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ger folgten drei andere, welche wie die drei vorigen gekleidet, aber mit Blätterkränzen geschmückt waren und um Hals und Arme Schnüre von gelben Früchten des wohlriechenden Panda; nus trugen. Sie waren wohlgebaut und so schön von Gesicht, wie man es selten_auf_den_Sandwichs › Inseln antrifft. Sie bes fangen die Liebe und ihre Freuden, freilich eine bloß materielle Liebe, und ihre Blicke, Gesten, Worte, ja selbst der Ton ihrer Stimme athmete die größte Sinnlichkeit; plößlich verdüsterte sich ihre Stirn, heftig bewegten fie die federnen Fächer, welche sie in der linken Hand trugen und die, auf einem kleinen mit Mus fbeln angefüllten Kürbis befestigt, im Takt mit der rechten Hand geschlagen, die Stelle von Kastagnetten vèrtraten; auf diese Weise befangen fie die Wuth der Eifersucht. Ihr Gesang war ebens falls nur ein lebhaftes Gespräch, weil man auf diesen Inseln Peine andere Art kennt. Die Instrumental - Musik, die man im Innern des Landes antrifft, und von der wir in Owaihi einige Proben gehört hatten, besteht in Tamtams und in einer Art Flöte mit zwei Löchern, in die mit der Nase hineingeblasen wird; doch entlocken fle diesem Instrument auch nur zwei Töne.

Endlich fündigte man uns den Tanz an. Die Zeiten sind vorüber, wo ganze Schwärme von Tänzern und Tänzerinnen sich auf den grünen Wiesenplägen versammelten und durch Tanz und Gesang die Heldenthaten der Krieger feierten; die Sänger waren die Historiographen des Landes, in ihrem Gedächtniß leb ten die alten Ueberlieferungen, und aus den Gesängen der alten Barden der Sandwichs- Jufeln schöpften die Seefahrer, welche über diese Inseln berichteten, ihr Material. Mit Bedauren ers fuhr ich, daß man diese National Gefänge unter dem Vorwand ihrer Unheiligkeit verboten habe; ganz vorzüglich aber hatte der Lanz das Miffallen der Miffiondre erregt und war daher von ihnen unterdrückt worden. Früher war der Oberkörper der leich ten und anmuthigen Tanzerinnen nackt, vom Gürtel herab bis zu den Knieen hing ein faltiges Gewand herab, das an den Hüften aufgenommen war; Schnüre von Pandanusfrüchten, Blätter oder Federkränze und Armbänder von Hundezähnen vollendeten ihren Puß. Die Tänzerin, welche jezt vor uns erschien, trug ein Hemd von Kattun, und ihr Tanz schien uns sehr einförmig. Sie begleitete sich mit der Stimme, ein hinter ihr stehender Sänger unterstüßte sie dabei und schlug mit einem Kürbis den Takt auf der Erde. Die Tänzerin gab aber selbst den Takt und den Ge genstand des Gesanges an, und der Musiker richtete sich mit bes wundernswürdiger Genauigkeit nach ihren Füßen. Nach Verlauf einer halben Stunde fing dieser Tanz doch an, uns sehr langs weilig zu werden, der König bemerkte es, und da er keine andere Tänzerin zur Abwechselung hatte, so ließ er noch etwas fingen; dann fliegen wir wieder zu Pferd und kehrten, nach Honolulu zurück.

Wir hatten zwar einen recht angenehmen Tag verlebt, waren aber doch in unseren Erwartungen getäuscht worden. Dieser König der Sandwichs-Inseln in Rock und Beinkleidern, die ganz Europäisch gekleideten Häuptlinge, die fast Europäische Bedienung, das Alles konnte uns glanben machen, wir brachten einige Stuns den unter der niederen Volksklasse einer civilisirten Nation. zu. Der einförmige, langweilige Tanz hatte unseren Vorstellungen davon auch gar nicht entsprochen; nur der Gesang und die Sän, ger hatten etwas von der Originalität der früheren Zeiten bewahrt. Sonst hatten die Frauen diese öffentlichen Spiele und Tanze leidens fchaftlich geliebt; mehrere Frauen der Königlichen Familie waren ganz vorzügliche Schauspielerinnen gewesen, denn ehemals hatte das Volk fogar seine Theater, in welchen aber nur Personen aus den ersten Familien auf der Bühne erschienen. Jegt wird diese Leidenschaft auf den Rath der Missondre bekämpft; vielleicht hält auch nur die Furcht vor ihrem Tadel die Frauen von ihren früheren Gewohnheiten zurück; so viel ist aber gewiß, daß wir die Gesellschaft der Damen von Kauifcauli's Familie ganz ents ́behren mußten. Der Englische Konsul, Herr Charlion, führte mich jedoch bei der Schwester des Königs, Nahienas Heina, ein, unter deren Ehrendamen ich die Tochter des Engländers Young Pennen lernte, welche von Tamea Mea aus einem Englischen Schiffe, dessen er sich bemächtigt hatte, entführt wurde und bei diesem Eroberer blieb. Vor ungefähr 6 bis 8 Monaten starb sie in Owaihi, 93 Jahr alt, und wurde im Begräbniß der Könige beigesezt ihre Söhne behaupten einen hohen Rang auf den Sandwichs Inseln. Auch die Favoritin Kauikeault's lernte ich durch Herrn Chariton kennen; sie ist zu niederen Ranges, um feine rechtmäßige Gemahlin werden zu könnens auch jah sich der König genöthigt, sie zu entführen, um dem hindernden Eins Aluß der Misstondre au begegnen.

