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Abteilung (Grgndlagen der Ethik") erschien 1879. Die zweite Abteilung des zweiten Bandes, womit auch dieser Vand abgeschlossen sein wird, erscheint nächstes Jahr. Die vorliegende Abteilung ist übrigens von Spencers Gesamtwerk, dem System der synthetischen Philosophie" die zweite Abteilung des zehnten Bandes.

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Einige Kartenwerke: Kiepert gibt einen neuen Atlas des deutschen Reiches heraus (8 Karten, Berlin, D. Reimer). Das Namensverzeichnis und den reichen statistischen Tert haben Paul Lippert und M. Busemann angefertigt. Der neue Handatlas" von E Debes (59 Haupt-, 120 Nebenkarten, 160 S. Namenverzeichnts, 150 000 geogr. Namen) soll Mitte Dezember komplett vorliegen (Lpz., H. Wagner & E. Debes). Eine sehr eigenartige Publikation fündigt Prof. Dr Konrad Miller an &3 ift eine Sammlung mittelalterlicher Weltkarten des 4.-14. Ihs., die allein auf dem Altertum fußen und von den Entdeckungen des 15 Jahrhunderts, den Arabern, der Wiederentdeckung des Ptolemãos und den Kompaßkarten der Italiener unbeeinflußt find. Das Werk wird lauten: Mappae mundi die ältesten Weltkarten". Das angezeigte erste Heft (9 Bgn in 49) bringt die Weltkarte des Beatus. Das Werk ist ein erster Versuch. Diejenigen Mappae mundi, welche bereits publizirt sind, befinden sich zum grösten Teil in den schwer zugänglichen Werken von Jomard und Santarem (von dessen großem Atlas sollen sich in ganz Deutschland nur 2 Exemplare befinden) und sind dazu sehr fehlerhaft und entstellt wiedergegeben. Es handelt sich bei diesem Werke weniger um die geographischen Anschauungen des Mittelalters, als vielmehr um die fosmographischen Anschauungen des römischen Altertums, aus welchen jene entfloffen sind. Es handelt sich um das Erdbild, welches fast anderthalb Jahrtausende lang die Anschauungen der Gebildeten beherrscht hat; sie bringen auch neues Licht für das Verständnis der Schriftsteller des Altertums, deren Länderbeschreibungen wir bisher von unseren heutigen geographischen Begriffen aus zu beurteilen pflegten und darum oft unverständlich fanden Im ganzen werden 5 Lieferungen erscheinen (Stuttg, Jos. Roth).

Zwei neue, litterarisch bemerkenswerte Uebersetzungen gibts: Dostojewskis Podpolje erscheint in anonymer Uebersegung als Aus dem untersten Winkel der Großstadt" (Berlin, Steinig) und eine Novellenfammlung von I. P. Jacobsen (Niels Lyhne Doftor Faust Eines begabten jungen Mannes Tagebuch) in der Uebersezung der Mathilde Mann, mit einem Vorwort von Theodor Wolff und Jacobsens Bildnis versehen (336 S., 8o, Paris und Leipzig, Alb. Langen).

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Es ist für die fünftige Biographie des Dichters Hebbel — falls nach Emil Kuh noch einmal eine solche erscheinen sollte sicher von Intereffe, zu erfahren, wie Friedrich Hebbel sich gegen die Autorschaft der ihm zugeschriebenen breiten populären Geschichtswerke „auf Bestellung“ („Geschichte des 30 jährigen Krieges" und „Die Jungfrau von Orleans") gewehrt hat. Ich habe in No. 36 des „Magazins“ einen hierauf bezüglichen Brief Hebbels an Gustav Kühne mitgeteilt, in dem er die Autorschaft geradezu in Abrede stellt und außerdem eine Erklärung für die „Elegante Welt" schickt, in der die betreffende Mitteilung, Hebbel sei der Verfasser jener breiten Bücher, feierlich widerrufen wird. Damals waren mir die betr. Nummern jener Zeitschrift nicht zugänglich. Inzwischen hat Herr Friß Schwarz die Güte gehabt, Mitteilung und Widerruf aus der „Eleganten Welt" für uns zu erzerpiren und so find wir in die Laze gesezt, beides als einen interessanten Beitrag zur Geschichte deutscher Schriftstellermisère hier mitzuteilen.

