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"Mit einem Wort die Geschichte, beendigen Sie doch schnell Ihren Prolog die Geschichte, die wert ist, gehört zu werden!" rief mit heiserer Stimme ein blonder junger Mann mit einem Schnurrbart, der die Hände in den Taschen seines Rockes gehalten hatte und der zu fällig anstatt des Taschentuches einen Geldbeutel her vorzog.

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„Die Geschichte, meine Herrchen, um derentwillen ich viele von Ihnen an meiner Stelle sehen möchte. Die Geschichte, der zufolge ich nicht geheiratet habe." Geheiratet hat!... Eine Frau . . . Polsunkow hat heiraten wollen!!"

„Ich gestehe, ich hätte gern Frau Polsunkow kennen gelernt!"

Gestatten Sie, daß ich nach dem Familiennamen der Dame frage, die beinahe Frau Poljunkow geworden wäre!" rief mit pfeifender Stimme ein Jüngling, sich näher zu dem Erzähler hindrängend.

„Also, meine Herrschaften, es war genau vor sechs Jahren, im Frühlinge, am 31. März, ich bitte auf das Datum zu achten am Voraabend. Des ersten April!" rief ein Jüngling mit künstlich gelocktem Haar.

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Sie sind ungewöhnlich scharfsinnig! Es war am Abend; über das Kreisstädtchen N. war die Dämmerung hereingebrochen, der Mond mußte jeden Augenblick erscheinen, u. f. w. u. f. w.... Um diese späte Dämmer stunde nun verabschiedete ich mich von meiner seligen Großmutter, welche sehr abgeschloffen gelebt hat, und verließ ihre kleine Wohnung. Verzeihen Sie, meine Herrschaften, daß ich diesen so modernen Ausdruck, den ich vorhin von Nikolai Nikolajitsch gehört habe, zur Anwendung bringe; meine Großmutter lebte wirklich ganz abgeschlossen, sie war blind, stumm, taub, dumm, und alles, was Sie haben wollen Ich gestehe, daß ich mich in einer sehr zaghaften Stimmung befand, da ich einer großen Sache entgegenschritt. Mein Herz schlug so heftig wie das eines jungen Katers, wenn ihn irgend eine fnöcherne Hand am Kragen pact."

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Erlauben Sie, Herr Poljunkow!" Sie wünschen?"

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"Erzählen Sie einfacher, bitte! Bemühen Sie sich nicht so außerordentlich!

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Schön!" erwiderte ein wenig verwirrt Offip Michailüitsch, ich begab mich nach dem Hause des Fedoffei Nikolajitsch. Er war mehr mein Vorgeseßter als mein Kollege im Dienst Ich ließ mich anmelden und man führte mich in sein Kabinet, welches ich jest noch vor mir sehe; es war ein fast ganz dunkles Zimmer, Licht hatte man noch nicht angesteckt. Fedoffei Nikola jitsch erschien, und wir blieben allein in dieser Dunkel heit.

„Was geschah denn zwischen Ihnen?" fragte ein Offizier

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Und was denken Sie darüber?" fragte Boljunkow, indem er sich langsam und mit frampfhaft verzerrtem Gefichte dem Jünglinge mit den künstlichen Locken zuwandte.

Also, meine Herrschaften, da geschah etwas Sonderbares! Das heißt, sonderbar war eigentlich nichts daran, es war eine einfache, alltägliche Sache. Ich 30g aus der

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"Ich tauschte diese Papiere mit ihm um Banknoten aus."

„Ich wette, es handelt sich da um eine Bestechung!“ rief ein solid gekleideter junger Mann mit kurz geschorenem Haupthaar.

Bestechung!" ergriff Polsunkow wieder das Wort, ,,ach, ich möchte solch ein Liberaler sein, wie ich deren schon viele gesehen habe! Wenn sie ihr Schäfchen nicht ins Trockne bringen, sollen fie in der Provinz, auf heimatlichem Boden, eine Anstellung erhalten; ich finde das schön! Der heimatliche Boden ist unsere Mutter, an deren Brüsten wir die Kinder fäugen! . . .“ Es erhob sich ein allgemeines Gelächter.