Den Tag vor unserer Abreise wurde uns noch der Anblick eines erotischen Schauspiels zu Theil; ein Handelsschiff hatte nämlich gegen zwanzig Indianer von der Amerikanischen Nord west Küste an Bord, die in ihrer Landestracht uns Abends beim Schein der Kuskup Fackeln ihre kriegerischen und religiösen Tänze vortanzten, gewiß das Wildeste, was wir hier jahen, denn diese Leute mit roth bemaltem Auilih, mit Federn durch Lippen und Nase gezogen, ihr Anzug, ihre Stellungen, ihre Mienen und ihr Geschrei, das Alles verschafft uns eine recht deutliche Vorstellung von den Tänzen der Wilden. Doch waren dieje armen Tanzer an eine sehr kalte Temperatur gewöhnt und schienen hier fürch terlich von der Hiße zu leiden, so daß wir bald um Entlassung für sie baten. (Schluß folgt.)

Italien.

3ur Chronik der Kinderbewahr - Anstalten.

Von Defendente Sachi.

Das Gedeihen dieser Anstalten und das Erscheinen vieler sle betreffender Werke nöthigen uns, öfter auf denselben Gegenstand zurück zu kommen. Der Berichterstatter kann sich nur an die Ord nung der Thatsachen halten, die, wenn sie sich häufen und wieders holen, nicht verschwiegen werden dürfen, und wir thun dies mit um so größerer Befriedigung, als wir eine wohlthätige Pflanze, die vortreffliche Früchte verheißt, immer tiefere Wurzel schlagen sehen.

Während die neu gegründete Pfleges Anstalt in Capo d'Istria fröhlich emporblüht, hat man eine ähnliche in Feltre errichtet, einer Gebirgs, Region, die in den Annalen der Wohlthätigkeit nicht unbekannt ist, da sie jenem Bernhardiner Mönche sein Das seyn gegeben, der im Mittelalter die Monti die pietà stiftete. Die Kinderbewahr-Anstalt zu Feltre wurde am 1. Mai 1838 eröffnet; sie hatte anfangs 30 und nach 14 Monaten 30 Zöglinge. Die Kost der Knaben besteht am Morgen und Nachmittag aus ein wenig Brod und Obft; zu Mittag erhalten sie nahrhafte Suppe, Ragout, oder Milchspeise mit Muf. Die Methode der Erziehung und des Unterrichts ist wie in anderen Anstalten dieser Drie. Das Verhältniß der Einnahme zu den Ausgaben hatte sich vom 1. Mai bis zum leßten Dezember 1838 so gestellt: Eins nahme: 3216 Lire; Ausgaben: 2604 Lire; folglich betrug der Ueberschuß 6126 Lire.

Hier, wie in Brescia, haben auch Knaben Zutritt, die ihre Kost und Pflege bezahlen können. Bis jest hat man nur zehn solcher Knaben aufgenommen, von denen jeder monatlich 44 Lire erlegt, gewig ein geringer Preis, der jedoch so vielen Gewinn abwirft, daß die Anstalt zehn arme Kinder mehr versorgen kann. I will hier nicht untersuchen, ob es aller Orten zweckmäßig sey, die armen Kinder und diejenigen, welche zahlen können, in solchen Anstalten gemeinschaftlich unterzubringen; aber nothwendig scheint es mir, daß man auch Kinder zahlungsfähiger Aeltern in öffentliche Pensionen aufnehme. In den meisten Familien vom niederen Bürgerstande haben Mann und Weib so viel mit ihrem Gewerbe zu thun, daß ihnen nicht Muße genug bleibt, um ihre Kinder gehörig warten zu können; sie müssen sie der Obhut ges wisser Frauen übergeben, die ihre kleinen Pflegebefohlenen den ganzen Tag in einem engen Gemache eingesperrt halten und höchstens dafür sorgen, daß ihnen kein physisches Leid geschieht. An der Stelle dieser unwissenden Weibspersonen wähle man befol dete Lehrerinnen, und der Rußen wird unberechenbar größer seyn.

Auch in Bergamo ist am 29. Mai dieses Jahres eine neue Kinderbewahr Anstalt eingeweiht worden, die 85 Zöglinge behers bergt, und in Pavia hat man zum Benefis dieser Kinders Asyle auf dem großen Theater ein Vokals und Instrumental-Konzert ges geben, dessen Personal viele junge Herren und Damen von Lalent und wohlthätiger Sinnesart gebildet haben. Unter den be deutendsten der mitwirkenden Personen nennen wir nur Signora Carlotta Griffini, eine geborene Pavianerin, deren schöne Stimme and trefflichen Action innerhalb weniger Jahre auf den ersten Schaubühnen Italiens stürmischen Beifall gearndtet.

Mannigfaltiges.

