Billeder på siden
PDF
ePub

hingegen frischt Hériffon („Cabinet noir" 1887) sie wieder auf und Taine fällt natürlich auf jedes Ammenmärchen hinein, das zu seiner vorgefaßten Absicht paßt, die höchst deduktiv seine angeblich induktive Analyse von vornherein schwarz färbt.

Wir fönnen uns auf solch__unsaubere Schmutz forschung nicht näher einlassen. Ein Kapitel vermissen wir schmerzlich in Massons Buch: über Madame Jérôme Bonaparte, geb. Patterson, deren Memoiren 1888 erschienen sind. Diese famose resolute Person nahm von einmaliger Unterredung mit ihrem bösen Schwager, der seinen Bruder zur Scheidung kommandirt und ihn an eine württembergische Prinzessin verkuppelt hatte, eine solche Verehrung für Lebzeiten mit, daß sie ihrem Sohn einschärfte: er brauche sich nicht um seinen Vater, den Lump, zu kümmern, aber müsse immer begeistert seines erhabenen Onkels gedenken. Nachher lebte und starb diese amerikanische Napoleonide mit Mutter Lätitia, die in ihr ein würdiges Familienglied des Klan Bonaparte, Geist von ihrem Geist, erkannte.

|

Man muß sich beeilen.

leihungen das Wort „Erkennung" (nomination) an. Deshalb wich seine Sehnsucht nach legitimen Erben aus der logischen Bahn. Dem Genie versagt ein Naturgesetz lebensfähige direkte Nachkommen, der kleine König von Rom" wäre spurlos untergegangen wie sein Bastardbruder Léon, dem Masson ein eigenes Kapitel widmet. Ahnung dieses Naturgefeßes umschattete Napoleon selber: „Ich bedaure meinen Sohn,“ und schon 1809 feufzte er: mit mir endet das Empire". Für seine Zeitlichkeit, ja, aber auch heute noch unterjocht sein Andenken das französische Volksgemüt, wie die zahllosen neuen Prachtwerke (diese Weihnachten allein wieder zwei vom ersten Range, Preis 35 Francs) und Studien über das erste Empire beweisen. Sogar als Bilderbuch für die Kindergeneration mußte 1893 die Napoleonische Heroika herhalten. Der Dom der Invaliden bleibt ein nationaler Sammelpunkt. Wohin er seine Hand legte, ob auf den Côde oder den Mont Cenis — alles monumental, vom Hauch des Unvergänglichen umwittert. Was gelten die Frauen im Dasein eines verkörperten Weltwillens! Das Was haben wir mit unsern ironisch gewürzten Be-Herrschen ist kein Ballett mit tanzenden Fräuleins, sondern leuchtungen der Macchiavellipolitik dieses legten Römers, ein erustes Trauerspiel mit wenig Liebe und viel Kabale. der auch wie seine Altvordern über „punische Tücke“ biedermaierte, wenn seine Gegner ihm gleiches mit gleichem vergalten, für unsere psychologische Diagnose erreichen wollen? Daß man sich durch Massonsche Optimismen ebensowenig täuschen lassen soll, wie durch die umgefehrten Besudelungsversuche. Derselbe Gefühlvolle, der 1806 beim Abschied von Josefine in Ohnmacht fiel - warum schweigt Masson wieder von diesem authentischen Vorfall? -, umgarnte im selben Atem den arglosen Kurfürsten von Hessen wie eine Spinne im Neß. Nicht mit Herkömmlichkeitsmoral darf man dem Riesen des Willens nahen. Umsonst möchte die Pseudodemokratie jeden in eine Gleichheitsuniform preffen. Wo verzehrendes Feuer lodert, da wohnt auch das Licht. Wol mag man jene Charlatanherrscher abschütteln, die nur von eitelm Firlefanz glizern, aber jede Revolution endet in Diktatur, denn die sogenannte Selbstregirung der Masse zernichtet sich in sich selber. Hinter dem persönlichen „Egoismus“ stand der Genius der Weltgeschichte und predigte der aus Rand und Band geratenen Demokratie: Stoßt nur die Troßbuben, die sich Purpurröcke zurecht schneiderten, zur Bagage zurück, aber ihr selber marschirt in Reih und Glied! Den Marschallsstab trägt männig lich in seinem Tornister; kann man aber kein Marschall werden, so sei man ein braver Soldat und erkenne seinen Führer, wenn ein solcher die Stimme erhebt. — Aus der Maffenströmung, welche die Scheinautoritäten bricht, ringt sich immer wieder glorreich empor der Sieg der Individualität. Nur das große Ganze als Moralmaßstab im Auge halten, das heißt wahre Umwertung der traditionellen Werte. Nur eigene Kleinlichkeit macht blind für schicksalmächtiges Heroentum. Seiner Sendung" war sich Napoleon vollbewust, wie zahllose Donnerworte verkündeten. Denn Genius ist nichts als klareres Bewustsein des Unendlichen. Talleyrand (II 123) nennt seinen alten Gebieter dupe de son imagination". Derlei anmaßende Urteile zeugen nur von dreifter Ueberhebung, denn diese Imagination" entspricht unmittelbar dem logischen Unbewusten, aus den Tiefen des Weltganzen aufgewühlt. Das Genie ist sich selbst Geset, sein einziges Unrecht ist Selbstwiderspruch. Widerstand steigert nur feine hypnotische Ansteckungskraft, bläst seinen Willen zur Macht" zu lichteren Flammen an.