In No. 126 der „Zeitung für die elegante Welt“, Jahrgang 1840 vom 30. Juni berichtet ein Anonymus aus Hamburg in betreff des Berendsohn'schen Unternehmens von populären Geschichtswerken daß zwei jüngere Mitarbeiter an demselben den Wunsch geäußert hätten, pseudonym zu bleiben: „Der zweite, der schon etwas öfter genannte Hebbel (früher Hauslehrer im Hollsteinischen), der die Ge schichte von der Jungfrau von Orleans und den dreißigjährigen Krieg bearbeitet, ist, höre ich, auf keine Weise zu bewegen, seinen Namen der Volksunternehmung anzureihen, und wird nur als Pseudonymus die Bibliothek beglücken.“

Darauf antwortet der hamburger Verlag in No. 152 vom 6. August mit folgender

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Der alte Gladstone ist während der Zeit seiner freiwilligen politischen Muße litterarisch nicht müßig geblieben. Er veröffentlichte vor kurzem eine Ueberseßung des Horaz. Ueber die litterarischen Leistungen eines solchen Mannes mit voller Unparteilichkeit zu urteilen, ist natürlich nicht leicht. Man bemerkt das in erhöhtem Grade noch in den Urteilen der englischen Presse. Die einen geraten in Rührung bei dem Gedanken an den großen alten Mann, der, halb blind, von einem Leben voll heroischer Taten erschöpft, nicht eher mit seiner bewunderungswürdigen Tätigkeit aufhören wird, als bis der Tod ihr ein Ziel segt.“ Die Zeitungen, die solcher Gestalt fich in Rührung ergehen, sind merkwürdigerweise die liberalen. Andere äußern sich bitter und bissig über Gladstones litterarische Arbeiten. Die Zeitungen, die solcher Gestalt sich in Bedenken ergehen, find merkwürdigerweise die konservativen und unionistischen. Die Westminster Gazette bewundert an Gladstones Arbeit die Knappheit, Treue und Gewantheit des Ausdrucks; höhere dichterische Eigenschaft aber möchte sie ihr nicht zusprechen. Die Times unterstreichen mit der schulmeisterlichen Würde, die ihnen eigen ist, einige Fehler und einige Vorzüge. Die Pall Mall Gazette findet Stil und Prosodie der Gladstoneschen Oden gleich komischt; sie kann sich vor Lachen nicht halten, sie geberdet sich ganz toll vor Vergnügen und sucht ihre Leser durch Zitate mit vielen Gedankenstrichen und Ausrufungszeichen in dieselbe heitere Stimmung zu versezen. So geht es einem Schriftsteller, der das Unglück gehabt hat, eine wichtige politische Rolle zu spielen

Gladstones Ueberjeßungen sind keine Meisterwerke; man merkt es ihnen an, daß kein Dichter sie gemacht hat; aber man merkt es eben so gut, daß sie ein wissenschaftlich und litterarisch feingebildeter Mann gemacht hat. Sie werden seinen Ruhm nicht vermehren. Sie werden ihn aber auch nicht vermindern. Und das will für Gladstone schon etwas bedeuten. Denn erstens hat er sich bisher in seinen archäologischen Studien nicht mit Ruhm bedeckt; seine Studien über Homer und die Bibel sind mit Recht gefürchtet. Zweitens aber ist jein Ruhm oder Ruf als Politiker so groß, daß schon eine wahrhaft respektable Leistung dazu gehört, um nicht allzu stark dagegen abzustechen. Endlich hat die Geistesfrische, die aus seiner Horazarbeit spricht, bei seinem hohen Alter in der Tat etwas Rührendes und Ehrfurchtgebietendes. F. E.

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Ein serbisches Drama. Nikita, regirender Fürst von Montenegro, hat ein dreiaftiges Drama geschrieben unter dem Titel Die Zariza des Balkans". An eine Aufführung hat Seine Hoheit ursprünglich nicht gedacht, vielleicht auch an eine Veröffentlichung durch den Buchhandel nicht. Denn es hält außer ordentlich schwer, sich ein Exemplar des Stückes zu verschaffen; es war so schwierig zu erlangen, wie bei uns ein „als Manuskript" ge= drucktes Bühnenstück. Inzwischen jedoch ist das Drama des Fürsten der schwarzen Berge oder „Nikita Tschernagorskis", wie der Verfasser auf dem Titelblatt sich nennt, ins Russische übersezt worden und hat in dem Lande des Herrschers, der den kleinen Souverän im Balkan seinen einzigen wahren Freund" nannte, begreiflicher weise lantes Lob geerntet. Der Appetit kommt beim Effen, auch 1530

wenn Lob das servirte Gericht ist. Und so heißt es, daß man sich jegt damit beschäftigt, das Stück des Fürsten bühnengerecht umzuarbeiten. Wenn man von den zweifelhaften Versuchen der Kaiserin Katharina im bürgerlichen Lustspiel abfieht, ist Fürst Nikita übrigens unseres Wissens der erste Souverän, der als Dramatiker auftritt.

