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dem Namen Pythius bekannt geworden ist, um Rat und | uns beschwert fühlen von der grausamen Härte dieser sozialen Hilfe. Die Antwort des Pythius ist eines der bedeutsamsten | Naturgeseke, dann werden wir klagen und anklagen: dieser Es sei mir gestattet, den Namen des großen Macchia- | von Göring nach Geibels Lied. Dieser Gesang wurde von

Dokumente der Zeit; sie erhellt mit einem die dunklen Irrgänge unserer Politik, und da Pythius prinzipiell nichts gegen die Veröffentlichung seiner Privatmeinungen einzuwenden hat, sei das denkwürdige Schriftstück zu nuk und frommen aller Väter karrièrereifer Söhne hier mit geteilt. Es lautet:

Werter Herr!

Das Vertrauen, das Sie mir schenken, beweist, daß Sie ein Mann von Geist sind. Darum will ich mit Ihnen so offen und ehrlich reden, wie es unter Männern von Geist üblich ist. Ich schätze ihre Sorge um die Zukunft ihres Sohnes, und ich gestehe, daß es gegenwärtig nicht ganz leicht ist, in der Wahl der Gesinnung eine Entscheidung zu treffen. Ich schmeichle mir, daß ich durch mein, wie meine Feinde und sonstige Dummköpfe und Ehrenmänner es nennen, unberechenbares" Tun zur Komplikation der Lage ein Gutteil beigetragen habe.

Sie sagen, werter Herr, daß Sie bisher mehr Zukunft in den Agrariern, Junkern, Immobilmonarchisten, Deutschnationalen, Landwirtsbündlern gesehen haben, als in den Händlern, Juden, Mobilmonarchisten, Internationalen, Allianzleuten. Nun aber hätten diese törichten Menschen um eines Fantoms willen, das gleich 11/2 Mark zu bewerten ist, sich um jeglichen Kredit gebracht, sie würden mit Schimpf und Schande und etwa 50 Stimmen Majorität besiegt werden, und nach dieser Niederlage würde es kaum mehr lohnen für einen strebsamen, jungen Menschen, eine solche, einzig echtadlige und tiefe Ueberzeugung zu haben. Sie müßten also, so sehr es gegen Ihren Instinkt ginge, Ihren Sohn durchaus aus der Gemeinschaft dieser „übermütigen Esel" entfernen und ihn in die Partei der Sieger aufnehmen lassen.

Lassen Sie sich sagen, mein Herr, daß diese Konvertirung Ihrer und Ihres Sohnes Seele nicht nötig ist. Diesen Eseln, wie Sie sie etwas derb benennen, wird das Glück zu Teil werden, was nach allgemein zoologischer Anschauung ihnen gewöhnlich zufällt. Sie oder ich darf mit Stolz sagen: wir werden nicht besiegt werden, wir werden uns besiegen lassen, um dann zu herrschen. Wir werden zuletzt lachen, und dann werde ich, der ich den Anspruch erhebe, die kunstvolle Verschlingung der politischen Lage ausgeführt zu haben, eine Stellung einnehmen, die mich befähigen wird, Ihres Sohnes agrarischjunkerliches Bewustsein voll zu werten.

Seitdem ich und meine immobilmonarchistischen Freunde die Ueberzeugung gewonnen haben, daß der Handelsvertrag mit Rußland durchgeht, müßten wir in der Tat Esel sein, wenn wir ihn nicht ablehnen würden. Eine zeitlang allerdings waren wir in bedrängter Lage; denn das durfte nicht sein, daß der Vertrag abgelehnt würde. Wir mußten die Todfeinde eines angenommenen Vertrages sein, und ich habe gern ein wenig mitgespielt, um dieser trauen gesagt - recht geringfügigen Aktion eine Majorität zu sichern. Jest wissen wir, daß der Vertrag akzeptirt wird, und darum können meine Freunde, die getrost auch die Ihrigen bleiben dürfen, ohne Furcht gegen ihn donnern und bliken. Ihre Ueberstimmung wird der Anfang ihres Triumfes sein.

im Ver

Denn was wird geschehen? Der Vertrag wird angenommen werden und die von den Allianzleuten lärmend gepriesenen günstigen Folgen werden auf die Dauer ausbleiben; es ist naiv zu glauben, daß zufällige und vorübergehende Handlungen, wie Handelsverträge es sind, den auf der wirtschaftlichen Entwicklung, der auf ewigen Geseßen ruht, zu hemmen oder auf länger als einen Augenblick zu ändern im stande wären. Und wenn wir dann

