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schorne Wolle wird bunt durch einander hierher geschickt und den Sortirern, apartadores, überliefert, welche sogleich die verschiedes nen Arten von einander trennen. Durch die Lebung haben diese Leute einen so ficheren Blick erlangt, daß sie augenblicklich erkens nen, von welchem Theile des Thieres die ihnen vorgelegte Wolle genommen ist. Sobald die gehörige Auswahl getroffen worden, wird Die Wolle zum Trocknen hinausgebracht und vor der Wäsche erft noch der Einwirkung von Luft und Sonne ausgefeßt; dann klopft man Re sorgfältig aus, um alle fremde Gegenstände, die sich ihr beigemischt haben könnten, daraus zu entfernen. Darauf wird e einer neuen Sortirung unterworfen, und Alles, was nicht jur ersten Qualität gehört, verkauft man zum Besten der im gegefeuer brennenden Seelen.

Ein besonderer Gerichtshof wacht über die richtige Befols gung aller auf die Mesta Bezug habenden Geseße und Anord nungen; dieses Tribunal heißt der Wohllöbliche Rath der Mesta; ein Mitglied des großen Rathes von Castilien führt den Vorfils, und vier Richter, die sich Alcades mayores entregadores nennen, find dabei angestellt; unter jedem dieser Richter stehen mehrere verantwortliche Agenten und ein Alguazil mayor. Privilegien, Rechte, Gebrauche, Geldangelegenheiten, kurs Alles, was die Wefta betrifft, gehört vor diesen Gerichtshof; er erhebt die vers schiedenen Abgaben von den Schäfern und ihren Heerden; er schlichtet alle Streitigkeiten, die sich nicht selten unter den Erstes ren erheben; er bestimmt im Voraus die Marschroute der Heers ben, er übt, mit einem Worte, die unumschränkteste Herrschaft über alle Angelegenheiten der Mesta aus. Schon seit längerer Beit sind sehr ernste Klagen über die Gesellschaft erhoben wors den; gang mit Recht wirft man ein, daß die Mesta dem Ackers bau so viel Hände entziehe, und daß der beständige Durchzug so vieler Tausende von Schafen durch die Grundstücke der Pris batleute denselben natürlicherweise Schaden bringe. Noch andere Nachtheile sind von Zeit zu Zeit hervorgehoben worden, ja, es haben Personen, die dadurch mehr oder weniger gelitten, ihre Beschwerden selbst höchsten Ortes angebracht, doch ist bis jest noch nichts geschehen, um den Uebelstanden abzuhelfen.

In vielen Beziehungen ist die Mesta gewiß eine sehr nügs liche Einrichtung; man müßte nur mit derselben gewisse Modifis cationen und Verbesserungen vornehmen, die schon seit längerer Zeit von allen erfahrenen und einfichtsvollen Männern für nöthig erachtet worden. (F. P.)

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Möchentlich verscheinem dref Nummern. Pränumerations-/Preis 22 gr. († Thir.) vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 19.

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Literatur des Auslande s.

Berlin, Mittwoch den 13. Februar

Italien.

Aeltere und neuere Kunft in der Lombardei.

(Nach der Library of fiue Arts.)

Die Alpen find die Hauptscheidewand, welche die Natur zwischen den verschiedenen Volkern Europa's aufgerichtet hat; verlängern wir die Linie, welche der Kamm dieser Berge bilder, nach Osten und Westen, so haben wir zugleich den bedeutendsten Unterschied in dem Klima und Charakter des Abendlandes abges granat. Nördlich von diesem angenommenen Wendekreise finden wir drei Völker, die Franzosen, die Deutschen und die Englans der, deren Bildung in einigen Punkten eine auffallende Aehnlich teit hat. Die Intelligens hat alle ihre Gaben unter fie vertheilt: an Frankreich die Lebhaftigkeit des Geiftes, an Deutschland den Lieffinn des Gedankens, an England, den Sprößling beider, der Sachsen und der Normannen, die vereinigten Eigenschaften, die feine beiden Nebenbuhler jeder insbesondere besigen und in folge deren es im Stande war, an einem Beispiel, wie Shakespeare, Berstand und Phantasie in wunderbarem Bunde zu zeigen. Süds lich von jener durch Europa gezogenen Linie finden wir wiederum drei Völker, Bewohner dreier Halbinseln, an deren Gestaden sie die herrlichsten Schauspiele der Natur vor Augen haben: Spanien, Jealien und Griechenland; alle drei wie vorgeschobene Posten in die Gewässer hinausreichend, alle drei von Gebirgen durchschnit ten, alle drei unter einem prächtigen, glühenden Himmel schlum mernd, haben sie gemeinsame Vorzüge empfangen, wodurch sie fich wesentlich von den drei nördlichen Völkerschaften unterschei den. Natursinn, Liebe zur schönen Form und Pflege der Künste zeichnen sie aus; aber Griechenland und Spanien, in neuerer Beit unter gleicher Knechtschaft seufzend, konnten ihren Geist nicht Nur Italien, wo die Freiheit im Mittels mehr frei entwickeln. alter machtige Wurzeln getrieben hatte, vermochte noch, den Ges meingeist, der das Leben aller füdlichen Völker beseelt, in seinem vollen Glanze su offenbaren.

