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Die Pensionsanstalt deutscher Journalisten un d Schriftsteller (A. V.) in München veröffentlicht soeben den Bericht über den in ihrem Gründungsjahr (1893) erreichten Stand der Geschäfte. Darnach hat der Mitgliederstand die den außerordentlichen Anstrengungen gegenüber recht bescheidene Ziffer von 431 erreicht, während der Vermögensstand schon eine Summe von ca. 85 000 Mark aufweist. Da die Anstalt auf völlig versicherungsrechnerischer Grundlage etablirt worden ist, so wird ihr Gedeihen davon abhängen, daß sie eine ausreichende Zahl von Mitgliedern sindet, damit die Verwaltungskosten eine entsprechende Verteilung finden. Gegenwärtig ist die Quote, die auf das einzelne Mitglied entfällt, eine außerordentlich hohe. Das erklärt sich indessen aus den großen Kosten die man für die Organisation aufzuwenden hat. Die Zeit wird bessere Resultate erhoffen lassen.

Sehr erfreulich ist die Meldung des Berichtes, daß verschiedene Zeitungen ihre gesamten Redakteure auf Kosten des Verlegers bei der Anstalt versichert haben. Genannt werden in dieser Weise die Münchener Neueste Nachrichten, das Hamburger Fremdenblatt und die Chemnizer Neueste Nachrichten. Hoffentlich findet ihr Vorgehen eine recht zahlreiche Nachfolge, denn gerade dadurch wäre der Anstalt ein ausreichender Mitgliederstand und ein sicherer Zufluß der Gelder am ehesten verbürgt. М. Н.

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Gunnar Heiberg, Verfasser des seinerseit vielbesprochenen Dramas „König Midas" hat nach mehrjähriger Pause zwei neue, diametral verschiedene Schauspiele auf einmal veröffentlicht: „Künstler", Lustspiel in fünf Auszügen und „Der Balkon", Schauspiel in drei Auszügen.

Von den „Künstlern" ausführlich zu sprechen, lohnt sich kaum. Das Stück, aus dem der Verfasser einen Akt in der Freien Litterarischen Gesellschaft zu Berlin vorgelesen hat, wurde zuerst am kopenhagener Hoftheater vorgeführt, fiel aber durch, und zwar, nach dem Buche zu urteilen mit vollen Recht. Man kann es höchstens mit Interesse lesen und zwar auch dann nur, wenn man viel unter Künstlern verkehrt hat und an charakterisierendem Detail Vergnügen findet. Ob aber der Held, der Dichter Peer Sommerfelt, der nach einer reichen Heirat nur noch Gutsbesiker und Sportman sein will, sich zum Schreiben eines neuen Buches zwingen läßt oder nicht, das läßt uns ziemlich gleichgiltig. Das Interessante an diesem Vorwurf ist das Verhältnis zwischen Mann und Frau: die Frau will einen

es auch als einen Versuch, die ausgetretenen Bahnen des Theater zu verlassen, recht wol anerkennen, bühnenwirksam ist es jedoch nicht. In Christiania wurde das Stück nicht aufgeführt, weil der Hauptdarsteller kurz vor der Erstaufführung plötzlich starb.

„Der Balkon" wurde ebenfalls nur in Kopenhagen gespielt, und zwar auf der freien Bühne. Diesmal war die Aufnahme gemischt: man klatschte und zischte.

Das Stück ist vielleicht rein quantitativ bei uns ein Unikum: drei Akte auf nur 70 kleinen Seiten mit großem Drucke. (Verlag: Gyldendalske Boghandel, Kopenhagen). Es ist auf „suggestive“ Wirkung berechnet. Es arbeitet mit Sentenzmacherei à la Strindberg, mit Wortmusik à la Maeterlinck, mit Stimmung à la Musset. Die effektvolle Knappheit des Dramas erinnert an Verga und Leoncavallo, und man fragt sich, ob nicht aus dem Stücke ohne Schwierigkeit eine Pantomine wie „Der verlorene Sohn" gemacht

werden könnte. Man erinnert sich nach dem Lesen kaum, was gesagt ist, wird aber stark genug von den Eindrücken gepackt.

