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Stärken und Schwächen so deutlich wieder, daß es sich verlohnt, ausführlich darauf einzugehen. In nächster Nummer werden wir in einem Artikel darauf zurückkommen.

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Die rheinische Metropole bietet nicht gerade einen guten Boden für moderne Litteratur-Bestrebungen. Der Carneval beherrscht dort das Leben, auch in den vernünftigen Jahreszeiten. Und wenn man Kunst will gelten lassen, so hat man ja die Musik und die altheimische Malerei. Um so löblicher erscheint es, daß schon vor mehr als Jahresfrist eine Litterarische Gesellschaft in Köln" gegründet worden ist, die durch Vorträge und Vorlesungen für die neuere Dichtung zu wirken sucht. Jezt kürzlich hat sie zum Besten der Pensions-Anstalt Deutscher Journalisten und Schriftsteller (Siß in München) eine Feierlichkeit veranstaltet und gleichzeitig eine Festschrift" herausgegeben, die uns vorliegt Die Leistungen. der jüngeren fölner Poeten, und auch die der älteren, sind noch keineswegs erschütternd. Ein Mann wie Josef Lauff, der rheinische Julius Wolff, ist die litterarische Größe, der freilich nicht unbedingt Gefolgschaft geleistet wird. Die Hauptsache bleibt indes, daß Empfänglichkeit für den Pulsschlag des Neuen geweckt und somit für späteres Wachstum der Boden bereitet wird. Es ist genug lokale Tradition, namentlich auf dem Gebiet des drastischen Humors, vorhanden, um dieser Hoffnung realen Rückhalt zu geben. F. S.

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Kunst und Polizei. Auch in dem freien Italien bereitet die Bensur der Kunst Schwierigkeiten. Hauptmanns, Weber" sollten im mailänder Manzoni-Theater zur Aufführung kommen, die Polizei jedoch untersagte es und bezeichnete das Stück „als zur öffentlichen Darstellung nicht geeignet", weil die darin geschilderten Vorgänge zu große Aehnlichkeit hätten mit den vorjährigen Ereignissen in Sizilien und der Provinz Massa e Carrara. Inzwischen ist die Aufführung der „Weber“ auch wieder in mehreren deutschen Städten verboten worden. „Die Weber“ sind fraglos heut das verbotenste Stück der Weltlitteratur.

Wir erhalten folgende Zuschrift:

Die Rezension meines Buches: „Jean Paul und seine Bedeutung für die Gegenwart"), veranlaßt mich zu einer kurzen Entgegnung. Der Herr Kritiker nennt mein Wert ein „von liebenswürdigstem Enthusiasmus erfülltes, an kritischem Ertrag armes“ Buch. Es wäre mir nun nichts unliebfamer, als wenn mein auf gewissenhafte Studien gegründetes Werk als Produkt der Schwärmerei" angesehen und etwa mit einer kürzlich erschienenen Apotheose des Freundschaftsverhältnisses Goethes zu Schiller zusammengestellt würde. Mir kam vor allem darauf an, ein wahres Lebensbud des Dichters zu geben, den wirklichen Jean Paul zu zeichnen, den man bisher noch nicht kannte, und im besonderen eine fyftematisch geordnete Darstellung seiner Ideenwelt, feiner philosophischen, ästhetischen, religiösen, politischen, erzieherischen Ansichten und zwar möglichst in des Lichters eignen Worten zu geben. Mit der Richtigkeit meiner Darstellung mit der historischen Wahrheit des Inhalts steht und fällt der Wert meines Buchs; einen Versuch der Widerlegung auch nur einer darin enthaltenen Pe= hauptung hat der Herr Rezensent aber weislich unterlassen. Ich leugne nicht meine Begeisterung für Jean Paul, bin aber weit entfernt, erstere für ein Hindernis einer guten Biographie zu halten. Kennt Herr Meyer Nießsches goldene Worte: „Nur aus der höchsten Kraft der Gegenwart dürft ihr das Vergangene deuten! Nur in der stärksten Anspannung eurer edelsten Kräfte werdet ihr erraten, was im Vergangenen Wissens und Bewundrungswürdiges und Großes ist. Gleiches durch Gleiches! Sonst zieht ihr das Vergangene zu euch nieder"? Das dünkt mich namentlich zur Beurteilung Jean Pauls beherzigenswert. Unserer dekadenten Reit entschwindet allmählich der Maßstab für einen edlen, hohen Charakter. Wie hat man des Dichters unschuldige Naivetät in Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht verkannt und verlästert uneingedenk der unglaublichen

