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ten, in tiefen Schlaf ve:finkt. Dann fliegen die Geißter mit lautem Gelächter davon.)

Dasselbe Zimmer Segeliel's.

Segeliel im Lehnstuhle in tiefen Schlummer versunken; vor ihm herabger brannte Lichter. Der Geist des Mittags und der Geißt der Mitternacht begegnen sich über seinem Haupte.

Erfterer. It's ein lebendiger oder ein todter Leichnam, den Du mir hier übergiebft?

Leßterer. Ein lebender und tobter zugleich: Er ist unser Mitbruder, aber in einer Todten › Hülle.

Ersterer. Wovon lebt er denn?
Lesterer. Von Liebe.

Ersterer. Und woran stirbt_er?

Lesterer. An Liebe.... Er liebt Alles in dieser Welt; aber er liebt auch den Lucifer.... Ein wunderbares Wesen! Liebe und Mitleid für die Menschen stürzen ihn zum ewigen Abgrunde hinab. Der Unglückselige, gequdit vom Unglücke der Menschen, murrt gegen die Gnade des Schöpfers und der Sinnlose! klagt Ihn deshalb an!.... Ersterer. D, wie hat Lucifer in ihm auch das paras diesische Gefühl entweiht!

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--

Lesserer. Dies Gefühl eben peinigt den Lucifer mehr als all seine Martern zusammengenommen.... Denke Dir, in diejer Nacht habe ich etwas recht Wunderbares mit angesehen.

Gefallene Geister versammelten sich hier und arbeiteten in verbrecherischer Berathung an finsterem, verborgenem Unheile. Aus den Kopflissen der schlafenden Menschen stiegen in verderbs. lichem Nebel unreine Träume herauf, welche der Menschen Ges danken entweihren; da fand der Dichter keine Eingebungen mehr, und nur das Hirngespinst der Eitelkeit schwebte ihm fortwährend vor den Augen - da verwünschte der ermattende Gelehrte seine Wissenschaft; da wandte sich der Gatte von der Gattin ab – da floffen des Bluts Gestirne über den Häuptern der Unmündigen zusammen. Was bruteten die gefallenen Geister aus? Mit Fallstricken umgaben sie den Mitbrüder wollen gern die Liebe umschmelzen in Fluch....

--

Ersterer. Vielleicht dem Segeliet zum Heile!
Lesterer. Vielleicht zum ewigen Verderben!
Ersterer. Wer weiß das?

Lesterer. Ja, wer weiß cs?

Ersterer. Über, wie spdt ist's jeßt an der Erde?

Lesterer. Sie ist schon wieder einen Augenblick näher zur Sonne gerückt.

Ersterer. Ich dacht' es wohl. Beide. Zu spåt! ¡u spåt!

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(Sie fliegen nach entgegengeseßten Seiten aus einander.) Segeliel (erwachend). Welch ein wunderlicher Traum! Was habe ich denn gesehen? Es war, als ob meine Mitbrüder über mir schwebten das Rauschen ihrer Fittige erweckte mich.... Sie sprachen Eiwas fie nannten auch meinen Namen uud Lucifer's Namen..... Aber, was weiter kann ich mich nicht besinnen? (Er sinnt nach.) Nein, vergeblich such ich, dies Traumgesicht in meinem Gedichtnisse zu erneuern Doc wart', jest hab' ich's doch wohl wiedererhascht... Nun will ich's auch festhalten.... Aber, da verstiebt schon Alles wieder mie Grabesasche...., wie schwer bist du doch, menschliche Gestalt!.... (Erschrocken nach der Uhr sehend.) Schon Mittag!

....

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England.

Auszüge aus dem Notizenbuch eines Arztes.

Der Hypochondrift.

(Schluß.)

Wir wollen aber nicht zu weit gehen nnd dem Gelehrten Stande ausschließlich das Vorrecht dieser Krankheit zugestehen. Wir haben fie schon bei Landleuten zu bekämpfen gehabt, die selbst ihre Fels der bauen. Es hängt dabei sehr viel von der Gesellschaft ab, in die folche Männer verfest werden, und von der Fähigkeit oder Unfähigkeit, fie au genießen. Heiterer Umgang mit dem schönen Geschlechte, Veränderung des Schauplaßes und Reisen sind nicht nur die besten prophylaktischen Mittel, sondern auch die besten Heilmittel gegen die schon ausgebrochene Krankheit. Sie siehen nicht bloß die Aufmerksamkeit von den körperlichen Beschwerden.

ab, sondern erleichtern auch die geistigen Abspannung,

welche besonders in unserem

Lande den Weg zur Hypochondrie bahnt.

und handeltreibenden

Will der Hypochonder aber das Reisen zur Kur gebrauchen, so möge er beileibe nicht allein reisen, auch nicht im Gallop, wie es so Manche thun, die sich todmúde jagen für synonym mit reifen halten. Unter solchen Umständen wird ihm, gleich dem berühmten Smell fungus ), der vom Hause den Spleen mitgenommen hat, jede Gestalt in schwarzer Farbe, verzerrt und abschreckend vorkommen. Alle Dinge und Menschen von Dan bis Beerscheba werden dann von ihm für abscheulich, elend, fúnd, haft und verdorben ausgegeben, und der arme Mann loinme nach Hause zurück mit einem Herzen voller Unmuth, ja Menschenhaß, franker als zuvor. Um die Reise nüglich zu machen, müssen die Lagereisen kurz seyn; es müssen Straßen gewählt werden, dien dem Geist abwechselnde Ansichten and folglich abwechselnde Best! trachtungen bieten; man vermeide große und kleine Siddie (?); die mannigfaltige Scenerie gebirgiger Gegenden, romantische Natur mit ihren Wundern im Kontrast zu dem alltäglich Eins: fachen mögen aufgesucht werden. Das sich schlängeinde Bächlein, der braufende Wasserfall, das Summen der wilden Biene, derz Gefang der Lerche, das heisere Krächzen der Saatkrahe (sic!), das durchdringende Kreischen des Vielfraßes, wenn er sich von seinem Horst auf nacktem Felsen durch den weiten See schwingt, dies Ailes find Gegenstände, welche anziehender für den Geist des Hypochonbers find, als die rauschenden Vergnügungen, Schaus Ipiele und Unruhen der Städte. Erstere befduftigen, leßtere reizen ? feine Gefühle.**)

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Sie müssen früh aufstehen“, sagte ich neulich einem fashios nablen Hypochonder,,,müssen die breite Allee im Regents Park mehrmals durchlaufen; sie werden dann Ihre Schwermuth vers lieren und dafür Luß zu einem tüchtigen Frühstück bekommen.“ Er starcie mich einen Augenblick an, als hätte ich den unerwarsēj tersten Unsinn gesprochen, und antwortete: ,,Wie kann das seyn,m mein lieber Doktor? Sie wissen, wenn man in der Gefellschaft lebt, muß man sich nach ihren Sitten richten. 3 speise um halb 8 Uhr zu. Mittag, bin schläfrig während der darauffolgens den Verdauung bis gegen 10; der Chee wird dann aufgetragen, ich werde nach dessen Genuß munter and bleibe es bis Morgens, s ich mag in meinem Bette jede mögliche Lage versuchen, iche mag dem Gott des Schlafes mit jeder erdenklichen Gebetformel schmeicheln. Wie soll ich um diese Zeit aufstehen können? In dieser Antwort liegt viel Wahres, aber auch der Schlüssel zu dene Erscheinungen von Spleen und Hypochondrie in unserem high life.

