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Ach, nein," brach es aus Frau Etvös heraus. Sie drückte fest deren Hand, viel zu glücklich, um den Stich zu fühlen. Darauf ging fie an Frau Simonin vorbei, welche sich mit der Truppe ein wenig nach dem Fenster zurückgezogen hatte. „Na, Kinder," fagte diese, schwer, mit so verschiedenen Wölfen zu heulen" und dann zu Cerlachius, deffen beide Hände sie ergriff. Sie konnte fein Wort herausbringen, sondern stand nur still und sah ihm dankbar in das rote runde Gesicht.

"

Nun wurde großer Spektakel. Die Herren taten fich an Cognac gütlich, und der Violinist machte in einem Kreise von Damen Taschenkunststücke mit Hilfe einer Untertaffe. Silla, welche die Kaffeetassen abräumen sollte, musterte, das volle Tablet gegen ihre üppige Büste gestüßt, genau jede einzelne Toilette, und Graf Silverjhelm wollte durchaus sich von Ericsson nach der Küche führen lassen, um Frau Börner sein Kompliment zu machen.

Alle Türen waren geöffnet. Das ganze Haus schien in der festlichen Freude ineinanderzufließen.

In der Schlafftube wurde einen Augenblick Emmeline fichtbar, welche, beim Lichte in der Flasche, Rationen von den Resten der Göttermalzeit an die Achte verteilte.. „Nun sind Sie aber zufrieden!" sagte der kleine Tenorist, welcher an Frau Etvös Seite stand.

"Ja," antwortete sie und fah wie ein glückliches Kind lächelnd zu ihm auf.

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Niemand antwortete und fie spielte weiter ein kleines Ding von Ecarlatti. Frau Etvös sah aus, als ob sie eine biblische Vision mitten in ihrem eigenen Wohnzimmer hätte.

Die Künstlerin hielt inne und strich nur noch leise über die Tasten.

„Singt denn hier niemand?" sagte fie in einem Tone, der ebenso gut zu der Frage gepaßt haben konnte: Geht hier jemand von den Herrschaften auf den Händen? Jawol Herr Etvös sang. „Herr Etvös ist der Tenor unseres Ortes," seßte der Vizekonsul hinzu, welcher lispelte.

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Dann fingen Sie doch etwas," sagte Frau Simonin in gleichem Tone und fuhr fort, einige Tasten zu greifen. Etvös war so bleich wie ein Laken geworden:

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Davon kann ja keine Rede sein," sagte er und führte die schweißigen Hände verlegen übereinander: vor ihr zu singen! Worte herausbringen ja, wenn er blos etwas hätte... auf das Klavier zu

-

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alles

Er fonnte faum die wenn er nur etwas hätte Aber und er ging war so alt, was er hatte Die Gesellschaft machte einige schwache Einwendungen. Frau Etvös stand hinter dem Rücken ihres Mannes, bebend wie er, während sie ihre Lippen zu Worten bewegte, welche niemand hörte.

Ob er nicht doch singen will?" sagte Frau von Linden matt und legte die Hände schwer in den Schos. Und nun gleich nach dem Essen," sagte Etvös, in der dicken Luft Und wer wollte denn begleiten?" „Nun ich," sagte Frau Simonin in gleichem

Tone.

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Singe, Alfredo," sagte Frau Etvös, die sich nicht von ihres Mannes Seite rührte und vor Bewegung kaum die Worte hervorbrachte.

„Ja, ja," sagte Etvös, dem es vor den Augen schwamm, „aber wo ist das?"

Die kleine Frau war verschwunden. Sie war nach Pastillen und lauem Waffer gerannt, ihm die Stimmé flar zu machen.

Aber diese Luft," sagte Etvös, „und dann ist auch so viel ge.

Es fiel ihm ein, ein Fenster im Speisezimmer zu öffnen, dabei lief er in seiner Verwirrung durch alle Räume bis ins Schlafzimmer.