München bei Lüneburg.

Zartheit und Idealität dieser Verhältnisse! Was ist alles über den fonfusen Polyhistor von Bayreuth", den idealen Träumer, der für die realen Aufgaben des Lebens feinen Sinn hatte", die aus. schließliche Herrschaft seiner Fantasie" u. s. w. gefabelt worden! Solche Urteile werden nun wol verstummen müssen, man wird verstehen lernen, welch ein willensstarker, besonnener, urgesunder Denker der Mann war, der mir in seiner wunderbaren, erschütternden und erheiternden Ideenwelt ganz besonders für die Gegenwart der rechte Führer und Erzieher scheint. Das ist auch ein fritischer Ertrag", den der Rezensent sonst an meinem Buch vermißt. Dies herauszufinden, dazu gehörte aber etwas Kongenialität mit dem Dichter, die Liebe und liebende Versenkung in seine Eigenart; denn die Siebe ist der eigentliche Schlüssel der Geschichte", sie macht scharfsichtig, sie führt zu Wahrheiten, die der trockene Attenforscher übersicht oder nicht einmal einfieht. Ich bin übrigens feineswegs blinder Verchrer nnd Nachbeter des Dichters, wie es nach dem Referat scheinen möchte, nur hielt ich es nicht für nötig, den Dichter auf Schritt und Tritt zu beschwägen und dem Leser meine Gedanken statt der Jean Pauls aufzudrängen, wie es Nerrlich tut, der fast mehr von sich und seiner Zukunftsphilosophie als von Jean Paul spricht. Wie ich denke, wird der Leser ohnehin deutlich genug herausfühlen; hat ja ein hoher Gelehrter an meinem Buch rühmend gefunden, daß aus ihm eine „solide, charakterhafte Weltanschauung“ hervorblicke.

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Rezensent vermißt ferner richtige Würdigung der historischen Stellung Jean Pauls. Aber gerade die Erklärung der Mission des Dichters, der bildenden Elemente feiner Eigenart, der Ausläufer und Beziehungen seiner Ideen bis zur Gegenwart, wobei auch die recherche de la paternité nicht zu kurz kommt, bildet den roten Faden und den Hauptgegenstand derselben, wie schon der Titel zeigt. Es können also hier wieder nur die abweichenden Ansichten meines Kritikers, der Jean Paul längst überholt" glaubt, zu solchem Tadel veranlaßt haben, worauf auch die Rüge der mangelnden Ehrfurcht vor fremden Größen" (z. B. Strauß, Gervinus, Spinoza) hinweist. Darüber zu streiten, ist allerdings hier nicht der Plaz; die zahl= reichen Beziehungen der Jean Paulschen Gedankenwelt zu ernsten Zeitfragen machten öftere ausführlichere Besprechungen und Betämpfungen, negativer Geister", die blos Scharfsinn, aber nicht Tiefsinn haben, unerläßlich; nur verwahre ich mich gegen den Vorwurf, einem toten oder totgeglaubten Gegner nach Falstaffmanier gern noch einen Stich in die Wade versezt zu haben.

Dr. Josef Müller.

