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Obgleich die Mahlzeit an sich schon einen großen Theil meiner Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, so versuchte ich doch, mit meinem Nachbarn Kusniung, dessen anfänglicher Ernst bald in gemüthliche Heiterfeit sich umwandelte, eine pantomimische Unters haltung anzutnupfen. Herr Kusniung war trefflich gegen die Kälte geschüßt; sein Kleid aus wattirter blauer Seide und der prach tige Pelsmantel über den breiten wohlgerundeten Schultern mach ten mir in meinem Europäischen Frack, dieser erbärmlichen Ausgeburt civilisirter Geschmacklosigkeit, die falte Temperas tur noch fühlbarer. Das Thermometer zeigte sechs Grad (Fahrenheit?); dies war nun allerdings feine übergroße Kälte, aber doch hinreichend, um mein durch die Hiße von Manilla verwöhntes Blut fast in Eis zu verwandeln. Kamine sind in Canton nicht Sitte; nur in den Faktoreien hat man sie seit einis gen Jahren eingeführt. Ein schlichtes Kohlenbecken wurde im Saale angezündet; aber der Rauch fiel uns bald noch beschwers licher, als die Kaite, und wir mußten das Becken wieder forts bringen lassen. Als der Samstschu auf Herrn Kusniung zu wirken begann, zog er seinen Pelzmantel aus, den ich sogleich ohne Umstände über meine Schultern warf. Da entstand ein wicherndes Gelächter, das gar kein Ende nehmen wollte; Kusniung seßte mir, um die Maskerade vollständig zu machen, eigenhändig sem Barett auf und zwängte sich meinen Hut bis an die Ohren über den Kopf. Sein Vollmondgesicht glühte von hoher Befrie digung, obgleich er bei dem Lausche gar sehr verloren hatte. Es blieb übrigens nicht beim bloßen Austausche der Kleider; mein Nachbar wollte durchaus, daß wir auch die Namen wechs felten; er nannte mich Kuniung und antwortete bis zum Ende des Mahles nur auf den Namen Barrot.

Nachdem die unzähligen Gerichte, denen wir größtentheils mehr aus Neugier als aus Appetit zugesprochen hatten, endlich verzehrt waren, baten wir Herrn Sam fua, den Reis bringen zu lassen, der gleichsam die Abschieds: Schüffel eines Chinesischen Diner's ist. Wir steckten einen Theil der Blumen, welche die Tische schmückten, an unsere Knopflöcher und begaben uns dann in die Galerie, wo wir ein neues Service fanden, das aus allen Arten von Kuchen, die man in China fennt, zusammengesett war. Spanische, Portugiesische und Bordeaur Weine vertraten hier die Stelle des Samtschu; man zundere die Cigarren an, und die Munterfeit unserer Chinesen wurde so mittheilsam, daß wir von ganzem Herzen einstimmten. Drei bis vier Stunden lang wurden Französische, Englische und Chinesische Lieder um die Wette gesungen, und es würde mir schwer, au fagen, wer von uns die Ohren seines Nachbarn am besten zerreißen konnte. Ich bemerkte, daß unsere Chinesen an die edlen Südweine Euro; pa's ganz und gar nicht gewöhnt waren; sie schlürften den Ins halt der wenigen Gldser, die sie aus Gefälligkeit mit uns tranken, so beddchtig und zögernd, als wär' es Gift, und doch würden sie fdmmtlich benebelt. Um ein Uhr nach Mitternacht beurlaubten wir uns, matt und müde von dem langen Bachanal, aber ganz entzückt von Herrn Sam-lua und seinen Freunden, die uns Bars baren, auch dann noch, als der Sam:tschu und der eres ihrem Charakter jede Hülle abgestreift hatten, große Herzlichkeit bewiesen. Das Volk der,,Blume der Mitte" ist gar nicht so` böse geartet; nur muß man sein Vertrauen zu erwerben verstehen.

Adolph Barrot.

England.

Theodor Körner's Andenken in England.

Der Morning-Advertiser enthält unter dieser Ueberschrift fols genden Artikel: Herr Richardson vom Britischen Museum, welcher hier in der Mechanic's Institution vor einiger Zeit einen sehr unterrichtenden und gehaltvollen Vortrag über Deutsche Sprache und Literatur hielt, las, aufgemuntert durch den bis herigen Erfolg, in der gestrigen Sißung über das Leben und die Schriften des berühmten Theodor Körner, des Deutschen Dichter: Soldaten (the German soldier-poet), deffen Verdienst und Ruhm, obschon er in seinem Vaterlande vergöttert wird, bisher bei uns noch nicht genugsam gekannt und gewürdigt wurde. Herr Richardson gab eine lebhafte Schilderung seiner kurzen, aber glänzenden Laufbahn und seiner schönen Gedichte, Erzählungen und Dramen. Die biographische Mittheilung, welche ein Auszug aus der von dem Vater geschriebenen, den Werken vorgedruckten Lebensbeschreibung war, gab ein interessantes und geistvolles Bild feines furzen, aber thatigen Lebens.. Die Ueber: fegung einiger Kriegslieder, welche Herr Richardson mit viel Energie und Ausdruck vortrug, wurde von der Versammlung sehr dankbar aufgenommen, welche ihre Anerkennung durch wie derholte Beifalls Aeußerungen bezeugte.

Körner war ein für die Freiheit glühender, reichbegabter Jüngling, welcher tiefes Mitleid mit seinem unter dem Despo ismus Napoleon's seufzenden Vaterlande empfand. Er schrieb einige patriotische Schauspiele und Kriegslieder, und als nach dem unheilvollen Feldzuge in Rußland seine Landsleute gegen die Unterdrücker aufstanden, verachtete es sein edles Gemüth, vor den Mühseligkeiten und Gefahren zurückzuschrecken, die zu bestehen er die Anderen aufgefordert hatte. Er gab die schönen Aussichten auf Ruhm und Gluck, die vor ihm lagen, auf und ging zur Armee, oder vielmehr zu einem Corps Preußischer Freiwilliger,

welche eben so, wie er, für die gute Sache die Waffen_ergriffen hatten. Nachdem er den Mühen und Gefahren des Feldzuges Troß geboten und bei dem treulosen Ueberfall des Lüßomschen Corps wahrend des Waffenstillstandes schwer verwundet worden war, fiel er zuleßt in einem Gefecht im Mecklenburgischen. Er wurde auf dem Schlachtfelde unter einer Deutschen Eiche bes graben, geleitet von den Thrdnen und der Bewunderung seiner. Landsleute; feine Werke aber erfreuen sich noch gegenwärtig bei allen Klaffen der Einwohner feines Vaterlandes der höchsten Verehrung.

Der Vortrag des Herrn Richardson wurde von der Vers sammlung mit größter Aufmerksamkeit und Sympathie aufge: nommen, nur durch Zeichen des Beifalls unterbrochen; diese wiederholten sich in gesteigertem Maße am Schluß und waren eben so allgemein als wohlverdient.“

Mannigfaltiges.