,,Doch, Sie werden es mir glauben, meine Herrschaften, ich habe mich nie bestechen lassen!" sagte Polsunkow und blickte mistrauisch, forschend auf die Versammlung hin.

Ein homerisches, unauslöschliches Gelächter folgte diesen Worten Polsunkows.

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Er gab dafür nur so viel, daß für diese Summe heutzutage mancher sein ganzes Gewissen verkauft haben würde. Ich aber hatte das Gefühl, als ob ich weißglühendes Eisen in der Hand hielte, als ich das Geld in die Tasche schob. Wirklich, ich weiß nicht, wie es zu geht, meine Herrschaften, aber ich war in jenem Augenblicke halb tot, halb lebendig, bewegte die Lippen, die Füße zitterten mir, und ich fühlte mich so schuldbeladen, so schuldbeladen, mein ganzes Gewissen bäumte sich auf, kurz ich war bereit, Fedoffei Nikolajitsch um Verzeihung zu bitten." ,,Nun, was

hat er verziehen?"

ich

"Ich habe ihn ja garnicht darum gebeten erzähle nur, wie es mir damals zu Mute war; habe ich doch ein warmes Herz! Ich sehe noch jest, wie er mich starr anblickt und sagt: Sie fürchten nicht Gott, Offip Michailüitsch! Wie meinen Sie das, wieso fürchte ich nicht Gott, Fedoffei Nikolajitsch? antwortete ich und breitete die Hände auseinander; so sprach ich aber nur aus Anstand, in Wirklichkeit wünschte ich, daß mich die Erde verschlänge.

,Sie waren so lange der Freund unserer Familie, Sie waren, ich fann fagen, bei uns wie ein Sohn, und

wer weiß, wie es der Himmel gefügt hätte, Offip Michailüitsch! Und plöglich geben Sie sich dazu her, eine Denunziation anzufertigen, und jet .! Was soll man da eigentlich von einem Menschen denken, Offip Michailüitsch? Wollen Sie denn wirklich am Vorabend

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Hermann Baumgart, Profeffor in Königsberg, veröffentlicht Goethes Geheimnisse' und seine, Indischen Legenden (80, Stuttg., Cotta), eine Untersuchung über jene Dichtungen Goethes, die sich zu einer Monographie über Goethes Stellung zur Religion überhaupt und insbesondere zum Christentum gestaltet; es wird ferner der Zusammenhang mit Herders „Ideen“ gezeigt, zugleich eine bis ans Ende gleich gebliebene religiöse Ueberzeugung des Dichters erwiesen. Die Schrift kommt à propos, um zu zeigen, wie sehr Goethe trok seiner stets gleich gebliebenen Ueberzeugung“ unter das Umsturzgesetz gefallen wäre.

Es wird jezt der Inhalt des ersten Heftes der von Anton Bettelheim herausgegebenen Vierteljahrsschrift, Biographische Blätter" bekannt, deren Anzeige wir neulich an dieser Stelle brachten. Das erste Heft wird enthalten: Beiträge von Alfred Dove (über Leopold v. Ranke); ferner Briefe von Böckh an A. v. Humboldt); Ludw. Stein (Bern), zur Methodit der Biographik (mit Berücksichtigung speziell der griechischen Philosophie); F. v. Bezold, Die Anfänge der Autobiographik im Mittelalter; Anton E. Schön bach, Ueber den biographischen Gehalt des altdeutschen Minnesanges; Mich. Bernays, Rede auf Jos. Vikt. v. Scheffel; Joseph Schreyvogel, Entwurf einer wiener Hof- und Staatszeitung, eingeleitet von Karl Glossy; Karl v Lüzow, Anselm Feuerbach; Paul Schlenther, Gerh. Hauptmann; Mitteilungen aus den Denkwürdigkeiten des Malers Rud. Lehmann; Nekrologe auf Hanffen von Georg Fr. Knapp, Karl Haushofer von Mar Haushofer, M Carriere von Franz Muncker, Seeley von Al. Brandl, Taine von A. Sorel, Briefe von W. Scherer an R. Heinzel. Aus dem Stammbuche eines Biographen; Stammbuchblätter und Silhouetten von Leffing und Goethe; Grillparzers Brief an P. Heyse; Biographien der Namenlosen" von Rich. M Werner; offener Brief von P. Rosegger. Bücherbesprechungen von Eugen Guglia und Ant. Bettelheim; Biographische Bibliographie d. 3. 189 von Viktor Heutsch u. a. m. (Einzelne Aenderungen vorbehalten). (Berlin, Ernst Hofmann & Co.)