Das Mailändische, in welches man zuerst den Fuß seßt, wenn man von den Alpen nach Italien hinabsteigt, gehört fo Von Deutschland und wohl dem Norden wie dem Süden an. Frankreich trennen es die Alpen, vom eigentlichen Italien die Apenninen. Es bildet so ungefähr das Herz des großen Körpers, von dem Piemont das Haupt is, die alten Venetianischen Staaten die Füße, die beiden genannten Bergketten die Rippen, der Po die große Pulsader, und der Leffin, die Adda, der Oglio, die Etsch, der Panaro, der Reno und die Trebbia die Nebenadern. Dieser fruchtbare, von so vielen Flüssen bewässerte Bergkessel, Der so ausgedehnte und gesegnete Ebenen darbietet, gleicht einem weiten Kampfplaß, geschaffen, um die Habgier und den Sie haben denn auch dies Muth der anderen Völker zu reizen. schöne Land betreten, meist nur in der Abficht, um nach Italien burchzuziehen; aber gefeffelt von seinen Reichthümern und feiner Herrlichkeit, verweilten sie oft daselbst. Die Ligurer, die viels leicht noch vor der Gründung Roms Spanien verließen und die Cottischer Alpen überstiegen, breiteten sich über die Küste aus, auf der später Genua fich erhob. Ungefähr sechs Jahrhunderte vor Beginn der christlichen Zeitrechnung wurde Mailand von Bellovesus, dem Anführer der Insubrischen Gallier, erbaut. Auch die Celten waren oft zwischen die Alpen und die Apenninen eins gedrungen und hatten daselbst zahlreiche Ansiedelungen gegründet; Die Römer fanden sie hier schon so fest eingewohnt, daß sie nach ihnen das Land Cisalpinisches Gallien benannten; es gelang ihnen aber doch zulcßt, diese Eindringlinge zu unterjochen und zu bes Die Römer wurden ihrerseits wieder von den Ger herrschen. manischen Stämmen daraus verdrängt, die, berauscht von der nicht geahnten leppigkeit dieses Klima's, die Zerstörung des Abendländischen Reiches fast um ein Jahrhundert hinausschoben. Die Lombarden siedelten fich, wie ehemals die Gallier, hier an und ließen ihren Namen zurück; die Gothen sogen durch; die Heruler verweilten einige Beit; die Hunnen fattigten sich mit Blut unter seinen Trümmern; die Franten unter Karl dem Großen aerstörten alles von den Barbaren noch Uebriggelaffene, um hier neuem ein Celtisches Reich zu begründen; die Deutschen drangen unter den Hohenstaufen ein, ibre früheren Niederlagen zu So viel gehduftes Elend erweckte endlich in diesem uns ráchen.

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1839.

glücklichen Lande das Gefühl der Nationalität; nachdem es zwei
Jahrtausende hindurch geduldet, erhob es sich, um seine Unab
hängigkeit zu erkämpfen, und zwang Friedrich Barbarossa, mit
feinen Kriegern wieder über die Alpen zurückzukehren. Trunken
von der neuen ungewohnten Freiheit, dachte es nicht an die
Nothwendigkeit einer zukünftigen Vertheidigung derselben; ans
statt einen gemeinschaftlichen festen Staat zu bilden, der jedem
Angriff von Außen widerstehen könnte, organisirte sich jede Stadt
auf ihre eigene Weise, und der zukünftigen Größe aller wurde
willigte, Abbruch gethan. Leider strafte sich diese Unklugheit nur
durch die ausgedehnte Freiheit, welche man jeder einzelnen bes
su bald. Benedig faßte auf dem dußersten öftlichen Ende dieser
Adriatischen Meere gelegenen Städte, dehnte von Tag zu Tage
Gegenden festen Fuß, schlang seinen chernen Gürtel um die am
seine Herrschaft immer weiter aus, unterjochte Padua, Verona
und Bergamo und nahte sich schon den Thoren Mailands. Die
Franzosen versuchten es von der anderen Seite her; Karl VIL,
Ludwig XII. und Franz I. eroberten zu verschiedenen Malen das
rung begunstigt, überstieg das Papstthum die Apenninen und
Mailändische und Piemontesische. Von dieser neuen Erschüttes
eroberten die Spanier die Lombardei für das Haus Desterreich;
gelangte bis Parma, unveit der Ufer des Po; zu derselben Zeit
Napoleon entriß sie demselben zwar auf zwanzig Jahre, aber
unter das alte Scepter zurück.
nach dem Sturze des Kaiserreichs lehrte sie nur um so sicherer