R. H. Hutton. In England ist sowol die Aufgabe, als die Geltung des Journalisten größer als bei uns. Neuerdings war wieder viel von Mr. Hutton, dem Herausgeber des Spectator", die Rede. Einen Schriftsteller, der im englischen Gedankenleben und der englischen öffentlichen Kritik eine Macht war während der lezten beiden Generationen", nennt ihn Mr. William Wallace in der Scottish Review". Er ist für den Journalismus der lezten fünfundzwanzig Jahre, was Mr. Gladstone der Mr. Gladstone, den er geliebt und verlassen hat für die Politik in derselben Periode war. Die Veranlassung zu der allgemeinen öffentlichen Würdigung Huttons in der englischen Preffe gaben zwei Bände einer gesammelten litterarischen, religiösen und ethischen Auffäße: Criticisms on Contemporary Thought and Thinkers". Ab g sehen von dem inneren Wert dieser Auffäße sind sie den Engländern von heute vorzugsweise intereffant als Beispiele weniger des gegens wärtigen Journalismus als vielmehr des Journalismus der Zufunft. Mr. Hutton ist trog oder sollen wir lieber sagen: bermöge? seiner Stärke als Journalist einer der Piediger seines Zeitalters. Aber kein Brediger hatte jemals weniger Pose und Kanzelmanier. Von den brittischen Denkern der vergangenen beiden Generationen haben am meisten Maurice, Kardinal Newman und der noch lebende Martineau Hutton beeinflußt. Mr. Hutton, der neben W. R. Greg, Walter Bagehot und John Morley steht, fich aber zu den Hierophanten des neuen Journalismus“ im Gegensat befindet, wird nachgerühmt, daß er als Journalist mehr wahre und fluge Dinge mit mehr Nachdruck gesagt hat, als irgend einer seiner Kollegen während der gegenwärtigen und vorangegangenen Generation". Mr. Huttons Aufsäge haben nicht die besondere und rein litterarische Feinheit der Essays in Criticism von Matthew Arnold. Sie haben auch nicht jene köstliche Vereinigung von Bildung und Weltmanstum, die aus Mr. Leslie Stephens Hours in a Library einen wahren Hochgenuß im Schaukelstuhl machen. Sie haben auch nicht jene entzückende Nachdenklichkeit die Nachdenklichfeit eines Wanderers durchs Leben, der Zeit hat, sich in der Schänke auszuruhen und seine Flasche Wein zu trinken, der den goldenen Sonnenuntergang vom Fenster seines Schlafzimmers bewundern kann, obmol er weiß, daß das Ende feiner Pilgerfahrt ein elender Tod ist jene Nachdenklichkeit, die das beste an Stevensons Kunst ist. Selbst wenn er sich in der stärksten, der religiösen, Bewegung

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Sie

befindet, verfällt Mr. Hutton niemals in jene düstere Beredsamkeit, die Mr. Rathbone Gregs Enigmas of Life" wie Orgclgebraus erfüllt. Aber bei all ihren Grenzen und gerade wegen derselben geben Mr. Huttons Arbeiten auf das vollkommenste die Gedankenwelt des gebildeten Engländers wieder, des Engländers von heute, der sich gern auf der Höhe seiner Zeit hält, aber nicht imstande ist, jah und respektlos mit der Vergangenheit zu brechen. reprafentiren die Crême der besten englischen SonntagsnachmittagsUnterhaltung, und sie beschäftigen sich, wie diese Unterhaltungen, ziemlich stark mit religiösen Dingen. Hieraus ergibt sich Mr. Buttons außerordentlicher Einfluß auf das heutige England und zugleich ein Rückschluß auf das geistige Niveau, das seine Schriften erreichen und das allerdings dem kontinentalen Leser bei weitem nicht so imposant erscheint wie dem englischen.

Chronik der bildenden Künste.

G W.