Komprimirter Torf. Die in Nr. 139 des,,Magazins" enthaltene, nach der Londoner Literary-Gazette mitgetheilte Notiz über die von Lord Willoughby de Eresby erfundene Torfpreffe hat mehrfache, bei der Redaction eingegangene Anfragen über das nähere Verhältniß der Sache zur Folge gehabt. Wir haben diese Anfragen zwar, so weit es in unsern Kräften stand, zu bes antworten gesucht; da sich jedoch voraussehen läßt, daß das Engs lische Verfahren, den Torf in einen, den Steinkohlen sehr nahe kommenden Brennstoff zu verwandeln, auch einen größeren Kreis unserer Leser intereifire, so erlauben wir uns, diejenigen, die viels leicht selbst gern Versuche machen möchten, auf Dingler's Polys technisches Journal Bd. LXXII, Heft 6 zu verweisen, wo nach dem Englischen Civil Engineers and Architects Journal (Aug. 1839, Pag. 281) nicht bloß eine genaue Beschreibung der Maschine des Lord Willoughby de Eresby, sondern auch eine Abbildung derselben so wie eine Darstellung des ganzen Verfahrens geges ben ist. Das in Hamburg erscheinende, von J. Andreas Rome berg herausgegebene,, Polytechnische Journal" hat ebenfalls Beides, nemlich Abbildung und Beschreibung, nach Dingler mit getheilt. Den Bemerkungen über die Beschaffenheit des anzuwen: denden Torfes, so wie über die gewonnenen Resultate, entlehnen wir Folgendes:,,Man muß bei der Auswahl des sum Presen bestimmten Torfes mit Sorgfalt zu Werke gehen und nur einen schwarzen, von Fasern möglichst freien Torf wählen. Guter Preßtorf foll beinahe wie schwarze Butter aussehen, und nar solcher wird die auf seine Behandlung verwendeten Kosten bes zahlen. Man soll diesen Lorf in gewöhnlicher Größe, d. h. in möglichst gleichen Kuchen von 8 Zoll Lange, auf 3 Zoll Breite und 3 Zoll Tiefe stechen, was mit einer eigens hierzu geformien Schaufel leicht geschehen kann. Alle Versuche, den Torf in größeren Massen zu pressen, sind durchaus mißlungen; denn stets wurde das Wasser dann nur an den äußeren Theilen ausgepreßt, während die mittleren naß blieben. Bekanntlich wäre aber dies ses Auspressen des Torfes in größeren Waffen, felbst wenn es ges länge, nicht praktisch, indem der Torf gewöhnlich nur in flei: neren Stückchen verwendet wird. Vor der Pressung soll der geftochene Torf 5 bis 6 Tage lang in Schuppen auf dieselbe Weise, auf welche man Ziegel zu trocknen pflegt, zum Trocknen aufgerichtet werden, und nach dem Pressen muß er bis zur voll: lommenen Trockenheit gleichfalls unter Dach bleiben. Lord Willoughby hat auf den Vorschlag mehrerer Freunde den gepreß ten Torf auf verschiedene Weije durch kängliche Hiße zu rocknen versucht, ohne jedoch zu einem genügenden Resultate zu gelangen. Gehörig gepreßter Torf nimmt nur den dritten Theil feines urs sprünglichen Raumes ein, ist hart, dicht und beinahe schwarz. Seine Schwere ist verschieden; denn während einiger im Waffer schwimmt, sinkt anderer darin unter. Was nun die Anwendung des gepreßten Torfes betrifft, so ist er ein treffliches Ersagmittel der Steinkohlen. Man kann ihn zum Hausbedarf auf Rösten brennen, und man hat ihn mit Vortheil zum Kalkbrennen vers wendet. Bei einem Versuche, den man an einer Dampfmaschine in der Gießerei St. John in Vertshire anstellte, ergab sich, daß der gepreßte Torf bei gleichem Gewichte um 16 pCt. länger dauert als die Steinkohle. Nach Allem steht ferner zu vermuthen, daß der gepreßte Torf auch zur Fabrication von Gas benugt werden kann, da er eine große Menge eines mit hellem, weißem Lichte brennenden Gases giebt. Man kann ihn ferner wie gewöhnliche Holzkohle verkohlen, wodurch er noch um die Hälfte an Umfung verliert. Die aus ihm gewonnene Koble ist wegen der Langsam Peit, mit der fie brennt, ein für manche Zwecke vortreffliches Brennmaterial; ihr Werth wird noch dadurch erhöht, daß fie keinen Schwefel enthält, und daß sie nur eine sehr geringe Menge Asche giebt. Zur Behandlung des Stahles namentlich ist sie wegen der Abwesenheit von Schwefel gang trefflich geeignet: die Herren Philip und Wicker haben mit ihr ganz ausgezeichnete Rafirs messer und chirurgische Instrumente gefchmieder, auf denen auch die Inschrift: forged with pead" (mit Torf gefchmiedet) als Res commandation zu lesen ist. Die gevrekte Torfkohle ward ferner auch bei der Behandlung anderer Metalle, namentlich zum Löthen von dunnem Mesfinge, mit dem besten Resultate benußt, und ends lich fann fie auch in Küchen anstatt der gewöhnlichen Holzkohlen gebraucht werden, da fie gar keinen unangenehmen Geruch ver: breitet."

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Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz fo wie im Auslande bei den Wohlsbl. Post - Remtern.

Literatur des Auslandes.

Ungarn.

Berlin, Freitag den 27. Dezember

Die Ungarische (Magyarische) Sprache.

Das Ansuchen der Ungarischen Landstände, ihre Vorstellungen dem Könige in der Magnarischen Muttersprache allein und unter Beseitigung des bisher daneben üblich gewesenen Lateinischen einreichen zu dürfen, hat in mehreren Deutschen Zeitschriften zu Bemerkungen mißbilligender und fast spöttischer Art Veranlassung gegeben. Man erkläri jenes Ansuchen ohne Umstände für eine Chorheit und bedeutet den Ungarn, daß es endlich an der Zeit sen, einer so cohen und kindischen Sprache, die von einem Theile ihrer eigenen Nation nicht mehr geachtet würde, zu ents fagen.

Wir wollen zur Entschuldigung solcher unberufenen Mahner vorausseßen, daß sie selber mit der von ihnen verurtheilten Sprache ganz unbekannt sind und also entweder Urtheile von Personen, die bei ihnen einer gewissen Autorität sich erfreuen, unbedingt zu den ihrigen gemacht oder aus dem allgemeinen Kulturzustande der Nation und dem'wirklichen oder vorgeblichen ihrer Literatur auf den Werth der Sprache geschlossen haben.

Hinsichtlich des Leßteren denn das Erstere beantwortet sich von selbst erlauben wir uns nur, zu erinnern, daß Schlüsse von der Kultur und dem literarischen Standpunkte eines Volkes auf feine Sprache sehr voreilig sind. Dies lehrt manche auf unparteiische Beobachtung gegründete Erfahrung. Ein Volk, das mit den trefflichsten Anlagen der Phantasie und des Verstandes begabt ist, kann durch eine Verkettung ungünstiger Umstände so tief herabgedrückt werden, daß seine Sprache allein lange Perioden hindurch die einzige wahrhaft selbständige Geistesschöpfung ist, deren es sich rühmen darf, das Einzige, worin wir, wie in einem treuen Spiegel, erkennen, was unter anderen Bedingungen aus der Nation geworden ware oder noch werden könnte. Denn die Urbildung der Sprache verliert sich in eine vorgeschichtliche Zeit, in eine Periode jenseit der politischen Stärme und focialen Miks verhältnisse, die den sonst regen und kräftigen Geist unfähig ges macht haben, des sprachlich Geschaffenen nun auch als eines tüchs tigen Werkzeugs zu neuen Schöpfungen, zu einer Originals Lites ratur sich zu bedienen. Diese spätere Lethargie kann nun freilich auch der Sprache als solcher nachtheilig seyn, weil se ihren eigenen Mitteln nicht mehr vertraut. Um mit neuen Begriffen oder Nuancirungen fich zu bereichern, welche die überflügelnde Civilisation und literarische Entwickelung irgend eines Nachbar Volles in dessen vielleicht minder begabies Joiom gelegt, greift fie, statt aus eigenem Fond zu schöpfen, dngstlich nach Außen und erhdit am Ende, statt der Begriffe, bloße Wörter. Aber nicht bloß Mangel an Selbstvertrauen, sondern auch Faulheit und falscher Geschmack, andere Wirkungen geistiger Abspannung, fönnen zu solchen Anleihen im Auslande verleiten und die Sprache mit einer Art Papiergeld überschwemmen, das zum Theil nie durch echte Münze verdrängt wird. Wir wissen, welcher traurige Bankerott einst unserer herrlichen Deutschen Muttersprache drohte, und wie sehr spdt die mit wunderbarer Bildungskraft ausges rüfteten Slawischen Sprachen zu einem energischen Bewußtscyn ihres Werthes gekommen find.

