" artung in der Aristokratie wiederholt, find fast immer ,fins de race", Erbschaftsvollzieher aufgehäufter Kräfte anderer, Vergender eines biologischen Patrimoniums, das fie misbrauchen, ohne es zu vergrößern. Und Bourget gelangt auch zu den am meisten umstrittenen Säßen der Kriminal-Anthropologie, zu denen die sich auf die physischen und physiognomischen Charaktereigenheiten von anormalen und zum Verbrechen neigenden Individuen beziehen. Auf pag. 275 spricht er von den Händen Lydia Maitlands, einer Briefdiebin, Erbrecherin von Schlössern und Verfafferin anonymer Briefe und bezeichnet sie als „affenähnliche Hände, weil die Finger so biegsam, fast ohne Gelenke und zu lang waren" genau so wie man sie bei Dieben von Geburt findet, gemäß den Unter suchungen der Kriminal-Anthropologen, wie zum Beispiel Marros in deffen Studien über die „Hand der Delinquenten". Auf pag. 290 fährt er fort, ebenfalls bezüglich Lydia Maitlands ein sehr geringfügiges besonderes Merkmal hervorzuheben, auf welches schon von Darwin und Lombroso hingedeutet wurde, und das mir einmal in der Befferungsanstalt für Minderjährige in Tivoli bei | Rom dazu gedient hat, meinen Schülern das einzige mörderische Kind zu weisen, welches sich unter jenen Besserungsbedürftigen befand: „das wilde Lächeln, welches die Zähne (Augenzähne) seitwärts, oder genauer gesagt, auf einer Seite des Mundes bloßstellt“. Auf pag. 301 fagt Bourget ferner, von der Engländerin Maud, daß man in ihr, wie dies ihr etwas langes und eckiges Kinn, ihre kurzgeschnittene Nase und die Energie ihrer Stirne zeigten, jene besondere Kraft von Unbeugsamkeit fand, welche eine Eigenheit absolut rechtschaffener und gerader Charaktere sind", physiognomische Symptome, die mich infolge einer Ideenassoziation an jene erinnern, die ich bei den neurotischen Typen der großen Bühnenkünstlerinnen Sarah Bernhard und Eleonore Duse bemerkte: große Augen und eckige fichelförmige Kinnbacken. Auch auf psycho-pathologischem Gebiete macht Bourget sehr richtige Bemerkungen, wie zum Beispiel auf pag. 451, wo er von der Hellseherei einiger Delinquenten spricht und dieselbe ganz deutlich bei der Schilderung des Seelenzustandes Alba Stenos hervorhebt, die in ihrem Blute den selbstmörderischen Naturtrieb erwachen und aus der tiefen Dunkelheit des Unbewusten emporsteigen fühlt. Und troßdem ist die einzige wissenschaftliche Unge- | nauigkeit in Cosmopolis" dem Verfasser auf psycho- | logischem Gebiet passiert. In Wirklichkeit verwechseln die meisten Leute die normale Psychologie mit der Kriminal-Psychologie und glauben, daß für diese die nämlichen Geseze gelten und die gleichen Symptome bemerkt werden wie bei jener: jeder ehrenhafte Mensch beurteilt eben gemäß seinen eigenen ehrlichen Gefühlen jene der Delinquenten, die jedoch ganz andere find. Es ist eine Projektion unserer Art und Weise zu fühlen, von dem Innern unseres normalen Gewissens zu jenem des anormalen Gewiffens der Delinquenten; und darum genügt die gewöhnliche Psychologie nicht, um die Delinquenten zu studiren und zu beurteilen, weil dieselben eben eine eigene Psychologie haben. So scheint mir Paul Bourget, der in der Analyse der normalen Psychologie ausgezeichnet ist, weniger stark in der Kriminal-Psychologie, wie man dies schon gelegentlich seines Disciple" bemerken konnte. " | | " In Cosmopolis" wiederholt er auf pag. 270 die gebräuchliche Behauptung der Psychologen, daß „auch das Verbrechen seine Entwicklungsgeseze habe", um damit zu sagen, daß in einem Menschen die verbrecherische Neigung nicht plößlich durch das schwerste Verbrechen zum