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diese Mameluken zu gewinnen, fie zu unterrichten und einzuüben; das war noch die Hauptschwierigkeit. Man fandte das Corps nad) den Süd-Gränzen von Obers Aegypten; man fonderie es ganz und gar ab, um es vor allen Intriguen zu sichern, die den Absichten des Pascha's entgegenwirken konnten, und dann bemühte fich Selves um die persönliche Freundschaft der jungen Mameluken, die er sich auch bald erwarb. Er selbst war geschmeidig und gewandt und ein sehr guter Reiter; er nahm Theil an ihren friegerischen Erholungsspielen, übertraf sie bald an Geschicklichkeit und wußte in ihnen das Verlangen zu wecken, die Uebungen der Europder kennen zu lernen. Spielend wurde nun darin Unterich: gegeben und empfangen; ein feinen Zwecken sehr förderlicher Wetteifer beseelte die jungen Leute; leiner wollte dem anderen an Geschicklichkeit nachstehen. Als sie aber die Waffen:Uebungen hinter sich hatten, wurden sie der Sache müde, denn das Schweigen und die unbewegliche Haltung mißfiel ihnen sehr. Da wurde oft laut gemurrt, und die allgemeine Unzufriedenheit ließ eine Empörung befürchten; ja, man wagte selbst einen Angriff auf Selves Leben. Er aber bot ihrer Feindschaft Troß, übte jedoch immer Großmuth, forschte nie nach den Thälern und gewann sich auf diese Weise allmålig ihre volle Achtung und Zuneigung. Die Unterweisungen gingen gut von Statten; die Wametulen bildeten ein Muster Corps, nach welchem man die neuen Truppen einabre; Landleute wurden angeworben und unterrichtet, und so entstand nach und nach die Aegyptische Armee.

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Frankreich.

Geschichte eines Pfefferkuchen - Degens.
(Schluß.)

Der Offizier und sein junger Gefährte fanden bald, was fie
suchten. Das Kind zeigte ihm eine alte Frau, die vor der Thür
eines Kuchenladens saß, und wählte sich selbst, nachdem es alle
verglichen und geprüft, den schönsten Pfefferkuchen Degen aus.
Wie viel kostet er?" fragte der Kommandant die Krämerin,
indem er in der Seitentasche seiner Uniform herumwühlte.
,,Diese kosten zwei Sous das Stück, Bürger, die anderen aber
nur einen." Der Kommandant reichte der Kramerin eine
Assignate von 5 Livres hin, worin für diesen Augenblick sein
ganzes Vermögen bestand. —,,Ach! mein guter Bürger", sprach
fie mit kläglichem Tone, diese Assignate gilt heutzutage nur noch
15 Sous in baarem Gelde; auch wäre es mir lieber, wenn Ihr
mir einen Sou geben könnter, denn ich habe nicht genug, um
Euch herauszugeben." -,,Ich habe kein baares Geld bei mir",
erwiederte der Offizier lächelnd mit flüchtigem Erröthen, aber
behaltet nur das Ganze." Jesus, mein Gou! was denkt
Ihr von mir?".. rief die gute Alte, indem sie einen Schritt zu
rücktrat, ich will Euch lieber Kredit geben, Ihr seht mir ganz
ans wie einer von chedem. Das Vaterland ist nicht in Gefahr
wie vorige Woche; Ihr seyd mir also zwei Sous in baarem
Gelde schuldig", fügte sie hinzu, die leßten Worte stark betonend.
- Der Offizier war in einer ihm peinlichen Verlegenheit, als
er sich leicht auf die Schulter geflopft fühlte. Wie ich sehe,
ist der Kommandant Bonaparte ein Freund von Pfefferkuchen
und macht Einkäufe darin!" sprach der Ankömmling mit einer
ticfen, wohllautenden Stimme. -,,Ah! Sind Sie es, Lalma....
wahrhaftig, mein Lieber, Sie kommen mir recht gelegen. Be
zahlen Sie doch für mich zwei Sous an diese gute Fran, die

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Und dies Orakel, glaub', ist mehr als Calchas' Wort."anging ,,Bravo! Talma, Sie sprechen diesen Vers immer auf eine bes wunderungswürdige Weise." ,,Und mein lieber Kommandant, Sie schmeicheln mir immer!.... Doch darum handelt es sich eigentlich jest nicht. Wir wollten beide in den,,Frères Pros vençaur" zu Mittag speisen; aber eine Einladung des Generals d'Avranges d'Haugeranville, die ich gestern bei mir zu Hause vorfand, macht es mir unmöglich, irgend wo anders zu essen. Ich war diesen Morgen dort, um mich zu entschuldigen, aber ich soll durchaus bei diesem Diner seyn, an dem auch Chenier und die Brüder der Frau von Avranges, Casar, Leopold und Alexander Berthier, von denen Sie wohl schon gehört haben, Theil nehmen werden; Barras, Perregaur und noch viele Andere sind ebenfalls eingeladen. 3 habe dem General auch versprechen müssen, Sie mitzubringen; es giebt also gar kein Mittel, davon loszu tommen.", Aber ich kann doch unmöglich in einem Hause sur Minagstafel mich einfinden, wo ich noch nicht vorgestellt bin." Sie brauchen gar nicht vorgestellt zu werden, da man Sie erwartet. Frau von Avranges hat allerliebste Kinder, liebenswürdige Brüder und Schwestern, und die ganze Familie brennt vor Verlangen, Ihre Bekanntschaft zu machen." -,,Aber noch eins, ich kann mich unmöglich so gekleider dahin begeben“, wandte Napoleon mit einer ungeduldigen Bewegung und einem trüben Blick auf seinen Rock ein, dessen abgenustes Aussehen auf langen Gebrauch deutete. Man wird mich für einen Emis granten oder doch wenigstens für einen Aristokraten halten", fügte er halb lächelnd hinza. ,,Ei, mein Theuerster, die Uniform eines Obers Offiziers der Artillerie kann sich immer neben dem Flinterstaat und den Federbüschen unserer republikanischen Ber rühmtheiten sehen lassen. Uebrigens ist es mir auch recht lieb, daß Sie alle dieje Leute kennen lernen." „Nun wohl, es sen!"* rief Bonaparte, und sich bemühend, die Geberden und den Lon des Tragöden nachzuahinen, fügte er hinzu:

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mein Voos mich reißt. Tổ ng

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Woblan, so folg' ich denn, Wobin bin is fre Nur mussen Sie mich bei ei den Damen entschuldigen." Talma versprach ihm das und führte den Kommandanten in einen der schönsten Paläste des Vendomes Plages. Sie traten ein, und der Erste, den Napoleon beim Eintritt in einen prächtigen Saal bes merkie, wo schon viel Gesellschaft sich versammelt hatte, war der kleine Knabe mit dem Pfefferkuchen Degen. Sebald das Kind seiner ansichtig wurde, iprang es vom Schoße seines Oheims Alerander Berthier herunter, lief auf ihn zu, warf sich in seine Arme und rief: „Ah, Mama! da ist ja mein guter Freund von vorhin. Nicht wahr, Bürget, Sie haben versprochen, mir diesen Degen hier, wenn ich groß seyn werde, gegen einen schönen wirklichen Degen, der recht scharf ist, zu vertauschen?"

,,Gans gewiß, mein junger Freund", antwortete Napoleon, ihn zärtlich füffend. Der General d'Avranges war ihm entges gengekommen und hatte ihn seiner Frau vorgestellt, die ihn freundlich bewillkommie und dann zu ihrem Kleinen sagte: „Ja, mein Engel, bewahre ihn sorgfältig, damit der Kommandant Bonaparte es dereinst eben so wenig zu bereuen hat, Dir diesen Pfefferkuchen Degen geschenkt zu haben, als wenn er Dir einen Commandeurs Degen überreicht hätte.”