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Wieder eine Reihe von Publikationen zur Zeitgeschichte und zu bewegenden Zeitfragen gibt es zu verzeichnen. Von der von Wilhelm Müller begründeten und von Karl Wippermann fortgeführten Politischen Geschichte der Gegenwart" erscheint in diesen Tagen der 28. Band, der das Jahr 1894 umfaßt (Berlin, Jul. Springer). Rudolf Schaefer, Stadtpfarrer in Oberriefingen, verteidigt seine Amtsbrüder von der evangelisch sozialen Richtung gegen die rohen Angriffe des Kapitalsanarchisten Stumm in einer Broschüre Anti-Stumm" (gr. 80, 1/2 Bog, Göttingen, Vandenboeck & Ruprecht). Herr Schaefer ist Herausgeber der bes

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Meine

rühmten Rümelinschen Berichte Aus der Paulskirche". legten Wünsche für Desterreich" betitelt Franz Brentano eine Sammlung seiner Artikel, die in der Neuen Freien Presse" erschienen und die bekannten jüngsten Angriffe gegen ihn zur Folge hatten (80, Stuttg., Cotta). Der japanisch-chinesische Krieg" wird von den Offizieren der Kriegsakademie Kunomski und Frezdorff in einem Werkchen dargestellt (Leipzig, Zuckschwerdt & Möschte, von dem demnächst der erste Teil erscheint mit einer Darstellung der Ursachen und des Verlaufs des Feldzugs bis Ende 1894. Der 2. Teil soll nach Beendigung des Krieges erscheinen. Den sechsten Band der von Theodor Schiemann herausgegebenen „Bibliothek russischer Denkwürdigkeiten" bildet Michail Bakunins Sozialpolitischer Briefwechsel mit Alexander Herzen und Ogarjow. Die Herausgabe nebst Beilagen, Erläuterungen und Einleitung besorgt Michail Dragomanow, die Uebersehung B. Minzès. (gr 80, Stuttg., Cotta). Georg Buß behandelt in einer Broschüre Die Frau im Kunstgewerbe" die Existenzaussichten der wirtschaftlich Ibständigen Frau auf diesem Gebiete der Tätigkeit. Die Broschüre ist Nr. 4 in der von Gustav Dahms herausgegebenen Serie „Der Existenzkampf der Frau" (R. Tändler, Berlin). Hierher gehört endlich noch die Erwähnung eines Romans. Es ist ein sozial-politischer Roman" und sein Verfasser ist Herr Theodor Herzka, der Mann vom Freiland". Unter dem Titel Entrüdt in die Zukunft" (gr. 80, 18 Bog, Berlin, Dümmler) wird ein Bild von einer 200 Jahre vor uns liegenden Zukunft entrollt, in welcher natürlich die haupts sächlichsten sozialen und physikalischen Fragen ihre Lösung gefunden haben.

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Auf dem Gebiet der reinen Historie ist nur eine neue Erscheinung zu verzeichnen: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegen reformation und des dreißigjährigen Krieges" von Moriz Ritter, Prof. in Bonn, zweiter Band (gr. 8°, Stuttg., Cotta). Der erste Band erschien vor fünf Jahren. Ein dritter Band wird folgen. Zugleich wollen wir unserer neulichen Voranzeige der neuen Tertausgabe von Rantes Weltgeschichte (Leipzig, Dunder & Humblot) in Lieferungen folgende ergänzende Bemerkungen hinzufügen: Das Ganze wird in vier Bänden oder 25 Lieferungen etwa 200 Bogen in Royal 8° nmfassen. Das Werk wird bis zum 21. Dezember 1895 (dem 100. Geburtstage Rankes) vollständig vorliegen.