Ausbruch kommt, sondern daß es eine Verbrecherlaufbahn" giebt, welche schon der mittelalterliche Kriminalist Farinacio zur Grundlage seiner berühmten Verteidigung Beatrice Cencis machte, indem er fagte. daß es unmöglich sei, daß ein junges Mädchen sofort mit so furchtbaren Verbrechen wie der Vatermord und der Brüdermord beginnen könne. Die Wahrheit ist aber die, daß es Gewohnheitsverbrecher giebt, welche, wenn sie der traurigen Schar der verlassenen Kinder angehören, mit kleinen Verbrechen beginnend, durch die Korruption des Zuchthauses und der verbrecherischen Genossen bis zu den schwersten Verbrechen und den hartnäckigsten Rückfällen gelangen und auf diese Weise wirklich aus dem Verbrechen eine Karrière und eine antisoziale Profession machen. Es giebt aber auch Delinquenten infolge vererbter Neigung (Verbrecher von Geburt), bei welchen das Delikt, zuweilen auch schon in der Kindheit, plößlich in der Heftigsten und ruchlosesten Weise zum Ausbruch kommt, ohne jedweden vorhergegangenen Fall. in Ebenso können auch der Irrsinn und der Selbstmord in vorgeschrittenem Alter durch Ausschweifungen, durch die Haft und die Sorgen des Kampfes um das Leben, durch die fortschreitende Zerrüttung des Nervensystems u. f. w. entstehen; sie können aber auch bei Kindern und jungen Leuten zum Vorschein kommen, mit jenen Ursachen und ohne dieselben. Jedenfalls freue ich mich, daß die KriminalAnthropologie, abgesehen von manchem kleinen Irrtum, Cosmopolis“ eine so gediegene und überzeugende künstlerische Bekräftigung gefunden. Und das umsomehr als Paul Bourget ein Spiritualist ist und ebenso wie in Italien der Romanschriftsteller Fogazzaro zu jenen aufrichtigen und überzeugten Gläubigen gehört, welche, statt die Lehrfäße der experimentalen Wissenschaften zu leugnen, den Beweis führen, daß diese mit dem religiösen Glauben vollständig vereinbar sind. So hat gegenwärtig in Italien Fogazzaro eine litterarische Propaganda unternommen, um zu beweisen, daß die Evolutionsphilosophie und die Darwinistischen Theorien sich ganz gut mit dem katholischen Glauben vereinbaren lassen. Die Wissenschaft gehört dem Gebiete der Ideen an, die Religion jenem der Gefühle und sie können folglich bei diesem oder jenem Individuum parallel laufen, obwol ihre allgemeine Tendenz nach entgegengesezter Richtung ausläuft. Tatsächlich hätte vom Beginn der großen wiffenschaftlichen Revolution gegen die Mitte unseres Jahrhunderts die beredte Thatsache, daß Darwin und Spencer überzeugte Gläubige waren, genügen können, um die Welt zu überzeugen, daß die wissenschaftlichen Gefeße über die Entwicklung und Transformation der Wesen die Frage ihrer Herkunft durchaus nicht beeinträchtigen. Der Glaube an Gott ist vollkommen vereinbar sowol mit der traditionellen Theorie von der simultanen Erschaffung aller lebenden Arten, unveränderlich in ihren ewigen Formen, als auch mit der modernen Theorie des ursprünglichen Bestehens einer verbreiteten und gleichartigen Materie, aus deren Schoß sich, durch allmälige Entwicklung, alle toten und lebenden Arten von Vegetabilien und Animalen gebildet haben, von den primitivsten bis zu den vollkommensten, infolge unerbittlich und unaufhörlich 26 fortschreitender Transformationen. Ja, diese Idee von der Transformation der lebenden Wesen ist, wie Fogazzaro sagt, in ästhetischer Hinsicht viel grandioser als die andere. Man glaube aber nicht, daß diese Werke Bourgets und Fogazzaros vereinzelte Versuche einer freundschaftlichen Versöhnung zwischen Naturwissenschaften und dem katholischen Glauben find. Auf dem dritten internationalen