Das Vorurtheil gegen die leßteren, die, obgleich ihr Typus im Wesentlichen ein ganz anderer, als der des Magyarischen, doch einige Analogie mit demselben darbieten, scheint in unserer Zeit, nachdem das vergleichende Sprachstudium, besonders im Indisch Germanischen Gebiete, einen so erhabenen Standpunkt eingenommen, auch einzelne geists und phantasiereiche Produkte des Europäischen Opens dem Deutschen würdig angeeignet wor, den, immer mehr zu schwinden. Nur die verwaiste Magyarische Sprache, nicht so glücklich, unter der Aegide des Sanskrit für sich fämpfen zu können, bleibt außer den Gränzen des Landes verachtet, und von ihrer Literatur, obschon sie wenigstens nicht tiefer steht, als die mehrerer Slawischen Völker, wird selbst in Uebertragungen kaum Notiz genommen. Doch wir haben es hier ausschließlich mit der Sprache zu thun; wir betrachten die Literatur als gar nicht vorhanden und bestreben uns nur, zu zeigen, daß von Allem, was man der ersteren aus Unbekannts schaft und Vorurtheil zur Last legt, weit eher das gerade Gegens theil begründet ift.

Das Ungarische hat zwar, wie jede Originalsprache, noch

1839.

Spuren einer kindlichen (nicht lindischen) Naturanschauung aufzuweisen, aber im Ganzen ist es eine sehr verstandesmäßig angelegte und durchgebildete Sprache, die nicht bloß für die meisten abstrakten Begriffe in jedem Sinne des Wortes vollkom men selbständige Wurzeln und Derivata besißt, sondern auch die meisten philosophischen Kunstwörter der civilifirten Nationen in vaterländischem Gewande sich angeeignet hat. Sie zeigt uns teinen rohen Lupus, keinen wenn dieser Ausdruck erlaubt ist unbeholfenen Reichthum, sondern weije Dekonomie in der Fülle und zarte Abschattung in der Mannigfaltigkeit; und durch ihren ganzen Bau waltet eine so lebensvolle Gefügigkeit, daß sie den Keim zu unabsehbarer Fortentwickelung in sich zu tragen scheint.

Sowohl die Wurzeln oder Kernwörter des Magyarischen, als feine Partikeln zum Ausdrucke grammatischer Bedeutung und Beziehung, ermangeln_fast jeder härteren Konsonanten-Häufung; und auch aus ihrer Combination resultirt eine vorherrschende Weichheit, die aber nur im Munde eines Auslanders, der die Mislauter ohne Schärfe und Vibration ausspricht, unharmonisch werden und in Schlaffheit ausarten kann. Von allen Lauten der Deutschen Sprache fehlt dem Ungarn nur das ch; dagegen bes fißt er manchen zarten und lieblichen konsonantischen Laut, den. wir Deutsche sehr ungeschickt nachzubilden pflegen, namentlich: das gelinde z der Franzosen (auch bei ihm z); das j derselben Nation (zs); und die Konsonanten d, t, 1, n, bald ohne Nachlaut, wie bei uns, bald mit einem sehr subtil nachtönenden oder viels mehr innig verbundenen, den Grundlaut verklärenden Jod (gy, ty, ly, ny), das in den Romanischen Sprachen nur 1 und n, in den Slawischen aber bekanntlich die meisten Konsonanten' beglei ten kann. Die Vokale sind dieselben, wie bei uns; nur werden sie reiner gesprochen, und jeder Vokal kann seiner Natur nach lang oder kurz seyn. Grammatische Anfügung verkürzt bisweilen lange Selbstlaute, in der Regel aber verlängert sie den kurzen Schlußvolal; und wenn der Constelle noch Längen vorangehen eder folgen, so darf man diese dessenungeachtet nicht abkürzen. Das prosodische Zeitmaß ist sehr wichtig, weil es (wie z. B. in den Lateinischen Wörtern ōs und Ŏs) vor vielen Mißverständnissen bewahrt. Außerdem waltet durch sämmtliche Wortbildungen das Gesez des Einklangs der Vokale, vermöge deffen nur Gleichs artiges zu einander kommt: so 4. B. wird aus ortza (Wange) mit dem Suffir der dritten Person: ortzája (feine Wange); aber elme (Verstand), elméje (fein Verstand) jo entsteht társalkodni (Umgang pflegen) aus társ, Gefährte; aber erölködni (sich auftrens gen) aus erö (Kraft). *)

Die Wortbildung des Magnarischen, sen fie nun Ableitung oder Zusammenfeßung, hat zwar von wirklicher Einförperung und Verschmelzung der Bestandtheile verhältnismäßig nur wenige Beispiele aufzuweisen; aber diese Bestandtheile sind schon ab ovo so gebilder, daß sie sich in den meisten Fällen ohne vorgdngige Lautverwandlung harmonisch zusammenfügen; und in allen Grups. pirungen derselben herrscht eine bewundernswürdige Klarheit und Folgerechtheit. Der lebendigste Redetheil, das Verbum, ents wickelt auch hier die größte schöpferische Kraft: Handlung und Zustand erhalten dard Silben, die dem Kern des Wortes uns mittelbar angefügt oder vorgefeßt werden, eine Menge Bestim mungen, von denen jede andere Sprache die meisten durch Ums schreibung ausdrücken muß. Mit den Slawischen Sprachen theilt das Ungarische die Bezeichnung der öfteren Wiederholung, oder des dauernden Charakters einer Handlung am Verbum, obwohl fie dabei, ihrem Prinzipe treu bleibend, nicht, wie jene Sprachen. Klasse, die Wurzel selbst ombildet. Beispiele: mondani, fagen; mondogatni, oft oder wiederholt jagen; írni, schreiben; írkálni, beständig schreiben; ijeszteni, erschrecken (einen Anderen momens tan); ijesztgetni, zu schrecken pflegen u. s. w. Den Indo-Gers manischen Stammsprachen überhaupt nähert sie sich geistig durch Zusammenseßung der Berba mit Präpofitionen, die alle in ges wissen Redewendungen, wo es Nachdruck oder Euphonie erheischt, auch getrennt werden und dem Verbum folgen oder nur mittels bar vorangehen, z. B. tenni, fegen, legen; aber letenni, nieders segen; feltenni, auffegen; eltenni, wegfeßen. Einige derselben drücken séhr zarte Nuancen aus, die man erst durch langen Ges

*) Wir bemerken noch, daß das einfache » der Ungarn unserem fch; thy eintin icharfen 1; tz, unserem 1, und ▼ dem Deutschen w entspricht.

brauch fühlen lernt; so namentlich weg, welche Präposition z. B. in Verbindung mit hallani (hdren) dem Begriffe nichts hinzuthue, ihn nur etwas energischer hervorhebt.*) Endlich an die Tatarische Sprachenklasse reibt sich das Ungarische durch den Ausdruck der doppelten Transition, der Passivität und Möglichkeit der Hand, lung, ebenfalls vermittelst angefügter Silben, 3. B. tanítani, tehren; tanítódni, unterrichtet werden; tanítatni, lehren lassen; taníthatni, lehren können. Es würde demnach tanítathatom heißen: ich kann ihn lehren lassen (bewirken, daß er lehre). Auf_mannig fache und sehr gefällige Weise bilden sich Verba von Nominen und umgelehrt, . B. orozni, stehlen (or, Dieb); úralni, als Herrn behandeln (úr, Herr); betsülni, Ehre beweisen (hets, Ehre); álmodni, traumen (álom, Traum); adó, Steuer, adomány, Gabe, adós, fchuldig, adósság, Sould u. f. w. (von adni, geben); esméret, Kenniniß, esmérés, Erkenntniß, esmeretség, Bekannts schaft u. s. w. (von esmérni).