Von diesem Tage schreibt sich die berühmte Freundschaft her, welche achtzehn Jahre lang zwischen Napoleon, dem jungen Avranges und Alerander Berthier bestand. Vielleicht trug auch die Erinnerung an jenen Pfefferkuchen Degen dazu bei, daß das des Vice Connetable von Frankreich in Marschall

fein großes Vertrauen zu dem Gelde der Republik zu haben we Hände gelegt wurde, der freilich dessen ganz würdig

-

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war.

Was Tatma anbetrifft, so weiß Jeder, mit welchem Wohls wollen und welcher Großmuth der Kaiser ihn immer behandelte. Indem Napoleon mehr als einmal seine Schulden bezahlte, trug er jene Anleihe ab, welche er einft im Kapuziners Garten, zur Bezahlung der Pfefferkuchen Kramerin, bei dem großen Schaus spieler eingegangen war. Jegt aber wollen wir uns 19 Jahr später, in den Anfang des Jahres 1813 hinverseßen.

fchein." Der Künstler zog seine Börse und reichte der Kras merin ein Zwölf: Soustück, die jest im Stande war den Uebers schuß herauszugeben.,,Ich erwartete Sie aber schon seit läns ger denn einer Stunde auf dem Piken Plage, mein lieber Talma", fagte dann Napoleon mit dem Tone freundschaftlichen Vorwurfs su ihm,,,und wäre sicher schon langer wo it benn der Schelm forgegangen, wenn nicht ein allerliebster kleiner Knabe... geblieben?" rief er aus und blickte besorgt umher. Beuns ruhigen Sie sich nicht, ich habe ihn, einen Pfefferkuchen: Degen in der Hand schwingend, nach dem Hause seiner Aeltern auf dem Piken Plaß laufen sehen, ich kenne ihn genau... Doch Vers seihung, lieber Bonaparte, daß ich Sie jo lange warten ließ, ich tomme so eben erst aus der Probe." Wird uns das Theas ser der Republik endlich einmal etwas Neues und Gutes geben?" Gerade nichts Neues, doch wohl etwas Gutes, ich hoffe es wenigstens meiner Kameraden wegen, es ist Karl IX. von Ches nier, und diesmal habe ich die Rolle ganz umgeschaffen“............ ,,Wie find Sie glücklich, Talma", unterbrach ihn Bonaparte, mit einem Gemisch von Befriedigung und Bitterfeit. Sie ers freuen sich der Haldigungen des Volkes; jeder Tag bereitet Ihnen einen neuen Triumph, Ihre Kunst ist die erste von allen; jeden Abend von einer entzückten Menge mit Beifall überschüttet zu werden!.. Ah, Tatma! Ihre Stellung als Künstler ist hoch åber jede andere erhaben?.. Ich muß erst Siege erkämpfen, um nur den vierten Theil von jener Popularitat zu erringen, in deren Besiß Sie sich schon befinden, und um solche Siege davonsund militairische Notabilitäten versammelt hatten, liebfoste er getragen, muß man Soldaten, Kanonen, Geld besißen"

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Das wird Ihnen einhi Alles zu Gebote stehen, glauben Sie es mir, mein Freund; 3hr Verdienst wird anerkannt, geschaut, ins redne Lichi gestellt und herrlicher beishnt werden, als Sie es rs Jonen." Und plöglich eine thear

An einem Sonntag im Monat März 1813, ungefähr sechs Wochen vor der Abreise des Kaisers zu jenem traurigen Säcüjchen Feldzuge, der mit dem großen Unglück bei Leipzig schloß, musterte Napoleon im Tuilerieenhofe die Truppen, welche am folgenden Morgen zur großen Armee abgehen follten. So große Begeisterung auch die bloße Gegenwart des Kaifers flers unter den Truppen erregte, fo ließ er doch diesmal, um die par triotischen Gesinnungen, von denen fle befeelt schienen, noch zu steigern und anzuspornen, den König von Rom herbeibringen, nahm ihn in seine Arme, ging mit ihm durch die Reihen and zeigte den Soldaten seinen Sehn. Da bemächtigte sich derselben eine Art Taumel, der sich durch Vivars und Betheurungen kund thar, deren Aufrichtigkeit man nicht bezweifeln konnte, weil man sich leicht überzeugte, daß alle diese Ausrufungen aus dem Herzen Pamen. Napoleon war davon aufs tiefste ergriffen und fehrte nach seinem Batat in einer Gemüthsstimmung zurück, die mans cher Hofting zu seinen Gunsten geschickt zu benußen wußte. In bem er die große Galerie durchschritt, in der sich alle bürgerliche

feinen Sohn, bedeckte ihn mit Kässen und machte alle Umstehende
auf bie frabe Entwickelung des Kindes aufmerksam.
gar keine Furcht bezeigt, fagte freundlich der Kaiser zu einigen
Difizieren, bei welchen er sehen blieb;,,der Kleine sien su
errathen, das alle dieje Lapferen, denen er gezeigt wurde, die
Dann unterhielt sich Napoleon

jeye denken. Je verlang Beráhrie Tama mit einem würder Freunde seines Papa's waren.

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Nasenspige des Kindes, das er auf dem Arm behielt, und supfte an den blonden Haarbüschein, die aus dem Müschen von grünem Sammet mit goldenen Sternen hervorguckten.

Als er seinen ersten Baumeister unter einigen Mitgliedern des Instituts stehen sah, wandte er sich zu ihm und redete ihn beiter an:,,Nun, Herr Fontaine, denken Sie auch an den Palast unferes önigs von Rom? Macht der Bau gute Fortschritte ?" Ehrerbieng verneigte sich der Baumeister zum Zeichen der Bejahung. Mein Sohn soll ihn in Zukunft bewohnen", fügte Napoleon hinzu, blickte auf den Knaben mit dem ganzen Stolz der väterlichen Zärtlichkeit und reichte ihn dann seiner Erzieherin. Da er ihn mit unsicherem Schritt die lange Galerie hinunter: gehen fah, furchte sich seine Stirn, und als der Thurhüter die Flügel hinter dem jungen Prinzen schloß, feufate Napoleon und murmelte leise vor sich hin:,,Ja, ja!... wir bauen Dir einen schönen Palast!... Und wenn wir diesmal unterliegen, so wirst Du vielleicht nicht einmal eine Hütte besißen. Diese Worte des Kaisers find um so merkwürdiger, da sie fast ein prophetisches Ansehen gewannen. Doch nahm sein Gesicht bald wieder einen heiteren Ausdruck an, und nun begann er, was er seinen Ums gang zu nennen pflegte.

Nach jeder großen Parade verjammelten sich bekanntlich alle Ober Offiziere und die Obersten der Regimenter, welche vor dem Kaiser die Revie paffirt waren, in der Galerie, und hier sprach Rapoleon entweder Lob oder Ladel gegen die Befehlshaber aus, deren Untergebene gut oder schlecht manövrirt hatten. Dieses Mal hatte er Jedem nur Angenehmes zu sagen. Zu Diesem dußerte er:,,Ich wünsche Ihnen Glück zur Auswahl der Leute, aus welchen Sie Ihre Elite Compagnieen gebildet haben"; ju einem Anderen sprach er:,,Ihre Offiziere und ich, wir haben uns auf so manchem Schlachtfelde gesehen"; dann zu einem Dritten: Ihre Pferde scheinen von demselben Muthe wie ihre Reiter befeelt zu seyn; das ist ein Zeichen von glücklicher Vors bedeutung." Plöglich wurde er am Ende der Galerie einen jungen Küraffier Obersten gewahr; sogleich eilte er auf ihn zu and blieb vor ihm mit freudeftrahlendem Antlig stehen. Guten Tag, Oberst d'Avranges", sprach er mit einem Aas. druck, worüber das Herz des jungen Obersten vor Freude schlug; ,,es ist mir lieb, Sie vor meiner Abreise noch hier zu sehen. Wie befinder sich Ihre Frau Mutter?"

