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vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Gr. höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 129.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohlsbl. Post - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Montag den 28. Oktober

England.

Biographische Notizen über James Watt. *) James Watt, dem die Dampfmaschine ihre gegenwärtige Vollkommenheit verdankt, wurde am 19. Januar 1736 zu Greenoc geboren. Sein Urs Großvater war Pachter in der Grafschaft Aberdeen gewesen; er hatte für Montrose Partei genommen und auf dem Schlachtfelde geendet. Sein Vermögen fiel nachmals dem Fiskus anheim. Er hinterließ einen einzigen Sohn, Thomas, der sich den Studien widmete, in Greenock Mathematik und die Elemente der Nautik lehrte und endlich als oberste Magistrats, Person des Fleckens Crawfords Dyke (1734) sein Leven beschloß. Zwei Söhne überlebten den 92jährigen Vater: der ditere, John, welcher demselben Berufe sich widmete, starb schon 1737; der jüngere, James, wurde Baumeister und Verfertiger von naus tischen Instrumenten. Er verwaltete 25 Jahre lang das Amt eines Rathsherrn und Schaßmeisters von Greenock und stand im Rufe eines eben so thatigen als scharfsinnigen Geschaftsmannes. Segen das Ende seines Lebens verlor er einen großen Theil feines Vermögens durch unglückliche_Speculationen. Er starb 1782 im 84ften Lebensjahre. Dieser James Watt war der Vater des berühmten Maschinenbauers. Leßterer hatte in seiner Kinds heit eine so schwächliche Constitution, daß er die Elementarschule von Greenock nicht regelmäßig besuchen konnte und einen großen Theil des Jahres das Haus hüten mußte. Bei seiner Mutter lernte er lesen und bei dem Vater schreiben und rechnen. Einige Anekdoten aus jener Zeit sind höchst interessant, weil sie uns zeigen, wie früh der Geist des Knaben eine entschiedene Richtung erhielt.

Der alte James Watt, ein eben so verständiger als forg licher Vater, gab seinem Sohne sehr früh allerlei Instrumente in die Hand, und dieser bediente sich ihrer bald mit der größten Gewandtheit und Geschicklichkeit. Alles, was an Spielwer? in fein Bereich fam, zerstörte er und bestrebte sich dann eifrigst, es wieder zusammenzufeßen. Etwas später unternahm er den Bau einer kleinen elektrischen Maschine, deren prächtige Funken feine jungen Freunde sehr überraschten und ergößten.

Troß seines herrlichen Gedachtnisses, würde der kleine Watt auf einer gewöhnlichen Schule eben kein Wunderkind gewesen seyn. Er hätte sich nie entschließen können, seine Lection wie cin Papagei auswendig zu lernen; denn er fühlte bei Zeiten die Nothwendigkeit, Alles zu analysiren, was sich seinem Geiste dar bot, und die Natur hatte ihn mit einem ausgezeichnet kräftigen Reflexions Vermögen begabt. Einige entferntere Verwandte, Leute von beschränkter Einsicht, konnten die kühnen Hoffnungen des Vaters nicht theilen. Seine Tante, Mistreß Muirhead, sagte eines Abends am Theetische zu dem Knaben:,,James, ich habe noch nie einen fo faulen Jungen gesehen, wie Dich! Nimm ein Buch in die Hand, oder thue sonst etwas Nügliches. In dieser ganzen halben Stunde hast Du nichts gethan, als den Deckel des Theeteffels bald abgehoben und bald wieder aufgefeßt, und bald eine Tasse, bald ein Löffelchen über den Dampf gehalten!" Ohne Zweifel grübelte der Kleine, in jenem Augenblick über die Kraft des Dampfes und wollte vielleicht schon seiner Verwandlung in tropfbare Fluffigkeit auf die Spur kommen.

Der junge Watt besaß in seinem Knabenalter auch im hohen Grade die Gabe, Geschichtchen und Anekdoten zu erfinden, oder mit vielen selbsterdachten Umständen auszuschmücken, ein neuer Beweis, daß jedem genialen Menschen, welche Richtung sein Geist auch einschlagen möge, ein poetisches Element einwohnt. 3m Junglings Alter schien James fast jede Wissenschaft mit gleichem Eifer su studiren; besonders interessirten ihn Medizin und Chirurgie in solchem Grade, daß er eines Tages den Kopf eines Kindes mit auf sein Zimmer schleppte, um ihn recht unges stört zerlegen zu können. Troß seiner Liebe für Wissenschaft und Literatur, fam er 1755 nach London zu einem Verfertiger mathes matischer und nautischer Inftrumente in die Lehre. Er blieb nicht

Nach Arago's Lebensbeschreibung des berühmten Maschinenbauers, die kürzlich in Englischer Ueberseßung erschienen ist. Dem Werke sind noch wei intereffante Abhandlungen beigegeben, von welchen die eine das Ma schinenwesen mit Beziehung auf den Wohlstand der arbeitenden Klaffen zum Gegenstande hat, die andere aber (von Lord Brougham) historische Details über die Entdeckung der Bestandtheile des Wafers giebt.

1839.

viel über ein Jahr bei seinem Meister und ging 1737 nach Glass gow, um sich dort als Mechaniker zu etabliren; allein die Zünfte machten ihm aus Neid solche Schwierigkeiten, daß er dem ges wählten Brod-Erwerb nicht eher obliegen konnte, bis die Univers fität sich seiner annahm und ihm in ihrem Bezirke eine Werks Ratt bewilligte. Watt sprach immer gern von seiner frühen Ges schicklichkeit in mechanischen Arbeiten, die auch wirklich, nach einigen ausgezeichneten Proben aus jener Periode zu schließen, sehr groß gewesen seyn muß. Schon seine ersten Zeichnungen der Dampfmaschine waren, wie Herr Arago, der sie gesehen, versichert, dußerst sein und genau ausgeführt.