"

"

Wer hat denn eingeheizt?" rief er heftig, man er stickt ja förmlich drin."

"Ich, Vater," sagte Emmeline. Natürlich - du mußt auch immer was tun, worum dich keiner bittet!"

Etvös ging an den Spiegel, wo er sich zurechtmachte, wie ein Schauspieler in einem Foyer.

Immer!" flang es noch nachgrollend, dann ging er. Emmeline hatte nicht geantwortet. Langsam begannen sich ihre Augen mit Tränen zu füllen, und so weinte sie ganz still in dem dunklen Winkel, auf ihrem Bette fißend fie hatte so viele Gemütsbewegungen in diesen leßten vierundzwanzig Stunden durchlebt.

Frau Etvös fam mit dem lauen Wasser.

Ach, Emmeline," sagte sie beschwichtigend, „Vater soll ja singen!"

Er hatte schon angefangen, und Frau Etvös blieb stehen. So lauschten sie beide, Mutter und Tochter, mit angehaltenem Atem, unbeweglich.

"

Er ist bei Stimme," flüsterte Frau Etvös mit be glücktem Lächeln, und sie lauschten wieder.

Nun fommt die Stelle," sagte sie erregt und packte

Emmelines Arm. Es war eine Passage, die Jakob Etvös nicht leicht fiel, mit dem Bruftton zu nehmen.

Ja, er ist bei Stimme," wiederholte fie lächelnd. Die gefährliche Stelle war glücklich überstanden.

Als er geendet, flatschten Alle. Frau Etvös ließ Emmelines Arm los; fie zitterte vor Bewegung. So wollte sie hastig hinein, öffnete die Tür und ging ins Licht. Etvös sagte stralend:

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„Ja

wenn man auch so begleitet wird!" Darauf tappte er nach neuen Noten umher.

Er hat ja Schule," sagte der Violinist, sich zu Frau Etvös wendend.

„Ja mein Mann hat studirt," antwortete fie. Nur Silverjhelm sagte zu Cerlachius: Ja, ja - ich bin nun einmal nicht musikalisch," und kehrte ins Eßzimmer zurück. Dahin hatte sich Emmeline geschlichen: sie wollte ihren Vater sehn.

Etvös begann von neuem zu singen das Gesicht der Gesellschaft zugewant, purpurrot, den Körper wiegend, die Töne hervorschleudernd, höher und höher, stralenden Antliges, ganz wie von sich, während Frau Simonin nach und nach ganz Automat geworden war das Haupt zur Seite geneigt, ließ sie die Hände mechanisch auf und ab laufen, auf und nieder, die Tasten entlang

Der Tenorist mußte hinausgehn. Er suchte nach Etvös Zimmer, wo eine kleine stille Lampe brannte.

Aber hinter der Tür stieß er auf die Hausfrau, welche sich hier versteckt hatte und zitternden Hauptes durch die Rize auf den Gatten starrte.

Der Tenorist wurde verlegen und wollte etwas sagen er suchte nach einigen passenden Worten über den Sänger, fam aber nicht mehr damit zurecht, denn die fleine Frau richtete sich plößlich auf, brachte ihn zum Sißen und fing zu erzählen an- ihm, dem wildfremden, gleichgiltigen Menschen, von ihrem Leben, wie sie es hinschleppten, ihrem drückenden Dasein... so kleinlich. so erbärmlich . . . o!

„Und da gibt es feine Abwechselung," sagte fie, in den langen Jahren." Sie wiederholte die einzelnen Worte, als spräche sie zu sich selbst, dabei sah sie ihn mitunter an, ihr Gesicht an seines gebannt, während fie zu reden fortfuhr, hastig, fieberhaft. fie erzählte von ihrer Jugend, wie sie gereist weit unten, weit unten .; von Etvös, seinem Streben, und was er alles gewollt und gedacht hatte.