Napoleon hatte das Versprechen gehalten, welches er dem jungen Avranges vor 19 Jahren gegeben. Im siebzehnten Jahr hatte der junge Mann das Französische Prytaneum verlassen, um in die Militairschule einzutreten, wo er zwei Jahre blieb, und dann hatte er als Lieutenant den Preußischen und Polnischen Feldzug mitgemacht. Bei Wagram wo er sich besonders ausges jeichnet, war er auf dem Schlachtfelde zum Capitain avancere. Vor der Russischen Erpedition war er schon Anführer ciner Schwadron, und bei der Rückkehr aus diesem unheilvollen Felds guge hatte ihn der Kaiser zum Obersten und zum Offizier der Ebrentegion ernannt; jest zahlte er faum 28 Jahr. Bei der Frage Vdes Kaisers sentte der junge Avranges bescheiden die Augen zur Sire, meine Mutter ist schon hoch bei Erde und erwiederte: Jahren; doch erlaubt ihr ihre Gesundheit, noch jeden Tag die Messe zu besuchen und für das Heil Ew. Majestät und den Ruhm -,,3 weiß, daß Frau von Avranges Ihrer Waffen zu beren." sehr fromm ist, und daß sie ihrer Familie täglich ein Beispiel der Lugend und des Gehorsams giebt, welchen man dem Herrscher fchuldig ist, der fich für unser Glück aufopfert.... Apropos, Oberst", unterbrach fich Napoleon selbst und ging von seinem feierlichen Ton zu einem heiteren über, gedenken Sie noch unferer Werften Zusammenkunft auf dem Bendomes Plate? Das ist schon lange her!" ,,Ach, Sire, die Erinnerung daran ist meinem Gedichtniß stets gegenwärtig.",,So geht es mir auch; ich war Ju jener Zeit nur noch ein einfacher Artillerie Kommandant", fügte er, den Kopf wiegend, hinzu,,, während Sie jest schon Oberst sind; Sie befehlen, ich gehorchte damals, und doch war ich schon in Ihrem Alter."Ja, Sire", erwiederte lächelnd Avranges,,,Ew. Majestät haben die verlorene Zeit gut einzuho Der Kaiser Idchelte ebenfalls und sprach: olen verstanden." ,,Ich hoffe, mein Lieber, daß Sie sich auch nicht zu beklagen baben. Es ist wahr, die Zeiten haben sich seitdem sehr geändert; doch gedenkt man stets mit Wehmuth seiner Jugend, jener Zeit, Too man Pfefferkuchens Degen verspeiste, nicht wahr? Sie erin nern fich doch noch des Degens, den ich Ihnen gab, um den Frieden zwischen uns herzustellen, denn wir hatten uns ein wenig eraurne!",,D Sire, den habe ich nicht verspeist, ich bewahrie ibn forgfaltig auf, und ich beige ihn noch", antwortete der Oberf mit lebhafter Bewegung.

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Bibliographie.

Précis des campagues et des sièges d'Espagne et de Portugal de 1307 à 1814.
- Von Augovat. 12 Sr.
Historischer Roman von A. von Bast. 15 Fr.
Bon Madame
La duchesse de Bragance, ou l'ambition d'une femme. -
Bonnejoy Pérignon. 2 Bde. 15 Sr.

Le bouquet de la reiue.

De la politique de Mrs. Molé et Thiers sur la question d'Espagne. - Bon
J. Delbousquet. 21 Fr.
Bou Norvins,

Galérie historique des hommes célèbres de l'Italie.
Didier und Anderen. Mit Portraits. 12 Fr.

Italie pittoresque.

2 Bde. 24 Fr.

1

Von Norvins, Rodier, Dumas u. A. Mit Kupfern.
Von A. von Kermaigns.

Manuarino, ou Malte sous les chevaliers.

2 Bde. is Fr.

Histoire de l'ancienne province de Gascogne, Bigorre et Béarn, jusqu'an
13me siècle. Bon Coubens. Th. 1. 6 Fr.
Psychologie expérimentale. Von L. E. Bautain. Th. 1 u. 2. 14 5r.
Von Richard. 8 Sr.
Traité pratique des maladies des enfans.
Histoire de France. - Bon Laurentie. Th. 1. u. 2. 15 Fr.
Von Laissaigne. 10 Fr.
Dictionnaire des réactifs chimiques.
Principes métaphysiques du droit par J. Kant. -
Fr.
Theatre de Goethe. Ueberfest von E. Marmier. 31 Fr.
Vico et l'Italie. Von J. Ferrari. 7 Sr.
Dictionnaire des maximes. Von J. L. Mabire. 71 Fr.
Bon Rour de Rochelle. 6 S&
Histoire du régiment de campagne.

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Uebericht von Tifot.

Der Ausfäßzige und bas Kraut Cuichunculli.

Gegen das Ende des Jahres 1833 entdeckte Don Pablo Heredia zu Manila die ersten Spuren des Aussages an seinem Körper. Diese schreckliche, unheilbare Krankheit, welche eine unausgefeßte Sorgfalt aus Europa beinahe verbaunt hat, existirt noch in ihrer ganzen scheußlichen Energie in den übrigen Theilen der Welt, und die Bewohner von Amerika und Asien sind den Verheerungen dieser furchtbaren Seuche noch immer ausgefeßt. Wehe dem Unglücklichen, der einmal davon betroffen ist, für ihn ist teine Hoffnung, wiederhergestellt zu werden, vorhanden; alle Wunder der Arzneikunst bleiben an dieser hartnäckigen Feins din ohne Wirkung; die Füße und bald auch die übrigen Glieder schwellen an und werden dicer, die Haut wird ráudig, mit Grinden und Efel erweckenden Geschwüren bedeckt, in allen Ges lenken siht der Schmerz, der Tastinn ist bei dem Kranken nicht mehr vorhanden, ein beständiges Jucken qualt ihn, er kennt weder Ruhe noch Schlaf, die angefressenen Finger lösen sich Glied für Glied von der Hand, und indem die anderen Theile dasselbe Loos trifft, stirbt er die langste, die schrecklichste von allen Todesarten. Ein Gegenstand des Abscheus für Jedermann, ist er zugleich ein Ges genstand des Schreckens; man flicht ihn, denn die Krankheit theilt ich durch Berührung mit.