Die Römische Invasion hatte das Cisalpinische Gallien der
eine Italische Nation verwandelt; aber auch die anderen Völker,
übrigen Halbinsel gleich gemacht und seine Bevölkerung in
die wechselsweise darüber hinzogen und es unterjochten, haben
Spuren ihres Aufenthalts zurückgelaffen. Die Celten, die Gallier,
die Franken und Franzosen bürgerten die verschiedenen Phasen
einer stets fortschreitenden Bildung dort ein; Theodorich's und
Alboin's Barbaren, die Deutschen unter den Hohenstaufen, die
Desterreicher und Spanier Karl's V. erweckten hier von Zeit zu
Zeit wieder den Keim des Deutschen Wesens. Das Mailändische
hat daher auch einen durchaus gemischten Charakter, in welchem
etwas von diesen drei ganz verschiedenen Nationalitäten sich vor
Andet; bei der Bildung des Lombardischen Typus vermischten
fich Italianische Schönheit, Französische Lebhaftigkeit und Feins
jest in Mailand gebräuchliche Umgangssprache, deren sich auch die
heit des Geistes, Deutsche Sanftmuth und Fügsamkeit. Die
Kaufleute den Fremden gegenüber bedienen, ist ebenfalls aus dies
sen drei Elementen gemischt: das Italianische bildet den Grunds
ton; das Französische gab nicht bloß einzelne Wörter, sondern
ganze Redensarten und Säße dazu; das Deutsche verdarb noch
vollends dieses Gemisch, indem es eine Menge von Ausdrücken mit
walsch, welches je ein menschliches Ohr beleidigt hat. Auf dem
Kehllauten hineinbrachte, und so entstand das seltsamste Kauders
Theater Fantoccini, der Volksbühne Mailands, die aber keineswes
ges von der guten Gesellschaft verschmäht wird, hört man dieses
dige Schauspieler bei allen Stücken dieses Marionettens Theaters
diom in seiner ganzen Originalität. Der unumgänglich nothwens
ist der Girolamo, eine Personification des Mailändischen Volkes,
dem es allein gestattet ist, im echt Mailändischen Jargon über
Alles seine Wise zu machen.

Wenn man von der Sprache des Volkes zu den Gebrauchen der vornehmeren Gesellschaft übergeht, so wird man auch da daffelbe Gemisch antreffen; man betrachte nur die Stußer des Corso, die den ganzen Tag über vor den Thüren der Kaffees vor, den man sonst nicht in Italien findet, aber doch wird man hauser fißen; in ihrem Anzuge waltet ein gewiffer Geschmack immer irgend eine unpassende Ueberladung, einen geborgren Lurus in demselben bemerken. Ihre Physiognomie ist munter und belebt wie die der Franzosen, aber diefer aufgeweckten Wiene mischt sich ein Hauch üppiger Trägheit bei, der durch ihre schwarzen Haare, brennenden Augen und blasse Farbe noch um vieles erhöht wird; ihre Leichtigkeit artet fast in Frechheit, ihre Anmuth in Shamlosigkeit aus. Im Hyde Park ist derjenige der fashionablefte, welcher sich am einfachsten kleidet, seinen Rock am besten suknöpft, sein Pferd am leichtesten lenkt, der nur mit Zurückhaltung láchelt, am türzesten sich auszudrücken versteht es schon unruhiger zu; hier lächelt man nicht mehr, sondern man und wohlwollend, aber ernst grüßt. Im Boulogner Gehölz geht lacht; man schwast, statt zu sprechen; man lenkt sein Pferd nicht,

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ten Truppe; sie hat ein richtiges musikalisches Gefühl, welches von den Zuhörern geschäßt wird; indeß findet man, daß ihre Mits tel uweilen ihrem Willen untreu werden, ohne zu bemerken, daß diese kleine Frau, deren Brust so schwach und deren ganze Natur fo rebellisch ist, in der leidenschaftlichen Energie ihres Spieles zus weilen der Pasta gleichlömmt. Dergleichen liegt freilich über dem Horizont der Mailänder. Wenn aber eine fechs Fuß hohe Markes tenderin es sich einkommen läßt, eine Contraalt Partie zu fingen, die sie kaum zu entziffern im Stande ist, so läßt man ihr impos nirendes Aeußere für ihre Stimme ins Gewicht fallen; und von allen Seiten erhebt sich ein Getöse, wie wenn die Kinder Silens. den Nymphen durch die Büsche nachseßten. So steht es mit dem Theater, so mit der ganzen Musik der Mailänder.

Jeßt erschien die dritte (vierte?) Frau des Pascha's; diese war vor mud war von dem der Uebrigen wenig oder zu den Füßen rosenroth gekleidet, ceteris pa

ribus, d. h. gar nicht verschieden. Es begleitete sie ihr Sohn, Ali Bei, ein schöner, etwa jehnjähriger Knabe, dem Klugheit und Muthwill e aus den Augen funkelten. Bald nach ihnen trat die stolze Fas vorite ins Zimmer und wurde von Allen wie ein höheres Wes fen begrüßt. Sie räumten ihr sogleich den Ehrenplaß auf dem Sopha ein; aber sämmtliche Zeichen der Ehrerbietung wurden mit derselben finsteren Apathie aufgenommen, die fie uns beim ersten Empfang bewiesen hatte. Als die vier Diamanten Königinnen fich niedergelassen hatten, reichte meine gefchwäßige Freundin der als ten Verwalterin des Harems ein Schlüffelbund. Diese öffnete ein Kabinet, nahm eine Anzahl Shawls und goldgestickte fams meme Schuhe heraus und schleppte fe fort. Dies war die Eins leitung zu der großen Lans Borstellung; und bald wurden wir fammilich abgerufen. Die Favoritin erhob Ach, begleitet von den drei anderen Frauen, und alle vier rauschten, mit ihren lans gen Schleppen den Boden fegend, zur Thüre hinaus, doch fo, daß immer eine hinter der anderen ging. Nach ihnen tamen die Griechin und ich, und eine Anzahl Sflavinnen beschloß den Zug. Wir begaben uns wieder in dasjenige Zimmer, das wir zuerst bee treten batten; man feßte Stühle vor die Sopha's, und auf den vier höchsten dieser Stühle ließen sich die Frauen des Pascha's