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- Rasches Leben der Amerikaner. Als einen der sichtbarsten Beweise von der Schnelligkeit, womit in den Vers einigten Staaten Alles von Statten geht, führt Capitain Marryat in seinem schon erwähnten,,Tagebuche über Amerika" befonders das Emporblühen der Stadt Buffalo an, die im Staate News York am Eries See mitten in einer völligen Wildnis liegt. Im Jahre 1814 braunte Buffalo nieder; es war damals nur noch ein Dorf; ein einziges Haus blieb stehen, und jetzt ist es eine Stade von 23,000 Einwohnern. Es ist sehr schon gebaut; alle Häuser in den Hauptstraßen und entweder aus Ziegeln oder aus Granit. Die 'bedeutendste Straße ist breiter und hat schönere Gewdibe als die meisten Straßen in New York. Die Stadt hat fünf oder sechs herrliche Kirchen, ein hübsches Theater, ein Rathhaus, einen Marktplay und drei oder vier Hotels. Dazu kommt noch ein vortrefflicher steinerner Hafendamm mit einem Leuchthurm und ein Hafen voller Schiffe und prächtiger Dampfbête. Man erstaunt, wenn man bedenkt, daß dies Alles seit 1814 entstanden ist. Doch überall indet man in Amerika ahnliche Wunder der menschlichen Betriebsamkeit. Ueber Hals und Kopf" is das wahre Moto dieses Landes; Jedermann cilt, seinem Nachbar zuvorzukommen. Der Amerikaner lebt zweimal so lange als andere Menschen, denn er vollbringt zweimal so viel als Andere. Er beginnt sein Leben schon früher; mit funfzehn Jahren gilt er für einen Mann, stürzt sich in den Strom der Unterneh mungen, schwimmt und lämpft mit seines Gleichen. In jeder Kleinigkeit zeigt der Amerikaner, wie kostbar ihm die Zeit ist. Er Neht früh auf, verschlingt jein Effen mit der Haft eines Wolfes und ist den ganzen Tag über hinter den Geschäften. Ist er Kaufmann, so hat er selten einen Heller von seinem Gelde in Papieren oder liegenden Gründen stecken, sondern es läuft immerfort amber, sein Reichthum ist und bleibt stets produktiv, und wenn er stirbt, muß sein Vermögen aus allen vier Weltges genden zusammengetrieben werden.

vierteljährlich, 3 Thir. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchic.

No 98.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohlöbl. Poft - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

England.

Berlin, Freitag den 16. August

Memoiren der Herzogin von Marlborough. ")

Die Herzogin von Marlborough war eine der merkwürdigsten Frauen ihres Zeitalters. Ihr Name ist nicht minder berühmt ges worden, als der ihres Gemahls, dessen Thaten eine so glänzende Epoche in der Geschichte machen; erwagt man aber, daß der Eins fluß, den sie übte, auf den Königlichen Palast beschränkt blieb, daß ihr Genius in der Kontrolle der Antichambre sich entwickelte, und daß es ihr in dieser Sphäre gelang, ihren Gemahl gegen ein Heer von inneren Feinden zu schüßen, ja, im buchstäblichen Sinne England durch die Königin su regieren: so wird man sich gedrungen fühlen, die Verdienste der Herzogin weit höher anzus fchlagen, als die des Herzogs.

Aber dieselbe Frau, die in ihrer Zeit so Wunderbares zu wirs ten vermochte, deren Geist so ungemeiner Anstrengungen fähig war und deren Andenken stets als das der vollendetsten Hofs Intrigantin, die England hervorgebracht, fortleben wird, aber lebte das unmittelbare Intereffe, von dem man eine genaue und vollständige Beschreibung ihres Lebens hätte erwarten können. Mit Ausnahme einer mageren, trockenen und kurzen Selbsts Apologie, die kurs nach ihrem Tode erschien, und einiger beis dufiger Notizen über Umstände ihres Lebens, die man hin und wieder zerstreut vorfindet, haben wir bis jeßt noch keine authens tische und erschöpfende Darstellung ihrer merkwürdigen Laufbahn. Das einzige Wert, das uns einen Blick in ihre Privat-Geschichte verstattete, war eine Sammlung von Briefen, die unlangst unter dem Titel,,Privat-Korrespondenz der Herzogin von Marlborough" erschienen ist. Diese Sammlung kann nicht die Stelle einer Biographie vertreten; allein fle liefert uns wenigstens einen Schaz neuer Belehrungen über Details ihres Lebens und Wirs fens; denn bis dahin wußte man nicht einmal, wo die berühmte Frau zuerst das Licht erblickte, und wo ihre Asche ruht.

Alles

dies würde unerklärlich seyn, fanden wir nicht die befriedigende Lösung in der Thatsache, daß die Herzogin nach vieljährigem beispiellosen Glück am Hofe die Königliche Gunst verlor und in ein Dunkel versant, aus dem sie nie wieder ans Licht dringen Ponnte. Günftlinge hoher Häupter And sprůchwörtlich von Fein den und Schmaroßern umgeben, die ihnen, sobald Ebbe eins tritt, geschäftig auflauern, um ihren Ruhm und Ruf zu vers nichten. Das vorliegende sehr interessante Werk einer schon rühmlich bekannten Schriftstellerin giebt von dieser Wahrheit schlagende Beispiele.