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Wir glauben genug gefagt zu haben, um unsere Leser überzeugen, daß der hypochonder kein bloßer Griesgram (whimsical) ist, sondern körperlichen Störungen preisgeges ben ist. Und dieses zugegeben, muß der Arzt auch schonender, vorsichtiger und fonfequenter seyn. Da die Krankheit physischer und moralischer Natur ist, so muß auch die ärztliche Behandlung von dieser Doppelnatur fenn. Der Arzt muß durch seine Medizing die körperlichen Uebel heben oder erleichtern wollen, während er zugleich sucht, den Geist des Patienten auf eine Weise zu beschafs tigen, wodurch die Aufmerksamkeit von den Gefühlen der föred perlichen Leiden abgelenkt wird. Er darf ihm keinen Augenblick Gelegenheit geben, über seinem leidenden Zustand zu bråtens erg muß besonders darauf sehen, daß der Krante fich nicht wegen Schmerzen von Arbeit tossage, fondern er muß vielmehr Alles aufbieten, ihm mäßige Beschäftigung zu verschaffen, bei der das Blut in Bewegung, aber nicht in Hiße gerath Wir erinnern uns hier der vortrefflichen Antwort, welche der selige Dr. James Gregory in Edinburg einem vornehmen Hypochonder gegeben? hat. Dieser legte eine lange Liste von Uebeln vor und fragte? dann: Was fell ich thun? Der Arzt befann sich kurz und ante) wortete: Geben Sie nach Hause, Mylord, leben Sie mit einem Shilling täglich, und suchen Sie ihn durch Arbeit zu verdienen!446 (N., M.; M.): 91119

Bekanntlich der Spottname Emollet's, den ihm Sterne in seiner Sentimental journey giebt.

52 bandre las bir niche Ueterfeger, to win fetge to Arst zu feyn Ich würde dann vom medizinischen Standpunkte aus prüfen können, ob der Ver faier in seiner Warme für Natur Borsige nicht einen sehr üblen Rath and Stäubige Batienten ertheilt. 30m Standpunkte des gesunden Menschenber handes aus glauben wir, daß ein Hypochonder, der große und kleine Stadte Richt, um sich am Krachjen der Krähen u. f. w. zu erbauen, als Misanthrop

Segeliel D, ich lenne diese unterrichteten, diese erfahre, nen Männer! Schon manche ihrer Sünden ist durch meine Haude gegangen, und nicht einmal meinen eigenen Augen trause ich, indem ich einen weisen Ramen unter einer fo unbegreiflichen Atherubeit las. Z far fie persönlicher Vortheil bei Etwas zu hoffen, so tebren sie das Oberne zu unterst; sieht aber kein Voraus der Strachskur hervorgehen wirds Rousseau der die schönen Naturs theil au erwarten, so ist es auch nichts damit.

Gegenstände gegen das fuche Leben der Gesellschaer vertauscht hat, ming burch?

Die Dampfböte in der Türkei,da «T«

Im Hafen von Stambul, dem Türlisßen Zoll, Amte gegen über, nicht weit vom alten Serait, legen gewöhnlich die Frans a8ßichen, Ruffifchen, Desterreichischen and Earfilden Dampfböte bor Venter, denn in der Corici gicos es ebenfalls eine Dampf schifffahrts Gefellschaft. Die Franzöfifchen Palerbore befahren nur Eine Linie und legen nur alle zehn Tage an; die Ruffifchen, welche die Verbindung mit Odessa herftellen, machen die Fahrt zweimal monatlich; aber die Desterreichischen, welche die ganze Schifffahrt in der Levante, mit Inbegriff des Schwarzen Meeres, an sich reißen zu wollen scheinen, sind hier beständig zu finden.

Daß nun auch die Ottomanische Flagge and Bord einiger steambots weht, ist folgendermaßen zugegangen: Ein Minister, der die Entdeckung gemacht hatte, daß es zur Herstellung einer schnellen Verbindung zwischen den einzelnen, so weit von eins ander entlegenen Provinzen des Türkischen Reichs lein besseres Mittel als die Dampfbare gåbe, wollte dennoch seinen Herrn, den Sultan Mahmud, nicht zu allzu großen Ausgaben verleiten; er ließ daher eines Tages zwischen eif und zwölf Uhr die anges sehenften Armenischen Saraf's (Banquiers) zu sich entbieten. Nach den üblichen Begrüßungen warteten die armen Saraf's, troß ihrer furchtbaren Beklemmung, demüthig ab, daß der Wefir ihnen mittheile, welche Opfer die Regierung Seiner Hoheit von ihrer Treue und ihrer Ergebenheit fordere. Der Minister führte ihnen nun zu Gemüthe, welchen Antheil der Fürst an dem Glücke der seinem Scepter unterworfenen Raja's nähme; dann sagte er ihnen, daß des Sultans Herz täglich blute, wenu er von seinem Palaste von Beschiktasch aus sähe, wie die fremden Dampfböte fich fast des ganzen Handels des Reichs bemächtigten. Um einem folchen Mißverhältnisse abzuhelfen, fuhr er fort, gabe es nach der Ansicht des Sultans, den der Ewige in feinen Schug nehmen möge, fein besseres Mittel, als daß die Saraf's einen kleinen Theil der Schäße, die sie unter der glückbringenden Regierung des Sultans gesammelt hätten, zur Erbauung einiger folcher Bote anwendeten.

,,Gott ist barmherzig!" riefen die Saraf's aus;,,er erlaubt, daß wir dem Fürsten unsere gränzenlose Ergebenheit bezeugen Fönnen; wir werden daher einige folcher Schiffe aufs zwecki mäßigste und prächtigste erbauen laffen. Seine Hoheit möge es, aber nicht übel aufnehmen, wenn unser Stolz sich so weit vers steigt, ihm diefelben anzubieten." Rein, nein", entgegnete der Wefir; nie wird der Sultan (der_Schatten des Allerhöchsten beschüße seinen Thron!) ein solches Opfer annehmen. Die Zeir ten haben sich geändert; die Willkår und die Erpressungen haben der Gerechtigkeit und der Billigkeit Play gemacht. Der Sultan wird nicht nur Euer Anerbieten nicht annehmen, sondern er würde sich auch darüber beleidigt fühlen, und Ihr könnter Ursache has ben, es zu bereuen. Macht Euch also ohne Sorge an den Bau der Schiffe; versucher, auf eine für Euch einträgliche Weise mit diejen fremden Schiffen, welche sich auf Eure Kosten bereichern, in Konkurrenz zu treten. Bringet zuerst eine Verbindung zwischen Stambul und Smyrna und dann zwischen Stambul und Trapes sunt zu Stande; dies sind die ergiebigsten Linien. Alles, was Seine Hoheit dafür fordert, daß Sie Euch auf diesen Gedanken gebracht hat, ist, daß Ihr vorkommenden Falls Truppen nach Smyrna, Sinope oder Trapezunt transportirt." -,,Auf unser Haupt und unsere Augen!" antworteten die Saraf's, indem fle fich tief verneigten;,,wir werden dem Sultan geborchen."