Sein Stück spielt gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Damals hatten sich die Vorfahren der Montenegriner zu entscheiden, ob fie die fette türkische Knechtschaft in den fruchtbaren Tälern oder die magere Freiheit im Schuße der Schwarzen Berge vorziehen wollten. Die Heldin des Dramas, die junge Danita, besteht einen Herzenskampf, der dem ihrer Nation parallel geht: fie hat zu wählen zwischen der Vaterlandsliebe und der Liebe zu Stanko, dem Verräter seines Volkes. Die gute patriotische Sache siegt am Ende.

Der Rede des Polonius nachgebildet ist die Ansprache, die der Vater an den scheidenden Stanko richtet, als dieser ein Hilfscorps Standerbeg zuführt: „Besonders, Stanko, sei flug! - Schone diesen Haufen Unglücklicher, laß keine Regung der Eitelkeit, kein Verlangen nach prahlerischem Ruhm dich übermannen! Strenge deine tapferen Krieger nicht über Gebühr an, und wache über die Kranken in der Schlacht. Als Gast der Albanesen wahre deine Ehre und unternimm nichts gegen die Ehre deiner Gastgeber. Hüte dich in allen Dingen vor Eigensinn und Ueberstürzung und behandle die Menschen wie Menschen, die sie sind. Glaube nicht, mein Sohn, daß deixe hohe Stellung einem unbesonnenen Benehmen als Entschuldigung dienen kann: obwol du ein Fürst bist, mußt du doch die Rechte aller Menschen als eine heilige und göttliche Sache betrachten; denn, wahrlich, ein Fürst ist von Geburt ein Mensch ganz wie die anderen Menschen . . . ein gewalttätiger Fürst ist seinem Hause und seinem Vaterlande eine Last."

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Liedvorträge (gespendet von Frl. Zimdars), brillante Klavier- und Geigenleistungen (Mar Pauer, Fl. Zajic) wechselten in unterhaltender Reihenfolge; die Palme im Konkurrenzfampf errang sich, wie schon so oft, Grünfeld, der vielgefeierte Cellist, mit seinen graziösen, temperamentvollen und durchwundervollen Lon ausgezeichneten Borträgen.

Siegfried Wagner stellte sich in vergangener Woche dem londoner Publikum zum ersten Mal als Orchesterdirigent vor. Die uns vorliegenden Zeitungen spenden ihm mit einigen Vorbehalten großes Lob; fie rühmen seine Umsicht und Sicherheit in der Leitung Wagnerscher wie Lisztscher Werke und betonen, daß er es in bes jonderer Weise verstehe, den Klangkombinationen das nötige Relief zu geben. Einige Schwankungen werden auf Rechnung der Tatsache gefeßt, daß Siegfried noch nie zuvor ein Orchester von der Größe des londoner (über 100 Mann) geführt habe; zudem sei ihm die Akustik der Queen's Hall nicht bekannt gewesen Als Facit der Kritik ergibt sich die Anerkennung, daß der Sprößling des bayreuther Meisters fich des großen ererbten Namens würdig gezeigt habe. Wir nehmen von diesen Mitteilungen Notiz und richten uns darauf ein, daß die Welt in Zukunft nicht nur mit der Wagnerschen Tonfolge, sondern auch mit der Wagnerschen Tronfolge zu tun haben wird.

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Ueber die münchener Aufführung von „Hänsel und Gretel" bringt das „Journal des Débats einen ausführlichen, in den Ausdrücken der lebhaftesten Anerkennung gehaltenen Bericht. Der fran zösische Kritiker plädirt mit warmen Worten für die Darstellung der Humperdinckschen Oper in Paris, indem er hinzufügt, daß man an, gesichts eines so sicheren Erfolges nicht erst allen anderen Bühnen den Vorsprung gestatten solle.

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Musikalische Chronik.

