Billeder på siden
PDF
ePub
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

"

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Belgien.

Lüttich zur Zeit des Abfalls der Niederlande, °) B.Gerhard von Groisbeck trat das Bisthum Lüttich unter sehr schwierigen und ernsten Umständen an, denn Belgien war ganz im Aufruhr. Philipp II., der mit seinem verschloffenen Wesen, #feiner starren Haltung, seiner Heuchelei, seinem Mißtrauen und feinem Haffe gegen Alles, was nicht Spanisch war, fich ganz von seinem Vater Kari V. unterschied, verstand es gar nicht, sich die Liebe feiner Niederländischen Unterthanen zu gewinnen, und hielt sich auch beständig in Madrid auf, von wo er seine Befehle an die Regentin Margarethe vour Parma fandie, die nichts ohne den Rath des Kardinals Granvella that, dieses gewandten und heuchlerischen Staatsmannes aus Macchiavell's Schule. Die Keger Verfolgungen und die Errichtung neuer Bisthümer, wos durch den alten ein Theil ihrer Einkünfie entzogen wurde, hatten Lutheraner und Priester aufgeregt, die Unzufriedenheit des Adels wurde insgeheim_durch Wilhelm von Oranien gendhrt, und die Strafgerichte der Inquisition, so wie die Strenge des,,Raths der Unruhen", der 1568 ins Leben trat, steigerten die allgemeine Aufs regung auf den höchsten Punkt, so daß ganz Belgien nur ein weites Schlachtfeld war, auf dem Katholiken und Kalvinisten, Belgier und Spanier, Geusen und. Hidalgos sich um die Wette mordeten; überall zeigte sich der wilde Herzog von Alba furchtbar und unerbittlich, und doch vermehrte sich mit jedem Tage, troz der härtesten Verfolgungen, die Starke der neuen Religionspartci.

Der Pluge und aufgeklärté Bischof Groisbeck sah bald ein, was für eine Rolle er unter folchen Umständen zu behaupten hatte; "nur die Neutralität konnte sein Land frei vom Kriegs-Elend erhal ten, aber es mußte eine starke, ehrfurchtgebietende Neutralität seyn, er vertheilte daher seine Truppen auf verschiedene Punkte des flachen Landes und schlug den Ständen die Anlegung eines Rejervefonds vor, damit das Volk nicht zu sehr bedrückt würde, im Fall Geld erforderlich wäre. Auch wandre er alle ihm zu Gebot stehende Mittel an, um in seinem Bisthume die Religions Unruhen beizulegen; oft ließ er Strenge vorwalten, zeigte sich aber nie so unduldsam wie Erhard von der Mark. Jede Auffors derung, sich den Spaniern oder den Niederländischen Patrioten ans auschließen, wies der Bischof zurück und behauptete standhaft feine Neutralitat, konnte aber doch troß seiner Anstrengungen den Durchzug der Kriegsheere beider Parteien nicht immer abwehren.

[ocr errors]

1839.

den Praftigsten Widerstand, die Breschen wurden mit brennbaren Gegenständen angefüllt und dann angezündet, um den Feind zurücks zutreiben, und der Bischof segte sich jeder Gefahr aus, um nur jeine gute Stadt zu retten, auch mußte Wilhelm von Oranien nach manchen vergeblichen Versuchen die Belagerung aufgeben, weil die Franchimonteser, die Lognarden und Condrofier den Lats tichern zu Hålfe kamen; sein Nachtrab litt bedeutend bei dem Rücks auge, denn eine Menge von Soldaten: wurden getödtet und in die Steinkohlengruben geworfen. Während der Belagerung waren in der Stadt mehrere Anhänger Oraniens entdeckt, festgenommen und an der Ausführung ihrer Verrätherei verhindert worden; man machte ihnen sogleich den Prozeß, brachte sie auf die Folter und verurtheilte sie zum Galgen, der auf dem großen Marktplag errichtet wurde.

Während dieser Unruhen konnte Gerhard von Groisbeck nas türlicherweise nicht an die Verschönerung der Stadt denken, er mußte nur beständig auf ihre Erhaltung und Rettung bedacht seyn, daher nennen die. Geschichtsschreiber seiner Zeit auch kein eingis ges wichtiges Werk, das unter seiner Regierung entstanden wäre, außer daß die erste Glashütte in Lüttich angelegt und ein Leih haus errichtet wurde, für welches der Bischof mit den Bürgern sehr vortheilhafte Anordnungen traf.

Derselbe Bischof gerieth im Jahre 1566 mit den Bürgermeis ́stern und dem Rath in einen Streit wegen der Stadtschlüssel, die er, besorgt um die Sicherheit der Stadt, jeden Abend in seine Hände ausgeliefert verlangte, wie dies vor Zeiten Gebrauch ges wesen. Doch wollte Niemand etwas von dieser Sitte wissen, und man verweigerte dem Bischof die Auslieferung; da die Sache fich nicht gutlich beilegen ließ, so wurde bei der Kammer zu Speier ein Prozeß deshalb anhängig gemacht, der noch nicht zu Ende war, als Ferdinand von Bayern 1649 gewaltsamerweise in Luuich eindrang und diese Frage lurzweg beseitigte, indem er den Lüttichern alle ihre Privilegien nahm. Gerhard von Groisbeck nahm auch eine wichtige Verbesserung in der Rechtspflege vor, die, unter dem Namen der Groisbecker Reformation" bekannt, am 4. Juli 1572 durch die Schöffen in Kraft gefeßt und einges führt und wodurch alle Mißbräuche und Bestechungen beseitigt tourden. Unter der Regierung dieses Bischofs war die Königin von Navarra, Margarethe von Valois, in Lättich; sie gedenkt in ihren Memoiren lebend des Prälaten und der Stadt.

[ocr errors]

Am 28. Dezember 1580 starb Gerhard von Groisbeck. Wenige Tage vor seinem Tode hatten ihm die Stände des Landes für drei Jahre die Auszahlung einer Summe von 6000 Gulden zuge, fagt, weil der Fürst seine Einkünfte und fein Vermögen zum Besten des Staates aufgeopfert hatte und ihm fein hinreichendes Auskommen übrig geblieben war. In der Domkirche wurde ihm ein schönes Grabmal erbaut, und eine lange Anschrift preist seine Talente, seine Beredsamkeit, Rechtlichkeit, Liebe zu seinen Unters thanen und Ueberlegenheit des Geißtes. (J. d. L.)

A fi e n.
Der Koran.
(Schluß.)