Handelsvertrag hat uns vernichtet, er ist Schuld an allem Unheil, fort mit der Regierung, die ihn schloß, und mit den Volksverderbern, die ihn billigten und ermöglichten. Warum hat man auf uns nicht gehört, als wir warnten und alle bösen Folgen voraussagten? Und seien Sie überzeugt, man wird uns glauben, und wir werden alsdann die Mächtigen und die Herrscher sein. Wenn man das Kausalitätsbedürfnis der Menge nur mit irgend welchen Abfällen stopft, so grinst sie vor Behagen und läßt sich willig führen und benuken für unsere Zwecke. Und wenn dann der Schlachtruf von den werteschaffenden Ständen ertönt, auf denen die Existenz des Vaterlandes beruht und deren Dasein man durch eine unfähige Politik vernichtet habe, dann wird man uns zujubeln und die Reihen unserer Gegner werden gebrochen werden. Wir werden im großen Zeichen des sterbenden Jahrhunderts herrschen, nicht sie. Eigentlich ist ja das Schmuckwort von den werteschaffenden Ständen eine nicht ungefährliche Redensart; denn seit Ricardo hat die Analyse des Werts stets unseren Untergang zur Tendenz gehabt, und die Großgrundbesiker sind nach dieser Feststellung eigentlich nicht Wertschöpfer, sondern Zwischenhändler. Aber daran denkt gottlob niemand, und wir dürfen auch ferner die Ehre der Werteschaffenden annektiren.

Hier liegt der Schlüssel der gegenwärtigen Situation, deren künstliche Verdunklung auch Sie hat irre werden lassen an den allein ersprießlichen Ueberzeugungen Ihres Sohnes. Unser ist die Zukunft. So sehr sich jene auch bemühen, ihre Bravheit an höchster Stelle zu demonstriren, wir werden den Erfolg ihrer komischen Anstrengungen ernten.

Das, was uns allein töten könnte, ein waches wissendes, freigebietendes Volksbewustsein, ist ja vorläufig noch ein unfrommer Wunsch umstürzterischer Heker und törichter Himmelsstürmer. Es ist lustig und förderlich für uns, daß das Volk o dieses herzige Gesindel gar nicht danach verlangt, klar und unzweideutig zu erfahren, was die Leute treiben, die je nach ihren Gehaltsverhältnissen verantwortlich oder unverantwortlich zu regiren vorgeben. Ja, es schreit selbst nach Polizei, wenn sich einige Wißbegierige zusammentun, um sich in aller Deffentlichkeit über ihre Angelegenheiten zu unterhalten. Seinen Regirenden aber gestattet es großmütig die ge= heimnisvolle Romantik tiefverschleierter Taten, den Kolportagebetrieb hösischer Intriguen, und es vergeht vor lüsternem Behagen, wenn es ihm gnädigst vergönnt ist, auf engen Küchentreppen ein bischen mystischen Kochdunst der sogenannten Weltgeschichte zu erhaschen. Und eigentlich - pst, das bleibt unter uns! hat es doch ein Recht, das Getriebe der Leute in allen Falten zu prüfen, die es, und zwar recht anständig, bezahlt.

Nun die Zeiten sind fern, vielleicht kommen sie nie, da sich das Volk auf dieses Recht besinnen wird. So können wir weiter in gütig gewährtem Nimbus unsere Intriguen spinnen und unsere Maulwurfsgänge graben, gewaltig leutselig schon, wenn wir den Pöbel, der uns aushält, hin und wieder ein Stückchen indiskreter Lüge hinwerfen. Wir können unsere Intriguen spinnen und unser Glück, das Glück derer, die Sie Esel zu nennen beliebt haben, weil Sie die sorgsam erklügelte Arbeit unserer Politik nicht erkannt haben.

Jezt werden Sie ins Herz unseres scheinbar widerspruchsvollen und törichten Handelns schauen, und werden kein Bedenken mehr tragen, welche Ueberzeugung Ihr Sohn in sich fühlen soll.

Ich verbleibe u. f. w.

velli d. I. zu verschweigen. Der Brief wird auch anonym wirken. Ich wenigstens weiß jekt, wozu ich mein Kind erziehen werde, obzwar es jetzt mit seinen großen Augen - sie sind größer als der Mund - noch so kindisch aus schaut, als glaubte es an eine Welt großer Taten und großer Vernunft, an ein Menschendasein voll Reinheit und Wahrheit, voll Glück und Güte

Cin Tag.

Von

Björnstjerne Björnson.

Sperans.

Autorisirte Uebersehung von Emma Klingenfeld.

I.

Man nannte sie nur: „Die mit dem Zopf." Jedoch, so lang und schwer der Zopf auch war hätte eine ihn getragen von weniger hübschem Aeußern, weniger stralend und freimütig, so hätte man ihn kaum weiter beachtet; das muntere Leben, das sich dahinter barg, wäre wol unbemerkt geblieben. Und doch war es der schwerste Zopf, den eine im Städtchen trug; vielleicht nahm er sich auch größer aus, weil Ella selbst klein war. Wie weit er hinab reichte, läßt sich nicht sagen - ein gutes Stück über die Taille, ein sehr gutes Stück sogar. Die Farbe war unbestimmt und darum unnennbar. Sie spielte etwas ins Rötliche; doch im Städtchen pflegte man sie als blond zu bezeichnen, und wir können es ja dabei belassen, da es auf die Nüance nicht ankommt. Das Gesicht zeichnete sich durch seine weiße Hautfarbe aus, war wolgeformt mit regelmäßigen Zügen von der Stirne bis zum Kinn, hatte einen kleinen, doch vollen Mund und ungemein freimütige Augen. Bei ihrer Kleinheit war sie von kräftiger Gestalt mit etwas zu kurzen Beinen; um rasch von der Stelle zu kommen, wie es ihrer Natur gemäß war, mußte sie durch Behendigkeit nachhelfen. Die Behendigkeit war ihr eigen in allem, was sie tat und darum wol hatte der Zopf es eiliger als Zöpfe im allgemeinen.