War fie bei Don Pablo von freien Stücken gekommen?
Dies war ein Punkt, den alle Erörterungen nicht ausmitteln
Fonnten, indeß die Elephantiafis reißende
Seine ettern,

Betrübnik,
und waren in der fieffen "Sermochte,
denn der Jüngling fand in allgemeiner Liebe; er war gut, leuts
felig, großmüthig gegen seine flaven, offen und bieder gegen
feine Altersgenoffen. Sein Vater Don Carlo Heredia, einer der
reichsten Kaufleute der Compagnie, hatte in feiner Berzweiflung
Europdijche, Chinesische und Malaische, die geschicktesten Aerzte
Einige von ihnen versprachen wohl,
der Philippinen berufen.
die Leiden des Unglücklichen zu verlängern, aber feiner wollte
gangliche Heilung Jusagen. Don Carlo faßte also den Entschluß,
bei den heidnischen Indiern, welche das Junere der Insel Luzon
bewohnen, Nachfrage zu halten; denn die Wilden find noch im
Besig einiger einfacher Mittel, welche sie, um den Schein eines
gewiffen Uebergewichts in der Arzneifunde zu behaupten, vor den
Europdern forgfältig geheim hatten. Um den Gebrauch des Palo
de calenturas oder der Fieberrinde, deren Wirkung in hißigen
Krankheiten so heilsam ist, von ihnen zu erfahren, mußte man
aur Lift seine Zuflucht nehmen. Noch jest machen sie ein Ges
beimniß aus dem Besis einer Pflanze, der sie die Eigenschaft,
die Kraße zu heilen, zuschreiben. Es ist ohne Zweifel diefelbe,
welche die Einwohner von Neus Granada Cuichunculli nennen
und die sie bis auf diesen Tag allen Nachforschungen, welche
man, fie zu entdecken, angestellt hat, zu entziehen wissen.

Don Heredia begab sich also auf den Weg, um die dreißig Provinzen, welche das Gouvernement der Philippinen bilden, su durchlaufen. Bekanntlich theilt sich die Bevölkerung der Insel Luzon in verschiedene Kaften. Die Stume find bewohnt von 8000 Chinesen und 30,000 Mestizen, die aus der Vermischung von Chinesen, Malaien und Europdern hervorgegangen sind. Die Weißen, der Kern der Bevölkerung, übersteigen nicht die Baht 6000 und wohnen sämmtlich in Manila, der Hauptstadt der Inset und dem Size des Gouvernements. Hier refidirt der Ober Gouverneur, die Audienza royale, der Intendant und die höhere Beamtenwelt. Der Rest der Bevölkerung besteht aus Ablömmlingen der Insel und ist, wie die Urbevölkerung von Borneo und Timor, von der Dceanischen Regers Race. Sie haben die Küsten langst verlassen und fich in das Innere der Insel zurückgezogen. Sie And noch Gögendiener und werden Negrillos oder Higorottes genannt. Dbgleich sehr zahlreich, da man die Bevölkerung der Philippinen auf nicht weniger als drei und eine halbe Million schase, leben fie dennoch sehr ruhig und zurückgezogen. Die Insel Jolo und die difte der Mindanaos Insel find die einzigen Punkte, welche nicht der Spanijchen unterworfen find, sondern die muhanenedanischen Pics Babier die spre Oberherren anerkennen. Jede Provins hat einen

Wahrhaftig?" fragte der Kaiser mit einem Ton, der Ers Raunen und Freude zugleich ausdrückte;,,das war aber doch nicht jener Degen, welchen Sie an der Mostra fo gut an der Spize Das nicht, Sire, aber Ihrer Sowadron ju führen wußten!" ,,Run wohl, er begleitete mich auf allen meinen Feldzügen." Oberst, wenn Sie ihn noch bei sich führen", sagte der Kaiser mit Butigem Lächeln, so wünschte ich aufrichtig, daß Sie ihn am Ende dieses Feldzuges wieder mit zurückbringen." -,,3 habe meiner Mutter gelebt, mich nur mit meinem Leben davon zu trennen, entgegnete feurig d'Avranges, und glauben Sie, Mas jeftát, ich halte Wort!" Bei diesen mit Begeisterung gefpros denen Worren blickte Napoleon den jungen Avranges ausdrucks. ihm vell an, grüßte ihn leicht mit der Hand und entfernte ich, noch zurufend: Leben Sie wohl, Oberst, bald, dente ich, sehen Was folgte, ist bekannt. wir uns wieder."

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abzuwarten. Aber die Nacht war hereingebrochen, und sie hatten
angstigt, schwang ich mich vergeblich in meinen Hamal, ich
Ponnte keine Rube finden. In jedem Augenblick glaubte ich das
tiefen Wurum dull, Bogel des Bauberers du hören, des prophet
tischen das Tod verkündigt.
anderen Lage
erfuhr ich, daß Mara Mas gemordet worden. Ich habe bis heute
geldwegen, weil es gefährlich ist, fich die weißen Wenner zu
Feinden zu machen. Aber der Schatten des Mara Maz würde
mir gulegt keine Ruhe lassen, wenn ich seinen Tod nicht rächen
hülfe. Ich habe den Weißen, der in seine Hütte gegangen, genau
gesehen, er hat kaum vierzig Schritte von mir einmal alt ges
macht, und wenn ich ihm zufällig begegnete, wollte ich ihn gewiß
wiedererkennen."
(Schluß folgt.)

Mannigfaltiges.

