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Nummern. Prānumerations. Preis 224 gr. († Thlr.) vierteljährlich, 3 Thir. för das ganze Jahr, ohue Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

Ꮧ6 141.

Magazin

für die

Beiblatt der Aug. Pr. Staats, Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedricht-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wohlsbl. Poft - Aemtern.

Literatur des Ausland e s.

Polen.

Berlin, Montag den 25. November

Der Aufstand in der Ukraine im Jahre. 1768. *) Was eigentlich die fürchterlichen Blutscenen in der unglücks lichen Stadt Human sundist veranlaßte, ist schwer zu sagen; ich glaube jedoch mit den Geschichtschreibern, welche diese Sache der Nachwelt übergeben werden, darin einig zu seyn, daß die ganze Grduelthat in dem besonderen Widerwillen, welcher in der Utraine gegen die Union mit der Römischen Kirche vorherrs schend war, ihren ersten Ursprung hat. Als nämlich in den legten Jahren die Herren der Ukrainischen Güter, vor Allen die Bischöfe und Metropoliten, eifriger als früher, die Gläubigen weltlichen wie geistlichen Standes in der Einheit mit der Römischen Kirche zu befestigen trachteten, da begann offenkundig, wie vor dem insgeheim, ohne Zweifel auf Befehl seiner vorgefeßten Seift uchkeit, Melchifedck Jaworski, Vorsteher des nichtunirten Motrus nensschen Klosters, in der ganzen Ukraine, vorzüglich aber in den Smielauzijchen, Tscherelißischen, Zabotnnzischen und den umliegenden Landschaften, das gemeine Volk und die Geistlichen ju neuem Schisma zu bereden und von dem Gehorsam gegen den unirten Metropoliten loszumachen. Zugleich ließ er, mit besonderer Zustimmung des Perejaslawschen Bischofs, welche Würde damals Germain Linzewski, ein Nichtunirter, inne hatte, so manche schismanisce Zerkiew (Kirche) neu erbauen; er weihete die neuentstandenen und wagre, das Volk, das fast immer der Union sich zu widersehen geneigt war, offen auf seine Seize zu ziehen.

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Bald hatte er auch die Smielanzischen, Zabotinzifchen und andere Dorfichaften fast ganz für seine Zwecke gewonnen, was ihm um so beffer gelang, als viele Einwohner derselben an die Nichtunirten im Auslande durch Bande der Verwandtschaft ges feffelt waren. Der Erfolg war, daß sich die aufgeregte Menge zusammenzurotten begann; untrte Geistliche wurden geschlagen, vertrieben und dem Metropoliten, dem bisherigen Öberhirten, der Gehorsam geradezu aufgekündigt, wobei auch noch gegen die Tempel des Herrn und das allerheiligste Sakrament die größte Verachtung fich fundgab.

Als der damalige Metropolit, Felician Wolodkowicz, fah, wie seine Gemeine trregeleitet wurde, ließ er es an den zur Unterdrückung des Uebels geeigneten Mitteln nicht fehlen. Vor Allem juchte er sich des erwähnten Melchisedel, welcher fich widerrechtlicher Weise in seine Diözese eingedrängt hatte, au bemächtigen. Dies gelang, und Melchifedef wurde zuerst in Radomysl, dann in Derman in Wolhynien gefangen gehalten, wo er in einer Schrift, die er mit eigener Hand auffeßre, ein freiwilliges Geständniß darüber ablegte, von wem er ausgefandt worden und auf wessen Antrieb er gehandelt hätte, wovon schon oben die Rede war. Bald aber entfloh Melchisedel auf eine unbekannte Weise aus der Gefangenschaft und lehrte in sein Kloster zurück.

Um diese Zeit trich das Polnische Heer den Pöbel, welcher durch einen Kosaken aufgewiegelt worden war und bis auf einige Hunderte sich in dem Smielanzischen Lande zusammengerottet hatte, noch einmal aus einander, und nicht nur der Kosal, sons dern auch die mit demselben verbundene Route wurde wegen des Aufstandes gegen die Kirche_mit dem Tode oder mit Gefangens fchaft geftraft. So wurde der aufrührerische Geißt noch einmal unterdrückt.

Aber nur auf furze Zeit war die Ruhe hergestellt. Denn bald darauf, im Jahre 1767, begann der Ruffische hof mit der Republik Polen um die Garantieen zu verhandeln, welche dem selben durch den Warschauer Traktat vom Jahre 1763 versprochen worden waren. Gegen die Vollziehung dieses Traktats traten Mehrere unter den Polen auf und bildeten in der Stadt Bar in Podolien unter dem Marschall-Krasinsti, dem Unterkämmerer von Rozan und dem Starosten von Warec Pulawski, in dems selben Jahre und Monate,

ging, eine Conföderation. der Reichstag zu Ende

das ganze heer, das das mals unter dem Befehle des Woronica in der Ukraine stand, an fich, ließen aber die Ukrainischen, Smielanzischen, Licherlaffischen,

*) Aus den Ukten des Baklianer:Klofters zu Human im Tygodnik literacki snitgetheilt.

1839.

Zabotinsischen und Humanschen Kosaken zurück, theils, weil diese fid widerseßten, theils auch, weil ihre Herren, die auf die weites ren Folgen Bedacht hatten, ihnen den Abzug nicht erlaubten. Da zeigte sich die beste Gelegenheit zur Ausführung des Vors habens. Einige Hundert Zaporoger Kosalen verbreiteten unterges schobene Ukase der Russischen Kaiserin die ganze Gränze entlang, in welchen die Versicherung gegeben war, daß der Russische Hof die Absicht hege, nach Ermordung der Polen, Juden und unirten Nukniaken die Kofalen von aller Unterwürfigkeit gegen Polen zu lösen und sie nach Vereinigung mit dem Russischen Reiche mie beständiger Freiheit zu beschenken. In der ganzen Ukraine war nur Eine Stimme darüber, daß der Erfinder dieser Ukafe der oben erwähnte Melchisedel gewesen sey, was selbst die Aufs rührer zugestanden, welche sich damals in den Dörfern umbers trieben, um dem Landvolke den Segen zu der Gräuelthat zu ers theilen und es unter Androhung von Strafen und Flüchen zum Handeln au dringen. Dasselbe sagten nachher auch andere zum Lode geführte Uebelthdier aus.

Auf diese Weise begann die von jeher gegen die Polen eins genommene Ukrainische Bevölkerung, nachdem sie ihren Herren den Gehorsam aufgekündigt hatte, sich zahlreich mit den Zaporos ger Kofafen zu vereinigen, deren Anführer und Hauptmann einer derfelben, Namens Zielezniak, war, der dazu von Melchifedek auss erwählt worden. Dieser Zielezniak war früher einer der Sets nit's (Hduptlinge über hundert Mann) unter den Zaporogern gewesen und hatte sich vieler Räubereien, Diebstahle und Mords thaten schuldig gemacht. Seine Gewissensbiffe hatten ihn nachs her gleichsam sur Buße nach Kiew getrieben, wo er in einem Kloster Zuflucht fand. Hier gelang es dem Melchisedel, den bes rühmten und erfahrenen Mörder, unter Beihüife anderer Aufs rührer, durch sein Zureden dahin zu bringen, daß er den Obers befehl über das zusammengelaufene Gesindel übernahm.