Als Watt jene Stellung zur Universität Glasgow erhielt, war er faum 21 Jahr alt. Seine vertrautesten Bekannten in dieser Zeit waren: Adam Smith, der Verfaffer des Nationals Reichthums" - Dr. Black, den seine Entdeckungen hinsichtlich der latenten Wärme und des fohlensauern Kalks zu einem der größten Chemiker des vorigen Jahrhunderts erhoben und Robert Simson, der berühmte Restaurator der bedeutendsten Werke, welche die Mathematiker des Alterthums uns hinterlassen haben. Die Werkstatt des schlichten jungen Instrumentenmachers wurde nach und nach eine Art Akademie, wo die ausgezeichnetsten Menschen in Glasgow sich zusammenfanden, um die schwierigsten Probleme der Kunst, der Wissenschaft und Literatur zu besprechen. Welchen Antheil aber der junge Handarbeiter an diesen Diss kussionen nahm, wird sich aus folgender, bis jegt ungedruckt ges bliebener Aeußerung eines der trefflichsten Mitarbeiter der,,Bris tischen Encyklopedie ergeben. „Ich hatte von je", so schreibt der verstorbene Profeffor Robinson, eine große Neigung zu Natur Wissenschaften und insonderheit zu mathematischen und mechanischen Forschungen. Als ich von den Doktoren Simson, Dick und Moor, drei ausgezeichneten mathematischen Talenten, bei Herrn Watt eingeführt wurde, sah ich einen Handarbeiter und erwartete nicht viel mehr; allein ich lernte bald einen finnigen philosophischen Kopf kennen, der sich immer bereit zeigte, mir Unterweisung zu geben. Meine Eitelkeit hatte mir eingeredet, daß ich in meinem Lieblings-Studium ziemlich vorgeschritten sey, und es schmerzte mich etwas, als ich bemerkte, wie sehr Herr Waft, obschon eben so jung, wie ich, mir überlegen war..... So oft einer unserer Kommilitonen irgend einen Skrupel hatte, wendete er sich an Herrn Watt. Dieser bedurfte nur einiger Anregung; denn jedes Ding war für ihn der Anfang zu einem neuen und ernsten Studium, und er ließ keinen Gegenstand fahren, bevor er sich entweder von seiner Unerheblichkeit überzeugt oder Etwas daraus gemacht hatte. Er ternie die Deutsche Sprache, um Leopold's Theatrum Machinarum lesen zu können; und ähn fiche Gründe bewogen ihn, das Italianische zu erlernen..... Da James Watt neben seinen geistigen Vorzügen einen redlichenund biederen Charakter bejaß, so ist es kein Wunder, daß seine Freunde ihm sehr anhingen. Seine Ueberlegenheit kränkte Nies manden, denn er machte sie nie mit Anmaßung geltend, und die Verdienste Anderer fanden bei ihm stets die liberalste Anerkennung, ja, er ging oft so weit, scheinbare Entdeckungen seiner Freunde, die eigentlich ihm selbst angehörten, weil er die Grund-Idee dazu gegeben, ganz dem erfinderischen Geiste Zener beizumessen."

Die mannigfachen und tiefen Studien des jungen Mechani, Pers von Glasgow waren seinen Handarbeiten niemals im Wege. Die leyteren verrichtete er bei Tage, während die Nacht theores tischen Untersuchungen gewidmet war. Das Vertrauen auf seis nen überall schaffenden Geist ließ ihm keine Unternehmung, wie fremd sie auch sonst seiner Geschmacks Richtung gewesen sey, au schwierig oder zu trocken erscheinen. Obgleich ganz ohne musikalisches Ohr, versuchte er den Bau einer Orgel, und dieser Versuch gelang auf eine ausgezeichnete Weise! In den mecha nischen Details des neuen Zuftrumentes war Vieles bis dahin Wangelhafte glücklich verbessert; was aber am meisten unsere Bewunderung verdient, ist der Umstand, daß Wan's Orgel auch hinsichtlich der Harmonie ihrer Tône faum etwas zu wünschen übrig ließ.

Der gelehrte Biograph des großen Briten giebt uns eine Geschichte der Anwendung der Dampfkraft von den ältesten Zeis ten bis auf diese Periode in Watt's Leben. Jeder, der die fols gende Notis über die finnreiche Erfindung des Hero von Aterans drien ließt, wird mit uns beklagen, daß der Menschengeist so viele Jahrhunderte davon abgehalten worden ist, diese Erfindung bis

auf ihre lesten Ergebnisse zu verfolgen. Wären Dampfschiffe und Eisenbahnen schon seit ein Paar Jahrtausenden im Gebrauche, wie ganz anders wurde es es jest um die Menschheit sehen!

Ich finde", fagt Herr Arago, das erste Beispiel einer Bewegung durch Dämpfe in einer Erfindung, die sehr viel alter if, als Gerbert's Organum: diese ist das Acolopyl des Hero von Alexandrien, dessen Datum bis an 120 Jahre über unsere Aera hinausreicht. Vielleicht wird es schwer seyn, ohne Beis hülfe von Zeichnungen dem Leser einen klaren Begriff davon zu geben, wie diefer Apparat wirkt; dennoch will ich es versuchen. Wenn ein Gas in einer gegebenen Richtung aus dem Gefäße dringt, das es beherbergt, so hat das Gefäß, nach dem Geseze der Reactionskraft, die Tendenz, in diametrisch entgegengesetter Richtung sich zu bewegen. Eine Flinte 3. B. prallt immer etwas zurück, wenn sie abgefeuert wird: das durch die Entzündung des Salpeters, der Kohle und des Schwefels erzeugte Gas firdmt in der Richtung des Flintenlaufs nach Außen; die Wirkung fest ich aber hinterwärts fort, so, daß die abfeuernde Person, wenn ne das Gewehr nicht fest an die Schulter drückt, durch den Kols ben einen tüchtigen Stoß erhält. Um also die Richtung der Reac tion zu verändern, braucht man nur der Explosion des Gases eine andere Richtung zu geben. Wäre der Lauf an seiner Muns dung verstopft und an einer Seite mit einer horizontalen, ihn im rechten Winkel schneidenden Oeffnung verschen, so würde das Pulver: Gas an der Seite und horizontal ausströmen; das Zurückprallen des Laufes würde rechtwinklig erfolgen und am Arme, nicht an der Schulter, verspürt werden. In dem ersten Falle wirkt der Stoß von vorn nach hinten, mit der Tendenz, die abfeuernde Person niederzuwerfen; im anderen Falle würde er die Tendenz haben, sie im Kreise herum zu schwingen. Ges seht nun, wir befestigten den Lauf beständig und in horizontaler Lage an eine bewegliche, lothrecht stehende Achse, so müßte er im Augenblick der Entladung nothwendig seine Richtung mehr oder weniger verandern und bewirken, daß die Achse um sich felber kreiste. Nehmen wir ferner an, jene rotationsfähige, lothrecht stehende Achse wäre hohl, am oberen Ende verstopft und mündete von unten wie ein Schornstein in einen Dampf erzeugenden Kessel, und außerdem bestände eine freie laterale Communication zwischen dem Junern der Achse und dem Innern des Flintenlaufs, so daß der Dampf, nachdem er die Achse ge füllt, in den Lauf eindränge und an der Seite durch die horizons tale Deffnung desselben wieder ausströmte, so würde dieser Dampf beim Ausströmen eine wesentlich gleiche, nur der Intensität nach andere Wirkung haben, als das entzündete Pulver Gas in dem unten verstopften und an der Seite durchbohrten Laufe. Doc Pann es in solchem Falle auch keine einfache, momentane Erschütz terung geben, wie beim Abfeuern der Geschüße und Flinten, fondern die rotirende Bewegung muß gleichförmig und dauernd feyn, wie die Ursache, die sie erzeugt; und kamen wir endlich auf den Gedanken, mehrere Flintenläufe oder horizontal liegende Röhren an einem tothrechten kreisenden Tubus anzubringen, so sahen wir uns im Besiß einer Maschine, die dem sinnreichen Apparate des Hero von Alexandrien im Wesentlichen entspräche." ,,Dieser Apparat war also ohne Zweifel eine Maschine, in welcher Dämpfe die Bewegung erzeugten, und deren mechanis sche Wirkungen nicht unerheblich seyn mußten. Es bedarf jedoch kaum einer Bemerkung, daß unsere jeßt gebräuchlichen Dampfs maschinen sowohl in Rücksicht ihrer Form, als der Art, wie die bewegenden Kräfte wirken, von dem Acolopyl sehr verschieden find.