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Es haben sich wieder neue Freunde den alten zugesellt, die in engerem Wettbewerb die erzeptionelle Technik des Wasserfarbenmalens betreiben. Der Stamm der ältesten Mitglieder hat sich jezt bis auf | vierzehn ausgewachsen, also fast verdreifacht. Jest find wiederum vier berliner Künstler der Aufnahme würdig geheißen: Walter Leistikow, Dora Hiß, Julian Falat und A. Schmidt- Michelsen; wie man hört, in der Mehrzahl Namen, die auch auf anderem Gebiete, als gerade der Aquarellmalerei, einen vernehmlichen Wolklang bes sigen. Aber nicht vollzählig haben sie an dieser Veranstaltung mitgewirkt. Gerade Hans von Bartels, der eigentliche zunftmäßige Aquarellist, ist wieder mit nicht einer Nummer vertreten, auch Jules Wengel fehlt. Ueberhaupt ist der wesentliche Reichtum der heurigen Ernte in Qualität und Quantität von nur vier fleißigen fruchtbaren Leuten zusammengetragen, von Leistikow, Dettmann, Skarbina und Hans Herrmann. Und deren feine Künstlerschaft hat auch dafür gesorgt, daß die Gesellschaft so vornehm und vortrefflich repräsentirt, wie in keinem der Vorjahre.

Viel von dem Köstlichen dankt man Leistikow, der in einer ganzen Reihe von anziehenden Gemälden schildert, was der Wald erzählt. Der weiß ihm viel zu sagen; er offenbart ihm seine tiefsten Geheimnisse, sein heimlichstes Weben und stillstes Wesen, und der Künstler vernimmt mit scharfen und feinen Sinnen das leise Flüstern und Rauschen, das durch die Wipfel geht, zwischen den ragenden Stämmen hindurch, über den schattigen Moosboden hin, die einfamen Wege entlang, um die sanften Buchten der dunklen Seen herum. Und der Maler teilt es uns mit, schlicht, prunklos. Das ist das Sympathische, Anheimelude, Vertrauliche seiner Kunst, daß man das technische Eperimentiren nicht merkt, durch das ein Problem gelöst wird. Darum ist man vor diesen Bildern niemals genötigt, sich Rechenschaft zu geben; man genießt nur das Vollendete, ohne die Geschichte mühseligen Entstehens oder selbstgefälligen Schaffens merken zn müffen.

Zu einer gewissen Selbstgefälligkeit verleitet gerade die Technik mit dem waffergefüllten Pinsel; das Aquarelliren ist ein Presto verfahren, es verlangt ein schnelles, bestimmtes Sehen und ein flottes, handsicheres Niederschreiben auf das dürftige Papier. Nicht alle Erscheinungen eignen sich auch für das lasirende Malen. Die Plastik der Materie widerstrebt dem mehr; aber das Licht, das leuchtende und durchschimmernde, ist die Domäne des Aquarells. Das weiß der erfahrene, kluge und geschickte Ludwig Dettmann sehr wol. Er ist ein Könner, der gern zeigt, was er kann, aber auch ein geschmackvoller Künstler in der Wahl seiner Motive. Und ob er auch nicht einer ist, wie Leistikow, der im Walde so für sich hingeht, nichts zu suchen, aber überall sich selbst findet, pürscht er doch nicht mit handwerksmäßiger Beflissenheit nur auf billiges Material am Wege, er genießt auch mit heller Lust und frohem Behagen die. schöne Gotteswelt voll üppiger und zarter Farben. An Dettmanne

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zahlreichen Schöpfungen kann man fast durchweg cine neue Nuance fonstatiren. Er malt keine Sonnenflecke mehr diesmal, jezt gibt er die schattenlose Helle langer Sommerabende, wenn das Tagesgestirn gesunken ist und ringsum die Farben nachglühen oder mälich verblassen. Da hat er denn Vilder geschaffen, die in ihrer Prägnanz und Leuchtkraft Delgemälden gleichen würden, wenn sie nicht duftiger wären.

Auch Skarbina sieht die Dinge in ciner besonderen Farbenschattirung: anf seinen legten Bildern, gerade hier in diesen Aquarellen, kann man eine beharrliche Vorliebe für ein grünliches Gelb und ein rosiges Violett wahrnehmen. llebrigens wirken diese zarten Eigentümlichkeiten durchaus nicht unwahrscheinlich. Ein wie eraft beobachtender Zeichner und Maler Skarbina doch ist, kann man an Friedrich Stahls einzigem Bilde vergleichen, das wol dieselbe Tendenz hat, wie das Genre modisch eleganter Frauen des anderen, nicht aber dieselbe Ehrlichkeit und Solidität: Stahl scheint mit der Natur einen nicht so vertrauten Umgang zu pflegen.