Kongresse für Kriminal-Anthropologie, welcher im August 1892 in Brüssel abgehalten wurde, war der junge katholische Priester De Baets einer der feurigsten Berfechter der Lombrososchen Theorien. Das kann auch durch den Einfluß des gegenwärtigen Papstes veranlaßt worden sein und durch dessen Sympathien für die Philosophie San Tommaso d'Aquinos; denn die katholische Kirche hat sich überzeugen müssen, daß sie, wenn sie fort führe, die wissenschaftlichen Errungenschaften zu beugen und auszuschließen, den kürzeren ziehen würde. Die Wissenschaft hat die große Macht der lebendigen Wirklichkeit für sich und vor ihr muß sich jedes menschliche Gefühl beugen. W Litterarische Chronik. Zum zweiten Mal ist Eleonora Duse nach Deutschland gekommen, zum zweiten Mal hat sie uns ihre Kunst gezeigt, für die es kein passenderes Motto giebt, als das, welches das „LeffingTheater", in dem sie in Berlin ihre Vorstellungen gab, von seinem Schugheiligen entlehnt hat: „Kunst und Natur sei eines nur“. Diese gebrechliche Italienerin hat uns das Beispiel der gewaltigsten Kraftleistungen der Schauspielkunst gegeben. Durch die Wahrheit des Ausdrucks ließ sie ihre Gestalt vergessen und zerbrach die Schranken der hergebrachten Fächer. Von ihren Heroinen verlangte man keine Küchendragonerfigur, von ihren unschuldigen Mädchen keine Porzellänchengestalt. Als Heroine wie als Naive war sie immer Mensch, ein Mensch, der innerlichst vom Geschick ergriffen ist. Und doch war wiederum ihre Gestalt durchaus teine quantité négligeable und négligée für den Zuschauer. Denn ihre Gestalt redete eine Sprache, die in unzähligen Momenten beredter war als die Worte, die sie zu sprechen hatte. Ueberall da, wo die Kunst des Dichters versagte, ergänzte sie sie durch ihre unerhörten mimischen Fähigkeiten Es war erstaunlich, wie sie die schönsten Tiraden, die glättesten Deklamationen, die geistvollsten Auseinanderseßungen der französischen Autoren, die fie spielte, einfach zu Boden fallen ließ. sie nachlässig hinmurmelte, weil Seele in ihnen fehlte. Die tauber Stellen im dichterischen Gestein unterdrückte sie mit souveräner Rücksichtslosigkeit. Ueberall da ließ sie ihre Mimik sprechen. Und wie beredt sprach sie! Jede ihrer Körperwendungen stand unter dem Eindruck des inneren Gefühls und beschrieb es mit greifbarer Deutlichkeit. Selbst ihre körperlichen Fehler wußte sie in den Dienst des seelischen Ausdrucks zu zwingen. Infolge eines körperlichen Leidens schleppt sie den linken Fuß nach, zuweilen hinkt sie sogar. Um diesen Fehler zu verdecken, liebt fie es, sich von Zeit zu Zeit auf der rechten Fußspige emporzuschnellen Daraus hat sich ein schwebender Gang und eine schaukelnde Bewegung entwickelt, die weit abliegt von der strengen Schönheitslinie der Antike, der Künstlerin aber zum charakteristischen Ausdruck der momentanen Empfindung einen Reichtum von Haltungen zur Verfügung stellt, der unerschöpflich zu sein scheint. Und nun gar dieses Gesicht! Photographisch genommen ist die Duse häßlich. Aber vielleicht gehört eine Häßlichkeit, wie die ihrige dazu, um eine so große Schauspielerin zu schaffen. Es ist nicht möglich, daß ein rundes, regel mäßiges Gesicht eines solchen Reichtums des Ausdrucks fähig sei. Der große Schauspieler muß lockere Gesichtsmuskeln haben. Das macht im gewöhnlichen Aussehen ein schlaffes, müdes, häßliches Geficht. Schlaffer, müder und häßlicher ist kein Gesicht als das der Duse. Aber wenn es sich unter einer Empfindung belebt, kann es sein, was es will. Es kann die ganze Skala des Gemütsausdrucks durchlaufen, von der bestialischen Bosheit bis zur