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Eine neue Ausgabe, und zwar eine wolfeile Volksausgabe, erleben auch wieder A. Bernsteins naturwissenschaftliche Volks, bücher (63 Lieferungen, Berlin, Dümmler). Bisher sind von den Bernsteinschen Volksbüchern über 110 000 Exemplare abgesezt worden. Hoffentlich sind sie in der neuen Ausgabe von einem kundigen Manne, der die populäre Form zu wahren weiß, sachverständig überarbeitet worden, denn gar viele Gebiete haben heut ein anderes Aussehen, als sie zu Bernsteins Zeit darboten.

Franz Brentano führt in einem Büchlein „Die vier Phasen in der Philosophie und ihr augenblicklicher Stand (80, Stuttgart, Cotta) die drei großen Perioden abendländischer Forschung in ihren Haupterscheinungen an uns vorüber, um die dreimalige gleichmäßige Wiederkehr derselben Phasen zu zeigen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, die Stellung Kants ins rechte Licht zu sehen.

In Universitätskreisen hat eine anonyme Schrift Aufsehen erregt, welche den Titel führt: „Die akademische Laufbahn und ihre ökonomische Regelung". Ein Wort an die Regirung und an die Volksvertretung. (gr. 80, 12 Bgn., Berlin, Dümmler.) Die erste Auflage wurde sofort vergriffen.

Von Uebersetzungen wichtigerer fremder schöner Litteratur find folgende zu erwähnen: Majestät“ von Louis Couperus, dem Haupte des jungen Hollands" wird in der „einzigen vom Lerfasser autorisirten Leberseßung" angezeigt (Dresd., Sch. Minden). Der Uebersezer aber nennt sich nicht. Es ist das eine immer mehr und mehr um sich greifende Unfitte. Sie hat ihren Grund darin, daß die Verfasser der Uebersehungen sich meist schämen, ihren Namen zu nennen. Und sie schämen sich, dieses zu tun, weil die Uebersegungen meist unter aller Kritik find. Und die Uebersetzungen find meist unter aller Kritik, weil sie zum größeren Teil von Damen hergestellt werden, die die fremde Sprache nur notdürftig entziffern fönnen, deren allgemeine Bildung über die höhere Töchterschule nicht hinausgeht und die nicht einen Funken deutschen Stilgefühls besigen. Und die meisten Uebersetzungen werden von solchen Damen angefertigt, die sich von den notwendigsten Bedingungen einer anständigen Uebersetzung nichts träumen lassen, weil sie jeden ernsteren Konkurrenten unterbieten und die Uebersetzungsarbeit zuweilen schon zu einem Preise übernehmen, der den Preis des dazu verbrauchten Papiers nur um ein weniges übersteigt. So lange diese Uebersekerinnen ihre tintentlerende Handarbeit nur an den kongenialen Fantasiegespinsten englischer und amerikanischer Blaustrümpfe vollführen, ist der Schade nicht groß. Wahrhast klägliche Resultate kommen aber zum Vorschein, wenn sich eine solche, mit Lexikon und Grammatik bewaffnete Unholdin an einen wirklichen Dichter macht, wie Maupassant. Das übersetzte Werk macht dann den Eindruck cines Vogels, dem alle Federn ausgerupft find ein Anblick zum Erbarmen. Man sollte es nicht

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für möglich halten, welchen Vandalismus so schwache Hände verüben können.

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Zu den anonymen Uebersekerinnen gehört auch die, die Peter Nansens „María, ein Buch der Liebe" (Berlin, S. Fischer', verdeutscht hat. Desgleichen die von Jonas Lies neuem Roman „Niobe" (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt). Desgleichen die von der Anne Charlotte Leffler Roman Eine Sommerge schichte" (Ebd.) Desgleichen die der beiden gleichgiltigen englischen Blaustrumpfromane Zwei Herren" von B. M. Croker und Schiffe, die sich nachts begegnen" von Beatrice Harraden (Stuttgart, Engelhorns allg. Romanbibliothek, XI. Jahrg, Band 13, 14, 16). Desgleichen die der Schultragödie" des hochbegabten Edmondo de Amicis (Ebd., XI. Jahrg, Band 15). Desgleichen die des Romans Der Grundstein" der bekannten spanischen Romancière Emilio Pardo Bazán (Stuttgart, Deutsche Berlagsanstalt).