Der reinste Aquarellist, das heißt derjenige, welcher am wenigsten vom Gouache, dem bequemen Deckweiß, Gebrauch macht, ist Hans Herrmann. Dadurch erlangen seine Aquarellen den eigenartigen Charakter, den nur bemaltes Papier geben kann, welches das reichliche Farbwasser aufsaugt und in sich mischt, die flüssig verschwimmende Weichheit der Formen und Löne. Reizvoller noch und bezeichnender als auf diesen venetianischen Motiven kam diese Eigenheit auf den Schilderungen aus dem wasserdunstigen Holland zur Geltung.

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Dora Hiz hat den Begriff Aquarelle auf dem größeren ihrer beiden Bilder etwas weit aufgefaßt. Soviel man bei näh rem Hinsehen erkennen kann, hat sie auch die Pastellkreide nicht verschmäht. Dafür ist die zweite Arbeit eine Wasserfarbenstudie im strengen, englischen Stile. Noah Banger, Arthur Kampf und Julian Falat haben Sachen gemalt und Wirkungen bezweckt, wozu die angewendete Technik weder die notwendigste noch die geeignete ist, und M. Frig hat sich nach dem vorjährigen Miserfolg seiner großen Papierflächen auf ein sehr bescheidenes Maß von Wollen und Vollbringen reduzirt. Und Friz Wahle lich, wie immer bei dieser Gelegenheit, eine ältere Schwarzweißtuschzeichnung aus seinem eigenen Privatbesig her. Wie lange die Serie vom Piglhein- Panorama wol noch vorhalten wird?

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Freie litterarische Hereinigung zu Elberfeld-Barmen.

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Nachdem in der vorlegten, zahlreich besuchten Sigung Ibsens „Klein Eyolf" rezitirt, in dieser vermittelnden Darstellungsform aber, wie die sich anschließende Diskussion ergab. in seiner wunderbaren ticfen Symbolit nur von sehr wenigen erfaßt worden war, widmete der Verein den Abend des 13. Februar einem anderen nordischen Dichter, P. J. Jacobsen, Nordlands grösten Stil- und Stimmungsfünstler. Herr Frit Stoffel gab eine meisterhafte Uebersicht über das Leben und Streben des Dichters im allgemeinen, und eine eingehende Analyse seines Hauptwerkes „Niels Lyhne" im besonderen. Im Anschluß an den Vortrag las Herr Ludwig Stiehl zwei Novellen Jacobfens, Frau Föns" und Der Schuß im Nebel". Zum Schluffe trug der Berfasser dieses, Dr. Apfel, eine Reihe Skizzen Litterarische Momentphotographien" vor, in denen er bekannte Erzähler und Lyriker, wie Sudermann, Lovote, Zola, Baumbach, Buffe u. a. nach ihrem Stile und Stoffgebiete zu charakterisiren versuchte. Leider hatte diese harmonisch verlaufende Sigung sich eines wenig zahlreichen Besuches zu erfreuen. Ein besonderer Grund mag wol mit in dem Umstande liegen, daß ein erst vor wenigen Monaten im Wuppertale aufgetauchter, ehrgeiziger Lagesjournalist, Redakteur eines unparteiischen Geschäfts. blattes, eine fogen. Montagsgesellschaft gegründet hat. In dieser Gesellschaft, die sich bis jest als ein großes Sammelbecken männlichen und weiblichen Dilettantismus gezeigt hat, will der genannte Herr alle Künste, Litteratur und nebenbei auch Wissenschaften allwöchentlich popularisiren und alle Kunstkindlein, so da fingen, spielen, dichten, malen oder sich für diese Künste begeistern, zu sich kommen laffen. Wie alle derartige verschwommene, auf breite Maffen berechnete, mit einem ästhetischen Mäntelchen bekleidete Bestrebungen, erweist auch dieses Unternehmen sich als schlimmster Feind jedes ernsteren und tieferen A. künstlerischen Strebens.

