Billeder på siden
PDF
ePub

bilder, und dieser sonderbare Eindruck wird durch den grotesken Kontraft der doppelten massiven Bogen und der dünnen Säulen noch mehr gehoben. Diese Kirche sieht also zu gleicher Zeit schwerfällig und gebrechlich aus, was bei der in Sevilla nicht der Fall ist, wo die Riesen Pfeiler, obschon in geringer Anzahl, doch zum Tragen der ungeheuren Wölbung hinreichend scheinen. Ein feierliches Dunkel herrscht in dem ganzen Gebäude, in welches der Tag nur durch spärliche Deffnungen hineindringt, und ohne die Weiße der Mauern und der Kuppel, von welchen die Andalusische Sonne widerstrahlt, würde das Innere in ewige Finsterniß gebüllt feyn. Die Türkischen Moscheen find eben fo düfter wie die heidnischen Tempel; nur das Christenthum hat das Licht in die Kirchen eingeführt. In Sevilla bemächtigte fich meiner ein Gefühl der Erhebung, in Cordova aber eine Empfins dung von Bangigkeit, denn dieser Ort athmer den düsteren Schrecken der alten Haine. Die Moschee hat einige Aehnlichkeit mit dem Serail; die Türken halten ihren Gott wie ihre Weiber verborgen. Die Mezquita (die Kirche hat diesen Namen bes wahrt) verdient Bewunderung, sowohl durch ihre Sonderbarkeit, wie dadurch, daß sie das einzige Denkmal von Wichtigkeit ist, woraus die Christen die innere Eintheilung der Gebäude ersehen fönnen, welche dem muhammedanischen Gottesdienst geweiht waren. Doch ist leider diese Reliquie Arabischer Baukunft durch ihre Verwandlung in eine katholische Kirche sehr verändert wors den. Zahlreiche Kapellen befinden sich jest in ihrem Umkreis, in der Mitte erhebt sich ein Chor, welches zwar sehr prächtig ist, aber doch nicht dahin past; man hat durch solche hinzufügungen die Perspektive nur versperrt und den Original Charakter des Gebäudes entstellt. (Schluß folgt.)

[ocr errors]

ließ ich mir mein Pferd holen und ritt eilig durch die Straßen. In dem ganzen Raum zwischen dem Pontsneuf und der Univers fitdt war Infanterie aufgestellt. Als ich mich nach meinem Hotel begab, kam ich auch bei dem Laden meines Schuhmachers vors bei; da dieser mich an einem solchen Lage und in einem solchen Augenblick zu Pferde fah, glaubte er, ich wolle ihn ausplündern, und wurde so von Furcht ergriffen, daß er seinen Laden schlos 3ch bemühte mich, ihn zu beruhigen, und versicherte ihm, daß die Franzosen nichts von den Polen zu fürchten hätten; aber trog meiner guten Worte war er doch ganz erstarrt und erwiederte nichts. Den Wirth meines Hotels fand ich halb todt vor Schrecken, meine Abwesenheit hatte ihm große Angst verursacht. Der Abt von St. Genevieve, der dicht bei mir in feinem Kloster wohnte, ließ mir eine Zufluchtsstätte in seinem heiligen Haufe anbieten; auch wollte er auf jeden Fall meine Sachen in Ver wahrung nehmen; ich dankte ihm für seine Gefälligkeit, denn ich glaubte, daß auch die Polen nichts von den Franzosen zu bes sorgen hätten.

Der Anblick von Paris war jedoch nichts weniger als berus higend; der Tag des legten Gerichts schien über die Stadt hers eingebrochen; die Frauen besonders machten einen grdulichen Larm, fie liefen ganz außer sich durch die Straßen, rangen die Hände, heulten, weinten, fluchten und benahmen sich wie Beseffene; andere, die zu Wagen waren, ferieen wie Verrückte. Die Mans ner blieben größtentheils in ihren Häusern; die, welche ausgingen, waren der drückenden Hige wegen nur halb bekleider; fie gingen entweder zu Fuß oder ritten umber, furchten mit ihren Degen durch die Luft, drohten, fluchten und suchten überall den Mörder; fura, es war eine völlige Volks Raserei. Der Spanische Gesandte schwebte in der größten Gefahr, weil man verbreitet hatte, Ras vaillac habe auf sein Anstiften den König ermorder; das Volk wollte seinen Palast stürmen, doch brachte man es dahin, die Aufregung endlich zu mäßigen, und der Gesandte kam mit dem bloßen Schrecken davon. Sobald man den Leichnam Heinrich's IV. gewaschen und ihn auf ein Paradebett gelegt hatte, baten die alten Soldaten um die Erlaubniß, ihm die hand faffen zu dürs fen, was ihnen auch bewilligt wurde. Das Publikum wurde die Nacht in das Louvre hineingelassen, um den König zu fehen; einige Franzosen riethen mir, mich auch dahin zu begeben, aber mein Hotel war so entlegen, daß ich es vorzog, nicht fortzugeben.

Den 15. Mai. Heute, Sonnabends, hat sich die Königin mit ihrem neuniährigen Sohn in die Augustiner Kirche begeben; die Königin war weiß und ihr Sohn braun gekleidet. Alle Prins zen von Geblüt, die hohen Würdenträger der Krone und eine ungeheure Vollsmasse hatten sich hier versammelt. Nach dem Gottesdienst zum Gedächtniß des verstorbenen Könige feste fich die Königin mit ihrem Sohne auf den Balkon des Klosters. Der Advokat des Königs, Herr Servien, nahm das Wort in Gegens wart des versammelten Parlamentes und empfahl demselben in einer glänzenden Rede die Königin Witwe, die verwaisten Prins sen und vorzüglich Seine Königliche Hoheit den Dauphin. Nach dieser Rede rief der Präsident du Harlan den Sohn Heinrich's zum König von Frankreich aus; bis zur Volljährigkeit des Königs follte seine Mutter, nach den Franzöfifchen Gefeßen und Ges brauchen, die Vormundschaft führen und Regentin feyn. Nach jeder Rede donnerten die Kanonen, es war ein entfeßlicher Larm, denn eine Menge von den für die Kriegsrüstungen bestimmten Kanonen wurde zu dieser Feierlichkeit benußt. Dann rief man: Es lebe der König Ludwig XIII.! Damit war das Inters regnum zu Ende. In Polen pflegt dergleichen langer zu dauern und verwickelter zu feyn.

