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Wir durften jedoch nicht zögern. Unsere Rettung hing jeßt eins sig von uns allein ab. Wir mußten suchen, aus unserer Bar race su lommen. Nach den ersten Ausbrüchen des Entzückens legten wir Hand ans Werk. Unsere Hütte war sehr schlecht, wie alle Gebäude der nomadifirenden Tscherkessen. Bei aller uns ferer Erschöpfung gelang es uns, unter der Thür uns durchaus graben, und in einer Stunde waren wir in Freiheit. Ja, in Freiheit, unter dem weiten Himmel. D, welch' erhabenes Ges fühl erfüllte unsere Seele! Ich füßte die Erde, weinte vor Freude und batte die ganze Welt an mein Herz drücken mögen. Der rasche Uebergang aus der schweren Luft unseres Kerters ins Freie wirkte so heftig auf Beide, daß wir uns ermattet fühlten und uns faum fortbewegen fonnten; indeffen eine geheimnisvolle, mitleidige Hand rettete uns, und die Vorsehung, welche fie leis tete, Präftigte uns. Nach einem augenblicklichen Selbstvergessen ermunterte ich mich zuerst und schlug den Pfad ein, den ich mir genau bemerkt hatte, als man uns in die Gefangenschaft führte. Esch*** folgte mir. Ich kannte den Charakter der Tschetschenzen, die für Geld zu Allem bereit sind, und daher beschloß ich, mich zum nächsten Aul zu wenden und für meine Rettung ein gutes Lösegeld zu bieten. Es war nicht daran zu zweifeln, daß man uns verfolgen würde, und daher eilte ich, so schnell als möglich irgend einen dichten Wald oder eine tiefe Schlucht zu erreichen, wo wir uns eine Zeitlang verbergen konnten. Ich hoffte fogar, bis zur Morgendämmerung zum nächsten Aul der Tscherschenzen zu gelangen. Anfangs ging ich mit meinem Gefährten zusammen; als wir aber bemerkten, daß unsere Spur in dem vom Morgens reif weißlich gewordenen Grase zu sichtbar war, trennten wir uns mit der Verabredung, in einem Gehege zusammenzutreffen, welches wir in der Ferne erblickten. So gelangte ich zu einem Pleinen Felfenschlunde, der mir jedoch keinen zuverlässigen Zus Aluchtsort darbot. Ich mußte weiter, aber meine Kräfte vers ließen mich. Ich hielt an, um etwas auszuruhen. Indem ich zus rückblickte, sah ich Tsch*** nicht mehr: er hatte sich in ein Ges büsch versteckt, aber meine Spur war zu merklich, und ich ers Pannte die ganze Gefahr. Dieser mußte vorgebeugt werden. Nachdem ich mich erholt, ging ich weiter und that alles Mögs liche, meine Spur zu verwirren: bald trat ich auf trockenes Reifig, bald ging ich um ein Gebüsch herum, bis ich endlich, an einen Bach gekommen, ihn durchwatete, anfangs langs dem Ufer, dann über Steine durchs Wasser gehend, so daß seine Durchsichtigkeit mich nicht verrathen fonnte. Dies Alles gelang mir so gut, daß, bevor ich noch den Bach erreichte, meine Spur fich in den Gebüschen und im Reinig verloren hatte. Dagegen fühlte ich mich völlig kraftlos; meine zerschlagenen, serfragten Füße, ohne alle Bedeckung, in Folge der Sitte der Tscherkessen, ihre Gefangenen völlig auszuplündern, konnten kaum mehr vors warts; ich selbst zitterte vor Kälte: um leichter zu seyn, hatte ich meinen Mantel zurückgelassen und war nur im Hemde und in Unterkleidern, ja, fogar ohne Müge davongeeilt. Mit jedem Schritt verminderten sich meine Kräfte immer mehr, und kaum. fonnte ich noch von der Stelle, als mir plöglich ein fürchterlicher Lärm zu Ohren kam. Das Geschrei der Tscherkessen, ihrer Weis ber und Kinder vereinigte fich mit dem Gebell einer Menge Hunde, die man in den Wald gelassen hatte, um uns aufzu fuchen. Dieses Mittel brauchen die Tscherkessen sehr oft aur Entdeckung ihrer Feinde und um ihre Aulen gegen plöglichen Ueberfall zu wahren. In einigen unferer Festungen, die zwischen Bergen erbaut find, benußen auch wir das feine Gehör und den feinen Geruch der Hunde; sie werden in großer Menge gehalten und Nachts aus der Festung entlassen. Diese treuen Wächter umlaufen die Festungswälle und geben der Garnison durch ihr Gebell oft ein Zeichen, daß sich Feinde der Festung nähern, um fie zu überfallen. (Schluß folgt.)

Franfr e ich

Die Vegetation im Norden.

Als das,,Journal des Débats" nach der Rückkehr der nach Spisbergen und Lappland beorderten Korvette la Recherche" fich näher über diese Expedition verbreitete, erwähnte es auch der Aeußerung eines Mitgliedes derselben, das im Schwedischen Lappland, ivo bis in die Mitte Juli der Boden mit Schnee be deckt ist, die schönsten Blumen gefunden zu haben behauptete, und stellte diese Angabe fogleich in das Reich der Mährchen und Wunder. Der Dr. E. Robert, denn dieser ist es, den das,,Jour: nal des Débats" der Uebertreibung und Leichtgläubigkeit beschuls digt, fieht mit Recht in dieser Bezweiflung nur einen Beweis der Unkenntniß, die in Frankreich, wie über viele andere Dinge, so auch über den Norden verbreitet ist. Er selbst nimmt hiervon Anlaß, Einiges über die Natur und die Vegetation des Nordens beizubringen.