Rosambo weiß indeß für Alles Rath; er

Sopha's besteht aus Atlass Brokats die Decken der Zimmer sind Wuchse gepapirklichen Gendarmen, welcher sich ganz gemüth

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nit Cedernholz ausgelegt, und in den Wanden befinden sich fleine Nischen, in denen Vasen aus geschnittenem Krystall stehen, welche Den Konfitüren und dem Raucherwerk als Behälter dienen. In dem einen Zimmer fab ich eine altmodische Französische Wands uhr; in einem anderen rutschten wei Pleine Kinder, die mit Puppen spielten, auf einem Bärenfell herum. An jeder Wand hingen Fächer aus Pfauenfedern mit filbernen Griffen.

Ich fonnte nicht umhin, das Schicksal der weiblichen Bes wohner dieses Palastes, wie der Frauen des Orients überhaupt, innig zu beklagen. Welchen armseligen Erfag muß ihnen ihr animalisches Wohlleben für die Genusje gewähren, welche mit geistigem Austausch, mit Arbeit und Thätigkeit verknüpft sind! Ich dankte Gott, daß er mich eine Engländerin werden ließ. Byron und Moore haben das Zauberlicht ihrer Phantasie über Scenen ausgegoffen, von denen fie nie Zeugen gewefen sind; allein die Wirklichkeit hat, wie alle Wirklichkeiten in dieser Werks tagswelt, viel mehr Prosaisches als Poetisches.

Frankreich.

Ein Französischer Allerweltsschauspieler.

Rosambo ist ein Allerweltsschauspieler; er ist weder ohne Verdienst noch ohne Talent und hat sogar einen Vorzug, der ihn den Direktoren aller Provinzial Bühnen unschäßbar machen muß, nämlich den, zu Allem bereit und willig zu seyn. Rosambo singt in der großen Oper, in der komischen Oper und im Baudeville, er tritt in der Tragödie, in der Komödie, im Schauspiel, im Drama und Melodrama auf, und wenn man ihm ein gutes Wort gabe, würde er sich auch bewegen lassen, auf dem Seile zu tans sen. In den Garnisons-Städten ist er der Freund der Offiziere, und in den Städten, die feine Garnison haben, spielt er in der Theater Restauration die Rolle des Tonangebers, des Erachlers, des Lustigmachers. Derselbe ist übrigens feinesweges eine mißige Ausgeburt unseres Gehirns, sondern eine wirkliche Person, deren Existenz nicht bezweifelt werden darf, weil ihn Niemand tennt, obgleich er überall gespielt hat. In Paris if Rojambo in fast allen Theatern aufgetreten, und auch in der Proving und im Auslande hat er in allen großen und fleinen Siddien, welchen Ramen fie auch führen mögen, Proben feines Talents

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Troß feiner Vielseitigkeit, befindet sich Rosambo hdufig in Verlegenheit um eine Anstellung; in einem solchen Falle schlägt er fein Hauptquartier in Paris auf und stellt sich einem jeden Direktor, deffen Truppe durch die Grausamkeit des Parterre oder durch das Durchgehen eines Schauspielers unvollständig geworden ift zur Verfügung. Nöthigenfalls schließt er fich auch einem Shauspieler von Ruf, der in den Provinzen Gastrollen geben tellidafter an If the der Bufar in leiner Weise günstig, fo legt er sich auf die Lauer. Es dürfen nur einige angehende Schauspieler aufammentreten, um in der Umgegend von Paris Vorstellungen zu geben, so ist auch Ros sambo gleich da, um sie mit seinen Erfahrungen und seinem viels feitigen Talente zu unterstüßen. Wenn sich nichts Anderes für ihn vorfindet, so verschmäht er es nicht, die Rolle des Soufleurs ju übernehmen. Wird in Versailles oder St. Germain zum Benefis eines Pariser Künstlers gespielt, fo fann man sicher darauf rechnen, daß Rosambo am Mittage erscheinen wird, um bei Tische oder auch am Abend einen fehlenden Kunstgenossen zu erfeßen. Sein Geddchiniß ist wirklich bewunderungswerth, und in zwei Stunden lernt er jede Rolle auswendig; da er übrigens nicht ohne Geist ist, fo trágt er wenigstens zur Er beiterung der Gesellschaft bei, wenn er sich auch nicht nußlich machen kann.