Die junge Frau Julie hat einen alten und sehr unangenehmen Gatten, der die Nächte außer dem Hause verbringt. Julie hat keine Kinder, aber einen Liebhaber, Abel. Der Gatte stirbt plöklich. Julie heiratet Abel. Sie haben keine Kinder. Abel wird von seiner Arbeit absorbirt und Julie teilt seine Interessen nicht. Sie kann nur lieben Also nimmt sie hier einen neuen Liebhaber, Antonio. Abel überrascht sie, philosophirt sich aber die erste Wut weg. Es gibt ja doch größere Leiden als dies.

Das Werk verdient unbedingt auch die Beachtung des litterarischen Deutschlands. Nach den „Gläubigern“ und „Jean Mayeux" würde Н. Н. „Der Balkon" nicht übel wirken.

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In Paris steht eine Aufführung der „Stüken der Gesellschaft" bevor. In diesen Tagen ist die französische Uebersekung von Pierre Bertrand und Edmond de Nevers im Buchhandel erschienen. Man hat sie mit Beifall und Interesse aufgenommen, man fand, daß dies Ibsensche Stück dem Verständnis der Franzosen viel näher stände, als die anderen Werke, da hier jedes fremdartige Ingrediens fehle. Vor allem bewundert man die Charakterzeichnung des Konsuls Bernick, des „Tartuffe scandinave“. Man sieht in ihm das beste Muster des struggle-for-lifeur, jenes jekt gerade in Frankreich so aktuellen Typus.

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Ueber dem neusten Fragekasten der enquêtewütigen Pariser steht als Thema: Würde es sich empfehlen, zum n Helden ein eines Romans oder eines Theaterstückes einen Anarchisten zu wählen? Der Herostrates Vaillant hat durch seine Tat die Veranlassung hierzu gegeben und alsobald gingle Journal" herum, die Stimmen zu sammeln. Bekannte und Unbekannte haben geantwortet, ernst, ironisch, gescheit und nicht gescheit. Am einfachsten zieht sich Jules Claretie aus der Affaire; er faßt sich, weil Kürze denn des Wizes Würze ist, unfrei nach Voltaire kurz: „Tous les genres sont bons, hors le genre ennuyeux“.

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Das erste Heft der neuen „Revue de Paris" ist erschienen. In durchaus loyaler und höflicher Weise nimmt die neue Zeitschrift ihre Stellung neben der Revue des deux mondes" ein: Emile Faquet giebt eine geistreiche Charakteristik und Würdigung Brunetières. Eine Publikation Balzacscher Briefe an die „Fremde", die ohne ihn zu kennen eine Korrespondenz mit ihm ansing und später seine Frau wurde, leitet das Heft ein. Pierre Loti giebt stimmungsvolle Reise-Eindrücke aus dem Kloster Loyolas. Ein neuer Roman von Gyp und eine Novelle von Gabriel d'Annunzio stehen neben ästhetisch kritischen und historischen Aufsäken von Séailles, Maguard und Jusserand. Ein Beitrag Georg von Vollmars über „Bismarck und der Sozialismus" ist für eines der

dies ist aber nur flüchtig angedeutet. „Künstler" mag von einem echten Dichter gedacht sein, und mit etwas gutem Willen kann man

der, Revue de Paris" sich von der der „Revue des deux mondes" nicht zu unterscheiden. Weder im Guten, noch im Bösen.

dichtenden Gatten und dieser Gatte hat keinen Trieb zum Schaffen mehr folgenden Hefte angekündigt. Wesentlich aber scheint die Physiognomie

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H. Rider Haggard, der Hauptvertreter des Mysticismus in der modernen englischen Litteratur, hat einem Interviewer Mitteilungen über seine Arbeitsmethode gemacht. Im Sommer genießt er die Freuden des Landlebens. Nur im Winter schreibt er, und zwar ausschließlich nachmittags und abends. Seine Bücher vollendet er in fieberischer Hast, er schreibt 3-4000 Wörter an einem Tage. Selbst seinen bedeutendsten Roman „She" hat er in 6 Wochen voll

eine seltsame Mischung von kraftvoll Gesundem und mystisch Kränklichem ist. Anfangen tut Rider Haggard seinen Tag in durchaus „gesunder" Weise er hat auch dies dem Interviewer erzählt mit einer Familiendacht.

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In Amerika ist man auf den Gedanken verfallen, statistisch festzustellen, welches die meist gelesenen Bücher sind. Prozentual geordnet ergiebt die Untersuchung folgende Tabelle: 92 Prozent David Copperfield, 88 Ivanhoe, 87 The Scarlet Letter, 86 Uncle Tom's Cabin, 83 Ben-Hur, 80 Adam Bede, 80 Vanity Fair, 78 Jane Eyre, 78 The Last Days of Pompeii, 77 John Halifax, Gentleman, 75 Les Miserables, 76 Little Women.