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Zum Schluß sei noch eine neue Ausgabe des soeben vollständig gewordenen nachgelaffenen Bibelwerkes des berühmten straßburger Theologen Eduard Reuß: Das alte Testament, überseßt, eingeleitet und erläutert von Prof. Dr. Reuß, herausgegeben von Lic. Dr. Erichson und Lic. Dr. Sorst; vollständig in 36 Lieferungen ron durchschnittlich 5 Bogen (gr. 80, Braunschweig, C. A. Schwetschke & Sohn).

Im deutschen Reich". Reisebilder von I. C. Heer. Zürich. Albert Müllers Verlag. 1895.

Der Verfaffer, als Feuilletonist in der „neuen züricher Zeitung" bereits rühmlichst bekannt, schildert in dem vortrefflichen Buche die Eindrücke seiner Reise durch einen Teil des deutschen Reiches. Sympathisch berührt den Leser die volle Sprache, die Leichtigkeit und Verständlichkeit der Schreibweise. Der Schriftstellertag in Hamburg im vorigen Sommer gab dem liebenswürdigen Plauderer die Veranlaffung, Deutschland kennen zu lernen. Er schildert die von ihm berührten Orte nicht in der trockenen Weise eines gewöhnlichen Reisebeschreibers, sondern er weiß den Leser durch Erzählung allerlei kleiner Erlebnisse, wie sagenhafter und historischer Begebenheiten, die sich an die betreffenden Orte knüpfen, zu feffeln. Aus jeder Beile weht uns ein angenehmer Hauch entgegen, der der Dankbarkeit und Anerkennung für die gute Aufnahme, die der schweizer Litterat bei uns gefunden. Die Hansastädt, und vor allem Hamburg, find es, die dem bergegewohnten Alpensohn das gröste Intereffe einflößen. Er bewundert die Schönheiten des Rheinstromes, das alic Köln mit seinem herrlichen Dom, doch mehr imponirt ihm das großartige Handelsgetriebe Hamburgs, seine Alster, seine majestätischen Schiffsfolosse und endlich auf einer Ueberfahrt nach Helgoland das offene Meer. Berlin verfehlt auch auf ihn nicht seine Wirkung, und sowol das Tag- wie das Nachtleben schildert er als etwas großartiges. Den Kunstdenkmälern und öffentlichen Prachtbauten läßt er volle Gerechtigkeit widerfahren; aber ein Miston schleicht sich in seine Seele: er vermißt bei den Berlinern den freien, nichts fürchtenden Bürger und wünscht ihnen die schweizerische Freiheit. Er glaubt bei den Leuten eine gewisse Furcht vorhanden für die Folgen, die ein freies Manneswort haben könnte. Das Riefengebirge findet er schön, doch stellt er bei einem Vergleich die Berge seines Heimatlandes höher. Ein Abstecher nach Böhmen und dem hunderttürmigen Prag verstimmt ihn wegen des dort herrschenden Rassenhasses, und er ist froh, als er die alte Reichsstadt Nürnberg betritt, wo ihn schon Heimatsahnung erfaßt. Mit dem Wunsche, bald wieder Gelegenheit zu haben, nach Deutschland zu kommen, verläßt er den deutschen Boden. Indem der schweizer Litterat sich als Verfechter des Deutschtums und der deutschen Sprache ausspielt, gibt er am Schlusse seines lesenswerten Buches der Hoffnung Raum, daß seine Zeilen dem Zwecke dienten, die Freundschaft von Volk zu Volk" zu fördern. Wir sind überzeugt, daß das Buch, von dem der Verfasser in seiner Vorrede selber sagt, es möge ziehen als ein plaudernder, ferienfroher Kamerad, den keine Wissenschaft beschwert", dem Leser manche genußreiche Stunde bereiten wird. K. A. N.

