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aus den Generalen Lafayette und Gérard und dem Herzoge von Choiseul zusammengefeßt seyn sollte. Dieser Betrug, der in den Bureaus des National feinen Ursprung hatte, fand vorzüglich durch die Bemühungen des Herrn Lavocat, eines alten Offisiers aus der Kaiserzeit, Glauben, welcher, wegen einer Conspiration gegen die Bourbons im Jahre 1820 verurtheilt, seit der Salbung Karl's X. begnadigt war. Mit eigener Hand zeichnete ein andes rer Führer der Volkspartei, Taschereau, die Namen diefer drei Bürger auf die Alte, welche den Herrn Duvergier zum Direks tor der National- Druckerei ernannte. Diese fühne Fiction hatte den Erfolg, den Muth der Insurgenten zu fügen. Aber in der Versammlung der Deputirten bei Audry de Puiraveau herrscht dieser Muth nichts gegen Mitternacht wurde die Sigung aufs gehoben, ohne daß die Deputirten einen Entschluß gefaßt hatten.

Eine

Die Pariser trafen in der Nacht vom 28. auf den 29 Juli alle Vorbereitungen zu einer furchtbaren Vertheidigung. bewaffnete Bevölkerung sog durch die Straßen, die durch die Cons centration der Truppen frei geworden waren und fast alle zwanzig Schritte ihr Pflaster verloren hatten. Dieses Pflaster, wie Bals ten, Wagen, umgehauene Baume, Tonnen, hatte man zur Errich tung von Barrikaden benußt, weiche der Kavallerie wie der Ars tillerie jede Circulation versperrten. Die meisten Barrikaden waren von den Zöglingen der polytechnischen Schule errichtet, deren Gegenwart durch die Wiedererweckung der Erinnerungen an ihr heroisches Benehmen bei der Invasion 1814 zu dem glücklichen Erfolge der Injurrection unglaublich beitrug. Da überall die Stadilaternen vernichtet waren, so stellte man Leuchter an die Fenster; den Arbeitern brachte man Lebens und Erfrischungs mittel. Statt der gewöhnlichen Ruhe der Nacht erschöllen in einigen Kirchen die Sturmglocken, und tausendfaches Getöse bes herrichte die Straßen. Diesem Schauspiele von Tumult und Anarchie trat kontrastirend gegenüber der Gesang patriotischer Hymnen von 1793, mit welchem sich das Seufzen der Verwundes ten und das Wehklagen der Familien verschmolz. Unter den Leitern der Volksbewegung erblickte man in der ersten Reihe den General Lafayette, dann einige alte Trümmer der legislativen Versammlung, den General Mathieu Dumas, den Herzog von Choiseul, die Herren Aler. Delaborde, Carbonnel, Dumoulin, die Obersten Jacqueminot, Dufan, Girard und die beiden Söhne des Mars schalls Ney. Audry de Puiraveau machte sich durch eifrige Aufs forderungen und durch die reichliche Hülfe, welche er den Insurs genten gewährte, in hohem Grade bemerklich. Der General Pajol endlich hatte auf einen Befehl der Deputirten, den der altere Dupin abgefaßt hatte, seit 6 Uhr Morgens sich an die Spiße der Nationalgarde gestellt.

Diese Thätigkeit und diese Harmonie in den Anordnungen herrschten aber nicht im Hauptquartiere der Königlichen Armee. Die Zugduge su den Tuilerieen wurden ohne alle Vertheidigung gelaffen. Ju größerer oder geringerer Entfernung waren die Kasernen mit Truppen gefüllt, wurden jedoch nicht geräumt. Die Kavallerie hatte die großen Communicationen um Paris nicht fei erhalten, hatte die Zerstörung_der_Telegraphen durch die Ins surgenten nicht verhindert. Im Junern waltete die größte uns entschloffenheit. Der Manner, welche einer an sich gerechten, aber durch zu frühzeitige Angriffe offenbar geschwächten Sache dienten, hatte sich Mißtrauen und Niedergeschlagenheit bemächs tigt. Des peinlichen Kampfes måde, hatten schon zwei Offiziere der Königlichen Garde, die Herren de la Tour-du-Pin und Turs got, ihre Dimission eingereicht. Der Marschall war offenbar entmuthigt, er veränderte mehrere Male seine Vertheidigungs, Maßregeln. Endlich wies er den Truppen ihre Stellungen an.

Bevor jedoch der Marschall eine Bewegung machte, glaubte er an die Pariser eine Proclamation richten zu müssen, in welcher er das Unglück der Stadt bedauerte und in der Hoffnung, daß die guten Bürger unverzüglich zu ihrem Heerde zurückkehren würden, die Feindseligkeiten zu suspendiren erfidrie. Hierauf lud der Marschall die Maire's von Paris_nach den Tuilerieen. Der Siegelbewahrer seinerseits lud den Königl. Hof ein, sich ins Schloß zu begeben. Dieser Schritt des Ministeriums hattte den doppelten Zweck, sowohl sich auf, das Corps der Maire's als einen Mittelpunkt der Thätigkeit zu stüßen, als auch die viels leicht geneigten Magistratspersonen zu hindern, der Sache der Res volution Beistand zu leisten. Schade, daß diese Maßregel nicht ausgeführt werden konnte.

Die Insurgenten begannen ihre Feindseligkeiten wieder in der Nähe des Palais Bourbon, das sie in Besis nahmen, eben so das Hotel der gardes-du-corps, wo fie 300 Flinten fanden. Während dieser Scharmüßel rückte eine Masse Pariser vorsichtig nach dem Louvre und den Tuilerieen. Ein anderer Schwarm griff den Justiz Palast an, warf dort die bronzene Statue Karl's X. um und schleppte fie an einem Stricke um den Hals mit sich fort. Das Museum der Artillerie von St. Thomas d'Aquin wurde an demselben Morgen gestürmt und geplündert. Kein selts fameres Schauspiel, als die Pariser mit Gothischen Waffen zu sehen, und wie sie im 19ten Jahrhundert die Freiheit mit den Waffen und den Panzer Hemden der Feudalitat vertheidigten.

Als der Marshall fah, daß die Fortschritte der Jufurrection fich nicht mehr hemmen ließen, beschwor er den Fürsten Polignac, die verhangnißvollen Ordonnanzen zurückzunehmen; das sey das einzige Rettungsmittel, für die Monarchie. Aber dieser wies einen folchen Vorschlag hartnäckig zurück.

In diesem Augenblicke zeigten sich im Generalfabe zwei Würdenträger, die, von den schweren Gefahren durchdrungen, welche den Thron und das Vaterland bedrohten, den hochherzigen