Auf diese Weise lebt Rosambo seit seiner frühesten Jugend; er ist ein praktischer Philosoph, der an das Gestern nicht denkt und sich um das Morgen kein graues haar wachsen last; nic haben die Launen des Schicksals seine Heiterkeit trüben tönnen. Sein Leben ist natürlich höchst bewegt und wechselvoll gewesen, und die mannigfachen Abenteuer, die er bestanden hat, würden reichlichen Stoff zu sehn komischen Romanen geben. Dem Publikum gegenüber behauptet er eine würdevolle Haltung, aber außerhalb der Coulissen ist er der fröhlichste Gesellschafter, der selbst sein Elend humoristisch auffaßt und sich aus den verdrießs lichsten Lagen mit einem Scherze sieht. Im Jahre 1817 war es ihm gelungen, zu einem Debit in der Comédie-Française zuges laffen zu werden; er fleidete sich gerade an, als Monrose in das Kabinet trat, das er von diesem geliehen hatte. Ein hemde bing an einem Nagel, aber was für ein Hemde! Ein wahrer Lappen, den ein Lumpensammler vielleicht nicht mit seinem Stocke ange rührt haben würde. Rojambo, der den verwunderten Blick seines Freundes wahrnahm, sagte zu diesem:,,Du siehst, mein Werther, daß ich in diesem Augenblicke nicht eben reichlich mit Wäsche vers fehen bin; ich habe außer diesem Hemde nur noch zwei von der felben Beschaffenheit und ein schlechres."

Rofambo's Garderobe gehört wirklich zu den merkwürdigften Dingen; nie hat ein Schauspieler die Kunst, einen Anzug zu ers finnen, zusammenzuseßen und, so zu sagen, aus Nichts zu schaffen, höher gesteigert. Ihm gebührt der Ruhm, die papiernen Man fchetten und halskragen erfunden zu haben. In Lille follte er cines Abends als Gendarmeries Offisier in einem Stücke auftre die Stiefeln, aber durchaus feine Beinkleider, welche zu seinem welche zu seinem

ten. Nun enthielt zwar die be die Uniform und

bemerkte einen ich am Ofen wärmte.

Ohne sich lange zu befinnen, knüpft ét mit diesem eine Unterhaltung au und beredet denselben, ihm auf eine Viertelstunde seine ledernen Hosen zu leihen, wogegen er ihm seine schon sehr mitgenommenen Beinkleider als Unterpfand überließ. Das Schauspiel ging glücklich zu Ende, aber der Gendarm wartet noch auf die Rückgabe seiner Unaussprechs lichen, denn Rosambo reiste noch an demselben Abend nach dem Haag ab.

Daß er sich dem Publikum gegenüber nie aus der Fassung bringen läßt, haben wir schon erwähnt und gerühmt; wir wollen auch nur ein Beispiel anführen. Zwei Mitglieder der ComédieFrançaise gaben in Versailles eine Vorstellung und hatten dazu Andromaque und l'Amant bourru gewählt. Rojambo erschien wie gewöhnlich zur Mittagszeit und war diesmal um so willkoms mener, als Pylades hatte absagen lassen. Unser Held verstand fich natürlich ohne Weiteres dazu, die Rolle des Phlades zu übernehmen, obgleich er dieselbe niemals gespielt hatte. Das Vertrauen auf seine Kräfte ging fogar so weit, daß er den Vors schlag feiner Freunde, sich ein besonderes Zimmer geben zu laffen, gang enrichieden ablehnte und erklärte, er wolle mit ihnen speisen und nebenbei seine Rolle cinstudiren. Diesmal hatte er fich denn doch etwas zu viel zugemuther; er speiste mit seinen Freunden und speiste fo viel, daß er sich auch nicht einmal auf fein erstes Stichwort befinnen konnte, als der Vorhang aufging. Bekanntlich eröffnet Dreftes das Stück mit den Worten:

Oui, puisque je retrouve un ami si fidèle

Ma fortune va prendre une face nouvelle.

Da nun Pylades hierauf nichts zu antworten wußte, so blieb er die Erwiederung schuldig und umarmte statt dessen seinen Freund, umarmie ihn mit so vieler Wärme und Herzlichkeit, daß das Parterre in einen lauten Beifallssturm ausbrach. Diese Aners fennung munterte Rosambo auf, und er feste seine Umarmungen fort, die auch feßt noch beifällig aufgenommen wurden. Als dies felben indes fein Ende nehmen wollten, fing man an zu zischenNun trat Rosambo an die Lampen, verneigte sich dreimal und fagte: Meine Herren, die Ueberzeugung, daß man nicht zwei Dinge zu gleicher Zeit betreiben könne, ist mir noch nie so nahe getreten, wie heute; ich wollte meine Rolle beim Mittagseffen fernen, und die Folge davon war, daß ich schlecht gegessen habe und nicht ein Wort von meiner Rolle weiß." Das Parterre ist auch nicht alle Tage mißgelaunt; übrigens kannte es den Schaus spieler und fand an feiner offenen und launigen Erklärung Ges schmack. Rojambo war der Held des Abends.