himmlisch - verklärten Schönheit. Nie vorher habe ich eine solche Fähigkeit gesehen, binnen einer Minute einen jähen Umschlag der Stimmung so schreiend deutlich auf dem Gesichte zum Ausdruck zu bringen. Wenn sich die vorher gespannten Züge lösen oder die schlaffen Züge spannen, so ist es, als ob wie mit einem Bliß ein anderes Gesicht vor uns steht. Und während dieser schnellen und vollkommenen Verwandlung des Ausdrucks durchlaufen wir immer ohne eine Silbe zu hören — die ganzen Mittelstufen, die von einem | Extrem zum andern führen, mit der allerdeutlichsten Kenntnisnahme und allerlebendigsten Mitempfindung. Stirn, Nase, Wangen, Mund, Kinn, ja die Zähne haben in jedem Moment ihre besondere Physiognomie, ganz zu schweigen von den Augen. Wer sich dieses Gesicht tief eingeprägt hat in seinen wechsel vollen Gestaltungen, wird in seiner Erinnerung immer darauf zurückgreifen müssen, wenn er nach einem tiefüberzeugten weiblichen Ausdruck für irgend ein Gefühl sucht. Und dieses Mal tat uns die Dufe einen besonderen Gefallen. Zum ersten Male spielte sie eine große deutsche Rolle: die Magda in Sudermanns „Heimat“. Es wurde die herrlichste Leistung, die wir von ihr gesehen haben. Zu der wundervollen Schöpfung des Dichters gefellte sie die wundervollste Interpretation der Schauspielkunst. Fisher war uns der darstellerische Gehalt dieser Figur verborgen geblieben, die Duse hat ihn zutage gefördert. Die vom eignen Wert stolz Emporgerichtete, die von der Heimatluft Niedergeduckte, beide Gestalten richtete sie auf mit einer unerhörten Anschaulichkeit und blieb immer doch Eine, die sich aus einem tiefsten Seelenpunkt entwickelt. Da, wo der Dichter diese Einheit der Gestalt in einzelnen genialen, blißartigen Wendungen andeutet, war auch die Duse am ergreifendsten; und dann dort, wo Magdas Vergangenheit, ohne daß fie erzählt wird, in Interjektionen oder Gefinnungsäußerungen hindurchblickt. Die Wendungen des Selbstbewustseins in Magda, das auf dem Gefühl der Kraft beruht, womit sie eigene Schuld überwunden und gefühnt hat, die Aeußerungen über das Schuldigwerden und Größerwerden als seine Schuld klangen bei den Darstellerinnen, die ich bis dahin gesehen hatte, wie die unerträglichste Primadonnenrenommage. Mit welch schmerz vollem Ausdruck sprach sie die Duse, wie dämpfte sie den Ton, als ob sie alles in sich hineinspräche, anstatt es frech den Leuten an den Kopf zu werfen, wie klagte der Schmerz über das, was sie erlitten hat, aus jedem Wort! Von Berlin ist sie nach Hamburg gegangen, von Hamburg nach Dresden, Frankfurt a. M. und München. Eine hübsche Note zur Miserabilität der deutschen Theaterverhältnisse liefert es, daß man der Duse in Dresden verboten hat, die einzige deutsche Rolle, die fie giebt, die von ihr als eine Huldigung für den deutschen Genius beabsichtigt war, zu spielen. Das königliche Hoftheater in Dresden wünscht Sudermanns „Heimat“ nicht aufgeführt zu sehen. Es war wiederum recht Duseisch, daß sie infolgedessen die dritte Rolle, die die Magda war, einfach strich, anstatt ste durch eine andere zu erseßen. Darum spielt fie in Dresden nur zweimal. Hat sie ihre deutsche Tournée vollendet, so will sie sich ins Privatleben zurückziehen. Leb wol, schöner Stern, wir werden lange nicht deinesgleichen sehen! $. X.