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Sara Jennings wurde zu dem Fach der Intrigue, dem fle ihr ganzes Leben hindurch treu blieb, schon auferzogen. Sie war die Tochter eines begüterten Land Edelmanns in Holywell, einer Vorstadt von St. Albans. In ihrem zwölften Lebensjahr trat fie in die Fußstapfen ihrer dlteren Schwester der schönen Jennings" am Hofe des frivolen Karl's und kam als ofdame zu der Herzogin von Vort. Seit jener Zeit war ihre Laufbahn begründet. Sie lernte bald den Obersten Churchill fennen, der, von ihrer Schönheit bezaubert, gegen den Willen feiner eigenen Familie, deren Ehrgeiz eine glänzendere Partie für ihn erstrebte, um ihre Hand warb und nach dreijährigem heißen Bemühen Erhörung fand. Man kann wohl sagen, daß diefe Verbindung mit dem kalten und unbiegsamen Ehrenfräulein das Glück feines Lebens begründete; denn schwerlich wurde ein anderes Weib in ganz England ihn mit solchem Geschicke, mit folcher Kühnheit und Ausdauer in den mannigfachen Stürmen feines Lebens flott erhalten haben.

Die Erzahlung ist in diesen Memoiren so zusammenhangend und enthält so viele Beziehungen auf Früheres, daß man nur mit Mühe eine kürzere Stelle ausheben kann, die für sich allein verständlich genug wdre. Die folgende Slizze des herrschlüch tigen Weibes und ihres zärtlichen Gatten, des Feldherrn, der fich anschickt, in ein fremdes Land zu reisen, um einen gefahr. lichen Krieg su führen, und der Hofdame oder der Hofmeiste rin im buchstäblichen Sinne, die daheim bleibt und der Flamme

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1839.

des Parteigeistes Nahrung giebt, ift so treffend, wie man sie nur irgend finden fann.

,,Als der große Feldherr Englands Küften verließ, fand er an seinem eigenen Schicksal bestätigt, daß höher begabte Menschen, deren Unternehmungen vom Erfolge gekrönt find, den übrigen Sterblichen für den Besiß ihrer beneideten Vortheile immer einen Tribut entrichten müssen. Von einem Königreich ins andere ges trieben 'durch den Verlust manches Freundes verwundet vom Glücke begünstigt und doch nicht glücklich, würde Marls borough in gewissen Perioden der Niedergeschlagenheit gern und freudig seine glänzende Perspektive gegen die ländliche Muße von Holywell und die wahre Anhänglichkeit seiner schwärmerisch geliebten Gattin vertauscht haben. Lady Marlborough begleitete ihn nach Margate, wo widrige Winde die Abreise ein paar Tage verzögerten. Endlich drehte sich der Wind; das Schiff war segels fertig, das Zeichen zur Abfahrt gegeben. Lord Marlborough, dessen Herz bei dem Gedanken an die Siegespalme, die ihm auf Hollands Ebenen winkte, höher geschlagen hatte, fühlte im Augenblick der ersehnten Abreise eine ungewohnte Beklemmung. Er sollte Jahre lang von einem Wesen getrennt leben, das, obs wahl über die Blüthezeit hinaus, der Gegenstand seiner innigsten, fast schwarmerischen Zärtlichkeit war. Seit Anna's Thronbe steigung war fein häusliches Wohlbehagen durch die veränderte Stellung seiner Gattin gestört worden; das Ereigniß, welches die Herzogin ins öffentliche Leben rief, erweckte auch Leidenschaften, die das eheliche Glück des sanften und edeln Marlborough nicht ungetrübt ließen. Vergebens hatte er dem leidenschaftlichen Par teihase feines Weibes und ihrer Sucht nach Einmischung in politische Handel entgegenzuarbeiten sich bemüht."

Der stolze Sinn der Herzogin war durch die Anstellung eines Tory Ministeriums, das ihren Wünschen so sehr entgegens lief, empfindlich gefránkt worden. Unaufhörliche Kabbeleien, in welchen Marlborough und Godolphin dazwischen treten und,,Kö nigin Sara", wie man sie zu nennen pflegte, besänftigen mußten, hatten die innige Freundschaft der Damen Freeman und Morley bereits mürber gemacht, während sie Lord Marlborough's Leben auf andere Weise verbitterten. Lord Godolphin und der Herzog hielten es bei Gelegenheit solcher Zänkereien für Pflicht, die Pars tei der Königin zu ergreifen. Wo es auf Muth, Beharrlichkeit und Beredsamkeit anlam, war diese Partei ohne Zweifel die schwächere; aber Lord Marlborough und seine Gemahlin waren oft über das rechte Mittel zur Beilegung der Streitigkeiten vers schiedener Ansicht."

,,Troß aller dieser schmerzlichen Erinnerungen hatte das hdusliche Leben, dem Marlborough jeßt entsagen follte, noch Zaus ber genug, um das Herz des menschlichsten, des musterhafteften Helden weich zu machen. Der Held, der den Feinden seines Vas terlandes unverzagt ins Auge fah, war von Schmerz übermannt, als er feinem Weibe Lebewohl sagte. Er eilte an Bord des Schiffes, um den Sturm seines Innern, dessen er nicht Meister werden konnte, zu verbergen."