[ocr errors]
[ocr errors]

Herder fagt sehr triftig in seiner „Philosophie der Geschichte", Band I, Buch 9: Alle Regirungen sind nur aus Not entstanden und um dieser Not willen da." Logisch wendete Napoleon für seine Königstitel Ver- |

Von

. Slatowratski.

Aus dem russischen Original überfegt von Adolf Garbell.

IV.

Es war Herbst geworden. Auf einer schmußigen Straße einer abgelegenen Gegend Petersburgs schritt ein Mädchen, etwa 23 Jahre alt, in einem schwarzen Kleide und einem abgetragenen Paletot einher; über die Schultern war ein Plaid geschlagen, und auf dem Kopfe trug fie ein schwarzes Hütchen.

Ein feiner Regen, mit Schneeflocken vermischt, rieselte heiab. Der Morgen war grau, falt und finster... Das Mädchen blieb einen Augenblick stehen, zog_eilig einen Zettel aus der Tasche, auf welchem ein Stundenplan verzeichnet war. Einige Augenblicke studirte sie ihn, sah dann nach ihrer kleinen alten Taschenuhr aus Nickel Biertel auf neun. Das Mädchen ging in der Richtung und sette ihren Weg hastig fort. Die Uhr war ein nach dem Nikolajewschen Hospital, wo die medizinischen Vorlesungen für Frauen gehalten wurden. Man konnte es ihr leicht ansehen fie war eine Studentin. Nach fieberhaften Eile, die ihrem ganzen Wesen anzumerken dem unruhig in die Weite schweifenden Blick, nach der war, zu urteilen, strebte sie augenscheinlich in Eile irgendwohin, und man merkte es sofort, daß diese Eile ihr gradezu zur Gewohnheit und Notwendigkeit geworden war und ihrem ganzen Wesen, ihrem Gange, ihren Gesten und ihrem Kostüme einen charakteristischen Stempel aufgedrückt hatte.

[ocr errors]

Wie sehr übrigens das Mädchen auch besorgt war, so schienen jedoch ihre Gedanken sich heute auf etwas zu konzentriren, das nichts mit den Vorlesungen gemein

hatte, noch mit der schmußigen Straße, den langen | Aber was wichtiger war ich fühlte, daß plöglich Kasernen des Nikolajewschen Hospitals, noch mit den etwas Neues, daß mir noch ganz unbekannt gewesene Stunden, die fie faulen und fleißigen Schülern und Empfindungen in meiner Seele aufstiegen. Ich erinnere Schülerinnen erteilte, noch mit dem Abgangsexamen, das mich, daß ich heftig erregt war. Alle blickten auf mich, vor der Türe stand. wie auf ein Wunder, sogar alle unsere Schülerinnen, als ob ich in der Tat eine Heldin wäre, als ob ich wirklich eine ungewöhnliche Tat vollbracht hätte!