Die Paletböte wurden mit großen Kosten erbaut und liefen allmdlig mit vielem Pompe und unter dem Donner der Kanonen in den Hafen von Stambul ein; aber der größte Gewinn, den die Unternehmer bis jezt noch gezogen haben, ist der, daß fie die Bataillone des Sultans unentgeltlich an Bord nehmen, denn die Reisenden ziehen die Französischen und Desterreichischen Dampfs bote vor und werden es noch lange thun. Der Wefir kann sich aber um so mehr Glück wünschen, den Vermittler zwischen dem Herrscher und den Banquiers abgegeben zu haben, als sein Herr über Schiffe, die ihm keine Anlaufs und feine Unter haltungskosten verursachen, wie über die feinigen verfügt und als diefelben gerade die Linien befahren, auf welchen Soldaten Bus transportiren sind.

Ein Dampfboot, welches von Konstantinopel abgeht, bietet immer einen merkwürdigen Anblick dar. Auf dem Vordertheile des Schiffes versammeln sich Griechen, Syrier, Perfer, Türten, Albanesen. Die Einen haben schon ihre Plage eingenommen und sizen würdevoll da, die Anderen schwagen mit großer Zan genfertigteit, noch Andere nehmen ihre Mahlzeit ein oder breiten Die Teppiche aus, auf welchen fie fich niebertauern wollen. Einige, die die Vorschriften des Propheten wahrscheinlich deshalb vergessen, weil sie unterschriftlicher Flagge reisen, lassen sich sogar Rum, geben. Man glaube aber ja nicht, dass

wenn Sie zur Stadt zurückkehreen, Preisförmige Bewegungen be schrieben, die fehr gegen die Festigkeit ihrer Beine sprachens Eines Tages machte ich mich in Algier an einen Mann, der vom Saume der Wüste kam.,,Wie viel verdienst Du täglich fragte Mich. Dreißig Sous Unb sur Beit des Dey?" ,,Sechs Sousa Dann bist Du jezt viel reicher als fonf.4

Das nicht, denn es ist Alles viel theurer geworden, und dann ist auch der Wein." „Was, Unglückseliger! Du trink Wein? Und Muhammed!" Und Du", erwiederteser,,ift Du nicht Freitags Fleisch? Und: Chriftus Es ist fehr benŸ greiflich, daß diese Unterhaltung mich abschreckte, fünftig den Moralprediger zu spielen.

Bu denjenigen, welche am Bord der Dampfböte nicht trinken, gehören immer die Juden. Der Jude ist zu jeder Zeit, in jederɑ Stunde, an jedem Orte Kaufmann, und bedarf daher simmer feines vollen Verstandes. Er würde gern die Anderen zum Trins Pen bewegen, sollten sie auch darüber ihres Paradieses versi luftig geben, denn nicht des Paradieses wegen versagt er sich dies higigen Getränke, sondern des Gewinnes wegen. Wenn es indeß Muselmanner giebt, welche das religiöse Gefeß vergessen, so giebts es auch Andere, welche statt ihrer daran denken. Eines Abends stand ich beim Steuermann; ein Mann, welcher würdevoll auf und ab schritt, fam auf uns zu und fragte mich, nach welcherst Seite hin Meffa läge? Ich betrachtete den Kompaß und gab ihm die gewünschte Auskunft hierauf flieger auf den Verschlag, welcher die Räder des Schiffs bedeckt, wendete das Antlig nach der heiligen Stadt und rief die Gläubigen zum Gebet. Alfobald richteten sich Alle auf, fahen, nach welcher Seite hin der İmam 9 gefehrt war, und fingen an, zu beten, ohne sich durch irgend etwas!! zerstreuen zu lassen.

Sieht man, wie sehr sich die Muselmänner und die Dscßiaurs [ jest an Bord der Dampfböte drängen, so sollte man glauben, daß nie ein Vorurtheil gegen dieses Transportmittel bestandenį habe. Dem ist indeß nicht sv. Die Dampfböte gaben bei den Musels mannern anfangs zu großen Bedenklichkeiten Anlaß, und es fehlte wenig daran, daß nicht sehr tiefsinnige Abhandlungen für und gegen, wie einft für und gegen den Kaffee, geschrieben wurden Wahrhaft religiöse Menschen nahmen Anstoß daran, daß sie auf einem Schiffe fahren soliten, welches gegen den Wind segelt; denn gegen den Wind zu segeln und gegen die Gebote Gottes handeln, kam ja doch wohl ziemlich auf eins heraus.

Die Juden hatten an diesem Transportmittels etwas Anderes auszuseßen; da die Dampfböte zu bestimmten Zeiten abgehen, so® trifft es sich wohl, daß die Abgangszeit mit einem Sabbath_zufam men fällt; der Thalmud hat aber den Juden verboten, am Sabbath zu reifen. Sie mußten also diese Gelegenheit, die sich ihnen nurs sweis oder dreimal monatlich darbot, versäumen und sich viele leicht ein vortheilhaftes Geschäft entgehen lassen oder ein Mittel || ausfindig machen, wie sie diese Schwierigkeit umgehen konntens ohne die Gebote ihrer Religion zu verlegen. Erfinderische Geis ster indeß, wie es die Juden sind, vorzüglich wenn Geld im Spiele ist, mußten schon ein Mittel ausfindig macheng fie cente deckten bald, daß es nichts weiter bedürfe, um den Vorschriften des Thalmuds nachzukommen, als daß sie den Freitag an Bord des Dampfbootes verschliefen. Noch größer war die Schwierig feit für die Juden, welche sich bei den Dardanellen einschiffen, wo das Dampfboot nur vorüberfährt. Hier konnten sie nicht schon am Abend vorher an Bord gehen. Was vermag indes nicht der menschliche Verstand? Der Jude der Dardanellen © schläft Freitag Abends auf einem am Ufer befestigten Bootep und am folgenden Morgen, wenn das Paleiboot ankommt, springt er an Bord.

Bon allen Dampfböten, welche von Konstantinopel abgeben, ift in Bezug auf die Reisenden dasjenige, welches zur Verbindung awischen dieser Stadt und Trapezunt dient, unstreitig das inters effanteste. Ich mußte nach Therapia reifen, um dem Französischen & Gefandten einen Besuch abzustatten. Von Konstantinopel nach Therapia hat man vier Meilen. Da seit mehreren Tagen schon? der Wind aus Norden lam, so erwies mir die Verwaltung der Desterreichischen Dampfböte bie Ehre, mir einen Plaß auf dent Dampfboote, welches nach Trapezunt geht, anzubieten. Ich nahme dieses Anerbeiten um so lieber an, als sich der Direktor der Good sellschaft felbst nach Therapia begaban

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Als wir eben das Boor besteigen wollten, welches und and Bord des Dampfbootes bringen follte, kam ein Türle in großer Eile auf daffelbe sugerannis, Meine Herren! meine Herren!!! riefterhören Sie mich einer meiner Sklaven, der am Sonne tage entflohen ist es war Donnerstag), befindet sich am Bord des Pakerbootes; ich habe ihn gesehen und fordere seine Ausliefesie rungs er foftet mich 4000 Piafter. Sie werden nicht wollen, daß in ich mein Geld verlieren foll!! Wir standen still, um den Türken anzuhören und um ihn zu fragen, welche Beweiserer für seine e Behauptung beibringen könne.,,Was?" sagte er, welches Bers weise? Ich habe drei Zeugen an Bord und einen Polizei: Soldan ten, weil ich ihn nicht wieder aus den Augen verlieren will, nach der Gesellschaft für die Emancipation der Negersllaven bin, fo that es mir doch leid, daß der Flüchtlingvon seinem Heernents deckt worden en den Türken in unser Boot, und ein Jeder von uns that fein Möglichftes, um ihm mildere Gesinnungen gegen den armen Teufel menschlich du fehlt lößen. Wir forderten den Herrn auf, Sllaven nicht zu schlagen; wir mach, ten ihm bemerklich, daß er mit Sanftmuth mehr ausrichten werde,