Sarasate spielte im legten Philharmonischen Konzert SaintSaëns reizendes Rondo capriccioso und das dritte Violinkonzert von May Bruch; in der Reihe der großen Bruchschen Geigenwerke müßte dieses Opus eigentlich als Numero vier aufgezählt werden, da seine schottische Fantasie füglich für ein Konzert gerechnet werden kann. Ich hatte vor etwa Jahresfrist Gelegenheit, mit dem Komponisten über die genannten Werke zu sprechen, und es war mir intereffant zu erfahren, daß Max Bruch sein jüngstgeborenes für sein schönstes hält. Die Instrumentalwelt hat sich ein anderes Urteil gebildet, und die Zukunft dürfte Bruchs selbstkritische Meinung schwerlich kontrafigniren. Das erste Konzert wird vermutlich in seiner konzentrirten Melodienfülle noch lange blühen, wenn jenes „dritte" bereits von den Geigern gestrichen“, d. h. nicht mehr gestrichen sein wird. Selbst in der vorzüglichen Wiedergabe durch den spanischen Meister vermochte es nicht zu zünden. Man mußte sozusagen von dem Stück selbst absehen, um sich dem Zauber des sarasatanischen Bogenstrichs hingeben. zu können. Der Abend brachte ferner als Novität von Richard Strauß glänzend dirigirt - Widors Sinfonie in A-dur, ein motivisch interessantes, sehr fein gearbeitetes Werk, und Liszts „Ideale“, die als symphonische Dichtung offen gestanden nicht zu meinen Idealen gehören Die Komposition schildert nach Kretschmars Analyse das leidenschaftliche Streben des Jünglings, die Macht der Begeisterung, die Freuden, welche der Mensch im Genuß der Natur, in der Arbeit, in der Freundschaft findet, die Leiden der Enttäuschung, welche ihm das Leben bereitet. Schade, daß diese Elemente so ungleich gemischt find, und daß die thematischen Freuden gegen die akustischen Enttäuschungen so stark zurücktreten!

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Die Herren Heinrich Grünfeld und Florian Zajic eröffneten in dieser Woche den Turnus ihrer Abonnements-Abende, um sogleich ein ganzes Füllhorn solistischer Gaben über uns auszuschütten.

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Nochmals der neue Rembrandt. — Eines der grösten, köstlichsten und kostbarsten Porträtwerke, die Harmeng Rembrandt vom Ryn geschaffen hat, ist dem Bestande des Königlichen Museums zu Berlin einverleibt worden. Was Lord Ashburnham ererbt von seinen Vätern hatte, die berliner Galerie erwarb es, um es zu befizen. Der junge Lord wußte auf seine Weise den Wert dieses einzigen Kunstwerkes zu schäßen und hatte nichts eiligeres zu tun, als das überkommene Ideal zu realisiren. Dadurch war der heutzutage nicht häufig vorkommende Fall eingetreten, daß ein altes hochberühmtes Meisterwerf sich einen Augenblick nicht in festen Händen befand, und wer auf dem Posten war und blizschnell zugriff, konnte einen seltenen, unschäzbaren, wertvollen Fang tun. Unser Dr. Wilhelm Bode, der als Sammler nicht nur der feinste, am höchsten gebildete Geist ist, sondern auch der klügste Kopf zu sein scheint, hat durch seine Wachsamkeit und Findigkeit das begehrenswerte Kleinod für Berlin, für

Deutschland erobert und gesichert. Unter ihren Augen, unter ihren Händen hat der rührige geschickte Mann den delikatesten Bissen den Ergländern vor der Nase weggeschnappt. Nun sind sie außer sich. Wie war es möglich! Noch vor drei Jahren hatte ihnen Dr. Bode im Fortnightly" geschrieben: „Our Gallery cannot compete with your English one, when we come into competion for important works we are almost always obliged to retire modestly." Denn, wenn die englische Regirung vor einigen Jahren dem Herzog von Marlborough 70.000 Pfund eine und eine halbe Million Mark! für seinen Rafael zahlen konnte, da muß der Unterhändler Preußens, das für Kunst nicht viel übrig hat, freilich auf jeden Mitbewerb bescheiden verzichten, hier in diesem Falle ist der Preis ein Geheimnis. Jedenfalls aber ist er erschwinglich gewesen und dies nur aus dem Grunde, daß Dr. Bode bei der Hand war und sein Angebot machte, bevor noch eine Nachfrage von anderer Seite entstand, eine Konkurrenz, bei welcher er wiederum nicht die geringste Chance gehabt haben würde. Desto größer der Zorn der reichen Engländer. The Saturday Review" läßt ihn ausbrechen am Schluß einer langen schmerzlichen Betrachtung in den offenen Worten: to have had the chance and to have let it slip makes every lover of arts gnash his teeth."