Entschluß faßten, ihnen zuvorzukommen und zu diesem Zwecke fich swischen dem Hof und dem Volke als Vermittler aufzustellen. Dies waren herr von Sémonville, Groß Referendar der Pairs Kammer, und Herr von Argout, Mitglied dieser Kammer. Unter mehreren Regierungen hatte Jener durch geistige Gewandts beit, takts und muchvolles Benehmen, so wie durch fein_Talent für Unterhandlungen, sich in den höchsten Würden des Staates behauptet. Als ein geschickter, aber oft fester und aufrichtiger Hofmann genoß er das Zutrauen Karl's X. und übte einen siems lich starken Einfluß auf die Kammer der Pairs aus. Herr von Argout, durch seine Dienste in der Verwaltung ausgezeichnet, gehörte mehr zur constitutionnellen Partei. Der Marschall hörte fie gern an und führte sie augenblicklich zu den Ministern. Kraf tig warf Herr von Sémonville dem Fürsten Polignac das Uns glück der Hauptstadt vor und sprach seine Absicht aus, den König selbst um die Zurücknahme der Ordonnanzen zu bitten. Das Ges rausch dieser Konferens zog mehrere Generale herbei, die sich im benachbarten Zimmer befanden. Von Zeit zu Zeit gab der Marschall in so starker Bewegung die Befehle zum Kampfe, daß die beiden Pairs die Idee aufgaben, von ihm eine kühne Maßs regel zu fordern, nämlich die Minister selbst gefangen zu nehmen und sie unter die Obhut des Gouverneurs der Luilerieen, des Herrn von Glandevès, zu stellen, der diese Mission über sich ges nommen hatte. Herr von Argout wollte dem Volke diesen ellas tanten Entschluß verkünden, und der Groß, Referendar widmete sich dem peinlichen, vielleicht gefahrvollen Versuche, persönlich den König um Verzeihung zu bitten. Dieses Projekt ward jes doch durch die Ankunft des Herrn von Peyronnet vereitelt, der durch einige Worte sein Staunen über die Unentschiedenheit auss drückte. Dieser Umstand bewog die Herren von Sémonville und Argout, sich unverzüglich nach St. Cloud zu begeben. Sie bes gleitete der General Aler. von Girardin, der in dieser schwierigen Lage mit allem Eifer und aller Einsicht diente. Die Minister schickten sich an, ihnen bald zu folgen. Bei ihrer Abreise nöthig, ten sie dem Herzog von Raguja noch die förmliche Versicherung ab, daß seine gegenwärtige Stellung unangreifbar sey, und daß er, falls es seyn müßte, ich noch vierzehn Tage gegen die ganze Bevölkerung von Paris halten fönnte.

Obwohl der Marschall den Truppen vorgeschrieben hatte, bis auf einen neuen Befehl jede Feindseligkeit zu vermeiden, fo dauerte das Feuer immer noch fort. Der Angriff gegen die Stellungen des Louvre nahm einen regelmäßigeren Charakter an; Tirailleurs griffen unaufhörlich die Schweizer an, welche die Terrasse und die Kolonnade befeßt hielten. Einige Kanonenschüsse würden hingereicht haben, um die Zugänge zu dieser Stellung frei zu erhalten; aber der Marschall weigerte sich hartnäckig, zum Feuern zu autorisiren. Solche unzeitige Schwäche stand in grellem Widerspruche mit der Energie der Insurrection, hatte einen zu deutlichen Antheil an der Katastrophe, die nun hervortritt.

Die Herren Petit und Hutteau von Origny, Maire's von Paris, hatten sich in Begleitung mehrerer Mitglieder des Stadts Rathes auf die Einladung des Marschalls nach den Tuilerieen begeben. Der Herzog von Raguja überredete fie, das Volk zur Suspension des Feuerns aufzufordern und die Antwort von St. Cloud zu erwarten. Er bevollmächtigte sie zu der Ankündigung, daß er um die Zurücknahme der Ordonnanzen gebeten hatte, und daß er hoffte, sie zu erhalten. Diese Parlamentaire vollzogen ihre Mission mit Eifer und Erfolg. Unter den Truppen und den Ins furgenten seigte sich selbst eine Art Annäherung; man rief von beiden Seiten: Es lebe der König, es lebe die Charte! Aber in demselben Augenblick hörte man vom Louvre her eine lebhafte Explosion; die Insurgenten ergriffen die Waffen, und jede Hoffe nung der Unterhandlung war plößlich verschwunden. Die Ursachen dieser verhängnißvollen Umwandlung waren folgende: Der Gouverneur der Invaliden, Herr von Latour Maubourg, hatte den Marschall benachrichtigt, daß die Bevölkerung von Gros, Caillou in Masse aufgestanden wäre und auf die Militair-Schule losrückte, von wo sie die Communication mit St. Cloud durch die Brücke von Jena unterbrechen konnte. Andererseits waren zwei Linien Regimenter auf dem Plaße Vendôme den Aufforderungen des Herrn Eugène Laffitte, Bruder des Deputirten, und des Ober ften Henmès gefolgt und zum Volle übergegangen. Die Offisiere hatten sich nach der Wohnung des Herrn Laffitte begeben, welche feit dem Bruche der Unterhandlungen mit dem Minifterium gewissers maßen das Hauptquartier der Infurgenten geworden war. Man fürchtete, daß dieses Beispiel von einem anderen Regimente, das in den Straßen Castiglione und Rivoli stand, nachgeahmt würde. Aber die Thätigkeit des Obersten Mauffin, welcher das Regiment kommandirte, Pam diesem Abfalle zuvor. Zu gleicher Zeit sog der Marschall aus dem Louvre ein Schweizer-Bataillon, um es in dem Garten der Tuilerieen aufzustellen. Nachher schickte er an Herrn von Salis den Befehl, sein Regiment zu fonzentriren, um alle Trups pen bei der Hand zu haben, falls ein Rückzug gemacht würde, den der Abfall weier Linten Regimenter erfordern könnte. In der Eile vergaß der Marschall, daß er noch andere Regimenter hatte, welche ihn mit größerer Leichtigkeit verstärken konnten. Vielleicht legte er auch weniger Gewicht auf die Bewegungen, indem er glaubte, daß die Feindseligkeiten zwischen dem Volle und den Truppen, welche durch die Amnestie suspendirt waren, nicht wieder anfangen würden. Wie dem auch sen, diese an fich schon unangenehme Unachtsamkeit bekam durch einen der gewöhns lichen Unfalle noch mehr Gewicht, die zu oft auf das Loos der Schlachten und der Reiche einen entscheidenden Einfluß ausgeübt haben. Mag nun Herr von Salis den mündlichen Befehl nicht

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gehörig verstanden oder es für unmöglich gehalten haben, mit einem einzigen Bataillon fast ohne Manition sich im Louvre zu batten, er entblößte allmälig von Truppen die Galerieen und bie Kolonnade dieses Palais' und führte nach dem Carroussel und den Tuilerieen die Truppen, welchen ihre Vercheidigung anders traut war. Wie man sagt, führte Herr von Salis nur auf wies derholte Vorstellungen dieses Mandver aus, das die Niederlage der Königlichen Sache entschied. Denn als die auf dem Plaße der Kolonnade versammelten Pariser bemerkten, daß diese Siels lung nicht mehr besegt war, ftürzten sie sich in die Gitter, dran: gen in das Louvre ein und verbreiteten sich in dem sogenannten Saale der großen Männer, wo einige verwundete Schweizer durch die Unmenschlichkeit der Sieger noch vollends den Rest ers hielten. Man drang in die Gdrien des Infamten, in das Museum für Skulptur und in das der Marine. Vergebens riefen die fliehenden Schweizer, daß die Feindseligkeiten eingestellt waren; man antwortete ihnen nur durch Flintenschüsse. Ein dreizehns bis vierzehnjähriges Kind erstieg zuerst die Terraffe, pflanzte dort die dreifarbige Fahne auf und stieg mit vieler Geschicklichs feit hinunter, um das Feuer der Schweizer zu vermeiden. Ein anderes Kind, fast von demselben Alter, erstieg ein Gitter des Louvre inmitten eines Hagels von Kugeln.

(Fortseßung folgt.)

England.

Der Engländer außer dem Hause.

(Nach dem Atlas.)