[graphic]
[ocr errors]

419

Gedanke und die Kraft, den König au tödten, sen ihm von Gott Heinrich, fagte er, war ein Tyrann; eingegeben worden. er faugte durch unerschwingliche Steuern, durch die Auflage auf das Sala, dem Volke das Blut aus. Nachdem ich mehrere Male das Buch des Jesuiten Mariana durchgelesen hatte, nahm ich deffen Ideen in mich auf und entschloß mich zu der Reife, um ein Werk zu vollbringen, an welchem das heil meiner Seele hing." Ravaillac ertrug mit übermenschlichem Muth alle Fols tern; die Ruhe und Gegenwart des Geiftes verließen ihn nicht einen Augenblic. Hinrichtung brachte man den Verbrecher an elben Dil, wo er den König getödtet hatte. Man gab ihm denselben den Dolch in die hand, der ihm zur Ausführung feines Vers brechens gedient; das Blut lebte noch daran. Hierauf fing man an, ihm mit Bündern die hande zu verbrennen, und ließ nicht ab, bis die ganzen Arme verzehrt waren und die Knochen auf die Erde fielen. Dies geschah in der Straße de la Feronnerie. Sodann feßte Mapaillac auf einen pose one. mit ihm nach der Kirche Notre Dame. Karren und er trug nichts als alte Beinkleider von blauem Tuch und ein Hemd darüber.

Rede; dieser Prälat spricht ganz vorzüglich und hatte folgende
Worte zum Lert gewählt: Cecidit corona capitis nostri, quia
Als man die Leiche in die Gruft hinabgelassen hatte, legten die
peccavimus. Die Musiker der Kapelle fangen das de profundis.
Groß Würdenträger auch die Königlichen Infignien dort nieder,
die Krone, das Scepter, den Reichsapfel und dann den Kuras,
den Helm, die Handschuhe, die Sporen, den bloßen Degen, die
Siegel, den Marschallstab und Anderes. Darauf rief der Herold
nig ist todt! Die ganze Versammlung niete nieder, und eine
dreimal mit langsamer, bewegter Stimme die Worte: Der Kös
Stimme vom dußersten Ebor sprach das Bateranser, worauf der
Herold fich wieder erhob und dreimal mit donnernder Stimme
Würdenträger in die Gruft und nahmen die dort niedergelegten
ausrief: Es lebe der König Ludwig XIII.! Sogleich eilten die
Insignien wieder fort; die Trompeten erflangen, die Trommeln
wurden gerührt, die Trauerbehange, welche die Kirche bedeaten,
fielen wie durch einen Zauberschlag nieder, und es tamen reiche,
Pride mand nur den Ruf:
fer balb der
Kirche hörte man nur den Ruf: Es lebe Ludwig XIII.!
In Frankreich gestattet der Gebrauch es der Königin und dem
Dauphin nicht, bei den Begräbniß Feierlichkeiten ihres Gatten
und Baters gegenwärtig zu seyn; wahrscheinlich schreibt sich diese
Sitte noch von den Römern her.

[graphic]

3ogen; hinter demselben gingen der Erzbischof und sechs Bischöfe
im Ornat. Zehn Pferde des Königs, mit schwarzem Krepp übers
deckt, wurden von den Stallmeistern geführt, und die vornehms
ften Kronbeamten trugen alle Infignien der Königswürde; auch
die Gesandten von Savonen, Benedig und Spanten, der ordents
liche und der außerordentliche Nuntius des Papstes folgten dem
Buge. Dann kam ein Wagen mit der Wachsstatue des Königs,
Sie mit den Königlichen Gewandern bekleidet war, die Krone auf
dem Haupt, in der einen Hand das Scepter und in der anderen
den Reichsavfel trug; die Advokaten, die Notarien, die Parlas
mentsmitglieder, alle in rothen Roben, umgaben den Wagen,
dann kamen die Prinzen von Geblåt in langen schwarzen Sam
met. Manteln; die Königlichen Garden befchloffen den Bug.
Der Leichnam des von dem Mönche Jakob Clement ermors
deren Heinrich's III. war in Compiegne in einer Stapelle beiger
fest worden; den Abend vor der Beifesung Heinrich's IV. brachte
man thn ohne Gepränge und Feierlichkeit nach St. Denis; ins
deffen begleiteten ibn doch einige Prinzen. Der Herzog von
Epernon trug das Polnische, und ein anderer Herzog, dessen
Name mir entfallen ist, das Französische Wappen.