Don Carlo, der einen noch höheren Preis daran gefeßt hatte, m seinen Sohn wiederhergestellt aussehen, bestieg feinen Eles pha nten und machte sich auf den Weg in Begleitung von einem halben Dußend treuer Sklaven. Die Higorottes, an die er sich -Schwierigkeit der Uebersesung musikalischer wendere, fagten ihm einstimmig, daß auf der ganzen Infel nur Terte. Bei den meisten der neueren Französischen und Ita ein einziger Tampa, Anzar (Arzt und Zauberer), der das Mittel, liánischen Opern ist es zwar oft ziemlich gleichgültig, welche den Aussaß zu heilen, verstände, eristire. Es war ein alter Barangay Hduptling, mit Namen Mara Maz oder Feuerauge. Worte den Noten untergelegt werden; wenigstens fömmt es dabei Rach einem Marsche von mehreren Lagen entdeckte Don Heredia auf Genauigkeit im Wiedergeben des Einzelnen nicht sehr an, feinen Aufenthalt tief im Gebirge versteckt. Lange bat er, feinem und man fann schon zufrieden fenn, wenn man nur einen pers ständlichen rhythmischen und nicht gar zu prosaischen Tert vor Sohne die Gesundheit wiederzugeben, und lange stand der alte Lampa Anzar an, feinen Bitten nachzugeben. 3hr fend nicht fich hat. Selten wender einer der jeßigen Komponisten Franks meines Glaubens", sagte er dem Spanier,,,und ich fann daher Fleiß auf eine richtige musikalisch poetische Malerei und Declama reichs und Italiens, etwa Meyerbeer ausgenommen, noch felchen für Euch nichts thun. Der Geift Zanaar's, der mir das Mittel mation der Worte, daß durch eine nicht getreue Uebertragung des verliehen hat, denen die Gesundheit wiederzugeben, welche die Einzelnen am Eindruck etwas verloren ginge und die Intention des Muchaves (Loofe) mit Ausfaß geschlagen haben, würde mich Londichters vereitelt würde. Anders aber ist es mit den Werken Brafen, wenn ich mit seinem geheimen Mittel den Anbeter eines diterer und besonders Deutscher Meister, die nach Italiániiden fremden Geistes heilte. Ich zweifle nicht daran, daß auch Euer oder Französischen Terten komponirten. Bei Mozart und Gluck, woo Gott machtig ist, wendet Euch an den; Zanaar ist ein eifersüchs tiger Geift, er spendet das Gute nur seinen Kindern und wurde die Betonung jedes Wortes mit Geist gefeßt ist, da hat die Uebers jeder Phrase der treffendste musikalische Gedanke entspricht, wo mich mit Unglück heimsuchen, wenn ich Euren Bitten nachgabe." Der unglückliche Vater verbrachte mehrere Tage, ohne den aften tragung mit der doppelten Schwierigkeit au fámpfen, einen im Higorotten bewegen zu können; alle Geschenke, die er ihm anbot, Ganzen wohlklingenden und poetischen Tert zu liefern und zus fanden ihn unzugänglich. Aber Don Carle ließ nicht nach, er gleich jedes einzelne Wort oder doch wenigstens jeden einzelnen fiel auf feine Kniee, weinte, bis suleßt die Thränen, die um das Gedanken möglichst zu berücksichtigen und genau wiederzugeben. Leben eines theuren Sohnes floffen, die Hartnäckigkeit des Alten denken, die auf Deutschlands Bühnen und in den Klaviers Auss Man braucht nur an die vielen Versionen des,,Don Juan" zu brachen., Wohlan", sagte Maras Mas, ich will mit Euch zugen fursiren, und von denen doch bis jest kaum eine vollkommen geben, will Euren Sohn heilen; zwar weiß ich, daß mir daraus ein Unglück entsteht, aber am Ende bin ich zufrieden, wenn der genügend it; als die beste möchte noch die von 3. Rochlig. Geift Banaar's nur mich allein straft; denn Ihr seyd ein guter gelten. Fast noch strenger aber als Mozart, der mehr den Weißer und liebet Euer Kind wie das Perlhuhn seine Brut." ganzen Gedanken als die einzelnen Worte auffaßte, verlangt Gluck Er feste hinzu, daß er einen ganzen Tag nöthig hatte, um das ein genaues Anschließen an das Original, da dieser neben dem Kraut zu suchen, deffen er zu seinem Verfahren bedürfte. Ausdruck des Ganzen auch die größte Sorgfalt auf die Declamation Er ging ohne Begleitung aus und fam erst mit einbrechens des Einzelnen, auf die dem Sinn angemessenste Hebung und Sens der Nacht zurück. Er brachte auf seinen Schultern ein Paket fung derselben verwendet hat, um, besonders in den Recitativen, Pflanzen, die er schleunig serrieb, bis das Auge nicht mehr die möglichst der natürlichen Betonung der Sprache zu folgen. Art au erkennen im Stande war, preßte den Saft heraus, gos Mit musterhafter Kunst ist unter seinen Opern die 3phigenia in ihn in eine Kürbisflasche und machte aus dem Zurückgebliebenen Tauris" von Sander ins Deutsche übertragen: minder treu den eine Art von Teig, den er sorgfältig aufhob. Nach Verlauf einisorten sich anschmiegend, hat Julius pon Voß die, Armide" ger Lage, feit Pablo von dem Indier behandelt wurde, empfandüberfest; hier kommen Stellen vor, die dem Charakter der su er eine fichtliche Besserung, die Schwulst an den Füßen nahm wie . B.,,nur des Ruhmes Phantom" zu den Noten, unter dem Franzöfifchen Tert komponirten Musik wenig entsprechen, ab, feine Haut wurde glatt und durchsichtig, nach mehreren Wochen seigten fich nur noch Spuren des Uebels, nach drei Mos benen im Franzöfifchen: tout le camp ennemi steht, oder: um naten war er vollkommen hergestellt, und Mara Maz trat seine das Grab, Zions Heiligthum", an der Stelle von: qui gémit Rückreise ins Gebirge an. Von allen Geschenken, die ihm von sous de dures lois. Zuweilen ist es auch fast unmöglich, in einer der Familie Heredia angeboten wurden, nahm er nur sechs was anderen Sprache die Worte so zu stellen, daß fie der Composition ras blauen Kattun, eine Flinte, Blei, etwas Schießpulver und des ursprünglichen Tertes gemäß sind. So werden die Franzosen einen Sad mit Reis art. Umsonst that der dem Leben wiederges die Stelle:,, und es ward Licht" in Haydn's Schöpfung nie mit ofgebene Pablo die dringendsten Vorstellungen, ihn zum Bleiben dem Effelt wie im Deutschen geben können; liebe fich auch eine oder sur Annahme einer Postbaren Belohnung zu bewegen. Derwendung auffinden, um das Wort lumière ans Ende des Sages Indier erklärte, daß er sich von seinen Gebirgen nicht trenne. zu bringen, so würde doch das schleppende zweifnlbige Wort nie Send glücklich", fagte er beim Abschiede su den Spantern, den Eindruck machen, wie das einfplbige und doch dehnbare,,Licht", was mich betrifft, so weiß ich, daß der Geist Zanaar's mir das mit dem Donner des ganzen Orchesters auf Einen Schlag nicht verzeihen wird." ohercinbricht, während bei dem Französischen der musikalische Lichts Einige Tage nach dieser Trennung verbreitete fich das Gestrom erst auf der testen Sylbe des Wortes sich ergöffe. Nun denke rucht auf der Insel, daß Mara, Maz getödtet und fein Leichnam man sich aber vollends die resipirte Französische Uebersehung, in der schrecklich verstümmelt gefunden worden fen. Die Gerechtigkeit diese Stelle gefungen wird: et la lumière fut, wo das Wort, wuste im Anfange nicht, auf wen sie ihren Verdacht lenken follte; in vollem Chorus einfegen! Und dann das leere Zeitwort fut, auf das es anfómmt, fchon vorüber ist, ehe die Inftrumente man fuchte vergebens einen Grund zu diesem Verbrechen und verlor fich in Muthmaßungen, bis ein Higorotte sich mit Auf mit dem dumpfen Vokal, zu dem gewaltigen Licht, Gebrause des Beschlüssen meldete, die dem Schuldigen, auf die Spur zu führen Drefters! Caftil Blaze schlägt statt deffen vor: et la lumière chienen. Ich arbeitete auf einem jener Wohnfelder (amapo-éclata. Damit ist aber freilich auch nur ein hellerer Bokal und las blancas), die einen Hauptartikel unseres Handels bilden, wenn ein ausmalenderes Zeitwort gewonnen; der andere Uebelstand wir den Wohn in Manila an die Chinesischen Contrebandisten bleibt derfelbe, und es fame dazu noch der einer viel zu großen sverkaufen. Ich war nicht weit entfernt von der Hütte des Bar Menge von Sylben. Die Schwierigkeit möchte in diesem Falle rangan duptlings, als ich einen Weißen in Begleitung zweier Baum zu lösen seyn.m Malaischen Matrofen vorübergehen fab. Die Erscheinung eines Weißen in unseren Bergen ist etwas so Seltenes, daß dieser Ans blick mich überraschte. Ich weiß nicht, ob es Vorurtheil war, aber der Gang dieser Fremdlinge fam mir verdächtig vor. 3ch glaubte nämlich wahrzunehmen, daß sie viel Vorsicht gebrauchten und fich nach allen Seiten hin umfahen, als wollten sie sicher dfenn, von Niemand bemerkt zu werden. 3ch duckte mich hinter ein Eitronengebüsch. Von da folgte ich mit den Augen ihren Schritten und fah fie in das Haus des Lampa Angar treten. Lange blieb ich in meinem Hinterhalt, um ihr herauskommen

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er, höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 101.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wobüöbl. Post- Aenitern.

Literatur des Ausland e s.

England.

Berlin, Freitag den 23. August

Die Engländer auf Reisen.

(Nach dem Metropolitan.)