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An dem wütenden Schmerz schon über den Verlust dieses Schatzes und durch die Verlegung des eitlen Nationalgefühls läßt sich der hohe Wert deffen, was wir gewonnen haben, ermessen. Aber es ist nicht die Ehre nur, ein seltenes Meisterwerk in Besiß zu haben, auch eines idealen Gutes find wir teilhaftig geworden, dessen wunderbare unbergängliche Schönheit wir fortan mit eigenen Augen genießen können. Der neue Rembrandt ist eines der herrlichsten Werke des grösten Meisters einer glänzenden Epoche. Dies Doppelbildnis des Menonitenpredigers Renier Amslo der „eine junge Witwe tröstet", wie die hergebrachte Bezeichnung unzutreffend lautet, läßt sich nur mit den beiden berühmtesten Porträtwerken in Amsterdam, der „Nachtwache" und den „Sindici der Tuchhalle“, vergleichen Es stammt aus der besten Zeit des Künstlers, aus dem Jahre 1611, als er, noch unbedrängt von seinen Gläubigern, mit freudigster Lebenslust schaffte. Das überzeugende Belehren des klugen, wolwollenden, würdigen Predigers und das ergebene Lauschen der milden ernsten Dame ist mit der durchdringendsten Menschenkenntnis erfaßt; nicht im einzelnen nur: es sind nicht zwei Bildnisse, es ist ein Bild. Und gemalt ist es mit einer ruhigen sicheren Vornehmheit in einer flar tönenden Farbe, einem tiefen goldigen Braun, das sonor ist, wie man die Stimme des Sprechenden dort zu vernehmen glaubt, aus der Tiefe gleichmäßig anschwellend, aber ohne Koloratur, nur bald gedämpft, bald voller. F. F.

eine mehr persönliche Nüance besißt, einen Duft, der aus der frischen Natur herweht, ist der darum bedeutendere A. K. Brown. Doch ist er immerhin noch Schotte genug, um nicht den kräftigen Brodem der Scholle, den rauhen Dunst der Wasser und den brandigen Rauch der Dorfhütten für die Luft der guten Stuben, für welche diese Bilder jo sorgsam gestimmt sind und für die sie so gern gekauft werden, gefällig und mit Geschmack zu mildern. Unter diesen wolgepflegten Gemälden müßte ein Liljefors hängen; dessen ländliche Landschaften würden den Unterschied deutlich merken lassen.

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In einem Nebenraume ist die merkwürdige anthropologische Studie von Gabriel Mar ausgestellt, die schon im Glaspalast die Kunstfreunde nicht ganz so sehr, wie die Anhänger von Darwins Zehre intereffirte. Eine Familie des Philecanthropus alalus, der Pliocaenmenschen", wie es hier bezeichnet ist, hat der malende Philosoph auf Grund gründlicher Vermutungen dargestellt. Das Bild hat hohe künstlerische Qualitäten, es liegt eine sehr feine, tomische Psychologie darin; dasselbe zu besigen, konnte allerdings nur einen Professor Hädel reizen, dessen Gefälligkeit man auch zú verdanken hat, daß es hier zugänglich gemacht wurde. J. F.

Wie die Meeresflut schwillt vor Weihnachten die illustrative Litteratur an. Die hauptsächlichsten Erscheinungen haben wir schon verzeichnet. Wir haben nur noch ein paar Nachträge zu geben:

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Thüringer Wald" betitelt sich ein Band von 25 Folios nach Originalaufnahmen von Dr. E. Mertens & Cie. in Berlin und Einleitung von Aug. Trinius. Die Ansichten_find_in_Glanz- und Mattlichtdruck. (Berlin, Konr. Skopnik). Den Kopfleisten nach pans Thoma und 12 Lichtdrucken verdankt die sonst wol eigent= lich historische Publikation Der Ring des Frangipani, ein Erlebnis vou Henry Thode feinen vorwiegend künstlerischen Charakter (14 Bogen, fl. 40 auf Büttenpapier; Frankf. a. M., Hch. Keller). Ein neuer Abriß der Kunstgeschichte des Altertums, verfaßt von Gustav Ebe (Düsseldorf, L. Schwann), der sehr fompendiös ist (gr. &o, 4 Taf., 558 Juustr.), gehört auch noch recht eigentlich zur illustrativen Weihnachtslitteratur. Eine neue Bearbeitung der Kunstgeschichte des Altertums war nach den archäologischen Entdeckungen der legten Jahrzehnte allerdings notwendig geworden. Der Verfasser hat sich das weiteste Programm gesteckt; die orientalische Urkunst wie die hellenische Hochkunst sollen gleich ins einzelne gehend behandelt und die politischen und sozialen Zustände herbeigezogen werden. Seine früheren Arbeiten laffen das beste erhoffen. Daß das vorzügliche illustrative Material den Preis des Buches in ziemlicher Höhe hält, darf man nicht bedauern; denn keine KunstJeschichte fann wirklichen Nugen bringen, die nicht den allerhöchsten Wert auf ihren bildlichen Schmuck legt.