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Der Schauplaß des seltsamsten Abenteuers, welches Rosambo zu bestehen hatte, ist indeß Saint-Omer. Er spielte alle große Rollen bei einer kleinen Truppe, welche für zwölf oder funfzehn Bufteau genie broen erften wordelgen morte engagird, woons den war. Die beiden ersten Vorstellungen waren ziemlich ein träglich gewesen; le hatten 11-1200 Francs eingebracht; aber am Tage nach der zweiten Vorstellung verschwand der Direktor und mit ihm die Kaffe. Die armen Schauspieler ließ er im Gasts hofe zurück, wo dieselben für eine Schuld von 500 Francs haften follten. Hier war guter Rath theuer; Rosambo verlor indeß we der den Wuth noch seine rosenfarbene Laune und beschloß, dem Schicksale zu troßen. Es gelang ihm, der Republik der Schaus spieler eine ziemlich feste Organisation zu geben und sie zur Fortseßung der Vorstellungen zu bewegen. Über das Schicksal war noch nicht müde, sie zu verfolgen. Wie mannigfaltig fe auch das Repertoire gestalten mochten, wie wenig sie auch auf den Anschlagezetteln, die wahre Meisterstücke der Beredsamkeit waren, die lobpreifenden Ausdrücke sparten, so wurde doch die Einnahme immer geringer und das Publikum von Tage zu Tage alter. Das Defizit würde natürlich dabei immer größer, und die Gesellschaft war genöthigt, die härtesten Entbehrungen zu ers tragen. Bei der vierzehnten Vorstellung erhob sich der Antheil eines Jeden nicht über 34 Centimes. Verzweifelnd saßen Alle in einer kleinen Stube neben dem Theater, denn den Gasthof hatten sie räumen müssen und warmten sich an dem Feuer einiger Reißbündel; wenn das Feuer brannte, warfen sie einige Kartoffeln in die Aiche, denn dieses einfache Gericht erseßre ihnen die Suppe, den Braten, die Zwischengerichte und den Nachtisch. Die Kostüme befanden sich in einem wahrhaft jam mervollen Zustande, und die ganze Truppe fonnte nur noch über ein Töpfchen rother und zwei dergleichen weißer Schminke vers fügen. Dazu tam noch, daß der erste Liebhaber Frostbeulen hatte, daß der Komiter sich über einen gewaltigen Schnupfen beklagte, und daß die erste Liebhaberin an einer schrecklichen Migraine litt.

Schon rückte indeß der Tag der lehten Vorstellung heran. Der Schauspielsaal war nur auf vierzehn Tage gemiether wors den, und da die gesammte Einnahme nicht hinreichte, den Mieth zins zu bezahlen, so ließ sich kaum erwarten, daß der Eigenhus mer ihnen seinen Saal noch länger überlassen werde. Für Ros jambo hatte eine so jammervolle Lage nichts Befremdliches, und er war auch der Einzige, der feinen Gleichmuth bewahrt hatte und auf die Mittel, fich aus dieser Verlegenheit zu ziehen, fantt. Rofambo hatte von einem Korrespondenten den Abdruck eines Stückes erhalten, welches in Paris damals viel Aufsehen machte und das Ungeheuer" betitelt war. Er brachte es im Ausschus dahin, daß man beschloß, sich an dieses Spektakelstick, als an den legren Hoffnungsanker, fefzuklammern und es zur Schlußvors

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Rellung aufzubewahren. Vielleicht würde ihnen dann der Eigens Eigens thümer, wenn man den Rückstand einiger Tage bezahlte, noch eine kleine Frist gewähren, und sie könnten: Auf allgemeines Verlangen eine zweite Vorstellung, sum leßten Male" eine dritte und zum allerlegten Male" eine vierte veranstalten. Ein Jeder legte willig die Hand ans Werk, und die Bühne sah der Werkstatt eines Tischlers, Decorationsmalers und Theaterschneis ders nicht undhnlich. Man nåhte, mahlte, besserte aus und repes tirte zugleich die Rollen. Eine alte Decoration, welche ursprungs lich einen Wald vorstellte, schien, vermöge ihres Alters, wuns derbar geeignet, eine Anschauung des Meeres zu geben; vers mittelst einiger Pfähle, welche in gewissen Zwischenräumen eins geschlagen wurden, suchte man den Schein der Wellen hervorzus bringen: das Schiff wurde durch ein braun angestrichenes Brett repräsentirt, drei Reisbündel dienten als Masten, und sämmtliche Laschentücher der Gesellschaft wurden zu Segeln gepreßt. Ends lich bot man die äußersten Kräfte auf und machte fast das Uns mögliche möglich, um einen riesenhaften Anschlagzettel zu Stande au bringen; auf demselben erblickte man das Ungeheuer, welches ein Kind verschlang. Ganz unten las man in kolossalen Buchs ftaben die Worte: Herr Rosambo, ehemaliger erster tragischer und komischer Liebhaber am Théâtre Français und am Odéon, wird in der Rolle des Ungeheuers auftreten."