Wir müssen hier bemerken, daß Marlborough's Charakter von der Verfasserin öhne Zweifel sehr überschcßt wird. Um uns sere Sympathie für den Helden zu gewinnen, gebraucht fie manches Mittel, das vor dem Richterstuhl der Unparteilichkeit nimmermehr bestehen kann. Marlborough war einer der verderb testen Menschen seines verderbten Zeitalters; feine politischen Handlungen tragen das Gepräge der Unredlichkeit und Unbestáns digkeit, und vielleicht hat niemals ein Mann existirt, dessen staats: männische Laufbahn seinen militairischen Ruhm in solchem Grade befleckt und geschänder hätte.

Die Herzogin war eine Frau von heftigem Temperament, die fich bis zu Schimpfworten gegen ihre Untergebenen herab laffen konnte. In unseren Tagen, wo jede starte Aeußerung der Gefühle, fenen sie nun angenehm oder unangenehm, durch die gesellschaftliche Gitte gehemmt und zurückgedrängt wird, massen folche leidenschaftliche Aufwallungen bei einer hochgestellten Frau Staunen erregen; allein es fehlte damals überhaupt nicht an vors nehmen Damen, die, obschon weniger begabt, als Lady Marlbos rough, eben so große Arroganz besaßen und ihrem Zorne nicht zu gebieten wußten.

Bu jenen Lady's, die unter den Regierungen der beiden ersten George das Zeitalter der Stuart's repräsentirten, gehörte die Herzogin von Buckingham, eine natürliche Tochter Jakob's II.,

1

von Katharina Sedley, Gräfin von Dorchester,

die fich auf ihre Herkunft nicht wenig zu Gute that. Eben so anmaßend, harinddig und rückhaltlos wie Lady Marlborough, ohne den mannlichen Geist der Lesteren zu beflßen, scheute die Herzogin von Buckingham keine Anstrengung, um ihren Halbbruder, den Prátendenten, wieder emporzubringen. In dieser Absicht reiste fie öfter auf den Kontinent; fie verweilte gern mit kindlicher Ehrs furcht vor Jakob's Grabe und beneßte das verwitterte Leichentuch mit ihren Thränen; allein ihr kindliches Pflichtgefühl erstreckte sich nicht so weit, daß sie für Anschaffung eines neuen und kosts bareren Grabschmuckes gesorgt hatte.“

,,Sara Marlborough mußte von Pope's satirischer Lauge viel ausstehen, besonders in einer Epistel, die Bolingbroke für die beste erklärt, die der Dichter geschrieben hat. Jene berühmten und in ihrer Art wohl unvergleichlichen Zeilen an,,Atoffa“ wurden der Herzogin von Marlborough mit dem Bemerken vorgelegt, daß ihre Rivalin gemeint sey. Aber die schlaue Sara erkannte das treue, obschon etwas karrikaturmäßige Portrait. Sie unters brach ihren Vorleser und sagte mit großem Nachdruck:,, Ich weiß, wie es gemeint ist sehen Sie überzeugt, daß ich mich nicht dupiren lasse." Pope mußte einen derben Verweis hinnehmen, doch söhnte sie sich später mit dem großen Satiriker wieder aus. Einige wollen wissen, sie habe ihm tausend Pfund gegeben, damit er jene Epistel unterdrückte; allein das gleicht ihrem troßigen Charakter nicht. Auch konnte die Geißel der Satire dieses Weib kaum noch unpopulairer machen, als sie schon war.“

Wir schließen mit einer summarischen Schilderung des Chas rafters der Herzogin, welche uns vorzüglich gelungen scheint:

,,Neben ihrer ungemeinen Fähigkeit zu Geschäften besaß die merlwärdige Frau cine seltene Gabe, sich mitzutheilen und Ans deren begreiflich zu machen, wie sie etwas meinte. Schon im zartesten Alter war ihr Geist über die Neigungen und Liebha bereien ihrer Gefährtinnen erhaben. Die kindischen Ergöglichkeiten eines Hofes konnten sie nicht herabstimmen; ihrer starken Seele thaten die Feffeln der Etikette Pein Leid an. Obschon die Ums stande sie zwangen, die Gesellschaft einer von ihr verachteten Fürstin zu ertragen, so sank sie doch niemals bis auf das Niveau der friedlichen und anspruchslosen Anna. Selbst während der mes chanischen und beschwerlichen Dienste, die sie, ihre Stellung zus folge, einer gutmüthig - beschränkten Gebieterin erweisen mußte, bildete sich ihr so lebendig empfanglicher Geist Meinungen über politische und andere Gegenstände, bei denen ihr eigenes und ihres Gatten Interesse betheiligt war."