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„Nur herauskommen denn sehen Sie, er hat schlummernde Kräfte in sich," fuhr sie fort und bewegte dabei die mageren ausgearbeiteten Hände wie zwei Hämmer gegen ihre Knie, auf und nieder.

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Und so fißt man hier!" endete fie und starrte ihm plöglich ins Gesicht mit ein paar Augen, die ins Leere sahen, wie geistesabwesend,,hier....

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Sie schob die Tür zu da drinnen sang Etvös immer weiter, Arie auf Ärie; die Herren waren bereits sämtlich ins Eßzimmer geflüchtet und hielt den Tenoristen mit ihrem Wortstrom fest.

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Sie neigte sich zu ihm und ergriff seine Hände.

Und so wurde eine Sehnsucht daraus, verstehen Sie, das ewige Sehnen und Sehnen, verstehen Sie, während man hier fißt, Jahr um Jahr .

Plötzlich brachen ihr die Tränen aus den Augen, und sie weinte leise und unaufhaltsam, das Gesicht ihm unbeweglich zugewendet.

Der fleine Tenorist hatte nicht gewagt, sich zu rühren, er wnßte nicht, was er fagen sollte; so verbeugte er sich aus Verlegenheit und murmelte:

„Ja, das kann man sehen, kann man ja sehen daß es hier knapp zugeht

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Etvös hatte endlich zu singen aufgehört, und alle Menschen sprachen drinnen durcheinander. Es gab einen Ruck in Frau Etvös. Sie riß die Tür weit auf.

„Nun sind sie wol fertig," sagte fie laut und suchte sich zu beherrschen. sich zu beherrschen. Der Tenorist verneigte sich nur und ging, ohne ein Wort zu sagen. Etvös hatte sich nach dem Eßzimmer begeben, wo die Leute flatschten und Bravo riefen.

„Nun zum Schluß kommt erst die Stimme heraus," sagte er und faßte sich an die Kehle.

Darauf wandte er sich nach dem Salon zurück, wo die Damen sich im Kreise um ihn sammelten, um ihm Liebenswürdigkeiten zu sagen.

„Ja gewiß“, meinte er abwehrend, „man hat ja nicht alles vergessen; in begeisterten Augenblicken bricht es hervor".

Plötzlich aber hielt er zerstreut inne, und seine Augen sahen ins Leere. Mit einem jähen Verzeihen Sie" durchbrach er den Kreis.

Er hatte den Violinisten erblickt, der sich noch nicht. geäußert hatte.

Schnellen Schrittes und mit eigentümlichen Kopfbewegungen schoß er auf den Künstler los und begann ein Gespräch über den Kunstgesang: Er wüßte nicht, wie man den Ton am besten ansette. Und dazwischen sagte er mit einem kurzen, familiären Nicken — halblaut, so wie Kollegen zueinander:

„Na- und wie fanden Sies denn?"

Der Violinist sah ihn erst ein wenig unsicher an, er hatte inzwischen an alles mögliche andere gedacht darauf sagte er:

„Ja, es ist eine außerordentlich ausgibige Stimme." In Etvös Antlig leuchtete es auf.

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Nun wurde die Haustüre zugeschlagen.

Dann wurde es auch da stille.

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Frau Simonin ruhte, die schöne Gestalt

...

Frau Etvös hörte die Stimmen noch eine Weile auf von einem Schlafrock umhüllt, in ihrem Hotelzimmer der Straße. aus. Lange betrachtete fie gedankenvoll die Spiße ihres Pantoffels. (Morgen sollten sie bei Generals diniren). Drauf schlug fie die Hacken zusammen und sagte ,,Na fie haben ihr Geld bezahlt!" Etvös hatte den Tenoriften, welcher gern zu Fuß ins Hotel wollte, nach Hause begleitet. Er war noch immer beim Kunstgesang und wußte eigentlich nicht, wie die Leute ihr Organ behandelten.