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Paul Alexandrowitsch Gajdeburow, der Redakteur der russischen Wochenschrist „Nedelja" ist gestorben. Die Franzosen feiern jetzt sein Gedächtnis wie sie Michel Katkow geehrt haben. Sehr hoch wird es ihm in den Nekrologen angerechnet, daß er ohne Furcht vor der Censur 1870 die Erklärung der französischen Republik in den Spalten seines Blattes mit einem Vive la France begrüßte. Er machte Der Regierung nie Zugeständnisse, er machte sie aber auch dem Publikum nicht. Er stieg nicht zu ihm herab, sondern suchte es zu heben. Sein Hauptwunsch war in dem großen russischen Dunkel eine helle Fackel anzuzünden, zu erleuchten und aufzuklären.

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Richard Strauß aus Weimar stand an der Spike der Philharmoniker, als ihr siebentes Konzert stattfand, und führte seine Donjuan-Tondichtung wieder vor. Das Werk, das, neben seiner wagnerischen Grundfärbung und gewissen venusbergartigen Elementen, an einer hervorragenden Stelle auch französischen Einfluß zeigt, übt einen gewissen Reiz, und wer mit gewaltigem crescendo und stretto, mit einer darauffolgenden kleinen Ewigkeitsfermate und plötzlichem melancholischen piano zu arbeiten versteht, wie dieser nicht blos heißfantastische, sondern auch kluge Komponist, zeigt sich als ein Dramatiker reinen Geblüts. Herr Strauß wird in Weimar von dem eigentlich bereits verstorbenen Hofkapellmeister Eduard Lassen und seiner Gefolgschaft an die Wand gedrückt. Wie wäre es, wenn die Unternehmer der Philharmonischen Konzerte ihn für Berlin zu gewinnen wüßten? Die Pastorale dirigirte er so, daß man keinen Anlaß haben könnte, einen solchen Schritt zu bereuen; wenn sich über Einzelheiten rechten ließe, war die Poesie des Ganzen zu vorzüglichem Ausdruck gebracht. Eine „dramatische Orchesterfantasie in Duverturen

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Wie tief muß die Operette gesunken sein, wenn ein Werk vom Schlage des „Obersteigers" von der Zeitungskritik als etwas Erfreuliches hingestellt wird! Es scheint, als habe der Textdichter dem Musiker einen Schabernack spielen, und zugleich der Musiker den Textdichter heimlich verderben wollen. Ein Fürst und eine Komtesse, ein Bergmann und eine Klöpplerin, ein Zechendirektor und seine korpulentere Hälfte wimmeln durcheinander, lieben einander, teilweise übers Kreuz, teilweise nachbarlich, und verlangen vom Zuschauer und Hörer energisch, daß er den Verstand verloren habe, um so trüben, wiklosen Blödsinn sich gefallen zu lassen. Daß die beiden Verfasser, die Herren West und Held, die Unbefangenheit hatten, die Grubenarbeiter und ihr elendes soziales Los zum Gegenstand ihrer dramaturgischen Bemühungen zu machen, zeigt den Grad ihres Takts; die Art, wie sie es tun, den Grad ihres Wikes! Ich habe kaum etwas so deprimirend Albernes gesehen und ich bin kaum je so widerwärtig berührt worden wie von der Streikszene in dieser Operette, wo zeitbewegende Fragen nicht wenigstens mit genialér Frivolität angefaßt, sondern mit ödester Plattheit mühsam bespaßt werden. Der Komponist des Vogelhändlers hat zu alledem eine Musik geschrieben, die tief unter dem Ludolf Waldmann steht Ein Lied von der Fischerin, mit dem Refrain: „B'hüet di Gott, vergiß mein nicht!", ist vom Banalen das Banalste und mußte daher dreimal gesungen werden.

Wann endlich wird die ganze Gattung zum Teufel gehn, die ganze Operette, das Musikdrama der Prostituirten, das Kunstwerk. der geistig Zurückgebliebenen, das Seelenheim des großstädtischen Zivilisationsabhubs? Fort muß sie, ihre Uhr ist abgelaufen.

Chronik der bildenden Künste.