Die Völker nur an ihrem eigenen Heerde und nicht in ihren Beziehungen zum Auslande studiren, die charakteristischen Vers mischungen, die fortschreitenden Abweichungen vom Ur: Typus unbeachtet laffen, welche der Geschmack am Reisen und die Reisen selbst in jedem Volke hervorbringen, hieße einen der anziehendsten und hauptsächlichsten Zweige der neueren Ethnographie vernachs laffigen. Die Naturforscher beschränken sich in ihren Abhands lungen nicht bloß auf die Prüfung der inneren oder lokalen Ges wohnheiten und Eigenschaften der verschiedenen Thierklassen. Nachdem der Ornitholog die seßhafte Eristens, die Gewohnheiten, die Form und das Innere des Nestes von einem jeden Vogel beschrieben hat, folgt er ihm auf seinen Reisen, beobachtet die Schnelligkeit seines Fluges in den verschiedenen LuftsRegionen und die mehr oder minder lebhafte Einwirkung dieses Elements auf denselben. Eine dhnliche, auf einen gewissen Theil des Eng lischen Volkes angewendete Prüfung scheint jest um so nöthiger, da die Reiseluft sich seit einem Jahrhundert bei uns beträchtlich verstärkt und ausgedehnt hat; um sich davon zu überzeugen, braucht man nur die statistischen Notizen mancher Französischer Städte nachzuschlagen, und man wird finden, daß die Engländer, welche in denselben für einige Zeit sich aufhalten, oft den achten Theil der Bevölkerung ausmachen. Eine beständige Auswandes rung Englischer Familien nach dem Kontinent folgte, ale frieds liche Invasion, auf die tragischen Begebenheiten von 1814 und 15, und Laufenden von Englischen Physiognomieen begegnet man jezt überall in Italien, in Frankreich und in Deutschland.

liebrigens weiß man, daß das Bedürfniß, sein Glück über Meer und Land zu suchen, sich nicht erst aus der Gegenwart hers schreibt; es ist auf einem unzerstörbaren Vorurtheil begründet und hangt mit den tiefsten Wurzeln unseres Erziehungs-Systems zusammen. Unsere Väter erzählen uns, daß schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, unter der Regierung der Königin Anna, die Gewohnheit allgemein in unseren Familien geherrscht habe, die jungen Leute zur Vollendung ihrer Erziehung auf mehrere Jahre ins Ausland zu schicken. Einer unserer ditesten Ethnographen, Sir Richard Steele, der Mitarbeiter Addison's, beklagt sich zuerst in seinen Blättern darüber, daß die jungen Engländer dem Spott der gebildetften Völker Europa's blogger stellt würden.,,Wenn", sagt er,,,das Schwanken eines Schiffes und die Stöße eines Pakerbootes zur Gesundheit des Körpers beitragen sollen, so können sie doch jungen leeren Köpfen auch einen solchen Schwindel verursachen, daß sie ihr ganzes Leben hindurch davon zu leiden haben:" In einem Blatte des,,Plaus derer" (Tatler) finden wir die Geschichte jener ehrenwerthen Dame, welche ihrem 4 oder 5 Jahr alten Sohn Menschens und Weltkenntniß verschaffen will und glaubt, daß es nun wohl Zeit sen, ihn seine Reise durch Frankreich und Italien antreten au lassen. Man nahm also einen armen Teufel von Studenten, welchem man monatlich 30 Shillinge zahlte, und der für die Ge sundheit und den Geist des jungen ihm anvertrauten Touristen verantwortlich gemacht wurde. Sir Richard Steele sagt auch, daß Reisen eine Vervollständigung der Erziehung wären, daß man fie aber eigentlich mehr in die Jahre der Reife hinauss schieben müsse, weil man dann erst den rechten Nußen davon siehen könne. Der Zweck der Reisen fen, die Sitten und Ges wohnheiten der Völker kennen zu lernen und mit einander zu vergleichen, das Gute, was man bei ihnen vorfinde, sich anzus eignen und das Schlechte zu verwerfen; läßt man nun einen noch unreifen Geist solche Vortheile genießen, der vielleicht noch nicht einmal die ersten Elemente der Höflichkeit und des Anstandes in fich befestigt hat, so hieße das, ein Gebäude ohne Grund aufs bauen, oder eine reiche und mannigfaltige Stickerei auf einem Spinngewebe arbeiten.

Bald beschränkte man sich nicht mehr darauf, nur die Söhne ins Ausland zu schicken; ganze Familien, vom Sugling bis auf den Großvater, machten sich auf den Weg. Es ist bekannt, wie sehr wir uns im lestverfloffenen Jahrhundert mit der Nachahmung der Franzöfifchen Sitten und Moden abaühten, und diese erbliche Nachahmungssucht gleichen unsere hefti hen Nachbarn, die Frans

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1839.

zosen, jest dadurch aus, daß fie auch ihrerseits uns Einiges von unferen Gebrauchen und Lacherlichkeiten entlehnen, wodurch denn auch die Französische Sprache um ein neues Wort,,Anglomanie" bereichert wurde.

In einigen alten Nummern des,, Abenteurer" (Adventurer) oder des,,Spiegels" (Mirror) vom Jahre 1753, wo die Kunst zu reisen noch lange nicht mit der Vollkommenheit betrieben wurde, wie heutzutage, lafen wir den Bericht eines Ritters aus den nördlichen Grafschaften, der mit seiner Frau und feinen beiden Kindern nach Frankreich reiste, und bis auf die Sitten und Ges brauche, die natürlich veralten, fanden wir darin dieselben Ges danken, dieselben Gefühle, dieselben Bedürfnisse, die jest bei uns seren modernen Reisenden vorherrschend sind. Die Frau beantragt die Sache und beweist ihrem Mann die Nothwendigkeit der Reisels man muß Paris sehen, um dort an der Quelle fich über seine Sitten und seinen vornehmen Ton zu belehren; die Entfernung ist nicht beträchtlich, und man lebt in Frankreich so billig! Die Reise ist für die Studien und die Erziehung der Kinder von nicht zu berechs nendem Nußen, die Knaben werden gefördert, die Mädchen viels leicht versorgt, und für den Urheber ihrer Lage ist dieser Ausflug eine Erholung und ein Vergnügen.. hat sie ihre Rede beendet, denn anders kann man die Worte einer Englischen Familienmutter, die ihren Mann zu ihrer Ansicht befehren will, nicht nennen, fo beginnt das Töchterchen, melches die Französischen Moden kennen lernen und hauptsächlich bei dem berühmten Marcel Tanzunterricht nehmen muß. Der Vater giebt aus reiner Güte dem wiederholten Dringen von Frau und Tochter nach, man rüstet sich zur Reise, man schifft sich ein; aber kaum eine Weile von Dover erhebt sich ein wüthender Sturm und eröffnet auf eine bedeutende, wahrhaft epische Weise die Reihe aller der unseligen Abenteuer und aufs einanderfolgenden Katastrophen, welche den unklugen Auswandes rern auf ihrer Reise noch bevorstehen. Bis nach Paris verfolgt sie das Mißgeschick, und hier steigert es sich nur immer mehr, denn in der ganzen großen Stadt haben sie weiter keine Bekannts schaft, als einen Banquier, bei dem fie cine Summe erheben, die mit sechs multiplizirt noch faum die Hälfte ihrer Ausgaben decken würde. Bald strömen Künstler aller Art herbei, um Frau und Tochter schnell in Modedamen zu verwandeln; jeder Lag wird durch glänzende und kostspielige dumme Streiche bezeichnet. Dann fallen die Koche, die Lakaien, die Friseure, die Puthandler, die Tanzmeister über den armen Ritter mit Schimpfreden her, und der Aermste, der zugleich die Hauptperson und der erste Martyrer dieser unglückseligen Expedition ist, schlicht seinen Bericht, indem er mit Britischer Derbheit versichert, daß unter allen Französischen Ragouts für einen echten Engländer feines widerlicher und abs stoßender sey, als eine à la française zugeftußte Englische Dame; für diesen Höflichkeitsverstoß bittet er aber schließlich noch die Damen um Verzeihung und meint, es gehe ihnen wie den füds lichen Weinen, le könnten den Transport nicht vertragen und müßten auf heimischem Boden genoffen werden.