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Der große Tag brach endlich an; die Rollen waren einftus dirt, die Decorationen herbeigeschafft und die Kostüme zusams mengeflicht, mit Ausnahme jedoch eines einzigen; das des Unges heuers fehlte. Rosambo hatte versprochen, es herbeizuschaffen, und man kannte seinen erfinderischen Geist. Eine Stunde vor dem Anfange der Vorstellung erschien ein Anstreicher, dessen Bekanntschaft er beim Billard gemacht hatte. Vor diesem ents blößte er sich bis zum Gürtel und fragte:,,Mein Werther, was muß ich Ihnen bezahlen, wenn Sie mich vom Kopf bis zu den Füßen anstreichen?? ,,Drei Francs", erwiederte der Anstreicher. Indes", fuhr Rosambo fort,,,fehlt mir noch eine Perrücke, und wenn sich nicht eine der Damen entschließt, mir ihren Haars schmuck abzutreten, so weiß ich in der That nicht, was ich machen soll. Ich opfere mich für das allgemeine Beste, und mein Beispiel muß zur Nacheiferung entflammen." Er zielte mit diesem Vorschlag auf die ehrwürdige Duenna, welche dens felben indeß unbedingt ablehnte. Da er einsah, daß sie von ih ren grauen Locken nicht lassen würde, so mußte er sich mit einem Bündel Flachs begnügen, dem man durch eine Gummiauflösung etwas Haltung gab. Der Anstreicher strich also frisch auf das Gesicht und den Körper Rosambo's los, nicht anders, als wenn er ein Gartengitter unter Händen hätte, trat dann einige Schritte zurück, um den Effekt seiner Arbeit zu beobachten und sagte: So sind Sie wunderschön; Sie sollten immer so gehen." Da indeß nach einigen Minuten die Farbe abfloß und nur noch auf den hervorspringenden Theilen feines Körpers, auf der Nas fenspiße, den Ohren und Fingern, wie schimmernde Smaragds tropfen erglänzte, so schien er eher tätowirt als angestrichen zu fenn. Der Maler mußte ihn daher noch einmal anstreichen und der Farbe durch die Beimischung von etwas Firniß mehr Kons sistens geben. Am Abend versprach er wiederzukommen.

Rojambo fah wirklich schrecklich aus; allmålig trocknete der Firniß und lähmte die Bewegung seiner Muskeln. Eine schrecks liche Grimasse, die er im Augenblicke des Trocknens versucht hatte, war stereotyp geworden und schien der bleibende Ausdruc feines Gesichts zu seyn. Hierzu kamen noch zwei Drangeschalen, welche er zwischen den Lippen eingeklemmt hatte, und die, da sie den Mund offen hielten, ein schreckliches Gebiß hervortreten ließen. Er hatte unmöglich ein Wort hervorbringen können; da indeß seine Rolle stumm war, so that dies nichts zur Sache. Er brauchte bloß ein schreckliches Geheul auszustoßen, und der Schmerz, den er empfand, machte ihn dazu sehr geeignet. Die Ankündigung verfehlte ihre Wirkung nicht, und die Einnahme war sehr bedeutend; fle betrug 1200 Francs. Zur Deckung der Schulden, die des Direktors mit einbegriffen, waren nur 800 Francs erforderlich, und somit verblieb diesen armen Teufeln, welche seit vierzehn Tagen_rein von Kartoffeln lebten, immer noch eine Summe von 400 France. Es ging auch Alles gut bis zur Erscheinung des Ungeheuers; als dieses aber in seiner schrecks lichen Mitgestalt auftauchte, als man diese fürchterliche Gesichtss verzerrung sah und das Geheul desselben vernahm, wurde die ganze Versammlung von einem panischen Schrecken ers griffen, und die Weiber und Kinder stürzten aus dem Theater. Jest gerieth Alles ins Stocken; ein Straßenbube, der das Kind vorstellen sollte, das dem Ungeheuer zum Fraße bestimmt war, hatte in den Proben viel Kaltblütigkeit und unerschrockens heit gezeigt; als er aber Rosambo im Kostüm erblickte, wurde auch er von dem allgemeinen Schrecken ergriffen und machte sich aus dem Staube; der Feuerregen endlich, der das Stück beenden sollte, mißglückte und hatte beinahe noch das Theater in Brand gesteckt. Unter Pfeifen, Pochen und Vers wünschungen ging ein Abend zu Ende, der so schön zu werden versprochen hatte.

Die Schauspieler trösteten sich inde über dies Mißgeschick; fie hatten ja eine Einnahme. Vor dem Publikum von Saints Omer konnten sie freilich nicht mehr auftreten, aber die Welt ist ja groß, und die Stadt hatte sich ihnen so ungaftlich gezeigt.

Aber die Einnahme: die hatte man freilich noch nicht in Hans den, aber die Liebhaberin, die, weil sie im Stücke nicht beschdfs tigt gewesen, an der Kaffe gefeffen, mußte fie ja bringen. Man wartete, wartete, und sie erschien nicht. Rosambo fas indeß auf der Folier, denn der Maler, der ihn von seiner Strufte zu befreien versprochen hatte, cridien nicht. Nad Verlauf einer Stunde war traurige Wahrheit offenbar. Der Maler, die Liebhabes rin und die Kaffe waren denselben Weg gegangen. Man stieß Flüche und Verwünschungen aus, aber diese brachten die Ents Hohenen nicht zurück. Vor Allem mußte man Rosambo jest zu Hülfe kommen, denn dieser war am schlimmsten daran. Sammi liche Schauspieler machten sich über ihn her, aber eher hätten fie einen Mohren weiß waschen können; das Wasser floß an seis nem Körper wie an geölter Leinwand herunter, und je mehr sie wuschen, desto fester wurde die Farbe.