Den 1. Juli. Heute fand die Leichenfeierlichkeit in St. Denis ftatt. Der Kardinal von Joyeuse fang die Todtenmeffe, zwei Bischöfe affiftirten ihm. Die Prinzen son Conti und von Soissons, die Herzöge von Guife, Longueville und Bendome, der Malthefer Ritter Alerander von Elbeuf und viele andere Personen vom Hofe trugen die Kerzen. Der Bischof von Anjou hielt die

Dieser Unterschied, den man vermittelst einer Demarcations: Linie auf der Karte andeuten könnte, ist der zwischen der Dils

eigentlich fogenannten Romanifchen. Die Scheide Linie, deren wir eben gedacht, müßte im Südwesten, am Ufer der Gironde, bei Blaye beginnen, wo das Patois von Saintonge mit dem Gascognischen Dialekte granat; dann soge fie quer durch die Departements der Charente und Unteren Charente dem öflichen Theile von Hautes Vienne und la Creuse zu, bewegte fich, in das Departement des Allier eintretend, westlich von Ven des Dome amfaßte endlich noch Savoyen und die Romanische Schweiz. und nördlich von Ober-Loire, Ardèche und Ifère weiter, and

Im Norden dieser idealen Linie finden wir die Region, wo Diese Region umfaßt das Französisch der Hauptstadt und der Literatur Modificationen erleidet, die awar auffallend, aber zu wenig markirt sind, um etwa 25 Departements, deren Mittelpunkt um Blois und Tours, wahre Provinzial. Dialekte zu erzeugen. an den Ufern der Loire, au fenn scheint, welche Gegend die nebmßen Aufenthalt wählten. Im Weßten erstreckt sich dieselbe Könige Frankreichs eine lange Veriode bindurch su ihrem vors Region bis an die Grenzen der Niederen Bretagne; denn obs gleich die Bewohner dieser Landschaft fein ganz reines Franzöfifch reden, fo fann man ihre Sprache doch nicht zu dem eigentlichen Patois rechnen, da die eigenthümlichen Ausdrucke derfelben in den Französischen Schriftstellern des 15ten und 16ten Jahrhuns derts (Rabelais, Ampot u. f. w.) fich wiederfinden.

In welcher Entfernang lenfeit der Loire beginnt aber das Patois von Poitou (gesprochen in den Departements Vendée, Deur, Sèvres und Bienne), auf welches als bloße Spielart der ben man im öftlichen Theile der Dialekt von Saintonge folgt,

beiden Departements der Charente hört? 3m dftlichen Theil dieser Departements wird Romanisch gesprochen.

Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, daß in einem Lands trich von entschieden Romanischer Zunge eine Enklave des Saintongefchen Patois fich vorfindet, nämlich in einem Theile der Arrondissements Libourne, La Réole und Marmande. Diese Enklave, bekannt unter dem sonderbaren Namen Gavacherie, wird von den Nachkommen der Kolonisten bewohnt, die im 15ten und 16ten Jahrhundert aus Saintonge dahin wanderen. Obs gleich allerseits von einer Gascognischen Bevölkerung umgeben, haben diese Leute doch ihren alten Dialekt und gewisse eigenthüm liche Sitten bewahrt.

Im Norden der Franche-Comté findet man das Lothringische, von einigen Schriftstellern Auftrafisch genannt, welches Patois nicht bloß im alten Lothringen und einem Theile des Departes ments der Oberen Marne herrscht, sondern auch über einen Theil des Elsaß sich ausdehnt. Im Norden des Lothringischen Patois begegnen wir dem Picardischen und dem Wallonischen.

Das Picardische hat noch sehr viele alts Französische Auss drücke aufzuweisen, und man darf annehmen, daß dieses Patois zur Bildung des heutigen Parifischen, in welchem es, das Des partement der Dise durchziehend, unmerklich untergeht, viel mits gewirkt habe. An der entgegengefeßten Seite verschwindet das Patois der Picardie auf seinem Wege durch das Departement du Nord und einen Theil des Departements der Ardennen all malig im Wallonischen und gegen Süd. Oft vermuthlich im Lothringischen.

Das Patois von Saintonge, ein Zweig der Langue d'Oil, granat im Süden an die Dialekte der Romanischen Sprache. Diese Dialekte find: im Departement der Niederen Charente das Gascognefche, und im Departement der Charente der von Perts gord und von Limoges.

Das Gascognesche, als das westlichste der Romanischen Idiome in Frankreich, hat schon auffallende Berührungs Punkte mit dem Castilianischen Spanish, von, dem es nur durch die Pyrenden Kette und einen Landstrich, wo man Baskisch redet, getrennt wird. Als eine Spielart dieses Dialektes kann man den von Béarn betrachten.

Der Gascognesche Dialekt gränzt im Nordwesten an den von Perigord, der gewissermaßen eine Mittelstufe zwischen ersterem und dem von Limoges bildet; im Südwesten aber an das Languedocsche.

Die Mundart von Périgord herrscht in dem Departement der Dordogne, einen beträchtlichen Theil des Arrondissements Nontron abgerechnet, dessen Patois dem von Limoges näher steht. Perigordisch hört man auch in einigen Gegenden der Departe ments Charente, Gironde und Lot-et-Garonne.

Das Patois von Limoges folgt dem Perigordischen in Nords Oft und erstreckt sich, zwischen dem Poitousen im Westen, dem Französischen der Landschaft Berry im Norden und dem Bur gundischen im Often, ziemlich weit in das Gebiet der Langue d'Dil. Dieses Patois wird im Departement La Corrèze, im größten Theile der Departements der Oberen Vienne und der Creuse und in gewissen Theilen anderer Departements gesprochen, die der alten Provinz Limousin benachbart find.

Das Languedocfche und das Provençalische würden gewiß mit eben dem Rechte, wie Spanisch und Italiänisch, für selbst, ständige Sprachen passiren können, wenn die Höfe der Grafen von Loulouse und von Provence fortbestanden und wenn die Troubadours Nachfolger von gleicher Berühmtheit hinterlassen hatten. Die Italiänischen Alterthumsforscher geben zu, daß die Provence früher, als Italien, Poeten gehabt, und daß diese Poeten den ihrigen als Vorbilder gedient haben; ist aber ein Land erst bloße Proving eines anderen, so verliert es auch das,

was den Glans feiner Muttersprache ausmacht.