Liqueure, einen Dosen begnügenz fie trinken den Rum, wie dem ich ihn einmal entdeckt habe." – Obgleichnich nicht Mitgliedz

file fics mit Die Trunkenbolde in den anderen Landern den Wein. So berre ten die Türfen den Pfadder Cibilisation; die Vollerei ist ihre Führerin und scheint ihnen beweisen zu wollen, daß es auch aufera halb des Paradieses, das der Prophet ihnen verkündet, Freuden giebt, die nicht zu verschmähen find.

Uebrigens fibrt nicht nur in der Türkei der Wein und der Rum viele Glaubige der Verdammniß zu. In Afrika habe ich viele Moslemin, Wanner sowohl wie Frauen, gesehen, welche,

Wir lieben

als mit Strenge. Er antwortete uns: ,,Senen Sie unbesorgt; ich habe leinen bösen Charakter. Uebrigens würde ich ja auch amemeisten verlieren, wenn er frant wurde. Ich werde sehr gås tig und nachsichtig seyn. Wenn er mir ausgeliefert worden ist, und wenn wir von Bord des Dampfbootes zurückkommen, so wollen wir ihn dort auf die Bank seßen und an den Kleidern festhals, ten, damit er nicht wieder entfliehen kann, und damit es mir móg lich gemacht werde, nachfichtig zu seyn; denn wenn er noch eins mat entfliehen sollte, so sehen Sie wohl ein, daß ich nicht umhin tann, ihm hundert oder zweihundert Stockschläge aufzählen zu laffen." Während der Türke diese Worte fagte, fuchte er in unferen Augen zu lesen, inwiefern es ihm gelungen fey, uns får fich zu gewinnen, und ob wir geneigt seyn möchten, die Rolle von Gendarmen zu übernehmen.

Der brave Türke war froh, daß er seinen Sklaven wieders gefunden hatte; nichtsdestoweniger war in seinem Gesichtsauss brude, neben den Zeichen einer unsweideutigen Freude, doch auch eine gewiffe Befangenheit wahrzunehmen. War dies ein Rest des Kummers, den er emfpunden hatte? Oder war es eine Vors abnung? Der Dialog, den ich mitgetheilt habe, war laum zu Ende, als wir an Bord anlangten. Der Türke stieg ohne weitere Um Rande zuerst auf das Dampfboot; feine Ungeduld mochte wohl groß fenn, und dann war er ja auch Türle. ,,Wo ist Euer Sllave?" fragten wir ihn. Dort ist er, meine Herren." In demselben Augenblicke erhob sich ein großer Mensch, den man an dem Schnitt feines Gesichtes alsobald für einen Cirkasfter ers kannte, von dem Teppich, auf welchem er faß und aus einer ganz neuen Nargileh rauchte. Ift dieser Mann Dein Herr?" fragte man ihn. I lenne ihn durchaus nicht." ,,Du lennst mich nicht, Selim? Nun, so werden diese hier Dich erkennen." ,,Mogen fie immerhin ihr Zeugniß abgeben; file find ja dazu bes sahlt. Die Zeugen erklärten einstimmig, daß fie Selim wies dererkannten, und daß er der Sllave des Türken sen.

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J

3 bedauerte aufrichtig das Schicksal des unglücklichen Eirs Pafflers, obgleich ihm seine Lage keinen großen Kummer zu machen schien. Endlich gab der Schiffs,Capitain, welcher, wie alle Schiffs Paffagiere, überzeugt war, daß der Türke Recht habe, Befehl, Selim auszuliefern; aber dieser sog ein Papier aus seiner Tasche und sagte:,,Diese Leute And Betrüger; ich bin niemals Sllaves gewesen; ich bin frei und Russischer Unterthan; hier ist mein ab." Bufälligerweise befand sich ein Beamter der Russischen Kansellei an Bord; man legte ihm den Pak vor, und er erflárie ihn für gültig. Nie habe ich eine ähnliche Bestürzung wie die des Türken gesehen. Er wollte sich einige Bemerkungen erlauben; aber man fagte ihm, er möge sich an die Ruffische Gesandtschaft wenden, und forderte ihn auf, das Schiff zu verlaffen. Da er fich eben nicht beeilte, dieser Aufforderung nachzukommen, und da das Zeichen zur Abfahrt bereits gegeben war, so ließ man ihn.. vermittelt des PolizeisSoldaten, den er mitgebracht hatte, in das Boot zurückbringen. Das Paletboot war schon in vollem Laufe, als wir ihn noch von weitem schreien hörten:,,Ruffe! er ist kein Ruffe! er ist mein Sllave, und ich habe 4000 Piaster für ihn bes sabli." Der Cirkassier rauchte ruhig weiter und wendete in seiner Hand mehrere Geldstücke hin und her, zu denen er, Gott weiß wie, gefommen seyn mochie..

Wenn das nach Trapezunt gehende Paketboot zuweilen Sklas ven mit sich führt, welche ihre Freiheit erlangt haben, so kommen auf demselben Paketboote auch die Cirkassierinnen nach Konstantie nopel, welche die Harems bevölkern. Es sind junge Mädchen, welche die Aeltern an Kaufleute verlaufen, die sie durch die Russischen Kreuzer hindurch nach Trapezunt und Konstantinopel führen. Man darf nicht glauben, daß diese Mädchen traurig find und sich nach ihrem Vaterlande und ihren Verwandten zurückseh, nen. Sie verlassen ihren Vater und ihre Mutter mit keinem ans deren Gefühle, als mit welchem sich diese von ihnen trennen. Weshalb sollten sie auch weinen? Die Aeltern haben für ihre Tochter Geld empfangen, welches fie vor Entbehrungen in ihren alten Tagen bewahrt, und die Löchter vertausben die Mühselig feiten der Feldarbeiten mit den Annehmlichkeiten des Lebens in den Harems. Sobald die Cirlaffierinnen den Bord des Paleis bootes betreten, beginnt für file ein neues Leben. Der Kaufmann, der fe erstanden hat, schläft wohl aus Sparsamkeit auf dem Vers ded und fegt sich während der Ueberfahrt der Rauhigkeit der Temperatur aus; aber für seine Sklavinnen miethet er den großen Salon. Jest find fie schon in einem eleganten Zimmer, wo sie tanbeln und scherzen, in die Spiegel fchauen und goldene Träume für die Zukunft bilden. Die Eine fieht sich schon als Sultanin; die Andere würde sich mit einem Pascha begnügen; sie verheißen fich gegenseitig ihren Schuß. Indeß geht das nicht so rasch, wie He glauben. Zuerst müssen sie von einer Krankheit geheilt wers ben, welche ofle fast schon mit auf die Welt bringen und von der feine einzige diefer Hurt's frei ist. Alle fühlen unter der Obers haut die Regungen des Infektes, welches die Krdse hervorbringt. Sodann müssen fie noch eine gewisse Erziehung erhalten, die Türkische Sprache und ein Instrument spielen lernen. Wenn dies gefchehen if werden fie sum Verkauf ausgestellt und zuweilen mit 60,000 Plastern (4000 Thalern) bezahlt. vil gay sim 6 de priu de Segur.Dupepron. the A

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Ueberfest von H. Laurens. 8} Fr.