Lange ging sie noch herum, als lauschte sie nach dem erstorbenen Lärm. Ringsumher standen die verlaffenen Flechtstühle, der Tisch war voller halbgeleerter Gläser. Sie löschte die Kerzen in den Leuchtern, eine nach der andern in gewohnter Sparsamkeit sodaß nur noch die Lampe brannte und es halbdunkel wurde. Aber dann brach sie plößlich zusammen und weinte wieder, den Kopf an ihr altes Klavier gelehnt.

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Silla weckte fie. Frau Börner wartete draußen, um Adieu zu sagen.

Frau Etvös ging in die Küche, wo die Kochfrau äußerst zugeknöpft auf einem Wassereimer faß. Sie danke viele viele Male, sagte die kleine Frau mit einer noch vom Weinen ganz unsichern Stimme.

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Es war auch die große Hochzeitsanrichtung," erwiderte Frau Börner, ohne sich zu bewegen.

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Aber es hat ja keine Eile," sagte Frau Etvös, sich auf einen Schemel seßend, und ergriff die beiden Hände der Frau, man kann doch noch ein bischen plaudern, es ist ja doch nicht so spät

"

Aber die Frau hatte es eilig: Nicht zu ihrem Vergnügen ginge fie umher kochen, bei ihrer Krankheit! Über man hat Kinder, sieben Kinder, und Börner, er war nicht zuverlässig. Und am wenigsten an den Tagen, wo fie aus war

Dabei saß sie unbeweglich, und sprach alles in einem und demselben Tone, die Augen auf den Schos geheftet. Frau Etvös hörte faum; sie saß nur still, das Antlig der Frau zugewendet, und schüttelte leise den Kopf, fie wußte, das war auch so ein Lied vom Elend

Jawol, jawol," fam es ab und zu heraus, dabei bewegte sie das Haupt weiter, wie zur Begleitung. Jezt erwachte sie und sagte hastig: „Aber haben Sie denn was bekommen? Ach, Sie haben ja gar nichts bekommen für zuhause. Da gibts kleine Mäuler genug, die was naschen wollen

Und sie packte ein, Stück auf Stück von den Resten des Schmauses - in einen großen Korb.

Damit zog Frau Börner ab, und auch in der kleinen Küche wurde es leer und still.

Die Gäste näherten sich ihrem Heim. Die Direktorin hing schwer am Arme ihres Gatten.

Sie war entzückend, Luise," sagte er und blieb bei einer Laterne stehn.

"

Sie war nackt, Kalle," antwortete sie nur verweisend.

Der Direktor ging, gedrückt und schweigend weiter. Als die Direktorin die Haustür öffnete, sagte sie be= stimmt und jeden Widerspruch ausschließend:

„Cerlachius hat bezahlt." Damit drehte fie energisch den Schlüffel um.

Die Spignase wurde von dem dänischen Vizekonsul nach Hause gebracht, der aus Begeisterung von französischen Adjektiven überströmte.

„Das sage ich nur," meinte das Fräulein, sie ist nicht proper."

Die Generalin war längst heimgekommen und löste vor einem Spiegel die Blumen aus ihrem Haar. Als sie die leßte abnahm, sagte sie, mit den Schultern zuckend, indem sie sich zu ihrem Gatten um

wandte:

C'est bonnet blanc et blanc bonnet."

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Bei jedem Schritt blieb er vor lauter Eifer stehen. Als sie endlich bei der Hoteltür Abschied nahmen, sagte Etvös hastig, indem er es vermied, den Sänger an zusehen:

Ob es wol zu spät wäre, jezt noch auszubrechen“?" Und da der Künstler augenscheinlich nicht verstand, was er meinte, sette er erregt hinzu:

Rehle.

„Ich meine darauf zu bauen?" und zeigte auf seine

„Aber, warum nicht?" sagte der Tenorist und wurde

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blutrot.
Etvös ging noch lange auf der Straße auf und
ab.

