Verehrung durch die bekannte Radirung erhalten, welche Bödlin von Mar Klinger gewidmet wurde. Von ihm bis Lippisch und Müller-Schönefeld herab schlingt sich ein Vand der Verehrung für den großen Koloristen.

Neben der Kreuzabnahme Böcklins hängen Bilder von den beiden leztgenannten Künstlern, und sie bestätigen von neuem deutlich die Falschheit des Sages: daß nicht gute Bilder in der Umgebung eines guten dem guten schaden. Für die Kreuzabnahme sind die Arbeiten von Müller-Schönefeld und Lippisch die denkbar beste Folie geworden, und ich habe Furcht, daß die koloristische Wirkung der Kreuzabnahme, in der fast ausschließlich ihre Bedeutung liegt, neben anderen farbig-feinen Bildern (etwa von Besnard, Whistler oder Harrison) sehr leiden könnte.

Die Welt der Kunst sieht heut unglaublich anders aus als vor zwanzig Jahren. Während damals als selbstverständlich galt, Böcklin mindestens für sehr seltsam zu halten, ist es heut fast ein Verbrechen, etwas von ihm nicht bewunderungswürdig zu finden. Man ist von der vollständigen Ablehnung zur unbedingten Bewunderung übergegangen, und uns scheint, daß auf der einen Seite ebenso wie auf der anderen Maß zu halten" nicht verstanden wird.

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Ich bewundere Böcklin aufrichtig. Seine Bilder in der Schackschen Galerie in München waren mir ein Horn des Genusses. Ebenso haben mich der Eremit" in der Nationalgalerie, die Toteninsel“, „das Spiel der Wellen“ und viele, viele andere Bilder unzählige Male zur Begeisterung hingerissen. Ich bin entzückt von der überschwenglichen Schönheit seiner Farbe, von der tiefen Einfachheit und Zartheit der Darstellung seiner göttlichen seelischen Erlebnisse, dem Uebermut seines Humors und der tiefen, elementaren Größe seiner dämonischen Natur.

Ich habe die Kreuzabnahme" wiederholt gesehen. Ich habe mich gelabt an dem pretiösen Reichtum, den entzückenden, landschaftlichen Details, an dem Kopf der Mutter Maria, die wie versteinert in ihrem entseßlichen Schmerz ist, und ich habe die seelische Vertiefung Josefs von Arimathia redlich bewundert. Aber erschreckend schien mir die minutiöse deutliche Auspinselung der Haare Josefs und Christi; ferner die Leiber der Verbrecher am Kreuz, und am meisten der Körper des Vielbeweinten selbst. Und ich ging von Böcklin zu den feinen, formalistisch überlegenen Holländern, die in dem anderen Saal hängen. Ich ging zu Böcklin zurück und ging nochmals zu den Holländern, und die technische Unschönheit und Ungeschicklichkeit, die konventionelle Magdalena, der schreckliche Christus, und die rielen Unzulänglichkeiten und klassizistischen Reminiszenzen peinigten und verfolgten mich förmlich. Ich konnte zu feinem einheitlichen Eindruck gelangen, troßdem ich, wie schon gesagt, das Bild oft und zu allen Tageszeiten sah. Nur ein ein einziges Mal bezwang mich das Bild und ich vernahm die vollen Orgeltöne der grösten menschlichen Tragödie. Es war an einem hellen, wunderschönen Tag zwischen 12 und 1 Uhr. Ich stand in dem elektrisch erleuchteten Saal, betrachtete das Bild und wurde von den alten Zweifeln gequält. Da auf einmal erflangen helle, siegesbewuste Töne und es drang in den gelverleuchteten Raum, in dem nur leise gesprochen wurde, fraß und brutal das schreiende, rücksichtslose Leben. Dieser Riesenkontrast zwischen dem unaussprechlichsten menschlichen Elend auf der Leinwand Böcklins und den Fanfaren da draußen ließ mich erschauern und ich flüchtete hinaus, wo der feste Schritt Fortinbras' bei klingendem Spiel den Asphalt der „Linden“ trat.