Sie begegnete Gymnasiastinnen, die nach der Schule eilten, und eine von ihnen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich Sie blieb stehen und sah ihr nach. „Das muß eine Schülerin der leßten Klasse sein," dachte sie. „Mir scheint, daß ich zu jener Zeit, als ich noch in unserem Städtchen weilte, ihr sehr ähnlich gesehen habe.. Die selbe unbestimmte Haft nach etwas, derselbe irrende Blick und dieselbe Unkenntnis ihrer Zukunft, Kräfte und Wünsche Gott! Und wiederum sind fünf Jahre verfloffen Und welche Jahre! Welch ein neuer Horizont hat sich vor mir eröffnet, welche Maffe neuer und unerwarteter Eindrücke habe ich empfangen! Und welch eine Form hat mein Leben angenommen! Eine Form die mir ganz unbekannt gewesen. Hatte ich denn vor fünf Jahren nur eine Ahnung, was mit mir geschehen würde? Es ist erstaunlich, wie alles sich so unbegreiflich gestaltet hat! Oft denke ich, daß wir folch fleine, nichtige Geschöpfe find, mit all unserem Wissen, unferem Willen, mit all unserer Energie . . . Wenn sich der oder jener an und für sich ganz unscheinbare Um stand nicht ereignet, wenn ich nicht zufällig jenes Gespräch zweier Gymnasiastinnen gehört hätte, so wäre ich vielleicht nicht hier, wären auch die Meinen nicht hier, und ich würde nicht dieses Leben führen Mein gegenwärtiges Leben wäre ein anderes, meine Zukunft eine andere gewesen. . . Vielleicht wäre ich schon längst an den jungen Juristen verheiratet gewesen (er soll jest schon Staatsanwalt sein) hätte Kinder, Dienstboten, Ammen, eine Wirtschaft, hätte Abendgesellschaften gegeben, Besuche gemacht und empfangen, Romane gelesen und Theater besucht... Und der Vater wäre zufrieden oder wenigstens materiell gut fituirt . . Mein Mann hätte ihm gewiß Stellung verschafft Die Mutter hätte wieder einen Hut getragen, hätte keine Wäsche gewaschen, fein Wasser getragen... Und das hätte sich alles im Verlaufe eines Monats, einer Woche vollzogen! .. Gleich nach Schluß der Examina wäre meine Hochzeit gewesen Und plöblich Wie genau ich mich auf die Szene befinne! Da waren wir Examinandinnen alle versammelt, um das Resultat der Prüfungen zu vernehmen... Da erschien die Direktrice mit einem Protokoll in Händen, ihr folgten alle Mitglieder des Schulrats. Ich fühlte, daß alle Blicke auf mich gerichtet waren. Da tritt die Direktrice auf mich zu und reicht mir die Hand: alle lächeln und gratuliren mir, weil mir die goldene Medaille zugesprochen worden ist. Die Direktrice sagt mir, daß ich das leuchtende Gestirn nicht allein unseres Gym nasiums, sondern des ganzen Gouvernements sei, daß ich die Ehre aller unserer Frauen, unserer jungen Frauenbildung aufrecht erhalten habe; daß jeßt durch meine Fortschritte, meinen Eifer und Fleiß die Existenz des Gymnasiums gesichert sei; daß ich die auf mich gesezten Hoffnungen glänzend erfüllt habe; daß die Feinde der Frauenbildung durch mich entwaffnet seien! ... Bravo, Nadaschda Pobedinskaja*), in Ihrer Person haben wir alle gefiegt! Nicht umsonst tragen Sie einen solchen Vorund Familiennamen', ruft die Direktrice, gutmütig dabei lächelnd

Nein, das hatte ich nicht erwartet, solch einen Triumph nicht. Ich fühlte, daß ich mich kaum auf den Füßen hatte halten können, daß mir die Hände zitterten.