Als er zu guterlegt nach Hause fam, war er noch immer in Ekstase. Schließlich kamen sie aber doch alle glücklich ins Bett.

Der Vater schlief schon, als Emmeline fich halb von ihrer Matraße aufrichtete:

,,Mutti," flüsterte sie.

"Ja."

"Ich hörte Fräulein Zelchen etwas sagen.“

"

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Was denn?" antwortete die Mutter.

Es war heute ein herrlicher Tag, sagte sie zu ihrem Bater."

zurück.

Wie konntest du das hören?" flüsterte Frau Etvös

Ich hatte mich in den Hausflur geschlichen, als fie gingen," sagte Emmeline. Frau Etvös lag und lächelte selig:

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"

Gut Nacht, mein Kind."

Gute Nacht."

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Litterarische Chronik. Theater.

J. J. David: Hagars Sohn. Schillertheater, 19. Jan. 1895. Dieser vieraftige Irrtum schlägt seinen Ursprüngen nach in das Bauerndrama und in das historische Drama; aber mehr in das bäuerliche als in das historische. Das ländliche Element ist trog dialektlicher Beimischung unnaturalistisch behandelt. Ein Theaterbauer von der bekannten Unbeugsamkeit des Nackens steht in der Mitte, nicht beffer gezeichnet, nicht schärfer differenzirt, als er es bei irgend einem Hans Neuert wäre. Bei David aber kommt zu der geringen Individualisirung eine positive Unart, welche dem Epigonerich auf Rechnung zu sehen ist: Pathos. In der Diktion eines mit Schiller vertrauten wiener Feuilletonisten legt dieser Bauer, da er sich entschließt, Konsul Bernick zu spielen, eine brillant geschriebene Beichte ab, mit dem Refrain: „Ich bin es nicht“; „Ich bin es nicht“; „Ich bin es nicht“.

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Die Familiengeschichte des Sieverroither und der Mittermeyerischen riecht leise nach Roman: der Knecht, welcher in Wahrheit der heimliche Sohn des Bauern ist, der Racheschwur, das Geheimnis der sterbenden Mutter, da sei mir gestattet, mit Hilmar Tönnesen zu murmeln: o, o! Herbheit, Kraft, Wucht ist im geringsten nicht die Sache dieses Bauernstücs. Es ist im Grunde alles hübsch österreichisch abgerundet: mag der Dichter auch das Gegenteil gewollt haben. Ein unbewuster Sinn für Routine steckt hierhinter. Im vierten Akt find nachts die kampfbereiten Bauern im Hofe versammelt, hinter der Mauer wird das Gebirge mit den Feuerzeichen sichtbar, der schwarze Student hält eine Ansprache, die knieenden Bauern wiederholen die Refrainverse. Ich will gemütlich sein und das Wort Melodrama im Busen still bewahren; aber sagen muß ich: Herr David hat einen gewiffen Blick für das Stimmungsvolle.

Eine Szene in dem Stück hat mich ergriffen. Die Auseinandersegung zwischen Vater und Sohn im dritten Akt. Hier kommt wilder Haß wild und durch kein Rührkompromißchen beeinträchtigt zu erbarmungslosem Ausdruck. Hierin liegt eine gewisse Gewalt. David ist von der berliner Kritik schief behandelt worden, und Kunstrichter, welche Benedixiaden im Jagdkostüm anmutig gefunden haben, besannen sich diesem Schauspiel gegenüber nur auf einen faulen Wig. Ich würde ihm wegen dieser Szene immerhin raten, nicht bom Theater abzugehn. Er vermag unmittelbare Bühnenwirkungen zu üben. Vielleicht wird es was. Vorläufig allerdings ist er nur: ein durch ein leises litterarisches Anstandsgefühl temperirter Theatralifer. Alfred Kerr.