Die aufrührerischen Routen verbreiteten alsbald eine so große Furcht, daß die Einwohner und Juden aus der ganzen Nachbars schaft mit ihren Beßißthümern zu ihrer Sicherheit sich in großer Anzahl in die Stadt Human begaben, so daß diese Stadt, die doch ziemlich gerdumig ist, alle nicht fassen konnte. Sie füllten mit ihren Habseligkeiten alle Straßen der Vorstadt und den Markt an.

Es währte auch nicht lange, so verbreitete sich die Nachricht, daß der zusammengerottete Volkshaufe auf die Stadt_losziehe. Schreck und Entseßen bemächtigte sich der hierher geflüchteten, die Glaubigen eilten, sich auf den Tod vorzubereiten, Alle aber, ihr Eigentham zu verbergen, wie man denn auch bis auf den heutigen Tag davon noch Manches in der Erde findet. Der Refe for des Basilianerklosters, Heraklius Kostecki, und noch zwei Mönche wagten es, im Kloster zu bleiben; die übrigen sechs Pros fefforen waren mit Bewilligung ihres Rektors nach Wolhynien entflohen. Jene nun sprachen den Erschreckten Troß zu, befeßigs ten fie im heiligen Glauben und hörten am Freitage, Sonnabende, Sonntage und Montage, das ist am 17., 18. und 19. Juli, die Beichte ab; am leßten Tage aber, als am 20sten, erlitten auch fie einen grauenhaften Tod.

Bevor die schreckliche Scene selbst ihren Anfang nabm, ers hielt der Gubernator der Humanischen Gåter, Mladanowica, die Nachricht, daß die Humanischen Kosaten, welche unter dem Obers ften Obuch an die Gränze der_Güter_geschickt worden waren, Zeichen von Untreue gegeben hatten. Sogleich erließ der Gubers nator den Befehl, daß diese Kosalen in Human einrücken follten, und berief ihren Sernil Gonta mit den anderen Häuptlingen zu sich, um sie dem Herrn und der Stadt von neuem Treue ichnos ren zu lassen. Gonta leistete nicht nur den Eid in Gegenwart der Einwohner auf dem Rathhause, sondern versprach auch unter allerhand Verwünschungen, daß er sich zum Berrathe nicht würde gebrauchen lassen.

Als man nun schon die Nachricht erhielt, daß über fünfhuns dert Hajdamaten sich in dem nahe gelegenen Städtchen Sololow befanden und von da aus auf human sögen, schichte man alle berits tene Kosalen, deren gegen flebenhundert waren, zu einem Streifs Juge aus, behielt nur das Fußvolk in der Stadt und segte die ganze Hoffnung der Rettung auf den erwähnten Gonta. Die Obersten der ausgerückten Schaar waren Obuch und Magnuszewski. Auf dem Marsche nach Sofolow zu fündigte diefen Gonta, nach einer Unterredung mit den übrigen Kosalen, auf einmal den Gehorsam

auf, eingedenk aber mander ihm erwiesenen Dienste und der bis: herigen Freundschaft, erlaubte er ihnen wenigstens, sich zurück in die Stadt zu begeben. Mit Mühe retteten sich Beide vor den ihnen dennoch nacheilenden Kosalen, welche wahrscheinlich durch ihren Tod verhindern wollten, daß man in der Stadt Human von dem Verrathe Gonta's im voraus Kenntniß erhielt.

Gonta also und die Seinigen verbanden sich, ohne Zweifel, früheren Verabredungen gemäß, mit dem Gesindel und rückten gleichfalls auf die Stadt los. Als die Einwohner sie an den Pals Lisaden bemerkten und sahen, wie die Juden und Christen, welche außerhalb derselben geblieben waren, niedergemacht wurden, ließen fie schnell die Thore schließen, die Brücken aufziehen und bereiteten ich zur tapferen Gegenwehr. Alle, sowohl der Adel, die Juden, die nicht berittenen Kosaken und die Schloßwache, welche unter einem Hauptmann Lenard stand und gegen hundert Mann betrug, wie auch die zur Conföderation Versammelten, deren gegen zweis hundert waren, einigten sich zur Vertheidigung. Sie konnten das um so gefaßter thun, als sie alle mögliche Mittel, große Geschüße und sehr viele Handgewehre, Pulver, Kugeln und Kartätschen besaßen. Der Math der Einwohner, wurde noch gehoben durch die Gegenwart der Preußen, deren gegen funfzig Mann zum Ankauf von Pferden gerade in der Stadt anwesend waren. Über diese verlichen die Stadt, sobald sie sahen, daß es zum Gefechte kommen würde, weil sie zu diesem keine Ordre hatten.

In der That war gegründete Heffnung da, die Stadt vor dem drohenden Unheil zu bewahren, denn obwohl sie von den Aufrührern von sieben Uhr des Abends an die ganze Nacht hin durch eifright und mit aller Macht berannt wurde und die Aufs rührer fortwährend aus Handgewehren feuerten und ganze Mas fen Voifs aus den nahen Dörfern zum Ausgraben und Nieders hauen der Pfähle antrieben, so mußten sie doch, durch Kartätschen und Kugeln aus der Stadt hart empfangen, nach dem Verluste vieler Leute, von der Ertürmung wieder abstehen.

Als sie nun sahen, daß sie mit Gewalt nicht zum Ziele koms men könnten, beschlossen sie, Verrath zu gebrauchen, der ihnen auch gelang. Der Setnik Gonta näherte sich mit den anderen Haupts lingen dem Thore, welches dem Walde von Greckow zu liegt, mit einem weißen Tuche, das er zum Zeichen des Friedens an die Spize einer Lanze befestigte. Zu gleicher Zeit sandte er an den Gubernator Madanowicz die Erklärung, daß er, wie er früher dem Herrn und der Stadt Treue geschworen, den Belagerten auch weiter nichts Uebles anzuthun gedenke, vielmehr verspreche er dem Gubernator vollkommenen Gehorsam, wenn man ihn freiwillig in die Stadt lassen wollte; er fügte die Drohung hinzu, daß er, im Fall man auf seine Anträge nicht einginge, ich graus jam rächen würde. Die Abgesandten stellten diesen Antrag in jehr einfachen Worten und wußten ihre eigentliche Absicht so liftig zu verbergen, daß der betrogene Gubernator, wie man bes hauptet, geradezu untersagte, die Stadt weiter zu vertheidigen.

Die belagerten Einwohner sahen nun gleich ihren sicheren Untergang vor Augen, und da sie ihr Leben nicht mehr retten Ponnten, fo besorgten sie wenigstens ihr Seelenheil. Die Einen begaben sich in die Kapelle der Basilianer, die Anderen in die Pfarrkirche, wo sie unter Gebeten eine allgemeine Absolution ers hielten. Viele, die darin keinen Plaz mehr fanden, erhielten das Sakrament von den Basilianern auf dem Markte und in den Straßen. Eine graufige Furcht überfiel Alle, die Angst preßte Allen Thránen und Klagerufe aus, überall hörte man die Mens schen auf ewig von einander Abschied nehmen.

(Schluß folgt.)

Frankreich.

Napoleon's Esprit.
(Schluß.)

Uebrigens zeichneten sich die Bonmots des Kaisers nicht bloß durch Takt und Wig aus: sie enthielten auch immer das Lob einer Tugend oder die Rüge einer Gemeinheit Man hat oft La Brunère's Lafonismus bewundert: auch Napoleon wußte in einer Zeile, einem Wort, einen ganzen Charakter zu zeichnen.