Der große Unterschied zwischen dem Charakter der Engländer und der Franzosen oder Belgier tritt erst in der freien Luft am deuts lichsten hervor. Auf einem Theil des Kontinents leben die Leute gewissermaßen außerhalb ihrer Häuser, was ohne Zweifel dem Klima mit zugeschrieben werden muß; John Bull hingegen lebt mehr in seinen vier Pfählen, was freilich auch dem Klima, aber doch hauptsächlich dem laufmännischen Wesen des Englanders bei aumeffen ist. Das Aeußere jener Kontinentalbewohner zeigt heiter keit und allgemeine Freundlichkeit, wie sie aus einem freien ges mischten Verkehr entspringen, während eine můrrische Verdrießlich feit, durch das Schweigen und den unthätigen Ernst des häuslichen Lebens genährt, die kalte Erscheinung des Englanders bezeichnet. Diese verschiedenen Charakter Richtungen mögen jede an sich ganz naturgemäß seyn, doch ist der Vortheil gewiß allein auf der Seite der heiteren Lebens- Philosophie.

Auf dem Kontinente strebt fast die ganze Bevölkerung nach Genuß; um die Städte herum find angenehme, schattige Spazier gänge angelegt, die Häuser werden größtentheils mit Balkonen und vielen Fenstern versehen; dort reiht sich beständig Vergnügen an Vergnügen, doch mit möglichst geringem Kostenaufwande, und die Absonderungssucht ist da so wenig Sitte oder Bedürfniß, daß selbst die höchsten Klassen ohne Ausnahme an den Volksfesten Theil nehmen. In England sind die grünen Alleen etwas Un bekanntes, es ist nicht anständig, sich außer dem Hause anders als im Wagen zu zeigen; ländliche Lustbarkeiten werden für die Feiertage aufgespart und sind nur fürs Volk, und unsere Häuser werden mit Fensterladen und Vorhängen, mit Decken und Tapes ten wohl verwahrt. Herr Buckingham hat Session vor Session dem Parlamente eine Bill vorgelegt, in welcher er auf die Ein: richtung einiger Spaziergänge in der Umgegend der Stadt an trug, aber dieser Vorschlag war dem Volksgeiste durchaus zuwi der, und obgleich er seinen Antrag mit demselben Eifer und der selben Hartnäckigkeit wiederholte, wie Herr Bish seinen Rath, die Sigungen des Parlaments zuweilen in Dublin zu halten, so fonnte er dem Hause doch nie die geringste Theilnahme dafür abgewinnen; es giebt gewisse Dinge, bei welchen der Verstand der Engländer still steht, und Alles, was auf eine Milderung der strengen Unterschiede eines künstlichen Gesellschaftszustandes hin sielt, gehört zu dieser Kategorie. Vor einiger Zeit erlebten wer einmal eine Probe von der Art und Weise, wie sich der Englån der bei Unterhaltungen im Freien benimmt. In Beulah Spaa, einem niedlichen Thale, das wie ein Vogelnest zwischen den Miz niatur's Hugeln von Norwood liegt, war unter hoher Leitung ein Konzert zu einem wohlthätigen Zwecke zu Stande gekommen, in welchem die Italiänischen Künstler und die Alpenfänger mitwir Pen sollten. Als ich von einer der waldbewachsenen Höhen in die Vertiefung hinunter blickte, wo die Gesellschaft versammelt war, überraschte mich die angenehme Färbung der Scene; die Menge der Herbeigeeilten hauchte der Wald Einsamkeit Leben ein, es herrschte gerade so viel Munterkeit, als nöthig war, um den Kontrast gegen die Ruhe der Natur hervorzuheben; das Sum men und Gerdusch der fashionablen Unterhaltung klang nach Heiterleit und Frohsinn. Als wir aber hinunterstiegen und uns unter die Gesellschaft mischten, verschwand der ganze Zauber; es war nichts als eine Versammlung von einigen Hundert Mens schen, die sich dem Orchester gegenüber zusammendrängten und feit einer Stunde auf die Ankunft der Grift warteten; und wie hübsch wir uns auch in der Phantasie die ländliche Jdylle aus: gemalt hatten, so erblickten wir doch eigentlich nichts Anderes als das an einen ländlichen Ort hin verseßte Theater, mit seiner Hiße, feinem Gedränge, seinem Anstarren und seinem Larm; Alles war nur hergekommen, um die Griff zu hören; Wald und

Waffer, Blumen und Gras, lurs die ganze Landschaft ward leis nes Blickes gewürdigt. Es fab aus, als fürchte sich die Gesells schaft völlig, daß hie am Ende doch noch in einen ländlichen Paroxysmus verfallen könne, und einige Wenige ausgenommen, die sich im schattigen Labyrinthe ergingen und in freier Bewes gung sich glücklich zu fühlen schienen, waren alle fo förmlich, fo nackt und so gelangweilt, als es der stolzeste Aristokrat nur immer wünschen konnte.

Die Gegend von Beulah Spaa eignet sich auch nicht recht zu einem fashionablen Feste; es giebt da eine Menge von Haue, chen, in denen man Thee bereiten oder kalte Mahlzeiten verzeh, ren kann, und es hat Alles das Ansehen von Vergnügen im Sinne des Volles. Man muß jeden Augenblick gewärtig fenn, unter den Bäumen Leute gelagert zu finden, die große Körbe voll Schinken und Champagner bei sich haben und von deren nahem Freudengeschrei das Gehölz wiederhallt. So etwas verstößt nun sehr gegen das Englische Schicklichkeitsgefühl; in Frankreich sieht sich die Eigenliebe nie durch den Konflikt mit der larmenden Lustig keit des Volkes gekränkt, in England aber find Berührungen dies ser Art von sehr störendem Einfluß.

Die Erscheinung des Herzogs von Suffer bei dieser Getes genheit war das wichtigste Ereigniß dieses Tages; an verschies denen Punkten des Thales wurde der Prinz mit der Nationals Hymne begrüßt, und in der ganzen Versammlung that sich die wärmste Theilnahme für seine Person kund. In Bezug auf den Volksgefang aber machten wir diesmal und auch schon frůs her die Bemerkung, daß er im Publikum nicht mehr denselben Anklang wie sonst findet; das Volk zeigt nicht mehr die Begeis sterung dafür wie in jenen Kriegszeiten, wo Siege und wichtige Eroberungen in uns einen wahrhaft fieberhaften Enthusiasmus erregten. Ein langer Friede kählt die Vaterlandsliebe der Menge ab, und der Englander verhält sich heutzutage bei solchen Geles genheiten so ruhig, als wenn seine Nationals Gefühle ganz abges ftumpft waren. Das Voll hat noch keinen rechten Anlaß, bei dem Namen der Königin Viktoria in Jubel auszubrechen; sie hat bis jegt noch wenig oder gar nichts ad captandum gethan, fie hat noch kein fremdes Land besiegt, kein Schiff in die Luft gesprengt, es muß erst irgend eine große Begebenheit sich ihrem Namen anschließen, sonst bringt er keine Wirkung hervor. Es fehlt uns ein Anlaß zu Feuerwerken und Freudenfeuern, und so lange wir nicht etwas mit Enthusiasmus zu feiern haben, steht unsere Na tionalität in Gefahr, ganz zu erkalten. Wir sind eine trage Race und können nur durch beständige Aufregung in Bewegung erhals ten werden. Wir verstehen uns nicht auf Ementen, wir müssen dazu verleitet und erst in Leidenschaft verseßt werden, wir müssen Krieg und Auflagen bekommen, wenn unsere alte Kraft sich wies der in uus regen soll. Und auch hierin sind wir ganz verschieden von jenen Völkern des Kontinents, die sich selbst aufzureizen wissen, wenn es gleich an einem dußeren Anlaß dazu fehlt.