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Von Herrn Hans Land erhalten wir folgende Zuschrift: Der General Intendanz der königl. Schauspiele habe ich soeben folgendes Schreiben zugesandt:

„Auf Grund meines Vertrages mit der General - Intendanz d. dato 13. Sept. 94, betreffend die Aufführung meiner Komödie "Ihm zu Ehren" protestire ich, mit bezug auf mein Schreiben vom 16. d. M. an Se. Exzellenz den Herrn Grafen v. Hochberg, gegen die Aufführung von Schönthan-Kadelburgs Zum woltätigen 3wed", die auf Montag, 21. d. Monats, angesezt ist. Hans Land.“

"

Zu dieser Maßregel zwingen mich folgende Gründe:

"

„Meine Komödie wurde im Juli 94 angenommen, die Aufführung zum Sylvester angesezt. Ende Dezember 94 nahm die General Intendanz ein Stück von Schönthan - Kadelburg an, das, wie ich den Berichten über die breslauer Aufführung entnahm, dem meinigen in Idee und Episoden so verzweifelt ähnlich ist, daß ich nunmehr meinen Vertrag mit der General: Intendanz für gegenstandslos halte. Im Frühling vorigen Jahres hat Herr Kadelburg das Manuskript meines Stüdes gelesen. Mein Brief an den General - Intendanten, in dem ich den Sachverhalt klarlegte, blieb bis zur Stunde ohne Antwort. Ich mache hiermit die Oeffentlichkeit zum Zeugen dieses Gewaltaftes.

Inzwischen hat Herr Kadelburg erklärt, daß das Stück des Herrn Land von ihm zwar gekannt, aber nicht benußt sei; und die General-Intendanz, daß die beiden Stücke gänzlich verschieden von einander seien. 690

Hans Wachenhusen in Wiesbaden versendet folgendes Zirkular: Um durch geistiges Zusammenwirken unserer Bensions-Anstalt in München alljährlich einen Beitrag zuzuführen, der ihr behilflich, annähernd einen Fonds zu erreichen gleich dem der deutschen Bühnengenoffen, habe ich mich mit einigen Kollegen vereinigt zur Herausgabe einer wöchentlichen Feuilleton-Zeitung, des Titels Unter dem Strich, deren Reinertrag zu drei Vierteln alljährlich der „PensionsAnstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller in München zufließen soll, und zwar der Art, daß die jährliche Rechnungslegung nach Prüfung durch ein bekanntes Bankhaus der Pensions-Anstalt übergeben und das Resultat von dieser veröffentlicht wird.

Wir beabsichtigen keine Konkurrenz mit schon bestehenden gleichartigen Blättern. Gelingt es uns, der Pensionskasse alljährlich nur einige tausend Mark zuzuführen, so ist unser Zwed erreicht.

Wir ersuchen Sie also um Ihre Mitwirkung pro domo, wie wir sagen fönnen, durch recht fesselnde, möglichst knapp gehaltene feuilletonistische Beiträge, die nach dem Maßstabe anderer guter Blätter vierteljährlich von der Expedition honorirt werden. Die Redaktionen werden uns sicher um des schönen Zwedes willen ihre Mithilfe leihen durch Abonnement oder Abdruck der einzelnen Artikel, die um des Erfolges willen recht ansprechend zu machen gemeinfame Aufgabe sein wird. Die erste Nummer erscheint Mitte Februar. Gefällige Einsendungen bitten wir zu richten an die Redaktion des Wochenfeuilletons in Wiesbaden, Sonnenbergerstraße 31."