A. R.

Der Fortbildungsschule.soll, wie wir bereits früher berichteten, die Möglichkeit des Sonntags - Unterrichts abgeschnitten werden. Die Sache ist von höherer Wichtigkeit, als man im größeren Publikum annimmt. Wenn unsere Gewerbetreibenden im Auslande jekt mit glänzendem Erfolge konkurriren konnten, so verdanken sie das vielfach auch der guten Vorbildung unserer besseren Arbeiter.

Die Kirchenverwaltung verweigert jedes Entgegenkommen, sie will nicht die Hand dazu bieten, den Sonntagsunterricht an Fortbildungsschulen zu erhalten. Unnük wäre es, darauf hinzuweisen, ein wie geringer Prozentsak dieser Fortbildungsschüler die gewonnene Freiheit zum Kirchenbesuch benuken wird, wie wenig das kirchliche Leben gewinnen wird im Vergleich zu der ungeheuren Schädigung der nationalen kunstgewerblichen Entwicklung. Aber bedauerlich ist daß die Kirche mit dieser prinzipiellen, jede Vermittelung ausschließenden Weigerung sich zahllose neue Feinde schafft durch ihren Eingriff in segensreich wirkende Institutionen Bedauerlich, daß sie die Hand dazu reicht, einen großen Teil unserer Jugend der Arbeit zu entfremden und zugleich dem deutschen Nationalwolstand zu schaden. Man projektirt Massenpetitionen an den Reichstag. Da es sich hier nicht um die Entziehung von Schnaps oder Tabak, sondern um die Entziehung der Arbeitsgelegenheit handelt, so ist leider eine laue Beteiligung der Interessenten zu befürchten. Hoffen wir, daß auch ohnedies der Reichstag hier helfend eintritt.

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Hundriesers Germania wird auf den Alexanderplak gestellt. Das ist sicher. Aber wo sie aufstellen, ist die Frage, ohne Pferdebahnen, Droschken und Schuyleute zu geniren. Denn daß umgekehrt das Straßentreiben die Germania geniren könnte, daran scheint Ob ein weitläufiger, mit Geschäftshäusern aller Art bedeckter Play überhaupt den rechten Ort für eine ideale Statue bietet? Sch glaube kaum! Eine gewisse Ruhe und Abgeschlossenheit ist unentbehrlich. Für belebte öffentliche Pläke scheinen Brunnen, Obelisken und dergl angebracht, besonders dann, wenn das Monument von allen Seiten sichtbar bleiben soll.

form" von Wilhelm Berger erwies sich als anständige und interesse | nicht gedacht zu werden. Man spricht gerne davon, daß das Gemüt des Menschen durch Ausstellung schöner Statuen auf öffentlichen | künftig hin nicht vermieden werden. Der Reichstag hat die für Neu Pläken veredelt werden soll. Meines Wissens haben sie aber den Berliner bisher nur sehr unvollkommen veredelt, soweit man aus den im Volke umlaufenden Denkmalswiken schließen kann

Auch das Bismarck denkmal hat noch keine Unterkunft gefunden Das Komité ist darüber einig, daß es in der Nähe des Reichstagsbaues stehen muß. Warum? In dem jezigen Gebäude hat der Fürst niemals gewirkt und wird er auch, aller Voraussicht nach, nicht wirken. Ueberdies wird im Südvestibül cin Standbild, oder richtiger Sikbild, ihm geweiht.

bauten geforderten Mittel trok der bescheidenen Summe nicht gewähren können. So dürfen wir denn nicht staunen, wenn uns mitgeteilt wird, daß einer der wenigen noch nicht in festen Händen befindlichen Orginalwerke Dürers von Leipzig aus der Sammlung Felix nach London in dic National Gallery gewandert ist. Den Preis von ca 6000 Pfund, den die englische Regierung dafür gezahlt, glaubte der Direktor unserer Gallerie nicht aufwenden zu dürfen. Es mag ihm schwer geworden sein, zu verzichten. Zieht man aber die Schwierigfeiten in Betracht, welche in letzter Zeit meist von Seiten ganz Inkompetenter unseren Sammlungsdirektoren bei Aufwendung größerer Summen gemacht wurden, so erscheint der Entschluß recht begreiflich.