"

Wenn man mich beschuldigt", sagt er,,,Erfindungen für Wahrheit auszugeben, fo dürfte ich nur eine hamburger Dame, welche fich viel mit Botanik beschäftigt hat, zum Zeugen aufs rufen, daß man am Nordkap die schönsten Blumenstrauße winden fann. Die Blumen wachsen allerdings nicht überall, sondern in einem kleinen Eden des Nordens, welches am Fuße der mächtigen Felsenriffe gelegen ift, an denen sich zuerst die Wuth des Eis Meeres bricht. In der Nähe des Kaufiord, unter dem 70ften Breis

tengrade, if man genöthigt, fich mit der Art einen Weg durch einen herrlichen Birkenwald zu bahnen, wenn man sich den Eins gang nach Lappland eröffnen will. Das ist teine uebertreibung." Der Einfluß der Kälte auf die Vegetation ist überhaupt nicht so bedeutend, wie man gewöhnlich annimmt. Das Wachss thum und die Verkümmerung der Pflanzen hängt größtentheils von der Starle und der Richtung der Winde ab. Diese beftims men in der That die isothermen Linien der Erde. Inseln also, wie Island, die überall dem Anstürmen der Winde ausgefeßt find, bringen feine Bdume hervor, während die tiefen und ges wundenen Thaler Lapplands, die unter weit höheren Breitens graden gelegen find, diefelben gegen die Winde des Nordens chußen. Die Meerbusen Standinaviens find ausgezackt und mit Einbiegungen versehen, während die Isländischen überall den Winden offen stehen. Die Kreideriffe der Normandie, welche den Sturmwinden ausgefeßt find, seigen dieselbe Erscheinung. Die Bdume, die der Wind zuerst trifft, find klein und fümmerlich, und erst die weiter zurückstehenden, welche durch die vorderen Reihen geschügt werden, gelangen zu ihrer natürlichen Größe. In den gemäßigten Ländern verwundert man sich nicht minder über die Schnelligkeit des Wachsthums, besonders der Cerealien, im Norden. Das ist eine gerechte Entschädigung und Ausglei chung der Natur. Während des furzen Sommers der nördlichen Gegenden steht die Sonne immer am Horizonte und läßt ihre Strahlen beständig auf die Pflanzen fallen, während in den ges mäßigten Ländern die Einwirtung der Sonnenstrahlen durch die Nacht unterbrochen wird. Die Pflanzen auf Spißbergen ers halten denselben Lichts und Wärmes Antheil, wie die Pflanzen in den Pariser oder Hamburger Luftgarten. Wenn man von dieser Betrachtungsweise ausgeht, so wäre es sogar nicht zu vers wundern, wenn es noch Pflanzen am Noropol gabe. Die hdufis gen Temperatur Wechsel und Veränderungen der Atmosphäre cheinen vorzüglich dem Wachsthum entgegenzustehen, denn in einem anderen Medium, im Wasser, auf welches die Luft in den Tiefen nur einen geringen Einfluß ausübt, verändert sich die Form und die Bildung der darin lebenden Thiere nur wenig nach den Breitengraden. Die submarine Vegetation der Isländischen Küsten ist nur wenig von den submarinen Pflanzen der Französ fischen Küsten unterschieden. Dieselben Pflanzenarten habe ich immer an einem Drte so ausgebildet wie am andern gefunden, aber im Norden folgt die Vegetation der hohen Alpen unmittel bar auf die Meerpflanzen. Auch die Wesen, welche einer höhern Ordnung angehören, unterliegen demselben Geseße. In der Nähe von Spißbergen haben wir eine Menge Mollusken gesams melt, welche so schön sind, wie man sie nur an den Französischen Küsten finden kann. E. Robert.

Mannigfaltiges.

Deutsches aus Frankreich. Das in Paris erscheis nende Panorama de l'Allemagne bewährt sich auch ferner als eine mit vieler Geschicklichkeit geleitete und ihrem Zwecke vollkommen entsprechende Unternehmung. Es ware in der That zu bedauern, wenn dieselbe, bei dem ungemein billigen Preise, den die Vers leger (Brockhaus und Avenarius) gestellt, den Lesteren keine Reche nung gabe. Die uns zugekommenen neuen Lieferungen bringen nicht weniger als fünf artistische, und zwar nicht lithographirte, fondern in Kupfer gestochene Beilagen, nämlich 1) das Schloß Trifels in Rheinbanern (mit einem Gefängnißthurm, in welchem einst Richard Löwenbers gefeffen); 2) Dannecker's Ariadne; 3) Thorwaldsen's Gutenberg (eine Abbildung, aus der die Franzosen ersehen können, daß Thorwaldsen nicht, wie ihnen Janin weis ges macht, einen ungeschlachten Deutschen dargestellt, der den vors übergehenden Studenten eine Pfeife Tabak anbietet); 4) Cimas bue's Verherrlichung (nach einem Carton von Cornelius) und 5) der Brandhof in Steyermark (eine Befißung des Erzherzogs Jos hann). Der gedruckte Tert bietet folgende Artikel dar: 1) die Fortseßung von Touffenel's Einleitung in die Deutsche Ges schichte; 2) St. Marc Girardin's Bemerkungen über das polytechnische Institut in Wien; 3) Bilder aus Frankfurt a. M. von Dr. Beurmann; 4) Exkursionen in Steyermark, von Dr. G. Frant; 3) Johann Gutenberg und die Erfindung der Buchdruckerkunft, von F. W. Carové; 6) ein Schreiben des Grafen Reinhard (aus dem Jahre 1791) über Deutschlands Lites ratur und das Verhältniß derselben zur Franzöfifchen (mitgetheilt von Dr. Guhrauer, der dieses interessante Aktenstück in der Bis bliothel von Bordeaur aufgefunden); 7) ein Deutsches Gedicht der Herzogin von Orleans (der Engel der Geduld) welches dies selbe in das Stammbuch einer Dame in Weimar geschrieben und wovon Herr Savone zugleich eine Französische Ueberjeßung mits theilt;*) 8) die lyrischen Dichter Deutschlands (von Albrecht von Haller bis Anaftafius Grün) eine Uebersicht von M. R., und endlich 9) die zu den artistischen Beilagen gehörenden Erklärungen. Auf drei Bogen läßt sich in der That faum eine größere Mans nigfaltigkeit Deutscher Mittheilungen für ein ausländisches Pus blikum vereinigen.

*) Das,,Vanorama" follte doch keine prosaischen Ueberfeßungen Deutscher Gedichte bringen! Dergleichen befizen fa die Franzosen ohnehin schon im Ueberfluß. Besonders widerwärtig erschien aber eine in einer frühern Liefe rung des Vanorama enthaltene prosaische Ueberfeßung von Goethe's Gott und die Baiadere".

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er. höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 24.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohüöbl. Post - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Frankreich.