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,,Talleyrand kann man, wo man will, einen Fußstoß ges ben, seine Figur wårde dieselbe-bleiben. Man kann zehn Bande zur Geschichte dieses alten Fuchses der Diplomantie schreiben und wird ihn darum nicht besser kennenlernen."

Bourmont ist einer meiner Irrthümer." Diese prägnante Phrase liest man in den Memoiren von Sankt Helena.

Was den Spott betrifft, so handhabte er ihn mit einer Meis Rerschaft, welche den Unerschrockensten außer Fassung bringen Ponnte.

Eines Abends war er in den Salons Marie Louisens zugegen, wie Mademoiselle de S.. von einem galanten Bräutigam einen reichen Korb zum Geschenk bekam; das junge Mädchen fchrie und sprang vor Freude, da fagre Napoleon mit boshaftem Lächeln: Allons, allons, voilà le présent qui fait oublier le future.")

Bei einem Mann von so außerordentlicher Organisation lam natürlich der Zufall denen, die sich ihm näherten, oft zu Hülfe und öffnete ihnen Thore, die bis dahin für sie verschlossen waren.

Diefes Wortiviel ist unübersehbar: es liegt darin, das present sugleich Geschenk und Gegenwart, le future ingleich der 3ufünftige (Bräus

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Eines Morgens hielt der Kaiser auf dem Carrouffelplaße Revue über seine unter allen Sonnen gebräunten Tapfern; als er an der Spise seiner Grenadier Compagnie vom Pferde abstieg, verwickelte sich sein linker Fuß in den Steigbügel; er ware ges fallen, wenn ihn nicht der erste Brummbart, rasch herzuspringend, mit fräftiger Hand gehalten. Ohne sich umzudrehen, fagte der Kaiser: „Ich danke, Herr Lieutenant." In welchem Regis ment, Sire?" fragte Joseph Hubert gang naiv. — „In meiner Garde", erwiederte der Kaiser, dem Grenadier einen freundli; chen Blick zuwerfend.

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Wie viel Soldaten sind in Ihrer Garde?" fragte ihn einst eine hohe Person. Ein Einziger", antwortete der Kais fer; er wollte damit zu verstehen geben, daß Ein Geist, Eine Treue diese furchtbaren Legionen beseele.

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Einer seiner Brummbärte sagte zu einigen Konskribirten, die er zu ererziren hatte: Erinnert euch Kinder, daß ihr den Feind nur um des Ruhms willen prügeln műßi.“ Was ist der Ruhm?" fragte ihn der Kaiser, der gerade vorüberging. -,,Sire, es ist der Tag nach einer Schlacht,” — „Du hast die Feldwes bels Epauletten." Konskribirte, das ist auch ein Stück Ruhm.“ Eines Tages inspizirte er die Juvaliden; ein alter Soldat, dem ein Arm und beide Beine fehlten, antwortete auf seinen Namensruf: Prés.... Warum fagst Du nicht présent (Hier)? ,,Sire, weil ein Theil von mir nicht da ist und ich nur die Hälfte eines Menschen bin." ,,Dann erlaube mir, dieses Band an Dein Herz au befestigen; Du mit einer Hand wirst es nicht können.“ Hier, Sire, das Herz ist ganz zur Stelle."

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So sehr übrigens der Kaiser es liebte, Alle, die ihm, durch ihre Geistesgegen vart und das Treffende ihrer Antworten gefies len, zu,,bebändern", darf man doch nicht glauben, daß er viele Gunjbezeugungen in den Wind warf, und daß er Etwas, was er einmal geschenkt, nie zurücknahm. Im Gegentheil: wenn er merkte, daß er einen Fehler begangen, der Folgen haben konnte, verbesserte er ihn auf der Stelle, und diese Verbesserung war gewissermaßen die Strafe, die er sich selbst auflegte.

Er ernannte einmal einen Menschen, den man ihm als einen ausgezeichneten Rechner gerühmt, zu einer Finanzstelle; als er sich aber später überzeugt hatte, daß derselbe nicht dazu tauglich sey, diftirte er plößlich seinem Finanz-Minister folgenden Brief: "Das Amt, das Sie bekleiden, mein Herr, ist Ihrem Talent nicht angemessen; der Kaiser hatte Sie falsch beurtheilt; machen Sie also, daß er seinen Mangel an Urtheil nicht zu bereuen hat, und reichen Sie fofort Ihre Entlassung ein; diesen Dienst erwar tet der Kaiser von Ihrer Liebe zu ihm; ich hoffe, Sie werden ihm denselben nicht abschlagen.“

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Napoleon war auch sehr empfänglich für Lob und Schmeichelei. Im Theatre français spielte man eines Abends Voltaire's Mas hommed", als der Kaiser gerade bei der schönen Scene zwischen Omar und Sopir in seine Loge trat. Da wendete sich der Schauspieler, welcher die Religion des Propheten pries, durch die Gegenwart des großen Feldherrn begeistert, nach dessen Loge hin und sprach mit einem Feuer, das den Saal ergriff:

Il est de ces esprits favorisés de eieux,

Qui sont tout par eux mêmes et rien par leurs aieux.
Tel est l'homme, en un mot, que j'ai choisi pour maître;
Lui seul dans l'univers a mérité de l'ètre.

Tout mortel à sa loi doit un jour obéir,

Et j'ai donné l'exemple aux siècles d'avenir, ")

Der rauschendßte. Beifall erfolgte von beiden Seiten. Der Kaiser (dhelte wohlgefällig und schickte dem Künstler, der eine so treffende Anspielung gemacht, am anderen Morgen ein glans zendes Geschenk.

Am Abend vor der Schlacht bei Wagram besuchte er mit einem seiner Marschälle die Vorposten und näherte sich einer Gruppe von Brummbärten, in der ein Redner mit grauem Schnausbart das Wort führte, welcher einem feit kurzem bei der Armee eingetroffenen Konskribirten einen Brief diltirte.,, Der Kaiser kommt."-",,Was scheert das mich?“ sagte der Brumms bart;,, er hat nie was dagegen, wenn man am Tage vor einer Keulerei an feine Mutter schreibt; denn er weiß recht gut, daß nicht immer der folgende Tag Allen leuchtet; nicht wahr, Sire, Sie sind darüber nicht böse?!! Schon gut, Trubert, diktir” nur Deinen Brief." -Wohlverstanden. Schreib, Rekrut, und mach ja recht viel Ausrufungszeichen, das wirkt wie eine Bombe: schreib:,, Mama", drei Ausrufungszeichen. Mama, morgen schlagen wir uns, das wird heiß werden zwölf Auss rufungszeichen. Der fleine Korporal ist in eigener Person zugegen mit feinem grauen Rock, der so viel Schlachten gewon nen. Wir werden ihm Ruhm einbringen, mehr, als er tragen, kann, und er wird uns in den Tagesbefehl seßen, da ich entschloffen bin, mit Hülfe meines neuen Freundes Trubert, der mehr Pairos nen zerrissen, als ich Radieschen geschluckt, den Ruffen eine Fahne zu nehmen. Went. mich aber eine Kugel friegt, so laffe ich die 36 Franken, die ich noch in der Tasche habe, dem Trubert, damit er auf meine, auf eure Gesundheit trinke und auf die unseres großen Napoleon, des ersten Kaisers der Franzosen, Königs von

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* Doch Geisler giebt's, begünßliget vom Himmet, Die durch sich selbst kind, Alles sind und nichts Dem Abuberen schuldig, nichts der Welt. So ist Der Mann, den ich zum Herren mir erwählte. er in der Welt allein verdient's zu feyn. And allen Sterblichen, die ihm gehorchen soften, Gab ich ein Beispiel, das mich ehren wird,

Italien, Protektors des Rheinbundes, Mediateurs der Schweizer Eidgenossenschaft u. s. m. Und nun drei Linien Ausrufungszeichen.“ Der Kaiser diktirte den Brief zu Ende.