Im Jahre 1568 ging Wilhelm von Dranien, mit einem Heere von 20,000 Mann Fußvoll und 9000 Mann Reiterei bei Köln über den Rhein, bei Trier über die Mosel, näherte sich der Maas und schickte Abgefandie an die Lütticher Bürgermeister, um freien Durchzug durch ihr Gebiet nach den Niederlanden zu verlangen, wohin er sich begeben wollte, um den Tod der Grafen Egmont und Horn zu rechen. Das war aber nur eine Kriegslift, um. den Herzog von Alba zu täuschen, der bei Mastricht lagerte, denn ohne die Rückkehr feiner Abgeordneten zu erwarten, ging der Schweigsame" mit seinem Heer zwischen Masen und Stockhem durch eine Fuhrt über die Maas, jog auf Longern und Länich los und belagerte dieje leßtere Stadt, unter dem Vorwande, daß der Bischof die Spanier begünstige und feinen Unterthanen vers bôte, Dienste in Oraniens Heere zu nehmen; eigenlich geschah es aber nur in der Hoffnung auf eine unermeßliche Beute. Am 28. Oktober fam Oraniens Heer in der St. Walburgis: Vorstadt *an und lagerte sich auf denselben Höhen, wo gerade auf den Lag vor hundert Jahren die Burgunder gelagert und den Stadtheilgemeinem Enthusiasmus. Die Menge derer, welche an ihn glaubs von St. Lambert zerstört hatten. Doch diesmal kämpfte nicht der Bischof gegen sein Volk, und keine innere Unruhen hatten die Bürger entnervi und ihren Muth geschwächt; sogleich erhob fich die ganze Stadt und sammelte sich um ihren Fürsten, der fich als großen Feldherrn zeigte, denn Tag und Nacht ritt er auf den Willen umher, ordnete an, ermahnte, ermuthigte und half mit eigener Hand die Mauern ausbessern und die Breschen aus füllen. Alles wurde Soldat, die Domherren, die ganze Geistlichs feit, ja selbst die Frauen wollten Theil an den Beschwerden und : dem Ruhme ihrer Gatten und Brüder haben.

Die Stadt wurde zu gleicher Zeit von allen Seiten anges griffen, aber wo sich der Feind auch zeigte, überall traf er auf *) S. Nr. 131 deè Magazins.

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Medina, die volkreichßte Stadt der Landschaft Hidichas, lag im Herzen des Landes, wo Muhammed's Name gefeiert und feine Lehre durch Schüler, die vor ihn entflohen, ausgebreitet worden war. Mau empfing ibu hier als Propheten und Fürsten mit all,

ten, siärkte seine Ueberzeugung und fein Selbstvertrauen, und was vorher ein banges Flüstern des halb verzweifelnden Fanátiss mus gewesen seyn mochte, das erhielt jest den entschiedenen Lon der Gewißheit. Der Unglaube feiner Feinde erschien ihm jest uninniger und verdammenswürdiger, als jemals, und das Ergebnis mar das 47ste Kapitel des Korans, worin er allen Feins den des Glaubens offenen Vertilgungskrieg ankündigte. Von jes ner Zeit an wurde der Koran ein Gefeßbuch, und zwar ein mit Blut geschriebenes. Da es rein unmöglich ware, in den Grans sen dieses Artikels die bürgerlichen Einrichtungen Muhammed's auch nur furiorisch durchzugehen, so beschränken wir uns auf Hervorhebung der leitenden Umstände und der vorwaltenden Ger Annungen fener merkwürdigen Zeit.

Man durfte es von dem energischen Charakter des Propheten

erwarten, daß er, sobald er erß den Krieg als ein religiöses Prins aip erkannt hatte, auch die entschiedenßen Mittel ergreifen würde, ihn mit Erfolg zu führen; daher ist auch die bei weitem größere Zahl der in Medina geoffenbarten Suren diesem Gegenstande gewidmet. Alle die unerschöpflichen Hülfsquellen des göttlichen Beifalls und Mißfallens werden aufgeboten, um die glaubige Saar anzufeuern; aber der glühende Eifer, der Ale auf das Schlachtfeld trieb, konnte sie auf dem Feldzuge nicht unterhalten. Laufend Unkosten mußten bestritten werden; und da Muhammed felbft außer Stande war, sie zu bestreiten, nahm er zu frommen Contributionen und Anleihen ohne Zinsen seine Zuflucht. Jeber Glaubige, der das Schwert führen konnte, mußte kämpfen, und Jeder, der nicht bettelarm war, mußte Beiträge geben. Leute, die ihrer neuen Religion in behaglicher Ruhe sich erfreuen und die Be festigung und weitere Verbreitung derselben dem Allmächtigen übers laffen wollten, bezeichnete der Prophet als Feige und Scheinheilige.

Die anfängliche Bestürzung der Anhänger des Propheten über seine urplößlich veränderte religiöse Politik kann nicht beffer geschildert werden, als mit den folgenden Worten der 47ften Sure: ,,Sie starrten Dich an mit dem glanzlosen Blick eines Sterben den!" Es war aber nicht sowohl das neue System selbst, als fein großartiger Charakter, der erklärte Krieg gegen eine Welt, was ihnen Bestürzung einflößte; denn Kampf und Raub in fleis nerem Maßstabe hatten von jeher zu den liebsten Beschäftigungen des Arabers gehört. Auch für Beiträge zum Besten der Allges meinheit fühlten die schlichten Söhne der Wüste zum großen Theil keinen sonderlichen Beruf; ja, Einzelne derselben forderten in der Einfalt ihres Herzens wieder zurück, was sie hingegeben hatten, und es ist belustigend, zu sehen, mit welchem Unwillen der Prophet auf solche Beispiele groben Eigennußes hinweist.

Nach einer Reihe von kleinen vorbereitenden Kämpfen waren die Gläubigen so glücklich, eine reiche Karawane ju plündern und ein überlegenes Corps, das die Karawane beschüßen wollte, in die Flucht zu schlagen. Der Sieg war ihnen sauer geworden, und sie schrieben ihn dem Beistande von Engein zu. Es folgt nun eine Anekdote, die in den Annalen der Selbsttduschung laum ihres gleichen bat. Die Gefangenen waren ehemalige Verfolger des Propheten, und man durfte erwarten, daß er die von ihm felbst empfohlene Tugend der Rache jest ausüben würde; allein er entließ fie alle gegen Löfegeld. Bald darauf sprach er mit thrâs nenschwerem Blick die folgenden Zeilen und verkündete seinen Freuns den, daß sie und er selbst für ihre unzeitige Schonung beinahe von Allah vernichtet worden wären. ,,Der Prophet soll nicht Gefan, gene machen, bevor er die Ungläubigen von der Erde vertilgt hat."

Die Gefangeren hatten jedoch die Vergünstigung, vor der Execution Muselmanner zu werden. Dann heißt es wieder: Sage denen, die Dich verstoßen, daß ihnen vergeben werden soll, wenn sie Reue fühlen; erlauben sie sich aber neue Ucbertres tungen, so steht das Beispiel früherer Zeiten vor ihnen. Schlage fie, bis aller Widerstand aufhört; und alle Religion ist Goutes!"

Im folgenden Jahre erlitten die Gläubigen eine große Schlappe bei Dhud. Muhammed selbst wurde schwer verwunder und ware beinahe auf dem Plaze geblieben. diefes fatale Ers Unter den vielen einander widersprechenden Entschuldigungen, eigniß mit den Ansprüchen und Verheißungen des Propheten vers föhnen sollten, bemerkt der Leser doch au seiner Befriedigung, daß der Prophet nirgends eine bestimmte Zukunft verkünder. Er selbst scheint sich diese Niederlage als eine Prüfung der aufs richtigen Gesinnungen seiner Anhänger erklärt zu haben; aber fein Eifer, ihre Befürchtungen niederzuschlagen, jagt ihn, wenn er fie anredet, von einem Argumente zum anderen, und das Peinliche seiner Situation giebt sich in jedem Worte zu erkennen.

[ocr errors]

Die Niederlage bei Dhud war übrigens zum Glück die eins zige, welche das Heer der Moslimen erleiden mußte, und Muhams med's Energie und Klugheit verhüteten, daß sie üble Folgen nach fich sog. Kein Jahr verging ohne Besiegung oder freiwillige Unterwerfung eines feindlichen Stammes; auch erneuerten sich wieder Beispiele von verzeihender Großmuth. Nur Verrátberei und Wortbrüchigkeit verzich der Prophet niemals; und die ganze liche Niedermeselung eines jüdischen Stammes war ein fürcht bares Beispiel der Strenge, su der er sich bei solchen Gelegens beiten verbunden glaubte.