Ihre Mutter war Beamtenwitwe, hatte etwas Vermögen neben ihrer Pension und wohnte in ihrem eigenen kleinen Haus gegenüber dem Gasthof, gleich beim Markt plak. Sie war eine stille Frau; der Mann war ihre Vorsehung gewesen, ihr Stolz, ihr Licht. Als sie ihn verlor, wich ihr Lebensmut; sie verkroch sich in religiöse Schwärmerei. Doch da sie nicht herrschsüchtig war, durfte ihr einziges Kind es halten, wie es seiner eigenen Natur zusagte, die der des Vaters glich. Die Mutter verkehrte nur mit einer älteren Schwester, die ein Anwesen in der Nähe der Stadt besaß; Ella aber war es unverwehrt, Kameradinmen von der Schule mit sich zu bringen, oder vom Botfahren, vom Schlittschuh- und Ski-Sport; es waren meistens die gleichen. Ihre Lebhaftigkeit wurde gedämpft durch den Umgang mit der Mutter und durch die Stille des Hauses. Es war ihre Art, flink und munter zu sein ohne Lärm.

Um so wunderlicher war, was ihr begegnete, als sie halb erwachsen war, so an die vierzehn, fünfzehn. Sie ging mit ein paar Freundinnen in ein Konzert, das der städtische Gesangverein unter Mitwirkung einiger Dilettanten zum besten einer Weihnachtsbescherung für die Armen gab.

einem gedämpften Männerchor eingeleitet. Es mahnte an Mondschein auf schweigenden Wassern. Aarös Stimme glitt dahin mit langen Ruderschlägen. Die Stimme war ein voller, sehr sympathischer Baßbaryton. Ella aber hörte aus dieser Stimme noch eine andere heraus, ein Mitklingen von Schwermut oder Schmerz; und sie glaubte, alle müßten dies hören: ein Beben tief innen, ein rührendes Vertrauen, wovon ihr Herz ergriffen wurde und das sprach: „Leid, ach Leid ist mein Lebenslos! Ich kann nicht anders ich muß verzagen!" Che sie sichs versah, war sie dem weinen nahe. Etwas so Eindringendes wie diese Stimme hatte sie noch niemals empfunden. Von Ton zu Ton stieg dies Gefühl; mit ihrer Selbstbeherrschung war es vorbei. Da stand er: groß, schlank; der blonde Bart reichte zur Brust hinab; der Kopf war klein, mit großen, schwermütigen Augen, die der Stimme verwant waren; auch die Augen hatten etwas tief in sich, das sprach: „Leid, Leid!" Diese Schwermut in seinen Augen hatte sie schon vorher gesehen, aber sie wußte nicht, was es war, bis sie die Stimme hörte. Und das Weinen drohte loszubrechen. Das durfte nicht sein! Sie sah sich rasch um niemand sonst weinte. Sie biß die Zähne aufeinander, drückte die Arme fest an den Leib und die Knie eng zusammen, daß sie zitterte. Warum mußte gerade ihr das begegnen und keiner von den anderen? Sie preßte das Taschentuch vor den Mund. Ihr war, als jagten ihre Gedanken fort in eine ferne Bucht, wo sie den Leuchtturm blinken und sein Licht wieder erlöschen sah, und wo aus dem Wasser Gespenster auftauchten. Doch nein! Die Gedanken kamen zurück; sie mochten nicht dort bleiben. Das Taschentuch, ihre Hände, die Augen vermochten das Schluchzen nicht länger zurückzuhalten, das sie gewaltsam überfiel. Vor all den verdukten Gesichtern erhob sie sich, stürzte hinaus nun brach es erst recht los! Niemand folgte ihr; niemand mochte sie kennen.

und

Ihr Aerger kannte keine Grenzen. Unter allen ihren Bekannten war sie die lekte, die zu weinen anfing, ganz gewiß! Sie war ebenso bang wie irgend Eine, gesehen und zum Gerede zu werden. Wie um Himmelswillen ging es diesmal nur zu? Sie liebte Musik, sie spielte Klavier; doch für sonderlich musikalisch hielt sie sich nicht. Warum mußte der Gesang gerade sie so merkwürdig überwältigen?