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Der 17. Kongreß der Association littéraire et artistique internationale, deffen Protektorat König Albert von Sachsen übernommen hat, wird, wie bereits mitgeteilt wurde, im Herbst dieses Jahres in Dresden und damit zum ersten Male auf deutschem Boden zufammentreten. Um seine Arbeiten vorzubereiten, haben kürzlich in Paris, Dresden und Leipzig Sizungen stattgefunden, und es ist nnter dem Vorsige des Anwaltes des Buchhändler Börsenvereins, Dr. Paul Schmidt-Leipzig_ein__Arbeitsausschuß eingesetzt worden, dem der bekannte Urheberrechtler Dr. Albert Osterrieth-Heidelberg und Ernest Eisenmann-Paris als Schriftführer angehören. Außerdem find im Arbeitsausschusse vertreten: die Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft durch Martin Hildebrandt-Berlin, der Deutsche Schriftstellerverband durch Julius Wolff-Berlin, die Deutsche Genossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten durch Dr. Hans Blum-Leipzig, der Börsenverein der deutschen Buchhändler durch Arnold Bergsträffer-Darmstadt, der Verein deutscher Musikalienhändler durch Dr. Oskar von Hase-Leipzig und die Association

littéraire et artistique internationale durch Dr. Gustav DiercksSteglit. Das Bureau des Arbeitsausschusses befindet sich in Leipzig, Schillerstraße 6. Das Ehrenpräsidium, das an der Spige der Arbeiten des Kongreffes stehen soll, zu bilden, wurden Gustav Freytag, Adolf Menzel, Johannes Schilling, Johannes Brahms und Paul Wallot als die Vertreter der durch sie repräsentirten Künste und Eduard Brockhaus als Vertreter des Buchhandels gewählt, welche die Wahl, das Werk des Kongresses zu fördern, annahmen. Die Fragen, mit denen der Kougreß sich beschäftigen wird, find die folgenden:

1. Die Revision der berner Konvention.

2 Die rechtliche Natur und die Rechtsfolge einer Uebertragung von Kunstwerken.

3. Die Sicherheitsleistung eines im Inland flagenden Ausländers.

4. Die Ausdehnung der berner Konvention auf die der Union bisher nicht beigetretenen Staaten.

5. Die Organisationen im In- und Auslande auf dem Gebiete des Urheber- und Verlagsrechtes zur Wahrnehmung der gemeinschaftlichen Intereffen.

6. Die Errichtung einer internationalen Eintragstelle.

7. Die gemeinsamen Grundsäge der Urheberrechtsgeseße der Berbandsstaaten.

8. Die Abweichungen der Urheberrechtsgeseße der einzelnen Verbandsstaaten von den Bestimmungen der berner Konvention.

9. Die Anwendung der Grundsäge des internationalen Privatrechts auf das Ürheberrecht.

10. Die Rechtsbeziehungen zwischen Autor und Verleger. 11. Das Recht des Verlegers an einem von ihm konzipirten und ausgeführten Verlagsunternehmen, das nicht die Merkmale eines geistigen Werkes trägt.

12. Unlauterer Wettbewerb auf dem Gebiete der geistigen Produktion und im Buchhandel, sowie die Mittel zur Bekämpfung desselben.