Berlin, Montag den 25. Februar

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Die Intelligenz hat in unseren Tagen gewonnen Spiel: jede Production des Geistes, womit der Handel operiren kann, ist eine Waare und als solche ein Eigenthum. Dies ist ein allges mein anerkanntes Prinzip, das von den Völkern Europa's, spdt genug, in die Gefeße aufgenommen worden. Doch so wenig sich das Recht der Verfasser bestreiten läßt, so wenig ist zu leugnen, daß das Eigenthum, das daraus hervorgeht, eine ganz eigenthüm liche Natur hat und den Gesehen, wonach die Besißverhältnisse in der materiellen Welt sich bestimmen, keine Anwendung ges stattet. Wir wollen hier nicht aufs neue in dieses Thema eins gehen, das uns durch den Bericht, den Herr Salvandy in der Pairs Kammer gelesen, vollkommen erschöpft scheint. Das Ges bot der Billigkeit, die Rücksichten für das öffentliche Interesse, die Gefeßgebung, die gegenwärtig in dieser Beziehung in Franks reich und im Auslande besteht, und die Gutachten der verschie denen Kommissionen sind in diesem Bericht mit einer Einsicht besprochen und zusammengestellt, die ihn zum würdigen Vors läufer eines literarischen Geseßbuches macht. Der Entwurf der Regierung hält die Mitte zwischen dem Kaiserlichen Dekret, das den direkten Erben eines Schriftstellers ein Privilegium von zwanzig Jahren sichert, und dem Antrag der Kommission, welcher das Verlagsrecht für die rechtmäßigen Besißer auf funfzig Jahre ausdehnt. Nach dem neuen Geseß soll der Schriftsteller das Recht zur Publication eines Werkes während seines ganzen Lebens haben und dasselbe auf dreißig Jahre nach seinem Lode vererben oder anderweitig veräußern können. Von dramatischen Arbeiten, Werken der zeichnenden Künste und musikalischen Compositionen gilt daffelbe. Diese Bestimmung berücksichtigt eben so sehr die dem Genie gebührende Anerkennung, wie die Interessen des Handels und die Rechte des Publikums, welches doch, wie der Bericht sehr sinnreich sagt, für die Ausarbeitung und den Erfolg eines Buchs nicht ohne Bedeutung ist. Ein literarischer Besig von ewiger Dauer wäre gar nicht möglich; auch wurde er die moralische Bedeutung des Gesezes, welches den Zweck hat, bes rühmten Namen jene Art von Achtung zu sichern, die mit dem Vermögen verbunden ist, herabseßen. Für Werke, die auf die Nachwelt fortdauern, ist ein Privilegium von dreißig Jahren nach dem Tode des Verfassers mehr als genügend, seiner Familie eine ehrenvolle Zukunft zu sichern. Die fünf ersten Paragraphen des Gefeß Entwurfs werden ohne Schwierigkeit die Sanction der Kammern erlangen. Wenn sich Einwände erheben sollten, so wird es vielleicht zu Gunsten der Buchhändler geschehen, die, statt, wie bisher, nur zwei Bücher, nach dem neuen Geseß fünf der Behörde einsenden sollen. Es wäre dies eine in doppelter Hinsicht drückende Auflage, erstens durch den Betrag des Werths der deponirten Eremplare an und für sich, und zweitens, indem dadurch die Möglichkeiten unentgeltlicher Lektüre vermehrt werden, was mehr Schaden bringt, als man glaubt.

Zum Unglück find die Bestimmungen, die der Literatur so zu sagen eine bürgerliche Constitution geben, nur für eine kleine Zahl Privilegirter gemacht. Die Werke, die so beschaffen sind, daß sie noch nach einem halben Jahrhundert der Handels-Specus lation Gewinn bringen, werden immer nur Ausnahmen seyn. Das Haupts Intereffe des neuen Gefeßes liegt in den lehten Artikeln desselben, die sich auf den Nachdruck beziehen, eine wahre Plage, von welcher der Haufen untergeordneter Schrift steller eben so sehr getroffen wird, als der literarische Adel, und gegen die Jeder in unserer Zeit energisch auftreten sollte. Wir felbst haben über die verschiedenen bisher vorgeschlagenen Mittel zur Unterdrückung dieses Lebels lange nachgedacht, und nachdem wir uns mit einer Menge hierher gehöriger Daten bekannt ge: macht und die Erfahrung der Buchhändler zu Rathe gezogen, werden einige Bemerkungen über diesen Gegenstand nicht ohne Interesse seyn.

Zuerst müssen wir einen Unterschied machen zwischen dem inländischen und ausländischen Nachdruck. Den ersteren, welcher heimlich getrieben wird und weiter nichts als eine Verfälschung ift, hat man von jeher gerichtlich verfolgt. Doch scheint es, daß

1839.

unter der alten Gefeßgebung bei dem gehässigen Monopol der Pariser Buchhändler, neue Bücher herauszugeben oder alte Werke wieder abzudrucken, ihre Kollegen in der Provinz oft zur Vers fälschung getrieben wurden. Seit aber der Konvent das Recht der Schriftsteller anerkannt und die alteren Autoren einer freien Konkurrens übergab, ist der Nachdruck der Bücher bei uns sehr selten geworden; nur für die kleinen klassischen Abhands lungen, die durch die Anerkennung der Universität mit einer Art Monopol versehen sind, ist er noch zu fürchten, aber da an diesen traurigen Speculationen ein Buchhändler nur selten Theil nimmt, so können sie dem Eigenthümer keinen großen Schaden bringen.

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Die gegenwärtig festgesezte Strafe wird durch das neue Geseß erhöht, aber zum Vortheil des Staats. Der Französische Nachdrucker, oder wer fremden Nachdruck ins Land bringt, zahlt, wie bisher, eine Geldstrafe von 100 bis 2000 Franken; der eins fache Verlaufer 50 bis 1000 Franken. Was den Schaden Ersaß für den Kläger betrifft, so war bisher der Werth von 3000 Erems vlaren das Marimum für die Kontravenienten der erstgenannten Klaffe, der von 500 für den einfachen Verkäufer; das neue Geseß dagegen überläßt die Bestimmung des Schaden - Ersages dem Richter. Nur gewisse Punkte, die vor den Gerichten oft zur Sprache kommen, müssen noch gefeßlich bestimmt werden: so die Frage, ob der Abdruck öffentlicher Vorlesungen, die vom Staat honorirt werden, die Autorisation des Professors erfordern oder. nicht; wem das Verlagsrecht der neuen Gebetbücher gebührt, das die Diözesan Kapitel sich anmaßen; in wie weit man einem Buche Stellen und Auszüge entlehnen kann u. f. w. Die periodische Literatur hat sich in der Gesellschaft eine so würdige Stellung crobert, daß fie in einem Geseß über das literarische Eigenthum nicht zu übergehen ist. Gewisse Blätter maßen sich auf Kosten anderer guter Institute das Recht an, Artikel abzudrucken; es wäre zweckmäßig, dieses Recht aufzuheben und ausdrücklich zu bestimmen, daß ein Journal: Direktor eben so berechtigt ist, wie ein Buchhandler, daß ein Artikel ein eben so vollständiges und unverleßliches Eigenthum ist, wie ein großes Buch, und daß es also nicht erlaubt ist, sich ihn anzueignen, aus dem einfachen Grunde, weil man eine schwache Summe eben so wenig stehlen darf, als eine bedeutende.