Eine kleine, fast geschichtliche Ausstellung von Werken französischer | Künstler ist augenblicklich bei Gurlitt eröffnet. Wenn auch nur wie ein Echo der großen Bewegungen, welche die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts erfüllten, ist doch selbst hier die Entwicklung von der Echule von Fontainebleau an bis auf unsere Tage deutlich wahrzu-| nehmen. Freilich, wünschenswerter wäre, die besten Bilder aller dieser Epochen beisammen sehen zu können und nicht nur an dem, was der Zufall an den Strand warf, die stetig aufwärtssteigende Linie moderner französischer Kunst verfolgen zu können Die hier ausgestellten Arbeiten aus der Schule von Fontainebleau geben nur ein schwaches Bild von der Bedeutung und der Höhe der damaligen Malerei und zumal Corot, der genialste Landschafter dieser Gruppe, ist überaus mäßig vertreten. Was für enorme Unterschiede zwischen einst und jest, zwischen den modernen Pleinairisten und den Malern von Fontainebleau! Sie hatten noch ein gut Teil der Dunkelheit altmeisterlichen Kolorits in ihren Augen, und die stralende Sonnenhelligkeit hatte ihre Palette noch nicht beschienen. So weit ab sie der Wahrheit der Natur in der Anschauung der Farbe standen, ebenso weit entfernt waren sie der unstilisirten „kunstlosen“ Wiedergabe der Form und der Zeichnung. Einen fleinen Beigeschmack konventionell schöner Auffassung der Dinge haben jene Maler, und besonders die Bilder, die hier ausgestelt und die großenteils nicht gut sind, bestätigen dies. Ganz besonders deutlich zeigen einige Landschaften mit stilisirten schlanken Bäumen von Rousseau, welche Jugendarbeiten zu sein scheinen, noch die Befangenheit in klassizistischen Formen. Alles das ist natürlich aus der Zeit ihres Entstehens heraus erklärlich und genügt es, nur daran zu denken, daß damals der Klassizismus mit seinen konventionellen, schönen, glatten, gipsfigurenartigen Menschen überall gepflegt wurde. Natürlich konnten die ersten dagegen anstürmenden Revolutionäre, welche sich wieder hinaus in die Natur flüchteten, nicht gleich alle Traditionen überwinden, und wir finden, abgesehen von den schon erwähnten Anflängen, sogar bei Diaz und Corot selbst die konventionellen Nymphen und Pane in kleinerem Maßstabe, als Staffage, in der Landschaft wieder. Schritt für Schritt ging nun die Entwicklung vorwärts, und wenn heut Künstler wie Monet und Besnard zu so außerordentlichen Leistungen gelangten und ganz frei von den seelenlos, traditionell übernommenen Marimen sind, wird man das der Arbeit Corots, Millets, Courbets und Bastien-Lepages mit zu gut schreiben können. Denn bis jezt hat sich überall gezeigt, daß die Jüngeren auf den Schultern der Aelteren stehen. So gut wie die Fäden von Shakespeare zu Marlowe und Ben-Johnson leiten, ebenso kann man überall die gemeinsame Arbeit aller Geister entdecken, die nur manchmal durch ein ganz seltenes, überragendes Genie unterbrochen zu sein scheint. Aber auch in diesen Fällen find bei näherem Zusehen die verbindenden Glieder wol zu finden; und wenn auch der Abstand z. B. zwischen Chodowiecki und Menzel ein großer ist, so ist doch auch hier der Zusammenhang sichtbar. Aehnlich verhält es sich mit Besnard und Monet, und der gemeinsame Ausgangspunkt bleibt die Schule von Fontainebleau, in der Millet die gröste künstlerische Persönlichkeit ist. Ueber Millet hier zu sprechen, gebricht es an Plaz und Veranlassung: das Bild bei Gurlitt, welches einen Bauern mit Weib und Kind porträtmäßig aufgefaßt darstellt, ist zu geringfügig, um eingehende Erörterungen hervorzurufen. Wie schon gesagt, nur eine Bilder-Nachlese dieser Künstlergruppe ist zur Ausstellung gelangt, und fast vermag Doucet mit einer geschmackvollen Darstellung einer spazirenden Dame in einem Park, Sisley mit zwei Landschaften, die nicht ohne Sonne sind, und Ribot mit fein getönten, altmeisterlich gemalten Bildern mehr zu interessiren. Degas hat mäßige Zeichnungen gesandt, aber troßdem kann Mesplès in der Darstellung von Balleteusen mit der Energie und Sicherheit der Charakteristik Degas' nicht rivalisiren.