Wie in der Ableitung, so ist das Magyarische auch in der Zus sammenseßung unerschöpflich, mögen die Komposita nun materielle Dinge oder abstrakte Begriffe bezeichnen. Betspiele: jószívü, guts heraig, hivszívü, treuberzig (von jó, gut; hív, treu; szív, Hera); nyíltszívü, offenherzig (nyilni, öffnen); nagylelkűség, Seelengröße (nagy, groß, lélek, Seele); törvénytudó, Rechtsgelehrter (törvény, Recht, tudni, mijen); eredetivaló, Urmejen (eredet, Ursprung, való, senend); természetvizsgaló, Naturforscher (természet, Natur, vizsgalni, forschen); költéstehetség, Dichtergabe; képzettehetség, Einbildungskraft; viszszaszerzötehetség, Reproductionsvermögen u. i. m. Viszszaszerzeni heißt zurückwirken, das Wort tehetség, welches die drei lezten Komposta schließt, bedeutet Vermögen, wörtlich Machenfönnung, von tehetni, machen können. **)

Der interessanten Eigenthümlichkeiten des Magyarischen, fös fern ne in das Gebiet der grammatischen Beziehung gehören, giebt es noch so viele, daß wir in dieser Skizze nur auf eine Auswahl derselben hinweisen können. Vielleicht einzig in ihrer Art ist die Erscheinung, daß jedes aktive Verbum zwei Conju gationen hat, von denen die zweite das Objekt der Handlung virtuell einschließt, d. h. nicht etwa (wie z. B. die Semitischen Sprachen) als Suffir dem Verbum anhängt, . B. von látni (jeben): látok, ich sehe, ohne Beziehung auf einen Gegenstand meines Schens; aber látom, ich sehe es (ihn, sie), mag nun der Name des Gegenstandes explicite folgen oder im Sinne bleiben. Eben so: látsz, du siehst; aber látod, du siehst es; lát, er sieht; aber látja, er sieht es u. f. w. Ferner benßen die Magyaren eine dem Griechischen Medium sehr analoge Conjugation, nach welcher, außer den Passiven, größtentheils solche Verba gehen, die eine Rückwirkung, einen Zustand, oder wenigstens eine Handlung auss drücken, welche mehr im Subjekte bleibend gedacht wird, z. B. fich gråmen; scheinen; springen; Jemand bemitleiden; anflehen u. s. w.

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Die sehr zahlreichen Prcpositionen werden, sofern sie nicht Theile des Verbums (f. oben), dem von ihnen regierten Worte immer angehängt, find also im buchstäblichen Sinne Postposis tionen, gleich denen Partikeln, welche die Beugefälle anderer Sprachen vertreten müssen. Einige derselben schwinden bei dieser Operation zu wahren Kasuszeichen ein, und zwar gerade dies jenigen, die ihrem Gebrauche nach dem Lokativ und dem Inftrumental mehrerer Indisch-Germanischen Stammsprachen Porrespondiren. Beispiele: úttzán (auf der Straße), von úttza, Straße; aber mezön (auf dem Felde), von mező, Feld kézzel (mit der Hand), von kéz, Hand. ***) Ist aber das regierte Objekt Personal Pronomen, so wird es der Präposition, die alsdann ihre Rechte als ursprüngliches Substantivum wieder geltend macht, in Form eines Suffirums des Besißes angehängt, z. B. von hoz, zu: hozzám, ju mir; hozzád, zu dir u. f. m. Eben diese Suffigirung finder bei jedem Substantive statt, z. B. von fö, Kopf: fejem, mein Kopf; feje, sein Kopf; fejünk, unser Kopf u. s. m. Ja, das Magnarische geht hierin noch einen Schritt weiter als die Semitische Sprachenklasse: man kann den Gegens Hand, der im Beßige eines anderen, von einem dritten Gegens Rande beseffenen steht, dem Suffire, das jenen reprdsentirt, wieder in der Form eines Suffixes beigeben; so a. B. heißt virága seine Blume (virág, Blume); aber virágájé, seiner Blume ihr (ihres) und bezieht sich dann auf einen Theil der Blume oder sonst einen Gegenstand, der als ihr angehörend gedacht wird. Natürlich müffen der mittelbare und der unmittelbare Befißer vorher genannt seyn.

Endlich bemerken wir noch, daß die Ungarische Sprache ihre Partizipien und echten Gerundien (nicht bloß formelle Kasus des Infinitivs) befigt, und daß sie in syntaktischer Hinsicht eben so weit, wie die Lateinische, über alle conventionelle Steifheit ers haben ist. Ihre gleich große Fähigkeit zu energischer Kürze und rednerischer Dehnung des Ausdrucks eignen sie zu jeder Art von Proja, wahrend sie wegen ihres harmonischen Baus, wegen der Fülle von Synonymen, von Reimlauten und charakteristischen Naturiauten, wie die Erfahrung schon gelehrt, auch ein treffliches Organ poetischer Eingebungen seyn kann.

Preisen wir also den Ungarn vielmehr glücklich, wenn man ihm geftatten sollte, an der Stelle schlechten Lateins gutes Mas

) In anderen Fällen ist die Modification wieder viel einleuchtender, B. megadni, jugeben, von adui, geben; megállani, stehen bleiben, von állani, tehen. ** In denen Kompofitis, deren integrirende Theile ein Genitiv-Verhältniß bilden, ergiebt sich dieses nur durch gegenseitige Stellung und Einheit der Betonung; so. B. steht aapkelet für napnak kelete, der Sonne ihr Aufgang (aap, Sonne; kelni, aufstehen).

gyarisch zu schreiben, die Sprache seiner kraftvollen ruhmgekröni ten Vater, die ihn, mag er nun verständig raisonnirend oder dem Herzen Stimme leihend sein Inneres erschließen wollen, niemals im Stiche lassen wird. W. Scott.

Aegypten.

Mehmed Ali und Aegypten. (Fortfehung.)

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Mehmed Ali hat eine große Abneigung gegen Proselnien und tadeit offen diejenigen und deren giebt es viele — welche aus rein gewinnsüchtigen Beweggründen sich der Beschneidung unterwerfen und dem Schein nach Muhammedaner werden. Als der berühmte Burckhart nach seiner Rückkehr aus der heiligen Stadt Mella, wo er den Charakter eines Anhängers des Propheten auf eine geschickte Weise behauptet hatte, ihm vorgestellt murde, nahm ihn der Pascha freundlich auf, bemerkte aber zu gleicher Zeit ganz ruhig:,,Ihr habt Jedermann getduscht, Herr, aber mich habt Ihr nicht getäuscht." Er hat mehr als einmal mehrere Renegaten aus seinem Dienste entlassen, indem er mit Recht bemerkte, daß man auf Menschen, welche des Gewinnes wegen ihren Glauben verlassen, kein Vertrauen segen könne.