Mannigfaltige 8.

Englisches Urtheil über die Deutsche Viertels jahrschrift. Das Erscheinen einer Art von Quarterly- oder Edinburgh Review in Deutschland und eine solche soll doch die seit dem Anfange des vorigen Jahres bei Conta herauss kommende,,Deutsche Vierteljahrschrift" seyn – mußte natürlich auch in England Aufmerksamkeit erregen. Ein Artikel über das ,,German Quarterly Periodical", welcher sich im Septemberhefte. der Foreign Monthly Review befindet, äußert sich über jenes Unternehmen folgendermaßen:,, Wiewohl diese Zeitschrift den Begriffen, die wir mit einer solchen Publication verbinden, nicht entspricht, so muß sie doch als ein wichtiger Abschnitt in der neueren Literaturgeschichte Deutschlands angesehen werden. Die Zusammenseßung des Inhalts hat keinesweges nach einer ges wissen Regelmásigkeit stattgefunden; statt sich auf die Betracht tung von Werken zu beschränken, die kürzlich erschienen find, oder auf die Erörterung von Fragen, die ein momentanes Interesse haben. Fragen, deren größerer Theil allerdings durch den Mangel an Freiheit der Besprechung politischer Gegen stände ausgeschlossen bleiben muß bringt sie uns eine Reihe: folge von geographischen, historischen, medizinischen, kritischen und anderen Versuchen über ditere und neuere Materien. Einige dieser Versuche sind freilich höchst interessant und ausgezeichnet sowohl durch den Styl als durch den darin entwickelten Geist; andere jedoch erscheinen uns als das gerade Gegentheil und hier durchaus nicht am rechten Orte, schon wegen ihrer furchtbaren Lange, da fie oft mehr als 70 enggedruckte Seiten einnehmen. Was wir, als Ausländer, gegen dieses System hauptsächlich ein; zuwenden haben, ist, daß es uns keinen Einblick in dasjenige ger währt, was gegenwärtig in der intelligenten Welt Deutschlands vorgeht, einen Einblick, den wir natürlich zu allererst von einem Werke erwarteten, das einen solchen Titel trägt. Mit Ausnahme einer in der ersten Nummer befindlichen (sehr animosen) Mustes rung der Schriften Heine's, ist in dem ganzen Jahrgange kaum eine Hinweisung auf Deutsche Geisteswerke, gleich viel, welcher Art." Der Englische Berichterstatter geht sodann den Inhalt der hauptsächlichsten Artikel durch und verweilt besonders bei dem erschöpfenden Auffage Alerander's von Humboldi,,über die Schwankungen der Gold, Production", von welchem er seinen Lesern einen ziemlich übersichtlichen Auszug giebt.

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Breußischen Monarchie.

ᏗᎴ 112.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße
Nr. 72); in der Proving so
wie im Auslande bei den
Wohlsbl. Post- Aemtern.

ur des
des Auslandes.

Literatur

Berlin, Mittwoch den 18. September

England.

Die Moralität des Magens.

Nach reiflicher Beobachtung der menschlichen Natur (und es find jest, ach an 20 oder 25 Jahre, daß wir das Publikum mit Humor versorgen) haben wir gefunden, daß der größte Fehler und zugleich das größte Unglück des Geschlechts,,halb Thier, halb Engel darin besteht, daß es nie weiß, auf welcher Seite sein Brod mit Butter bestrichen ist. Ich weiß, Viele werden diesen Saß für ein Paradoron ansehen, doch alle folche Opponenten bitten wir, zu bedenken, daß die meisten Wahrheiten denen, die's nicht besser wiffen, parador flingen, und daß die Dinge im Allgemeinen sich nicht darauf einlassen können, sich dem Verstand oder unverstand der unwissenden Menge anzubequemen. Nicht, daß wir so weit gehen wollen, wie der Französische Philosoph, der etwas wer weiß wie Abgeschmacktes gesagt zu haben glaubte, sobald das große Publikum ihm Beifall sollte; bei Leibe nicht: der gemeine Menschenverstand ist nicht allemal gemeiner Unverstand, so oft er's auch feyn mag. Man glaube also ja nicht, daß wir unsere guten Freunde, die Leser, einschüchtern oder ihnen den Wink geben wollten, fie möchten sich in Zukunft enthalten, ihre Urtheilskraft zu üben, als sen dies eine Sache, die über ihren Horizont hinaus liege. Im Gegentheil, wir glauben, die meisten Irrthümer der Leute haben ihre Quelle in einer falschen Schaam, in einer übel angebrachten Bescheidenheit, die sie verleitet, mit einer fremden Autorität fürlieb zu nehmen, wo sie durch redliches Forschen und Nachdenken zu einer eigenen Meinung gelangen könnten. Von einem Zeitungs-Artikel, einer TheatersKritik, einem Paragraphen in einer Revue läßt sich die Stadt vegetas applaudiren, eine widerfinnige Philofophie anzunehmen oder einen falschen Glauben zu verspotten, wahrend ein ruhiges Nachdenken - von einer halben Stunde den Leuten zeigen würde, daß sie über die in Rede stehenden Punkte wenigstens eben so gut zu urtheilen vermögen, als diejenigen, deren Interesse es ist, fie irre zu führen. Wir bitten also nur unsere Leser, daß sie uns nicht davonlaufen, weil wir nicht das Glück haben, mit einem halben Dußend jener ,,Belehrer der öffentlichen Weinung" übereinzustimmen, und daß fie sich die Mühe nehmen, uns geduldig durch die Argumente zu folgen, die wir zur Unterstüßung unserer Ansicht anzuführen haben.

1839.

Spesialitaten übergehen, um derenwillen wir so weit ausges holt haben.

Unter den Zeichen der vorherrschenden Unwissenheit in Bes treff der geologischen Einrichtung unseres Butterbrods ist feines auffallender, als der üble Ruf, in welchen die Halbgelehrten einen der achtbarsten Theile unseres Organismus gebracht haben, das Verdauungs Organ, und die daraus hervorgehende allgemeine Vernachlässigung so vieler fcbdsbaren Belehrung, die wir aus demselben für tausend Falle schöpfen können. Eine der vielen üblen Folgen dieser Unwissenheit ist die weite Verbreitung einer unverzeihlichen Undankbarkeit. Unter hundert, ja unter tausend werden wir faum einen Menschen finden, der ehrlich genug ist, die vieler Genůffe anzuerkennen, die er lediglich dem Magen vers dankt; ja, wir möchten sagen, daß die Welt, je mehr sie diesen Geniffen nachgeht, desto hartnäckiger leugnet, daß fie überhaupt daran denkt. Wie viele Subskribenten auf öffentliche Wohlthätig Peits-Stiftungen verbergen es sogar sich selbst, daß das Diner die Angel ift, an der ihre Subscriptionen hangen! Wie viele im provißirende Prediger donnern gegen fleischliche Lüste, ohne sich bewußt zu seyn, daß ihr Geist in demselben Augenblick von dem heiligen Wert, mit dem sie beschäftigt sind, zu dem Spanferkel abschweift, das eben zu Hause gebraten wird! Wie viele Pietisten giebt es, welche die Martern, die sie ihrem Fleisch anthun, für das größte Opfer halten, das sie bringen können und dadurch am besten zeigen, wie lieb sie das Fleisch haben. Wie viele gelehrte Richter und hochherzige Staatemänner, die mit Unwillen den Vorwurf zurückweisen, daß sie sich in ihrem öffentlichen Leben von irgend etwas Anderem, als den erhabensten Motiven, leiten lassen, würden die Justis auf sich beruhen und den Staat sich selbst verwalten lassen, wenn das vierteljährliche Gehalt nicht

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bilische Pillen zu nehmen, schleren neler du wäre, das den Verdauungsprozeß unterhalt. Wir sind weit ents

Wir treffen wohl hier und da Einen, der wirklich sein eigenes Intereffe versteht, oder, wie er selbst sich ausdrücken würde, in ein paar Dingen Erfahrung hat; aber daraus folgt noch nicht, daß die Menschen im Allgemeinen sich in dieser glücklichen Lage befinden. Wir brauchen nur auf die große Majorität derjenigen hinzublicken, die nicht einmal etwas haben, womit sie ihr Brod bestreichen sollen, und dadurch am besten ihre Unzulänglichkeit in diefem besonderen Zweige ihrer Erziehung darthun.!