*) Siegreiche.

Endlich war das Verlesen des Protokolls zu Ende. Die lärmende Menge der Schülerinnen zerstreute sich im Saale. Noch immer ein wenig zitternd, ging ich mit meiner Freundin an eins der Fenster und sprach über etwas mit ihr, wobei ich aber sehr unaufmerkjam war. In demselben Augenblick nämlich unterhielt sich eine meiner Kameradinnen sehr eindringlich inmitten einer kleinen Gruppe von Schülerinnen, Es war das ein Mädchen einfacher Herkunft, aus einem entfernten Kreisstädtchen gebürtig, und die älteste unter uns. Sie war gleich in die leßte Klasse eingetreten, und man erzählte sich, daß sie früher Lehrerin gewesen, dabei in ihrer freien Zeit sich selbst weiter vorbereitet habe, bis sie eben in die leßte Klaffe eintreten konnte. Ich muß gestehen, daß wir ihr gegenüber alle Kinder zu sein schienen. Aus irgend einem Grunde fürchteten wir sie alle, mieden ihre Gesellschaft und sprachen mit ihr ungern, auch dann, wenn fie ein Gespräch anknüpfte. Sie las gewiffe Bücher, die feine von uns gelesen hatte, sie kannte solche Seiten des Lebens, die uns fremd waren; fie sprach immer so ernst, wenn wir scherzen oder lachen wollten oder wenn wir uns beeilten, die Aufgaben zu machen

[ocr errors]
[ocr errors]

Jest hörte ich, wie sie zu der um sie versammelten Gruppe, indem sie sich ans Fensterbrett lehnte, sagte: Nun, meine Herrschaften. oder wie soll ich Sie jett tituliren was werden Sie jetzt beginnen mesdames? Wohin geht es jest? Werden Sie heiraten? Sich zur Ruhe begeben? Sind Sie müde?... Viele von Ihnen sollen ja schon Bräutigams haben Ja sogar die Krüilowa das war die kleinste und die am wenigsten entwickelte unter uns Abiturientinnen soll schon einen haben... Dabei zeigte sie lächelnd auf die Krüilowa. fie lächelnd auf die Krüilowa. Die Krüilowa lachte, wurde darüber aber ganz rot. Wir alle brachen in ein Gelächter aus.

Doch Scherz beiseite... Ich wundere mich immer über die Töchter unserer Beamten, Handelsgehilfen, Geistlichen und aller dieser Berufszweige... Ich begreife sie nicht... Da besuchen fie ein Gymnasium, das von der Landschaft unterhalten wird, besuchen also und absolviren die Schule auf anderer, der Bauern Kosten, erhalten goldene Medaillen und verheiraten sich. Dann auf einmal spielen fie Karten, geben Soireen, tanzen auf denselben," machen und empfangen Besuche und lesen Romane. Es ist erstaunlich! Und was noch mehr ist, es scheint ihnen, daß sie Heldinnen seien, daß sie jemandem einen großen Gefallen erweisen. Meiner Ansicht nach ist solch eine Handlungsweise einfach häßlich und verächtlich.'

Und die Sprechende zuckte die Achseln, um ihre leßten Worte cindringlicher zu machen. Alle Umstehenden schwiegen und hörten sie mit einem Gefühle zwischen Furcht und Angst an, als ob sie wirklich eben eine große Unart begangen hätten.

,Pobedinskaja! wandte sie sich plöglich an mich und sah mich halb von der Seite an: Sie wollen sich ver heiraten... und haben eine goldene Medaille erhalten? können, weil sie ihre Zeit, wie sich die Klaffendamen aus(Sie selbst hatte nur mit Mühe ihr Examen machen drückten, auf das Lesen unnüßer Bücher" statt auf ihr Studium verwandt hätte.)