1

[ocr errors]

und nahmen jede Gelegenheit wahr, um für seine Feinde Vartei su ergreifen. Der Prophet macht seinem Unmuthe hierüber an vielen Stellen Luft;" aber in den der Zeit nach leßten Kapiteln des Korans (dem Sten und 9ten), welche in eine Periode fallen, als er schon jede Hoffnung aufgeben mußte, die Hartnäckigleit der Chriften und der Juden zu besiegen, wird die Brüderschaft jedes bibelgläubigen Volkes mit den Moslimen anerkannt Muhammed gestattet seinen Anhängern, mit den Kjafir's an einem Tifche su effen, und verwandelt das Gefeß der Vertilgung für sie in die bloße Verpflichtung, Kopffteuer au sahlen.

"

Wir kommen nun zu jenen merkwürdigen Suren, aus denen man am deutlichsten ersieht, daß, welches auch Muhammed's eigene Meinung von den Impulsen, denen er folgte, gewesen sen, dieje Impulse feinen tieferen oder heiligeren Ursprung hatten, als sein eigenes Hers. In Mella hatte er sich nur so viel Autos rität über feine Anhänger erlaubt, als die Pflicht des Religions, und Sittenlehrers ihm geben fonnte: aber fechs Jahre absoluter Gewalt und beßändigen Erfolges hatten diesen Ton umgestimmt. Jest bedeutet er seinen Anhangern schon, daß sie mit dem Pros pheten nicht so vertraulich reden sollen, wie mit ihres Gleichen; daß sie in seiner Gegenwart nicht zuerst ihre Stimmen erheben und nicht vor ihn treten sollen, wenn er allein und ungestört feyn will. Niemand darf ihn ungebeten besuchen, oder in seiner Gegenwart von alltäglichen Dingen reden; und endlich ist keine Widerrede erlaubt, wenn der Prophet seiyen Willen erklärt hat. Man ficht leicht, daß alle diese Anforderungen nothwendige Fols gen der höheren Stellung waren, die Muhammed seit längerer Zeit einnahm der schlichte Glaubens-Prediger hatte sich in einen geistlichen und weltlichen Oberherrn umgewandelt. Die 33ste Sure hat einen noch gröberen materiellen Charakter. Bei einem zufälligen Besuche war Muhammed von den Reizen der Gattin feines Freigelassenen Seid bezaubert worden. Der ihm sklavisch` ergebene ehemalige Diener schwankte keinen Augenblick zwischen feiner Neigung und der seines vergötterten Weisters. Sinab wurde von Seid geschieden und mit Muhammed vermählt. Da aber der Prophet den Seid furz vorher als Sohn adoptirt hatte, so galt die Ehe nach den bestehenden Gesezen der Araber für bluts chanderisch; allein dem Propheten machte dies keinen Skrupel; er hob das drgerliche Gejez auf, und die zweifelnden Gläubigen wurden durch einen Ausspruch Allah's, daß diese Handlung des Propheten feinen Ladel verdiene, beruhigt. Dies war aber noch nicht genug. Die Zahl der rechtmäßigen Frauen, mit welchen der Glaubige vorlieb nehmen sollte, war auf Vier angesetzt; nur der Prophet sollte von dieser Beschränkung frei seyn, und außers dem sicherte er seinen Harem vor den Gelüsten Anderer durch die göttliche Erkidrung, daß seine Frauen von sammtlichen Muselmannern als ihre Mutter geehrt werden sollten. Diese empörende Intervention des Himmels in seine häuslichen Anges legenheiten ging endlich so weit, daß zwei Frauen Muhammed's einen Verweis erhielten, weil sie aus edelm weiblichen Stolze einen Akt der Untreue, bei dem sie ihren Eheherrn überraschten, etwas heftig gerugt hatten!!

Es würde noch gut seyn, wenn die Wirkungen solcher mensch lichen Schwächen des Propheten auf seine Lebenszeit sich beschränkt hatten; aber die muselmannische Welt leider noch jezt unter einigen dieser Wirkungen. Muhammed hatte sich von seinem Liebs lingss Weibe Ajescha unter Umständen, die ihm großen Verdruß machten, scheiden lassen, als ihm plößlich (in der 24sten Sure) von oben eröffnet würde, daß Ajescha unschuldig sey. An diese willkommnene Eröffnung reihte sich sofort ein unerhörtes Gefeß: Reine achtungswürdige Frau foll fürderhin als ehelicher Untreue schuldig betrachtet werden, bevor wenigstens vier Zeugen gegen fie aufgetreten sind; und Jeder, der ihre Tugend ohne zureichens den Grund in Zweifel zieht, hat öffentliche Auspeitschung vers wirkt!" Welche Frau, die eines solchen Vergehens sich schuldig macht, wird bei der Ausführung so dumm seyn, daß vier Pers fonen gegen fie zeugen können? Ihr Verbrechen geschieht, wie natürlich, im Verborgenen; und der Verdacht ist nach Umständen ein nåßliches Substitut für die gefeßliche Strafe, die nur selten vollzogen werden kann. Die Peitschenhiebe der Anklager Ajes scha's mogen einen gar erbaulichen Beweis von der Unschuld diefer Frau abgegeben haben! Doch gestehen die Muselmanner selbst, man babe den giftigßten Anklager entwischen lassen, weil er ein Mann von Bedeutung und Einfluß gewesen sey: so unbegreifliche Widersprüche weiß der Fanatismus mit einander zu versöhnen!

In allen zu Meding diftirten Suren ist viel von Juden and Christen die Rede, und Muhammed's Betragen gegen die Ber Fenner beider Religionen zeigt zur Genüge, daß Feindseligkeit wim Allgemeinen nur insofern fein Gegenstand war, als seine Res Die Thatsache, zu deren Erzählung der Koran gleich nach ligions Meinungen ihn dazu aufforderten. Da er sich, zum Be dieser ärgerlichen Geschichte übergeht, beweist uns, daß Muham #weise seiner prophetischen Sendung, auf die Bibel alten und neuen med, obgleich er eine Zeitlang mehr Welts und Lebemann, als Teftamentes su berufen pflegte, so hatten ihn seine heidnischen Schwärmer zu seyn schien, doch noch unter der Herrschaft feiner Landsleute im Anfang für einen jüdischen oder christlichen Sel Einbildungen stand. Während ihres langwierigen Kampfes mit tirer gehalten. Obschon er aber in den biblischen Büchern die Mella war es den Gläubigen unmöglich gewesen, die heilige Basis seiner Lehre erkannte, so behauptete er doch, daß fie alles Wallfahrt nach der Kaaba zu_verrichten. Im fechßen Jahre fammt durch Menschenfaßungen verfälscht und entstellt fenen. Bes verkündete der Prophet eines Tages den Seinen, er habe im 15 fonders anstößig waren ihm verschiedene chriftliche Dogmen, gegen Traume die Versicherung erhalten, daß sie noch dieses Jahr den die er wiederholt und mit heftiger Polemit anlämpfte. Defto heiligen Tempet besuchen und alle vorgeschriebene Gebrauche höher schäßte er die chriftliche Sitenlehre; und es fann einem vollzieben würden. An dem fehlgefeßten Tage trat er wirklich. unparteiischen Beobachter nicht entgehen, daß alle feine Vorschrifnur von den Häuptern seiner Anbauger begleitet und ganz ohne Jesten bis auf die Periode, als seine Feinde ihn swangen, die Strenge andes Pentateuch zu üben, den milden Geist des Evangeliums athspiellofer Einfalt erwartete, daß Allah die Herzen feiner Feinde meten, wie er denn auch von Jefu Lehramt und persönlichem Charakter mit größter Hochachtung rebet. Bei den Juden toon Medina, die in Stadt und Umgebung fehr zahlreich waren, fand Muhammed lebhafte Oppofition. Sie spotteten öffentlich über feine Ansprüche, behandelten ihn mit persönlicher Geringsdagung