Die Englische Reise: Race serfällt in zwei scharf von einans der gefonderie Klassen: in Ansiedler und in Nomaden; sur erstes ren gehören alle die Englischen Familien, die aus Noth auss wandern und sich durch eine Niederlassung im Auslande ihre Eristenz sichern; die zweite begreift die eigentlichen Touristen in sich, diese sybaritischen Vagabunden, welche wie die Scythen auf Wagen leben, Europa wie einen öffentlichen Spaziergang betrachten und nur denjenigen Ort als ihr wirkliches Adoptive Vaterland betrachten, wo sie ein Mittel gegen die Krankheit zu finden hoffen, welche auch die unermüdlichsten Läufer abs mattet, gegen die Schlaffheit des Müßiggangs. Es ist erwiesen, daß der Aufenthalt in unseren großen Städten immer kostspielis ger, ja immer unerschwinglicher für eine große Anzahl von Fas milien wird, die sich vergeblich abmühen, ihre Einnahmen mit den Ausgaben, welche ihr Rang ihnen auferlegt, im Gleichges wicht zu erhalten; sie befinden sich daher in der traurigen Alters native, entweder in England flaglich zu vegetiren oder auszuwans dern, um in Paris, Neapel oder Florens, wenn auch nicht üppig, doch anständig leben au fönnen; die Wahl ist für einen Familiens vater gar keinem Zweifel unterworfen, denn er fieht sich gezwuns gen, die Nothwendigkeit, eine zahlreiche Familie zu ernähren und zu erziehen, über alle patriotische Gefühle zu stellen. den Schaaren dieser unfreiwilligen Emigranten, welche haupts fachlich in den Jahren von 1815 bis 20 in freilich oft seltsamem

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Put in Frankreich landeten, haben sich Feder und Bleistift der Starrikaturisten ganz besonders geübt; doch wäre es vielleicht neuer und des Französischen Wises würdiger, wenn er feinen Stachel gegen jene andere Klaffe reisender Engländer schärfte, die aus Langeweile oder oft aus einer noch schlimmeren Ursache fich auf dem Kontinent herumtreiben, und die wir, so echte Engs lander oder Schotten fie auch seyn mögen, gern verleugnen möchten. Oft beurtheilen andere Nationen die Gesammtheit des Englischen Volkes nach diesen umberschweifenden Mustern, die freilich nicht dazu geeignet sind, eine vortheilhafte Meinung von unferen Sitten und unserer Lebensart zu verbreiten; so werden zuweilen die Hausherren nach ihren Dienern oder Stallknech ten beurtheilt. Doch haben gewiß seit einigen Jahren unsere Nachbarn, die Franzosen, sich weniger über den Mißbrauch und die Unannehmlichkeit Englischer Ansiedelung zu beklagen, die Verbindungen zwischen gebildeten Personen find fester, die Vors urtheile sind besiegt worden, die eilen Feindseligkeiten haben fast ganz aufgehört, und mit gerechtem Stols sehen wir mehrere uns ferer Landsleute durch Rang und Vermögen auf dem Gipfel der Pariser Gesellschaft stehen und durch ihre Handlungsweise volls wichtige Proben ihres feinen Laftes und ihrer untadelhaften Humanitat ablegen.

Unglücklicherweise wird es uns schwer, eine ähnliche Vers befferung in den Sitten und dem Betragen unserer Touristen in Italien aufzufinden, denn hier, wo der Einfluß der Bildung nicht To direkt als anderswo wirkt, sieht man nicht selten unsere Reis fenden ein ganzliches Vergessen aller Lebensart zur Schau tragen; fie sichen sich auf sich selbst zurück und geben sich eben so vers fchwenderijchen wie taberlichen Zeitvertreiben bin. Seigt sich irgend Jemand in Italien in einer auffallenden, seltsamen, Falten und abstoßenden Weise, so kann man sicher darauf rechnen, deß es jedesmal ein Englander ist. Italien, das eben sowohl aus Neigung wie aus politischer Nothwendigkeit gut und geduldig ist, hat ganz besonders viel von den Folgen jener Ganfreund fchaft zu leiden, welche es unseren Landsleuten angedeihen lassen muß, die bestandig seine Gasthöfe und Kasino's anfüllen. Die jungen Englander, welche im vorigen Jahrhundert zur Vollen dung ihrer Erziehung von ihren Weltern nach Rom oder Florenz gefickt wurden, nahmen sich hier sonderbare Freiheiten heraus und führten dort die larmenden und ungebundenen Sitten unserer Universitäten und Tavernen ein; sie hatten in dieser Hinsicht ordentlich einen festen Entschluß gefaßt, und es bestand unter ihnen eine Art von Freimaurerei. Wir entnehmen den oben ers wähnten Zeitschriften den zwar nur erdichteten Brief eines jungen Euglanders an seinen Vater, der uns aber ein treues Bild von der Lebensart vor Augen stellt, die unsere jungen, von ihren vers Trauungsvollen Familien nach Italien gefandien Landsleute dort fahrten:

,,Sir! Während der sechs Wochen, die ich in Florenz, und der acht Lage, die ich in Genua verlebte, habe id) keinen einzigen Augenblick finden können, um Ihnen zu schreiben; die Merkwürdigkeiten des Landes, die Spazierritte und Promenaden nahmen meine ganze Zeit in Anspruch. Der Thurm von Pisa ist das merkwürdigste Ding, das ich jemals sah; er steht ganz fchief, gerade wie ein Betrunkener, der an einem Graben entlang geht und sich umsonst abmüht, im Gleichgewicht zu bleiben. J bin in Italien auf mehrere meiner Landsleute gestoßen, mit denen ich die Zeit recht angenehm verlebe. In Rom selbst waren einige recht liebenswürdige Edelleute; wir sind jest act bis zehn guts müthige Teufel beisammen, lauter Lebemanner und von geselliger Art; daher halten wir denn auch zusammen. Gewöhnlich kom men wir des Morgens zum Frühstück zusammen; dann, nachdem wir eine oder zwei Stunden in Wagen, die von abscheulichen Pferden gezogen werden, im Corso spazieren gefahren sind, vers einigen wir uns wieder im Englischen Kaffeehause, wo man stets ganz vorzügliche Gesellschaft, ein gutes Billard und Spiele aller Art findet. Von dort begeben wir uns zum gemeinschaftlichen Mittagsmahl, was gewöhnlich bei dem Einen oder dem Anderen von uns eingenommen wird, und nachdem wir einige Flaschen Französischen oder Spanischen Weins, den wir uns zu verfchaffen gewußt, ausgestochen, speisen wir zu Abend und spielen gemeins hin bis zu Tagesanbruch, der hier felbst im Winter sehr früh erfcheint. Was nun die Römer anbetrifft, so gleichen sie den Römern von ehedem gar nicht mehr, fie fommen mir wie eine Meute biffiger, raudiger und friechender Hunde vor; ich glaube, unfere fleine Gesellschaft könnte mindestens ihrer funfzig in die Flucht schlagen. Sie sehen ein, daß wir mit diesen Elenden feine Gemeinschaft haben können; sie stehen zu sehr unter uns; übris gens spricht auch fein Einziger Englisch, was jeden Umgang unmöglich macht. Neulich faben wir einmal den Papft und die Kardindle bei einer Prozeffion, wir beschlossen aber, die Ehre Alt: Englands zu behaupten, und behielten den hut auf dem Kopf, obgleich alle diese Italianischen Lumpenterte um uns herum auf den Knieen lagen. Uebrigens fann ich Ihnen versichern, daß es um die Küche hier ganz abscheulich bestellt ist; können Sie es wohl glauben? Als wir uns vergangenen Sonntag einen Puds ding cinrühren wollten, fonnten wir gar keinen erirafeinen Rum auftreiben, und es fehlten uns noch eine Menge anderer höchst nothwendiger Ingredienzien. Bei dieser Gelegenheit muß ich Ihnen auch sagen, Sir, daß ich gern den fleinen Schweizer Erzieher los fenn möchte, den Sie mir zur Seite gestellt haben; er ift ein febr múrrischer Gefährte; auch qudit mich der kleine Schelm immer, mit allen Frenten umzugehen, die er irgendwo