Die Griechen und Römer waren mit der großen mechanischen Kraft des Dampfes nicht ganz unbekannt; allein sie bedienten fich Derselben, unseres Wissens, nie zu praktischen Zwecken. Erst im Anfang des 17ten Jahrhunderts forschten einzelne Individuen mit Ernst und Ausdauer nach den möglichen Wirkungen dieses Agens. Ums Jahr 1605 machte Flurence Revault, ein Kammerherr Heinrich's IV. und Lehrer Ludwig's XIII., die Entdeckung, daß eine mit Wasser gefüllte eiserne Hohllugel oder Bombe, die man mit verstopfter Mündung in ein Feuer wirft, früher oder sydter durch den eingesperrten Dampf, der sich in dem Feuer alsbald entwickelt, zersprengt wird. Von dieser einfachen Entdeckung leitet Herr Arago die Erfindung der heutigen Dampfmaschine auf folgende Weise her:

In welchem Zustande finden wir dieses Wurfgeschoß vor feiner Explosion? Der untere Theil enthält Wasser, das eine sehr hohe Temperatur hat, aber noch fluffig ist; der obere Theil ist mit Dampf gefüllt. Dem charakteristischen Gesetz aller Gase ge mds, wirkt dieser Dampf gleichmäßig nach allen Richtungen; er drückt eben so stark auf das Wasser, als gegen die Metallwände, die ihn einschließen. Gefeßt nun, es befande sich am unteren Theile dieser Wände eine Deffnung, in der ein Hahn oder Zapfen steckte, so würde beim Ausziehen des Zapfens das von dem Dampfe gedrängte Waffer mit dußerster Gewalt herausdringen. Ware der Zapfen an einer Röhre angebracht, die zuerst um die Außenseite der Bombe sich wände und dann scheitelrecht von Unten nach Oben sich lehrte, so würde das Wasser, nach Wakgabe der Elastis sität des Dampfes oder, mit anderen Worten, dem Grade der Temperatur angemessen, in der Röhre aufsteigen; und diese auf Steigende Bewegung finde nur in der Stärke des Apparais ihre Granzen."

„Nehmen wir nun an der Stelle dieser Bombe einen starken Kessel von großen Dimensionen, so hindert uns nichts mehr daran, bedeutende Massen Flüssigkeit durch die bloße Wirkung des Dampfes

des Wortes eine Dampfmaschine, die zu Austeichungen gebraucht werden kann."

Frankreich und England streiten sich um die Ehre, diese Ans wendung der Dampfröhre entdeckt zu haben. Die Engländer bes haupten, der berühmte Marquis von Worcester sey der erste Entdecker gewesen. Während seiner Gefangenschaft im Tower saß dieser Herr eines Tages beim Feuerheerde und fah, wie der Deckel des Topfes, in welchem fein Essen tochte, plöglich sich Hob. Er grübelte diesem Umstande nach, kam auf die wahre Ursache und publizirte 1663 sein Jahrhundert der Erfindungen", in welchem Buche er, so weit man ihn verstehen kann, die Bombe mit dem vertikalen Tubus, wie sie vorhin beschrieben worden, als nothwendiges Mittel, die gehofften Resultate zu erlangen, in Vorschlag bringt. Aber schon 1615 foll Salomon de Caus aus Dieppe in der Normandie, ein schlichter Mechaniker, in feinem Buche La Raison des Forces mouvantes diese Bombe mit dem Tubus beschrieben haben. Ein Englischer Architekt, Capitain Savery, verbesserte im Jahre 1698 die Entdeckungen von Caus und Worcester; aber die größte Vervollkommuung der Dampfmaschine, von der Zeit ihrer einfachsten Struktur bis auf unseren Watt, verdankt man, nach Herrn Arago, dem Französischen Ärzte Denis Papin, der, wegen feiner Religion aus Frankreich vers trieben, seine Schriften über diesen Gegenstand in Leipzig drucken ließ. Dieser Papin war Mitglied der Königl. Societat in London. Seine Entdeckungen wurden von dem Eisenhandler Newcomen und dem Glaser Cawley in Dartmouth in größerem Maßstabe weiter geführt und verbessert. Nach diesen Beiden muß man noch Henry Potter nennen, einen Knaben, der im Spiele mit seines Gleichen auf die wohlbekannte Erfindung an den Zapfhähnen kam.

Daß James Watt seine Aufmerksamkeit diesem Gegenstande survendete, war mehr Zufall, als Absicht. Ein Näheres hierüber werden wir unseren Lejern in einem nächsten Artikel mittheilen.

Frankreich.

Die Juli-Revolution und der Herzog von Drleans. (Fortseßung.)

Daß die Unentschloffenheit des Herzogs v. Orleans nicht affeks tirt war, geht aus Folgendem hervor. Der Pring war seit einigen Stunden in Paris, als ein Bote bei Herrn v. Mortemart erschien und ihn,,im Interesse der Sache Karl's X.“ nach dem Palais Royal beschied. Herr v. Mortemart ward geheimnisvoll in das Kabinet des Prinzen geführt. Herzog von Mortemart", sagte dieser zu ihm, wenn Sie den König früher als ich sehen, sagen Sie ihm, daß man mich mit Gewalt hergeschleppt, und daß ich mich eher werde in Stücke hauen lassen, als die Krone auf mein Haupt feßen. Dann fagte er, daß er nicht nach Saint Cloud gekommen sen, weil er seine Verhaftung befürchtet; er habe sich an einem Orte verborgen, der nur seiner Familie bekannt gewes sen, und diesen habe er erst dann verlassen, als ein Volkshaufe feiner Gattin gedroht, sie mit ihren Kindern nach Paris zu ents fahren und so lange als Geifel zu behalten, bis er selbst komme. Auf die Frage, ob er ihn als General Statthalter des Königs reichs anzuerkennen habe, antwortete Mortemart ausweichend, und bat ihn, die obige Erklärung ihm schriftlich für den König mitzugeben. Der Prinz schrieb diese Erklärung sofort auf ein Quartblatt; Mortemart verwahrte diese Schrift forgfältig und entfernte fich.,,Der Herzog von Orleans hat sich rechtschaffen gezeigt", fagte er, als er nach Hause kam; seine Gesinnungen find die eines wahren Bourbonen." Einige Stunden später jes doch schickte der Herzog von Orleans aufs neue zu ihm und ließ fich jene Schrift wieder ausbitten; Herr v. Mortemart gab fle ohne Widerspruch zurück. Was diese plößliche Veränderung in den Gesinnungen des Herzogs hervorgebracht, werden wir søåter sehen.

Karl X. hatte, als es Abend ward und er immer noch keine Nachrichten vom Herzog von Mortemart erhielt, den General Ars thur de la Bourdonnaye, einen seiner ergebensten Anhänger, nach Paris geschickt, um ihm zu berichten, wie es daselbst stehe. Herr de la Bourdonnaye konnte nur mit Mühe in die Haupts Stadt dringen und mußte den unpopuldren Namen, den er trug, sorgfältig verheimlichen. Casimir Perier empfing ihn mit hoffs nungerregender Freundlichkeit und führte ihn au Lafayette und den Mitgliedern der Munisipal, Kommission, die ihm aber keine befriedigende Antwort gaben. Er kehrie nicht eher nach Saints Cloud zurück, als bis er den Herzog von Mortemart gesprochen, welcher ihm seine Unterredung mit dem Herzog von Orleans mittheilte. Der General Alexander Girardin war von Karl X. zu gleichem Zweck nach Paris 'geschickt worden, ohne daß es ihm besser ging.