Der Pascha ist mehr spekulativer Kaufmann als Fürst; kein Funke von hohem ritterlichem Gefühl belebt je seinen Bufen; keine Spur von Hochherzigkeit oder edler Großmuth bezeichnet seine Bahn. Er benust die Menschen, wie er das Vieh benußt, indem er sie liebloset und ihnen schmeichelt, so lange fie feinen Zwecken dienen, und indem er sie zuleßt von sich stökt. Herr und Meister von Allem, was ihn umgieb, übt er seine Macht aus nur zu seiner Vergrößerung und zur Aufhäufung von Reichthümern, ohne einen Gedanken an die allgemeinen Menschenrechte. Er duldet Europder um sich, nicht weil er sie liebt, sondern weil er fie benußt: seine Interessen fordern ein herzliches Zusammens wirken mit ihnen; denn ihres Beistandes und ihrer Hülfe im Rathe und im Feide beraubt, würde er bald in fein ursprünglis ches Nichts zurückfinken. Er nimmt sie auf, schmeichelt ihnen und ehrt sie; er hört auf ihre Eingebungen, ihre Bedürfnisse oder Wünsche; verspricht Alles and halt nichts, außer wozu er durch Umstände wirklich genöthigt wird. Seine Einkünfte sind durỡ, Europder um das Vierfache vermehrt worden; aber keiner von ihnen hat einen verhältnismäßigen Vortheil davon gearndiet; im Gegentheil, sobald der Zweck erreicht war, wurden ihre Dienste sogleich abgewiesen, oft ohne die bedungene Belohnung. Er best große Schlauheit, welche bei ihm das wirkliche Talent erseßt, und ist in den Angelegenheiten und Intriguen des Lebens sehr erfahren; nichts entgeht ihm; auf seinem Divan fißend, lauscht er mit scheinbarer Gleichgültigkeit dem müßigen Geschwäb seiner Umgebung, doch nicht ein Wort entschlüpft seinen Ohren, nicht eine nåside Hindeutung geht verloren, und früher oder später giebt er fie für seine eigene aus.

In seinem Benehmen gegen die Gesandten der auswärtigen Mächte entfaltet er ein Meisterstück von Intrigue, indem er ihnen au der Meinung Raum giebt, als regelten ihre Wünsche jein Verfahren, obgleich er in Wahrheit sic beherrscht. Während fle um die Wette suchen, sich einander zuvorzukommen, betrügt er sie alle. Eine Quelle von Mehmed Ali's Größe besteht in der Aufs' rechthaltung der Eifersucht der Repräsentanten der maritimen Mächte, wodurch die wahren Absichten und Instructionen eines Jeden ihm offenbart werden.

Die Armee des Paschas ist groß, doch sie besteht aus fremdartis gen und verschiedenen Elementen aus Türken, Arabern, Armes niern, Griechen, Maltesern, Italidnern und Franzosen. Sie if die Zufluchtsstätte unzufriedener Menschen und der Kanal, in welchen sich die Europäische und Asiatische Verderbtheit ergießt. Der Soldat hat den Vorrang vor dem Bürger, und da er besser gendhrt und gekleidet ift als die Fellahs, so ist er demnach auf sein Handwerk Rois; außerdem hat er volle Freiheit, zu plündern, wo er nur plündern kann. Eine Art von Disziplin ist einges führt worden, die in der That hinreichend ist, seine Soldaten. den balbnackten, unbewaffneten Stammen des Berges Libanon oder Arabiens furchtbar zu machen, die aber vor einer Europdis schen Macht von geringem Nusen seyn würde. Die Einführung Kongrevischer Raketen durch einen Engländer war ihnen von großem Nußen bei ihren Arabischen Feldzügen, indem eine eins zige Rakete, die in die erbarmlichen Arabischen Forts fiel, bins reichend war, den größten Theil ihrer halbnackten und zusammens gelauerten Bertheidiger zu tödten.

Die Flotte Mehmed Ali's ist, wie feine Armee, bloß dem Anschein nach furchtbar. Er hat zwar einige Linienschiffe, ver schiedene Fregatten und viele kleinere Fahrzeuge, und diese Schiffe. And, den Zahlen zufolge, gut bemanant; doch seine Schiffe find, was das gewöhnliche Resultat des Krontrakts ist, schlecht gebaut und werthlos, schwere Segler und unzureichend sowohl für den Krieg gegen die Elemente, als gegen die Menschen. Eines seiner besten Schiffe erster Klaffe, von 120 Kanonen, das in dem Hafen von Alexandrien gebaut ift, liegt noch bis heute dort, als ein Denkmal der Thorheit seiner Erbauer, indem dort das Waffer nicht die gehörige Tiefe hat, um es auf die hohe See zu tragen; in der That, man muß gestehen, daß der Pascha von denjenigen, welche diese Angelegenheiten zu besorgen hatten, sehr schleche bedient worden in. Im gegenwärtigen Augenblicke würden einige Kongrevijche Radeten, wenn sie im Nothfalle vernünftig anges

Aegyptische Geschwader gänzlich zerstören. Unter der Leitung Französischer Offiziere haben die Mannschaften beider Flotten einige geringe Kenntnisse in der Artilleriewissenschaft erlangt; aber feine menschliche Kunst kann Matrosen aus ihnen machen. Die Disziplin, zu der sie gelangt find, ist eben nur hinreichend, ihnen den Stachel der Wildheit zu nehmen, durch den diese Barbaren sich bisher so furchtbar ausgezeichnet haben; doch dieser Verlust ist nicht durch einen besser geregelten Muth und durch die Beharrlichkeit der Europder erfest worden.

Die Zeiten haben sich in der That, in dieser Hinsicht, bei den Türken, Aegyptern und Arabern auf eine traurige Weise ges anders. Bis zu einem furchtbaren Grade enthusiastisch, Anhans ger des Fatalismus und ihren Herren eifrig ergeben, fochten sie unter der grünen Standarte des Propheten mit einer Wildheit, die an Verzweifluug granzie, und mehr wie Teufel, als Menschen. Von ihrer Jugend auf ward ihnen gelehrt, die Christen zu vers achten, zu verfolgen und zu Sklaven zu machen und sich sorg fältig vor der Einführung ihrer Sitten und Gewohnheiten zu hüten. Mehmed Ali rik zuerst diese Schranke nieder, gründete feine Macht durch die Vertilgung der Mamelucken und war um feiner eigenen Selbsterhaltung willen gezwungen, die Gränzen, deren trenge Bewachung er hätte vorschreiben sollen, zu übers springen. Der Feldzug Napoleon Bonaparte's war das Mittel, feine Aufmerksamkeit auf die Europäer zu richten: er sah an den Fortschritten dieses Feldzugs, daß die höchste Tapferfcit, ohne Eintracht und Disziplin, von keinem Rußen wäre gegen die bes fonnene Entschlossenheit und überlegene. Taktik der Europäischen Armec. Die Mamelucken, eine Reuerei, die in der ganzen Welt ibres gleichen nicht hatte und von deren Heldenmuthe das Schicksal Aegyptens abhing, zerstoben vor dem niederschmetterns den Eisen, und die Macht Aegyptens sank vor einem Volke, das · bisher von ihnen kaum unter die Kinder der Menschen gerechnet wurde. (Schluß folgt.)