,Und Sie auch, Fräulein Potrowa? Sie auch, Fräulein Kolzow? Und auch Sie, mesdames? . . .

In diesem Augenblicke, sagte die Direftrice laut: Nun, Kinder, jegt fönnt ihr euch erholen! Lebt wol, seid heiter, fröhlich und glücklich!'

Selbstverständlich ist es jetzt Zeit, sich zu erholen. Was soll denn sonst noch kommen? versezte jenes ernste Mädchen.

Ein allgemeiner Aufbruch begaun.

Ich weiß nicht recht, doch scheint es mir, daß, troß dem es uns gewiß sehr schwer gewesen war, hier uns durchzuschlagen, und troßdem wir weiß Gott viel durch gemacht haben, ich dennoch keine schwereren Minuten durchlebt habe, als damals.

Das Gymnasialgebäude hatte ich wie im Traume verlassen. Ich merkte nicht, ob ich schnell oder langsam, allein oder in Gesellschaft der Freundinnen gehe. Ich erinnere mich nur, daß es mir in den Schläfen hämmerte, ich bald rot bald blaß wurde, und die verschiedensten Gedanken mir durch den Kopf schwirrten: Triumph, Schmach, Freude, Verzweiflung, der Wunsch, mich zu erholen, wenn auch nur physisch, und der Entschluß, feine Zeit zu verlieren, sondern sofort mich auf den Weg zu machen und weiter zu arbeiten. Doch wie sollte ich fortgehen? Das wäre Wahnsinn, eine Unmöglichkeit gewesen!... Die Meinen verlaffen? Und wieder der Gedanke an Vater und Mutter... Und er war jest so gut, so munter . . . er war ja seit einiger Zeit wie neugeboren!.

lich_der_schweigfame Vater, die Mutter befreuzigt sich_fast beständig, und die kleine Schwester betrachtet aufmerksam die andern Baffagire. Obgleich fie alle fich gegenüber fißen, vermeiden sie es einander anzusehen. Und wenn ihre Augen denen des Vaters oder der Mutter begegnen, so beginnt ihr aus einem unbestimmten Grunde heftig das Herz zu schlagen; sie errötet und senkt ihren Blick.

...

Sonderbar! Sie mußte in Gedanken immer den Zug mit einem Schiffe vergleichen. Ihr schien, daß auf diese Weise Kolumbus seine Entdeckungsreise zurückgelegt haben müßte... Ringsherum der unendliche Ozean. Das Schiff durchschneidet schaukelnd die Wellen, das Tauwerk knarrt, die Reisegefährten stehen schweigsam auf dem Verdeck und sehen fragend bald in die unbekannte Ferne, bald auf den hohen Mann, der vorne steht, die Arme über die Brust gefreuzt, und nach dem im Nebel gehüllten Horizonte ausschaut. Auch er senkt die Augen, als seine Blicke denen seiner Gefährten begegnen. O, er weiß es doch so genau, was diese Augen für Fragen an ihn stellen, er ist sich vollständig der Verantwortlichkeit bewust, die ihm das Geschick auferlegt hat.

Und es schien ihr, daß auch ihm das Herz dabei erstarren müsse, ihm, dem großen, starken Mann, wie es jest ihr erging, ihr, dem schwachen, magern, fraftlosen Mädchen.

Darauf zieht vor ihrem geistigen Auge ein anderes Bild vorüber. Sie sieht sich in ein feuchtes, kaltes Quartier auf der Wüiborgschen Seite verseßt (fie wohnten damals dort). Alle drängen sie sich in einem kleinen, halbdunklen Stüb"Nun, Nadetschka!" sagten der Vater und die Mutterchen zusammen, da sie die beiden andern Stuben verzugleich, als sie mich mit herzlichen Küffen bewillkommt hatten... Und die Mutter freute sich so sehr, daß ich mich jetzt endlich erholen werde, und sie machte immer von neuem das Zeichen des Kreuzes über mich.