-$. * * * Graf von Baudiffin, dänischer Offizier a. D., Romanschriftsteller und Lustspieldichter, ist vor kurzem hochbetagt gestorben. Vor Jahren einmal hatte sein Name in den heiligen Hallen der Leihbibliotheken einen guten Klang. Jezt hat man ihn schnelllebig vergeffen und nur sein Tod gab für einige Tage wieder Gelegenheit, feiner zu gedenken. Er gehörte eben zu denen, die allzueifcig für die Gegenwart sorgen und denen die Nachwelt dafür keine Kränze flicht. Die musikalische Chronik und die Chronik der bildenden Künste müssen wegen Raummangels ausfallen. Das Zuhaltsverzeichnis des verflossenen Jahrgangs wird der nächsten Nummer beigelegt werden. Litteratur-Tafel. Erscheinungen, bekannt gegeben im Movbr, und Dezbr. Besprechung einzelner der aufgeführten Movitäten bleibt vorbehalten. VII. Litteraturgeschichte, Kritik, Kefthetik, Sprach- Bolsche, W.: Entwickelungsgeschichte der Natur. 12. eft. 1. Bd. 8. 449–450. wissenschaft, Mythologie, Biographie. Deutscher Bauern Kalender für 1894. Hrsg. von der Redaktion des Suld, Dr. Ludwig: Die Regelung des militärischen Strafverfahrens im Deutschen Hoensbroech. Graf P. v.: Moderner Jesuitismus. (Aus: „Preuß. Jahrbb.“) gr. 8°. 53 8. Berlin, Hermann Walther. Lorch, J. Meine zwangsweise Pensionirung unter Minister v. Jedlitz meiner religiösen Ueberzeugung wegen. Wahrheifsgetreu dargestellt. 3. Aufl. gr. 8o. 19. Fagen i. I.. Herm. Risel. Mayr, Georg v.: Sur Reichsfinanzreform. Stuttgart, J. G. Cotta. Neunreiter, S.: Die Srauenbewegung als Ergebnis des Kulturfortschritts, nebst einer physiologisch-medizin. Kritik der weibl. Inferiorität. gr. 8. 316. Berlin, Bibliogr. Bureau. Rakenhofer, G.: Wesen und Zweck der Politik. Als Teil der Soziologie und Grundlage der_Staatswissenschaften. 3 Bde. gr. 8o. 1. Die foziologische Grundlage. I. Die Politik im allgemeinen. II. Die Politik im Sfaate. X, 400 8. 2. III. Die Staatspolitik nach aufzen. IV, Die Gesellschafts. politik. VII, 363 S. 3. V. Der 3weck der Politik im allgemeinen. VI. Die zivilisator. Politik im Staate. VII. Die zivilisator. Staatspolitik nadh außen. VIII. Die zivilisator. Gesellschaftspolitik. IX. 5ur Kritik dər 3ivilisation. IX, 481 8. mit 1 lith. Tafel. Leipzig, Brockhaus. Schäffle, 2.: Deutsche Kern. und Zeitfragen. gr. 8°. VIII, 572 S. Berlin, Bofmann. Stegmann, C. u. C. Bugo: Handbuch des Sozialismus. 2. Liefrg. gr. 8°. 6. 65-128. 3ürich, Verlags-Magazin. Moltke, Graf Helmuth von: Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten. Bd. VIII: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. 6. Aufl. eingeleitet u. mit Anmerkungen versehen von Dr. Gustav Hirschfeld, ord. Profeffor an der Universität zu Königsberg i. Pr. 40 Druckbogen. Mit einem Bildnis des Verfassers aus dem Jahre 1851, elf Abbildgn., drei Karten u. Plänen u. einer Uebersichtskarte der Reisewege in Kleinaften nach des Verfaffers eigenhändigen Eintragungen. Die Sahl der Moltkeschen Bandzeichnungen beträgt neun; ihre Gegenstände sind: Türkischer Infanterist Türkischer Wachtposten Türkische Offiziere - Rumeli Kavak Bändewaschender Türke (Aquarell) - Vornehmer Türke Anadoli Kavak und Juscha Dagh Nuri Osman Moschee Sand Ben Kalessi. Berlin, Mittler. Spamers illustrierte Weltgeschichte. Dritte völlig neugestaltete Auflage. Mit 4000 Tert Abbildgn. u. gegen 200 zum Teil in Sarbendruck ausgef. Kunst. beilagen, Karten, Plänen etc. Mit besonderer Berücksichtigung der Kultur geschichte unter Mitwirkung anderer bewährter Sachmänner neubearbeitet u bis zur Gegenwart fortgeführt von Prof. Dr. Otto Raemmel u. Dr. Konrad Sturmhocfel. Band V1: Geschichte der neueren 3eit. 2. Teil: vom Dreißig jährigen Kriege bis zur Machthöhe Ludwigs XIV. Leipzig. Otto Spamer. Wait, .: Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. Bd. gr. 8°. Die deutsche Reichs: verfassung von der Mitte des 9. bis zur Mitte des 12. Jahrh. 