Ueberdies ist das Bild recht unansehnlich, da es aus Dürers Jugendzeit (1493) stammt, vielfach retouchirt, von Pergament auf Leinwand übertragen ist, und dabei reichlich gelitten hat. Der frühen Entstehung gemäß ist es auch zeichnerisch noch ungelenk, etwas steif in der Haltung, kurz alles andere eher als ein „schönes Bild“.

Troydem, als wichtiges Dokument für die Frühzeit unseres grösten Künstlers, als jugendliches Selbstbildnis, als eines der wenigen noch käuflichen Gemälde dieses Künstlers hätte man es wol dem Auslande entreißen können, wenn nicht, wie immer, „die nötigen Fonds" gefehlt hätten. Wann wird die Zeit kommen, unsere

Soll er aber in unmittelbarer Verbindung mit dem Gebäude, etwa vor dem Hauptportal seinen Platz finden, so möge man wenigstens den Entwurf unmittelbar an Wallot übertragen. Denn wer solute sonst die Enthaltsamkeit besiken, sein Denkmal in angemessener Weise dem Rau unterzuordnen? Jedenfalls scheint aber der Plak vor der Südfront weit geeigneter, als jener vor der Westfront. Würde doch damit zugleich Gelegenheit gegeben, die den Reichstags- | Kunstfonds zu erhöhen? ban unzweckmäßig verbergenden Baumgruppen etwas zu lichten.

Vielleicht gedenkt man dann auch des großen Kampfgenossen des Altreichskanzlers, und setzt dem Grafen Moltke in der Reichshauptstadt das ihm gebührende Denkmal.

Und noch ein drittes Denkmal kommt in Frage, das des ersten Kaisers im neuen Reich. Nicht nur scine Aufstellung vor der Westfront des Schlosses soll fraglich geworden sein, auch über die Anfügung der Gestalten Bismarcks und Moltkes soll von neuem debattirt werden Nous verrons.

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Der Kaiser hat „aus seiner Privatschatulle" einen 1000 MarkPreis gestiftet „zur Förderung des Studiums der klassischen Kunst." Die Ergänzung des eigentümlich weichen, fast sentimentalen Frauenkopfes aus Pergamon, den unser Museum besikt, ist als erste Preisaufgabe gestellt. Man hat an diese Mitteilungen in Hinblick auf die Ereignisse bei der Aberkennung des Schiller- und Verdunpreises allerhand mißbilligende Bemerkungen geknüpft. Wie mir scheint, mit Unrecht.

Der Kaiser ist genötigt, jährlich so viel Ruder-, Renn- und Zuchtviehpreise zu gewähren, daß ein überdies kleiner Bildhauerprcis aus persönlicher Initiative wol erklärlich erscheint, und mit Freuden zu begrüßen ist.

Daß er der Pflege der klassischen Kunst zu gute kommt, speziell der Wiederherstellung jenes in unserem Muscum bewahrien Kopfes, wird in Zusammenhang stehen mit dem Interesse, welches der feinsinnige Direktor dieser Abteilung, Geh. Rat Kekulé, für diese Dinge zu erwecken wußte. Kekulé ist ja dem Kaiser noch aus der bonner Studienzeit her bekannt.

Ueber die Tragweite dieses Preises für die Entwicklung der modernen Kunst wird sich keiner der Beteiligten übertriebenen Hoffnungen hingeben Der Kaiser selber hat wol nur sein lebhaftes persönliches Kunstinteresse damit aussprechen wollen. Die ausgesetzte Summe wie die Art der Aufgabe lassen ja nur jüngere Bewerber erwarten. Und diesen wird die Beschäftigung mit jener mit so feinem naturalistischen Gefühle stilisirten Antiken auf keinen Fall Schaden bringen. Dagegen ist die Gelegenheit, sich an maßgebender Stelle frühzeitig vorteilhaft bekannt zu machen, vielleicht für manchen strebsamen jungen Bildhauer von hoher Bedeutung.

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An der berliner Kunstakademie soll, der Vossischen Zeitung zufolge, cine „Lehrstelle" für „Marinemalerei" errichtet werden. Sollte die gute Tante Voß sich nicht ein Märchen haben erzählen lassen? Berlin als Zentrale der Marinemalerei! Was wird die altberühmte „Seestadt" Leipzig zu dieser neuen Konkurrenz sagen? Vielleicht lesen wir morgen bereits weitere Mitteilungen, etwa der Art: Für die Herren Marinemalereistudenten, welche „ruhige See" bevorzugen, werden sturmfreie Buden" in der Nähe der Akademie gesucht. Zur Beobachtung „bewegter Sce" sucht man Quartier in der Nähe des Hafenplakes. Nebrigens soll der „olle ehrliche Seemann" sich bereits als Modellstcher gemeldet haben.