Das Languedocfche herrscht nicht bloß im Oberen und Nie deren Languedoc mit Einschluß des Departements der Cevennen, sondern auch in der Grafschaft Foir (Departement der Ariège) und in den kleinen Provinzen Rouergue und Quercy (Aveyron und Lot), welche für einen Theil von Guienne galten. Dieses sehr ausgedehnte Idiom zerfällt in eine Anzahl Spielarten, von denen fünf leicht zu unterscheiden sind: die Mundart von Aude und Hérault die von Rimes die Cevennessche Mundart der Ariège und Oberen Garonne, und endlich die der Departements Aveyron und Lot. In Aude und Hérault spricht man das weichste, in den Cevennen das bárteste Languedoc.

die

Gegen Often wird die Sprache Languedoc's durch den Rhône vom Provençalischen getrennt, welches die Sprache der alten Provence und der Graffchaft Venaiffin ist. Sie erstreckt sich jenseits der heutigen Gränzen Frankreichs in die Grafschaft Nizza, und behauptet in einem Theile des Departements der Drôme den Vorrang vor dem Patois der Dauphiné.

Das Patois de der Dauphiné wird nicht bloß in den Depar tements der Ifère und der hohen Alpen und im nördlichen Theile des Departements der Drôme gesprochen; es herrscht auch in den Waldenser Thdlern von Piémont und überwiegt in einem Theile des Departements der Niederen Alpen das Pros vençalische.

An den Dialekt der Dauphiné schließen sich im Norden, jes doch außerhalb der Grenzen des iesigen Frankreich, die Dialette Savoyens, des Waadtlandes und der ganzen Romanischen Schweiz.

Die übrigen Länder des Europäischen Kontinents, in denen man Französisch als Muttersprache redet, find: Belgien, das Herzogthum Luxemburg, die Romanische Schweiz, Savonen, das Thal von Aosta und die Grafschaft Nizza.

Die Linie, die im Norden Frankreichs und in Belgien die Französische und Flamändische Sprache von einander abscheidet, Iduft, einige Strummungen abgerechnet, beinahe in gerader wefts öftlicher Richtung, bei Gravetines beginnend und bis Limburg, wo fle mit der Deutschen Sprache zusammenstößt, sich fortseßend. Von diesem Punkte aus sieht eine andere Linie, welche die Deutsche Sprache von der Französischen sondert, in füd-südöstlicher Richtung durch das Herzogthum Luremburg, Lothringen, das nords öftliche Elsaß und die Schweiz bis zum OftsEnde des Thales von Aosta, wo sie der Italischen Zunge begegnet. Derjenige Theil dieser Linie, welcher die Schweiz in zwei Theile trennt, läuft von der Stadt Delmont (jest zum Kanton Bern gehörig) bis zur oberen Gränze von Rieder, Wallis.

Auch in Savoyen ist Französisch die herrschende Sprache, und selbst auf den Vorbergen von Piemont findet man einige Gemeinden, die mehr Französisch als Piemontesisch reden, nas mentlich die Bewohner der berühmten Waldensischen Thäler (Vallées Vandoises.)

Was die Britisch Normännischen Eilande betrifft, so hat eine Volkszählung, die das Parlament im Jahre 1821 anstellen ließ, für diesen kleinen Archipel die Summe von 49,427 Seelen ergeben. Bekanntlich sind fast alle Bewohner dieser Inseln Franzosen von Normannischem Stamme.

Werfen wir jest noch einen Blick auf die Französische Bes völkerung in anderen Welttheilen. In Asten wird das Französ fische nur an einigen Punkten Indiens gesprochen, wo Frankreich Comptoirs unterhalt, und auch da ist es nur bei einigen Kauf leuten im Gebrauche.

Die Inseln an der Ostküste Afrika's und die Französischen Niederlassungen auf dem Kontinente dieses Welttheils haben eine Französisch redende Bevölkerung, die man auf 190,000 Seelen anschlagen tann. Die Westindischen Inseln mögen von ungefähr 650,000 Individuen Französischer Abstammung bewohnt senn. Im Französischen Guyana rechnet man deren 15,000; in Nieders Kanada (unter Britischer Herrschaft) 300,000; und in Ober Kanada gegen 25,000.

Es ist eine merkwürdige Erscheinung, daß die Französische Sprache sogar unter den Indianer Stammen Nord-Amerika's tiefe Wurzeln geschlagen hat. Nach Cooper ist sie bei den Irokesen (Tschirokih's) starf im Gebrauche, und das Annual Register vom Jahre 1826 erzählt uns folgende Thatsache: Im Monat Auguft 1825 hatten vier Häuptlinge von Kanadischen Indianer-Stämmen eine Audiens bei dem Könige von England. Der Eine von ihnen haranguirte Seine Majeftdt in Französischer Sprache. Der König antwortete ihm ebenfalls Französisch und konversirte darauf mit Allen in derselben Sprache." Einer Amerikanischen Zeitung von 1820 zufolge, giebt es an dem Zusammenflusse des Uistonfie und des Mississippi, 500 Meilen oberhalb St. Louis, im Oberen Louisiana, einen alten Militair Pesten, die Hunde, Wiese genannt, der von der Französischen Regierung gegründet wurde, und in welchem die Union eine Besagung unterhält. An diesem Orte wohnen drei bis vierhundert Französisch redende Individuen.

Nach Major

die zwischen dem See Superior und dem Winnipig See wohnen. Es ist dies ein Mischlings Volk, das man wegen der Farbe seiner Haut Bois bruté (verbranntes Holz) benannt hat. (Nouvelles Annales des Voyages.)