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P. S. Der Brief har gestern nicht abgehen können, denn Keiner von den Soldaten der großen Armee hat seinen Posten verlassen wollen. I theile Ihnen also mit, liebe Mutter, daß die Schlacht tapfer geliefert worden, daß ich die Schulter ein wenig gestreift bekam, daß die 36 Fr., die ich im Sɗckel hatte, eine Stugel abgehalten haben, daß ich beständig Trubert zur Seite war, der die Offizierschleife der Ehrenlegion auf die Brust be› kam; der Kaiser wußte wohl, daß er sie verdient hatte. Was mich betrifft...." Hier hatte der Kaiser natürlich Quant à moi diftirt.,,Erlauben Sie, Sire, es muß heißen: Tant qu'à moi," ,,Ich glaube, Du irrst Dich." -3 kenue meine Sprache, Sire, ich lebre fie meine Kameraden." -,,Gut, ich fahre fort: Tant qu'à moi." „So_ist's recht!" murmelte Trubert leise. So hat es der Kaiser für gut gefunden, mich zum Korporal zu ernennen. Ihr Sie liebender Sohn, Martin." —,,Wir rechnen auf Ihr Wort", sagte Trubert. Und ich auf das Eurige", antwortete der Kaiser. Der Posten rief: Es lebe der Kaiser!" Die Schlacht erfolgte, und Alles traf so ein, wie der große Mann beschlossen. Die Geheimnisse der Zukunft lagen ihm das mals offen.

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Wein Ruhm gehört eigentlich meinen Soldaten: ich gesehe, daß ich einen Raub an ihnen begehe." Run wundere sich noch Einer, daß fie so gern den Kugeln entgegen gingen.

,, Unglücklicher! sagte er einmal zu einem seiner Grenas diere, den er blaß und zitternd_im_Augenblick einer Action sah, „ich sollte Dich in Dein ́ Dorf zurückschicken.“ Der Soldat ließ fich zwanzig Schritte vor seiner Compagnie tödten.

Man sieht also, daß es einem Mann von diesem thatigen Geist, von so rascher Fassungskraft, von so treffendem Urtheil in großen wie in kleinen Dingen, einem Mann, der diese natürliche, geschmackvolle Kaustizität besaß, womit er fortwährend die Thors heiten und Laster seiner Epoche geißelte, nicht an Esprit fehlen fann, und zwar war bei Napoleon der Esprit gleichsam das, was vom Genie überschäumte. Jacques Arago.

Chi n a.

Ein Besuch in Makao im Jahre 1838.
Von Adolph Barrot.

Die Stadt Makao liegt auf einer kleinen Halbinsel von uns gefähr drei (Engl.) Meilen in der Länge und einer Meile in der Breite, welche die Portugiesen ihre Kolonie in China nennen. Das Terrain dieser Halbinsel ist ganz von Hohlgründen und Hügelreihen durchschnitten, an deren Seiten die Hauser der Pors tugiesischen Stadt erbaut find. Da, wo die Halbinsel mit dem Kontinente verbunden ist, mag fie ungefähr 200 Loisen breit seyn. *) An dieser Stelle läuft eine Mauer in die Quere, die kein Ausländer åberichreiten darf; und nur ein wohlbewachtes Thor vermittelt die Communication mit dem Jnnern. Der Boden des Portugiesischen Gebietes bringt nichts als einige GemüseArten hervor, die von Chinesischen Gärtnern gebaut werden. Vom Meere aus gesehen, hat Makav eine sehr malerische Lage; die Hügel, welche die Stadt beschirmen, sind zwar kaum 100 bis 150 Fuß hoch, aber das Grün der Bäume, die man dem steinigen Boden abgezwungen, die niedlichen Häuser und die mit Kall geweißten Festungswerke auf den Höhen, von welchen die Pors tugiesische Flagge weht, geben dem Ganzen einen lachenden Ans blick, der bald wieder verschwindet, wenn man der Scene näher rückt.

Ich war im Anschauen dieser Europäischen Stadt, der eins zigen, welche die Chinesische Politik auf dem Gebiete des Kaisers reichs duldet, gang versunken, als mein Fahrzeug Anker warf.") Das Wasser der Bai ist so wenig tief, daß größere Schiffe dem Ufer nicht nahen können. Fünf bis sechs Kähne ruderten uns in großer Haft entgegen, um uns an die Küste zu bringen. Diese Transport Kahne, von denen immer einige Hundert in der Bai vorráthig sind, werden alle von Frauen gelenle; denn hier muß jedes Individuum der Volksklasse, welches auch sein Alter oder Geschlecht sen, harte Arbeit thun, um nicht hungers zu sterben.

Ich nahm in Einem der Bdte Plaz und warf meine Bagage in ein Anderes. Während der lleberfahrt konnte ich mir die Tracht der Schifferinnen nach Muße besehen. In ihren dunkels blauen Kitteln mit der niedergeschlagenen Kapuze waren mir diese Frauen anfangs wie Franziskaner Mönche vorgekommen; aber die Tduschung verschwand, als sie, vom Rudern erhigt, ihre Kapuzen zurückschlugen. Ihr kohlschwarzes, in einen dicken Bopf geflochtenes Haupthaar war mit langen goldenen Nadeln geschmückt, und an den bloßen Füßen und Armeu steckten plumpe Ringe von Silber oder Glas. Die ganze Kleidung war übrigens fehr reinlich. Die rauhe Lebensweise dieser Frauen hatte die

Streng genommen ist es kein Festland, womit Makao zusammenhängt, fondern ein dem eigentlichen Feklande der Provins Canton vorgelagertes, Durch Flüschen und Meer Arme in zahllose Auen zerstückeltes Terrain. **) Die Halbinsel Makao_ wird zu dem Distrikte von Hiang (chan (Heong-an) gerechnet, dessen Hauptstadt, eine Stadt dritten Ranges, un gefahr auf dem halben Wege nach Canton liegt. Der Name Makao ist aus Ama gas entstanden, was fo viel als Bai der Ama feiner Seegöttin) bedeutet. Jest faar man dafür Gao men (Ou-mun), d h. Pforte oder Eingang zur Vai. Die Chinesen würdigen diesen Steck in ihren türzeren geographischen Werken gar keiner Erwahnung. Pl. d. lleb.

Bartheit ihrer Formen nicht zerstört; nur ihren Teint fand ich etwas von der Sonne geschwärzt.