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Ein Urtheil über Ruffifce Fabrikwaaren. Eine Vergnügungsreise, die der bekannte Russische Schriftsteller Thadd. Bulgarin in diesem Sommer nach Stockholm gemacht, hat eines. Reisebilder Sammlung der Art zur Folge gehabt, wie sie uns jeder Herbst auch in Deutschland, Frankreich und England mito den fallenden Blättern zu bringen pflegt. Der Verfasser schiffte® sich in einem Lievländischen Hafen nach Schweden ein und giebt daher feinen Landsleuten auch seine Beobachtungen auf der Reise z durch die Deutschen Ostsee Provinzen Rußlands, die er ohness hin ndher zu kennen Gelegenheit hat, da er in der Nähe von Dorpat ein Landgut besißt, auf dem er gern verweilt, obwohl er eben leine Vorliebe für diese Provinzen zu begen scheint. Mit Vergnügen erfahren wir von Herrn Bulgarin, daß die Lettis schen und Efhnischen Landleute auch heutzutage noch, wie vorg dreißig und vor funfzig Jahren, ihren Kindern vorzugsweise gern eine Deutsche Erziehung und Bildung geben lassen, wie sie beste kanntlich der Adel und der Bürgerstand in Kurs, Lievs und Efth land allgemein besigen. Russisch wird zwar in den Schulen überall gelehrt, doch nur so wie etwa im übrigen Rußland das Französ fische, während das Deutsche meistens die Lehr und Unterhals tungssprache in den niederen wie in den höheren Schulen der Oftiees Provinzen ist. Die in Esth und Liebland ansässigen Ruffens verstehen die Sprache des niederen Volkes (Esthnisch und Lettisch); sind sie jedoch Handelsleute, fo fprechen sie auch Deutsch. Dies Handels Artikel, die in diesen Provinzen und namentlich auf dem Lande verbreitet sind, sind natürlich alle Russischen Ursprungs, doch giebt Herr Bulgarin den Eigenschaften und dem Rufe dies 1 fer Artikel eben fein glänzendes Beugniß. Da man im Auslanden selten Gelegenheit hat, Russische Fabrikate der Art kennen zu lers nen, fo möchte folgende Stelle aus Hrn. Bulgarin's Reisebildern nicht ohne Interesse fenn:,Der einträglichste Handel in den kleinen Städten der Offee Gouvernements ist der mit fogenanten Bauers waaren, von welchen die vorzüglichsten sind: Inländischer Taback, Sals, Hdringe, Birkentheer, Lederwaaren, Eisen, Beile, Sensen, Messer, Ruffischer Kattun, Zise, Tücher u. dgl. m. Ueberhaupt find alle Waaren in den Ostsees Gouvernements von Russischengr Manufakturen und Fabriken. Diese Fabrikate sind aber so schlecht, daß es ein wahrer Jammer ist, sie anzusehen. Su jener Beit, als solche Waaren erfunden und zuerst gemacht würden, mochten fle wohl schen beffer gewesen seyn, als jeßt bei uns. Russischenr Fayences und Glaswaaren bieten einen fürchterlichen Anblick dar! Alles ist frumm und schief und mit Blasen bedeckt. Messer und Vorlegschlösser find so beschaffen, als waren sie von Holz; ein Schloß der Art öffnet sich beinahe schon, wenn man hineinblast, und die Messer serbrechen beim Schneiden des Brodteiges. Von den Zeugen geht die Farbe ab, sobald man etwas stark mit dene Fingern daran reibt. Deshalb werden diese Waaren auch nur gekauft, weil man doch nicht ganz ohne Gegenstände der Art seyn kann. Ihr Ruf aber ist der verzweifeltste; Russische Waare und schlechte Waare find synonyme Bedeutungen." Der Vers faffer mißt die Suid dem Ruffischen Grundfaße bei, Alles soil billig und leicht als möglich herzustellen, damit es nur recht raschb von Hand zu Hand gebe. Nach den Industrie Ausstellungen in Petersburg und Moskau sendeten die Fabrikanten zwar recht stattes liche und blendende Muster; diese hätten jedoch durchaus teine Aehnlichkeit mit den Waaren, die man für die Provinzen und die Jahrmärkte fabrizire. Er weist darauf hin, daß man im Ausland ́ebenfalls für den Landmann und den

ges "

billige Waaren herftelle; diefe fenen jedoch meine Bürger schmackvoll, gut und dauerhaft. Er weiß sich dies um fo weniger su erlidren, da doch im Auslande Brod und Arbeit viel theurer find, als in Rußland; er vergist jedoch, den hauptsächlichsten Grunde anzuführen, ndmlich den Mangel aller Konkurrens in seinem Vaterlande. Der Fabrikant in Deutschland weiß, daß, wenn er feine Messer, Vorlegschloffer, Beuge u. f. m. nicht zu gleicher Beit gut und dauerhaft herstellt, dann die Englischen Meier, Vorlegschlösser, Zeuge u. f. m., ungeachtet des sie beschwerenden Eingangssolles, die feinigen auf Meffen und Markten verdrängen würden. Dieser Gedanke erbdit ihn immer aufmerksam, und feine Verbesserung des Auslandes entgeht feinem Scharfblid. Der Russische Fabrikant dagegen, den das Prohibitiv System feines Landes vor jeder Konkurrens bewahrt, strebt nur dabin, wie Herr Bulgarin fagt, feine Arbeit so rasch als möglich unter Die Leute su bringen; diefe müssen sie ja doch laufen, fie möge gut fenn oder schlecht, da ihnen niches Anderes zu Gebote steht.

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 136.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wobüöbl. Post- Aemtern.

Literatur des Auslande s.

Berlin, Mittwoch den 13. November

Italien.

Die Italiänische Gesellschaft.

Von dem Bibliophilen P. 2. Jacob.

Es giebt wenige Reisende, die nicht mit gewissen Vorurs theilen und Vorausseßungen nach Italien kommen und fast Alles daselbst anders finden, als sie sich vorgestellt. So giebt es Manche, die, wenn sie nur noch einige Jugendkraft in sich spüren und nicht zu viel weiße Haare auf dem Haupte zahlen, schon im Geiste die leichten Eroberungen genießen, die fle in diesem Lande der schönen Frauen und der Leidenschaften unfehlbar machen müssen; wenn dann solche Leute finden, daß fie ibre galante Rechnung ohne Wirth gemacht, so schwören fie bei ihrer Rücks tehr, daß Stalien das klaffiche Land der Tugend und Prüderie geworden ist, und die Italianischen Damen bekommen auf eins mal den Ruf von Heiligen oder Tigerinnen, weil der oder jener Englander, Ruffe oder Franzose, der dort Abenteuer gesucht, nicht eine einzige Liebes Intrigue auf seinem Wege gefunden.