[ocr errors]

Doch was dann weiter geschah, dessen erinnere ich mich nicht mehr. Es waren drei unaussprechlich schwere Tage für mich verstrichen. Dann lag ich am Nerven fieber darnieder, und vor der Krisis habe ich wieder ähnliche drei Tage durchgemacht..

Der Vater war in all der Zeit besonders zärtlich gegen mich. Einmal kam er an mein Bett, sette sich auf den Bettrand und begann mir das Haar zu streicheln. Als er mich ein wenig beruhigt hatte, sagte er: „Wenn du nach dem Saale gehen wolltest, Nadetschka, es würde dir vielleicht besser werden."

„Ich will nicht, ich liebe ihn nicht", schrie ich auf, ohne selbst zu wissen, was ich sagte und weshalb ich es tat Doch ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich werde gleich gehen und es ihm sagen," rief ich und sprang schnell aus dem Bett, erkannte aber gleich, daß ich etwas Unvernünftiges begehen wollte, daß ich irre redete, daß ich von Sinnen sei.. Der Vater war ganz blaß ge= worden sogar ich bemerkte es. Er legte mir seine falte Hand auf meine heißen Lippen, legte mich ins Bett zurück und verließ das Zimmer..

[ocr errors]
[ocr errors]

mietet haben. Es ist Abend... Pobedinskaja kehrte von einer Stunde zurück. von einer Stunde zurück. Vor der Pforte sind viele Leute versammelt, die sich mit jemandem zu schaffen machen; es war ihr Vater, den man in einem zerriffenen Paletot und beschmußter Kleidung hergebracht hatte. Man trug ihn ins Zimmer und legte ihn auf einen alten, zerbrochenen Divan. Und der erste Gedanke, der sie ergriff, war entseßlich: Gott! wann wird das alles ein Ende nehmen?...

Der unglückliche Mann hatte sich und die Seinen gemartert und war immer mehr und mehr heruntergekommen

Am andern Tage lag er bereits auf dem Tische unter den Heiligenbildern.

Er starb durch mich... Wozu habe ich sie alle hierher gerufen? Er hatte auf meine Versicherungen ge= hört, daß man ihn hier besser zu schäßen wissen werde.. Ich selbst hatte das aufrichtig geglaubt. Und wie konnte ich denn anders handeln? Weshalb blieb er denn nicht am Leben?... Jezt ist... doch bald... alles zu Ende, es fehlen doch nur noch einige Schritte...

...

"

Sie war unterdessen am Hospital angelangt. Sie öffnete die massive Tür; ein Gewirr von bekannten Stimmen tönte ihr entgegen; ihre Erinnerungen brachen plößlich ab und gaben den auf sie einstürmenden Eindrücken und neuen Interessen und Ideen Raum. (Schluß folgt.)

Pobedinskaja sah sich jezt auf der Straße um. Hie und da eilten Studentinnen über das Trottoir, von denen einige sie überholten. In der Ferne war schon das Nifolajewsche Institut sichtbar.

Ihre Erinnerungen brachen jäh ab und ihre Gedanken eilten blißschnell über vieles hinweg, als ob sie schnell den Schluß finden wollten.

Plöglich mußte sie an einen Eisenbahnwaggon denken. Der Zug eilt keuchend und pustend vorwärts; da sitt ärger

Nachrichten aus dem Buchhandel

und den verwandten Geschäftszweigen. Für Buchhändler und Bücherfreunde.

Dieses Blatt wird seit 1. Oktober d. J. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig heraus. gegeben und ist allen zu empfehlen, die über die Erscheinungen des deutschen Büchermarktes und die buchhändlerischen Derhältnisse ausführliche und zuverlässige Auskunft erhalten wollen. Es erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn und Seiertage und ist durch die Post und den Buchhandel zum Preise von 6 Mk. jährlich ohne Bustellungsgebühr zu beziehen. Sür das laufende Vierteljahr (Oktobar bis Dezember 1891) wird 1 nk. 50 Pf. berechnet. Anzeigen werden zum Preise von 30 Pfennigen für die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum aufgenommen. Probenummern stehen kostenlos und portofrei zu Diensten.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Der berühmte Kritiker Georg Brandes schrieb über neue Erde an den
Verleger:

Ich habe mit großer und wahrer Sreude Hamsuns Luch gelesen. sier steht
Samsun auf der Höhe seines Wesens, frei von aller manier, tiefsinnig und unter.
haltend zugleich.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.