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können, und es ist gewiß kein schlechtes Zeichen, wenn sie sogar in München, das bisher nur ein schales Lächeln für alles was aus Berlin kam, hatte, starkes Interesse zu erregen vermag. Zu den interessantesten Arbeiten gehören die von Skarbina, ferner von Hans Herrmann, Dettmann und Walter Leistikow. Der Münchener Fris Wahle, der durch die Ausstellung der XXIV auch in Berlin bekannt geworden ist, bietet überaus geschickte und tonschöne Gouache, die Piglhein und die übrigen Künstler des weltbekannten Kreuzigungspanoramas in voller Arbeit und den ver schiedenartigsten Betätigungen darstellen.

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Der Kunstverein zu Riga in Rußland feiert Ende April d. 3. sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen durch eine mit Beihilfe der Staats- und Stadtbehörden eröffnete Kunstausstellung, die in den besten Werken erster Meister die Kunstentwicklung Deutschlands seit dem Bestehen des rigaer Kunstvereins vorführen soll. Zur Inszenirung dieser Ausstellung ist an die hiesige Kunsthandlung Friz Gurlitt der Ruf ergangen und angenommen worden, aus ihren reichen Beständen Kunstwerke herzugeben. Es werden zu einer würdigen Vertretung der deutschen Kunst seit 1870 folgende Meister vertreten fein: Menzel, Knaus, Hugo Vogel, Mar Liebermann, Böcklin, F. A. von Kaulbach, Lenbach, Thoma, Friß von Uhde, Stuck, Mar Klinger ú. a. m.

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In Paris ist die vierte Ausstellung der vom „Sâr“ Peladan begründeten Genossenschaft der „Rosenkreuzer" eröffnet worden. Die extravaganten Seltsamkeiten Josephin Peladans (der sich selbst den „Sâr“ nannte), und die er einst mit nicht wenig Charlatanismus gemischt zur Schau trug, haben ihm, wie man weiß, bei der Begründung seines Vereins viel Spott eingetragen. Die meisten Künstler scheuten, sich mit ihm gemeinsame Sache zu machen, und besonders war es Puvis de Chavannes, der ihm eine deutliche Absage zuteil werden ließ. Heut aber ist auch Peladan mit dem guten Kern, der in seinen Bestrebungen lag, durchgedrungen, und was einst nur im Salon der Rose-t-Croir zu sehen war, ist jetzt schon überall zu finden.

Freie litterarische Bereinigung zu Elberfeld-Barmen.

Der öffentliche Vortragsabend, den der Verein am 8. April im fleinen Saale des Jünglingshauses zu Elberfeld veranstaltete, hatte den Raum bis auf den lezten Play gefüllt. Die Herren Engels, Bilzinger und Stiehl als Vortragende brachten in wechselnder Reihenfolge, aber mit sehr starkem Erfolge die verschiedenen Nummern des reichen Programms zu Gehör. Neben klangvollen älteren und jüngeren Namen, Goethe, C. F. Meyer, Gottfr. Keller Wildenbruch, Liliencron, Falke, Busse u. a. wurden eine Reihe jüngerer wuppertaler Autoren mit gutem Gelingen eingeführt. Von den älteren, hier lebenden Dichtern sei der zu wenig bekannte Otto Hausmann hier erwähnt, der über eine starke lyrische Begabung mit einer kräftigen Beimischung satirischen Salzes verfügt und im Rheinlande als Dichter manch schönen fangbaren Liedes geschätzt wird. Ueber den gelungenen Verlauf dieseš Abends herrscht nur eine Stimme des Lobes. M.

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