Und doch hatte er gehört, daß Amor, der heidnischste der Götter, noch immer der Lieblingsgont des chriftlichen Italiens sen; man hatte ihm gesagt, daß dieser Amor in einem fo reizen: den Lande sich nicht den geringsten Zwang anthue, und daß er, so sehr er aach noch jest wie ehedem ein Kind fen, doch die huns deri Arme des Briareus und die Siebenmeilenstiefeln des ficinen Ddumlings habe, womit er niemals fich unterweges aufhalte. Die Liebe ist von allen Zuschungen die, welche man am legten. verliert, an die man sich oft noch feftklammert, wenn die anderen uns ohne Erbarmen verlassen haben. Die Liebe also oder, wenn man ein ewig heiliges Wert nicht entweihen will, die Galanterie ist die geheime Triebfeder fast jeder (?) von einem Einzelnen unter dem Vorwand der Gesundheit, der Studien oder der Bes lehrung unternommenen Reise. Ein solcher Einzelner segt sich eines Morgens auf mit einem ganzen Liebesroman, den er sich ausgesponnen, im Kopfe; er träumt nur von zärtlichen Unters haltungen und Rendezvous, von anonymen Billerdour, geheimen Treppen, Masten und Dolchen; er hofft, daß die ermatteten Fibern seines Herzens noch einmal wieder aufleben und in hars monische Schwingung gerathen werden; er stellt sich die Italianes rinnen wie Rosen vor, die lieber gepflückt werden, als auf ihrem Stamm verwelten wollen. Er hatte fortwährend gelcfen und gehört, daß es in Italien keine Unschuld giebt, daß die Frauen daselbst sehr gefällig, die Männer leicht zu tduschen sind; zu dies fen über Italien verbreiteten Lügen hatte die Phantasie das Ihrige Bethan, und nun kommt er in Statien an und wundert fid, die

Wirklichkeit fo Plein, fo mager, so gewöhnlich zu finden.

Denn man hatte ihm nicht gefagt, daß der Fremde in Italien sehr mißtrauisch behandelt wird, das ihm zwar die Salons, aber nicht die Herzen offen stehen, und daß die Italianer, von Natur argwöhnisch und hinterliftig, gegen den fortrofhrenden Besuch des forestiere, wie sie den Fremden aller Länder nennen, nichts einzuwenden haben, aber sich niemals dazu verstehen würden, ihn in das Junere der Familie aufzunehmen; man hatte ihm nicht gesagt, daß die Frauen, die in denselben feindseligen Ge finnungen gegen die Fremden auferzogen find, mit Mühe diesels ben überwinden und ihnen eben fo wenig die Stelle eines Ver: trauten als cines Liebenden einräumen. Man hatte ihm nicht gefagt, daß er, wenn er zu einer wahrhaft Italianischen Gesells Ichaft Bugang finden wolle, genöthigt sen, sich erst au naturalis firen und feinen natürlichen Charakter, so wie jene fashionabeln Gewohnheiten, die er sich mit so viel Mühe angeeignet, aufzus geben; fich in die Manieren des Ortes, so sonderbar und un icon fle ihm scheinen mögen, hineinzulernen und fich ganz dem ungenirten on hinzugeben, der gewöhnlich im schneidendßen Contrast mit seiner Erziehung und Forderung, die auf der Sur de feinen Reigungen Rehr. Dieser fönnte einem übels wollenden oder spottluftigen Spion in die Hände fallen, entspricht es, daß er jedem Streben, in die bestehenden Ideen eine Um walsang au bringen, entfagen muss so jehr gefdile fich der Stalidnische Gelft mit angeborener Tragbeit in den unverzeihs tichsten Routinen. Das ist der Grund, warum die meisten Reifens den Italien, aber nicht die Italianer Pennen fernen.

Ein unglücklicher Reisender der Art, der sich nicht bemühte,

1839.

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durch Ausdauer und Geschick jenes Zutrauen der Italianischen Gesellschaft zu erlangen, das man einem Neuangekommenen nie bewilligt, kommt nun ganz enttäuscht nach Hause und schreibt fa fein Reife Journal ungefähr folgende Worte: Es giebt feine Gesellschaft in Italien! Es giebt keinen Conversationsgeist, feine Berstreuungen für Gemüth und Herz daselbst. Die Frauen vers teben nicht au lieben, und die Männer find gegen die Liebe gleichgültig." Sturz, er hat in Italien gerade das Gegentheil von dem gefunden, was man ihm schilderte und was er sich versprochen hatte. Statt einer eigenthümlichen, echt Italianischen Gesellschaft fab er nur eine blage Kopie Französischer und Enge lischer Sitten; Ratt lebendiger, geistreicher Gespräche hörte er nur eine matte, alltägliche Unterhaltung voller Gemeinplage, und statt jener wohillingenden, reichen Sprache, die er erwartete, mit fanfter Stimme und den feurigen Blicken ausgesprochen, die dem südlichen Auge angehören, hörte er nur ein perdorbenes Französisch oder Englisch. Der Tourist feufzt, nimmt feine Briefs tasche und schreibt die tiefe Bemerkung hinein:,,Selbst die Sprache Petrarfa's und Dante's bat Italien vergessen; es fann nur noch das Englische und Französische radebrechen; Italien, wo bist du?"

Man muß in der guten Gesellschaft Italiens diejenigen Pers fonen, welche die Fremden aufsuchen und mit ihnen umgehen, von denen unterscheiden, die sie vermeiden und von fich fern halten. Mit den Ersteren macht der Fremde allein Bekanntschaft, fobald er die große Welt betritt, d. h. sobald er den Mitgliedern des diplomatischen Corps in den Hauptstädten vorgestellt worden; iene Italifner find es auch, we die prache und Manieren der fich bestreben, ihre nationale Individualitet aufzugeben und Fremden zu fopiren, wahrscheinlich in der Absicht, die Fremben herbeizuziehen, file zu längerem Bleiben zu bewegen und so der Gratidnischen Gesellschaft die Bewegung und das Leben, die ihr fehlen, au geben. In dieser Vorliebe für die Fremden stimmen fie, obgleich fie bei ihnen auf höhere Ideen begründet ist, mit ihren Landsleuten aus den niederen Ständen überein, die jedes Jahr ein schlechtes" nennen, wo nicht Taufende von reichen und mußigen Reisenden aus allen Punkten des Erdballs nach Italien zusammenftrömen, nicht um es zu verheeren, wie eine Armee Heuschrecken, sondern um ihre Federn zurückzulassen, wie Zugvogel. Das Jtalidnische Volt empfängt mit Freuden diese immer neuen Gäste, die für dasselbe eine fährliche Aerndte sind, bei der es nicht die Mähe des Sdens gehabt und die ihm die Stelle der Industrie und des Handels vertritt; aber es weiß nicht, daß eine solche Hülfsquelle in vieler Rücksicht unsicher, ja gefährlich ist, weil die augenblicklichen Vortheile, die sie ihm vers und

chafft, mit dem Verlust der Driginalitet nicht der tagliche Bers

nur zu theuer erkauft find; denn wie follte Pehr mit Fremden aus allen Landern den eigenthümlichen Typus der Italianischen Gesellschaft allmålig ganz verwischen?