Auf einmal verbreitete sich in der Gegend des Stadthauses das Gerücht, Karl X. habe Lafayette Vorschläge machen lassen und den Herzog von Orleans zum General: Statthalter im Nas men Heinrich's V. ernannt. Das Volk, das auf dem Grèveplag und den anliegenden Quais versammelt war, ward unruhig. Da richtete die Munizipal › Kommission zur Beruhigung des Volks eine Proclamation an die Pariser, die von Herrn Barthe, einem ehemaligen Karbonari, verfaßt war und die gröbsten Verleums dungen gegen die Restauration enthielt. „Karl X.“, heißt es das rin,,,hat aufgehört, ju regieren. Er konnte den Ursprung seiner Gewalt nicht vergessen und betrachtete sich immer als den Feind

fonnte. Erst griff er unsere Juftitutionen mit allen Mitteln an, die ihm Heuchelei und Lüge an die Hand gaben, dann, als er ich zu offener Bekämpfung derselben stark genug fühlte, beschloß er, fie im Blut der Franzosen zu ertränken... Aber Euer Hels denmuth hat den Verbrechen seiner Herrschaft ein Ende gemacht. Einige Augenblicke waren hinreichend, eine verderbene Regierung zu stürzen, die Nichts als ein fortwährendes Komploit gegen die Freiheit und das Glück Frankreichs war." Dieses heftige Manis fest schloß mit den Worten:,,Statt einer durch die Fremden eingescßten Gewalt, werdet Ihr eine Regierung haben, die Euch ihren Ursprung verdankt."

Casimir Perier wollte diese Proclamation nicht unterzeichnen, die ihm in Ton und Inhalt über die Befugnisse der Munisipals Kommission hinauszugehen schien. Vielleicht konnte er auch die darin ausgesprochenen Beschuldigungen nicht guthèißen. Aber was nagte diese stillschweigende Mißbilligung? Cafimir Perier war durch das Vertrauen, das ihm Karl X. spát genug geschenkt, der revolutionairen Partei verdächtig geworden. Man wollte ihn auf der Straße von Saint-Cloud gesehen haben; doch kann man nicht sagen, in welcher Absicht er dahin gegangen seyn solle. Beinahe hätte ihm diese Beschuldigung einen Verhaftsbefehl von einer republikanischen Fraction zugezogen, welche sich als provis forische Regierung im Stadthause neben der Munizipal Koms mission Poustituirte. Doch Laffitte drang in ihn, diesen Verdächtis gungen ein Ende zu machen, und Perier nahm an der leßten Versammlung der Deputirten Theil, aber nur passiv.

Um der neuen Gewalt eine militairische Stüße zu geben, verordnete auch die Munizipal-Kommission am Morgen des 31sten die Mobilmachung von 20 Regimentern Nationalgarden, welche das Vaterland außerhalb der Hauptstadt vertheidigen sollten; diese Nachbildung der Revolutions-Armee von 1793 hat mit den außers ordentlichen Umständen, welche sie erzeugten, wieder aufgehört.

Unterrichtet von der Ankunft des Herzogs von Orleans in Paris, begaben sich die zwölf Kommissarien der Deputirten Vers fammlung am 31ften um 9 Uhr Morgens in das Palais-Royal. Ich habe nicht angestanden, Ihre Gefahren zu theilen", sagte der Prinz zu ihnen; aber eins verlangen Sie von mir, worüber ich mich nicht so schnell erklären kann. Ich bin mit Start X. verwandt und daher persönlich gegen ihn verpflichtet. Die Ges fahr ist nicht dringend: so viel ich weiß, wird von Saint Cloud aus nichts Feindseliges geschehen. Ich will Ihnen später meinen Entschluß mittheilen." Herr Berard forderte ihn auf, sich schnell zu entscheiden.,,Wir stehen auf einem Vulkan“, sagte er,,,und Ihre bloße Anwesenheit unter uns hat die leßten Bande, die Sie an Kart X. knüpften, zerrissen. Wir haben nicht mehr die Wahl zwischen Kart X. und Ihnen, sondern nur zwischen Ihnen und der Republik. Wenn Sie die General-Statthalterschaft nicht ans nehmen, so werden Sie in einer Stunde hören, daß die Republik proklamirt ist und mit ihr die Anarchie, man darf das Volk nicht lange zwischen Thür und Angel laffen." Benjamin Delessert sprach eben so, während der General Sebastiani meinte:,,Die Achtung vor der Legitimitat, der unsichere Stand der Dinge, die Möglichkeit der Rückkehr der Königlichen Familie gebiete dem Prinzen, die angebotene General-Statthalterschaft auszuschlagen.“ -,,Die Jugend, die in den drei Tagen mitgekämpft", entgegnete Herr Berard, ist gegen die Erhebung des Herzogs von Orleans, weil er ebenfalls ein Bourbon ist, und betrachtet die Republik als den einzigen Lohn, der ihr gebührt. Die anderen Deputirten stimmten ein; der Prinz bat um einige Augenblicke Bedenkzeit und ging mit Dupin und Sebastiani in sein Kabinet. Da fie etwas lange wegblieben, erzählte'man sich, daß Sebastiani rasch zu dem Fürsten Talleyrand gegangen sen, um ihn zu fragen, was zu thun sen, worauf der Fürst geantwortet haben foll: ,,Gut, er muß sie annehmen." Dies war die erste eingreifende Theilnahme an der Juli Revolution von Seiten eines Mannes, der seit 1789 über die Throne zu disponiren schien, von dem aber die Geschichte vielleicht mit mehr Wahrheit sagen wird, daß er einen wunderbaren Instinkt beseffen, den Sturz der Regierungen vorher zu sehen, und ein nie sich verleugnendes Geschick, sich den neuen Gewalthabern unentbehrlich zu machen.

Der Prinz brachte den Deputirten eine mit Vorsicht abges faßte Proclamation zurück; es hieß darin,,,er habe kein Bedens ten getragen, mitten unter die heldenmüthige Bevölkerung von Paris zu kommen, und er wolle Alles thun, was in seinen Straften stehe, um die Pariser vor Bürgerkrieg und Anarchie zu bewahren. Zugleich verkündete er das baldige Zusammentreten der Kammern und schloß mit den Worten: Die Charte wird nunmehr eine Wahrheit seyn.“

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Die Kommissarien überbrachten diese Proclamation der Kame mer, wo sie mit Enthusiasmus aufgenommen wurde. Benjamin Constant, Guizot, Berard und Villemain wurden beauftragt, eine Antwort darauf zu entwerfen. Diese Antwort, die zum großen Theil das Werk des Herrn Guizot war, fing also an:,,Frankreich ist frei. Die absolute Gewalt erhob ihre Fahne: Die heldens müthige Bevölkerung von Paris hat sie umgeworfen. Die heis lige Sache, die fürzlich vergebens in den Wahlen gelegt, hat durch die Waffen den Sieg errungen. Freiheit und Ordnung zugleich waren durch eine Macht bedroht, die unsere Rechte verleßte, unsere Rube störte: jeßt haben wir uns Freiheit und Ordnung wie: der erkämpft. Wir brauchen nichts mehr zu fürchten für die schon erworbenen Rechte, und die, welche uns noch fehlen, stehen uns offen." Dan folgten verschiedene Garantieen, welche die Kam mer dem Lande zu geben gedenke, und der Schluß lautete ebens falls: Die Charte wird nunmehr eine Wahrheit seyn." Fünfs

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undneunzig Deputirte unterschrieben diese Proclamation, und man beschloß, fie in corpore dem Herzog von Orleans zu übers reichen. Da hörte man, daß der Prinz gesonnen sen, nach dem Stadthause zu gehen; die Versammlung beschloß, sich ebenfalls in Masse dahin zu begeben. Wir müssen sehen, was auf eins mal den Herzog von Orleans bewog, sich zu einem so wichtigen Schritt zu entschließen.