Wehr and Waffen, die gefährliche Reise an, indem er mit beis

umftimmen würde. Aber eine solche Lösung der Schwierigkeit wat ihm nicht zugedacht. Als der ligine Trupp Mella fich nd berte, tam eine Botschaft, die ihnen das weitere Vordringen furs und energisch untersagte, und der bestårse Prophet fab jest ein, daß er nicht bloß sich selbst und die Häupter, jewelche die

ihre ganze Größe, denn haben sie wohl an die Bedingungen ges dacht, die dazu gehören würden, sie wahr, zu machen? Die erste ware, daß unfer Land selbst feinem Untergang nahe stande, und daß es alle Kennzeichen eines fräben Siechthums an sich truge. Wollen wir das aber von unserem Lande denfen? Und dieser Tod des Staates wäre nicht genug; es ist nicht so leicht, wie man glaubt, die Welt von ihrer alten Leidenschaft für das Schöne au heilen. Dazu gehörte noch, daß Gott aus der Natur und dem Berouktfenn der Menschen verschwunden ware, wie ein Ende ist. Und wollen wir das von Gott denfen? D, wenn das Alles wahr ist, wenn alle Herzen leer flud, selbst von Sehnsucht und Verlangen, wenn es feinen inneren Gottesdienst mehr giebt, kein Vaterland, keine Heimath, leinen Heerd, leine Familie, fein Frankreich, ja, dann haben fle Recht, dann liegen Kunst und Poesie in einem und demselben Grabe mit dem Staat! Das moralisch Schöne ist nur ein Phantasma, und ihr alle, die ihr noch strebet, die Spuren davon aufzufinden, sen es durch den Pinsel, oder durch den Meißel, in Proja oder in Versen, thr Schriftsteller, Künstler, Bildhauer, Mater, ihr seyd die belhörtes sten der Menschen; auf ewig verirrt, ohne Hoffnung, wieder auf den rechten Weg au fommen, bleibt euch nichts übrig, als euch neben einander hinzuseßen, ohne noch auf etwas zu finnen, ohne irgend etwas su magen, denn das Leere läßt sich nicht malen, das Nichts nicht bauen, es giebt keine Poesie von Eimas, das nicht ist, und der bloße Tod vermag in seinem Grabe nicht eins mal einen Traum zu erzeugen. Wenn dagegen alles eben Ges sagte falich, wenn es nicht wahr ist, daß die Gesellschaft gefors ben, welche frevelhafte Annahme wäre dies auch!-- wenn es unwahr, daß Gott die Welt verlassen, dann ist Alles gerettet; das Unendliche bleibt uns, und was brauchen wir weiter? Nicht finnlos find dann die, welche unter uns die Religion der Schön. heit zu pflegen suchen, sondern die ewige Vernunft haben sie für fich. Last uns also nicht so schnell an der Zukunft verzweifeln. Wenn das Leben uns entflieht, so wollen wir es doch nicht lästern. Vor Allem aber wollen wir nicht die Neugeborenen in ihrer Wiege schon um das ihrige bringen. Man lasse sie heranwachsen, und sie werden ausführen, was wir nicht vermochten!

seganje moralische Kraft feiner Partei bilbeten, getäuscht, fondern fie auch durch seine Leichtgläubigkeit in dringende Gefahr gebracht hatte. Nichts wdre fähig gewesen, Muhammed's Partei und Religion vor gänzlicher Bernichtung zu bewahren, hatte nicht eine ˇjener conventionellen Einrichtungen bestanden, denen man bisweilen unter barbarischen Völkern begegnet, und deren Kraft weben so groß ist, als ihre Bedeutungslosigkeit, als ob, vermöge eines dunkeln fozialen Instinktes, da, wo man dem Verftande wes nig anmuthen fann, die blindeße Ergebenheit von dem Gefühl verlangt wurde. In dem Chavs der Anarchie und inneren Berserießter sich aus dem Tempel entfernt, wenn der Gottesdienst zu rüttung, welches die Arabische Halbinsel immer darbot, waren feit undenklicher Zeit vier Monate des Jahres einer allgemeinen Waffenruhe geheiligt, und fämmtliche Arabische Sidmme jorgien mit großer Emsgleit dafür, daß diese Sitte aufrecht erhalten wurde. Für den heiligsten dieser vier Monate galt aber derjenige, in welchem die Pilgerfahrt vor sich ging; und jede persönliche › Gewaltthätigkeit mußte in den Umgebungen der heiligen Stadt, denen Muhammed jeßt sich gendheri hatte, noch verbrecherijcher seyn, als anderweitige. Dennoch fühlten die Bewohner von Mekka eine Versuchung, der sie kaum widerstehen konnien; und wir wissen aus dem Folgenden, daß man dieser für seine Feinde fo günstigen Situation Muhammed's auf beiden Seiten sich bewußt war. Es kam zu einem Vertrage, in welchem der Pros phet seinen erbittertsten Feinden, unter der Bedingung, daß sie ihm die jährliche Wallfahrt erlaubten, den Frieden bewilligte; doch sollten die Koraischiten ihre Stadt verlassen, sobald er mit den Seinen herannażen würde. Im folgenden Jahre wurde der Vertrag von beiden Seiten beobachtet, und die Moslimen hatten die Freude, den lange verschobenen Ritus an dem heiligen Orie wieder vollziehen zu können. Bald darauf erklärte Muhammed feinen Vertrag mit den Koraishiten wieder für ungültig, weil sle gegen einen mit den Gläubigen alliirten Stamm feindselig vers fahren hatten, und befahl im 9ten Kapitel des Korans, daß nach Jahresfrist kein Ungläubiger mehr der Kaaba sich nähern sollte. Die Sure wurde sofort an die Koraishiten gesandt, und der Prophet folgte mit einem Heere von 10,000 Mann. Jeßt war die Lage beider Theile gerade das Gegentheil von dem, was sie früher gewefen. Den zum Widerstande nicht vorbereiteten Koraifchiten blieb kein anderer Ausweg, als Unterwerfung, und Ebu Sofian, der entschiedenste Feind des Propheten, empfing ihn mit den Schlüffeln der Stadt. Was nun folgt, ist der wahre Prüfstein des Charakters Muhammed's. Seine bittersten Lästerer, seine uns verföhnlichen Feinde waren ihm preisgegeben, und er verzich ihnen! Diejenigen, die keinen Beruf fühlten, zum Islam übers augehen, konnten sich jeden Aufenthalt suchen, der ihnen behagte. Schon oberflächliche Betrachtung zeigt uns, daß Muham med's Lehre mit den gewöhnlichen Argumenten der Kritik weder vertheidigt, noch bekämpft werden kann. Weder die vollkommene Ueberzeugung des Stifters und seiner Beitgenossen, noch die bewundernswürdig raschen und ausgedehnten Eroberungen der Nachfolger Muhammed's können als Beweise dafür gelten, daß `er wirklich ein gotbegeisterter Seher `gewesen sey. Ein eben so unbedingter und, in den ersten Zeiten wenigstens, umfassender Glaube ist in verschiedenen Zeiträumen auch anderen Lehrmeis nungen, die von Abgeschmacktheiten wimmelten, zu Theil ges worden; und eben fo glückliche, ungeheuer ausgedehnte Erobes rungen, wie die der Chalifen waren, hat mancher Weitstürmer mit seiner irdischen Kraft und Klugheit, ohne allen religiójen Impuls, ausgeführt. Auf der anderen Seite würden uns aber die menschlichen Schwächen Muhammed's und die Unvollkoms menheiten seiner Lehre noch keine zuverlässige Waffen gegen den Islam in die Hand geben. Der eingestandene Zweck und die Grundlehren dieser Religion waren doch unendlich besser, als das Heidenthum, in dessen Schoße sie crwuchs; und wenn wir z. B. ans nehmen, daß David unter besonderer gönlicher Leitung gestanden habe, so dürfen wir dhnliche Ansprüche der großen Volksbildner anderer Länder nicht geradezu abweisen.