2. Aufl., bearb. v. R. 3eumer. XVI, 515 6. Berlin, Weidmann. Waldeck, Sriedrich Meyer von: Unter dem russischen Szepter. Aus den Er. innerungen eines deutschen Publizisten. Heidelberg, Carl Winter. IX. Naturwissenschaftliche Disciplinen. Arndt, R.: Kraft und Kräfte. gr. 8°. IV, 58 S. Greifswald, Abel. Bastian, A.: Vorgeschichtliche Schöpfungslieder in ihrem ethnischen Elementar gedanken. Ein Dortrag mit ergänz. 3usäßen u. Erläuterungen. gr. 8°. VII, 146 6. mit 2 Caf. Berlin, Selber. - Controversen in der Ethnologie. I. Die geograph. Provinzen in ihren kulturgeschichtl. Berührungspunkten. gr. So. XII, 108 S. Berlin, Weidmann. (ausschatz des Wissens. 70. Heft). gr. 8°. Berlin, W. Pauli. Darwin, Charles: Sein Leben, dargestellt in einem autobiographischen Kapitel und in einer ausgewählten Reihe seiner veröffentlichten Briefe. Berausgeg. von seinem Sohne Srancis Darwin. Autorisirte deutsche Ausgabe. Aus dem Englischen übersetzt von J. Victor Carus. Stuttgart. E. Schweizerbart. Egli. J. J. Der Völkergeist in den geographischen Namen. (Aus: „Ausland".) gr. 8°. IV, 107 S. Leipzig, Brandstetter. Geßmann, H. W.: Die Srauenhand. Eine physiognomische Studie. Berlin, Karl Siegismund. Sammlungen, die anthropologischen, Deutschlands, ein Verzeichnis des in Deutschland vorhandenen anthropolog. Materials, nach Beschluß der deutschen anthropolog. Gesellschaft zusammengestellt unter Leitung des Vorsitzenden der zu diesem Zwecke ernannten Commission, B. Schaaffhausen. V. und XV. Aus: Archiv für Anthropologie".) gr. 4o. Braunschweig, Vieweg. Schrenck Noting. Sreiherr von: Der hypnotismus im münchener Kranken. hause links der Isar. Eine kritische Studie über die Gefahren der Suggestiv. behandlung. gr. 8°. 212 Bgn. Leipzig, Ambr. Abel. Steinen, Prof. Dr. Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Reiseschilderung und Ergebnisse der zweiten Schingú Expedition 1887-1889. Ein Band hoch 40. ca. 35 Bgn., mit über 150 Abbildungen u. Tafeln (Helio. gravuren, Lichtbildern, Autofypen etc.) Berlin, Reimer. Stuhlmann, Sranz: Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika. Ein Reisebericht mit Beitragen von Dr. Emin Pascha, in seinem Auftrage geschildert, im amtlichen Auftrage der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amts herausgegeben. Ein Band hoch 4o. 582 Bogen, mit 2 Portraits, 32 Vollbildern und 275 Certbildern von Wilhelm Kuhnert, nach Originalaufn. des Verfassers und 2 Karten von Dr. Richard Kiepert und Dr. S. Stuhlmann. Berlin, Reimer. Veröffentlichungen aus dem königl. Museum für Völkerkunde zu Berlin. III. Bd. 1. u. 2. faeft. Sol. 1. 2. Befchreibung einer von G. Meißner zu sammengestellten Batak-Sammlg. Mit sprachl. u. fachl. Erläutergn. vers. u. hersaug. v. S. W. K. Müller. (VII, 94 S. mit Abbildgn. u. 3 Taf. Berlin, W. Spemann. Weismann, A.: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. gr. 8. IV, 96 8. Jena, Sischer. X. Philosophie und Hädagogik. Carneri, B.: Empfindung u. Bewustsein, Monistische Bedenken. gr. 8o. VII, 31 6. Bonn, Strauß. Eisler, R: Der Psychophysische Parallelismus. Eine philosoph. Skizze. 8'. 32 Leipzig, Sriedrich. Gompers, Dr. Theodor: Griechische Denker. Eine Geschichte der antik:n Philo, sophie. 2. Lfg. Leipzig, Deit. Krause, K. Ch. S.: Der Begriff der Philosophie. Aus dem handschriftl. Nach. lasse des verf. hrsg. v. P. Bohlfeld u. A. Wünsche. gr. 8°. VIII, 108 S. - Der Erdrechtsbund an sich selbst u. seinem Verhältnisse zum Ganzen und zu allen Einzelteilen des Menschheitlebens. Aus dem handschriftl. Nachlasse des Verf. hrsg. v. G. Mollat. gr. 8. VII, 143 6. Leipzig, Otto Schulze. Niemann, A.: Manas. Gedanken über das Seelenleben unserer Zeit. gr. So. VII, 308 6. Berlin, Salinger. Repertorium der Pädagogik. Organ für Erziehg., Unterricht und pädagog. Litteratur. Forsg. u. geleitet v. J. B. Schubert. 