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Für das praktische Bedürfnis des Tages und des Fachmannes ind bestimmt die Stadt- und Landhäuser“, Lfg. 2 u. 3 (je 10 Tafeln in Fol., Berlin, E. Wasmuth), deren erste Lfg. wir neulich anzeigten; ferner „Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen, im Auftrage des ostpreußischen ProvinzialLandtages bearbeitet von Adolf Boetticher." Hest 4. Das Ermland. (296 S., 15 Tafeln und 216 Abbild.) Bisher erschien: Heft 1. „Das Samland". Heft 2. „Natangen". Heft 3. „Das Oberland“.

Die Schotten bei Gurlitt. - Der strebsame Nachfolger Gurlitts giebt wieder eine feine Anregung; diesmal hat er eine Heft 5. Littauen und Masuren" und Heft 6. Königsberg" (Schluß

stattliche Anzahl von Werken meist schottischen Ursprungs verjammelt: Gemälde von A. K. Brown (Glasgow, und Fr. Brangwayn (London), von Großvenor Thomas, Fulton, Davis, Milne, Macauley, R. Stevenson, James Paterson, Nisbet, Docharth, A. Roche und anderen. Man sieht, die ganze Schule von Glasgow, die „boys“, repräsentiren sie nicht. Mit Ausnahne des Lettgenannten, bei dem Figuren nicht nur Staffage sind, find sie mit einander Profeffionslandschafter. Guthrie und Lavery, die delikaten und energischen Bildnismaler, fehlen unter ihnen. Nah einer Seite hin ist das historische Charakterbild, das fie geben sollen, immerhin abgeschloffen; man sieht sich nur vor englischen Landschaften, den „pastorals". Ein eigenes, ganz absonderliches Parfüm strömen diese grünenden Wiesengründe, diese blühenden Baumgärten aus, und die Maler empfanden es alle mit demselben Duftsinn. Da war einer, der es zuerst gerochen hatte und die einzelnen Ingredienzien erkannte; die anderen wußten dann auch, woran es lag. Aber von diesen ist keiner schließlich der eigenen Nase nachgegangen; sie haben alle dieselbe Effenz. Auch Corot z. B. malte ätherische Landschaften, und von den unsrigen Wilhelm Trübner, der den Schotten auffallend ähnelt, aber es giebt nur einen Corot und nur einen Trübner. Der einzige hier, welcher

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heft) erscheinen demnächst. (Königsberg i. Pr., Bernh. Teichert.) Endlich noch ein paar Kunstschriften: H. E. v. Berlepsch stellt in einem Buche Gottfried Keller als Maler" (10 Bog., 80, Lpz. E. A. Seemann) die malerischen Bestrebungen des zürcher Dichters dar nach seinen Erzählungen, seinen Briefen und dem künstlerischen Nachlasse." Das Buch gibt einige Proben der Kellerschen Malkunst. Die ungemein lebhafte Anschaulichkeit der Kellerschen Dichtungen hat ihren Grund in seiner Gewöhnung, sich mit Stift und Pinsel der Augenwelt zu bemächtigen. Die Kämpfe auf seiner Maler-Laufbahn sind typisch und höchst charakteristisch für die vierziger Jahre, die aus Schilderungen von Zeitgenossen mannigfache Bestätigung ers fahren. Berlepsch ist selbst Maler; fein Werk will und darf auch, wie es scheint, als wilkommene Ergänzung der Bächtoldschen Biographie gelten. Ferdinand Avenarius, der Herausgeber des Kunstwirts, hat einen Begleiter durch die Fantasiewelt" von „Max Klingers Griffelkunst" geschrieben (5 Bog., Ler.-80, 13 Abbild., 1 Portr., Berlin, Amsler & Ruthardt). Zu der aktuellen Frage der Medaillenverleihung läßt auch August von Heyden seine Stimme vernehmen. In einer Broschüre Jury und Kunstausstellungen" (Berlin, Fontane & Co.) äußert er seine Meinung. Als Künstler oder Staatsrat?

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Nachrichten aus dem Buchhandel

und den verwandten Geschäftszweigen.