Was man aber auch von Muhammed's Prophetenthum denken möge: immer werden die großen Eigenschaften, die er als Mensch entwickelt hat, gerechte Anerkennung verdienen. Diese Eigens fchaften, die der Prophet aus Mella mit den Unsterblichen aller Zeiten und Volker theilt, waren: Freiheit von den Vorurtheilen feines Jahrhunderts und Vaterlandes unerschütterliche Auss dauer in einer für heilig erkannten Sache und die Gabe des entschiedenßten Einflusses auf Seißt und Gemüth der ihn umges benden Menschheit.

Frankreich.

Edgar Quinet über das Wesen der Kunst.
3weiter Artifel

An den Resultaten unseres ersten Artikels festhaltend, können wir nun die in unseren Lagen fo oft aufgeworfene feltfame Frage beantworten:,,Ist die Kunkt dahin? ist es mit der Poefte zu Ende ?" Es giebt Leute genug, welche in die Welt hineinschreiben und verkünden, es sen um beide geschehen. Wie? die Poesie und die Kunst wären todt! Gomis, eine große Nachricht, nicht geringer *als die Botschaft vom Tode eines der Fürsten oder Könige der Erde, denn die Kunst kann sich, was ihren Stammbaum betrifft, wohl mit jedem von ihnen messen. Und wer hat denn ihr Leis denbegangniß gesehen, wer ihm beigewohnt? Waren es Göthe und Schiller, Chateaubriand und Byron, die sie zu Grabe ge tragen? Die Verkünder dieser Botschaft begreifen schwerlich

Doch nehmen wir den Faden wieder auf. Wenu alle Känsts ler der Menschheit nach einem gleichen Ziele Freben, so ist dieje Gemeinschaft ganz besonders sichtbar bei denen, welche einer and derfelben Bildungs Epoche angehören. Welcher Unterschied auch in der Verfahrungsweise, in den Werkzeugen, in den Ausfüh rungsmitteln obwalten mag, Alle nehmen sich in einer und dersels ben Zeit ein und dasselbe Vorbild zur Nachahmung. Man vers lange bier feine Definirung der abstrakten und höchsten Schöns heit; um diese zu liefern, müßte uns erst die der Unendlichkeit, des Absoluten, der höchsten Wahrheit gegeben werden. So viel aber ist gewiß, daß das Künstler Ideal feine in den philosophischen Schulen entstandene Abstraction ist, sondern ein lebendiges Dogma, ein Strahl der allgemeinen Offenbarung, ein Gegenstand des Glaubens, eine von den Vorfahren geerbie Ueberlieferung, welche durch die Freiheit der Kunst verbessert, verschöneri oder entstellt wird. Mit einem Wort, der Kultus, die Volksreligion, das ist die sichtbare Form dieses unsichtbaren Vorbildes. Um diese Wahrheit faßlicher zu machen, laßt uns ein Beispiel wählen, nicht aus dem Alterthum, sons dern aus den uns umgebenden Denkmälern. Wir wollen in Gedanken einen Dom vor uns aufbauen. Eine unzählige Menge von Künstlern hat zu feiner Vollendung mitgewirkt. Alle haben, ohne sich ges genseitig zu kennen, mit verschiedenen Mitteln eine und dieselbe Idee ausgedrückt. Die erste Kunst, die, auf welche sich alle ans dere stúßen, ist die Architektur. Welchen Charakter hat fiet Dies gewaltige Schiff mit seinen beiden Seitenkapellen, in Form eines Streuzes, den Leichnam Chrifti im Grabe vorstellend, dieses Mosterium, dies Halbdunkel, dieser Haupuhurm, der, ein Bild der geistigen Macht, zu den Wolken emporstrebt, das ist doch wohl ein Gebäude des Geistes, nicht des Fleisches? Doch laßt uns näher geben. Der Baumeister hat nicht Alles daran gethan. Statuen bewohnen diese Nischen, eine für dies Monument geborene freinerne Bevdikerung. Der in den Gewölben und Pfeilern auss geprägte Gedanke seigt sich sichtbar wieder in den Zügen, der Haltung, ja selbst in dem Faltenwurf der Kleidung dieser Perso nen. Könige, Bischöfe, Kaiser, ewig in ihren steinernen Büchern lefend und alle von gleichem Geißte strahlend. Welche Kafeiang! weiche Demuth! welche Ascetil! Eine einzige Seele ahmet in den Formen der bildenden und der Bau-Kunst. Noch nicht ges snug. Die Wohnung des Unsichtbaren ist nicht nur das Wert von Baumeistern und Bildhauern; auch die Maler haben mit Hand angelegt. Der Dom ist im Innern mit Fresten des 13ten und 14ten Jahrhunderts bedeckt. Wir finden da die Glasmalereien des Nordens, oder die Mojail der Byzantiner, oder auch die Ge målde eines Giotto, Buffalma:cio, Orcagna und Fiesole, wie in den Kirchen von Toskana. Auch hierin welcher Kuitus des Leis dens auf Golgatha! welche Herrschaft des Geistes!, melches Abs freifen des Stoffe und des Körpers! Weiter im Reiche der Geister vorzubringen, scheint nicht möglich, und doch ist das Wunder noch lange nicht vollendet. Die Kathedrale ist tumm, fle muß noch sprechen, die Musie mus den anderen Känken bie Krone auffeßen. Gejange ertönen in den schweigenden Gewöls ben, und welche? Der Gregorianische Lobgesang, das Dies irae, das Te Deum, und der Ausdruck diefer liturgiichen Melodicen harmonirt so au dem des ganzen Denkmals, daß man glauben foltre, diese Gefange ertönten von den Lippen der Statuen und all der vielen Figuren auf den Glasmalereien und Fresten, gleic

[ocr errors]

einem großen Chor überirdischer Wefen. So wahr ist es, daß / ein und dasselbe unsichtbare Vorbild all den Künstlern vorges schwebt hat, die dies Ganze ins Leben gerufen, den Baumeistern, Bildhauern, Matern und Tondichtern, und dieses Vorbild ist Christus selbst.