Und was mußte er von dem halbwüchsigen Mädchen denken? Dieser Gedanke plagte sie am allermeisten. Hierüber durfte sie zu keiner Menschenseele sprechen. Die meisten nahmen wol an, sie sei krank geworden. Ella hielt sich auch eine zeitlang zu Hause und sah bleich aus, als sie wieder ausging. Die Freundinnen neckten sie; aber sie ließ die Sache einschlafen.

In jenem Winter fanden ein paar Kinderbälle statt. Einer davon war bei „Andresens an der Ecke" und Ella war mit dabei. Gerade als die zweite Française beendet war, hörte sie flüstern: „Axel Aarö, Axel Aarö!" Und richtig: da stand er in der Tür mit drei andern jungen Herren. Die Dame des Hauses war seine ältere Schwester. Die vier Herren kamen vom Kartenspiel; sie wollten ein wenig zuschauen.

Ella fühlte, daß es sie glührot überlief; sie fühlte zugleich eine Schwäche in den Knien als müßte sie zu Boden sinken. Sie sah und hörte nicht mehr recht, was um sie vorging, spürte nur große Augen auf sich gerichtet. Einer Kleiderfalte, die nicht so fiel wie die andern, widmete sie eben ihre tiefste Aufmerksamkeit da stand er vor ihr und sagte: „Welch schöner Zopf!" Seine Stimme bestreute denselben gleichsam mit Goldstaub. Er hob die Hand auf, als wolle er die Flechte berühren,

In diesem Konzert sang Axel Aarö „Schlaft in Ruh" | fuhr sich aber statt dessen in den Bart. Als er ihre tiefe

Beschämung gewahrte, wollte er nicht länger bleiben; still | bedeckte die kurze Stirn und umrahmte die Augen, die wandte er sich ab.

Noch ein paarmal fühlte sie seine Nähe; doch kam er nicht mehr auf sie zu. Die andern jungen Herrn beteiligten sich am Tanz; Aarö tanzte nicht. Er hatte etwas an sich, das von unendlichem Reiz für sie war: eine vornehme Zurückhaltung, eine gewisse Art in seinem Auftreten, so rücksichtsvoll, langsam und zögernd - gerade das, wofür sie ein Verständnis hatte. Sein Gang machte den Eindruck, als hielte er einen Teil seiner Kraft zurück, und so war es mit allem. Er war groß; der kleine schmale Kopf saß auf einem schlanken Hals; die Schultern waren nicht breit. Nie zuvor hatte sie eine solche Art, Kopf und Oberkörper zu bewegen, bemerkt, noch gewußt, daß etwas so Eigentümliches, fast etwas Musikalisches, darin liegen konnte.

Was weiter vorging und der Raum, worin es vorging, floß in Licht zusammen. Auf einmal war es nicht mehr so. Da hörte sie flüstern: „Wo ist Axel Aarö? Ist er fort?"

Er blieb jenen Winter nicht lang daheim. Zwei Jahre war er in Havre gewesen, von wo er eben zurückkam; nun sollte er auf zwei Jahre nach Hull.

Bisher war die Musik für Ella eine liebe Beschäftigung gewesen, besonders hatte sie Freude daran gehabt, sich die Harmonien zusammenzusuchen; nun war es die Melodie, womit sie sich befaßte. Sie hatte dem Klang gelauscht und sich Nebung angeeignet; jekt wurde die Musik eine Sprache für sie eine Sprache, die sie selber sprach oder in der ein andrer zu ihr redete.

Von nun an war in jeder Gesellschaft außer den Anwesenden noch einer für sie da. Nie mehr war sie allein, nicht auf der Straße, nicht daheim. Und der Zopf war ein heiliges Zeichen geworden

Um die Frühlingszeit begegnete Fran Holmbo ihr auf der Straße. Ella kam vom Pfarrer mit ihrem Gebetbuch. „Gehen Sie dieses Jahr zur Konfirmation?" „Ja." - „Ich habe einen Gruß für Sie. Können Sie erraten von wem?" Nun war Fran Holmbo eine Freundin von Axel Aarös Schwester und beständig mit der Familie zusammen. Ella wurde rot und brachte keine Antwort hervor. „Ich sehe sie wissen schon, von wem," sagte Frau Holmbo — und noch röter wurde Ella. Mit einem höchst überlegenen Lächeln und die schönste Dame der Stadt hatte Uebung darin sagte Frau Holmbo: „Axel Aarö ist kein Freund vom schreiben Jekt erst erhielten wir den ersten Brief, seitdem er fort ist. In dem Brief steht: wenn ihr die mit dem Zopf seht, so grüßt sie von mir. Sie weinte bei Göhrings Lied; das hättet ihr Andern auch tun können, schreibt er."

Die Tränen traten Ella in die Augen. „Nun, mun,“ tröstete Frau Holmbo sie; es ist ja nichts Schlimmes dabei."

"

II.

Zwei Jahre später, im Winter, kam Ella rasch von der Eisbahn mit ihren Schlittschuhen in der Hand. Sie trug zum ersten Mal ihr neues, enganliegendes Jäckchen; deshalb nur war sie ja eigentlich ausgegangen. Der Zopf flog munter hin und her unter der grauen Müke; er war länger und dicker als je; er gedieh prächtig.