Die einzige schöne Straße von Malay ist der Große Strand (Praya Grande); sie besteht aus einer Reihe sehr ansehnlicher Europäischer Häuser, die sich längs eines wohlgebauten Kai's ausdehnen. Diese Hauser gehören theils reichen Portugiesen, theils Englischen Kaufleuten, die in Canton ansässig sind. In die Praya Grande mündet eine Menge kleiner, enger und abs schüssiger Gaffen, größtentheils von elenden Barracken gebildet; doch hat auch das Innere der Stadt mehrere schöne Häuser, einige Kirchen und andere Gebäude aufzuweisen, deren solide Struktur den ehemaligen Wohlstand der Kolonie verkündet. Jm Mittelpunkte der Europäischen Stadt liegt der Basar oder die Chinesens Stadt, ein Labyrinth kleiner Gäßchen von sechs Fuß Breue, die an beiden Seiten mit Laden und Magazinen befeht find. Zu diesem Revier wohnt kein Europäer.

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Der einzige Gegenstand in Makao, welcher einen Fremden wahrhaft intereffiren kann, wenn auch nur wegen der Erinnes rungen, die er weckt, ist die auf einem hohen Hügel belegene Grotte des Camoens“. Hier war es, wo Portugals einziger großer Dichter als armer Verbannter seine Lusïade schuf. Ich vers dumie nicht, nach diesem Orte zu pilgern. Den Gipfel des Hügels überragt ein Felfen von ungefähr 20 Fuß Höhe, an dessen einer Seite man eine Aushöhlung von zwei bis drei Fuß Ticke bemerkt. Der Aushöhlung gegenüber erhebt sich ein anderer Fels sen, der sie gegen Wind und Regen schüßt. In dieser einsamen Grotte sisend, schrieb Camoens feine Eingebungen nieder. Sie würde einen noch rührenderen Eindruck machen, wenn die barbas rische Bewunderung der Portugiejen das Asnt des Genies nicht entstellt hatte; man hat nämlich den Sig der Grotte mit Skulp turen geschmückt, die Wände des Felsens weiß angestrichen, feine Oberfläche über der Bank abgeplätter und ein paar Französis iche Verse zu Ehren des Dichters cingegraben! Auf dem Gipfel des Felsens ist ein zierliches Belvedere errichtet, von welchem man ein prachtiges Panorama überschaut. Ganz Makao und die un gezahlten Auen und Eilande, von denen es umgeben ist, liegen vor den Blicken des Wanderers ausgebreitet. Man unterscheidet die beiden Hafen mit ihrem bunten Gewimmel von Portugiesi schen Fahrzeugen, Fischerlähnen und herrlich bemalten Dichonken. Im Angesiche Malao's bemerkt man den Hafen Taispa, der für ausländische Schiffe bestimmt ist. Dieser Hafen wird von zwei Inseln gebildet, die einander im Hintergrunde so nahe rücken, daß nur eine enge Durchfahrt für die ins Chinesische Weer eins tretenden Schiffe bleibt. Etwas weiter ostwärts erblicken_wir einen aberans majestätischen, zum Golfe sich erweiternden Meers arm, die dftliche Mundung des großen Stromes von Canton; wests warts aber das in Auen zerschnittene Flachland, von welchem die Insel Makao durch einen anderen gewaltigen Mündungs, Arm des Tasho, den sogenannten, Inneren Pak", getrennt wird. Endlich jenseits der Laipa Jujeln verliert sich der gränzenlose Ocean des Südens in nebelgrauer Ferne. Ich war von diesem herrlichen Panorama so hingerissen, daß ich wohl eine Stunde lang der Grotte des Camoens vergaß, die zu meinen Füßen lag.

Malao hat ungefähr 12,000 Einwohner, von denen der größere Theil Chinesen sind. Die Zahl der Europfer mag sich auf fünfs bis sechshundert, die der Portugiesischen Mestizen auf vier, bis fünftausend belaufen. Die Portugiesische Kolonie wird von einem Statthalter, einem Auditeur (ouvidor) und einem WahlSenate regiert. Der gegenwärtige Statthalter ist Oberst-Lieutes nant vom Generalstabe." Die Revolutionen des Mutterlandes haben auch in Makao Wiederhall gefunden. Zur Zeit meiner Anwesen, heit war eine Krisis des Parteienkampfs eingetreten. Der Gous verneur, ein Anhänger der Charte von 1822, hatte die ganze Be: völkerung gegen sich, und eine imposante Majoritát im Senate annullirie feine ganze Gewalt. Alle Europder in Malao nahmen Theil an dem Kampfe und diskutirten das Für und Wider mit solchem Eifer und solcher Hartnäckigkeit, als hätte Europa's Schicksal von der Entscheidung abgehangen. Ich wurde unwills fürlich an den Sturm in einem Tbeefcffet erinnert. Man hörte die großen Worte,,politische Unabhängigkeit“ in dem-kleis nen Makao, wo ein Chinesischer Beamter von mittlerem Rang alle Handlungen der Portugiesischen Behörden kontrolliren darf; man hörte von nationaler Ehre und Würde sprechen, wo ein kaum hundert Schritt weit entferntes wohlbewachtes Mauerthor die Einwohner jeden Augenblick daran erinnert, daß sie allen Demůs thigungen der wahren Eigenthümer des Bodens sich unters werfen müssen, um hier leben zu können. *)

Die Gründung der Kolonie in Makao datirt aus ziemlich früher Zeit. In einer Anwandlung von Großmuth, wie sie seits

*) Morrison hat in seine Dialogues and detached Sentences (Macao, 1816) eine Proclamation eines Bürgermeisters von Heongzhan aufgenommen, worin derselbe bitter darüber klagt, daß man in Makao sich weigere, den Europäischen Mörder eines kürzlich todtgefundenen Chinesen auszuliefern. Es heißt in dieser Proclamation unter Anderen: „Die in Makao wohnenden Europaer verdanken es der unendlichen Güte unserer Kaffer, daß sie den Bo den betreten und die Früchte, die er hervorbringt, genießen dürfen, wie das Chinesische Bolt. Ihre Verstocktheit ist wahrhaft empörend! Ich follte vog Rechtswegen an die höheren Würdenträger der Proving berichten, damit fle eine Untersuchung anstellten und Makao ganzlich absperrten (man denke an das Mauerthor!); allein es wohnen an diesem Orte Chinesen und Euro päer durch einander; und folglich würde das durch die Absperrung entschende Ungemads auch die Chinesen treffen. So befehle ich denn hiermit allen in Makas ansässigen Chinesischen Kaufleuten und Handarbeitern, unverzüglich alten und jeden Verkehr mit den Ausländern abzubrechen und nicht eher wie der anzuknüpfen, bis ihr Chef den Mörder ausgeliefert hat. Siden, der die fem Befehle zuwiderhandelt, erwartet eine schwere Züchtigung. Seine Nach: ficht, kein Erbarmen soft stattfinden." (Die Proclamation ist vom Jahre 1805.)

dem nicht wieder vorgelommen, gestattete die Chinesische Regies rung den Portugiesen, auf diesem feligen Fleck zu wohnen und gegen die Angriffe der Seerduber sich zu befestigen. In ihrem heutigen Zustande könnte die Stadt einer Belagerung durch Chis nesische Truppen vielleicht Troy bieten; aber gegen Europäische Heere ist sie zu unregelmäßig befestigt. Die Garnison besteht aus 250 Soldaten von der farbigen Bevölkerung, die von weißen Offizieren befehligt werden. Auch giebt es in Makao sechs bis Rebenhundert Neger, die der Schrecken der Chinesen zu feyn scheinen. Als der Gouverneur eines Tages einen Aufruhr zu dampfen hatte und auf seine Truppen nicht mehr rechnen konnte, ließ er die Neger-Sklaven bewaffnet nach dem Bajar marschiren. Sobald diese schwarzen Teufel (Uśkuei) erschienen, war auch die Ruhe wieder hergestellt.