Diese Gesellschaft leider übrigens ebenfalls unter dem Mans gel an Einheit, der das Italianische Staatsleben von jeher chas rafterifirt hat. Mit der Einheit fehlt ihr auch die Straft und Festigkeit, und das ist mit ein Hauptgrund, warum fie den frems den Einflüssen, die ihre ganzliche Zerstörung herbeiführen, leichter zugänglich geworden. Zu diesen Einflüssen gehört vornehmlich der der Desterreichischen Herrschaft in der Lombardei, einer Herrschaft, die zwar durchaus nicht gewaltthätig und geistig um sich greifend, aber doch politisch sehr wichtig und bedeutend ist. So sehr auch fortwährend das Volf dieser Proving gegen die Desterreicher eingenommen ist, fo falt und zurückstoßend sie auch vom Adel, besonders in Mailand, behandelt werden, wo seine Paldste und Theaterlogen ihnen gleich verschloffen find, es bleibt doch ausgemacht, daß eine fremde Occupation, von welcher Art fe auch fen, früh oder spat auch auf den geistigen Zustand eines Landes einwirken und denselben durchaus modifiziren muß. Wdre

diese Decupation Franzöfifch, so würde diese Einwirkung icon viet sichtbarer feyn; denn die Franzosen, weniger zurückhaltend und phlegmatisch als die Defterreicher, würden auch mehr Vertrauen und Entgegenkommen finden. Aber wenn auch die Desterreichische Herrschaft langsamer und versteckter wirft, fo wirft fie doch, und die Verschmelzung des Fremden mit dem Eingeborenen, die in der Nahe Benedigs schon anfängt, wird sich nach und nach immer weiter ausbreiten und alle Klaffen der Gesellschaft ergreifen. Das Desterreichische wird sich, wenn man so fagen darf, langfam und

Bill infiltriren, während das Französische rasch und gèrẩusch; voll Alles überschwemmt hätte.

Es giebt in Italien nur eine kleine Zahl offener Salons, die entweder Diplomaten oder sonst reichen Fremden gehören, die fich auf eine Zeit lang in einer Lieblingsstadt niedergelassen haben. Diese Salons find sich alle einander gleich und ohne eine ihnen eigenthümliche Physiognomie. Fast ausschließlich von Reisenden besucht, find sie alle eine blaffe Kopie der Europäischen Hauptstädte. Es sind die Pariser Salons mit weniger Leben, Bewegung, weniger Ideen und Wortgeräusch; es find die Wiener oder Berliner Salons mit geringerer Etikette und Eine förmigkeit; es find die Londoner Salons mit weniger Gedränge und Langeweile.

In folchen Posmopolitischen Réunions ist natürlich nicht die Italianische Gesellschaft zu suchen, die fich in das Innere der Familien zurückgesogen hat, um hier die alten Traditionen gegen die Gefahren der fremden Nachahmung zu vertheidigen. Die Italianer ziehen im Allgemeinen die engen Zirkel den großen Gesellschaften vor. Daher empfangen sie niemals bei Ach, und die großen Herren, die gewöhnlich schon aus Bequemlichkeit zur Menschenschen geneigt sind, umgeben sich nur mit untergeord neten Leuten, welche die Rolle von Schmaroßern spielen und ihren stolzen, geizigen Patronen die Empfangskosten ersparen.

Diese untergeordneten Leute, die oft lein besonderes Amt und feine bestimmte Beschäftigung haben, und die nicht zu den nic deren Sidnden gehören, obgleich sie auch nicht aus den höheren find, hangen mit den leßteren durch ihre Geburt und mit den ersteren durch ihre Lebensverhältnisse zusammen. Diese gutmüthis gen Schmaroßer reicher oder mächtiger Familien findet man viels leicht nur noch in Italien. Sie haben mit den Klienten der Alten viel Aehnliches, die um jeden reichen oder mächtigen Bürger ein Gefolge bildeten, seine Kämpfe und fein Schicksal theilten und auf feine Kosten lebten. Die Klienten des modernen Italien sind bald Priester, welche Kirchenstellen bekleiden, die von der Familie, der fie den Hof machen, abhängen, bald Abbés, welche Erzieher der Kinder des Hauses waren oder find, bald Advokaten ohne Pros zeffe, dann noch Regisseurs, Agenten und zuweilen auch, aber feltener, Künstler, Maler, Bildhauer, Architekten, die beschäftigt feyn wollen. Dies sind die Haupt-Elemente, welche den innereu Zirkel einer Italianischen Familie bilden. Eine solche triviale Umgebung gefällt den Hausherren, indem sie ihnen feine außers ordentliche Ausgaben auflegt und ihrer Trägheit Vorschub that; augleich entgehen sie, indem sie sich auf diese kleine Welt, in der fie Herren find, beschränken, dem Schmerz oder den Ver drießlichkeiten, welche die Vergleichung mit Anderen ihnen verurs fachen könnte, wenn sie in die Welt hinausträten und no fich seig. ten, wie sie sind. In manchen Städten jedoch, in Florenz und besonders in Neapel, find die Vornehmen freundlicher gegen Fremde von Auszeichnung und wissen den Werth einer umfaffens den und mannigfaltigen Unterhaltung zu schäßen, die ganz anders ift, als die ihrer Landsleute in ihren rein Italidnischen Zirkeln. In Florenz und Neapel ist man jener eintönigen und,,swanglos fen Familiensirkel überdrüffig, die, leer an Unterhaltung, von Schweigen und Gähnen unterbrochen sind und keinen Begriff von gutem Ton und feinen Manieren haben. In Rom dagegen hindern die engherzigsten und strengsten Vorurtheile die Bewoh ner, mit den Fremden, die alle Jahre die verlassenen Hotels der ewigen Stadt anfüllen, in vertrauteren Umgang zu treten, und in den Salons, die jährlich um Weihnachten geöffnet und um Ostern gefchloffen werden, findet man am allerwenigsten Römer.

Die Römer verschließen fich gern in ihre großen herunters gelommenen Paldste, deren Thüren und Fenster so schlecht vers chlossen sind, daß die Luft von allen Seiten hineindringt, wo man Tapeten nur an den Wänden findet, wo man nicht weiß, was ein Kamin if, wo man aller Bequemlichkeiten beraubt ist, welche die Civilisation in den Bereich der bescheidensten Existenzen gebracht hat. Hier vegetiren diese stolzen Römer in einer schlecht möblirten, fchmußigen und kalten Hinterstube, wahrend ihre Bes fuchsimmer Gemälde und Spinneweben den maliziösen Kommens taren eines Jeden preisgeben, der das Recht, den Geis der Eigens thümer zu verspotten, beim Hinausgehen bezahlt; denn diese Leute chamen fich nicht, durch Vermittelung ihrer Livree Bedienten die Reugier des Liebhabers, der ihre Gemälde besucht, und den Fleiß Des Künstlers, der sie lopirt, in Contribution zu sehen. Mancher Römische Fürst erhebt einen schmußigen Tribut der Art von den Studien der jungen Künstler, die in seiner Galerie arbeiten.