[merged small][merged small][ocr errors]

Delphine Gay-Girardin. Schon sehr frühzeitig gab Delphine Gan, jeßt die Gattin Emil von Girardin's, Proben von ihrem Dichterlalent, welches durch die literarische Erziehung, die ihr zu Theil wurde, und durch den Umgang mit Schriftstels lern und Künstlern, die Madame Gan, ihre Mutter, in ihrem Salon um sich versammelte, eine fortdauernde Nahrung erhielt. Geboren zu Aachen, wo ihr Vater General Einnehmer unter dem Kaiferreich war, verfaßte fie schon als siebzehnjähriges Mädchen ein Gedicht,,,die Schwestern der heiligen Camilla", welches von der Französischen Akademie einer ehrenvollen Erwähnung gewürs digt und in deren Sizung vom 24. August 1822 von Alexander Duval unter: lautem Beifall vorgelesen wurde. Alle bedeutende. Ereignisse, welche seitdem Frankreich in Freude oder Trauer vers fest haben, begeisterten dies weibliche Talent zu poetischen Pro ductionen. Auf das Denkmal Fon's wurden Verse eingegraben, welche Delphine Gay beim Tode dieses Generals improvifirte. Von politischer Parteisucht aber hat ihre Muse sich frei erhalten. Schon unter der Restauration war ihr von der Civillifte eine Pension von 1500 Franken ausgefeßt, die sie auch jest noch ber sieht. Während der Griechischen Revolution schrieb fle ein Ger dicht zum Besten der Griechen, welches diefen 4000 Franken eins brachte. Ihr Hauptwerk ist das Gedicht,,Magdalena", in meh reren Gefangen, aber noch nicht ganz beendet. Im Jahre 1827 wurde Dlle. Gay sum Mitglied der Römischen Akademie ernannt, und im Jahre 1831 vermählte sie sich mit dem bekannten Publiku siften Emil von Girardin.

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

M 106.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wobusbl. Poßk - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Mittwoch den 4. September

England.

Die Vergnügungen der Engländer jeßt und ehedem.
Von Theodor Hool.

Wenn es wahr ist, daß die Vergnügungen eines Volks seinen Charakter und seine Bildung wiederspiegeln, so muß sich der Charakter und die Bildung der Englischen Nation während des leßten Jahrhunderts oder während des leßten balben, ja wir möchten beinahe sagen während des legten Vierteljahrhunderts sehr fark verandert haben; denn die Vergnügungen der Engs lischen Gesellschaft haben in dem kürzesten dieser Zeitrdume noch größere Veranderungen erlitten, als die Kleidung und die Gegens Rande des Schmucks. Wenn wir hier die Absicht haben, eine Skizze dieser Veränderungen während des leßten Jahrhunderts su geben, so fónnen wir darum vorzüglich die lesten 25 Jahre am meisten im Auge behalten, weil die Veränderungen in diesem Zeitraum am stärksten und entschiedensten hervortreten, und das hat vielleicht seinen Grund in dem ununterbrochenen Verkehr der Engländer mit dem Kontinent, der seit dem Frieden immer mehr zunahm. Ehe wir jedoch diese neuere Zeit betrach ten, entlehnen wir einem vor einigen Jahren erschienenen Werk, betitelt: Der Zeitvertreib der Briten", folgende Stellen, die fich auf viel áttere Zeiten beziehen und die Jeder, der in den verschiedenen Manifestationen der Geschichte gern den Geist auf faßt, mit Interesse lesen wird:

Die Eroberung Englands durch die Normannen brachte swei wesentliche Veranderungen in die Beluftigungen, die am Schluß der Sächsischen_Aera herrschten; die erste war die Bes ichránkung des freien Jagdrechts durch jene barbarischen Jagd, Gefeße, deren Einführung eine der empörendsten Gewaltthaten ift, die sich Tyrannei erlaubt hat, während man ihre in fast ungemilderter Strenge stattfindende Aufrechterhaltung in unserer gegenwärtigen aufgeklärten Periode eine unvernünftige Unters drückung der unteren Klassen und eine schreiende Sünde wider den Zeitgeist nennen muß. Die ersten Urheber dieser Geseße waren wenigstens Eroberer des Landes, sie hatten das Recht des Schwertes für sich, das damals über jeder Gesetzgebung stand; um so drückender und bitterer muß ihre gegenwärtige Tyrannei seyn, wenn man sieht, daß diese blutigen Sagungen von denen aufrecht erhalten und noch furchtbarer gemacht werden, welche dazu berufen sind, die Beschüßer ihrer drmeren Landsleute zu seyn. Die zweite durch die Normannen im geselligen Leben bewirkte Veränderung bestand in der Einführung der Turniere und jener ritterlichen Galanterie, die zwar deutlich das Gepräge des Krieges an sich trug, aber doch im Ganzen sehr civilifirend und auf Geist und Gemüth veredelnd wirkte."

,,Alle gute, ehrenhafte Ritter schworen bei dem symbolischen Kreuz auf dem Degenknopf ihrer Schwerter, das Christenthum Rets brav zu vertheidigen, welches jest zum ersten Male anfing, einen sichtlichen Einfluß auf die Kriegführung auszuüben, indem es der Tapferkeit, die bisher noch das Gepräge roher Wildheit an sich getragen, einen edlen Schwung gab und sie Großmuth and Milde gegen den Schwachen üben lehrte; während die ros mantische Ehrerbietung gegen das schwächere Geschlecht, die einen so hervorragenden Zug des Ritterthums bildet, vollends die Sitten des Kavaliers verfeinerte, indem dadurch zu seinen übrigen Eigenschaften noch die Milde und Zartheit hinzufam. Auch waren persönlicher Anstand, Kraft und vollendete Reiters kunft nicht die einzigen Gaben, deren Besiß man bei ihm vorauss feßte; neben unüberwindlichem Muth und strenger Wahrheitss Liebe mußte er auch sierlich tanzen können und eine genügende Kenntniß der Mufil befißen. Auch das Waidwerk und die Fallen jagd waren Fertigkeiten, die ihm nicht fremd seyn durften, sobald er Kraft genug hatte, fie auszuüben. Lesen mochte vielleicht eben falls verlangt werden, doch wird es nicht ausdrücklich als etwas Wesentliches erwähnt. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß unter den veredelnden Einflüssen des Ritterthums und des Weiblichen der Geist sich eben so sehr fortbildete, als die Kräfte des Körpers, und daß die Sitten der Altfächsischen Zeit durch einen Zusaß von Politur und Höflichkeit sich abzuglätten anfingen. Wo die höher ren Klassen mit solchen Eigenschaften voranleuchten, da werden dieselben bald, wenigstens theilweise, in die unteren eindringen,