Die Portugiesen dürfen nur eine bestimmte Zahl Kanonen in ihren Forts unterhalten. *) Die Festungswerke von Makao machen übrigens den Chinesischen Behörden nur sehr geringe Sorge. Die erste Magistrats Person von Heong-Ban brauchte nur den dortigen Chinesen die Räumung der Stadt anzubefehlen und keine Lebensmittel mehr zu verabreichen, so wäre Makao in drei Tagen ausgehungert. Der Handel, den die Kolonie treibt, ist nicht ganz unbedeutend; drei bis vier Schiffe aus ihrem Hafen fahren alljährlich_nach_dem_Britischen_Indien und bringen Badmwolle und Opium von Bengalen mit; und so oft die Chis nesische Regierung gegen das Schmuggler, Wesen energische Maß regeln ergreift, dient das Zollhaus von Makao als Niederlage für die Sendungen, welche in den Magazinen von Canton jedem Handstreiche der Chinesischen Behörden bloßgestellt seyn würden. Sonst bringt die Kolonie dem Mutterlande, wohin alle Jahr ein oder zwei Schiffe abgehen, ganz und gar keinen Gewinn.

Sechs bis at Britische Familien, deren Häupter gewöhns lich in Canton residiren, und ungefähr zwanzig Portugiesische Familien, die in mehrere streng von einander geschiedene Zirkel vertheilt sind, bilden die einzigen gejelligen Elemente in Makao. Die öffentlichen Lastbarkeiten beschränken sich auf Spaziergange and Ritte in den unebenen Gassen der Stadt oder auf den dürren fandigen Hügeln in der Nachbarschaft.

Um diese flüchtige Slizze von Makao zu- vervollständigen, muß ich noch ein paar Worte über die dortigen Französischen Missionaire sagen. Makao besißt zwei Propaganden, in welchen alle katholische Missionaire sich ausbilden, die das Christenthum mit Gefahr ihres Lebens nach China, Kotschintschina, der Tatarei und dem Korea bringen. Jede Propaganda ist aber zugleich auc ein Kollégium, in welchem junge Leute, die von den Missionairen aus allen den erwähnten Ländern nach Makao gefchickt werden, Plainische Bildung empfangen. Zur Zeit meines dortigen Aufents halts belief sich die Zahl dieser jungen Zöglinge auf ungefähr Zwanzig. Einige Missionaire sprechen etwas Chinesisch; aber diese Sprache hat solche Schwierigkeiten, das nur sehr Wenige eine tiefere Kenntniß derselben erlangen. Die Bildung oder Dreffur ihrer Chinesischen Zöglinge ist mit unglaublichen Schwie rigkeiten verknüpft; ja, diete Schwierigkeiten scheinen unübers steiglich, wenn der Lehrer außer Stande ist, in der Sprache feines Schülers fich auszudrücken. Er lehrt ihn zuerst Lateinisch; aber vor Allem muß der Neuling unser Alphabet, von dem er bis dahin gar keinen Begriff gehabt, kennen lernen. Wie gelangen die Missionaire nun zu ihrem Zwecke? Ich für meinen Theil begreife es nicht; dieses Lehramt scheint eine Dofis Geduld zu erfordern, wie ich sie bis dahin keinem Menschen gegeben glaubte. Aber welche Hindernisse können den Eifer eines Menschen erfal ten lassen, der bereit ist, an die Ausbreitung des Glaubens sein Leben zu sehen? Noch vor wenigen Jahren wurden mehrere Missionaire in Kotschintschina auf Befehl des dortigen Königs nach graujamen Martern hingerichtet. Beinahe um dieselbe Zeit wanderte Herr Bruguière, Bischof von Kapsus und apoftolischer Vikar in Korea, unter: taufend Gefahren durch ganz China, vers weilte mehrere Monate in den Eindden der Tatarei und begab fich dann nach Korea, um im Angesichte dieses Landes seiner Bestimmung vor Kälte und Hunger zu sterben. Diese schrecks lichen Beispiele, weit entfernt, die anderen Missionaire zu entmus thigen, erhoben nur noch ihre Begeisterung.

Noch muß ich die Aeußerung eines Portugiesen erwähnen, die ich selbst bei einem Diner in Malao hórte und die unseren Französischen Glaubens Boren sehr zur Ehre gereicht:,,Seit wanzig Jahren kommen Französische Wissions Zöglinge zu uns nach Makao, darunter so mancher schöne und kräftige Jüngling, der große Ansprüche hätte, in der Welt und ihrer Gesellschaft zu glänzen; und doch habe ich nie auch nur die entfernteste vers ddcbtige Anspielung auf ein Mitglied der Französischen Propas ganden gehört. Immer ist ihr Lebenswandel rein und untadels bafe gewesen!"

In jedem Geleitk-Briefe, den ausländische Schiffe in Canton erhalten, wird die Zahl der Mannschaft und der Waffen, auch die Quantitat Muni tion, welche sie mitführen, genau verzeichnet. Die Königliche Bibliothek su Berlin beißt einen solchen Schiffsvaf (tschman-pai, im Dialekte von Canton sfin-poi), den der Hai kuan-vu (Ober-Einnehmer der ausländischen Zölle) im Jahre 1824 einem Preußischen Seehandlungs-Schiffe, befchligt von dem Kaufmann Jansen, ausgestellt hat. In diesem Dokumente ist sogar die Zahl der liuten-Kugeln (gerade 200) angegeben und außer der Specifis cation noch bemerkt, daß die Bertheidigungs- Mittel des Schiffes nicht all sugre (pù hin to) seven. A. d. Web.

Deffenungeachtet find unsere Missionaire ein Dorn im Auge des Portugiesischen Gouvernements. Es beftrenet ihnen das Recht, in Makao zu verweilen, unter dem Vormande, daß sie zu Mishelligkeiten zwischen der Chinesischen Behörde und der Stadts Behörde Veranlassung geben können. Aber der wahre Grund ist in der Eifersucht der Portugiesischen Missions Institute zu suchen. Die Französischen Priester inden bei ihren Glaubens: Brüdern weniger Toleranz, als bei den heidnischen Chinesen.

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Mannigfaltige 8.