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fernt, ihnen daraus einen Vorwurf zu machen: Tout pour la
tripe mag ein nicht sehr erhabener Impuls zu großen Thaten
seyn, aber es ist ein ehrlicher, und wir sind fest überzeugt, daß
das Publikum in allen Zweigen des öffentlichen Dienstes
Premier Minister bis zum Buttermann, von einer Encyklopädie
bis zu einem Pfennig: Magazin schlecht bedient ware, wenn
es Alles umsonst bekame. Was uns also drgert, ist nicht die
Wahrheit jener Thatsache, sondern die verabscheuungswerthe
Heuchelei, sie leugnen zu wollen; denn wir glauben, daß ein
Mann, der verächtlich auf seinen eigenen Magen herabfieht, ents
weder ein geborener Pinsel oder ein abgefeimier Schurke und
ein schamloser Prahlhaus ist.

Es ist eine Grundwahrheit der Naturwissenschaft, daß die ganze organische Welt in besonderer Beziehung zum Wagen steht. Cuvier und die anderen vergleichenden Anatomen haben überzeus. gend dargethan, daß ein aus Membranen bestehender Verdauungss fack die einfachste Urform alles thierischen Lebens ist, und daß, so Pomplisirt auch der Organismus wird, der Magen immer der.

Wozu wir hier mit einem so vielseitigen, allgemeinen Sabern bleibt, um den Kopf, Hers, Beine, Flügel und Schwange

auftreten? Keinesweges, um mit der Selbstliebe irgend eines Einzelnen einen Hader anzufangen; wir wollen nicht sagen, daß A., B. und C. xicht wissen, auf welcher Seite ihr Brod belegt ift: das überlassen wir ihrem eigenen Gewiffen und Selbstgefühl, und wenn irgend ein halbes Dugend jener alphabetischen Per fonen fich im beneidenswerthen Best jener Kenntniß glauben, so mögen fie fich ungestört desselben freuen und dafür dankbar seyn. Wir stellten die allgemeine Bemerkung auf, wie die meisten alle gemeinen Bemerkungen von Journalisten aufgestellt werden, um daran einen besonderen Fall anzuknüpfen; denn es ist eine Regel, die es mit allen aristotelischen aufnimmt, ja nicht mit Besonders heiten anzufangen, was immer für das Zeichen einer armseligen Phantasie gilt. Dazu kommt, daß das Publikum so viel Ber: trauen und Respekt für Allgemeinheiten hat. Eine Besonderheit fann man ganz zufällig, auf der Straße gefunden haben, wah rend ein allgemeiner Saß schließen (dßt, daß der, welcher ihn aufstellt, weiß, womit er's zu thun hat. Bei einem allgemeinen Sag fällt man nicht mit der Thür ins Haus: er gleicht dem Exordium des Redners, das ihn und feine Sache den Zuhörern empfiehlt und für weitere Operationen Bahn bricht. Doch genug davon wir haben unser Ziel erreicht, wir haben einen an ständigen Portifus als Eingang zu dem Hauptstock unserer Ab: Handlung aufgerichtet und können nun ohne Weiteres zu den

fo gelagert sind, daß dabei fast ausschließliche Rücksicht auf die besonderen Interessen dieses Theils genommen ist. Während also ein Magen sehr gut für sich allein fortkommen kann, unabs hangig von Allem, was wir sonst als zum Thier gehörig zu bes trachten gewöhnt sind, kann kein Thier fünf Minuten lang ohne Magen bestehen. Der Magen ist wirklich die causa causans der endlosen Verschiedenheiten des thierischen Lebens, und Verdauung ist der eigentliche Endzweck alles thierischen Daseyns. Der Mensch selbst, dieser Gegenstand fortwährender Selbstbewunderung, so edel an Vernunft, so unendlich an Fähigkeiten, in Gestalt und Bewegung so ausdrucksvoll und bewundernswürdig, im Handeln so engelgleich, ist nur eine ausgebildetere Thierpflanze, ein vere edelter Magen, eine geistigere Maschine für die Affimilirung und Berarbeitung von Nahrungsstoffen. Effen und gegeffen werden, ist das gemeinschaftliche Loos aller lebenden Wesen, und wenn der Mensch wirklich der Herr der Schöpfung ist, so ist er es auch darum, weil er das Recht und die Fähigkeit hat, Alles zu effen.

Mit gutem Grund hat Aretus, der mit Hippokrates das Zwillingsgestirn der Griechischen Medizin bildet, in sehr schönem und verständlichem Griechisch erklärt, daß der Magen der Generas tissimus unserer Freuden und Leiden sen, denn es kann ihm nichts Gutes oder Schlimmes begegnen, ohne daß die übrigen Organe wohl oder übel davon affizirt werden. Darum glauben wir, daß

die erste Pflicht, der Nerv der Moralität,,,das Eine, was uns Noth thut eine gebührende Anerkennung unserer Verbindlichs teiten gegen den Wagen und eine angemessene Fürsorge für seine Bedürfnisse ist, ohne die wir unmöglich unsere Pflichten gegen Gott und Menschen gewissenhaft erfüllen können. Terens hat sehr weise leben und gut leben identifisirt (vixit dum vixit bene), wohl wissend, daß es unmöglich ist, Mann im vollen Sinn des Worts zu seyn mit leerem Magen, und daß ventre affamé n'a point d'oreilles. Wenn wir die Sache von einem höheren Standpunkt aus betrach sen, sehen wir leicht, daß der Magen an zwei Fehlern leiden kann: er fann zu wenig oder zu viel zu thun haben. So find auch die Krankheiten verschieden, je nachdem fie ber einen ober anderen Quelle entspringen, und auch die Verbrechen, die Kranks heiten des sozialen Menschen, find alle dem einen oder anderen dieser krankhaften Zustände zuzuschreiben. Ein Griechisches Sprüch wort sagt uns, daß der Magen schwer ist, wenn er leer, und leicht, wenn er voll ist; dies ist aber nur eine Redefigur, eine den Menschen gebraucht wird als der verfassungsmaßige Reprajentant deffeiben. Ein Mitarbeiter des New Monthly batte gar nicht so Unrecht, als er neulich rieth, man følle vor Tische um nichts bitten: es ist dies nicht minder eine physiologische, als eine moralische Wahrheit. Ohne erst an die wahrhaft erschreckenden Falle zu erinnern, wo eine ganze Mannschaft von Seeleuten, die Schiff bruch gelitten und dem Hungertode ausgefeßt war, ihre christs liche Natur so weit vergaß, daß sie die Augen der Begier auf den unter ihren Leidensgenossen warf, der körperlich am wenig ften angegriffen war, dürfen wir geradezu behaupten, daß die mollia tempora fandi, die Stunde, wo das Gute am meisten Macht über den Menschen hat und er am geneigtesten ist, Ans deren zu gefallen und wohlzuthun, die ist, wo er eben leicht und angenehm_verdaut hat: so genau hangt der Magen mit der Tugend zusammen.

