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VORWORT

Die Wissenschaft hat sich schon von Alters her mit dem Drama und der dramatischen Kunst beschäftigt. Man hat die Technik des Dramas verschiedentlich untersucht und mehr oder weniger feste Regeln für dieselbe aufgestellt; man hat die Bedingungen, unter denen der dramatische Dichter arbeitet, darzulegen gesucht, wie auch die Ausdrucksformen, die ihm seine Kunst an die Hand gibt.

Aristoteles hat in seiner Poetik ein System der dramatischen Kunst aufgestellt, auf das alle seither erschienenen Werke über das Drama zurückgreifen. Ihm zollt Lessing, dessen Hamburgische Dramaturgie eine unschätzbare Quelle der dramatischen Theorie bildet, das höchste Lob in den folgenden Worten,-"Indes steh' ich nicht an, zu bekennen (und sollte ich in diesen erleuchteten Zeiten auch darüber ausgelacht werden!), dasz ich sie (die Poetik) für ein ebenso unfehlbares Werk halte, als die Elemente des Euklides nur immer sind. Ihre Grundsätze sind ebenso wahr und gewisz, nur freilich nicht so faszlich und daher mehr der Schikane ausgesetzt als alles, was diese enthalten. Besonders getraue ich mir von der Tragödie unwidersprechlich zu beweisen, dasz sie sich von der Richtschnur des Aristoteles keinen Schritt entfernen kann, ohne sich ebensoweit von ihrer Vollkommenheit zu entfernen." Unter den weiteren Werken, die dem Studium des Dramas gewidmet sind, nimmt heute noch die im Jahre 1863 erschienene "Technik des Dramas" von Gustav Freytag einen hervorragenden Platz ein. In seinem vierbändigen Werke, "Die Dramaturgie des Schauspiels" bringt Bulthaupt einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der groszen deutschen Dramatiker, wie auch Shakespeares und Ibsens. An weiteren Werken, die sich besonders mit dem Studium der dramatischen Technik befassen, mögen hier noch genannt werden: Weitbrecht, "Das Deutsche Drama," Avonianus, "Dramatische Handwerkslehre, "Harlan "Schule des Lustspiels," und das im Jahre 1909 erschienene Werk von Schlag, "Das Drama."

Auch in den Werken unsrer groszen Dichter, Goethe, Schiller, Grillparzer, Hebbel, Ludwig, u.a., finden sich zerstreute Aufsätze und Bemerkungen, die für das Studium der Technik des Dramas von gröszter Wichtigkeit sind.

Das Studium der dramatischen Technik findet seine Berechtigung in dem Gegenstande selbst, den es zur Behandlung bringt; es beschäf1 1 Hamburgische Dramaturgie, 101-104.

tigt sich mit der Form und macht es sich zur Aufgabe, die Mittel der Form zu mustern. Die Form aber ist das eigentlich Individuelle an einem Kunstwerk. Dadurch, dasz ein Dichter einen Stoff erfaszt und ihn behandelt, erhält dieser individuelle Prägung, denn gerade in der Art und Weise, wie der Dichter die ihm zu Gebote stehenden Mittel zur Anwendung bringt, läszt er seine Eigenart erkennen. Derselbe Stoff erfährt unter der Hand verschiedener Künstler eine verschiedene Behandlung, und erscheint, als fertiges Kunstwerk, in einer Form, die durchaus von der Eigenart des dichterischen Schaffens bedingt ist. Man denke nur an die charakteristisch verschiedene Behandlung des "Zerbrochenen Krugs" bei Kleist, Zschokke und Wieland, um nur ein Beispiel anzuführen. "In einem wahrhaft schönen Kunstwerk soll der Inhalt nichts, die Form aber alles tun," sagt Schiller im Kallias. "Stoff ist Aufgabe, Form ist Lösung" heiszt es bei Hebbel. (Tagebuch d. 6. Dez. 1838.) In welcher Weise der Dichter nun diese seine Aufgabe erledigt, wie er sein Werk poetisch gestaltet, welche Mittel er bei der Ausgestaltung des Stoffes zur Anwendung bringt, dies ist der Gegenstand der dramatischen Technik.