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Die Berichterstattung haben bisher übernommen: Eugène Pouillet, Mailland, Jules Lermina, Ernest Eisenmann, Darras und Halperine Kaminsky, sämtlich in Paris, Thorwald Solberg - Boston, Martin Hildebrandt Berlin, Albert Osterrieth-Heidelberg, Paul Schmidt-Leipzig, Robert Voigtländer-Kreuznach. — Als Festgabe für den Kongreß ist die Herausgabe eines Sammelwerkes in Aussicht genommen, das Beiträge aus der Feder aller hervorragenden Urheberrechtslehrer der Welt sowie der Autoren und Künstler über Fragen des Urheberrechtes bringen foll und das im Verlage der Deutschen Schriftsteller-Genossenschaft erscheinen wird. Seitens der sächsischen Staatsregirung ist dem Kongreß für seine wissenschaftlichen Arbeiten eine Beisteuer von 1000 Mk. bewilligt. Zur Teilnahme an dem Kongreß werden seitens des Arbeitsausschusses Einladungen an die Regirungen aller Kulturländer, sowie an die litterarischen und künstlerischen Körperschaften alier dieser Länder er gehen, mit der Bitte, sich durch Delegirte vertreten zu laffen. Hoffentlich wird diesen Einladungen in ausgedehntestem Umfange entsprochen werden. Für die Festlichkeiten, die man dem Kongreß in Dresden und Leipzig anbieten wird, sind besondere örtliche Komitees gebildet, mit denen der Arbeitsausschuß in innigen Beziehungen stehf.

*

Die diesjährige Entbindung der Echagarayschen Muse wird aus Madrid gemeldet. Mancha que limpia (der reinigende Fleck) ist der Name des neuen, vieraftigen Dranias, das mit großem Erfolg auf dem madrider Theater aufgeführt wurde. Der Inhalt ist nicht eben vielversprechend: Eine würdige alte Dame hat zwei Nichten in ihr Haus aufgenommen, ein weißes und ein schwarzes Schaf. Das schwarze heiratet den liebenswürdigen Sohn der alten Dame, den Helden, obwol sie ein Verhältnis mit einem andern hat und obwol der Held und das weiße Schaf einander lieben. An diesen beiden „Obwol" haftet der dramatische Konflikt. Nach vollzogener Trauung tritt das gute Mädchen mit einem verräterischen Brief bewaffnet vor das Paar hin, enthüllt die Schande der Mitnichte und ersticht sie. Der Held gibt sich als Mörder aus. Also: ein strammer Junge! Ueber deffen Geburt hocherfreut waren, Echagarah und Madrid.

Litterarische Gesellschaft zu Samburg.

Am legten Vortragsabend sprach Herr Dr. Paul SchlentherBerlin über Gerhart Hauptmann". Der Redner wußte aus persönlichen Erlebnissen heraus das Bild des Dichters lebhaft und feffelnd zu gestalten und feierte ihn als den bedeutendsten Vertreter des deutschen Naturalismus. Die Liebesszene im 4. Akt von „Vor Sonnenaufgang" diente ihm als Ausgangspunkt zu wertvollen ästhetischen Betrachtungen über den Naturalismus im Drama. Mit musterhafter Anschaulichkeit wußte der Redner in wenigen knappen Sägen Inhalt und Bedeutung der einzelnen Szenen zu analyfiren. Der feinsinnige und formschöne Vortrag fand das zahlreich erschienene Publitum als dankbaren und lebhaft angeregten Zuhörer.

2.6.

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Nachrichten aus dem Buchhandel

und den verwandten Geschäftszweigen.

Für Buchhändler und Bücherfreunde.

Dieses Blatt wird seit 1. Oktober d. J. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig heraus. gegeben und ist allen zu empfehlen, die über die Erscheinungen des deutschen Büchermarktes und die buchhändlerischen Derhältnisse ausführliche und zuverlässige Auskunft erhalten wollen.

Es erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Seiertage und ist durch die Post und den Buchhandel zum Preise von 6 Mk. jährlich ohne Zustellungsgebühr zu beziehen. Sür das laufende Vierteljahr (Oktobar bis Dezember 1891) wird 1 Mk. 50 Pf. berechnet.

Anzeigen werden zum Preise von 30 Pfennigen für die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum aufgenommen.
Probenummern stehen kostenlos und portofrei zu Diensten.

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Der berühmte Kritiker Georg Brandes chrieb über neue Erde an den
Verleger:

Ich habe mit großer und wahrer Sreude Samsuns Buch gelesen. Hier steht
Famsun auf der Böhe seines Wesens, frei von aller manier, tiefsinnig und unter.
haltend zugleich.
Bu beziehen durch alle Buchhandlungen.