Für Buchhändler und Bücherfreunde.

Dieses Blatt wird seit 1. Oktober d. J. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig heraus.
gegeben und ist allen zu empfehlen, die über die Erscheinungen des deutschen Büchermarktes und die buchhändlerischen
Derhältnisse ausführliche und zuverlässige Auskunft erhalten wollen.
Es erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Seiertage und ist durch die Post und den Buchhandel zum Preise
von 6 Mk. jährlich ohne Bustellungsgebühr zu beziehen. Sür das laufende Vierteljahr (Oktobar bis Dezember 1891) wird
1 mk. 50 pf. berechnet.

Anzeigen werden zum Preise von 30 Pfennigen für die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum aufgenommen.
Probenummern stehen kostenlos und portofrei zu Diensten.

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Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig.

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Der berühmte Kritiker Georg Brandes chrieb über neue Erde an den
Verleger:

Ich habe mit großer und wahrer Sreude Hamsuns Buch gelesen. Hier steht
Hamsun auf der Höhe seines Wesens, frei von aller Manier, tiefsinnig und unter
haltend zugleich.
Zu bezichen durch alle Buchhandlungen.

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6. Thomålen.

Berliner Bücher - Auction

6.-9. Nov. 1894.
Die Bibliotheken des
Prof. Dr. Carl Berahtein in

Berlin sowie des + Gch. Reg.- u.

Ober-Baurathes Früh in
Hannover.

tungen befinden sich meist in vordig.

Die Bücher dieser bedeutenden Samm.
vorzüg

Einbänden und umfassen haupt
sächlich hervorragende Werke aus den
Gebieten der Rechts, und Staats.
Wissenschaft, Geschichte, Geographie,
deutsche und ausi., bej. franzds. Litte
ratur, Kunst etc.

kataloge gratis und franco.
Berlin S., Simmerstr. 13.
Arnold Kuczynski's
Bücher Auctions. Institut.

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Das

Hagelwetter in Wien

am Morgen des 7. Juni 1894
und seine am Tage vorher be=
fannt gewordenen Ursachen.

Gegen Einsendung von 35 Pfg. in
Marken zu beziehen von

Wilh. Lambrecht

Göttingen (Georgia-Augusta.) Man verlange illustrirte Prospekte über die neuesten Apparate für Wetter. vorausbestimmung.

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von

Karl Bilh.

Mit Illustrationen von Georg Heil.
Preis eleg. brosch. 1,50 mk.

Die vom Oktober ab im 2. Jahrg bei Fr. Frommann in Stuttgart erscheinende Halbmonatschrift

Die Wahrheit

herausgegeben von Chr. Schrempf

Monatlich 2 efte 80, vierteljährlich 1 m. 60 pfg., bringt in den ersten eften Auffäße von Theob. Siegler, J. Bau, mann, Wilh. Bode u. a.

Rücksichtslos ist das Blatt, wo es die Sache will, aber nie verlegend, selbst bitteren Worten merkt man das Ver langen zu heilen an.

Abonnements bei Buchhändlern und Postanstalten.

Porbehefte unberechnet und_postfrei vom Verleger.

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beteiligen wollen, werden um Beiträge ersucht. Gefl. Off. unter Volksschriften · durch Litterar. Inftitut, Berlin NW., Luisenstr. 1.

Bur geft. Beachtung. Zum

Der gesamte Inseratenteil dieser Zeitschrift ist uns übertragen worden und bitten wir, Insertions Aufträge an uns direkt senden zu wollen.

Berlin NW. 6, Luisenstraße 1.

Bochachtungsvoll

Litterarisches Institut

Dr. R. Burdinski & Comp.

Leserkreis 10 fach so

Zukunft". Auflage 14 000. gross, in allen Cafés Verbreitang durca die „Zukunft“.

Anzeigen

finden weiteste und wirksam te

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und Lesezirkeln vertreten. Alleinige Inseraten Annahme: Litterarisches Institut Dr. R. Burdinski & Comp., Berlin NW. 6, Luisenstr. 1.

Verantw. Otto Neumann. Hofer, Berlin-Charlottenburg. Sür den Inseratenteil verantw. Ch. Liffner, Charlottenburg. Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin und Stuttgart. Gedruckt von Rosenbaum & Bart, Berlin W., Wilhelmstraße 47, Aufgang C. Expedition: Sriedrichstr. 207. Berlin S10

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Erscheint jeden Sonnabend.

für Sifferatur. sto

Berausgegeben von Otto Heumann. Boofer.
Redaktion: Berlin - Charlottenburg II, Farmerstraße 10.
Expedition: Berlin SW., Sriedrichstraße 207.