1839.

und daher finden wir auch, daß die Söhne der Bürger und Freis faffen, besonders die jungen Londoner, in ihren Spielen und Zeit vertreiben die kriegerischen liebungen und Sitten des Ritterthums nachzuahmen suchten. Sie kämpften mit Knitteln und Schilden, fie übten sich im Laufen nach dem Rennpfahl, und wenn der Frost eintrat, gingen sie aufs Eis und paririen einander mit Stangen, die den Lanzen bei einem Turnier entsprachen; allers dings etwas rauhe Spiele, da sie aber ohne Zweifel mit einer strengen Beobachtung der Geseße der Ehre, so wie mit jener Großmuth und Schonung verbunden waren, welche die Uebungen des Ritterthums charakteriuren, jo konnten sie nicht verfehlen, einen wohlthätigen Einfluß auf die Volksfitten auszuüben."

,,Als das Ritterthum seinem Verfall entgegen ging und der romantische Enthusiasmus des Mittelalters sich verlor, trat eine merkliche Veränderung in der Erziehung des Adels ein: der Geist bekam eine sorgfältigere Pflege, und die Spiele und Vers gnügungen wurden zarter, mehr einer sizenden Lebensart anges megen, wahrend man körperliche Anstrengungen und die Uebung der Muskelkraft dem Voll überließ. Diese Veränderung dußerte bald ihren Einfluß auf die niederen Klaffen, welche allmålig die Spiele aufgaben, die nur eine Nachahmung der Turniere waren, und, da sie nicht die Mittel oder die Neigung hatten, den Vors nehmen ihre geistige Bildung abzulernen, desto mehr ihre Laster nachahmten und ich an Spiele und Erholungen gewöhnten, welche die Trägheit, Verschwendung und Gaunerei beförderten. Die Erfindung des Schießpulvers, durch welche persönliche Kraft und Lapferfeit zum großen Theil überflüssig gemacht ward und die ganze Kriegführung eine andere Gestalt bekam, beschleunigte den Verfall des Ritterthums gegen das Ende des 15ten Jahrhun derts, zumal in England, wo die Kriege der beiden Rosen den Adel und die Vornehmen beschäftigten und ernste, blutige Schlach ren wenig Muse licken, an Kampf in Spiel und Scherz zu dens ken. Zwar wurden noch von Zeit zu Zeit Turniere gegeben, sus weilen mit viel Pracht und Glanz, bei Krönungen, Königlichen Hochzeiten und anderen Gelegenheiten, wo Pomp und Gepränge nöthig war; aber diese Schatten des erloschenen Ritterthums waren ohne den Nußen und die innnere Lebenskraft, die es in früheren Tagen besessen. Was einst eine gute Schule des Kriegs und aller ritterlichen Künfte gewesen, war jest zu einem flitters haften, zwecklosen Spiel herabgesunken."

,,Erst als das Aufhören körperlicher Uebungen Muße ließ zu geistigen Beschäftigungen, erst da fing man an, Wissenschaften und gelehrte Bildung für ein wesentliches Element einer feinen Erziehung anzusehen. Doch einige Mitglieder des Adels, wahrs scheinlich stolz auf die Unwiffenheit, die ihnen von der Weisheit der Vater überliefert worden, hingen noch fest an den alten Vors urtheilen gegen Schulgelehrsamkeit.,,Für die Söhne des Adels", sagte eine Person von Rang zu dem Secretair Heinrich's VIII, ,,ift es genug, wenn sie ihr Horn blasen und ihren Fallen siers lich tragen können; Studiren und Lernen überlassen sie den Kin dern des niederen Volks." Wir haben noch jest junge Patrizier, die im Geiste dieses Ausspruchs handeln, während wir weise Graubarte aus derselben Klasse haben, die zwar den Wissenschafs ten sich unterzogen, zugleich aber fürchten, ie möchten von den Wissenschaften beflegt werden, wenn sie zugaben, daß dieselben ein allgemeines Befißthum der niederen Klassen würden."

„Burton stellt in seiner,,Anatomie der Melancholie“ die Vergnügungen zusammen, die im 17ten Jahrhundert am herrschendsten waren. ,,Karien, Würfel, Falken und Hunde“, sagt er,,,find Klippen, woran die Menschen zu Grunde gehen, wenn sie sich ihnen ohne Vorsicht hingeben, und mehr, als ihr Vermögen erlaubt. Die Falkenjagd und das Waidwerk sind Ers holungen, die nur für große Leute gemacht sind, und nicht für Menschen von geringem Stande, die nicht bedenken, daß, indem fie fich Hunde, Falken und Jagdklepper halten, ihr Geld mit ihren Hunden davon läuft und ihr Vermögen mit ihren Fallen wegfliegt." Als die Belustigungen, die Stadt und Land gemein find, nennt er,,Stier und Bärenheße, die unsere Land und Stadbewohner sehr gern und oft sehen, Seiltänzer, Taschenspieler, Komödien, Tragödien, Feuerwerksgarten und Hahnenkampf. Unser gewöhnlicher Zeitvertreib im Winter find Karten, Würfel, Beilles (piel (S. umf.), Schach, Philofophenspiel, Federspiel, Billard, Musik, Masken, Gesang, Tanz, Weihnachtsspiele u. s. w. Zu dies ser Lifte bemerkt er:,,Tanz, Gesang, Maskeraden, Bermummungen

und Bühnenspiele sind gute Erhohlungen, wenn sie zu rechter Zeit stattfinden, eben so Maispiele, Kirchweihen und Pfingstgelage. Laßt sie (nämlich die gemeinen Leute) nach Herzenslust schmausen, fingen, tanzen und sich an Puppenspielen, Steckenpferden, Laschens spielern, Geigen und Sackpfeifen ergößen, damit sie nicht an etwas Schlimmerem Freude finden."