Geht man mehr ins Einzelne ein, so wird ein kurzes Nach; denken den Ungläubigsten überzeugen, daß der Magen der Ans fang alles Fleißes ist, und wir wollen eine Wette eingehen, daß, wenn die Natur ihren Tisch allen Menschen umsonst deckie, alle Menschen die ganze Woche hindurch blauen Montag hielten. ,,Magister artis ingenique largitor gilt überall, und Juvenal war sehr kurzfichtig, als er das, was er vom Graeculus esuriens fchrieb, auf ein Land beschränkte. Da ist kein Unterschied der Race, des Klima's oder der Religion: in jedem Hause, wo Meister Schmalhans die Wirthschaft führt und der Magen es schwer findet, feine Bedürfnisse auf ehrlichem Wege zu befries digen, da gestattet den Bewohnern ihr Gewiffen ohne viel Be denten, su Industrieen die Zuflucht zu nehmen, von welchen man am besten ganz schweigt.

munication zwischen den beiden Palais eiligst nach den Tuilerieen.
Von einem panischen Schrecken ergriffen, stürzen sich die Truppen
in den Garten der Tuilerieen; diese Unordnung steigert sich noch
durch die Posten, welche, hier und da ausgestellt, fich den
Schweizern anschließen. Die Uhlanen und die Artillerie bringen
diesen Rückzug noch in ein größeres Gedränge.

11. Was that inzwischen der Marschall? Von diesem Tumulte
in der Straße Rohan überrascht, in welcher er vom Pferde ges
stiegen war, um den Feind zu beobachten, tehrt er eiligst nach
dem Carroussels Plaße zurück; Menschen und Pferde werden neben
ihm getödtet. Er vertreibt die Pariser aus dem Hofe des
Schiones, kann aber nicht bis zum Louvre gelangen; denn icon
dringen unter der Leitung des Obersten Joubert die Insurgenten
in die Tuilerieen. Es wird unmöglich, den doppelten Strom der.
betdubten Flüchtlinge und der undisziplinirten Sieger aufzuhalten.
Der Herzog von Ragusa wirst sich in den Garten der Tuilerieen,
läßt zwei Kanonenschüsse thun, um die Verfolgung zu schwächen,
aber, dem allgemeinen Drange
befiehlt Rückzug
nach St. Cloub, obwoobt bie armes new nich geforden d
Bevor wir diesem Zuge folgen, wollen wir unseren Blick
nach dem Museum wenden.

Der General Secretair des Museums, Herr von Cailleur, hatte in der Nacht aus dem Louvre die Gemälde großer Meister fortbringen lassen. Als das Volk in das Louvre drang, beschwor er es, das National Eigenthum zu schonen. Tros seiner drin genden Bitten, wurden das Gemälde der Krönung Karl's X. und das Portrait dieses Fürsten, die Büste Ludwig's XVIII. und die Statue des Dauphin von Kugeln durchbohrt oder verstümmelt. Ein Schrank mit Juwelen wurde geöffnet und theilweise geplün Eine Duyrschale, an Werth 50,000 Fr., verschwand, so. wie mehrere andere kostbare Gegenstände.

dert.

"

Wie ein reißender Strom ergoß sich die Menge in das Schloß der Tuilerieen. Was dort parterre sich fand, wurde zers trümmert oder geplündert. Doch wurden einige kostbare Sachen in das Louvre gebracht; eine bronzene damascirte Schatulle, mit Gold gefällt, die man in den Zimmern der Herzogin von Berry fand, trug man voll heiliger Scheu ins Stadthaus. An ein Stabinet, in welchem sich Merkwürdigkeiten befanden, heftete man den Anschlag: Achtung dem National Eigenthum." Hier wurde vor jedem Angriffe die Büste Ludwig's XVIII. gefchbüst. Ein Nationalgardist schäzte die silberne Statue Heinrich's IV. Aber die mit Lilien gezierten Tapeten und das Bild des Trocas dero wurden vernichtet. Hundert Beutel mit tausend Francs wurden durch das Boil entwendet; eben so die Kaffe der Ges sellschaft der Ritter des heil. Ludwig, welche ungefähr 24,000 Fr. enthielt. Die Kapelle des Schlosses wurde entweiht, die Orgels pfeifen aus einander geriffen. Dort festen Republikaner auf den Thron den Leichnam eines dreißigjährigen Menschen, der bei dem Angriffe auf das Palais getödtet worden war. Mie bedeckt, blieb dieser Leichnam da, bis ihn die Familie zurück forderte. Wasserträger bemächtigten sich des Schlafzimmers des Stönigs und ließen sich lachend auf den Polstern seines Bettes in die Höhe prallen. Man verwüstete die Keller, und die Trunken heit inspirirte zu tausendfachem Geschrei. Zur gewöhnlichen Stunde wurden die Thore des Gartens geschlossen, und gegen dreihundert Personen lagerten im Schlosse während der Nacht. Bei mehreren von ihnen fand man am anderen Morgen viele gestohlene Gegenstände, die dem Schuße einiger National: Gar disten anvertraut wurden. Einer dieser Unglücklichen wurde durch die Volls, Justiz gleich auf dem Carrouffels Plaße mit dem Tode bestraft.

Aber obgleich viel Hunger die besten Bemühungen der Ges fellschaft zur Verminderung von Verbrechen und Lastern zu Schanden machen kann, so ist doch ein kleiner sanfter Druck von Flor aufen der Tugend gar sehr förderlich. Sobald der Mensch dies fem Einfluß ganz entrückt ist, sobald er anfängt, auf seinen Magen mit jener Gleichgültigkeit herabzusehen, die aus dem Ges fühl der Sicherheit entspringt, dann ist er schon in Gefahr; je früher er dann nach dem Geistlichen schickt, desto besser. Seiner Tugend foll er dann nicht vertrauen, denn bei der ersten Ges legenheit last fie ihn im Stich, darauf kann er sich verlassen.

Hunger in homöopathischen Dosen ist nicht bloß die Haupts quelle der Ordnung und des Friedens, ohne die es feine gute Regierung giebt, sondern ihm haben wir die unendliche Menge von patentirten Erfindungen zu verdanken, die das moderne Leben fo angenehm machen. Ohne ein wenig hunger gabe es feine Eisenbahnen, keine Patents Korksicher, feine Teleskope und teine Magazine; feine Theologie und feine Poesie; tein Daguerrotyp, feinen Themses Tunnel und keine hängende Brücken; feine erste Lenore und feine Congrevefche Raketen, teine Netsonsche Denks måler und keine Grimaldische Memoiren. Kurz, es ist sehr wahr, scheinlich, daß wir, wenn der Appetit aufhörte, die meisten Bes quemlichkeiten des Lebens verlieren würden. Darum kein Wort mehr gegen das Prinzip, die Urquelle so vieler nüßlichen Dinge.

Pünktlichkeit ist eine andere Lugend, für die wir dem Magen fehr verpflichtet sind, da die Essenszeiten, zumal bei unserem John Bull, die einzigen Stunden sind, die regelmäßig wieders Fehren und das ganze übrige Geschäfts, und gesellige Leben bes Rimmen. Tages Arbeiter, die sich guten Apperit schaffen, und überhaupt Jeder, dem das Mittagessen ein Objekt ist, werden zur Minute da seyn, wenn ihr Effen auf dem Lisch steht; das ist der Grund, warum der Reiche so spát ist, und warum es für fashionabel gilt, eine Gesellschaft lange warten zu lassen; denu was fann vornehmer feyn, als nicht wissen, was hungrig seyn heißt ? (Schluf folgt.)