Sie machte wie gewöhnlich einen Bogen, vorüber bei „Andresens an der Ecke", um zu sehen, ob das Haus noch stünde.

großen, träumerischen Augen.

Beide sahen einander an, gingen auf einander zu, an einander vorbei, er lächelte, indem er seine Pelzmüze zog, und sie blieb stehn und knixte wie ein Schulmädel in kurzem Kleid! Zwei Jahre lang war sie nicht stehen geblieben, hatte nicht anders gegrüßt als mit einem Neigen des Kopfes wie eine erwachsene Dame wer klein ist, hält ja besonders auf dies Vorrecht. Aber vor ihm, dem sie doch am liebsten als erwachsen gelten wollte, blieb sie stehn und knixte, wie da er sie zulekt sah. Noch ganz verwirrt von diesem Misgeschick stürzte sie alsbald in ein neues. Sie sagte zu sich selbst: „Sieh dich nicht um! Halte dich stramm! Sieh dich ja nicht um! hörst du?" Aber an der Ecke, als sie ihm eben entschwinden wollte, drehte sie sich doch um und siehe da, er tat das gleiche! Von dem Moment an waren keine Leute mehr da, keine Häuser, nicht Zeit, nicht Raum! Sie wußte nicht, wie sie heimgefunden, nicht, warum sie auf dem Bette lag, das Gesicht ins Kissen vergraben, und weinte.

Vierzehn Tage darnach gab der Klub ein Fest mit Ball für Axel Aarö. Alle wollten mit dabei sein, alle die Heimkunft des beliebten Kameraden feiern. Durch die Abwesenheit war sein Ansehen bei ihnen noch gestiegen. Man hatte aus Hull erfahren, wie unentbehrlich er dort in den Gesellschaften war. Wäre seine Stimme von größerem Umfang gewesen - sie verfügte nämlich nicht über allzu viele Töne so hätte er ein Engagement bei, Her Majestys Theater" gefunden. So wurde erzählt. Bei dem Feste sollte der Gesangverein sein alter Gesangverein zusammen mit ihm singen.

"

Da war Ella schon! Sie kam zu früh - erst vier waren da. Sie fror, wie sie so in Erwartung saß in dem leeren Raum mit den geöffneten Gängen, besonders dadrinnen im Sal, wo sie sich einmal blamirt" hatte. Sie trug ein rosa Ballkleid, ohne jeden Schmuck, nicht einmal Blumen; die Mutter wollte es so. Durch ihr frühzeitiges Kommen fürchtete sie, sich verraten zu haben; darum blieb sie in einem Nebenraum und wagte sich nicht eher heraus, als bis alle Lichter angezündet waren und das Stimmen der Instrumente zu ihr drang. - Auf den Bällen ist jetzt gegen früher der Unterschied, daß es sofort lebhaft wird; das hat der Sport zuwege gebracht; der Verkehr zwischen den Mädchen und jungen Männern ist dadurch vertraulicher geworden. Klein, wie Ella war, verlor sie sich in der Menge und sah Axel Aarö nicht eher, bis sie einige flüstern hörte: „Da ist er!" und jemand fügte hinzu: „Er kommt her zu uns." Frau Holmbo wars, die er begrüßte; Ella aber stand dicht hinter ihr. Als sie sich entdeckt sah, wurde die Knospe in Rot noch röter als die Deckblätter! Sogleich ging Aarö auf sie zu. „Guten Abend", sagte er und reichte ihr die Hand, die sie nahm, ohne aufzublicken. „Guten Abend", sagte er nochmals, leiser und näher bei ihr. Sie fühlte einen schwachen Druck der Hand und schlug die Augen auf ein verschämter Blick, halb treuherzig, halb furchtsam, der an allen vorbeiflog, nichts erklärte und niemand Aergernis gab. Er sah herab zu ihr, indem er sich den Bart strich; aber, hatte er nun nichts zu sagen (er war ja schweigsam) oder konnte er das nicht in Worte fassen, was er sagen wollte er blieb stumm. Mit der ihm eigenen sanften Art ging er wieder; die Kameraden umringten ihn, und später sah Ella ihn nur ab und zu von ferne; er tanzte ja nicht.

"

Aber das tat sie! Alle waren einig, daß sie allerliebst" sei (man sagte dies mit Respekt), und ein lieblicher Schein von Freude war an diesem Abend über ihr. Wo

Und grad als ihre Blicke das Haus trafen, stand Axel Aarö in der Tür. Er kam langsam die Treppe herab er war heimgekommen! Der blonde Bart fiel wolgepflegt über das schwarze Pelzwerk, die Pelzmüze | Ayel Aarö stand und ging, fühlte sie seine Nähe; sie hatte

ihren stillen Jubel, an ihm vorbei zu sausen. Seine Augen begegneten den ihren und folgten ihr; seine Gegenwart bewirkte, daß alles ihr stralend erschien.