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Berliner Bücher-Auction

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Berlin sowie des † Geh. Neg.- u.
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sächlich hervorragende Werke aus den
Gebieten der Rechts und Staats.

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Rücksichtslos ist das Blatt, wo es die Sache will, aber nie verletzend, selbst bitteren Worten merkt man das Ver. langen zu heilen an.

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welche sich an einem großen Unternehmen, einer Sammlung von gediegenen

Volksschriften

beteiligen wollen, werden um Beiträge ersucht. Gefl. Off. unter Volksschriften durch Litterar. Inftitut, Berlin NW., Luisenstr. 1.

und Bur geft. Beachtung. Zenno

Der gesamte Inferatenteil dieser Zeitschrift ist uns übertragen worden und bitten wir, Insertions. Aufträge an uns direkt senden zu wollen.

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Bochachtungsvoll Litterarisches Institut

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64. Jahrgang.

Berlin, den 9. März 1895.

Nr. 10.

Auszugsweiser Nachdruck sämtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet Unbefugter Machbruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

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Das, Erzellenz, war ein Irrtum von dem Schuster. Das Kunstwerk ist etwas mehr als ein Stiefel mit Verzierungen und die Kunst hat nicht die Aufgabe, das bestehende Institut des Stiefels zu fördern, zu stüßen, zu verherrlichen, ebensowenig wie z. B. die dramatische Kunst die Aufgabe hat, das zu fördern, was Ew. Erzellenz „Sitte und historische Erinnerungen“ nennen.

Gewiß fann ein dramatischer Dichter, wenn es sein Geschmack ist, auch einmal das verherrlichen, was Ew. Erzellenz Sitte und historische Erinnerungen nennen. Gewiß darf die Kunst auch Bestehendes verherrlichen. Aber Ew. Exzellenz werden den Unterschied verstehen -man darf nicht die Aufgabe der Kunst so formuliren, daß man sagt: sie soll die Sitte und die historischen Erinnerungen nach den Begriffen des Herrn v. Köller fördern.

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Ew. Exzellenz haben in demselben Saße, in welchem Sie von der Sitte und den historischen Erinnerungen sprachen, so schön und treffend ausgesprochen, was die dramatische Kunst soll: „Alles Gute und Edle fördern "

Bravo, Exzellenz, das soll die dramatische Kunst, das soll die Kunst überhaupt. Gerade als Ew. Exzellenz sich in den allgemeinsten Ausdrücken bewegten, waren Ew.

an Se. Exzellenz den Herrn Staatsminister v. Köller. Exzellenz am glücklichsten. Die Sache ist nämlich die:

Hochgebietender Herr Staatsminister!

Der ganz gehorsamst Unterfertigte, kein Vertreter der von Ew. Exzellenz ja doch ignorirten Preffe, aber allerdings doch nur ein deutscher Dichter, möchte das Nachfolgende der güten Beachtung Eurer Erzellenz unterbreiten.

Ein Schuster aus meiner Bekanntschaft äußerte sich vor kurzem über den Zweck des Kunstwerks. (Bei den Leuten von primitivster Bildung, Exzellenz, findet man jezt zuweilen ein Bedürfnis, sich über solche Fragen flar zu werden.) Er meinte, das Kunstwerk müsse einen Zweck haben. Es sei z. B. mit der Litteratur ganz wie mit den Stiefeln. Wolle er nur einen Stiefel machen, gut, so mache er einen Stiefel. Wolle er aber auch für die Kunst etwas tun, so mache er Lackspigen daran, Schnallen, Ringe, Quäste u. s. w. Wolle der Schrift steller nur irgend etwas sagen, so schreibe er einen Artikel. Wolle er aber für die Kunst etwas tun, so schreibe er statt dessen ein Gedicht, ein Drama oder dgl.

Zweck und Aufgabe der Kunst kann man nur ganz allgemein formuliren.

Emanuel Geibel, nur ein Dichter, aber ein loyaler Mann und in ästhetischen Dingen nicht ohne eine gewisse Berechtigung zum Urteil, sagt über diesen Gegenstand:

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