,,Nach den Parlaments Kriegen, als die ascetischen Puritaner das Regiment führten, wurden die Belustigungen aller Klaffen, am meisten aber die der niederen, eingeschränkt oder ganz unters drückt. Entsagung und Kasteiung wurden von diesen műrrischen Feinden des Schönen mit einer blinden Strenge geboten, welche die unschuldigsten Vergnügungen mit denen zusammenmark, deren Unterdrückung oder maßvolle Beschränkung wenigstens allerdings wünschenswerth gewesen wäre. Nicht bloß Theater und öffents liche Garten waren verschlossen, sondern es wurde sogar ein bis gotter Krieg geführt gegen Maibaume, Kirchweihen, Messen, Geigen, Tanzen, Pfingstschmause, Puppenspiele und fast Alles, was dem Volke Luft und Zerstreuung gewährte. Was war die Folge davon? Daß mit der Reaction des Nationalgeistes, der fo gewaltsam in seinen natürlichen Trieben gehemmt worden, jene Zügellosigkeit und Unsulichkeit einriß, welche die Rückkehr und die Regierung Karl's 11. schändeten: eine historische Warnung, die von den modernen Puritanern nicht vergessen werden sollte, welche die harmlosen Erholungen unserer arbeitenden Klassen gern verbieten möchten."

,,Strype's Ausgabe von Stow's,,Ueberblick", erschienen im Jahre 1720, giebt uns folgende Zusammenstellung der Belustis gungen der Londoner.,,Die neueren Vergnügungen der Bürger", sagt der Herausgeber,,,sind, außer Trinken, Hahnenkampf, Kes gelschieben, Brettspiel, Karten, Würfel und Billard, auch mujikas lische Unterhaltungen, Tanz, Maskeraden, Bälle, Bühnenspiele und Klabmeetings des Abends. Die niederen Klassen lieben außer dem Liegen in Bierhäusern besonders Ringen, Boren, Kes gel, Beillespiel), Fangball, Schneeball, Scheibenwerfen, Stiers und Bärenheße."

,,Außer besonderen und ausgedehnten Jagd und Fischereis rechten hatten die Londoner große Grundstücke in der Nähe der Stadt, um sich in solchen Spielen zu üben, die den Körper stark und gesund machen. Auch die Damen der City hatten ihre Ers holung bei der Feier von Festen: sie tanzten unter Begleitung von Musik, bis der Mond heraufstieg. Stow erzählt uns, daß zu feiner Zeit die Mädchen nach dem Abendgeber vor ihren Herr schaften tanzten und fangen; die es am besten machte, wurde mit einem Kranze belohnt."

[blocks in formation]

Neun und zwanzig Bogengänge von 9 Fuß Breite erstrecken fich in der Kathedrale von Cordova von Morgen nach Abend; neunzehn andere, von 17 Fuß Breite, die früher an den Orangen Hof anstießen, aber jeßt durch Kapellen versperrt werden, laufen von Norden nach Süden hin. Die Säulen, welche dem Ganzen zur Stüße dienen, find so zahlreich, daß ich fie, um ein genaues Bild davon zu geben, nur mit einer Baum; schule vergleichen kann. Ich habe sie nicht gezählt, doch vers ficherte mir ein alter Kirchendiener, daß von den 1017, die zur Zeit der Mauren sich dort befanden, jeßt noch 834 stånden; die fehlenden wurden beim Bau der Kapellen herausgenoms men. Diese Sculen, die gemeinhin 10 Fuß Höhe und 18 Fuf im Durchmesser haben, sind von Jaspis, von Porphyr und von den feltensten Arten Marmor, von grauem, rothem, blauem, grüs nem, gelbem, weißem, geadertem, gestreiftem und gebändertem. Die meisten sind ganz einfach, ohne Basis und haben ein Korins thisches Kapital vom reinsten weißen Marmor. Wenn man den Chronikschreibern von Cordova, Morales und Ruano, glauben darf, so sind mehrere dieser Säulen von einem alten Janus Tem pel genommen, der auf demselben Plaß gestanden hatte, und ihre Verhältnisse schienen mir auch in der That mehr im Rös mischen als Maurischen Charakter. Nur ein einziger Theil des Gebäudes ist noch in seiner ursprünglichen Gestalt vorhanden, und zwar eine Kanzel von 40 Quadrat Fuß im Umfang, im Mits telpunkte der Moschee, die aber se durch das neue Chor verdeckt wird, daß man sie kaum bemerkt, obgleich sie ganz ausgezeichnet schön ist; die achteckige Kuppel derselben, die mit einem dunkeln, reich

*) Das Veilksspiel oder die Drucktafel, früher in der Halle großer Hau fer ein unentbehrliches Möbel, war fest dem Bolt überlassen, indem wahr

ausgearbeiteten, bemalten und eingelegten Holze überzogen ist, hat eine Höhe von 50 Fuß, und die Wände derselben find mit herrlichen Arabesten bedeckt.