An die Tür gelehnt, stand ein starker, stattlicher Mann, der zum Festkomité gehörte. Er mochte zwischen dreißig und vierzig sein näher an vierzig: ein wetterdurchfurchtes Gesicht, breit geschnitten, keck; schwarze Haare, braungrüne Augen, eine Riesengestalt. Es war eine von allen gekannte Persönlichkeit, Hjalmar Olsen, der tüchtige Führer des grösten Dampfschiffes der Küste. Er musterte alle, die vorbei tanzten, fand aber, daß der Kleinen im rosa Kleid der Preis gebühre: sie anzusehen war eine wahre Freude. Nicht nur, daß sie ein reizendes Geschöpf war ihre frische Glückseligkeit ging auf ihn selbst über. Als Axel Aarö ihm näher rückte, bekam auch Hjalmar Olsen etwas ab von dem Liebesflackern, das ihr jedesmal in den Augen glänzte. Jeden Tanz machte sie mit. Hjalmar Olsen war groß genug, um sie im ganzen Sal zit erspähen. Auch sie bemerkte ihn; er wurde bald wie ein Leuchtturm für ihren Kurs. Aber der Leuchtturm hatte ein Herz für die Schiffe; das regte sich jekt, als er die Kleine in Gefahr sah, so dicht an Peter Klaußons Weste. Hjalmar kannte Peter Klaußon.

Ihre winzigen Füße trippelten Walzer, ihr Zopf hüpfte Polka dazu die Füße im Dreiviertel der Zopf im Viervierteltakt. Peter Klausson drückte sie zu fest an seine Weste!

Darum suchte Hjalmar sie auf, sobald der Walzer zu Ende. Aber es war nicht so leicht, einen Tanz zu erobern; erst den nächsten Walzer hatte sie frei, und den sagte sie ihm zu. Als das abgemacht war, stürzte alles nach der Tribüne hin: der Gesangverein zeigte sich droben.

Die kleine Ella war so hilflos in diesem Gedränge! Hjalmar Olsen, der sah, wie sie vergebliche Anstrengungen

machte, auch ein klein wenig zu erspähen, erbot sich, sie auf die Bank zu heben, die längs der Wand lief. Sie wollte es nicht zugeben, sie getraute sich nicht; als er aber andere hinaufklettern sah, war auch sie droben, eh sie es verhindern konnte. In demselben Augenblick trat Axel Aarö in den Sängerkreis und wurde mit Jubel und Händeklatschen von allen seinen Freunden im Sale begrüßt von Männern wie von Damen. Er verbeugte

sich höflich, blieb aber im Hintergrund; doch der Beifall

wollte nicht enden, bis er hervortrat. Zuerst sang der Verein ein paar von seinen älteren Chorgesängen; Aarö stimmte mit den andern ein, tat sich aber nicht besonders hervor, was einen guten Eindruck machte. Hierauf kam der Vorsitzende ans Piano, um Axel Aarö zu begleiten, der allein etwas vortragen wollte. Das Lied, von Johann Sehner komponirt, war in der Hauptstadt sehr in der Mode und wurde von Männern und Frauen gesungen; hier aber war es noch nicht gehört worden.

Schon während des Chorgesangs schweiften Aarös Augen im Saal umher, und als er dorthin blickte, wo Ella stand, wandte er die Augen nicht mehr ab. Jekt stellte er sich auf diese Seite neben das Klavier, und während des Gesanges sah er ununterbrochen dorthin. Allmählich erhellten sich seine schwermütigen Augen, seine Gestalt wurde lebendig:

Ich singe für die Einzige,

Ob jeder auch mich hört und sieht,
Und ganz allein die Einzige
Kann deuten dieses Lied.

Ihr alle, die ihr lauscht dem Klang: wäre nicht die Einzige

Und weckte meines Herzens Drang Nicht tönte nun mein Sang.

Und ob auch hier die Einzige
Von allen andern eingehegt

Der Weg ist doch der einzige,

Der Grüße zu ihr trägt.

So töne denn hinaus mein Sang

Und sei für sie das einzige

Von all dem lieberfüllten Klang,

Das je ihr Herz bezwang.

Seine Stimme war berückend; eine solche Liebesbotschaft hatte man nie zuvor gehört. Diesmal standen nicht blos Ella die Tränen in den Augen.

Alles war in Erwartung, ob nicht noch eine Strophe fäme darum kurze Stille; dann aber brach ein Beifall los, wie er niemals hier gehört worden war. Man verlangte das Lied noch einmal. Doch Axel Aarő hatte noch nie cinen Gesang wiederholt. So mußte man sich darein ergeben.