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Wissenschaftliche Vereine in London. In der Englischen Hauptstadt giebt es jest nicht weniger als 41 vers schiedene Societdien, die der Förderung wissenschaftlicher und literarischer Zwecke gewidmet sind und die in der Zeit vom November bis zum Juni regelmäßige Sigungen halten. Die ,,Königl. Societat" (Royal Society), welche man als die Mutter aller dieser Vereine ansehen kann, ward im Jahre 1663 gegrün det. Sie befißt die Autorität einer Akademie der Wissenschaften und hat ihre Forschungen über alle Gebiete des Wiffens ausges dehnt. Dem Studium des Antiquarischen (nicht des klassischen Alterthums oder der Archäologie) sind zwei Vereine gewidmer: die Gesellschaft der Alterthumsfreunde “ "(Society of Antiquarians), die im Jahre 1717 gegründet wurde und sich mit den Alterthümern des vereinigten Königreichs beschäftigt, und die Numismatische Gesellschaft" (Numismatic Soc.), ein sehr aus, gebreiteter Verein, der, wie sein Name besagt, Münzen und Medaillen zum ausschließlichen Gegenstande seiner Forschungen macht. Die Naturgeschichte hat acht Vereine in London aufzus weisen; es gehören dazu die „Linnäische Gefellschaft“, die sich nicht bloß mit Boramik, sondern auch mit Zoologie beschäftigt, eine,,Zoologische und eine Entomologische Gesellschaft“ und endlich fünf verschiedene Lands und Gartenbau: Gesellschaften (die Royal Society of Horticulture, die Horticultural, die Royal Botanical, die Metropolitan und die Botanical Society), die von Zeit zu Zeit öffentliche Ausstellungen veranstalten. Himmelstunde find zwei Gesellschaften gewidmet: die Royal Astronomical und die Uranian Society, denen sich die,,Mathes matische", die,,Meteorologische und die Elektrische Gesells schaft anschließen. Die Gesellschaft für Künfte" (Society of Arts), gegründet im Jahre 1754, beschäftigt sich weniger mit der Stunit, als mit Maschinens und Ingenieurwesen, doch ist das Institut der Britischen Architekten und die,, Gesellschaft für Baulynft" (Architectural Soc.) aus derselben hervorgegangen. Der Kunde unferes Erdballes, und zwar sowohl seiner außeren Gestalt als seiner inneren Struktur, haben zwei Gesellschaften, die,, Geographische“ und die,,Geologische", ihre Studien gewid met. Ein einziger Verein, die,,Königl. Gesellschaft für Literas tur (Roy, Society of Lit.), ist ausschließlich mit literarischen Forschungen beschäftigt. Die,,Königl. Asiatische Gesellschaft" (Roy. Asiatic Soc.) hat sich, nach dem Vorgange der Société Asiatique in Paris, die Wissenschaft, die Sprachen und die Lites raturen des Drients zur Aufgabe gemacht. Die,,StatistischeGefellschaft" hat es mit der Erforschung von Thatsachen und Zahlen zu thun, wobei sie sich nicht auf Länders und Vollers kunde beschränkt, sondern alle andere Wissenschaften in ihren Be reich zieht. In der „Royal", der „London-" und der „, United Service-Institution" finden Vorlesungen und Unterhaltungen über mannigfaltige Dinge, namentlich aber über literarische, fommers zielle, militairische und maritime Gegenstände statt. Die,,Englische Agrikultur Gesellschaft" besteht zwar größtentheils aus Lands Edelleuten, hält jedoch auch ihre regelmatigen Sigungen in Lons den. Die Camden-Society giebt hier von Zeit zu Zeit Schriften von allgemeinem Rugen heraus. Acht Gesellschaften beschcftigen sich in London mit medizinischen und chirurgischen Gegenständen; eine derselben ist die,,Phrenologische Gesellschaft“. Drei Vereine, der Graphische, der Künster, und der Liebhaber Verein (Graphic, Artists- und Amateurs-Soc.), sind der Förderung der schönen Künste gewidmet. Die Gesammizahl der Sigungen aller dieser Ger jellschaften beträgt in der Seffion von 35 Wochen 620, so daß durchschnittlich 18 auf jede Woche oder 3 auf jeden Abend (die Sonntage ausgenommen) fommen. Die Zahl der Mits glieder ward im legten Winter auf 17,000 berechnet, doch find natürlich viele Namen bei mehreren Vereinen zugleich aufs genommen. Das Gesammt Einkommen betrug im vorigen Jahre $1,000 Pfd. und das Kapital Vermögen 81,500 Pfd. Vier Ges sellschaften, die Royal, die Antiquarian, die Geological und die Astronomical Soc. werden auch von der Regierung regelmatig unterstüßt; die Geographische Gesellschaft erhält ebenfalls, doch nur zu befonderen Zwecken, wie etwa zur Ausrüstung von Reisenden, Beiträge vom Staat, die das Parlament zu ber willigen hat.

Wir bitten, neue Bestellungen, die auf dieses Blatt für das nächste Jahr beabsichtigt werden, recht zeitig zu machen, Vom damit die Auflage danach eingerichtet werden kann. laufenden Jahrgange sind nur noch wenige vollständige Erems plare, von den meisten früheren Bånden gar keine mehr zu haben.

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Nummern. Pränumerations. Preis 22 Egr. († Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er. höhung, in allen Theilen der Breußischen Monarchie.

Ag 142.

M a ga z í n
i

für die

Beiblatt der Allg. Pr. StaatsZeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wohlöbl. Poft - Aemtern,

Literatur des Auslandes.

Berlin, Mittwoch den 27. November

England.

Ueber den Geist des Englischen Zeitworts. °)

Die Behauptung eines alten Grammatikers,,,daß die Seele des Menschen sich vorzüglich dem Verbum hinneige", fönnte allers dings im ersten Augenblicke etwas befremdend erscheinen; geben wir aber in das Wesen des Zeitworts etwas tiefer ein, so finden wir zwischen Seele und Zeitwort so viel Paralleles und Analosges, daß wir mit jener Ansicht übereinstimmen müssen. Denn bes trachten wir die der Seele und dem Zeitworte gleich inwohnens den Eigenschaften, so ergiebt sich, daß dasjenige, was die Seele dem Leibe bedeutet, das Zeitwort für die Sprache ist. Jene bringt in den Leib Leben, beseelt die einzelnen Glieder und bilder aus ihnen ein Ganzes, das man den Leibesorganismus nennt; dieses bringt Leben in die Sprache, bescelt die einzelnen Redes theile und verbindet sie zu einem Ganzen, das man den grammas tischen Saß nennt. Wie die Thätigkeit der Seele nicht einfach ist, sondern vielfach, wie sie nicht eine, sondern mehrere Kräfte besigt und unter diesen wieder die Kraft des Wollens und des Wahrnehmens ganz besonders bemerkbar ist, so hat das Verbum nicht, wie die anderen Redetheile, nur Eine Function, sondern mehs rere, und ganz besonders ist es in seiner seelenhaften Kraft dadurch zu erkennen, daß es durch seine Modi die Seelenkräfte des Wols lens und Wahrnehmens am deμmichsten ausdrückt. Wie die Seele erst durch ihre Verbindung mit dein Körper ihr eigentliches Wes sen erhält und als solche erkannt wird, so erkennt man das Vers bum in seiner Vollkraft und in seinem ganzen Umfange erst durch seine Bedeutung im Saze und durch seine Belebung desselben. Wie der Leib erst durch die Seele gewisse Eigenschaften erhält. so empfängt das Substantiv gewisse Eigenschaften durch das Vers bum. Wie jene das bewegende oder hemmende Prinzip im Leibe feyn kann, so bringt dieses eine Bewegung oder eine Privation der Bewegung (ein Stillstehen oder Ruhe) in den Say. Wie jene endlich durch eine ihr inwohnende Kraft ein Urtheil bilder und diese Kraft nicht nur über solche Dinge zu urtheilen pflegt, welche in die Gegenwart fallen, sondern auch über solche, die der Vers gangenheit oder Zukunft angehören; so bildet dieses eine Aussage, die sich eben so wohl auf die Vergangenheit und Zukunft, als auf die Gegenwart beziehen kann. Man könnte eine Analogic zwischen Seele und Verbum noch weiter nachweisen; allein Ges fagtes genügt zu unserem Zwecke und ist hinreichend zur Erkennts nig einer angemessenen Definition des Zeitworis.