48. Bd. 1894. 12 Befte. gr. 8°. Ulm, Ebner. Stein, L.: Sriedrich Nietzsches Weltanschauung und ihre Gefahren. Ein kritischer Effan. 8. VII, 103 8. Berl.n, Reimer. Steiner, R.: Die Philofophie der Sreiheit. Grundzüge einer modeinen Weltanschauung. gr. 8°. III, 242 6. Berlin, Selber. XI. Hebersetzungen. Aus dem Englischen. Crawford, S. M.: Greifenstein. Eine Geschichte in 2 Bdn. Autoris. Ueberseßg. Müller, S. Mar: Anthropologische Religion. Gifford Vorlesungen gehalten an Aus dem Skandinavischen. Brandes, Georg: Menschen und Werke. Essays. Mit dem Gruppenbild der 17 im Buche besprochenen Schriftsteller in Glänzlichtdruck. Srankfurt a. M., Rütten & Co.ning. Garborg, Arne: Srieden. Berlin, Sischer. Lehmann-Silhés, M.: Proben isländischer Lyrik, verdeutscht v. M. L.-S. 8". Strindberg, August: Das Geheimnis der Gilde. Schausp. in 4 Akten. Auto. risirte Uebersetz§. v. Ernst Brausewltter. Berlin, Kühling & Güttner. Vollständig in 25 vierzehntägigen Lieferungen à 50 Pfg. Jede Lieferung enthält 32 Seiten Text und 2 Vollbilder. Das vorliegende Werk bietet in anziehender gemeinverständlicher Darstellung die Biographien der deutschen Kaiser von Karl dém Grofen bis zur Begründung des neuen Deutschen Reiches und stellt sich als ein Hausbuch edelster Art für jede deutsche Familie dar. Am Schluß des Werkes wird den Abonnenten eine nach künst- lerischem Entwurf hergestellte Einbanddecke zu mäßigem Preis Die meisten Buchhandlungen nehmen Bestellungen an; wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich direkt an die Verlags- anderen Ronversations Legilons (etwa einen alten Pierer, Meyer, geliefert. Die Nachzahlung für jeden elegant gebundenen Halbfranzband beträgt in diesem Falle nur M. 6.50., anstatt Mm. 8. 50., so daß die Anschaffung des ganzen Werkes (12 Bände) auf nur M. 78.- zu stehen tommt, während andere Legika im Umtausch min. deftens M. 100.- kosten. Bei diesem Umtausch erhält man außer dem vollständigen großen, mit jahlreichen bunten und schwarzen Jllustrationen und Karten geschmückten Konversations-Legilon noch den Juhalt von 12 Sprachen-Lexika (böhmisch, dänisch, englisch, französisch, grie chisch, holländisch, italienisch, lateinisch, russisch, schwedisch, spanisch und ungarisch) gratis. Jede Buchhandlung ist in den Stand gesekt, zu bequemen Anschaffungsbedingungen ben um. - Verantw. Otto Neumann Hofer, Berlin. Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin und Stuttgart. Gedruckt von der Buchdruckerel im Erscheint jeden Sonnabend. → für Sifferatur. →→H. Berausgegeben von Otto Neumann - Bofer. Redaktion: Berlin W., Lühow: Afer 13. Union Deutsche Verlags-Gesellschaft Berlin u. Stuttgart. Preis 4 Mart vierteljährlich. Bestellungen werden von jeder Buchhandlung, jedem Postamt (Nr. 3589 der Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des „Magazin" entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die dreigespaltene Petitzeile. 