Die schwierigste Seite der Aufgabe ist der ausländische Nachdruck. Ist man nicht in die Verhältnisse des Buchhandels eingeweiht, so hat man keinen Begriff von den Nachtheilen, die aus dieser unrechtlichen Konkurrenz erwachsen. Hat der Verleger das Manuskript, vielleicht für schweres Geld, gekauft, fo fommen die Kosten für Annoncen, für Reisen, für die Erreichung einer möglichst großen Publizität, wodurch das ursprünglich verwendete Kapital oft um das Doppelte erhöht wird. Nun hat der Verleger bei vielen seiner Unternehmungen bedeutende Verluste durch die Launen des Publikums oder seine eigenen Fehler; diese Verluste muß er, wie jeder Kaufmann, in Anrechnung bringen; er muß durch den Gewinn einer glücklichen Unternehmung die Verluste einer unglücklichen decken. Diese Deckung nun, diese Mög lichkeit eines Ersaßes wird ihm durch den Nachdruck geraubt. Der Nachdrucker wartet nur auf eine Annonce, worin der Er folg eines neuen Werks in Aussicht gestellt wird, um darüber hers sufallen. Er besticht, wo möglich, die Leute des rechtmäßigen Verlegers, kauft nachgemachte Kopieen und Korrekturbogen und sucht von der Neugier des Publikums Gewinn zu ziehen, indem er das Buch zuerst auf den Europäischen Markt bringt und zu einem Preise, der ihm das Monopol des Buchs sichert und den er um so billiger stellen kann, als er meist nur ein schwaches Kas pital riskirt, die Kosten für Druck und Papier. Man muß ges stehen, ein solcher Handel ist ein wahrer Köder für die Specus lationsluft, und die Brüsseler Drucker haben die Vortheile dessels ben so überzeugend dargethan, daß sich seit einigen Jahren in Belgien mehrere Gesellschaften für diesen Zweck gebildet, die sos gar in Frankreich Actionaire gefunden haben sollen. Eine dies fer Kommanditen, genannt die Société belge, unter der Firma Haumann und Compagnie, wird von dem Ritter de Sauvage, ehemaligem Minister des Innern und Präsidenten des Cassations hofes, prafidirt; unter ihren Mitgliedern schlt sie einen Senator, Beamte, einen Inspektor des öffentlichen Unterrichts, und ihr Secretair ist Herr Vincent, General Secretair des Justiz Ministes riums. Die Gesellschaften haben sich vervielfältigt, die Kapitas

lien angehäuft, und die Folge davon ist eine Konkurrenz unter ihnen, wodurch der Preis immer niedriger wird. Die Magazine find so überfüllt, daß die Waaren bis in die nördlichen Provins zen Frankreichs dringen, und an der Gränze hat sich ein lebendi ger Schleichhandel regelmäßig organisirt. Die Vertheidiger des Belgischen Nachdrucks wollten 1835 aus den Zoll Listen Belgiens beweisen, daß die Erportation der Nachdrücke nicht so stark ift, als die Gegner angeben. Aber, man mag fagen, was man will, für den alleinigen Verbrauch einer achtmal kleineren Bevölkerung, wie die unferige ist, werden nicht so viele große Werke nachges druckt, die oft bei uns schwer vergriffen werden; es ist vielmehr flar, daß man auf all die Französischen Namen spekulirt, die in Europa bekannt sind, auf den Ruf unserer Juristen, unserer Aerzte, unserer Gelehrten, unserer neuen Historiker, auf die pikanten Bewegungen in unserer Literatur und vor Allem auf die Vorliebe Europa's für eine so exakte, edle und allgemein verstan dene Sprache, wie die Französische.

(Schluß folgt.)

Rußland.

Der Gefangene unter den Tscherkessen.

(Schluß.)

und unter beständigem Niedersinken auf handen und Füßen hin triechen mußte. Endlich hatte ich den Aut erreicht. Ich mußte mich darüber entschließen, welche Hütte ich betreten wollte. Das von hing meine Rettung ab. Ich wußte, daß, wenn ich bei irs gend einem Hauswirthe Gäste finden sollte, ich wieder ein Ges fangener von Chamursin's Bruder seyn würde, weil der Neid der Gäste es dem Wirth nicht erlauben würde, mich vor meinen Verfolgern zu verbergen. Auch wußte ich, daß ich einen solchen Hausherrn finden mußte, der erwachsene Söhne oder männliche Verwandte hatte; nur ihnen konnte er meine Obhut während der Zeit anvertrauen, die er nöthig hatte, um das von mir vers sprochene Lösegeld zu holen, wenn er etwa nicht sie danach sandte und selbst mein Hüter ward. Mehrere Wohnungen hatte ich vor mir, jedoch eine derselben war so neu und schien mir so einlas dend, daß ich beschloß, hineinzugehen. Kaum war ich über die Schwelle und hatte einen dunkelen Korridor, eine Art von Flur, betreten, als ich durch eine offene Thür links mehrere Tscher: faßen und rauchten. Ihre vers

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die sich aus ihren schwarzen Augen und den blanken Sabeln
wiederspiegeken, welche leßtere, wie es schien, Gegenstände
wechselseitigen Lobpreisens waren. Rund um diese malerische
durch lautes Gespräch belebte Gruppe war Alles dunkel. Ich
hatte Furcht, mich ihnen zu nähern. In diesem Augenblick der
Unentschloffenheit öffnete sich rechts eine Thur, und ich sah einen
großen, wohlgebildeten, aber schon sehr alten Tscherkessen vor
mir. Er betrachtete mich flüchtig von oben bis unten, und als
ich mich vor ihm verneigte, wußte er gleich, woran er war.
Mich am Arm ergreifend, führte der Alte mich vorsichtig in die
Stube, aus welcher er gekommen war; dort gelang es mir, ihm
durch Zeichen und Worte mein Begehren verständlich zu machen.
Der Alte es war der Eigenthümer des Hauses zeigte sich
meinen Wünschen geneigt, und forderte das gewöhnliche Lösegeld
bei den Tscherkessen, eine Müge voll Silber. Auch ich
willigte ein, und die Sache war abgemacht. Ich mußte mich fos
gleich in einen Winkel verbergen. Eine der Tscherkesfinnen, die
meinen Zustand sah, hatte Mitleid mit mir und brachte mir ein
Stück noch nicht ausgebackenes Brod, d. h. einen Klumpen
Waizenmehl mit Wasser vermischt. So hungrig ich auch war,
so fonnte ich mich doch nicht entschließen, diese Nahrung zu mir
zu nehmen. Eine Stunde später gab man mir das nämliche
Brod, jedoch ausgebacken, und begierig stillte ich mit demselben
meinen Hunger. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich, daß das
Mitleid den Herzen dieser schönen und gegen uns fo grausamen
Tscherkessinnen wirklich nicht fremd ist. In den feurigen Augen
derjenigen, die mir Beistand leistete, sprach sich deutlich die
Theilnahme für einen Leidenden aus, der ihr wie ein Leichnam
vorkommen mußte, unterbrochenen Athemzügen und scheinbar
auf dem Punkt, jeden
Augenblick für immer zu enden. J
segnete mein Schicksal, welches, wie hart es auch war, durch
die Hoffnung auf beffere Tage versüßt ward.