Aus obiger Vergleichung ersicht man leicht, daß das Verbum unter allen Sprachkategorieen bei weitem die wichtigste ist, und daß daher eine Sprache un so vollkommener ist, je mehr obges nannte Eigenschaften im Zeitworte ausgebildet sind. Daß dies in der Englischen Sprache bis auf einen ziemlich hohen Grad, wenigstens in einem höheren Grade als in der Lateinischen und in den mir bekannten neueren Sprachen, der Fall ist, dies wird sich bei einem udheren Eingehen in die Natur des Englischen Beitworts und ganz besonders bei einer näheren Betrachtung der mit demselben verbundenen Tempora leicht ergeben.

Aus obiger Parallelifirung des Zeitworts mit der Seele haben wir deutlich gesehen, daß ersteres unter anderen die drei Haupteigenschaften befißt, daß es 1) ein Attribut, 2) eine Zeits bestimmung und 3) eine Aussage enthält. Was die erste dieser Eigenschaften betrifft, nämlich das der Substanz durch das Vers bum beigelegte Attribut, so müssen dieses alle Sprachen wohl in einem gleich hohen Grade ausdrücken. Die Ursache hiervon scheint Folgendes zu seyn: Vergleichungen kann man nur bei folchen Attributen anstellen, die entweder eine Qualität oder Quantitat anzeigen, bei denen ein Mehr oder Weniger stattfinden tann. Das im Zeitworte enthaltene Attribut aber ist weder ein qualitatives noch ein quantitatives, fondern ein solches, das noch durch ein anderes eine Qualitet oder Quantität anzeigendes Ats tribut näher bestimmt werden kann, wie: A. schreibt schön. So lange es daher durch ein qualitatives oder quantitatives Adjektiv nicht näher bestimmt wird, eben so lange tann es auch nicht ver glichen werden. Wenn nun aber Dinge nicht mit einander vers glichen werden, oder, was dasselbe ist, ein Mehr oder Weniger

*) Aus einer philosophischen Darßellung der Englischen Grammatik, von J. L. Schwarz.

1839.

zulassen können und doch von derselben Art sind, so müssen sie nothwendigerweise auch gleich seyn und auf derselben Stufe des Werthes stehen. Das im Zeitworte enthaltene Attribut nun läßt in teiner Sprache, vermöge seiner so eben nachgewiesenen Natur, eine Vergleichung zu, folglich muß es auch in allen Sprachen gleich seyn.

Es liegt 2) ganz in der Natur des Zeitworts, daß es eine Zeitbestimmung enthalte. Denn da es eine Energie des Subjekts, entweder in seiner Bewegung oder in seiner Privation der Bes wegung (feiner Ruhe), ausdrückt, Ruhe und Bewegung aber in die Zeu fallen müssen, so muß es nothwendig auch eine Zeitbes stimmung enthalten.

Die Zeit zerfällt durch die in ihr geschehende Handlung) in die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Ich sage, durch die Handlung; denn ohne diese würde der menschliche Geist viels leicht kaum daran gedacht haben, dieselbe selbst in der Vorstels lung zu trennen, oder derselben eine Ausdehnung zu geben. Ohne hier weiter in die Theorie der Zeiten eingehen zu können, bemers Pen wir bloß, daß jede dieser drei Hauptseiten wiederum ausges dehnt ist und, wie alles Seyn, einen Anfangs, -Mittels und Ends punkt hat, in welchem Falle man sie, in Bezug auf ihre Unters abtheilungen, eine bestimmte nennen kann. So z. B. dieses auf die Gegenwart angewandt, kann man sie zerlegen in a) A. ist im Begriffe zu schreiben (Anfangspunkt); b) A. hat schon angefans gen zu schreiben, er schreibt aber noch, (Mittelpunkt), und ends lich e) A. hat geschrieben, hört aber eben auf zu schreiben (Ends punkt). So hat selbst die Gegenwart, in ihre Unterabtheilungen jerlegt, eine Zukunft oder Anfangspunkt, Gegenwart oder Mits telpunkt und Vergangenheit oder Endpunkt. Dasselbe Verhältniß finder auch bei der Vergangenheit und Zukunft statt. Doch kann hier von der bestimmten Zeit nur so viel gesagt werden, als zum Verständniß des Folgenden nöthig ist, indem wir auf dieselbe weiter unten noch einmal zurückkommen.

Es kann nun auch eine Handlung, die einer von den drei Hauptzeiten angehört, so mitgetheilt werden, daß in ihrer Dars stellung auf diese Gränzpunkte oder Unterabtheilungen feine Rücks ficht genommen werden soll, und die nicht sowohl wichtig ist in ihrer Beziehung zu einem bestimmten Zeitraume, als vielmehr in ihrer Mittheilung als Ereigniß. Selbst eine solchergestalt darges stellte Handlung muß nothwendig in eine Zeit fallen, welche aber, wegen ihrer Unbestimmiheit in ihren Unterabtheilungen, die aoristische (unbestimmte) Zeit genannt wird.

Es giebt natürlich eben so viele aoristische Zeiten, als es Hauptzetten giebt, nämlich eine aoristisch gegenwartige, vergans gene und zukünftige; z. B. ich schreibe, ich schrieb, ich werde schreiben. Hier kann unter,,ich schreibe ic." sowohl der Ans fangs, als Mittels als Endpunkt verstanden werden. Um nun die aoristische Zeit mit der bestimmten nicht zu verwechseln, sollten alle Sprachen für beide Arten von Zeiten auch besondere Formen haben. Während man dies in der Deutschen vergeblich sucht**), hat die Englische Sprache eine besondere Form für die Unters Abtheilungen der bestimmten Zeit und eine besondere für die aoristische. So sind die drei aoristischen Zeiten von to write: I write I wrote I shall write,

welche Formen in ihrer Bedeutung etwas ganz Anderes find, als, am writing, I was writing und I shall be writing." Erstere nämlich können eine Handlung auch außer ihrer Dauer, in ihrer Ausgedehntheit durch eine ganze Hauptzeit darstellen, lestere aber nur in ihrer Dauer, im Mittelpunkte einer beliebigen Hauptseit, wie wir weiter unten sehen werden.

Man muß von den aoristischen Zeiten ferner Gebrauch machen:***) 1) Bei solchen VerbalsBegriffen, die eine Gemüths bewegung oder ein Gefühl ausdrücken. Man sagt also beffer I love this diligent boy, als I am loving etc., selbst dann, wenn die Liebe während meines Sprechens Rattundet. So fagt man auch viel besser,,I feel my wound", als I am feeling, welche

* Der Kürze wegen sagen wir bloß Handlung; nìan ergänze hier und in der Folge immer den Begriff Zustand.

**Wenn ich fage: „er schreibt, so in dies sowohl für die aoristische afs für die bestimmte Zeit gültig.

***) Es ist in der That befremdend, daß, meines Wiffens nach, kein Grams matiker der Englischen Sprache, selbst Englander nicht, weder auf diese, noch auf mehrere der folgenden Regeln, die auch nur hier darum eine Stelle Auden Rücksicht genommen haben.

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