Als das Mißgeschick der Schauspieler in der Stadt bekannt wurde, erwachte die Theilnahme für sie in allen Herzen; man gewährte ihnen zwar keine Hülfe, aber man ließ fie ungehindert ziehen. Wie hätte man sie auch daran hindern wollen, ohne ihre Haut als Pfand zurückzubehalten? Die Truppe begab sich nach. Valenciennes, und Rosambo, der immer bereit war, sich für das Allgemeine zu opfern, schlug feinen Kameraden vor, ihn in allen Dörfern als ein Naturwunder zu zeigen. Denjenigen, der nicht wußte, wie es damit zugingte er für einen, wirklichen wilden mußte er freilich als ein Wunders thier erscheinen. Zuerst Südsee Infulaner gelten; als indeß der Firniß allmålig zers bröckelte und kleine Schuppen bildete, wurde er in den,,Fisch menschen" umgewandelt. Unter dem leßten Namen fand er viel Zulauf, und die guten Einnahmen erlaubten ihm endlich, sich wieder entfirnissen zu lassen.

Rosambo ist jest sechzig Jahre alt; die Generation der Schauspieler, mit denen er zusammen gespielt hat, wird immer dünner; bei den jungen Leuten findet er nicht mehr dieselbe Syms pathie. Bald wird ihm nur noch eine Hülfsquelle übrig bleiben, er wird Profeffor der Declamation werden müssen. (Gazette des Théâtres.)

Mannigfaltiges.

Bur Sitten Statistik. Eine Visitation, die kürzlich in sehn kleinen Londoner Leihbibliotheken (circulating libraries) stattgefunden, hat folgendes Resultat ergeben: Unter je hundert Büchern befanden sich immer: Erzählungen von religiöser und moralischer Tendenz (wie die von Mit Edgeworth) a wei; dltere Werke von guter Art (von Dr. Johnson, Goldsmith c.) eins; altere humoristische Erzählungen (von Fielding, Smollet, Les fage 2c.) amei; historische Romane (von Walter Scott und seis nen Nachahmern) acht; Wunder, und Ritter Romane vier; mos derne Darstellungen von gutem Geschmack (von Bulwer, Theodor Hool c.) wei; Reifen und geschichtliche Werke sechs; Sees Romane (von Cap. Marryat, Cooper c.) fünf; bekannte fashios nable Skandalosa (von Lady Charlotte Burn ic.) zwanzig; uns fittliche Darstellungen, schlechte Nachahmungen der fashionablen Skandalosa und Lektüre für den großen Haufen sechsundvier sig; alte Schmöker (Newgates Kalender c.) vier. - Man sieht because tool guten Zendenzen entfernt. Blackwood's Magazine wie sehr das Verhältniß steigt, je mehr sich der Inhalt der Bücher fagt in dieser Beziehung: Der Menschenfreund stellt sich unsere Handwerker gern vor, wie sie noch in der Mitternacht bei der Dellampe emsig ihr Werk vollenden, oder er denkt sich einen von der Lages Arbeit müden Hausvater, der in den Feierstunden seis ner Familie aus Bibel und Postille vorliest; aber wie ist es in der Wirklichkeit? Wir erblicken unseren Handwerker mii låders lichen Genossen im Wirthshause, wo er sich das Getränk durch die Ergüffe radikaler Blätter noch schmackhafter zu machen sucht, oder wir finden die bleichen Fabriks Arbeiterinnen Sonntags in ihrem Stübchen bei der Lektüre skandalöser Romane; am Wochentage aber fisen die zarten Nähmamsells vierzehn Stunden hinter einander im engen Zimmer beisammen, wo sie bei ihrer Arbeit sich von einer Freundin aus einem schlechten Buche vorlesen lassen, bei welcher Ges Legenheit sie dann alle Lafter des müßigen Lebens mitten in ihrem Fleiße tennen lernen. Ist es nun wohl ein Wunder, wenn wir nach wenigen Jahren einen Theil dieser Mädchen in den Straßen' von London unter jenen Verworfenen wiederfinden, deren Zahl sich leider mit jedem Tage vermehrt?" Der Journalist fragt fich hierauf, ob es unter solchen Umständen wohl recht sey, die Kenntniß des Lesens und Schreibens unter den niederen Klassen so emfig zu verbreiten? Doch er ist weit entfernt, diese Frage zu verneinen; er erkennt vielmehr an, daß doch noch immer mehr Gutes als Schlechtes aus dem auch unter den niederen Volkss Plaffen verbreiteten Unterricht entspringe, aber er verlangt die Beaufsichtigung, die Regulirung dieser Kräfte durch eine sittliche Macht. Wer wird, fügt er hinzu, das Wohlthätige jener neueren Erfindungen, der Dampfmaschinen und Lokomotiven, leugnen? Und doch ist die menschliche Gesellschaft, d. h. der Staat, vers pflichtet, dafür zu forgen, daß die robe Elementarcraft leinen uns geschickten Händen anvertraut werde, daß der Vortheil des Zeits gewinns, den fie uns verschaffen, nicht auf Kosten der Gesundheit und des Lebens herbeigezwungen und übertrieben werde.

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