für mich waren. Ich schließe meinen Brief, indem ich Ihnen anzeige, daß ich jezt ganz von Geld entblößt bin, und doch muß ich leunig meine Spielschulden bezahlen. Schicken Sie mir alles Geld, was Sie nur immer auftreiben können, und ich werde immer seyn Ihr gehorsamer Sohn."

Es liegt nun freilich zwischen jenen Sitten und der Art und Weise der jeßigen Englischen Reisenden ein ganzes Jahrhundert mit seiner Civilisation; wenn diese aber auch gewisse grobe Ers aeffe gemildert hat, indem sie die dußeren Kennzeichen des Lasters verschleierte, fo find doch durch dieselbe wieder andere feinere, verstecktere Mißbrauche eingeführt worden, die vielleicht eben fo verderblich sind, weil sie nicht bloß an einzelnen Subjekten hafe ten, sondern an einem ganzen Theil unserer höheren Klassen und folglich bis in die Tiefen unseres Charakters und unserer alten Nationalitat eindringen.

Alle Volker reifen, aber nur der Englander allein versteht zu reifen. Die Reise Wissenschaft ist bei uns zu einer wahren Kunst geworden, die ordentlich ihre Grundsäße und besonderen Regeln hat; nur wir fennen vollkommen die Theorie und Praris derselben. Wir verdanken diese Ueberlegenheit zuerst unserer Eis genschaft als Insulaner, weil wir dadurch vorsichtig und metho disch geworden sind, und dann noch einer gewissen altsächsischen unerschrockenheit, vermöge welcher wir ohne Gemüthsbewegung das unvermeidliche Mißgeschick und die Unannehmlichkeiten des Reises Lebens ertragen. Den Engländer erkennt man auf dem Dampfboote oder auf dem Postwagen immer an den Vorsichtss maßregeln aller Art, an den Geräthschaften und an jenem Zubes hör, mit welchem er sich stets umgiebt, ohne jedoch davon bes lapigt zu seyn, und das er, der Nüßlichkeit jedes einzelnen Gegens standes wegen, für unerläßlich hält. Niemand besißt gewiß einen undurchdringlicheren Gummimantel als er, feine Kopfbedeckung ist eigentlich ein ausgepolsterter Helm, dessen Visir er über die Dhren herabschlagen kann, um sie vor dem Eindringen des Nebels und der ungestümen Vertraulichkeit der Morgenwinde zu bes schüßen; seine Gamaschen sisen am bequemsten und lassen sich am besten zuknöpfen, und was ausgesucht einfache Eleganz anbes lange, die den Englischen Reisenden stets charakterijire, so ist sein Anzug in dieser Hinsicht gewiß untadelhaft. Ihm gehört die auss führlichste Karie, das scharfste Fernglas, das bestversorgte vade mecum, der reichhaltigste tragbare Cicerone, zwar ein wenig foms paft, doch ein Meisteriverk der Buchbinderarbeit, mit bunten Zeis chen versehen und vom reinsten Russischen Leder duftend. Deffe net er zufällig fein Portefeuille, so entdeckt man darin ein Labys rinth von Taschen Abtheilungen und geheimen Fächern, die alle mit einem Lederriemen wohl verwahrt sind und Empfehlungs schreiben, Wechsel, Kreditbriefe, Pise enthalten, sämmtlich unter einer gemeinsamen Hülle verborgen und an Plaßen aufbewahrt, welche so weise wie die Zellen eines Bienenstockes eingetheilt find. Diese Brieftasche wird nur durch den Mantelsack des Enge lischen Touristen an Eleganz und bequemer Einrichtung noch übertroffen, denn hier ist die größte Kunst angewandt, um die Behältnisse zu vervielfältigen, die Ecken abzurunden und all den Gegenständen, die in einem gewöhnlichen Mantelsack in graus licher Unordnung durcheinanderliegen, einen besonderen Plas ans zuweisen. Hier werden die Kleidungsstücke nicht gedrückt und aus der Façon gebracht; die Rasirmesser verlieren sich nicht unter der Wäsche oder zerkrasen wohl gar den Maroquin der Fußbekleis dung; hier preßt fein Reitstiefel ein Spizen Jabot särtlich an sich. So ein Englischer Mantelsack betrügt durch seinen kunstvollen Bau die Luchsaugen der Zollbeamten und erspart auf dem Posts wagen durch seine Leichtigkeit jede Zahlung für Ueberfracht. Um aber einen vollkommenen Begriff von unserer Ueberlegenheit in der Reise Kunst zu bekommen, muß man einen Blick in das koms fortable Tabernakel des Touristen, in fein Reises Necessaire were fen. Hier liegt Alles aufgereiht, was die forgfältigste Toilette nur immer erfordern kann, Pomaden, Schönheitsmittel, Effenzen, Kamme, Zangen für den Backenbart, für die Augenbrauen, für den Schnurrbart, Nigelfeilen, Rückens und Zungen, Bahns und Zahnfleisch Bürsten, Alles glänzend und sauber; oft läßt sich auch. noch der Einfas herausheben, und man entdeckt unter demselben eine wahre Nomaden Apotheke, welche Salz und Eifigs Arten, Aetherfläschchen, Pulver und erfrischende oder abführende Pillen und allerlei unschädliche Mittel enthält, die, wenn auch nicht die Krankheit, doch die Furcht vor derselben heilen.

So ausgerüstet, geht der Englische Reisende über die Alpen, um seine Reise durch Italien zu machen, und dieje bis ins Uns endliche sich erstreckende Sorgfalt flökt anfangs den anderen Reis fenden eine mit Achtung gemischte Bewunderung ein, die aber bald in Langeweile und Widerwillen übergeht. Ich selbst, der ich im Innern unfers Landes oft die guten Folgen der Ordnung und allgemeinen Regelmäßigkeit, worin unsere Hauptstärke im socialen Leben besteht, zu bewundern Gelegenheit hatte, mußte oft jene steifen, blonden, milchigen Englischen Gestalten im Stillen vers wünschen, die ich überall in trostloser Menge auf den Landstraßen, in den Gasthöfen und wie Bildfaulen vor allen Gebäuden aufs gepflanzt fand, in fymmetrische Ueberröcke eingehüllt, mit Jabots wie Orgelpfeifen, den in einer Scheide steckenden Regenschirm unter dem Arm, die Spigen nach der Plaffischen Englischen Mode zugeftust, mit starren Augapfeln und den Hals in jene gleichichenkli gen Binden eingezwingt, deren retrograder Schnitt ewig bei unserer Bürgerschaft Mode bleiben wird. Diese Einförmigkeit im Anzug, in der Sprache und im Gang, die man mit Recht den Englischen Teuristen der niederen Klaffen vorwerfen kann, ift nirgends so in

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