Von dem Augenblick ab, wo die Conftitutionellen der Mits wirkung dieses Prinzen gewiß waren, suchten sie auch Lafayette für ihn zu gewinnen: besonders Barrot, Gerard und Mauguin ließen sich dies angelegen seyn. Am 30sten schwankie Lafayette den ganzen Tag zwischen seinen persönlichen Neigungen und den Einflüssen seiner Freunde. Abends war er zwar dem Beschluß der Deputirten beigetreten, hatte aber erklärt, er beträchte diese Maßregeln nur als provisorische; unwiderruflich sen nur der Sieg und die Souverainetät der Nation. Das war auch die Ges finnung der meisten an ihn gerichteten Adressen der Volkss Gesells schaften; doch damit der Pariser Sieg jedenfalls den öffentlichen Freiheiten zu Gute komme, hatte Lafayette, wie oben erzählt worden, durch Barrot die Deputirten aufgefordert, eine neue Charte zu entwerfen, die das Grundgefeß der neuen Regierung bilden sollte. In den späteren Abendstunden schienen die Anträge einiger Tausende von jungen Leuten, die am anderen Morgen die Republik unter seiner Präsidentschaft proklamiren wollten, Eindruck auf ihn zu machen. Doch Barrot ließ sich von ihm versprechen, bis zum anderen Morgen nichts Entscheidendes zu thun. Am 31sten früh fand eine Unterredung statt zwischen Las fayette, Barrot und Mathieu Dumas, deren Resultat zu Gunsten des Herzogs von Orleans ausfiel. Folgender Umstand, der zus fällig oder absichtlich herbeigeführt war, machte jedem Zweifel des Generals ein Ende. Der Gesandte der Vereinigten Staaten, Herr Rives, besuchte ihn im Stadthaus;,,was werden unsere Freunde in den Vereinigten Staaten jagen", rief Lafayette,,, wenn fie hören werden, daß wir die Republik proklamirt haben?" "Sie werden fagen", antwortete Rives gelassen, daß eine Erfahrung von vierzig Jahren für die Franzosen vertoren gegangen ist." Diese entschiedene Mißbilligung der republikanischen Regierungss form von dem Gesandten einer Republik machte auf Lafayette tes fen Eindruck. Von jest ab schien er, wenn auch ungern, fein Lieblings Utopien aufzugeben; doch dafür sollie das Prinzip der Volks Souverainetat in die Charte aufgenommen und zwanzig Millionen National - Garden mit selbstgewählten Offizieren gebils det werden. Dieser Mann, der immer im Zerstören so viel Auss dauer und Energie bewies, wurde schwach und unentschlossen, wenn er wieder aufbauen sollte. In diesen zwei Tagen spiegelt sich sein ganzes Leben ab.

Die Partei des Herzogs von Reichstadt hatte bald wenig Aussichten, tros der Erinnerungen der Armee und eines Theils des Volks. Man hatte diesen Prinzen erst von Desterreich ers bitten müssen, und seine Abstammung war eine schlechte Empfeh lung bei einem Volk, das eben im Namen der Freiheit gekämpft. Lafayette gab diesen Gedanken bald auf.

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So standen die Dinge, als der Herzog von Orleans sich ents schloß, ins Stadthaus zu gehen. Er hätte diesen wichtigen Schritt gern aufgeschoben, sah aber ein, daß er ihn thun müsse, um den Republikanern ihre leßten Höffnungen zu nehmen. Daß ihm übrigens die Wichtigkeit dieses Schrittes nicht entging, sieht man aus folgenden Worten. Wenn ich den Thron besteige", sagte er zu Herrn Berard,,,so werde ich sehr viel verlieren. Mein Familienleben ist so still, unser ganzes Wesen so einfach, daß wir nicht fürs Königthum passen können. Es wird mir mehr eine Pflicht, als ein Genuß seyn. Und dann muß ich gestehen, daß ich von jeher eine republikanische Gesinnung hatte, die ich immer behalten werde."

Die Deputirten kamen nach dem Palais-Royal, wo Laffitte ihre Proclamation vorlas. Der Prinz erwiederte,,,die Prinzis pien der Charte seven immer die feinigen gewesen, doch bedaure er die Umstände, die ihn zur Annahme feiner gegenwärtigen Mission swangen." Hierauf machte er sich auf den Weg nach dem Stadthause, begleitet von einer Menge Nationalgardisten und Bürgern und unter dem Ruf:,,Es lebe die Charte! Es lebe der Herzog von Orleans!" Der Prins erwiederte sehr freunds lich und reichte den Judividuen der niedrigsten Klassen seine Hand. Der ganze Zug, durch die Hige, den Zulauf und die Barrikaden unterweges erschwert, war bei der herrschenden Stimmung der Gemüther nicht ohne Gefahr. Die leßten Beschlüsse der Kammer und die Proclamation des Herzogs von Orleans hatten die Hoffs nungen der demokratischen Partei zu Schanden gemacht und den Pöbel aufgeregt. Die Anschläge dieser Bekanntmachungen wurs den an vielen Orten mit Wuth abgerissen und die Herumträger mißhandelt. Dagegen bedeckten republikanische Plakate_unges straft die Mauern der Hauptstadt, von Mitgliedern der Munizis pal Kommission mehr oder weniger geheim gebilligt. Als der Zug dem Stadthause nahte, hörte man den Ruf: „Es lebe die Freiheit! Nieder mit den Bourbonen! Der Quai de Grève war mit Bewaffneten befeßt, die den Herzog ermorden wollten; nur der Zufall machte ihren Plan scheitern. Auf der Treppe des Stadis haufes fagte der Herzog zu den Bürgern, die sie einnahmen: Meine Herren, ein alter Nationalgardist kommt, seinen alten General zu besuchen." Lafayette empfing ihn mit der ihm anges borenen Höflichkeit, doch auf vielen Gesichtern malte sich getduschte Hoffnung und Unzufriedenheit. Man rief: Keine Bourbonen mehr! Es lebe Lafayette!" Der Herzog, Lafayette, die Munizi patskommission und die Deputirten bildeten einen Halbkreis mits

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ten unter der Menge, und Einer von ihnen las die Proclamation der Kammer, die der Prinz mit Wenigem erwiederte. Auf eins mal näherte sich der General Dubourg in Uniform, mit blaffem Gesicht und langem Bart dem Prinzen, wies auf den mit Bewaff neten erfüllten und blutbefleckten Grève Plaß und sagte:,,Es heißt, Sie fenen ein rechtschaffener Mann und also nicht fähig, Jhre Verpflichtungen zu brechen; ich rathe Ihnen, fie genau zu beobs achten, denn sobald Sie ihrer vergessen, ist das Volk da, um sie Ihnen ins Gedächtniß zu rufen." Der Herzog antwortete mit Würde, aber nicht ohne Gemüthsbewegung; dann nahm er Las fayette bei der Hand, ging mit ihm auf den Balkon hinaus und umarmte ihn, eine dreifarbige Fahne schwingend. Diese patrios tische Umarmung machte einen ungeheuren Effekt. Die Wenge, bis dahin still und ungewiß, brach in lautes Freudengeschrei aus und begleitete ihn auf diese Weise in das Palais Royal zurück. Jest war die Revolution auf ihrem Gipfel angekommen. (Schluß folgt.)