[ocr errors]

Berlin sowie des † Geh. Reg.- u.
Ober-Vaurathes Früh fu
Hannover.

Die Bücher diefer bedeutenden Samm-
lungen befinden sich meist in vorzüg
lichen Einbänden und umfassen haupt.
fächlich hervorragende Werke aus den
Gebieten der Rechts und Staats.
Wissenschaft, Geschichte, Geographie,
deutsche und ausi., bef. franzos. Litte
ratur, kunst etc.

Kataloge gratis und franco.
Berlin SW., 3immerstr. 13.

Arnold Kuczynski's
Bücher Auctions. Institut.

Das

Hagelwetter in Wien

am Morgen des 7. Juni 1894
und seine am Tage vorher be=
kannt gewordenen Ursachen.

Gegen Einsendung von 35 Pfg. in
Marken zu beziehen von

Wilh. Lambrecht

Göttingen (Georgia-Augusta.) Man verlange illustrirte Prospekte über die neuesten Apparate für Wetter. vorausbestimmung.

[blocks in formation]
[ocr errors]

Karl Bilh.

Mit Jllustrationen von Georg Heil.
Preis eleg. brosch. 1,50 mk.

Die vom Oktober ab im 2. Jahrg bei Fr. Frommann in Stuttgart erscheinende Halbmonatschrift

Die Wahrheit

herausgegeben von Chr. Schrempf

Monatlich 2 foefte 80, vierteljährlich 1 m. 60 pfg., bringt in den ersten Beften Aufsätze von Theob. Biegler, J. Bau mann, Wilh. Bode u. a.

Rücksichtslos ist das Blatt, wo es die Sache will, aber nie verlekend, selbst bitteren Worten merkt man das Ver. langen zu heilen an.

Abonnements bei Buchhändlern und Postanstalten.

Porbehefte unberechnet und postfrei vom Verleger.

ianinos neuester Construction

P

ianoforte-Fabrik „Euterpe“

Albert Gast & Co.

Fabrik und Lager BERLIN O., Fruchtstr. 8.

Schriftsteller,

welche sich an einem großen Unternehmen, einer Sammlung von gediegenen

Volksschriften

beteiligen wollen, werden um Beiträge ersucht. Gefl. Off. unter Volksschriften durch Litterar. Institut, Berlin NW., Luisenstr. 1.

Bur gefl. Beachtung. «~~

Der gesamte Inseratenteil dieser Zeitschrift ist uns übertragen worden und bitten wir, Insertions. Aufträge an uns direkt senden zu wollen.

Berlin NW. 6, Luijenstraße 1.

Bochachtungsvoll Litterarisches Institut

Dr. R. Burdinski & Comp.

Anzeigen finden weiteste und wirksamste,,Zukunft“. Auflage 14 000. Leserkreis lone Cafés

gross, in

Verbreitung und Lesezirkeln vertreten. Alleinige Inseraten - Annahme: Litterarisches Ins itai Dr. R. Burdinski & Comp., Berlin NW. 6, Luisenstr. 1.

Verantwoltlicher Redakteur Paul Schettler, Berlin-Charlottenburg.
Verlagsgesellschaft, Berlin und Stuttgart. Gedruckt von Rosenbaum &

Sür den Inj.ratenteil verantw. Th. Liffner, Charlottenburg. Derlag der Union Deutsche art, Berlin IV., Wilhelmstraße 47, Aufgang C.` Expedition: Sriedrichstr. 207, Berlin SM

« ForrigeFortsæt »