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Canton, der einzige Hafen China's, welcher dem ausláns dischen Handel offen steht, hat einen sehr bedeutenden Verkehr. Im Jahre 1837 berechnete man die Einfuhr auf 200 Millionen und die Ausfuhr auf 220 Millionen Franken. Die Briten find hier, wie fast allerwärts, gegen die übrigen Ausländer im Vors theile; fic haben in dem erwähnten Jahre für 180,718,000 Franfen eingeführt und für ungefähr 161,400,000 Franken ausgeführt. Die Einfuhr an Opium allein schäßt man auf 90 Mill. Franken. Sowohl das Opium, als die auf 45 Millionen Franken bes rechnete rohe Baumwolle, die jährlich nach China wandert, werden von dem Britischen Indien geliefert. Andere Einfuhr Artikel von Seiten Englands find: Luße und wollene Stoffe, für ungefähr 15 Millionen Franken; baumwollene Stoffe, für 8 Millionen; mancherlei Produkte der Bergwerke und der Manus fakturen Englands, für 23 Mill. Franken. Dagegen gebraucht England idhrlich: Thee, für ungefähr 90 Millionen; Flockseide, für 45 Millionen; rohen Zucker, für 5 Millionen, und 25 Mill. Gold und Silber.

Eine Parallele zwischen dem Franzöfifchen und dem Britischen Handel mit China ist för Frankreich sehr beschämend. Den 180,718,000 Franken der Britischen Einfuhr fonnten wir 1837 nur 650,000 Franken an Werth, und ihrer Ausfuhr nicht über 1,400,000 Franken gegenüberstellen! Wir überlassen unseren Nachbarn fast ohne allen Widerstand einen Verkehr, in welchem wir, wenigstens hinsichtlich gewisser Artikel, mit ihnen konfurriren fönnten. Das Uebel ist um so großer, als unsere Manufakturen jene geringe Summe nicht einmal liefern. Die Masse der einges führten Artikel bestand 1837 aus Reis (von Batavia und Manilla), Pfeffer von Sumatra, Bengalischem Opium und Spanischen Piaftern.

Sind denn nun wirklich unübersteigliche Hindernisse vorhans den, die uns jede Konkurrens unmöglich machen? Sollte jeder Weg zu einer kaufmännischen Reform uns für immer verschlossen seyn? Gewiß nicht. In diesem Augenblick, wo unsere Industrie fo erstaunenswürdige Fortschritte macht, wo die Wissenschaft ihr eine so machtige Stüße geworden, möchte ich eine solche Ber hauptung nicht magen. Die Wahrheiten der böheren politischen Delonomie dringen bei uns allmålig an das Licht; feit mehreren Jahren bemerkt man in Frankreich eine große laufmännische und industrielle Gahrung, der die Regierung kräftigen Vorschub shut; unsere Industrie bemüht sich, die Gränzen zu überschreiten, welche unfere politischen Revolutionen seit einem halben Jahrhundert ihr gesteckt hatten. Sie bedarf hinführo nur der Erfahrung und guter Leitung vor Allem aber ist es, wenn wir zu Ergebnissen gelangen wollen, erforderlich, daß der Associations Geißt bet uns sch entwickele, daß unsere Fabrik Städte und ihre natürlichen Depots, die Seehäfen, sich die hande bieten und keine Anstrens gung scheuen, um den Kampf zu befehen. Die Aufgabe if nicht über ihre Kräfte.

Die Markte China's bieten uns wichtige Auswege. Warum liefern unser Handel und unsere Industrie nicht ihren Antheil zu jenen 13 Millionen Franken wollener Stoffe, welche die Engländer alle Jahr den Chinsjen verkaufen? Sind wir in diesem Artikel

hinter unseren Rachbarn zurückgeblieben? Ich glaube es nicht. Warum sollten unsere baumwollenen Stoffe, unsere Uhrmachers, Arbeiten nicht mit denselben Artikeln, sofern sie aus Englischen Fabriken find, rivalisiren können? *)

Unsere Staatsmänner find heutzutage, Gott sen Dank, zur bollen Einsicht gelangt, daß ohne Tausch kein Handel möglich ist. Eben das Nichtvorhandensenn dieses so nothwendigen Eles mentes ist die vornehmste Ursache unserer kaufmännischen Ins ferioritat in entfernten Ländern. Wie können unsere Schiffe dje Erzeugnisse unseres Gewerbfleißes nach China bringen, wenn es ihnen ganz unmöglich ist, daselbst Rückfrachten zu finden? Eine Paufmännische Reise besteht aus einer Hinfahrt und einer Hers fahrt; beide müssen ihre Vortheile abwerfen. Wenn nun die Rückkehr Französischer Schiffe, statt ihren Unternehmungen Vors. theil zu bringen, ihre Lasten um 40 bis 30 Prozent vermehrt, wie i da eine Konkurrenz mit England möglich?

Warum haben wir nur ein oder zwei Handelsschiffe, die alls jährlich nach China fahren? Weil wir nur eine oder zwei Las dungen Thee in China einnehmen können. Wir würden jedes. Jahr hundert Schiffe im Chinesischen Meere haben, wenn unsere Zoll Einrichtungen uns erlaubten, Consumtions Artikel China's als Rückfracht einzunehmen..

Diese Frage ist von unberechenbarer. Wichtigkeit; denn sie interesfirt unseren Gewerbfleiß nicht minder, als unsere Schiffs fahrt. Keines von beiden kann gedeihen oder in Nachtheil koms men, ohne daß das andere dieselben Wirkungen in gleichem Grade empfindet. Die Schifffahrt ist nur der Kanal der Industrie.

Leider ist aber gar viel von unserer Seite zu thun, damit dieser Zweck erreicht werde. Manche Reform muß ins Leben treten, manches individuelle oder örtliche Interesse durchkreuzt, manches Vorurtheil überwunden werden. Unsere jezige Infes rioritat erklärt sich befriedigend: sie ist die Folge einer Krisis, dergleichen alle Staaten in langen Zwischenräumen zeigen. Ein halbes Jahrhundert beständiger Kriege, in deren Verlauf unsere Hafen blokirt und die verschiedenen Industriezweige in den Kreis unserer inneren Bedürfnisse eingeengt waren, hat alle uns jere Verhältnisse zum Auslande nothwendig lähmen müssen, und als nun der Friede die Häfen Frankreichs wieder öffnete, als der Französische Handel wieder frei sich bewegen konnte, da fanden wir auf allen Märkten der Welt eine furchtbare Konkurrenz. Rührige Nebenbuhler hatten während unserer langen Unihätigs Peit alle Handelswege so gut als erobert; wir mußten gegen ihre alte Erfahrung ankämpfen, gegen die großen Kapitalien, die ein ununterbrochener Handel ihnen eingebracht, gegen die immer neus erregte Thätigkeit ihrer Manufakturen und endlich gegen die. Zolls Tarife, die Großbritaniens merkantilisches Uebergewicht faft der ganzen Welt auferlegt hatte. Es ist also gar nicht verwun derlich, daß wir bis jest nur Stoppeln lefen konnten, wo Andere reiche Aerndten hielten, daß wir aunehmen mußten, was man uns übrig lies. Man reise durch die ganze Welt, und man wird finden, daß in allen Landern alle Gegenstände der, allge meinen Confumtion, alle nothwendigsten Artikel fast ausschließ lich durch die Engländer geliefert werden; uns Franzosen bleibs nichts übrig, als den Bevölkerungen der entfernten Länder ges wisse Luxusartikel zuzuführen, die zuweilen großen Gewinn abs werfen, deren Absas aber fiets von den Zufälligkeiten lokalen Wohlstandes abhängt.