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und den verwandten Geschäftszweigen. Für Buchhändler und Bücherfreunde.

Dieses Blatt wird seit 1. Oktober d. J. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig heraus gegeben und ist allen zu empfehlen, die über die Erscheinungen des deutschen Büchermarktes und die buchhändlerischen Derhältnisse ausführliche und zuverlässige Auskunft erhalten wollen.

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Es erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Seiertage und ist durch die Poft und den Buchhandel zum Preise Schub

von 6 mk. jährlich ohne Zustellungsgebühr zu beziehen. Sür das laufende Vierteljahr (Oktobar bis Dezember 1891) wird
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64. Jahrgang.

Berlin, den 2. März 1895.

Nr. 9.

Auszugsweiser Nachdruck sämtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet Unbefugter Machbruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

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Durchfurcht der Leidenschaften rotes Meer;
Sie kämpft im Einzelkampf und in Geschwadern,
Und entert, trümmert, fiegt, finkt ohne Wehr,
Je nach dem Ausgang, wie sichs trifft beim Hadern.
Denn Ebb und Flut sind jeden Augenblick
Noch mein! Bis sich gesättigt mein Geschick.

Wir nennens Uebergang, wenn schon das Haar
Erbleichen will, und dennoch Trieb und Wille
Sich oft gebärden wie ein Jünglingspaar;
Doch rasch nur aufgefeßt Großmutters Brille,
Und flügellahm wird bald der falsche Aar,
Das Ganze war dann eine Faschingsgrille.

Wie? Ebb und Flut find jeden Augenblick
Noch mein? Bis sich gesättigt mein Geschick?

Sie finds! Dem Satan Dank! Alt ist nur der,
Der andern, sich sein Alter gern versteckt,
Der immer ist sein eigner Gläubiger,
Mit Angst an Gruft und Grab sich immer schreckt,
Des ewigen Gespenstes Märtyrer,
Das ihm die efelgrünen Zähne bleckt.

Fällt mir nicht ein!!! Ich bleibe frisch und jung,
Und mach durch Feld und Wald noch_manchen
Sprung:

Wars in Paris, wo ich zuerst sie fah?
Das schöne Mädchen mit den Dulderaugen?
Wild riefen meine Sinne gleich Hurrah,
Die soll zu füßem Liebesspiel mir taugen.
Allein, ich war ihr nur soso lala,
Sie mochte nicht aus meinem Becher saugen,

Den ich mit Weinlaub ihr entgegen hielt;
Sie hat mich halb verächtlich angeschielt.

Ein Zufall wars, ein kleiner Scherz, nichts weiter,
Daß meine Freunde ihr nachher verrieten,
Ich sei, wirklich, Salto-mortale-Reiter,
Der seinem Namen Rücksicht müßte bieten.
Mit meiner Sippe wär ich ein Entzweiter
Deshalb, doch reich versehn mit Geldkrediten.

Sie wüßten das aus ganz bestimmter Quelle,
Nur augenblicklich hätt ich keine „Stelle“.

Ich lachte, als ich das von jenen hörte,
Zuerst wars mir fatal, doch ließ ichs gelten,
Als ich bemerkte, daß sies nicht empörte,
Im Gegenteil, ich schien aus andern Welten
Ihr nun zu sein, an dem sie nichts mehr störte,
So fams, daß wir uns ziemlich rasch gesellten.

Den Weibern ist ein Künstleehr" immer echt,
Und kommt er aus dem Zirkus, dann erst recht.

's ist wunderbar! Je leerer solch ein Fant,
Je länger er die Locken trägt, die Nägel,
Tenort er himmlisch" nur, schwaßt Zuckerkand,
Und ist er auch dabei der gröfte Flegel,
Sie sind dann bis zur Wut in ihn verrannt,
Wo bleiben Schopenhauer, Kant und Hegel!