Was soll hiermit gesagt seyn? Sollte dies Alles bloß auf einen Augenblick zur Kurzweil dienen? Nichts weniger; bewiesen #follte hierdurch werden, daß die Religion das Ideal ist, welches eine ganze Civilisations Epoche beherrscht, daß sie es ist, die allen Kungen einer und derfelben gesellschaftlichen Bildung die Fami: liens Aehnlichkeit und Bundesgenossenschaft verleiht, so daß man gewissermaßen, wenn eine davon bekannt ware, alle andere daraus finden könnte. Dies führt zu dem allgemeinen Gesez, daß die Revolutionen in den Künsten von den religiösen Umwis zungen abhängen. Will man also wissen, in wie viel Perioden die Geschichte der Kunst zerfällt, so muß man zusehen, wie viel Perios den es in der Geschichte der Religionen giebt, und man wird die Antwort haben. So oft die Gestalt gewechselt hat, unter der sich der Mensch die Idee Gottes vorgestellt, eben so oft hat auch sein Ideal in den Werken der Nachahmung sich geändert. Und die Hauptepochen in der Entwickelung der Religionen werden uns nicht allein die Phasen der Umwälzungen in den Künsten bezeichnen, sondern auch die Beschaffenheit einer jeden derselben kennen tehren.

Vor Allem muß jedoch auf den Unterschied zwischen Glauben und Poesie, Kultus und Kunft aufmerksam gemacht werden. Die testere, indem sie durch fasli he Formen die Idee Gottes vers finnlicht, wie dieselbe von den Völkern gedacht oder von der Ueberlieferung empfangen ist, muß diese Idee unvermeidlich vers andern und umgestalten. Zuerst begnügt sie sich damit, die von dem Priesterthum geheiligten Typen nachzubilden. Sie nimmt Mauf diese Weise gewissermaßen an der Liturgie Theil." "Keine Freiheit, teine Erfindung in der Wahl oder in der Form der dargestellten Gegenstände, und je fester der Glaube, defto unters thaniger der Künstler. Nach und nach jedoch tritt die Einbildungs, Praft an die Stelle der Gewohnheit. Die Formen vervollkommns. nen fich, fie gewinnen mehr Freiheit. Der individuelle Genius schafft sich im Heiligthume selbst einen eigenen Glauben; er dndert und erlaubt sich Neuerungen nach seinem Guidünken; er folgt nicht mehr der Bahn der Vorfahren, sondern der, die er felbft fic bricht, so daß man wohl behaupten fann, die Kunst fchreite nur auf Kostén der Ueberlieferung fort, und aus dem Kultus zwar hervorgegangen, aber zur Keßerei sich hinneigend, aiele fie selbst auf Vernichtung ihres Ursprungs.

wo nicht der Götter selbst. - Mit einem Wort, die ganze Slulptur ist eine Apotheose. Ats heidnische Kunft, wird sie auch im Heis denthum ihre ganze Höhe erreichen.

Bei den Römern, wo die Religion in gewiffer Hinsicht dies felbe' war, "wie bei den Griechen, schien auch die Kunst dies felbe zu feyn. Aber mit dem Jdeal war auch sie gesunken. An die Stelle der Mensch Anbetung auf dem Olympus hatten fle den Kultus der politischen Stadt gefeßt. Auch waren die Künste, in denen sie sich als wirkliche Erfinder zeigten, solche, die zur Verschönerung der Stadt dienten, nicht Statuen und Tempel, sondern Thore, Straßen, Triumphbögen und andere Denkmåter, welche die Apotheose der Stadt bezeichneten und aus Rom die ewige Stadt oder die Wohnung der Erdengötter machten.

Mit dem Christenthum war eine neue religiose Revolution vollbracht, und aus dieser Revolution entsprang eine andere in den Künften; ja, slie erzeugte gewissermaßen eine ganz neue Kunst. Die Menschheit, bis dahin von den Griechen apotheosirt, entjagt im Angesicht des Schöpfers; fie prunkt nicht mehr mit Jupiters Zügen. Das heidnische Sinnenthum wird verworfen, das Kreuz ist das Symbol dieses neuen Jdealismus, und eine minder finns liche Kunst, denn sie bezieht sich nur auf den Sinn des Auges, wird vorzugsweise die der christlichen Zeiten: die Malerei. Was bleibt in ihr von der Apotheose des Menschen? Die Personen erscheinen nicht mehr erhöht auf einem Piedestal, das fich über die ganze sichtbare Welt emporhebt. Sie leben nicht in ewiger unerschütterlichkeit, nicht in der himmlischen Ruhe des Empyreums. Im Gegentheil, fie find tie Beute aller Leidens schaften des irdischen Lebens, umgeben von allen Einzelheiten der Zeit und des Dris, so treu fie sich nur wiedergeben lassen; der Mensch wird nicht mehr abstrakt betrachtet, sondern als ein ber stimmter Mensch in einem besonderen Moment. Daher fällt in das Gebiet dieser Kunst Alles, was dazu dient, den indivis duellen Charakter zu bezeichnen: Kostüm, Farbe, Ton der Ges genstände, und so hat die göttliche und menschliche Person, nach, dem sie vom Christenthum geheiligt worden, bei den Neueren das Reich der Malerei begründet. (Schluß folgt.)

Mannigfaltiges.

Zwei neue Englische Schauspiele. Das Englische Drama, das in unserer Zeit fast noch mehr heruntergekommen war, als das Deutsche, scheint sich regeneriren zu wollen. Wenigs stens wird aus London berichtet, daß in jeder der beiden lehten Wochen ein neues Schauspiel, das eine von Edw. Lytton Bulwer und das andere von Sheridan Knowles, mit außerordentlichem Beifall und, wie es scheint, auch mit nachhaltigem Erfolg aufge führt worden sey. Bulwer sowohl als Sheridan Knowles haben sich in der leßten Zeit vorzugsweise der Bühne zugewandt, und mit jedem neuen Stücke scheint ihre Popularität zu steigen. Der ,,Sees Capitain" oder,,das Geburtsrecht", von Bulwer, spielt in der Zeit der Elisabeth und hat einen ähnlichen Stoff wie Richard Savage", nämlich einen Sohn zum Gegenstand, der feine Mutter sucht und den seine Liebe zu der ihm unbekannten Mutter in die unglücklichsten Konflikte bringt. Da jedoch dramas tische Stoffe mit einem tragischen Ausgang in England jezt so nimmt auch der See:Capitain Nors