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Napoleon als Gesetzgeber des Herzogthüms Warschau. *)

Nach dem Tilfiter Frieden eilte Napoleon, der es kaum er warten konnte, sich seinem Volke von neuem als Sieger zu zeigen, durch Polen nach Dresden, ohne sich irgendwo einen Aufenthalt zu gestatten. Er hatte sich selbst davon überzeugt, daß die Polen, nach so vielen ihnen gegebenen Versprechungen, nach so vielen und großen Opfern, nicht zufrieden damit waren, daß er ihr Land in das Herzogthum Warschau verwandelt hatte. Um uns nun eine angemessene Verfassung zu geben, berief er die Regierungss Kommission zu sich, welche diese promulgiren follte, oder viels mehr, er deutete, vielleicht in Folge eines Irrthums, feinem Minister Residenten in Warschau an, daß Stanislaw Potozki und ich (Wybizli) fich unverzüglich zu ihm nach Dresden begeben follten. Mir blieb die Unzufriedenheit meiner Kollegen nicht vers borgen, und auf das Inständigste drang ich in Potoski, daß das Plenum der Kommission zu einer so wichtigen Angelegenheit zus gezogen werden möchte. Ich erklärte dem Präsidenten Malachos wski, daß Napoleon wohl nur durch ein Mißverständniß uns Beide zu sich berufen hatte, weil wir ihm am besten bekannt

waren.

Als es nun feststand, daß wir insgesammt uns zu dieser politischen Reise anschicken sollten, feßte ich alle Triebfedern in Bewegung, um mit einem fertigen Verfassungs Projekte vor Napoleon zu erscheinen. Aber ich gestehe, es herrschte leider wenig Einigkeit und wenig Lust zur Arbeit unter uns. Der ehrenwerthe Malachowski wollte als Marschall des für uns einst so rühmlichen Constitutions Reichstages Napoleon um Verleihung der Verfassung vom 3. Mai 1791 angehen. Ich stellte beschei dentlich vor, daß diese Constitution nicht mehr zu dem gegens wärtigen Zeitgeiste passe, daß man jeßt das ganze Volk zur Res präsentation müffe gelangen lassen, und daß die Leibeigenschaft völlig aufgehoben werden müsse, was Alles durch die Constitution vom 3. Mai nicht geschehen war, weil das Volk in seinen frühes ren Ideen noch zu sehr befangen gewesen. Ich selbst bemühte mich, die Haupts Ideen zu dem erforderlichen Werke zu entwer fen; Potosi gab mir zu Allem seine Zustimmung; zum Unglück aber erfrankte er, und ich war genöthigt, ihn gleichsam mit Ges walt aus dem Bette zu treiben und mit nach Dresden zu nehmen. Die Uebrigen waren uns schon vorausgereist. Ich kam spät in Dresden an, da ich mit meinem Kranken sehr forgfältig und bes hutsam reisen mußte. Napoleon, der schon in Ungeduld gerathen war, ließ uns sofort vor sich kommen. Die verschiedenen Vers faffungs-Vorschläge, die ich, wie schon erwähnt, in Warschau mit Potoski entworfen hatte, wurden von uns unterweges noch oft durchgesprochen und vermehrt. Als wir nun aber vor den Kaiser treten sollten, waren unsere Kollegen mit uns nicht eines Sinnes. Wann auch bestand Einigkeit in Polen?!

Wir kamen in das Schloß; Napoleon ließ nur mich und Potozli vor fich rufen und machte uns gleich bei unserem Er: scheinen Vorwürfe über unser verspätetes Eintreffen. Vor dem damaligen Herrn der Welt bedurfte es eines gar richtigen Taktes und vieler Geduld. Wir nahmen die Vorwürfe hin und begannen, ihm mit wenigen Worten unseren Dank dafür auszudrücken, daß er uns eine Constitution ertheilen wolle; worauf er erwiederte: ,,Ich weiß, daß die Polen unzufrieden damit sind, daß sie nur das Herzogthum Warschau bestßen; aber Euretwegen darf ich die Interessen Frankreichs nicht kompromittiren." Wir gaben noch: mals im Namen des Volkes unseren Dank zu erkennen; Napoleon ergriff seinen Hut, zerdrückte ihn zwischen den Händen und sagte: ,,So wird Alles einmal zerbrochen werden!" Darauf richtete er die Frage an uns, ob wir ein Projekt zu einer Constitution mits brachten? Potoski fing an, das, was wir in Kurze aufgelegt hatten, vorzulesen; Napoleon aber unterbrach ihn.,,heut bes dürfet 3hr einer anderen, einer Repräsentativ Berfaffung", sagte er und ließ den Herzog von Bassano rufen, um ihm eine solche zu diktiren. Da wagten wir, ihm vorzustellen, daß im Vorzims

*) Aus den Memoiren Wybizti's, welche, wie es heißt, nächstens im Druck erscheinen werden. Der Tygodnik literacki hat einstweiten daraus Proben mitgetheilt.

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Nun begann. Napoleon, die Constitution zu diktiren, welche er, wie aus der Geschichte bekannt ist, unterm 22. Juli 1807 dem Herzogthum Warschau ertheilte. Er sprach, im Zimmer auf und abgehend, so rasch, daß der Herzog von Bassano, der beinahe auf den Knieen schreiben mußte, nur mit Mähe zu folgen vers mochte. Er fragte uns von Zeit zu Zeit, ob wir zufrieden waren, und konnte einer willfährigen Antwort gewiß seyn.

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In einer Stunde war das Werk vollendet; es war aber noch ungeordnet, wie während eines Spazierganges entstanden. Das Ordnen der Verfassung übertrug Napoleon dem Herzog von Bassano, der sich, gleich wie wir, ohne ein Wort zu sprechen, Welchen Eindruck machte auf mich diese Stunde! verneigte. So viele Jahrhunderte lang waren wir ohne feste Regierungss Geseze; erst der legte, vier Jahre lang dauernde Reichstag brachte eine leidliche Constitution zu Tage; Napoleon entwarf eine für die damaligen Verhältnisse und unser Volk sehr zweckmäßige in einer Stunde.

Wir fehrten in den Audienzsaal zurück, wo wir dem Könige von Sachsen, als unserem Herzog, vorgestellt wurden. Auch hier ließ es Napoleon an bitteren Vorwürfen gegen uns nicht fehlen. Er drohte uns sogar mit Entziehung der Constitution, sobald wir zu den früheren Gewohnheiten zurückkehren sollten. So mußten wir für unsere oder vielmehr unserer Vorfahren Verirrungen büßen!