,,Dem Freudengeschrei nach, das plößlich durch den Wald ertönte, vermuthete ich, unsere Verfolger hätten meine Spur entdeckt, und mit jeder Minute hörte ich sie lärmend näher kom men. Bereits jah ich den Bach, fand mich aber unfähig, zu laufen, da ich fast nicht mehr zu gehen vermochte; meine Beine schwankten vor Müdigkeit und vor Furcht, in die Hände meiner grausamen Feinde zu gerathen. Ich sank neben einem abges brannten Baumstamme hin; ich wollte hier bleiben und mein Schicksal erwarten; ich meinte, Alles zu meiner Rettung gethan zu haben, was in meinen Kräften stand, und tröstete mich damit, daß der Himmel sie nicht gewollt habe. Das Sigen war mir jedoch beschwerlich; ich versuchte, mich hinzulegen; aber trockene Baumstämme und stechende Zweige verlegten mich. In der Nahe zwei große abgehauene Bäume bemerkend, entschloß ich mich, dahin zu kriechen und dort mein Schicksal zu erwarten. Alle meine Kräfte zusammen nehmend, gelangte ich dahin und fah, daß die Bdume einander so nahe lagen, daß ich zwischen denselben bequem auf der Erde liegen konnte. Ich legte mich dergestalt hin, daß man mich durchaus nicht bemerken konnte. Was ich that, war ohne alle Ueberlegung, nur einem gewissen Justinkt gehorchend, indem ich, die Unmöglichkeit meiner Rettung einsehend, gar nicht mehr an sie dachte. Bald feßte der ganze Haufe meiner Verfolger über den Bach und vertheilte sich im Walde. Ermüdete Tscherkesfinnen feßten sich auf die dicht bei mir befindlichen abgehauenen Baumftamme. Rund umber liefen bellende Hunde, aber nicht einer näherte sich meinem Zufluchts orte, wo die Tscherkesfinnen ausruhend lebhaft mit einander sprachen, wahrscheinlich von mir. Sie machten fich fertig, weis ter zu gehen. So verging eine Viertelstunde. Meine frierenden Gaste hatten Feuer angemacht, um sich etwas zu wärmen, während die Tscherkessen in der Umgegend umherstreiften und, nach ihren Stimmen zu urtheilen, sich immer mehr entfernten. Nun folgten ihnen die Weiber. Eine derselben blieb jedoch mit einem Kna ben, der trockenes Reifig zusammensuchte und es in's Feuer warf. Oft näherte er sich den Bäumen, zwischen denen ich lag, und einmal, als er von einem Baume ein Stück Rinde abreißend wollte, fiel ihm seine rothe Müße vom Kopf und gerade auf mein Gesicht. Er bückte sich, um sie aufzuheben, und erblickte mich!. Erschreckt schrie er laut auf:,,der Capitain, der Capitain!" So nannte man mich im Aul. Die Tscherkessin lief mit ihm fort und schrie gleichfalls aus allen Kräften:,,der Capitain, der Capitain!"

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Die Verzweiflung gab mir so viel Kraft, daß ich, aus meinem Zufluchtsort mich hinausarbeitend, in der Richtung lief, wo ich hergekommen war, in ein dichtes Gestrauch gerieth, mich rechts wendete, immer weiter lief- und endlich in eine mit Reifig bedeckte Grube fiel. Hier verließen mich meine Kräfte, und ich blieb liegen. Inzwischen eilten die Tscherkessen, als fie das Auffinden des Flüchtlings vornommen, in Masse meinem ersten Zufluchtsorte zu. Als fie mich nicht fanden, nahmen sie ihren Weg vormdrts, in der Vorausseßung, ich würde vorwärts und nicht rückwärts entflohen seyn. Ich hatte dies vorausgefe: hen. In ihrem Eifer hatten die Tscherkessen es unterlassen, ihrer Gewohnheit gemás, meiner Spur nachzufolgen. Solchergestalt befand ich mich jest in ihrem Rücken. Frei athmete meine Bruft, und stillschweigend stieg mein inniger Dank zum Ewigen für meine Rettung empor, an welcher ich nun nicht mehr zweifelte. Nachdem ich in der Grube gelegen hatte, bis von den Tschers feffen kein Laut mehr zu hören war, stand ich auf, nahm die Richtung links und eilte über eine Ebene hin, jenseits welcher sich ein dichter Wald befand. Ich erinnerte mich, daß nicht weit von der anderen en Seite des Waldes ein Tscherichenzen-Aut tiegen müse, wohin ich mich zu begeben beschloß. Nachdem ich mich bis zur Abenddammerung im Walde erholt hatte, ging ich auf den Aut zu, der in einer Entfernung von ungefähr zwei Werst vor mir lag. Meine Ermattung war aufs höchste gestiegen: die törperliche und geistige Anstrengung, Wunden an den Füßen, ein heftiger hunger und endlich die Kalte hatten mich dergestalt