Eine allgemeingültige Dramentechnik aufzustellen wäre unmöglich, wie Freytag in der Einleitung zu seiner Technik des Dramas ausgeführt hat, aber gerade weil die Technik nichts Feststehendes, Unabänderliches ist, weil sie bei jedem Dichter und in jedem Drama als individuelles Element, als etwas Persönliches aufgefaszt werden musz, kann sie den Gegenstand dankbarer Untersuchung bilden.

Wo nun ein handschriftlicher Nachlasz eines Dichters oder auch reichhaltige Tagebücher vorhanden sind, läszt sich mit verhältnismäsziger Leichtigkeit und Sicherheit die Entstehungsgeschichte seiner Werke verfolgen und somit auch das Verfahren des Dichters feststellen. Wo es aber, wie bei Schiller, an den nötigen Selbstzeugnissen fehlt, abgesehen von den Briefen, die an hilfreichen Fingerzeigen, an Andeutungen über die Arbeitsmethode des Dichters wenig bieten, da musz man von äuszeren Hilfsmitteln absehen, und sich mit den fertigen Dramen begnügen, mithin sich aus diesen rückschlieszend ein Urteil über die Technik des Dichters zu bilden suchen.

In den obengenannten Werken ist das Auge auf das Drama als Ganzes gerichtet, und dem Anfänger, der es sich zur Aufgabe macht, das rein Technische in den verschiedenen Teilen des dramatischen Baues herauszuholen, wird dort, wenn man vereinzelte wichtige Bemerkungen ausnimmt, wenig Anleitung geboten. In Anbetracht der Tausende,

2 Vgl. Grillparzer, "Nicht der Gedanke macht das Kunstwerk, sondern die Darstellung des Gedankens."

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die sich nachweisbar in Deutschland allein mit dem Drama beschäftigen, ist der Mangel an einer leichtverständlichen und zugleich erschöpfenden dramatischen Handwerkslehre, die vor allen Dingen das rein Technische am Drama zur Darstellung brächte, höchst auffallend. Der Exposition, diesem äuszerst wichtigen Teil der dramatischen Komposition, ist meines Wissens, noch keine eingehende Arbeit gewidmet worden, mit Ausnahme der Promotionsschrift von Ernst Ziel (Rostock 1869), die sich lediglich darauf beschränkt, deren Grenzen festzustellen in den Dramen von Sophokles, Shakespeare, Lessing, Goethe und Schiller. Eine Arbeit, die sich die Aufgabe stellt, die Kunstmittel der Exposition zu untersuchen, gibt es nicht. Dieser Aufsatz soll mit einer Untersuchung der Exposition bei Schiller den Anfang machen, diesem Mangel abzuhelfen.

Der dramatischen Kunst Schillers sind eine Anzahl guter Werke gewidmet worden, von denen hier nur solche erwähnt werden sollen, die mir beim Studium der Exposition von Nutzen gewesen sind.

Julius Peterson hat sich durch seine ausführliche und ausgezeichnete Schrift "Schiller und die Bühne," grosze Verdienste erworben. In seinem Werke, "Schillers Dramen" gibt Bellermann wertvolle Beiträge zu deren Verständnis. Weiter seien hier noch angeführt die Biographien von Minor, Brahm und Kuehnemann als besonders wertvolle Hilfsmittel. Ferner verdienen hier noch genannt zu werden die" Schillerstudien" von Gustav Kettner, "Die dramatische Kunst Schillers in seinen Jugendwerken" von Hermann Schreyer, und die Dissertation Tischlers, "Die Doppelbearbeitungen der Räuber, des Fiesko und des Don Carlos."

'Petersen, Schiller und die Bühne, Palaestra, Bd. XXXII. Berlin, 1904.

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