Nur ein Römisches Haus benußt sein Poloffales Vermögen zu der freigebigften, obwohl nur zu sehr zur Schau getragenen Unterstüßung der Armen, besonders aber der Künstler, durch die Bestellungen, die es fortwährend, obwohl ohne Geschmack und Rennerschaft, bei ihnen macht, und zugleich ist es das einzige, welches die Fremden aller Nationen und Stände, die jeden Wins ter mit bedeutenden Wechseln von ihrem Banquier nach Rom kommen, gaffrei aufnimmt und zu glänzenden wiederholten Festen bei sich versammelt. Es ist dies eine Art Entschädigung, die der Herzog Torlonia den Reisenden bieten zu måssen glaubt, die sich Darüber bellagen, daß der edle Banquier ihnen zu viel abnimmt, oder vielmehr die glänzende Aufnahme, die am Abend Jeden ers wartet, dem man am Morgen Geld theuer verkauft hat, if bet der enormen Kommiffionss, Courtages und Wechselgebühr mit in Rechnung gebracht. Die Mildthätigkeit des Herzogs Torlonia hat aber Rom nicht von der Bettlerplage befreit; feine Gönnerschaft hat noch kein Genie, ja nicht einmal ein gutes Kunstwert hervors

eleganten oder angenehmen Salon zu Stande; doch sollte sein Beispiel für Häuser von dlterem Glanz und faßt gleichem Vers mögen nicht verloren gehen, die man für ausgestorben halten möchte, sahe man nicht an dem Frontispiz ihrer Paläste ihre mit rothen Hüten und Päpstlichen Mitren beseßten Schilder und zuweilen auf dem Korso ihre schweren Karroffen mit geschwdras ter Vergoldung und bespannt mit ausgehungerten, mit gothis scher Livree überladenen Pferden.

Der Salon des BanquiersHerzogs wird von der alten Hers sogin, seiner Mutter, præfidirt, die diter als 80 Jahre ist und dabei einen Schein von Jugend bewahrt hat, den fie vielleicht dem Gebrauch von flüssigem Golde verdankt. Mit noch gans gerader Haltung und majestätischem Anftand empfangt fie höflich und würdevoll alle Fremden beider Geschlechter, selbst die in Haltung und Kleidung durchaus Lächerlichen, welche die blinde Göttin der Bank in die Salons des Herzogs Torlonia ges schickt, den man unverdientermaßen den,,Römischen Rothschild" genannt hat, als ob er den politischen Einfluß, das Finanz, Genie und die hohen und wahrhaft liberalen Ideen des Baron Roths fchild in Paris besdße.

Die Feste des Borgo-Palastes sind mehr rauschend als anges nehm; die Menge daselbst ist sehr bedeutend, aber so gemischt und bunt, daß man sich zugleich mit einem Kaufmann aus der Londoner City und einem Russischen Großmarschall, mit einem reis senden Commis und einem berühmten Maler stößt. Jeder, der bei dem Banquier 1000 Franken mit einem Diskonto von 6 Prozent immt, erhält mit seinem Geldzettel eine Einladungskarte. Da bewundert man eine Sammlung grotesker Engländerinnen, welche Potier's Karrikatur in den Anglaises pour rire übertreffen; die Einen sind mit Federbüschen, Bändern und anderem Land bes hängt, wie das Gespann eines Kardinals, während die Anderen ihre Nachtmüße oder ihren Reisehat zum Kopfpus haben. Die fremden Prinzen, die durch Rom reisen oder daselbst wohnen, find gewöhnlich die Götter dieser Bälle, Konzerte oder Routs, bei welchen man dem Wirth nachsagen muß, daß er keine Geldkosten spart und alle Welt zufriedenzustellen sucht. Daher lassen sich auch die Eingeladenen am anderen Morgen gleich neue Geldsummen von Seiner Ercellenz schicken; denn wenn der Banquier in seinen Salons sich herzoglich benimmt, so ist der Herzog ganz erschrecks lich Banquier in seinen Comptoirs: es ist eine heilige Allianz von Größe und Kleinheit, von Adel und Wucher.

Der Salon des Fürsten Borghese war einer der angenehms' ften in Italien, ehe der Tod seiner liebenswürdigen Tochter, der Herzogin von Mortemart, und seine durch den Schmers dieses Verlustes entstandene Gemüthskrankheit diese weniger zahlreichen, aber an Eleganz und Ordnung die des Römischen Banquiers übertreffenden Réunions geschlossen hatten. Man fand in diesem Hause die beste Gesellschaft, eine Gesellschaft, die jeßt nur noch in der Erinnerung der Personen existirt, die sie in ihrem Adelss, Geistes und Künstlerglanz gesehen haben. Der Fürst Borghese hat seine Tochter nicht lange überlebt, die in den Salons unseres Faubourg Saint-Germain noch heute beweint wird.

Der Herzog von B.... bildet sich ein, ebenfalls einen Salon zu haben, weil er an bestimmten Tagen Kerzen anzånden und beide Flügel feiner Palastthore öffnen läßt. Aber er sieht nicht bloß wenig Fremde bei sich, sondern auch die Römer, denen man da begegnet, find Gestalten, die man sonst nirgends trifft. Der Herzog und die Herzogin von B.... besigen die Italianische Sucht, fich mit untergeordneten Leuten zu umgeben, im höchsten Grade; fie versammeln nicht bloß die Klienten der niedrigsten Sorte um sich, sie machen sich sogar Klientinnen, die aber nicht so hübsch sind, wie die des Kaisers Nero; in ihren Freitagss Konzerten fleht man ein seltenes Münz Kabinet von alten Weibers röpfen, deren Toilette eben so erbärmlich ist, als ihre Manieren und ihr Jargon.

Die Gesandten und fremden Minister in Rom theilen sich unter einander in die Soireen in der Fastenzeit; wenn nicht eine diplomatische Trauer das Schweigen der Violinen bezahlt, tanzt man bei den Gesandten in vollem Karneval. Die Soireen des Französischen Gesandten, die alle Dienstag, und die des Defters reichischen, die alle Montag stattfinden, sind die, wo es am ceremonisfesten hergeht und wo es am wenigften heiter ist. Desterreich und Frankreich erdrücken ihre Wochen Gesellschaften mit Politesse und Etikette. Der Graf LatoursMaubourg ist einer der legten Representanten unferes alten hofes, und er hält sich Areng in den Schranken einer stets taktvollen, aber zu kalten und steifen Urbanitat; er zeige den schlecht erzogenen, schreienden Römern des modernen Papstchums, was ein Französischer Edels mann zu der Zeit war, wo wir noch Edelleute, einen glanzenden Hof und eine aristokratische Gesellschaft hatten. Frau v. Latours Maubourg ihrerseits macht die Honneurs des Empfangs mit einer Grazie und Artigkeit, die echt Französisch find. Nichtsdestos weniger laftet eine Atmosphäre der Kälte und Langeweile auf ben großen Assembleen der Ambassade, in denen es übrigens nicht an vergoldeten Kleidern, Kreuzen, Bijouterieen und schönen Frauen fehlt. Diese Langeweile hat ihre Quelle in dem für den Empfang festgefeßten Ceremoniell und in der Einrichtung der Zimmer. (Schluß folgt.)

Bibliographie.

Rimembranze d'Italia. (Es find dies die Briefe, die der Belgische Marquis von Beaufort in Französischer Sprache berausgegeben und die fich durch thre katholische Frömmigkeit auszeichnen. Herr Ignazio Cantu hat dies felben ins Italiänische überseßt und dem Buche auch noch einen Anhang über die Eindrücke des katholischen Roms auf die Reisenden aller Jahrs

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