Die erste Religions Epoche nun beginnt im Orient mit der politischen Geschichte der Völker von Hoch: Asien: sinnlicher Pantheismus, materielle Unendlichkeit, Naturdienst, Kultus des Gott All, der Schöpfung, welche noch nicht die Oberherrlichkeit des Menschen erfahren hat. Durch welche Art sichtbarer Kunst wird diese Religionsform wohl darstellbar senn? Es wäre, dafür eine Kunst zu entdecken, die sich bis zu einer gewissen Vollkom menheit zu erheben vermöchte, ohne daß die Gestalt des Menschen ihr Gepräge darauf zurückließt. Giebt es eine solche? Ja, eine einzige, die Baukunft. Gewiß, weder die Säulen, noch die Gies bel, noch die Hallen find nach dem Muster der menschlichen Ges ftalt gebildet. Die Kapitale können wohl an aufblühende Palm; baume und Bärenklau erinnern, die Obelisken an die Granits verpónt zu feyninticheres Ende als Richard Savage. Nicht fpigen des Thals von Aegypten; aber in allen diesen Dingen ist man ein es die Natur allein, die geologische oder vegetabilische, welche minder fröhlich schließt das neue Dráma von Sheridan Knowles, dem Künstler fist; nicht die Menschheit, die in diesen Werken welches, Liebe" heißt, gewiß eine feltfame Benennung, da noch fehlt. Hierzu kommt, daß unter allen Künsten die Archie füglich jedem Schaus, Trauers und Lustspiele in der Welt tektur diejenige ist, welche sich am meisten für den Geift einer beigelegt werden könnte. Indessen hat sich doch Herr Sheridan in Raften getheilten Gesellschaft eignet. Sie ist meist das Werk Knowles in jenem Stücke die Verherrlichung der Liebe zur bes mehrerer Generationen, nicht das eines Einzelnen. Ein ganzes fonderen Aufgabe gemacht. Es ist die Liebe eines Leibeigenen zu Volk legt Hand an den Bau der Pyramiden, und Niemand läßt einer Herzogs, Tochter, die jenem den höchsten Adel der Seele feinen Namen darauf zurück. Aus diesem doppelten Grande, der und dieser die Gewalt über sich verleiht, ihren Stolz zu bes in der religiösen und politischen Verfassung wurzelt, wird der zwingen. Das Stück spielt in Deutschland und zwar zu einer Geist des Drients von der Baulunst repräsentirt. Im Orient Zeit, wo die Ritter und Turniere noch im höchsten Flor waren, zuerst erreicht diefe Kunst, vor allen anderen, einen Grad der am Hofe eines Herzogs von Kärnthen. Herr Sheridan Knowles Erhabenheit, der noch gestern erst die Französische Armee unter läßt darin eine selbstregierende Deutsche Kaiserin auftreten, eine den Ruinen von Theben zur lautesten Bewunderung hinrif. Kaiferin Jungfrau, wie es jeßt eine Königin Jungfrau in Engs land giebt. Man sieht, daß Herr. Sheridan Knowles auch darin seinem großen Vorbilde Shakespeare nachahmt, daß er sich bluts wenig um die ausländische Geschichte kümmert.

[ocr errors]

Komprimirter Torf. Die Literary Gazette pom 9. November berichtet Wunderdinge über diefes neuentdeckte Sure rogat der Steinkohlen. Die Maschine, die Lord Willoughby de Eresby zur Komprimirung des Torfes hat herstellen lassen, liefert ein so vorzügliches Resultat, daßurch gewonnenen Torf fondern fie auch in

Steinkohlen den echten nicht bloß

Die zweite Revolution in der Geschichte der Religion brach in Griechenland aus. Hier war es, wo die Menschheit zum ers ftenmal fich selbst anbetele. Welche Kunst wird aus dieser neuen Phase der Idee Gottes entspringen? Wer wird es feyn, der die Apotheose des Geschöpfs unternimmt und die Menschheit auf das Piedestal stellt? Wer anders als der Bildhauer? Dies also ist Griechenlands Kunst, ihm gehört fie eigentlich an, und aus dies fem Ursprunge entstehen auch die Hauptgefege für sie. Wenn die Bildhauerkunst, ihrem Wesen nach, die Apotheose des Mens "fchen ist, wenn sie das Menschengeschlecht darstellt, welches den einem Stücke noch übertreffen. Die echte Kohle ist nämlich nicht Olymp sum Piedestal genommen, folgt daraus nicht nothwendig, ganz frei von Schwefel, und dieser ist namentlich bei der Fabris daß sie ihr Modell vergöttlichen, daß fie es von allem Veränder cation des Stabis sehr nachtheilig. Nun machen die Herren lichen, Ephemeren, Sterblichen entfleiden mußt Dhne Zwetsch Phily Fund Whicker, Eigenthümer der berühmten Stahlwaaren, Es muß allen Wechseln von Beit und Ort enthoben seyn, oder, Fabril von Savigny und Comp. in London, bekannt, daß die mit mit anderen Worten, bie Slutptur hat den reinen abftratten Mens Hülfe des komprimirten Torfes hergestellten Fabrikate alle früber schen darzustellen. Sie wird ihn in das Göttliche hüllen, wie in mit Steinkohlen bearbeiteten bei weitem übertreffen. So viel uns einen Mantel. Sie wird mehr den Geist eines ganzen Lebens, bekannt ist, hat die Kompreffions Methode des Lord Willoughby als einen besonderen Moment beffelben auszudrücken fuchen. Der de Cresby auch bereits in Deutschland Eingang gefunden. - Falls Gegenstand ihrer Nachahmung ist der idealisirte Mensch, der in fie fich, wie es den Anschein bat, bewahrt, so möchte diese En feinem Stolz fchon den Olympischen Trant gelofter. Sie bedarffindung für unser Vaterland noch viel wichtiger seyn, als får für ihre Darstellungen mindestens der Versonen von Halbgöttern, England selbst, das ja so reich an trefflichen Steinkohlen ist.

[ocr errors][merged small][merged small]

M a ġ a z in
g

für die

Beiblatt der Aug. Dr. Staats-
Zeitung in Berlin in der
Expedition (Friedrichs-Straße
Nr. 72); in der Provinz so
wie im Auslande bei den
Bobubbl Post - Aemtern.

Literatur des

tur des Auslandes.

Berlin, Freitag den 22. November

A egypten.

Ueber den Weinbau, das Weinpressen und das Aufbe-
wahren des Weins bei den alten Aegyptern.
Bom General Lieutenant von Minutoli.
(Hierbei eine lithographirte Tafel.)

1

Daß der Weinbau in verschiedenen Provinzen des alten Aegyptens betrieben ward, geht theils aus mehreren bildlichen Darstellungen hervor, die man auf den Denkmälern dieses Landes findet, (namentlich in den. Grabesgrotten zu 3lithia, dem beus tigen Eleids, su Theben und den in der Nähe der großen Pyramiden gelegenen, in welchen man Weingarten, die Weins lese, das Auspressen der Trauben, das Aufbewahren des Mostes c. abgebildet sieht) theils ist dies aus mehreren Stellen der alten So baute man nach Diodor und Klaffiter zu ersehen. Athendus die Weinrebe in mehreren Nomen dieses merkwürs digen Landes an, und nach diesem leßten Schriftsteller soll der erste Weinstock in Aegypten bei Plinthina gepflanzt worden fenn. Aibendus läßt sich nämlich folgendermaßen über den in diesem Es giebt Wein von mehreren Lande gewonnenen Wein aus: Sorten, die fich durch den Geschmack und durch die Farbe unters der von Koptos in der Thebaide ist z. B. so scheiden, leicht und verdaulich, daß man ihn selbst den Fieberkranken zu trinken erlaubt." Strabo 17. spricht dagegen von dem Weine, der in Arsinoi, dem jeßigen Fayoum, wächst, und andere Schriftsteller wiederum von dem, der in der Gegend von Mendes und von Alexandrien gewonnen wird. behauptet, indem er die Umgegend dieser legten Stadt aus eigener Anschauung beschreibt, daß guter Wein daselbst wachse, und daß besonders der Mareotische, wenn er umgefüllt wurde, fich sehr lange erhalten jolle. Athendus sagt ebenfalls:,,Der Mareotische ist ein herrlicher weißer Wein von mürzigem Geruche, der den harn treibt und den Kopf nicht einnimmt; allein der jenige, der auf der Landenge zwischen dem Meere und dem See lind darf wächst und den man den Tainotischen nennt, ist von noch vorzüglicherer Güte und von dunkelgelber Farbe." man den Worten des Horas Glauben beimessen, so genoß Kleopatra zuweilen des Weines aus der Umgegend des Mareotis im Ueberflusse.

Strabo

Plinius theilt uns von den Aegyptischen Weinen Folgendes mit:,, Der Sebenitische (Wein) wird aus folgenden drei Sorten von Trauben verfertigt: aus den Thacifchen, denen Auch Virgil spricht von von Aethalos und von euce." dem Thacischen Weine, der im leichten Boden am besten gedeihe.