Ella kannte das Lied nicht, weder die Worte, noch die Musik. Als er begann, die Augen nach jener Stelle gerichtet, glaubte sie, umsinken zu müssen - solch unerhörte Keckheit hatte sie nicht für möglich gehalten. Er, soust so verschlossen, so voll Rücksicht, schmetterte diese Verse hinaus zu ihr, im Beisein aller! Weiß wie die Wand, an der sie lehute, konnte sie nur mit Mühe Atem schöpfen, so daß sie nach Hilfe umblickte. Dicht hinter ihr, auch droben auf der Bank, stand Frau Holmbo, magnetisirt, schön wie eine Statue. Sie sah Ellas Erregung so wenig, wie sie die Uhr auf dem Stadt - Turm sah. Diese gänzliche Nichtbeachtung ihrer Person beruhigte Ella; sie kam wieder zu sich. Die Umgebung der fremden Menschen hatte ja nichts zu sagen, wenn niemand die Absicht verstand. Zuletzt hörte sie ohne Angst zu, die zweite Strophe von Anfang bis zu Ende. Heinlicher,

reizender konnte ihr das Geständnis nicht gemacht werden, trokdem alle zuhörten. Wenn er sie nur nicht angesehen hätte! wenn sie sich nur hätte verstecken können!

Sobald der lekte Ton verklungen, hüpfte sie herab.

Zwischen all den Schultern da drunten fand sie ihre Ver schämtheit wieder, ihren glückseligen Traum, ihr Geheimnis in festlichem Brautgewand. Was war nicht geschehen, und was sollte noch kommen? Rings umher funkelnde

Augen, jubelnde Stimmen, klatschende Hände

war es

nicht wie Fackelglanz und Huldigung? galt es nicht auch ihr? Er und sie, ganz für sich - all die andern gingen sie nichts an.

Der Tanz begann von nenem und fort flog sie! Da sauste sie hin, als sei alles ihr zu Ehren und sie hier die einzige! Ihre Tänzer, einer nach dem andern, versuchten, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen - umsonst! Sie lachte, lachte ihnen ins Gesicht, als sei jeder verrückt und sie allein bei Vernunft. Tanzte, stralte, lachte, flog von einem Arm in den andern! Und als nun Hjalmar Olsen seinen Walzer erhielt, war es, als bekäme er achtzehn frische Blumensträuße und ein: „Hoch lebe Hjalmar Olsen!" Er fühlte sich unendlich geschmeichelt. Doch als sie ihren weißen Arm wie ein zutrauliches Kind auf seinen schwarzen Rock legte, fühlte er sich im Grunde ebenso würdig wie Peter Klausson. Nein, er wollte sie gewiß nicht beflecken! Er hielt sie in untadelhaftem _Abstand; und einmal, da er meinte, sie lache, und etwas von dem stralenden Gesicht des niedlichen Menschenkirdes entdecken wollte drunten bei seiner Weste, bei welcher Expedition er mehr zu sehen bekam als er sollte (denn er hielt ihren Arm so schrecklich hoch) - schämte Hjalmar Olsen sich und tanzte weiter, indem er geradeaus starrte wie ein Nachtwandler; tanzte in Selbstgefühl und Entzücken durch Dick und Dünn. Ein paarmal versuchte Ella, den Boden zu erreichen, um ein sicheres Taktgefühl zu

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bekommen unmöglich! Er besorgte alles ganz allein: ihren Tanz und seinen Tanz, ihren Takt und seinen Takt; sie berührte den Boden nur besuchsweise - im übrigen wars eine Luftfahrt. Aus seiner Höhe hörte er sie lachen; es freute ihn, daß sie sich wol befand; aber sehen konnte er sie nicht. Diejenigen, mit denen er zusammenstieß, freuten sich weniger - na, das war ihre eigene Sache! Er war ganz verwundert, als die Musik aufhörte; jest waren sie ja gerade im schönsten Zug! Doch es half nichts; er mußte sie absehen.

Kurz darauf abermals Gesangsvorträge. Zuerst wieder vom Verein allein, dann unter Mitwirkung von Axel Aarö, und zum Schluß sang er nochmals ein Lied zum Piano. Diesmal hatte Ella sich hinter die versteckt, die am allerweitesten zurückstanden; aber da diese sich mehr und mehr vordrängten, blieb sie zulekt allein. Das war ihr recht; sie sah ihn, wurde aber nicht von ihm gesehen; er blickte auch nicht dorthin, wo sie stand.

Auch dieses Lied kannte sie nicht, wußte nicht einmal, daß es existirte, obwol sie bei den ersten Worten und Tönen merkte, daß andre es kannten. Freilich wußte sie, daß weder Text noch Melodie von ihm war; doch zweifelte sie nicht, wie er das vorige Mal etwas gewählt, das seiner Stimmung entsprach, so auch jekt. Schon die Anfangsworte: „Mein Liebchen hüllt ihr Haupt in Flor"

konnte es ein schöneres Bild geben für heimliche Liebe? Ja, er hatte wiederum sie im Sinn! Der Schleier, den sie empor hebt nur für den einen, damit er sein Glück ahne, und schnell wieder sinken läßt - soll es hinfort nicht so zwischen ihnen sein? Und daß das heimliche Bewustsein, einander zu lieben, ein heiliges Gefühl ist, das höchste Erdenglück - sie schauerte zusammen, als sie ihre cigenen Gedanken erkannte.