Wie groß der Respekt vor dem Kaiser war, davon stehe hier ein Zug. Während derselbe diktirte, meldete ein Kammerherr den König von Weftphalen. -,,Soll warten!" schrie ihm Napoleon entgegen. Der König von Sachsen war nicht weniger respekts voll, als wir, und da wir uns später bei dem Kaiser verabschies deten, fagte er:,,Ich weiß, daß der König von Sachsen kein Herrscher für Euch ist; er ist kein Soldat; Ihr habt ihn Euch aber selbst auf Eurem Reichstage gewählt."

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Mannigfaltigės.

Friedrich Rüdert. Ein Füllhorn voll begeisterter Huls digungen schüttet das Oktoberheft der Foreign Monthly Review über diesen Deutschen Dichter aus. Es wird zwar zugegeben, daß die zuleßt erschienenen beiden Theile der Rückertschen Dichs tungen (Band V und VI) ihren Vorgängern nachstehen; wer jer doch, fügt der Englische Kritiker hinzu, die ersten Theile einmal gelesen, wer sich mit dem Reichthum dieser Bilder und Formen, mit dem Adel dieser Sprache und Gesinnung einmal vertraut gemacht, der wird sich durch Wiederholungen, wie sie später vorkommen, durch das Spielen mit Worten und morgenländischen Formen, in seiner Liebe zu dem Dichter nicht irre machen lassen. Besonders wird Rückert als der Sänger des Universums geschil dert, in welchem er überall Gott und die Liebe zum Bewußtseyn bringt. Gemüth, Verstand und Einbildungskraft fühlen sich auf gleiche Weise durch seine Dichtungen angezogen, und so gewin nen diese der Erkenntniß Gottes, der wahren Religiosität und dem Sittlichkeitsgefühle eben so viele, ja bei weitem mehr Anhänger, als andererseits dem Fanatismus und dem unsere Zeit schandens den Religionshaffe durch die Kontrovers - Predigten einiger seiner Bayerischen Landsleute zugeführt werden.

Lowe Almquist. Von diesem Schwedischen Dichter und namentlich von seinem phantastischen Roman,,Tintomara" haben wir bereits früher in diesen Blättern gesprochen. Gegens wärtig ist er mit einer Weltgeschichte beschäftigt, die weniger eine aufere, d. h. politische und Regenten Geschichte der Länder und Völker, als eine innere, ndmlich eine Geschichte der Nationa litten in ihren Beziehungen zum Weltgeiste werden soll. Kein anderer Dichter, etwa Goethe ausgenommen, hat sich wohl so sehr wie Almquist in den poetischen Formen der verschiedensten Nationen versucht. So schrieb er ein Luftfpiel,,Ninon de Lenclos" im Charakter der Französischen Komödie, ein Drama,,Ramido Marinesco" voll Spanischer Gluth und an Calderonsche Dars stellungen erinnernd, ein Italidnisches Maskenspiel,,Signora Luna" im Geiste Gozzi's und Goldoni's, einen Roman,,die Urne", der in Deutschland spielt und sich an Deutsche Müfter lehnt, und endlich sogar eine Japanesische Erzählung,,der Palaft“. Gleichwohl dringt Niemand so sehr, als Almquist, auf die Bes wahrung Schwedischer Nationalität und ihre Freimachung von dem Bestreben der neueren Zeit, den Weltbürgerinn auf Kosten geistiger und physischer Eigenthümlichkeit und Kräftigkeit auszus bilden. Er behauptet, daß in den höheren Klassen der Gesellschaft das Erziehungs.System in England und in Frankreich, in Deutsche land und in den Skandinavischen Ländern ganz gleich sey und eben darum auf eine Verflachung hinauslaufe; was sich des finds lichen Geistes bemächtigen und ihm eine eigenthümliche Richtung geben soll, das muß aus den Sitten und Gewohnheiten der Heimat hervorgegangen und auf die sittliche Stellung des Volkes ` berechnet seyn, dem der werdende Mensch angehört.

- vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 130.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße
Nr. 72); in der Proving so
wie im Auslande bei den
Wohlöbl. Post-Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Polen.

Berlin, Mittwoch den 30. Oktober

Fürst Albrecht Stanislaw Radziwill.

Graf Eduard Raczynski hat das historische Feld der Polnischen Literatur neuerdings mit einem sehr wichtigen Werke bereichert. Es sind dies die,,Pamiętniki Albrychta Stanisława X. Radziwilla" (Memoiren des Fürsten Albrecht Stanislaw Radziwill, Groß Panglers von Lithauen. 2 Bde. Pofen, 1839). Das Werk fälle in die für Polens Geschichte so merkwürdige Zeit der Könige Wladyslam IV. Wasa und Johann Kaflmir. Rachstehendes ist die Lebensbeschreibung des Verf., die der Herausgeber dem Werke selbst vorangestellt hat:

,,Albrecht Stanislaw Radziwill ward im Jahre 1592 geboren. Sein Vater war Kastellan von Wilna, die Mutter eine geborene Moszczanka. Ein jüngerer Bruder, Michael, starb in frühem Alter, eine Schwester war Priorin in dem Kloster der Benes diktinerinnen zu Niewierz. Das alte Lithauische Geschlecht der Radziwill zeichnete sich von jeher durch seine Liebe zu den Wissens fchaften und durch Frömmigkeit aus. So wird auch die Relis giofität und die Gelehrsamkeit des Vaters unseres Albrecht ges rühmt; er verstand zwölf Sprachen und hatte es unter anderen in der Hebräischen zu so großer Vollkommenheit gebracht, das er in ihr eben so korrekt schrieb, wie in der Muttersprache. Tolarsti, der Biograph Albrecht's, erzählt, daß der Vater alljahr lich die Fastenzeit in der wilden und schaurigen Nalibower Einóde zubrachte und dort vierzig Tage, fern von aller menschlichen Ges meinschaft, der Selbstbetrachtung widmete.

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Schon in früher Jugend wurde Albrecht Radziwill von seinen Aeltern, behufs seiner wissenschaftlichen Ausbildung und Befenis gung im Patholischen Glauben, nach Deutschland gefandi. Er schritt so rasch vor, daß er schon im vierzehnten Jahre den Kurfus der Philosophie beschließen konnte und Gewandtheit in mehreren Sprachen sich erworben hatte. Seine Reisen durch die Länder Europa's machte er darauf unter der Aufsicht eines strengen Hofs meisters, der seinem Zöglinge auch die Pleinsten jugendlichen Schwächen nicht ungeahndet hingehen ließ und ihm selbst die uns schuldigen Bergnügungen und Zerstreuungen versagie; dagegen fuchte er ihn für eine harte Lebensweise und eine fast bis ins Kleinliche gehende Regelmäßigkeit zu gewinnen.) Die Reisen in Deutschland, Belgien, Helland, der Schweiz und Italien Ponnten für den jungen Fürsten nicht ohne Früchte bleiben; er erweiterte feine Kenntnisse und gewöhnte sich an Arbeitsamkeit, Ordnung und eine sparsame Verwendung der Zeit und des Vers mögens.

1839.