Daß der Weinbau in Aegypten noch auf anderen Punkten, fo wie in mehreren angränzenden Ländern, betrieben wurde, geht ebenfalls aus dem Strabo und dem Lucan hervor. Nach ersterem Klassiler war der Libniche, den man mit Meerwasser zu vers mischen pflegte, in schlechtem Rufe und besonders der von Antis phrae verspotter; Lucan erzählt uns, indem er ein Nachtmahl des Edjar und der Kleopatra beschreibt:,,daß man ihnen auf goldenen Schüsseln alle Götter Aegyptens, sowohl vierfüßige (Thiere ndmlich) als auch Flügelwert, auftifchte und ihnen in mit Edelsteinen verzierten Gefdßen nicht Mareotifchen, sondern den edlen Wein, den Meroe in der furzen Zeit von wenig Jahren unter dem Einflusse der Sonne reifen sieht, die brennend genug ist, um selbst den Falerner zu verderben, einschenkte."

Das damals in Meroe Wein wuchs und vielleicht jeßt noch wächst, ist um so weniger zu bezweifeln, als der Portus giesische Reisende Alvarez zu seiner Zeit Wein in Habyssinien hat preffen sehen, welches Land doch noch füdlicher als Meroe Liegt, und nach Ibn Selim im Distrikt von Sefdikal Wein wacht, auch im Süden von Dongola, gegen Aloa hin, die Bahl der fruchtbaren Felder und Weinberge doppelt so groß fenn foll, als in jenem Landstriche.") Dies stimmt zwar nicht mit Shaw's, Humboldt's und Whewell's) Ansichten überein, welche der Meinung find, daß der Weinstock in fo

*) Siehe Burkhard's Travels etc. Tom. 111. p. 496.4

1839.

dürren und brennenden Breitengraden schwerlich gedeihen könne;
indem der leßtere Gelehrte gradezu behauptet, daß der Weins
Rod nur zwischen den Breitengraden fortkomme, deren, mitts
lere Temperatur 8-14° Reaumur betrüge, daß folglich die
sum eigentlichen Nußen verwendbare Kultur des Weinstocks,
auf beiden Hemisphären, sich kaum bis zum 30ften Grad der
Breite nabere, einige Berge und Inseln jedoch ausgenommen,
als zum Beispiel Teneriffa und Ferro, deren mittlere Tems
peratur 18 beträgt, wo man indeffen zwar einige Weinstöcke
in den Garten, aber feinen eigentlichen Weinbau antrifft.*)
Der Französische Reisende Pacho sah bei Natroan in der
Pentelita nahe am Meeresufer Weinstöcke zwischen den
hält; vielleicht stammen sie aber auch von den später eingewans
Felfenfpißen, die er für Ueberbleibsel aus der Griechischen Zeit.
derten Römern her. **)

3u welcher Zeit übrigens der Weinbau in Aegypten eingeführt ward, hat man bisher nicht mit Bestimmtheit zu ers mitteln vermocht. Diodor versteigt sich hierbei bis in die Fas belzeit hinauf, indem er geradezu behauptet, daß Osiris die Kunst, den Wein zu bereiten, in jenem Lande eingeführt habe. Aehnliche Sagen haben sich ebenfalls über den Anbau des Weins stocks und der Anfertigung des Weins in anderen Ländern vers breitet; denn so behauptet z. B. Arhendus, daß Orestes, Sohn des Deutalion, den Weinstock zuerst in Sicilien, Saturnus auf Kreta, der König Gerion in Spanien, Bacchus in Indien, und andere Schriftsteller, daß der Altvater Noah denselben in Syrien auerft angepflanzt haben soll. Der Wein sen eine Gabe Gottes, fagen Andere, den er dem Menschen, zum Troste nach der Sünd fluth, ertheilt habe.

Daß der Genuß des Weins und anderer gegorener Getränke den Aegyptern erlaubt war, ersehen wir unter Anderen aus dem Ameshion: nach dem Herodot und dem Porphirius, erhiel ten die Priester täglich, nächst Rinds und Gänseßleisch, noch eine Portion Traubenwein (im Gegensatz von Obst und Gersten: wein oder Bier, das aus Gerste angefertigt ward und statt des Hopfens einen Zusaz von Wolfsbohnen oder bitteren Wurzeln gen Gebrauchen enthalten, und nur in gewissen Tempeln und bei erhielt); allein fie mußten sich dessen, wie die Juden, bei den heili befonderen religiösen Feierlichkeiten pflegten fie das den Göttern aum Opfer dargebrachte Fleisch auf den Altaren mit Wein zu bes gießen; denn im Tempel von Heliopolis 3. B. waren ähnliche des Weins sehr bedeutend gewesen seyn. Nach dem Diodor Libationen verboten. Deffenungeachtet soll aber der Verbrauch durften die Könige nur ein bestimmtes Maaß davon trinken; allein fie überschritten nicht selten dies Gefeß, wie uns dies unter Ans derem von Mycerin und Amasis kund geworden ist. Daß die anderen Kasten ebenfalls dergleichen Erzeffe zu begehen pflegten, ersehen wir aus der Darstellung auf beiliegender Tafel Fig. 16 und 17, die aus einer Grabesgrotte zu Benis Hassan entnom men ist; denn hier erblickt man zwei betrunkene Aegypter, die von ihren Dienern nach Haufe getragen werden. Juvenal läßt sich in Sat. XV. 45. folgendermaßen über die Bewohner von Sed luxuria Barbara famoso non cedit turba Canopo etc. Ombos aus:

[ocr errors]

Plutarch ift der Meinung, daß den Beherrschern Aegyps ten's die Erlaubniß, Wein zu trinken, erst unter der Regierung des Pfammetich eingerdumt worden, und Paw, daß diefer und standen, ihren Weinbedarf von diesem Volle über Naukratis Amasis, die Beide mit den Griechen in genauerem Verkehr bezogen hatten. Er beschuldigt den Athendus des Irrthums,

Aus den obigen Angaben scheint hervorzugehen, daß entweder einige Pflanzenarten in verschiedenen Landern ihre Heimath haben oder durch die Kultur unseren Klimaten angeeignet worden sind; denn so fanden. B. d'Urville, Forster und Brongniart an der Küste von Patas gonien und auf den Falklandsinseln Pflanzen, die mit den unsrigen identisch waren.

**) Der Weinstock wird bekanntlich sehr alt und stark, so daß man ihn nach Plinius Lib. XIV. e. 1. zu den Baumen sählte. (,, Vites jure apud priscos magnitudine quoque inter arbores numerabantur.") Man erblickt in der Stadt Povulonium", fagt er daselbst ferner, eine Bildfaute des Jupiter, Die aus einem einzigen Stück Rebhols angefertigt ist und dennoch keine Spur von Berwefung an fich trägt. Zu Metapont war der Tempel der Juno auf Sauten von ähnlichem Holse genügt und eben so war der Dachstuhl des Tempels der Diana in Evhesus aus Cyprischem Rebhols angefertigt, welches ebenfalls fich unzerstört zeigte. Ja, Strabo, behauptet, daß man su Mar

nicht umspannen fonnten. In fetnem Werke, betitelt: Astronomy and general Physics. Lon- giana Weinstöcke angetroffen habe, die so stark waren, daß zwei Menschen fie

[graphic]

don,

1835.

« ForrigeFortsæt »