63. Jahrgang. Preis der Einzelnummer: 40 Pfg. & Berlin, den 15. Januar 1894. Nr. 2. Auszugsweiser Nachdruck sämtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet. Unbefugter Machdruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt. Inhalt: Wolfgang Kirchbach: Tresdener Leben II. Sp. 33. Dresdener Leben. Von Wolfgang Kirchbach. II. Das große Kunstereignis der letzten Wochen war in Dresden eine Ausstellung, welche der Maler, Radirer und Bildhauer Mar Klinger bei „Lichtenberg" veranstaltet hat. Es ist nämlich Brauch geworden, daß viele originellere Künstler nicht mehr im dresdener „Kunstverein“ ausstellen, der einem inneren Marasmus verfallen ist und zumeist von Laien beherrscht wird, die keine Ahnung haben von den großen Wandlungen und Vorgängen des interVorgängen des internationalen Kunstlebens. Vielmehr stellt man bei „Lich tenberg" und Arnold" aus. Diese beiden großen Kunst handlungen haben es sich nicht der Mühe verdrießen lassen, große, dauernde Ausstellungen zu veranstalten und alles nach Dresden hereinzuleiten, was in München, Paris und Berlin ursprünglich und kräftig schafft. " Es ist interessant, daß beide Unternehmungen sehr gut bestehen können. Die Ärnoldsche Kunsthandlung hat cine stehende Ausstellung von Werken der „Sezessionisten" veranstaltet, die Dresdener laufen vor dem Diner“ oder „Dinner“, vor dem „Souper“ oder vor ihrem Früh stück" es kommt ganz auf die Sprache an, in der fie effen und trinken dahinein, um sich zum Appetit zu reizen und sie beginnen vor den Bildern „in Zungen zu reden." Auf dem Heimweg müssen sie dann am „Victoriahaus“, einem großmächtigen deutschen Renaissance bau vorüber und steigen schnell zu „Lichtenberg" hinauf, dessen Ausstellung ihre Abonnenten bereits nach tausenden zählt. Man fragt unter diesen Umständen kaum noch darnach, was im „Kunstverein“ hängt. in Dresden ein unverbesserliches Geschlecht von Geistern giebt, die da stets verneinen“. Man hätte glauben sollen, in Dresden, wo doch wenigstens der Theorie nach noch Erinnerungen an die große deutsche Gedankenmalerei" herrschen, wo einst Rethel geschaffen hat, hätte ein Mann wie Mar Klinger eine freundliche Aufnahme finden sollen. Und er hat sie auch gefunden. Aber nicht bei den Cornelianern", bei den Akademikern, bei den Gedankenmalern“ und ihren Adepten. Diese fielen vielmehr mit einer Art von Wutgeschrei und Wolfshungerhaß über den Maler her. Man konnte sich daraus ein Bild machen, wie etwa Cornelius oder Kaulbach oder Genelli von ihren schlechten Nachbetern aufgenommen werden würden, wenn sie heute unter diesen aufträten. Gerade diejenigen, welche in Dresden den modernen Freilichtmalern" ewigen Haß schworen, Haß schwören den kleinen Genremalern, welche stets die Standarte der großen „historischen“ Kunst und der edlen Gedankenmalerei" hochhalten, sie schimpften Klingers Verdienst zu Grund und Boden. Freilich diese Ausdrücke des Gefühles eigener Ohnmacht in Schaffen und Genießen, diese unvorhergesehenen Selbstvernichtungen der eigenen Kunstbestrebungen bewiesen, daß nicht mehr die flare Kunstüberzeugung in diesen Kreisen herrscht, sondern lediglich der Neid der kleinlichsten Intereffenwirtschaft. Irgend ein Dekorationsmaler, der die dresdener Weinhandlungen mit den schlechtesten talentlosesten Bilderbogenfiguren losesten Bilderbogenfiguren und NeujahrsglückwunschAllegorien bemalt, macht hier den Wortführer und auch in gewissen Kreisen der Kunstgenossenschaft. Es würde aber ein falches Bild von Dresden geben, wenn man glaubte, diese negativen Geister hätten noch irgend welchen Einfluß auf das Publikum. Ihre Schmerzen werden nur von einigen Winkelblättern gedruckt, bezüglich in einer sehr wenig aufgelegten besseren Zeitung; die großen Tagesblätter Dresdens dagegen traten einmütig für Mar Klinger ein und viele einflußreiche Kreise, die sich um die Königliche Gemäldegallerie gruppiren, stimmten mit diesen im freudigen Genießen und Anerkennen überein. Und es ist auch etwas Großes um diesen Mar Klinger, den Sachsen mit Stolz sein eigen nennen darf. |