80g, an welchen sonst nur Bobola, einige Jesuiten und Vertraute Theil nahmen. Er war von Anfang an mit Gnadenbezeugungen gegen ihn nicht farg, übergab ihm sogleich die Luster Starostei und das kleine Infiegel des Lithauischen Herzogthums, obgleich Radziwill, damals kaum 25 Jahre alt, noch keiner Verdienste. fich rühmen konnte. Selbst um sein hdusliches Glück besorgt, vermählte ihn Sigismund mit der reichen Witwe Dzialinska,: die außer anderen Benefisien im lebenslänglichen Bestße der Gnies wer Starostei sich befand. Um für so viel Huld sich dankbar au jeigen, begleitete Radziwill den jungen Wladyslaw, Sigismund's Sohn, auf seinen Reisen durch Europa und wachte mit Sorgs falt über dem unerfahrenen und leidenschaftlichen Gemüthe des jungen Prinzen. Sterbend seßte sogar Sigismund III., den Fürs sten zum Vormund seiner Kinder ein.

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Wladyslaw IV. erbte seines Vaters Vertrauen und Zuneigunggegen Albrecht Radziwill; in jeder wichtigen Angelegenheit holte er seinen Rath ein und nahm seine Hülfe in Anspruch. Radais will war der Vermittler bei den Streitigkeiten, die zwischen Wladyslaw und den Einwohnern von Danzig wegen Erhebung des Seerolls entstanden waren, ihm ertheilte der König den ehrens vollen Auftrag, seine zweite Gemahlin, Marie Louise, an des Reiches Granzen zu empfangen. Radziwill, von dreizehn Senas toren und einem Kreise zahlreicher Ritterschaft umgeben, begrüßte die Königin in Oliwa, geleitete fie in festlichem Aufzuge nach Danzig und wußte fünf Wochen lang durch immer neue Belusti gungen die vergnügungssüchtigen Franzosen zu unterhalten, indem er doch, obgleich an 10,000 Franzosen und Polen damals in der Stadt zusammengekommen waren, durch sein Ansehen und seine verständigen Anordnungen jeder öffentlichen Störung vorzubeur gen verstand, was bei der damaligen Aufgeregtheit der Gemüther fein geringes Verdienst war.

Wladyslaw IV. wurde den Polen frühzeitig entrissen. Als nun unter Johann Kasimir unzählbares Unglück über Poten eins brach und des Vaterlandes wahre Söhne zur Rettung desselben herbeieilten, da blieb auch Radziwill nicht hinter Anderen zurück. Viele und große Opfer hat er feinem Vaterlande gebracht, übers allhin, wo es Noth that, sandte er auf seine Kosten bewaffnete Kriegerschaaren, und nicht selten gaben gerade die Radziwillschen Truppen den Ausschlag. Auch am Hofe Johann Kasimir's leistete Radziwill seinem Vaterlande die wichtigsten Dienste, in den schwierigsten und verwickeltsten Verhältnissen wurde sein Rath ges sucht, und zuweilen fandte der König selbst des Nachts nach ihm. aus und rief:,,Eilt, holt mir mein liebes Vaterchen, denn seinen Rath wollen wir in diesem schwierigen Falle hören."

Für so viele Dienste wurde Radziwill von seinem Monarchen mit Belohnungen überschüttet. Er gelangte in den Besig von sechs Starosteien und erwarb sehr bedeutende Güter; seine Aeltern hatten ihm nur ein geringes Erbe hinterlassen. Dennoch verwandte er zu feinem eigenen Bedarf nur wenig, auf das freigebigste dagegen bedachte er die Kirche, das Vaterland und seine Unters gebenen, so wie Leidende und Verlassene bei ihm stets reichliche Hülfe fanden. Einige Jefuiten Kollegia und viele Kirchen vers danken ihm ihre Entstehung und Erneuerung. Seine Sparsam keit hielt ihn aber nicht ab, sich mit einer glänzenden Hofhaltung zu umgeben, und stets hatte er eine Schaar Jünglinge bei sich, "die bei ihm Gelegenheit fanden, sich zum Dienste für das Vaters land vorzubereiten. Das Schachspiel und gelehrte Aufgaben bes schäftigten ihn oft in den Musestunden. Jedes Frauenzimmer, edas aus dem Gefolge seiner Gemahlin sich verheirathete, erhielt außer einer angemessenen Ausstattung, 1000 damalige Polnis fche Gulden, eine goldene Kette und zwölf filberne Löffel zum Brautschaß.

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Von Italien aus begab sich Radziwill nach Paris, wo er auf Empfehlung des Polnischen Königs Sigismund II. Wasa Zutritt bei dem Königlichen Hofe fand. Er machte sich dort so beliebt, daß der Dheim der nachherigen Polnischen Königin, Marie Louise, Gemahlin Wladyslaw's IV., ihn mit einer seiner Nichten verheirathen wollte. Schon war der Tag der Verlobung angefeßt, als in dem iungen Radziwill die Liebe zum Vaterlande machtig erwachte. Sein Biograph Tokarsti eradhit, ihm habe geträumt, daß, während er vor dem Könige von Frankreich ges standen, Sigismund III. hinzugetreten sen, ihn bei der Hand ges faßt und gesagt habe:,,Bin ich nicht Dein König? Mir folge!" Dieser Traum fen von so großem Einflusse auf Radziwill's Ges muth gewesen, daß er sogleich beschlossen habe, das Band zu lösen, das ihn auf immer vom Vaterlande fern halten sollte. Genug, Radziwill entfagte allen Aussichten, die ihm die Verbins dung mit einem der ersten Häuser in Frankreich gewährte, und reiste heimlich von Paris ab. Unter großen Gefahren gelangte er bis zum Hafen, und er hatte Paum auf einem nach Danzig abgehenden Schiffe Frankreichs Boden verlassen, da traf der ihn verfolgende Bote am Strande ein..

Als der verständige, gelehrte, in fremden Sprachen bewans derte und vor Allem religiós, fitttliche Jüngling in Warschau auftrat, mußte er dem Könige, der folche Eigenschaften überaus großes Vertrauen zu ihm, daß er ihn zu feinen Berachungen zus

Daß eine so mönchische Erziehung einem wahrhaft freien und edeln Gemüthe nicht zusagt und ihren Einfluß auf die Humanität felbft eines fo trefflichen Charakters, wie es Surft Abrecht Radziwill war, nicht verfehlt geht aus den Schlußbemerkungen diefes Artikels herver.

Bei seinen Busübungen war er durchaus im Geiste seiner Zeit befangen. Von diesen erschle fein Biograph Tolarsli:,,Die Kasteiungen, denen sich dieser Herr unterwarf, waren unerhört und kaum glaublich, und doch ist, sic me Deus adjuvet, Folgens des der Wahrheit gemiß und hat den ditesten Kammerbiener des Fürsten zum Gewahrsmann. Eigenhändig Lakeite er sich nur in der Jugend; dagegen befahl er oft seinem dutesten Kammers diener, daß er um eine bestimmte Stunde die Secretaire mit frischen Ruthen versehen und ihn abstrafen folke, jumpeilen weihundert, fünfhundert, ja tausend und zweitaufend Streiche herzahlend, je nachdem er es befohlen hatte. Seiten hielen die Streiche, und unser Vier bis Sechs hielten Von zwei ?

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