,,Das ruhige Erholen in einem warmen Winkel und ein Traum, der mir freundliche Bilder der Heimath vorführte, bes lebten mich. Die Morgenddmmerung des nächsten Lages fand mich schon nicht mehr als Flüchtling, fondern als einen Glück lichen, der noch nicht völlig an fein Glück glaubte. Indeffen, während ich mich tröstenden Gedanken überlief, wäre ich beinahe wieder in die Klauen des Unglücks gerathen. Man befragte mich nämlich am folgenden Tage, wer ich sen, ob Soldat oder Offi sier. In der Besorgnis, man würde ein höheres Lösegeld fors wenn ich die Wahrheit sagte, gab ich mich für einen Sols aten aus man a glaubte mir aber nicht, und aus den Reden zweier Söhne des Wirthes entnahm ich, daß einer von ihnen fortgegangen war, um feinen und auch meinen Bekannten - Jla! aufzusuchen. Er follte ihn herführen, um mich zu befragen, wer ich fen, weil er, wie sie sagten, alle Ruffen fenne. Ich fah mein Unglück vor Augen; ich ahnte, daß Jla sein Recht auf mich in Anspruch nehmen und somit mein Untergang unvermeidlich seyn würde; nur ein einziges Mittel blieb übrig: wieder zu entfliehen! Man bewachte mich aber so scharf, daß ich nicht zwei Schritte unbemerkt thun fonnte. Die Flucht war unmöglich. Zu meinem Glück hatte der Sohn des Wirthes unterweges überlegt, daß es gefährlich fen, irgend Jemanden von meinem Hiersenn zu unters richten, und daß ihnen dadurch eine gute Beute entgehen könnte. Er gab daher nach seiner Rückkehr vor, er hätte Ila nicht zu Hause gefunden, er würde aber bald kommen. Ich verstand ins deffen den schlauen Tscherkessen und beruhigte mich, während ich fest bei der Aussage wegen meines 8 Standes verblieb. In der Zwischenzeit befahl mein Wirth mir, einen Brief nach der Festung zu schreiben, zu welchem Behuf er mir einen Lappen Papier und, statt Dinte und Feder, eine Kohle gab. Mit diesem Briefe machten sich beide Söhne auf den Weg. Der Bater blieb zurück, um mich zu bewachen. Am nächsten Tage fehrte einer der Abgesandten zurück, nachdem er feinen Bruder als Geisel in der Festung gelassen, und brachte das halbe Löfegeld Am Abend des nämlichen Tages befand ich mich schon Meinigen.

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mit.

Lange nachher erfuhr ich erft, daß mein unglücklicher Ges fährte am Tage unserer Flucht selbst wieder von den Tscherkessen gefangen, jedoch nach einiger Zeit losgekauft und seinem Vaters Lande wiedergegeben worden war."

Hier schwieg B-n. Auch ich schwieg, tief gerührt von feiner Eradhlung. Noch war ich in Nachdenken versunken, als

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Aus den Jahren 1821 und 1822 schreibt sich die Einwandes rung der Nord Amerikanischen Kolonisten in Teras her. Dieses ganz besonders fruchtbare Land stand unter der Oberherrschaft Merito's, welches aber damals zu schwach war, um die Einfälle der Indianer Stämme, deren Verheerungen fich bis zu den Ufern des Rio Grande erstreckten, abzuwehren. Merilo wäre also ges zwungen gewesen, dieses Land in gewisser Hinsicht aufzugeben, wenn es nicht, nach dem Beispiele der Vereinigten Staaten, die fremden Einwanderer zu Hülfe gerufen hätte, Dadurch nun, daß man Teras den Nord-Amerikanern öffnete, schuf sich Meriko Vertheidiger und eine Art von Wall gegen die wilden Stamme; zu gleicher Zeit wurde ihm für die Zukunft eine Vermehrung feines Reichthums durch den Anbau eines fruchtbaren Landes ges fichert, das durch seine Verschmelzung mit demselben zur Ver größerung und zum Wohlstande des gemeinsamen Vaterlandes beitrug. Andererseits waren die Vortheile, welche den Kolonisten daraus erwuchsen, nicht minder ansehnlich; fie fanden daselbst einen ergiebigen Boden, ein gesundes Klima, zuverlässigen Schuß und endlich ein gesichertes, reiches und bequemes Auskommen.

Die Bedingungen, welche Meriko für die Auslieferung der Grundstücke festseßte, waren folgende: die Kolonisten Familien follten aus Louisiana berstammen, Katholiken und Spanischer oder Französischer Abstammung senn; sie sollten Kirchen bauen, Schulen gründen, der fatholischen Religion treu bleiben und ihren Kin dern die Spanische Sprache beibringen. Aus diesen Bedingungen geht deutlich die Absicht Meriko's hervor, Teras als einen integris renden Theil des Reiches zu betrachten und so die Unversehrtheit des ihm zugehörigen Landes zu bewahren. Das Kolonisirungs Das Kolonifirungss Geses von 1823 und die Constitution von 1824 sicherten den Perfonen und den Befihungen der Kolonisten Schuß zu. Gefeß von 1823 gestattete ihnen, ohne Erlegung von Zöllen alle nöthige Werkzeuge, Instrumente und Maschinen einzuführen, und, im Fall eine ganze Familie einwanderte, selbst Waaren bis zum Werthe von 2000 Dollars. Das Gefeß von 1824 erließ denselben jede Art von Abgabe auf vier Jahre, vom Tage der Bekannts machung des Gefeßes an gerechnet. Dieses Privilegium wurde durch spätere Gefeße bestätigt und weiter ausgedehnt. Ganz vors züglich aber ermuthigte und lockte die Kolonisten Meriko's Freis gebigkeit bei Bewilligung der Grundstücke. Die Größe derselben war verschieden, je nach der Beschäftigung und dem Bedürfniß des Eingewanderten, aber ficher wurde in keinem anderen zu kolonifirenden Lande bei der Vertheilung des Bodens mit ähnlicher Großmuth verfahren. Bis zum Jahre 1840 gestattete die Res gierung die Einwanderung der Fremden, im Fall nicht mächtige Gründe das Aufhören derselben früher gebieten sollten.

Diese einleitenden Bemerkungen waren nöthig, um alle Vors gange des Kampfes, der sich seitdem entsponnen, richtig schäßen zu können; die Begebenheiten sind von den Parteien sehr vers schieden beurtheilt worden, doch sicherlich stets mit zu großer Vorliebe für die Terianer. Wenn man die Kolonifirungs Bedin gungen und die daraus entspringenden Vortheile ganz einfach prüft, so sieht man, wie Mexiko freigebig weite und fruchtbare Erdflächen vertheilte und dafür den Kolonisten nur die Bedingung stellte, fich fähig zu machen, ein Theil des Volkes zu werden, das sie bereitwillig aufnahm, und doch hat man über die Unges rechtigkeit der Mexikaner geklagt, die den unglücklichen Terianern ein eisernes Joch auferlegt hatten. Bei ihrer Empörung vers schanzten sich diese Lesteren hinter die Losung,,Unabhängigkeit und Freiheit", machtige Fallstricke, die nur zu oft die Völker in einen Abgrund voll Elend stürzen, und man beeilte fich, jenen hochherzigen Männern, welche, wie man fagte, Sklaverei und Despotismus abschütteln wollten, Beifall zu sollen. Wenn man diese Angelegenheit gründlich beurtheilen will, so muß man freis lich eingestehen, daß die Merikaner, welche später eine Beute der traurigsten Anarchie wurden, Thaten begangen haben, die strengen Ladel verdienen; von ihnen aber gingen nicht die ersten Feindseligkeiten aus, und die Ursache, welche die Terianer zur Empörung veranlaßte, ist keinesweges so ehrenvoll, als man sie au schildern beliebt. Man hat nicht einsehen wollen, daß es hier fo auging, wie in allen neu entstehenden Kolonieen; Teras wurde eine Zufluchtsstätte für die zahlungsunfähigen Schuldner, für die Verbrecher der Nachbarländer, Purs für alle die, welche fich der gerechten Strenge der Gefeße entziehen wollten; diese Vogels freien haben dann den besseren Theil der Bevölkerung, einer wenig ehrenvollen Ursache wegen, zur Empörung gegen ihre Wohlthäter aufgereizt. Doch lassen wir die Thatsachen reden, die Wahrheit wird daraus von selbst in die Augen fpringen.