Der Zancarron oder die Kapelle des Mahomet, die an der Süd Mauer liegt, übertrifft an Schönheit alle andere Theile der Moschee. Es μnd drei Abtheilungen, nicht Kapellen, wie man fie fälschlich nennt, von der übrigen Kirche, so wie von einander durch Jaspis und durch Marmorsäulen geschieden, welche doppelte Bogen von seltsamer Form tragen, deren Styl man sonst nirs gends auf der Halbinsel wieder vorfindet. Die mittlere Abtheis lung fesselt besonders die Aufmerksamkeit. Eine gewölbte in der Mauer angebrachte Thür führt zu einem inneren Gemache, um das sich ein Sims hinzieht, worauf die herrlichsten Arabesten in Roth, Schwarz und Gold gemalt sind; auch Krystall-Mosaik von unvergleichlicher Schönheit entdeckt man daran. Die Malereien sind mit langen schmalen Streifen eingefaßt, welche Inschriften in goldenen Buchstaben auf schwarzem Grunde vorstellen; die ganze Wölbung, ein Achteck von 15 Fuß Höhe, ist mit erhabener Arbeit verziert und endigt in einem prachtig vergoldeten Belve, dere, welches durch kleine Deffnungen oder Fenster ohne Glass scheiben erhellt wird. Die Mauern find mit vorspringenden Pfei lern und Säulen verziert, und die aus weißem Marmor gehauene Kuppel stellt eine Muschel vor. Es war die Maksura, in welcher der Koran aufbewahrt wurde; jest führt sie den Namen der Bibliothek. Ganz gegen die Wünsche der Einwohner, die gern das Gebäude in seiner ursprünglichen Form erhalten wollten, wurden 1533 das Chor und die Stapellen, 60 an der Zahl, in die Mofce hinein gebaut, deren Kunstwerth nicht einmal diefen Vandalismus in etwas ausgleicht. An verschiedenen Stellen dies jes Denkmales find Holztafeln, auf welchen alte, oft unerklär liche Anschriften mit Gothischen Buchstaben stehen, die sich auf die Krieger beziehen sollen, welche unter der Anführung des heis ligen Ferdinand im Jahre 1236 diese Maurische Stadt eroberten. Auf einer der Säulen ist ein sehr grob gearbeitetes Kreuz zu sehen, welches angeblich ein Christensklave zur Zeit der Mauren vor meh reren Jahrhunderten mit seinen Nägeln hier eingegraben hat. Diese Denkwürdigkeit wird durch ein kleines eisernes Gitter ges schüßt, an welchem man folgende Inschrift liest: Este es el sancto Christo que hizo el Cavt Tibocon Laùna (cautivo con la unâ). ,,Das ist das heilige Kreuz, welches der Sklave mit dem Nagel eingrub."

Der Drangenhof, patio de los Naranjos, ist viel geräumiger als der in Sevilla, er ist 440 Fuß lang und 410 breit und ganz mit Orangen, Zitronen und Cypressen beseßt, wovon die meisten schon weit über hundert Jahr alt sind und über weiche sich klare Wafferstrahlen erheben, die aus einer großen Zifterne hervorsprus dein, deren unterirdisches Becken sich unter dem ganzen Hof hins weg erstreckt. Die Alleen, welche früher mit einer regelmäßig ges musterten Marmormosaik gepflastert waren, sind jeßt dicht mit Gras und Lauberk bewachsen, in welchem Tausende von Vögeln niften. Eine Maurische Säulenhalle schließt diese Art Garten von drei Seiten ein, im Süden stößt er an die Moschee, und an seiner Nordseite erhebt sich ein viereckiger Thurm von elegans ter Bauart und 300 Fuß hoch, in welchem sich ein Portal besins det, das den Namen des Thores der Verzeihung führt; man glaubt, daß die Muhamedaner daselbst ihre Abwaschungen ge halten haben. Sprüche aus dem Koran, die auf den Mauern cingegraben sind, erinnern sie an diese Pflicht; nach Erfüllung derselben treten sie mit nackten Füßen ein, um im Heiligthum au beten. Dieser Hof hat seinen ursprünglichen Charakter noch wohl bewahrt, und wenn man unter den alten Bäumen und sprudelnden Wassern das merkwürdige Thor der Verzeihung, die Moschee mit den tausend Sculen und hauptsächlich die schöne und phantastische Bauart des Zancarron erblickt, so wähnt man jeden Augenblick, es müsse irgend ein Turban sich zeigen und in den Tempel cintreten.

Außer der Moschee ist nichts mehr in Cordova, was an die Größe der Kalifen Zeit erinnerte; die Stadt ist klein, die Straßen find eng, winkelig und schlecht gepflastert. Der Erzbischof Ros derich Eimenes sagt in seiner Geschichte der Araber, daß Cordova um die Mitte des neunten Jahrhunderts unter der Regierung Abderrahman's II., des vierten Spanischen Kalifen, gepflastert wurde. Die niedrigen, abscheulich gebauten Häuser sehen um so elender aus, weil sie alle ohne Glasfenster sind; in einer großen Straße bemerkte ich Fenster, die statt des Glases mit dichten Matten behangt waren. Doch bietet das Ganze der Stadt mit den zahlreichen Gärten und den zwischen Orangens, Feigens, Granatenbäumen und kraftigen Weins Anpflanzungen hervorragens den Gebauden einen ganz eigenthümlich malerischen Anblick dar. Der westliche Theil der Stadt, der hoch liegt, ist der reichste; dort find die schönsten Häuser, da wohnt auch der Adel, oder, wie die Spanier sich ausdrücken,,,das blaueste Blut“, und wirks lich haben sich auch hier die ältesten Familien niedergelassen, welche mit ihren alten Titeln und Gütern sich begnügen und fic den Anforderungen des Hofes entziehen wollen. In Cordova hat sich der echte Nationals Typus noch erhalten, der in Cadir und selbst in Sevilla schon beinahe ganz verwischt ist, und tros feiner täglichen Verbindung mit Cadir und Madrid, tros der Tausende von Reisenden, die von diesen beiden Städten dorthin kommen, ist Cordova für die Mode unempfindlich geblieben; die Frauen tragen hier ohne Ausnahme die Mantilla und die Männer die Spanische Tracht, den Majo.

Die Gründung von Cordova wird bald den Römern, bald

« ForrigeFortsæt »