34 fomme auf den Handel des Auslandes mit China zurück. Der Britische Handel mit dieser Monarchie befindet sich jest in einer Krife, deren Folgen schwer zu berechnen find; jedenfalls werden sie höchst wichtig seyn. Die neuesten Maßregeln der Chinesischen Regierung werden den Absah des Opiums, wenigs stens eine Zeitlang, unmöglich machen. Nun aber hatte diefer Handel einen jährlichen Werth von 90 Millionen Franken, und diese Summe dekte so ziemlich allen Thee, welchen die Englän der in China kauften: ungebeure Kapitalien wurden darauf vers wendet und noch viel bedeutendere in Bewegung geseßt; er war eine Quelle unermeßlichen Gewinns, auf welchen die Ostindische. Compagnie rechnete, und der ihr vielleicht gerade in dem Augens blicke fehlen wird, wo sie am dringendften seiner bedarf. Wenn aber der Opium Verkauf die Ostindische Compagnie im böchsten Grade intereffirte, so war dieser Verkauf für den Handel Großbritaniens überhaupt, das die vermittelnde Rolle dabei spielte, von nicht geringer Wichnglent.

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Diefe ganze kommerzielle Bewegung ist urpleßlich, und zwar in demselben Augenblick, als sie ihren höchsten Punkt erreicht hatte, gelähmt worden. Es wird dies also für den ganzen Inz disch Britischen Handel ein fürchterlicher Schlag seyn; denn samme, liche Handelszweige eines Landes stehen in einer Art von solidas rischer Verbindung; man kann nicht einen derselben zerstören, ohne die übrigen in wesentlichen zu bringen. Die Nach wirkungen dieser Krisis wird Kann nun England gegen China Represjalien ergreifen? -Schwerlich.

mon in England verspåren.

Eine Nation hat nur zwei Mittel der Wiedervergeltung gegen éine andere, die ihren Handel beeinträchtigt. Diese Mittel sind der Krieg, oder analoges

des Landes, über das man sregeln gegen die Einfuhr-Produfte flagen Sat, Betrachten wir das lehte Mittel zuerst; kann England den Chinesen damit Schaden zufügen, wenn es die Einfuhr Zölle der Chinesischen Waaren erhöht? Nein; denn die Einfuhr dieser

*) Da dieselben Fragen auch an die Deutsche Industrie gerichtet werden können, so dürften die Winke, die Herr Ad. Barrot seinem Vaterlande giebt, gewiß auch in dem unfrigen nicht unbeachtet bleiben.

Waaren wird von der Britischen Consumtion viel_gebieterischer verlangt, als von dem kaufmännischen Interesse China's. Der Thee ist für England einer der nothwendigsten Consumtions Artis fel geworden; er unterhält einen bedeutenden Verkehr, und die auf demselben ruhenden Abgaben liefern dem Schage unermeß liche Summen; der Thee wird also für die Engländer noch lange ein Beweggrund zu fluger Mißigung seyn, wenn sie es jemals versuchen sollten, Maßregeln gegen China zu ergreifen. Die gänzliche Unterdrückung des Theehandels würde übrigens nicht einmal den schwächsten Einfluß auf die Entschließungen des Chis nesischen Gouvernements haben, denn dieses weiß, daß in Ers mangelung Britischer Schiffe eine bedeutende Anzahl von Schiffen anderer Nationen kommen würde, um Chinesischen Thee zu kaufen. Erwägt man endlich, welche Maßregeln die Chinesische Regierung soon ergriffen hat, so wird man ohne Mühe begreifen, daß dies fer Staat, selbst auf die Gefahr, alle Vortheile des Handels mit dem Auslande zu verlieren, keinen Augenblick zögern würde, ihm feine Thore zu verschließen, wenn er nur irgend annehmen könnte, feine politische Unabhängigkeit oder die Integrität seines Gebietes dürften wohl durch diesen Handel gefährdet werden.

Da nun dieses Wiedervergeltungs, Mittel den Briten abges schnitten ist, können sie wohl zu dem einzigen, das ihnen noch bliebe, zum Kriege ihre Zuflucht nehmen?

Dieses Problem ist vielleicht schwieriger zu lösen, als das erfte. Ich für meinen Theil behaupte unbedenklich, daß ein Krieg mit China so gut als unmöglich ist. Ich werde nicht sehr lange bei Erörterung der Gründe verweilen, die heutzutage eine Invasion des Chinesschen Gebietes den Briten, troß ihrer gewals tigen Seemacht, unausführbar machen würden: England selbst kennt dieje Gründe besser, als jede andere Nation. Erstlich würde ein folder Krieg ein ungerechtes Prinzip zur Grundlage haben. China ist bis jest noch nicht in den Coder der civilisirten Reiche eingetragen; es steht nur in solchen Verhältnissen zum Auslande, die es einzugehen für zweckmdßig hält. So hat dieser Staat den Ausländern gestattet, in Canton Handel zu treiben, aber auch sugleich ihnen Bedingungen gestellt; und es ist die Sache der Auslander, zu erwägen, ob diese Bedingungen ihnen genehm find. Wenn nun die Nationen, welche mit China Handel treiben dúrs fen, dem himmlischen Reiche ihre Geseße und ihre Sitten auf dringen wollen, so hat dieses, meines Erachtens, ein Recht, sich zu widerseßen, und sein Recht wird noch einleuchtender, wenn man gar einen Artikel, der dem Chinesischen Volle nur Unheil bringen kann, ein Gift, das sie demoralisirt und zum Vich hers abwürdigt, ihrem Handel als vornehmste Basis unterlegen will.) Jeder feindliche Angriff von Seiten einer auswärtigen Macht wurde also, nach dem Verhältnisse der Maßregeln, die dieses Land ergreift, um dem Opiumhandel zu steuern, höchft ungerecht seyn.

Es wäre aber solch ein Schritt nicht bloß eine Ungerechtigs teit, sondern ein arger politischer Fehlgriff. Ohne Zweifel würde eine Landung und momentane Niederlassung an jedem Punkte der Chinesischen Küste sehr wohl ausführbar seyn; man bedürfte zu diesem Zwecke nur einer kleinen wohlbemannten Flotte. Aber jede Niederlassung muß auch behauptet werden, und da erwüchse eine Legion von Schwierigkeiten, deren unvermeidlicher Ausgang die Schande ware, nichts ausgerichtet zu haben. Zunächst müßte man ein bedeutendes Terrain erobern, um freie Hand zu haben und die nothwendigen Lebensmittel sich verschaffen zu können. Wäre aber das Terrain an sich schon hinreichend? Bedürfte man keiner Arme, um es anzubauen? Es läßt sich mit Gewißs heit (?) voraussehen, daß die ganze Bevölkerung den eroberten Distrikt verlassen und somit in eine Dede verwandeln würde. Noch vor wenigen Jahren wurde ein Küstenstrich von hundert Stunden bis fünf Stunden landeinwärts auf Befehl der Chines fischen Regierung durch Feuer verheert, und warum? weil man einigen teden Geerdubern das Handwerk legen wollte! Was würde diese Regierung nun vollends thun, um einen unberechens bar gefährlicheren ausländischen Angriff abzuwehren? Gewiß Poftete es ihr feine große Ueberwindung, acht bis zehn Millionen Seelen von der Bevölkerung ihrer Küstenländer aufzuopfern.