Einige Jahre hindurch ging die Kolonifirung ruhig ihren Gang, und einige Streitigkeiten mit den Indianern ausgenom

gen Bustamente, den zeitigen Präsidenten der Republik, zu vers theidigen. Sie verbündeten sich mit Santana, der sich gegen den Präsidenten erklärt und an die Spise einer Partei gestellt hatte. Aber bald, als sich der Empörungsgeist weiter verbreitete, als fie sich unterstüßt fahen und selbst aus den Vereinigten Staaten ihnen Geldhilfe zufloß, als sie von Männern geleitet wurden, die darauf dachten, sich der Obergewalt zu bemächtigen, erklärten sie, daß sie sich nicht mehr bloß dem guten Willen Santana's anvers trauen fonnten, daß sie sich allein organisiren und vor dem nahens den Untergange bewahren, daß sie weder Gefuche, noch Bitts schriften einreichen, sondern mit gewaffneter Hand ihre Rechte behaupten würden. Vergebens stellten die Gutgesinnten ihnen vor, daß sie sich durch ein solches Verfahren nur schaden könn ten; Santana sen günstig für Teras gestimmt; die Regierung habe ihre Beschwerden in Erwägung gezogen und wolle ihnen Gerechtigeit angedeihen lassen; sie habe ja auch schon zum Theil das Geforderte bewilligt; ein Tribunal mit einer Jurn sen eins geseßt und ein eigener Gerichtshof für Teras angeordnet wors den. Wenn man eure Abgesandten einterferte, so geschah dies nur, weil sie euch zu gewaltsamen-Mitteln riethen. Die Anarchie, über die ihr euch bellagt, wird ein Ende nehmen, die beiden Parteien werden sich versöhnen. Bedenket, daß ihr euch in offene Empörung und das Land in alle Schrecken eines Bürgerkrieges stürzt. Solche Vorstellungen fruchteten aber nichts, und die Merikaner, welche in ihre eigenen Unruhen zu verwickelt waren, konnten den Schuldigen vom Unschuldigen nicht unterscheiden; Die harten Maßregeln, die sie ergriffen, verseßten also ganz Teras in Aufruhr. Von nun an war Alles verloren, denn auch die Gemäßigtsten glaubten, es sen nun wirklich der Augenblick ges Fommen, wo jeder gute Bürger für sein Land kämpfen müsse; fie hatten Frieden gewünscht, den Krieg zu verhindern sich bes müht; da aber nun einmal eine Reibung unvermeidlich war, so sagten sie sich: Es ist der Wille des Himmels. Die Wege wimmelten nun fortwährend von Bürgern, welche den Fahnen ihres Landes zueilten und sich einander zuriefen: Mit Recht oder mit Unrecht, laßt uns für unser Vaterland kämpfen! Jeßt nahm auch der Kampf einen ernsteren und edleren Charakter an, und wir können die Begeisterung begreifen, die Manchen beseelte, wenn er den Much dieser Männer nach einer Niederlage und ihr großmüthiges Benehmen nach einem Siege sah." Sie verwandelten diesen Bürgerkrieg in einen Kampf unterdrückter Bürger gegen Fremde, während man den Merikanern, welche die Lerianer wie empörte Unterthanen betrachteten, mehr als einmal Verrdtherei und Grausamkeit vorwerfen konnte.

Einer der Männer, welche sich vorzüglich durch Edelmuth und Tapferkeit auszeichneten, war der Oberst Travis, der drei Wochen hindurch mit 140 Mann die von ungefähr 4000 Meris Fanern belagerte Festung Alamo vertheidigte. In einem wah rend der Belagerung an die Terianer gerichteten Briefe schrieb er: ,,Wir werden von mehreren tausend Mexikanern unter Sas tana belagert; schon vierundzwanzig Stnnden sind wir einem Bombardement und einer anhaltenden Kanonade ausgefeßt, und doch haben wir noch nicht einen einzigen Mann verloren. Der Feind hat uns aufgefordert, uns auf Gnade und Ungnade zu ers geben, weil sonst die ganze Besaßung über die Klinge springen müsse, wenn die Festung eingenommen würde. Ich habe diese Aufforderung mit einem Kanonenschuffe beantwortet; ich will mich weder ergeben, noch zurückziehen. Die Tapferkeit und Auss dauer, welche meine Leute bis jeßt bewiesen, werden bis zum Leßten Augenblick sich gleich bleiben; und wenn wir der Rache diefer grausamen Feinde erliegen sollen, so wird ihnen der Sieg wenigstens so theuer als eine Niederlage zu stehen kommen. Gott und Texas, Sieg oder Tod!" Es war der leste Brief, den er schrieb. Einige Tage darauf umringten die Merikaner die Festung, und Santana befehligte in eigener Person die Bes Lagerung. Bon Anstrengungen und beständigen Nachtwachen waren die Terianer zwar ganz erschöpft, aber ihr Muth verließ fie dennoch nicht. Zweimal legten die Belagerer ihre Sturm leitern an die Mauern, und zweimal wurden sie zurückgeschlagen. Endlich gelang aber doch ein dritter Versuch; die verwundeten Belagerten kämpften bis zum leßten Athemjuge, und als die Belagerer in die Festung einsogen, stießen sie nur auf Leichname. Der Oberst Travis hielt sich bis zum legten Augenblicke auf den Wallen. ,,Muth, meine Kinder, Muth!" rief er bestandig fech tend aus." Ein Merikanischer Offisier verfeste ihm einen tödt lichen Streich, fallend sammelte Travis feine lesten Kräfte, stieß feinem Gegner den Degen durch den Leib, und dem Tode fielen awei Opfer anheim. Nur durch Zufall entging ein Theil der Merikaner und Santana selbst dem Lode, denn in dem Augens blicke, als der Major Evans eine Pulvermine anzünden wollte, die einen Theil des Walles in die Luft sprengen sollte, wurde er von einer Kugel tödtlich getroffen. Bald darauf rächten sich die Terianer für diese Niederlage, und die Schlacht von San Jacinto machte der Merikanischen Herrschaft in Teras ein Ende.