,,Mit keiner anderen Bildung, als die Gesellschaft ihr gegeben hatte, wurde Sara schon in jugendlichem Alter einem Manne verbunden, der, gleich ihr selbst, nur praktisch, nicht wissenschafts lich gebildet, ein Zögling der Welt und des Schicksals war. Das mals besaß sie neben ihrer geistigen Lebendigkeit auch die ganze dusere Liebenswürdigkeit ihres Geschlechtes. Noch hatten die Welt und der Hang zu politischen Intriguen, diefes todtende Gift aller weiblichen Anmuth, ihre Natur nicht verhärtet und die Reizbarkeit ihres Temperaments nicht gesteigert. Jeßt wurde fie Marlborough's Weib, die Gefährtin seiner Gefährten, die Freundin von Männern, welche durch Beredsamkeit, literarische Verdienste oder Tapferkeit glänzten. Ihre Fähigkeiten entwils felten fich in dieser Sphäre verwandter Geister; ihre Beobach tungsgabe übte sich an würdigen Gegenständen. Sie lernte durch Gesellschaft und Erfahrung denken und argumentiren. Viele Jahre nahm sie an den öffentlichen Begebenheiten, welche die Nation beweg ten, nur geringen Antheil; allein es entging ihr keine bedeutsame Erscheinung. Godolphin, von dem sie viel seltener getrennt war, als von ihrem eigenen Gemahl, konnte ihr zu Wilhelm dem Dritten, der seinen Abfall großmüthig verziehen hatte, keine Ans hänglichkeit beibringen; aber fein Umgang wirkte wenigstens mils dernd auf ihr heftiges Temperament; erst nachdem der Lord; Schahmeister einer schrecklichen Krankheit unterlegen war, wurde die Herzogin ganz abstoßend in ihrem Wesen und verlor dadurch die Zuneigung ihrer meisten Freunde. Das weiche Gemüth und die geistige Beschränktheit Anna's frößten ihr Verachtung ein, und fie duldete nur mit großer Selbstüberwindung die Gesellschaft einer Gebieterin, deren ganze Unterhaltung darin bestand, daß fle eine und dieselbe Lieblings-Idee beständig wiederholte; und allers dings haben solche Reden eine lähmendere Wirkung, als absolus tes Stillschweigen."

Bibliographie.

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Medisin. 5 Sh.
Physic and physicians; lives of celebrated medical men. 2 Bde. 24 Sh.
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Australien.

Die Sandwichs-Inseln.

(Schluß.)

In Honolulu halten sich vier; bis fünfhundert Europder auf, während in Kesara,Kalua nur einer oder zwei leben. Fast alle Personen der höheren Stände sind Amerikaner, und der Handel mit sämmtlichen Sandwichs-Inseln wird hauptsächlich von dieser Nation betrieben; die Arbeiter und Handwerker sind größtens theils Engländer. Ueberall wurden wir sehr gut aufgenommen, und fast jeden Abend veranstaltete man uns zu Ehren irgendein Fest. Ich machte hier die Bekanntschaft eines Spaniers, Don Francisco Marini, der ungefähr vor vierzig Jahren nach den Sandwichs Inseln kam, sich an Tamea: Mea anschloß und ihm in allen feinen Eroberungskriegen zur Seite stand. Er soll ziems lich seltsame Abenteuer bestanden haben; unter Anderen erzählte man uns, daß Tamea Mea, der bedeutend krank wurde und seis nem Französischen Arzte Rives nicht so recht traute, diesem befahl, von jeder Arznei eine doppelte Portion anzufertigen und die eine derselben in seiner Gegenwart dem Spanier Marini einzugeben, damit er an diesem erst die Wirkung des Mittels erproben könne. Ein andermal wurde Marini gezwungen, einem Gefangenen den Kopf abzusagen; er selbst bestätigte uns die Wahrheit dieser schauderhaften Thatsache. Doch war Tamea Mea eigentlich nicht grausam, denn er hob den seit undenklichen Zeiten einges führten Gebrauch auf, alle Gefangene nach der Schlacht zu ers wurgen; eben so vernichtete er auch das grausame Gefeß, das den Tod derjenigen anbefahl, die, wenn auch aus Unwissenheit, einen heiligen Ort (tabu) betraten. Marini schien übrigens hier recht zufrieden gelebt zu haben; er hatte 52 Kinder, denn er war kein solcher Anhänger der Monogamie wie der gute Landprediger von Wakefield. Auf unsere Frage, ob er sich nicht nach Europa zurückfehne, antwortete er verneinend und fügte hinzu:,,Dieses Land war so schön, als ich es zuerst betrat; da war noch gute Zeit für alle Europfer; die Sitten waren einfach und natürlich, und die Fremden standen in großer Achtung. Jest aber weiß man nicht mehr, woran man ist, die Wilden haben sich civilifirt, und die Civilisirten find verwildert; die Miffiondre haben Alles verdorben, sie haben den Charakter der Bevölkerung herunterges bracht und Scheinheiligkeit und Heuchelei bei uns eingeführt, die man sonst hier gar nicht kannte." Und als wenn er fürchtete, zu viel gefagt zu haben, feste er begütigend hinzu:,,Indessen sind ihre Einrichtungen doch gut, fie haben die beste Absicht gehabt."