Frankreich.

Der 27, 28. und 29. Juli 1830 in Paris.

(Fortesung.)

Der Einfall ins Louvre war für die Königlichen Truppen bas Beichen einer unbeschreiblichen Unordnung. Im Besiße der Galerieen, fchoffen die Pariser durch die Fenster auf das Schweizers Bataillon, das im Hofe des Palais fagerte. So unversehens an gegriffen fürst fich dieses Bataillon maffenweise auf den Car rouffel, Plaß, wohin es durch einen Theil der Sieger verfolgt

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Der Palast des Erzbischofs wurde fast gleichzeitig der Schaus plaß einer dhulichen Verwüstung. Vor diesem erschien am Mors gen eine Menge Leute, um, wie sie sagten, viertausend Flinten und verborgene Jejuiten zu suchen. Man mußte öffnen. Eine Flath von Männern und Frauen stürzte in das Innere des Pas lastes; wüthend erbrach man die Thüren zu den Kellern, die Kaffe und die Bureaus; man raubt alle Geldsummen, welche man dort findet, und wirft alle Möbeln und allen Kirchenschmuck in die Seine. Einige Banditen treiben ihre Frechheit so weit, daß sie sich mit geistlichen Kleidungen ausstaffiren, viereckige Maßen auffeßen und durch die Fenster schießen, um dem Volle die Meinung beizubringen, als ob die Priester die Schiffe thaten. Dieser robe Kunstgriff erhöhte noch die Wuth der Verwüster; alle kostbare Gegenstande, welche man entdeckte, wurden geraubt oder unwürdig verstümmelt. Ein Chriftus in Elfenbein, ein Kunstwerk, das Ludwig XIV. der Madame de la Vallière ges febent hatte, wurde serbauen und erstochen: cine Jung frau von Silber wurde auf das Pflaster geworfen. Vor dem Palais hat man ein großes Feuer angezündet, um von dies fem alle Gegenstände verzehren zu lassen, die der Plünderung oder Verwüstung entgehen. Nach der Beendigung der Plunder rung finder man dem Volfe an, daß der Palast als Asyl für die Verwundeten dienen folle.

Sagen wir einige Worte von dem unglücklichen Prälaten, deffen Abwesenheit dieser aufgeregten Menge wahrscheinlich ein Verbrechen ersparte. Seit der zweideutigen Rede, welche Herr von Quelen bei Gelegenheit des Te Deum für die Einnahme von Algier an den König gerichtet hatte, war er ein Gegenstand des Voilshafes geworden. Als der Erzbischof in feinem Landhause die Gefahr erfuhr, welche ihn bedrohte, willigte er ein, sich au verbergen, aber er wollie an sein Schicksal einen 80jhrigen Priester lauvsen, welcher mit ihm Ichte. In beiheidenem Kopum

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Gefahren; man wollte sie erschießen, weil sie nicht lebhaft genug Es lebe die Charte!" gerufen hätten. Ein zahlreicher Schwarm nöthigte fie aur Flucht nach dem Hospitale der Salpetrière. Hier brachte sie der Dr. Caillard zu einem seiner Freunde im Hospis Pitié. Es war Zeit; denn unmittelbar nach der Entfernung des Prälaten fiel das Hospital der Salpetrière in die Hände des Volks und wurde durchsucht. Eben so wurde das Landhaus des Prás laten durchsucht und seine Sachen nach dem Stadthause in Paris gebracht. In dem Hospiz Pitié nicht sicher, fand Herr von Quelen eine sichere Zuflucht bei einem berühmten Gelehrten, Geoffroy Saint - Hilaire."

Die Gefangenen der Conciergerie zerbrachen ihre Ketten; drei bis vierhundert von ihnen vereinigten sich mit dem Volfe. Auf die Gefangenen im Gefängnisse la Force mußte man schießen, um fie am Enikommen zu hindern. Vor der Volkswuth rettete Larren den Posten des Hospitals Gros Crillon, indem er die Soldaten fich entkleiden ließ, welche man nun für Rekonvaleszens ten hielt.

In dieser kritischen Lage entwickelte Herr von Latour- Maus bourg, Gouverneur des Invalidenhauses, jenen Geist milis tairischer Ehre, welcher ihn auf seiner ganzen Laufbahn nie verlassen hatte. Die dringendsten Bitten, die gebieterischsten und drohendsten Mahnungen der Zöglinge der polytechnischen Schule fonnten ihn nicht bewegen, die dreifarbige Fahne aufzupflanzen. Erst nach der Entfernung des Gouverneurs wurde diese Fahne auf dem Dome des Invalidenhauses aufgesteckt.

Gegen Mittag besaß die Königliche Autoritet in Paris nicht mehr als einen einzigen Posten. Dieses war die Kaserne Babylon, unter dem Befchle des Majors Dufan, eines festenund entschlossenen Mannes. Nach diesem Punkte wandte sich eine beträchtliche Bande von Insurgenten mit einer schlechten eifernen Kanone, die von Zöglingen der polytechnischen Schule geführt wurde. Nach mehrständiger energischer und mörderischer Belagerung fandte das Volk einen Parlementair. Der Major nahm ihn nicht an, sondern steckte die schwarze Fahne auf. Den Schweizern fehlte bald die Munition. Da gab ein Zögling jener Schule den barbarischen Rath, unter die Thür der Kaserne Feuer au legen. Dieser Rath wurde angenommen. Reisbündel tranfte man mit Terpentinöl und zündete sie an. In folcher unertrags lichen Lage der Belagerten ließ Dufan alle noch übrige Munition in den Brunnen der Kajerne werfen und autorifirte einen Auss fall. Die Thür wurde geöffnet; sechs Grenadiere stürzten auf die Straße, das Bajonen schwingend, und erreichten das Haupts quartier. Das Volk dagegen stürzte sich in die Kaserne und plünderte sie. Die Soldaten, welche sich ergaben, schonte man; die, welche sich vertheidigen wollten, wurden erdrosselt. Unter dieser Zahl war auch der tapfere Kommandant. Er lebte noch, als ein Rasender mit der Art seinen Kopf spalicte; sein Leichnam wurde auf die Straße geschleppt. Wahrlich, eine würdige Belohnung der militairischen Ehre, die mit den Gefahren nicht rechnet, noch mit dem Eide unterhandelt!

Hatte sich am Tage zuvor das Volk uncigennüßig und mäßig bewiesen, so entwickelte es an dem gegenwärtigen Lage Habgier und Grausamkeit. Ein alter Soldat hatte im Hofe des Palais. Royal verfändet, daß die in den Elyseischen Gefilden vereinigten Truppen um Einstellung der Feindseligkeit gebeien hätten. Über diese Mittheilung schien verdächtig und beendete die Feindseligs leiten nicht. Da legte ein bewaffneter Jüngling seine Flinte nieder, warf sich vor den Fensteröffnungen, woher die Schüsse famen, auf die Knice und beschwor die Schüßen, fein unnüges Blut mehr zu vergießen. Dies edelmüthige Benchmen wirkte. Die Soldaten im Hofe des Palais Royal legten ihre Waffen nieder und fraternifirten mit dem Volte. Aber ein Posten von 60 Mann, welcher an der Ecke der Straßen Saint-Honoré und Rohan stand, wollte sich nicht ergeben. Nach blutiger Belager rung nahm man mit Sturm das Haus, in welchem der Posten sland, und massakrirte ohne Barmherzigkeit die meisten Soldaten. Der Lieutenant, welcher diesen Poften befehligre, enizog sich durch einen Sprung aus dem Fenster der wüthenden Menge.