Warum hük sie in Flor sich ein
Und weint geheim in ihn hinein,
As müßte sie vergehn in Schmerzen?
Weil süßer Gram sich regt im Herzen;
Denn Freude bebt in Sehnsuchtspein.

Donnernder, ohrenbetäubender Beifall. Diesmal wollte man sich nicht zufrieden geben, bis Aarös Widerstand gebrochen war das Lied mußte wiederholt werden!

Aber er leistete nicht Folge, und endlich gaben einige das Klatschen auf, während andere unverdrossen fortfuhren. Mittlerweile trennten ein paar Damen sich von ihrer Gruppe; sie kamen an Ella vorbei. „Sahst du Frau Holmbo, wie sie sich abwandte und weinte?" „Und sahst du beim ersten Lied die Kleine? droben auf der Bank? Zu der sah er ja die ganze Zeit hinüber."

Eine Weile nachher - es mochte ungefähr nachts um zwei sein - eilte eine kleine, dicht eingehüllte Dame auf der Straße dahin. An der Kopfbedeckung merkte der Wächter, daß sie vom Balle kam. Sonst pflegten die Damen heimbegleitet zu werden; aber der Ball war noch nicht zu Ende. Es mußte wol etwas mit ihr sein, sie lief auch so geschwind.

Ella war es. Sie schoß eben vorbei an dem ehemaligen Rathaus, das jekt als Packboden benutzt wurde. Die äußern Mauern waren stehen geblieben; aber das schöne Holzwerk im Innern war verkauft und weggeräumt worden.

So ists auch mit mir, dachte Ella. Sie stürzte weiter, so rasch sie konnte fort zu schlaflosen Nächten und ruhlosen Tagen.

Gegen Morgen wurde Axel Aarö von Kameraden heimgetragen, total betrunken. Einige sagten, er hätte ein Bierglas voll Whisky hinuntergegossen in der Meinung, es sei Bier; andere behaupteten, er wäre „periodischer Gewohnheitssäufer" - wär es schon lange, hätt es aber zu verbergen gewußt. Sein Vater wäre auch einer gewesen.

Ein paar Tage darnach reiste Axel Aaro in aller Stille nach Amerika.

(Fortsekung folgt.)

Die Töne spülten die Worte über sie wie kalte Wogen; dieses Verständnis bis zur Enthüllung machte ihr Blut erstarren. Sie bebte in Angst und Frende zugleich. Ein wahres Glück, daß niemand sie sah! Sie war bange vor jedem neuen Wort, noch eh es kam, und jedes machte sie neu erbeben. Die Arme auf die Brust gedrückt, den Kopf über die Hände gebeugt, stand sie zitternd. Bei der zweiten Strophe, besonders als die Schlußzeile wiederholt wurde, wollte das Weinen wieder zum Ausbruch kommen wie einmal schon in diesem Saal. Sie kämpfte dagegen mit aller Gewalt; aber die Erinnerung daran, wie schlimm es ihr damals erging, schwächte ihre Christi Lehre und die allgemeine Wehrpflicht.

Widerstandskraft; sie war nahe daran, zu schluchzen

da spielte das Lied darauf an! Dies Zusammentreffen war zu merkwürdig; fort war alle Rührseligkeit - statt zu weinen hätte sie hellauf lachen können! Jezt war sie ihrer Sache ganz sicher, ganz sicher! Und so kams, daß die lekte Strophe in ihren offenen Sinn fuhr, in ihr jubelndes Mitempfinden - wie ein Blikstral, wie ein Messerstich tief bis zum Heft.

Das Lied lautete:

Mein Liebchen hüllt ihr Haupt in Flor.
Vor mir nur hebt sie ihn empor
Und läßt mein heimlich Glück mich ahnen:
Die Blicke stralen, schwören, mahnen
Doch schnell den Schleier wieder vor!

Was Zwei vereint, ist jederzeit
Von zwiefach holder Heiligkeit.
Zwei Seelen, die einander finden,
In Sehnsucht innig sich verbinden,
Ist höchstes Erdenglück bereit.

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Man kann nicht sagen, daß diese Menschen, alle diese Beamten, Offiziere und Soldaten nicht wüßten, was ihrer harrt und wozu sie hinfahren, denn sie haben sich darauf vorbereitet. Der Statthalter hat die Verfügungen treffen müssen wegen der Ruten, die Beamten haben die Fichtenruten kaufen, behandeln und diesen Posten in die Ausgabebücher eintragen müssen, die Soldaten haben die Befehle

*) Aus dem binnen kurzem in der deutschen Uebersezung von Rafael Löwenfeld bei der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart, exscheinenden neuen Buche Tolstojs „Christi Lehre und die allge meine Wehrpflicht" (das Reich Gottes in uns) sind wir in der Lage das XII. Kapitel unseren Lesern vorzulegen.

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