Litterarische Gesellschaft zu Samburg.

Am Diskussionsabend, welcher am Dienstag, den 16. Januar, stattfand, sprach Herr Karl Möller in kraft- und schwungvollem Vortrage über „Partei und Kunst mit besonderer Berücksichtigung der freien Volksbühnen." Der Redner sah in dem Thema einen speziellen Hinweis auf die sozialistische Partei ganz besonders auch deshalb, weil sie mehr als alle andern starke Wurzeln im Volksleben geschlagen hat. Er machte interessante Betrachtungen über die Einflüsse des Zeitlebens auf die Kunst und bewies aus zahlreichen Quellen die Engherzigkeit und Verbohrtheit, mit welcher die „Partei" der modernen Kunst gegenüberstehe. Dann berührte er die freien Volksbühnen, soweit sie mit seinem Thema in Zusammenhang standen und schloß mit dem Sake: Die Kunst dem Volke, aber nicht der Partei. Der Redner vertrat in seinem Vortrag so normale und gesunde Standpunkte, daß sich Debatten über prinzipielle Fragen kaum entspinnen konnten. Trokdem entwickelte sich eine Diskussion, in der man flüssig sprach und den Zweck erfüllte, das Publikum zu unterhalten. Ueber das durch Herrn Möller genügend aufgehellte Thema wurde weitere Klärung nicht verbreitet. Der Vortragsabend am Montag, den 29. Januar war Theodor Fontane gewidmet. Herr Dr. Paul Schlenther aus Berlin sprach in feinsinniger, vornehm stilisirter Rede über den Altmeister und wußte ihn dem Herzen der Hörer so recht nahe zu bringen Es war ein überaus anschauliches und liebevolles Bild, das er von dem Dichter und Menschen Theodor Fontane entwarf.

An den Vortrag, der reichen Beifall fand, schloß sich eine Reihe Fontanescher Balladen und Gedichte, welche durch Herrn Otto Ernst und Georg Kleinicke den Hörern in sehr wirkungsvoller Weise vermittelt wurden.

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F. Bovertag, Dr. K. Boxberger, Dr. W. Creizenach, Dr. Joh. Crüger,
Prof. Dr. H. Düntzer, Prof. Dr. A. Frey, L. Fulda, Prof. Dr. L. Geiger,
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1832 begründet

von

Joseph Lehmann.

Ersdeint jeden Sonnabend.

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Redaktion: Berlin W., Lükow:Afer 13.

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63. Jahrgang.

Berlin, den 17. Sebruar 1894.

Nr. 7.

Auszugsweiser Nachdruck sämtlicher Artikel, außer den novellistischen und dramatischen, unter genauer Quellenangabe gestattet. Unbefugter Machdruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.

Inhalt: I. I. David: Wiener Kunst. III. Sp. 193.

Litteratur, Wissenschaft und öffentliches Leben: Spcians: Rudimente. Sp. 199. Thomas Achelis: Anthropologische Rundschau. 1.
(Schluß). Sp. 204. Ernst Heilborn: Zur Psychologie des Erfolges. Sp. 208. Hans Land: Liebesopfer. Sp. 211.
Alfred Kerr: Zobeltikers „Ohne Geläut". Ep. 215. Paul Remer: Hannele in Paris. Sp. 216.
Chronik. Sp. 217.

Bildende Kunst: Friedrich Fuchs: Der Künstler-Mekklub. Sp. 218.
Eine Berichtigung. ung. Sp. Sp. 220.
Freie litterarische Gesellschaft zu Berlin. Sp: 220.
Litteratur-Tafel. Sp. 221.
Anzeigen. Sp. 223