Verrückt macht sie der dümmste Pianist,
Hat Hände nur und Haar er wie Franz Liszt.

Ich wußte meine Rolle gut zu faffen,
Ich lehrte reiten sie auf meinen Pferden,
Und brauchte bald nicht ängstlich aufzupassen,
Sie konnt allein schon mit sich fertig werden,
Als fäm sie aus dem Lande der Zirkassen,
Saß sie im Sattel wie auf Mutter Erden.

Sie überritt des Teufels Knickebein; Talent zum Reiten muß geboren sein.

Mein „Honorar" war holder Liebeslohn
Nachts, durch ein Pförtchen, fand ich einen Garten,
Stets fäuselt dort ein Aeolsharfenton,
Und niemals ließ fie lange auf sich warten,
Dann saß ich bei ihr unterm Gnadentron,
Um den sich tausend Amoretten scharten.

Die Pforte und den Garten werd ich nie
Vergessen. Manon? hm, comme ça, comme ci.

Nur eines machte Sorge mir zuweilen,
Sie ritt zu toll, ihr gabs kein Hindernis,
Sie schien den eingeholten Sturm zu speilen,
Der Bliz war gegen sie ein Schattenriß,
So blendend, o entzückend, war ihr Pfeilen.
So sehr ich frauser Stirn mich auch befliß,

Was fonnt ich machen, doch als Feigling nicht
Vor ihr erscheinen, als ein Leichenlicht?

Es war ein Wintertag, der Märzschnee schmolz,
Und an den nackten, schwarzen Stämmen rann
Die Feuchtigkeit und zeigte grün das Holz,
Schon wäscht und koppelt Freya ihr Gespann,
Die ersten Frühlingsfahnen flattern stolz,
An Baum und Pflänzchen pußt der Wurzelmann.
Erstaunt erwachen Fledermaus und Kröten,
Die Knaben schnigen erste Weidenflöten.

An solchem Tage ritten wir zu zweit,
Die Whitheartstute fie, ich meinen Senner,
Den Sennerhengst Lippspringe. Weit und breit
Gab unsern Pferden ersten Preis der Kenner.
Wir trabten. Zwischen beiden schien ein Streit,
Wer wol von ihnen sei der beste Renner.

Flach ausgefächert lag vor uns das Land,
Ein linder Wind fängt Manons Nackenband.

Fern zieht der Fluß, er treibt mit großen Schollen,
Grad auf ihn zu geht unser starker Trab,
Wir wollen wenden, aber was heißt wollen!
Die Tiere schrammen ab: Lebwol, Schabab,
Hengst, Stute legen sich ins Zeug, die tollen,
Es breitet sich vor uns das naffe Grab.

Mit legter Kraft versuchen wir zu hemmen,
Mit aller Macht die Gäule abzuflemmen.

Vergebens! Ehe die Sekunde fich
Erneut, ein Sprung, klatsch, sind wir drin im Fluß ;
Uns, unsern Rossen reißt sich fürchterlich
Das Eis ins Fleisch, der greulich falte Guß
Sticht, schneidet uns wie Dolch und Messerstich,
Der niederträchtigste Willkommenfuß.

Die Vorderhufe schlagen immer wieder

Sich Bahn. Umsonst! Es zieht Neptun fie nieder.

Noch immer weiter arbeitet der Huf,
Auf morscher Decke festen Halt zu fassen.
Wo knirschend sich das Treibeis Türme schuf
Und Mauern, und sich schob zu festern Gaffen,
Von neuem brichts! Weithin schallt unser Ruf,
Der Trost des Echos selbst hat uns verlassen.

Die Krähen nur, die äfend mit uns trieben,
Sind mürrisch, flügelschwer uns treu geblieben.
Wir konnten zu einander nicht gelangen,
Es dehnt sich mehr und mehr der Zwischenraum,

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