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Obgleich der Europäische Lurus schon anfängt, in Honolulu zu herrschen, so steht man doch erst sehr wenige Wagen; nur einige dort ansässige Europder und Amerikaner haben Kabriolets und anderes Fuhrwerk; Kauikeauli' selbst hat eine Kutsche, deren er fich aber nie bedient. Die reichen Häuptlinge und ihre Frauen, welchen das Gehen ihrer Beleibtheit wegen sehr schwer wird, laffen sich in einer Art Karren von Menschen ziehen. Einstmals begegnete ich auf der Straße dem Statthalter der Insel Mauwi mit seiner Frau, die im Begriff waren, Besuche abzustatten; beide lagen ausgestreckt auf dem Bauch neben einander, das Kinn auf ihre hande gestüßt, und von der Bewegung ihres Karrens schaufelten die beiden ungeheuren Körper hin und her. Eine jahlreiche Menge von Dienern folgte ihnen und ging vor ihnen her; der eine trug einen Sonnenschirm, der andere einen Fliegens wedel, ein dritter den Erben dieser edlen Familie. Die Leute, welche dieses interessante Paar zogen, gingen im starken Trabe; es waren aber auch acht bis zehn starke Bursche vorgespannt, die von Zeit zu Zeit durch andere ersetzt wurden.

Der Statthalter von Mauwi ließ stillhalten, um mit mir zu fprechen; er benachrichtigte mich, daß er den folgenden Tag vor dem Hause des Königs große Heerschau halten werde, und lud mich ein, derselben beizuwohnen. Ich wollte eine so schöne Ge: legenheit, die Streitkräfte der Sandwichs Infulaner tennen zu lernen, nicht verabsdumen und stellte mich also pünktlich ein. Die ganzen Linien Truppen bestanden aus hundertunddreißig Mann, die in drei Reihen aufgestellt waren; ein jeder der Soldas ten trug eine Flinte ohne Bajonett aus Englischen oder Amerikas nischen Fabriken; Einige waren ganz nacht, nur mit dem Maro umgürtet, Andere hatten breite Stücke Zeug auf Römische Art über der Schulter hangen, und noch Andere waren mit Koluss oder Bananenblättern bekränzt. Den Liniens Truppen gegenüber und ebenfalls in drei Reihen geordnet war die Stadt Miliz von Honolulu aufgestellt; man konnte sie nur schwer von den regulais ren Truppen unterscheiden, weil ihre Bekleidung ganz gleich war, doch hatten nur wenige von diesen Bürger-Gardisten Flinten, und die ganze Art, wie fie mit dieser Waffe umgingen, verrieth, daß der empfangene Erersier Unterricht nicht viel bei ihnen gefruchtet hatte. Vor der Thur des Palastes fand die Königliche Leibgarde; fie bestand aus eilf Mann, die alle in weiße Hosen und Jacken mit scharlachnen Aufschlägen und Zierrathen gekleidet waren; jes der hatte eine Flinte mit Bajonett, und das war ohne Zweifel die Elite des ganzen Heeres von Owahu. Sie schienen mit tiefer Verachtung auf die Linien und Stadt Truppen herabzublicken; ihr Rols erhobener Kopf und ihr militairischer Anstand zeigten, daß fie ihre Ueberlegenheit fühlten.

Ein Trommelwirbel verkündete den Anfang der Parade. Ein Offizier las eine lange Rede vor, von der ich natürlich niches verstand; man sagte mir, es hätten auf der leßten Parade mehrere Mann gefehlt und darauf bezige sich diese Anrede. Dann fing

fchluß der Königlichen Leibgarde, sehr ungeschickt benahm; es wurde in Englischer Sprache fommandirt; am Schluß wurde gerufen:,, Aufs Knie! Leget die Waffen hin! Betet!" Der Adjutant las darauf ein langes Gebet vor; der Haufe erhob sich wieder, und nun wurde der Befehl zum Aufbruch gegeben.

Nach der Revue lud mich der König in sein Haus ein; es ist eine gerdumige Hütte, die im Innern reinlich, ja selbst prach tig aussieht. Sie besteht aus einem großen Gemach, dessen eine Hälfte durch kattunene Vorhänge, die der Länge nach aufgehängt waren, in drei Behältnisse getheilt wird; die andere Hälfte das gegen bildet einen großen Saal. Ein feines Gitterwerk bedeckte die inneren Wande; die Balken, welche aus einem sehr harten schwarzen Holze bestanden, waren mit geflochtenen und buntfars big bemalten Stricken zusammengeknüpft; feine Matten lagen auf dem Fußboden, und an jedem Ende des Gemaches war eine breite Thur mit Glasfenstern. An den Wänden hingen einige Bildnisse, unter anderen das des Königs Leopold, noch als Herzog von Sachsen Koburg, das Canning's und die Pors traits von Rio Rio und seiner Frau, die in England gemalt waren. Kronleuchter hingen von den Balken herab, und Stühle, einige Tische und zwei oder drei Sophas standen im Zimmer umber. Kauifeauli führte mich auch in die inneren Gemächer; in einem derselben war ein prächtiges Bett aus übereinanderges legten Matten, das gewiß funfzehn Fuß lang, acht bis zehn breit und zwei Fuß hoch war; auch befand sich in demselben Zimmer ein Schreibpult, worauf einige zerstreute Papiere umherlagen and eine kleine Bibliothek stand, die einige religiöse Bücher, die Kauis feauli gewiß nicht oft liest, und eine Geschichte Frankreichs ents hielt, welche ihm ein Offizier der,,Bonite" vor einigen Tagen geschenkt hatte, in der er aber gewiß nicht mehr als in seinen anderen Büchern lesen wird, obgleich er uns ein großes Verlans gen aussprach, die Französische Sprache zu erlernen. Die mitts lere Abtheilung oder das Mittel-Zimmer diente zum Speisesaal, in welchem nur ein Tisch und mehrere Stühle standen. Haus des Königs liegt am dußersten Ende eines gerdumigen Hofes und ist, wie alle Häuser der Insel, mit einer Mauer um geben, die aus Ziegeln besteht, die an der Sonne getrocknet worden. In diesem abgeschlossenen Raum stehen ungefähr funfzig Hütten, die als Küchen, Speicher, Diener Wohnungen und Kasers nen für die Liniens und Königlichen Haustruppen benugt werden.