Wir fügen hier noch die Erzählung von der Gefangenneh mung Santana's bei; fie ift Lerianischen Berichten entlehnt und dürfte daher wohl nicht ganz frei von Parteilichkeit seyn. Den 22. April früh Morgens erfuhr man im Lager, daß zehn Meilen davon entfernt die Herren Carnes und Secretts, mit ungefähr

25 Soldaten, Santana und 50 Merikaner eingeschlossen hätten. Sogleich machten sich 50 Freiwillige zu ihrem Beistande auf den Weg; fie marschirten nach der Seite des Flusses Bajou hin, wo fie ihre Kameraden zu treffen hofften; da sie aber nichts von den felben entdeckten, so drangen nur zwanzig weiter vor, die andes ren dreißig lehrten ins Lager zurück. Die kleine Schaar ver folgte den Lauf des Bajou, und als sie bei einem Arme dieses Flusses anlangten, welcher sich nach der Ebene hinwendet, sahen fle einen Merikaner, der auf die Brücke zulief. Er spdhte einen Augenblick umber und ging darüber fort, sobald er aber der Terianer anfichtig wurde, versteckte er sich im hohen Grafe. Diese gingen auf den Ort zu, wo sie ihn gesehen, hatten und fanden ihn auf der Seite mit bedecktem Gesichte liegen. Sie riefen ihm zu, er folle aufstehen, er enthüllte aber bloß sein Ges sicht; erst auf den zweiten Zuruf erhob er sich, und da er sich umringt fah, ging er auf seine Feinde zu und reichte ihnen die Hand. Einer derselben gab ihm die seinige, er drückte und küßte dieselbe und bot den Soldaten seine werthvolle Uhr und eine ziemlich große Summe Geldes an, was sie aber anzunehmem verweigerten. Dann fragte er sie, wo sich ihr braver General Houston aufhalte. Im Lager, lautete die Antwort. Derjenige der Soldaten, welcher den Dolmetscher machte, fragte ihn, wer er sen, worauf er sich für einen gemeinen Soldaten ausgab. Einem Anderen fiel aber die Weiße und Feinheit seiner Wasche auf. Er gestand ihnen darauf weinend, daß er ein Adjutant Santana's sen; er bat sie, ihm nichts zu Leide zu thun, und Plagte über große Müdigkeit; man gab ihm ein Pferd und führte ihn nach dem Lager. Als der Gefangene in Houston's Belt angelangt war, sprach er zu dem General:,,Ich bin Antonio Lopez de Santana, Präsident der Republik Meriko und Ober General. Ihr send zu großen Dingen ausersehen, General, denn Ihr habt den Napoleon Amerika's gefangen genommen."

Diese stolzen Worte passen schlecht zu den Thränen, die er angeblich bei seiner Gefangennehmung vergossen haben soll; diese Thränen erscheinen aber kaum glaubhaft, wenn man erwägt, daß der General Houston selbst von ihm aussagt, er sen der fähigste Kopf Amerika's, und er habe sich als Gefangener stets sehr würdevoll betragen.

Mannigfaltiges.

Sterne und die Empfindsamkeit. Horace Walpole sagt mit Bezug auf Sterne, den berühmten Verfasser der,,Em pfindsamen Reise“ und der Briefe Voriks an Elisä:,,Was man empfindsamen Styl nennt, das kann, obwohl es zunächst und allein an das Herz sich wendet, doch von einem sehr schlechten Herzen ausgehen. Man sollte glauben, daß Sterne ein Mann von sehr zarter Empfindung war; ich weiß jedoch aus der besten Quelle, daß seine Mutter, eine Schulhalterin, die durch eine lies derliche Tochter in Schulden gerathen war, im Schuldgefäng nisse umgekommen wäre, wenn die Aeltern ihrer Schülerinnen nicht eine Subscription zu ihren Gunsten veranstaltet hätten. Ihr Sohn hatte zu viel Empfindsamkeit, um auch Gefühl zu besigen. Ein todter Esel rührte ihn mehr, als eine lebende Mutter."

Ein posthumer Spaß. Der Engländer W. S. Rose erzählt in seiner Italidnischen Reife" (Travels of Italy), ein kürzlich verstorbener Venetianer, der den Scherz sehr geliebt, habe sich auch noch nach seinem Tode mit seinen Verwandten und Freunden einen eigenthümlichen Spaß machen wollen. Zu diesem Behuf habe er die Wachskerzen, die rings um seinen Sarg brennen sollten, selbst angefertigt und bereit gehalten. Nun kann man sich den Schrecken der Verwandten und Freunde denken, als mitten in der Leichenfeier eine große Explosion er folgte und alle Anwesenden mit Asche bedeckt wurden. Der Ver storbene hatte nämlich die Wachskerzen mit Pulver und' Asche gefüllt, und war dergestalt, daß sie zu einer bestimmten Zeit alle erplodiren mußten. Ja, einem Freunde, dem er aber das tiefste Stillschweigen auferlegie und der bei der Leichen-Ceremonie ans wesend seyn mußte, hatte der Verstorbene sogar seinen Plan mitgetheilt, mit dem Bemerken, er möchte wohl auch dabei seyn, um den Schreck und die Verwirrung mit anzusehen, die daraus entstehen würden.

Neuer Apparat zum Trocknen. Ein Deutscher und ein Franzose, die Herren Penzoldt und Levesque, haben einen Apparat erfunden, mit welchem alle Arten von Zeugen, und zwar ohne Feuer und ohne Pressung, in wenigen Augenblicken getrocknet werden können. Der Apparat besteht aus einer großen Trommel, welche sich in einer Minute 4000 Mal um ihre Achse dreht. Die Zeuge werden, so wie sie aus dem Wasser kommen, hineingelegt; durch die starke Rotation wird die Feuchtigkeit auss geschieden, und zwar sammelt sie sich auf der dußeren Bedeckung der Trommel, die von Löchern durchbohrt ist. Wollene Stoffe werden auf diese Weise in weniger als drei Minuten getrocknet, wenn der Apparat klein, und in acht Minuten, wenn er sehr groß ist. Leinene und baumwollene Stoffe müssen noch einige Augenblicke der Sonne ausgefeßt werden, wenn man sie aus der Trommel herausnimmt. (Athenaeum.)

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