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Fris Reuters Nachlaß. Ueber Frit Reuters litterarischen Nachlaß wird aus Eisenach berichtet: Von dem General-Bevollmächtigten der Reuterschen Erben, Herrn Kurt Walther in Eisenach, wurden bekanntlich die gesamten hinterlassenen Schriften Reuters der Schiller Stiftung zur freien Verfügung gestellt, und im Auftrage dieser hat Franz Sandvoß (Xanthippus) diesen Nachlaß durchgesehen. ungedruckte druckfähige Manuskripte wurden indeffen nicht gefunden. Es ist dies auch kaum anders erwartet worden, da in den siebziger Jahren Adolf Wilbrandt, als er die Volksausgabe der Reuterschen Werke veranstaltete, und in den achtziger Jahren K. Th. Gaederg, der Herausgeber der Reuter-Reliquien, mit Erlaubnis der Frau Luise Reuter den Nachlaß des Dichters geprüft und nichts Nennenswertes gefunden hatten. Gleichwol ist der Nachlaß von Wert, und die Schiller-Stiftung wird verschiedene Stücke, wie den Trauschein Frig Reuters und eine Reihe von Briefen Reuters an Luise in Glasfästen in dem demnächst am Fuße der Wartburg in der Reuterschen Villa zu begründenden Reuter-Museum zur Ausstellung bringen. Die zum Teil köstlichen Briefe sollen auch gedruckt und mit einigen zum Verständnis nötigen Anmerkungen versehen werden, um später an die Besucher des Reuter-Hauses gegen ein mäßiges Entgelt als Erinnerungsgabe abgegeben zu werden. Sechs bis sieben Stücke des Nachlaffes, die Sandboß als bisher übersehene und noch nicht gedruckte herausgefunden hat, wird er in Kürze veröffentlichen unter dem Titel: Aus Friz Reuters Frühzeit. Reuter _als_hochdeutscher Dichter." Diese Stücke, die etwa 16 Quartseiten einnehmen werden, waren zum Teil erst mit großer Mühe zu entziffern und in die Form zu bringen, die dem Dichter bei dem Entwurfe vorgeschwebt hat, worin auch wol der Grund liegt, daß fie bisher unbekannt geblieben find.

*

*

Wenn man nicht wüßte, wie schlecht ein Dichter vom Hange Strindbergs in seinemt eigenen Vaterlande behandelt wird, und wenn man daraus nicht schlöffe, wie unzugänglich sich daselbst die öffentliche Meinung gegen neue Kunstbahnen und neue künstlerische Persönlichkeiten erweisen muß es müßte unglaublich flingen, daß Schweden bis jezt noch keine größere Zeitschrift von modernem litterarischen Gepräge gehabt hat. Schwedens Deutsche Rundschau," die von Frans von Scheele herausgegebene „Svensk Tidskrift" hat sich leider ganz reaktionären Tendenzen zur Verfügung gestellt. Die vorhandene Lücke soll jezt endlich ausgefüllt werden. Der als rührig und umsichtig bekannte Erik Thyselius hat Schwedens litterarische Jugend um sich zu scharen gewußt und gibt, gestützt auf diesen Heerbann, von Januar dieses Jahres an eine „Nordisk Revy heraus, die der fortschrittlichen Bewegung auf allen geistigen und künstlerischen Gebieten dienen soll. Leute wie 6. von Geijers tam, Ola Hanffon, C. E. Jensen, Axel Wallengren, Berner von Heidenstam, Karl Tavatstjerna werden unter den Mitarbeitern aufgeführt, und es fehlt auch nicht der große dänische Anfacher einer modern-skandinavischen Litteratur, Georg Brandes. F. S.

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Nachrichten aus dem Buchhandel

und den verwandten Geschäftszweigen. Für Buchhändler und Bücherfreunde.

Dieses Blatt wird seit 1. Oktober d. J. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig heraus. gegeben und ist allen zu empfehlen, die über die Erscheinungen des deutschen Büchermarktes und die buchhändlerischen Derhältnisse ausführliche und zuverlässige Auskunft erhalten wollen.

Es erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Seiertage und ist durch die Post und den Buchhandel zum Preise von 6 Mk. jährlich ohne Bustellungsgebühr zu beziehen. Sür das laufende Vierteljahr (Oktobar bis Dezember 1891) wird 1 mk. 50 Pf. berechnet.

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