Wenden wir nun unseren Blick nach dem Innern des Schlosses St. Cloud.

Durch zwei sehr ergebene Offiziere, welche während der Nacht Paris besucht hatten, war der Dauphin von der wirklichen Lage von Paris in Kenntniß gefeßt, hatte aber vergeblich feinen Bater um Erlaubniß gebeten, zur Vertheidigung des Throas dahin eilen zu dürfen. Hartnäckig widerseyte sich Kart X. Ebenfalls ohne Erfolg hatte die Herzogin von Berry gebeten, wie eine zweite Maria Theresia ihren Sohn den Parifern zeigen zu dürfen. Wahrscheinlich würde dieser kühne Schrin die Dynastie gerettet haben. Denn von dem günstigen Eindruck abgesehen, welchen in Frankreich stets ein kühner Entschluß hervorbringt, war diese Prinzessin in der Hauptstadt sehr beliebt. Sie war einfach, liebenswürdig, herablassend, beschügte die Künfte und unterfügte die Unglücklichen. Die unerklärliche Harindekigkeit des alten Monarchen unterfügte nur zu fehr die so andauernde Thätig. feit des Mißgefchicks.

Mit den Ministern gleichzeitig kamen die Herren von Sér monville und von Argout in St. Cloud an. Jener wurde augen blicklich in das Kabinet des Königs geführt, der ihn mit harten Worten empfing, die erst allmålig einer milderen Sprache wichen. Die Konferens dauerte lange, war lebhaft, wurde aumeifen utters brochen. Der Großreferendar beschwor Start X., die verhängniß vollen Ordonnanzen zurückzunehmen und eine allgemeine Berzeis hung dem zu gewähren, was seit deren Erscheinung geschehen

war. Der König wies diese dringenden Bitten surůd, erzwang den Anschein der Ruhe und sah die Berichte über die Lage der Hauptstadt als übertrieben an. Herr von Sémonville warf sich dem Monarchen zu Füßen, beneßte seine Hände mit Chránen und redete tráftig und frei; doch lange Zeit blieb diese Sprache ers folglos. Endlich sprach er seufsend den Namen der Dauphine aus, und dieser Name, durch das Unglück geheiligt, schien in Kari X. alles Mitgefühl wiederzuerwecken. Herr von Sémonville stellte die Gefahren vor, welchen diese unglückliche Prinscffin in einer Provins ausgeseht wäre, die gegenwärtig die Ereignisse von Paris kennen lernen könnte. Ihre Freiheit, ihr Leben felbft hingen vielleicht von einer Stunde, einer Minute ab, die gezo gert wurde. Diese Vorstellungen beugten einen Willen, der bei den besten Rathschlagen unerschüttert geblieben war. Lebhaft be wegt, fenkte Karl X. sein Haupt auf seine Brust; er versprad), fein Conseil zu versammeln, und gab dazu augenblicklich die Ber feble.

Inzwischen hatte der General du Coëllorquet die niederschla gende Nachricht von der Räumung des Louvre und der Flucht der Königlichen Truppen nach St. Cloud gebracht. Diese Nach richt, welche der Marschall durch seine baldige Ankunft bestätigte, wurde durch einen geistreichen und eifrigen, aber unpopulairen Diener der Boutbons, Herrn von Vitrolles, im Schlosse verfündet, der für das Loos der Monarchie höchst beunruhigende Einzelheiten hinzufügte. Am Tage zuvor war Herr von Vitrolles mit einigen Hauptern der liberaien Partei in Unterhandlung ges treten, welche ihm ihre Absicht mittheilten, die Dinge nicht zum Aeußersten zu treiben. Bei seiner Ankunft in St. Cloud septe er sich augenblicklich mit den Herren von Sémonville und von Argout in Verbindung und theilte ihnen die Vorschläge der triumphirenden Revolution mit. Diese Vorschläge, welche Herr von Sémonville gern anzuhören schien, erzielten die Zurücknahme der Ordonnantzen, vom 25. Juli und die Bildung eines neuen Ministeriums, in das der Herzog von Wortemart, der General Gérard und Casimir Périer eintreten follten. Außerdem forderte man die Königliche Gewährung einer Amnestie, welche von den Corporationen der Hauptstadt ehrfurchtsvoll erbeten werden und sich auf die Minister erstrecken solite, welche die Ordonnanzen unterzeichnet hätten.

Unverzüglich wurde dieser Pacificationsplan dem Confeil der Minister, die sich unter dem Vorige des Königs versammelt hauen, vorgelegt. Einige von ihnen erhoben sich energisch gegen die Annahme solcher Vorschläge. Eine Unterhandlung mit der Insurrection", sagten sie,,,sey eine Abdankung. Die Hand, welche diese Capitulation unterzeichnen würde, würde sich künftig von einer unheilbaren Ohnmacht betroffen sehen. Die Annahme, als würde der Fall des Thrones für den Augenblick aufgehalten, würde nur eine Frist feyn, der bald eine unvermeidliche Katas sirophe folgen würde. Welche Garantie bote sich für die Erblichs keit des Thrones dar? Keine, wenn nicht etwa das Wort cines Mannes ohne Mission." Zu einem verneiuenden Entschlusse schien sich ebenfalls der Dauphin hinzuneigen, der im Laufe dies fer Konferenz eine große Verwirrung und Aufregung verrathen hatte. Jedoch der Wunsch, dem Blutvergießen Einhalt zu thun und die Königliche Familie vor persönlichen Gefahren zu sichern, von denen sie bedroht war, slegten über ihn. Um an die Autos ritát Start's X. die constitutionnelle Partei wieder zu knüpfen, weiche seit dem Morgen offenbar in die Insurrection verwickelt war, und um der Verlängerung des Kampfes jeden Vorwand au nehmen, erschien die Zurücknahme der Ordonnanzen vom 25. Juli als unerläßlich. Daher entschied man sich dafür, dak der König den Beschluß fassen sollte, sein Ministerium aufzulujen und den Herrn von Mertemart an die Epihe eines neuen Kabis nets au berufen. Der König beschloß, das Ministerium des Ins nern Herrn Cafimir Périer und das des Krieges dem General Gérard zu übertragen.

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Karl X. ließ den Herzog von Mortemart rufen; dieser durchschrin ruhig den Saal der Bibliothek, in welchem die Minister versammelt waren, um sich in das Kabinet des Königs zu beges ben. Der König fehrie bald zurück und fündigte den Ministern an, daß der Herzog nach einigem Widerstande sich bereit erklärt hatte, an die Spiße des neuen Kabinets zu treten, und fügte hinzu:,,Er hat mir viel Unrecht gethan; es ist eine fdreds liche Strafe, einem Minißerium präßdiren zu müssen, das durch meine Feinde gebildet ist.“ Der Fürst von Polignac meis gerte fich, die Ordonnans zu kontrafigriven, welche den Herrn von Mortemart an die Spise eines neuen Conseils berief; ftatt feiner kontrafignirte Chantelauze. Die Ordonnanz wurde nun dem Könige vorgelegt, der fie las und Herrn von Mortemart wiederum rufen ließ. Dieser fehrte bald aus dem Kabinette-desKönige zurück und trug die Ordonsanz in den Händen, die er nur nach lebhaftem Widerstande und nach den Dringendsten Mahnun gen des Monarßen angenommen hatte.

(Schluß folgt.)

Itali e m.

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