Union

Deutsche Verlags-Gesellschaft Berlin u. Stuttgart.

Preis 4 Mart vierteljährlip. Bestellungen werden von jeder Buchhandlung, jedem Postamt (Nr. 3589 der Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des magazin" entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die viergespaltene Nonpareillezeile.

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63. Jahrgang.

Preis der Einzelnummer: 40 Pfg.

Berlin, den s. Dezember 1894.

Nr. 49.

Auszugsweiser Nachdruck sämtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet
Unbefugter Machbruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

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Spielhagens neues Werk ist ein Schicksalsroman, und sein tragischer Reiz besteht darin, daß wir Menschen, die uns lieb geworden sind, in Fesselbande verstrickt sehen, gegen die sie hoffnungslos kämpfen und ringen, um nur noch sicherer eingesponnen zu werden. Wir sehen, nach Schopenhauers Wort, hier wie in einem „Gudkasten, die Spasmen und Konvulsionen des geängsteten menschlichen Herzens" Arme Seelen flattern mit zuckenden Flügeln durch einen engen Käfig den Ausweg zu finden, bis sie ermattet und betäubt zu Boden sinken.

Zwischen drei Personen spielt die Tragödie dieses Romans: zwischen einem Mann; seiner Frau, die er geliebt hat; einem Mädchen, das er liebt und die ihn wieder liebt.

Der Mann, Ulrich von Randow, ist eine unbe friedigte Natur. Früh hat man ihn aus seiner Bahn gedrängt. Er wollte Gelehrter werden, und er mußte

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das väterliche Gut übernehmen. Er hat starke geistige Bedürfnisse und kann ihnen nicht genüge tun. Die Frau, die er vor zwölf Jahren aus Liebe geheiratet hat, hängt an ihm mit allen Fibern, ihres Wesens; aber sie ist, und das stellt sich von Jahr zu Jahr mehr heraus, eine Natur, die zu der seinen nicht paßt. Sie lebt in ihrem beschränkten Kreis, und was den Mann am tiefften bewegt, das bleibt ihr doch innerlich fremd. Und sie versteht nicht, was ihr, die ja alles für ihn tun könnte, feine Liebe geraubt hat. Das Unheil ist im Haus, und niemand trägt die Schuld.

In so fritischer Zeit tritt in Ulrichs Weg ein Wesen, das sein Schicksal wird. Er lernt auf Norderney ein fluges, kraftvolles, selbständiges, denkendes Mädchen, Eleonore Ritter, fennen. Sie steht allein in der Welt da. In einer englischen Lordsfamilie war jie governess. Und doch ist sie voll Sicherheit und Stolz und Unabhängigkeit. Wie fich diese beiden Menschen nun unaufhaltsam, unwiderstehlich anziehen, schildert das erste Buch. Die Charakteristik der Figuren ist hier nicht die stärkste Seite, es werden mehr Umrisse mit Prädikaten, als volle Gestalten gegeben. Aber feinfühlig hat es Spielhagen verstanden, das leise Erwachen gegenseitiger Neigungen anzudeuten; scheues Hinübertasten und scheues Zurückweichen; bange Freude und zweifelndes Hoffen; all die unbewusten Regungen des Menschen, der von der herben Qual ergriffen ist und es selbst noch nicht erkennen will. Sparsam sind die Mittel, fein kommentirendes Wort fällt. Wir sehen nur die beiden in ihrem Glück ohne Ruhe, und sie sprechen nie von Liebe, aber zwischen den Zeilen loderts. Beim Abschied erst drängt sich das lang zurückgehaltene Geständnis über beider Lippen, und beider Lippen finden sich.

Was soll aus diesen beiden nun werden? Sie find beide zu freie und stolze Naturen, um ein unwürdiges Verhältnis hinter dem Rücken einer getäuschten Dritten zu ertragen. Sie sind anderseits nicht frei und stolz genug, ihr Glück zum Troße durchzuseßen und es rücksichtslos auf den Trümmern eines anderen Glückes aufzubauen. Um die Ehe zu lösen und dieser Lösung zuzustimmen, fehlt Ulrich wie Eleonoren das robuste Gewiffen. Sie sind ferner nicht leichte Naturen genug, etwas, das sie überwinden. vielleicht ein Intermezzo gewesen, wird ihnen ein Drama

um

Was einemens Tiefen gepackt hat zu

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