Das

Sezen wir nun den Fall, die Niederlaffung auf Chinesischem Gebiete ware wirklich organisirt, und man wäre dahin gelangt, fich ohne Mühe die Bedürfnisse des Lebens zu verschaffen. eroberte Gebiet muß nothwendig Gränzen haben, und diese Granzen wird man gegen unaufhörliche Angriffe vertheidigen müssen. Man wird sich gezwungen sehen, sie immer weiter zu rücken, und schon nach wenigen Jahren wird die Kolonie ansehn liche Heere und ein Budget nöthig haben, um nur existiren zu können. Dann aber bleibt immer noch ein Kontinent mit einer

*) Es ist nicht zu leugnen, daß England (wie noch mehrere andere Europäische Staaten) öfter Versuche gemacht hat, in Verhältnisse mit China su treten, wie fie zwischen swei civilifirten Staaten bestehen. China hat fich fedes Mal mit konfequenter Hartnäckigkeit geweigert; da aber die Briten gleichwohl einem kaufmännischen Verkehre mit diesem Reiche nicht entfagen wollten, so mußten sie auch allen Bedingungen fich fügen, die das Chinesische Gouvernement ihnen vorschrieb. Dies ist bekanntlich nicht geschehen: Eng land hat nicht bloß verbotene Artikel unbedenklich eingeschmuggelt, sondern auch eine andere Bedingung, nur in Canton mit China zu verfehren, einge Bandenermaßen öfter zu überschreiten versucht. Was Wunder also, wenn ein solches charakterloses Benehmen die Briten bei der Chinesischen Regierung in außersten Mißkredit gebracht und endlich zu energischen Maßregeln geführt hat, die man jest mit dem Stempel der Barbaret brandmarken möchte! 2. d. Web.

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Bevölkerung von zwei bis dreihundert Millionen im Hinters grunde!! mit einer Bevölkerung, welcher Haß and Ver, achtung des Auslandes nicht bloß anerzogen, sondern auch durch ihre Religion (?) zur Pflicht gemacht ist. Diese ganze Bevölker rung wurde wie Ein Mann sich erheben (?). Man hatte es dann nicht, wie in Ostindien, mit ifolirten und oft in gegens feitiger Feindschaft lebenden Völkerschaften, sondern mit einer kompakten einträchtigen Nation zu thun. Wie niedrig man auch die Energie der Chinesen anschlagen möge, ein solches Eindrins gen in ihr Gebiet würde den Nationalstols des ganzes Landes unfehlbar empören. Man weiß, welche Kraft die Worte Vaters land und Glauben (!) einer Nation einzuhauchen im Stande find: von tausend drtlichen Umständen begünstigt, könnte die Ueberzahl auf die Länge sehr wohl über Muth und Geschicklich; feit triumphiren.

Die Aufgabe wäre also schwer und der Erfolg wenigstens zweifelhaft; aber gesezt auch, er wåre gewiß: würden wohl die Vortheile, die aus der Eroberung von ganz China (einem so ungeheuren Unternehmen, daß ich es keinen Augenblick für möglich halten kann) resultirten, ein Ersag für Alles, was sie geloftet, fenn? Dürfte England mit Aussicht auf so erschreckende Chancen, selbst im Falle guten Erfolgs, ein Unternehmen wagen, deffen erstes Ergebniß der Ruin der Ostindischen Compagnie feyn müßte? Dürfte es geneigt seyn, seiner eigenen Industrie, die ihre nach China exportirten Produkte auf sich selbst zurückges drängt fähe, einen unheilbaren Streich zu versehen den Schaß einer idhrlichen Kente von 120 Millionen zu berauben, und den Preis des Thee's in England um das Fünffache zu steigern? und endlich: würde nicht dieser unermeßliche Britische Staatsförper, eben wegen seiner unermeßlichen Ausdehnung, fich schwächen, an vielen Orten verwundbar werden und aus weit stärkerem Grunde, als bisher, seine Auflösung und Zerstückelung befürchten müssen? *)

Mannigfaltiges.

Hindustanische Literatur in Frankreich. Während England die blühendsten Anstalten für den Unterricht und die Vers breitung der Hindustanischen Sprache besißt, hat Frankreich_bis vor kurzem noch nicht das Geringste für diese Sprache gethan, obgleich es durch seine Ostindischen Kolonieen mit ihr in Verbins dung steht. Erst in diesem Augenblick macht der berühmte Oriens talist Garcin de Taffy seine Landsleute mit dieser Sprache bes kannt, indem er ihr in dem 650 Seiten starken Buche: Histoire de la Littérature hindoui et hindoustani (Paris, 1839), einen Stands punkt im Kreise der Sprachwissenschaften anweist, der auf gleicher Höhe mit den gebildetsten und wichtigsten Sprachen ist. Herr Garcin de Tassy zeigt in der Vorrede, daß sie, außer ihrer mers Pantilen und politischen Wichtigkeit, noch ein dreifaches Interesse in Bezug auf Poesie, Geschichte und Philosophie darbietet. Nach der Behauptung der orientalischen Schriftsteller, genießt sie in Aren, wegen ihrer Reinheit und Eleganz, ein Ansehen, wie es keine andere Sprache besißt. Das Hindustanische ist in dem weiten Indien das, was das Französische in Europa ist; es wird nicht nur in einem Landstriche als Landessprache gesprochen, sondern es giebt auch dort schwerlich eine Stadt, in der man sich durch dasselbe nicht verständlich machen könnte. Der Reisende Victor Jacques minot hat den Franzosen seine Geringschäßung dieser Sprache mit getheilt; aber diefer gelehrte Mann hielt jede Zeit für verloren, die er nicht auf Geologie verwenden fonnte, und ihm war auch das Sanskrit verhaßt. Herr Garcin de Tassy hat sich in Frankreich um die Hindustanische Literatur sehr verdient gemacht. Seinem Eifer berdankt man die Gründung eines Lehrstuhls für sie in Paris und die Herausgabe der Werke des Tahcîn uddin und des Walî, der einzigen bisher in Frankreich edirten Hindustas nischen Autoren. In dem jest erichtenenen Buche beschreibt er das Leben von mehr als 750 einheimischen Schriftstellern und den Inhalt von mehr als 900 Büchern. Die Einrichtung des Buches ist sehr zweckmäßig und für das Aufsuchen der vorkommenden Personen und Dinge jede Erleichterung durch ausführliche Res gister aufs sorgfältigste geboten. Es ware zu wünschen, daß auch für das Persische, Türkische, Chinesische c. solche Bücher erschies nen. Im Arabischen befißen wir zwar die Bibliotheca Arabica unseres Schnurrer, aber sie ist schon 30 Jahre alt und bedarf jeßt einer radikalen Umarbeitung. Das Wert des Herrn Garcin de Taffy gehört zum Theil auch England an; denn nur durch eine umfassende Subscription von Seiten des Englischen Comité's für Ueberlegungen aus morgenländischen Sprachen wurde er in den Stand gefeßt, es herauszugeben. Das eben erschienene Buch bilder zwar ein Ganzes für sich, doch nennt es der Verfasser erfter Theil, weil er bald als zweiter Theil eine Anthologie folgen lassen will.

*) Wir behalten uns vor, einen Theil der hier von Herrn Ad. Barrot aufgeworfenen Fragen zu beantworten.

Das mit dem 31ften d. M. zu Ende gehende Abonnes ment wird Denjenigen in Erinnerung gebracht, die in dem regelmäßigen Empfange dieser Blätter keine Unterbrechung. erleiden wollen.

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