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Es ist lange her, daß ich geschwiegen habe. Zu lange vielleicht. So haben sich die Ereignisse gehäuft, und ich weiß kaum mehr, wie den Stoff bewältigen, kaum, was noch unveraltet, was schon auszuscheiden sei. Damals stand die famose Woltätigkeits-Ausstellung im Künstlerhause noch vor uns Nun winkt uns die große „internationale Jahres-Ausstellung", die hoffentlichein beßres Ende nehmen wird, als ihre Vorgängerin. Da hatten sich die Damen der Gesellschaft zusammengetan : mit vereinten Kräften wurden sämtliche Künstler, die man für reichen Dank irgend empfänglich glaubte, angesprochen um milde Spenden. Eine Militärmusik spielte auf: Millionärinnen oder Hochadelige kredenzten Thee und luden ihren Anhang zu sich und die liebe Menge sollte kommen, ihren Eintritt zahlen, Kunstwerke kaufen und sich damit unterhalten, wie hübsch sich die Auserlesenen und Begnadeten unter einander zu amüsiren verstanden. Nun, sie saß diesmal nicht so recht auf: die Spiken der großen Welt blieben hübsch ungestört und das Ganze schloß mit allerhand Misklängen, mit einem im Vergleiche zu dem großen Aufwande geringen Ertrage, unter starker Verstimmung der Künstlerschaft, die in Wren wahrhaftig längst nicht mehr auf Rosen gebettet ist, sich jammervoll gebrandschakt und dann noch ihre Arbeiten zu Spottpreisen verschlendert sah. Das Ganze war eine „geniale Idee", die aber diesmal nicht von der genialen Pauline", sondern von Anastasia Gräfin Kielmannsegg ausgeheckt und durchgeführt worden war. Es geht bei uns nun einmal nicht ohne den Hochadel, aber man beginnt doch schon zu begreifen, daß es mit ihm auch nicht so recht geht. Auch das ist ein Fortschritt.

Es ist seither auch der Kunstverein ausgebrannt leider nicht so völlig, daß er nicht wiederhergestellt werden könnte. Dieser „Kunstverein" ist nämlich eine höchst merkwürdige Blase. Nur selten verirrt sich ein wirklicher Künstler dahin; noch keiner kam ohne Rene und Be

Litterarischc

Freie litterarische Vereinigung zu Stettin. Sp. 220.

schämung davon. Er hat aus einer Zeit, die ziemlich lange hinter uns liegt und da er noch eine Daseinsberechtigung besaß, das Recht, eine Anzahl Preise zu verleihen. Niemand hat noch einen davon ohne Drohungen oder gar ärgerliche Händel bekommen. Zu Weihnachten veranstaltet er alljährlich eine Ausstellung von allerhand Sachen: auch Bilder, freilich überwiegend von Dilettanten oder übel beratenen Hereingefallenen sind darunter; sonst aber überwiegen Gegenstände, deren Bezug auf die bildende Kunst nicht ganz klar ist: Spieluhren, Küchengerätschaften, minderes Geschmeide. Seine Spezialität aber sind: Sensationsbilder bei künstlicher Beleuchtung und die Vorführung von mehr oder minder fragwürdigen Erscheinungen, für die dann eine haarsträubende Reklame, die jeden wirklichen Anteil ertöten muß, gemacht wird. So genossen wir doch durch Monate Dieffenbach, der uns wie der wilde Mann in einer Jahrmarktbude vorgeführt ward und eine Zeit lang wirklichen Zulauf fand, bis er dann, wie herkömmlich unter Skandal, von dannen zog, um seither mit dem Kunstverein zu prozessiren, und recht verdrießliche Broschüren gegen die Wirtschaft darin zu veröffentlichen. Ich weiß nicht, wie die ganze leidige Angelegenheit jekt steht. Auch der fantastische Hendrichs, dem man hier nichts abzugewinnen vermochte, erschien da freilich, man geht schon mit einem Vorurteil, das nur eine mächtige Persönlichkeit zu überwinden vermöchte, in das „Schönbrunnerhaus", und, wenn der ganze Kunstverein, was ja unvermeidlich ist, hente oder morgen seine Tätigkeit einstellen, unter der Last seiner Schulden erliegen sollte, so wird ihm nur sein GeneralGewaltiger, ein Herr eine Träne nachweinen. Ich habe noch selten ein so verduktes Gesicht gesehen, als das des Kassirers, da ich einmal meinen Eintritt bezahlte.

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Wir haben seither auch Baron Hasenaner verloren. Er war der lekte aus der Reihe jener Baumeister, an deren Namen sich die großen Bauten aus der Periode der ersten wiener Stadterweiterung knüpft. Mit Van der Nüll und Siccardsburg, die uns in der Oper unser wolgelungenstes Theaterhaus geschaffen haben, beginnt sie, mit ihm, dessen Vermächtnis das Burgtheater ist, reißt sie

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