Das

Kauileauli gewinnt sehr bei näherer Bekanntschaft; er ist von Natur schüchtern, entdeckt er aber bei den Personen, mit denen er sich unterhält, Gutmüthigkeit und Nachsicht, fo giebt er fich ihnen hin, und man entdeckt bei ihm so manche Verstandes: und Geistes Anlagen, die nur der Entwickelung bedurft hätten. Er fragt sehr viel, und seine Antworten verrathen oft ein sehr ver ftandiges Nachdenken; obgleich sein Charakter von Natur leicht und unbeständig ist, scheint er doch seine Unwissenheit tief zu füh len. Seine Fehler rühren zweifelsohne von der Erziehung her, die er erhalten hat; nur auf unbedeutende Beschäftigungen wurde feine Aufmerksamkeit hingeleitet, daher haftet fie so felten auf ernsten Gegenständen; sein Umgang tragt noch dazu bei, feinen Hang zu Ausschweifungen zu nahren, und mit beklagenswerthem Leichtsinn giebt er sich allen Einflüssen der schlechten Beispiele hin. Einft hatte er am Bord eines Wallfischfängers großen Ges schmack am Faustkampf gefunden, und das Boren war gerade bei unserer Ankunft der Lieblingszeitvertreib des Königs und aller jungen Leute feines Hofes. Durch uns wurde dies Vergnügen verdrängt, denn als der König eines Tages am Bord der,,Bos nite" Fechtübungen beiwohnte, war er sogleich dafür eingenom men, und während der ganzen Zeit, unseres Aufenthalts wollte er nun beständig fechten, entweder mit den Leuten, die ihm der Kommandant auf seine Bitten schickte, oder mit den Matrosen, die zufällig an feinem Hause vorüberkamen; diese hielt er sogleich an, lud fie in sein Haus, legte mit seinem Rocke alle Königliche Würde bei Seite und freuzte stundenlang mit ihnen die Rapiere. So giebt er sich fortwährend nur launenhafter Kurzweil hin und überläßt seiner Schwdgerin Kinao alle Regierungsforgen; diese steht, wie schon gesagt, ganz unter dem Einfluß der Missiondre, bie also eigentlich im Namen des Königs regieren; doch sind diese ihrer Herrschaft_nicht so ganz sicher, und die Opposition, die besonders unter den Fremden gegen fie laut wird, fängt doch an, sie zu beunruhigen. Der König selbst und fein ganzer Hofstaat leben in offener Feindschaft mit ihnen. Nur mit Mühe unterwirft fich Kauileauli ihren religiösen und polizeilichen Anordnungen, und gar oft schüttelt er ihr Joch ganz ab; doch beziehen fich diese Befreiungsversuche nicht auf Staats Angelegenheiten, nur fich für seine Person will er ihrer Beaufsichtigung und ihrem Tadel entziehen. Es findet auch ordentlich zwischen ihm und den Miffiondren eine ftillschweigende Uebereinkunft ftatt; er mischt fich nicht in die Regierungsgeschäfte, dafür darf aber auch lein geistlicher Tadel in seinen Palast eindringen. Seine Abende bringt Kauileauli beim öffentlichen Billardspiel zu und spielt und trinkt mit dem ersten besten Eintretenden, und doch gehörte, mei: ner Ansicht nach, nur eine gute Leitung dazu, um aus diesem noch rohen Demant Lichtblicke zu ziehen. Bei dem ländlichen Feste auf dem Pari konnten wir uns recht von dem Widerwillen des Königs gegen die Miffiondre überzeugen; einer derfelben, welcher mit feiner Frau vom entgegengefeßten Ende der Insel kam und sich nach Honolulu begab, langte gerade auf dem Pari an, als wir uns au Tische feßen wollten. Kauifeauli grüßte ihn kaum und drehte ihm gleich den Rücken su; doch schien der König etwas verlegen zu seyn, weil bei einem Luau immer die größten Ausschweifungen getrieben werden, und das, welches

er uns zu Ehren gab, ist vielleicht das einzige, auf welchem nicht alle Gäste vollkommen betrunken waren. Erst als der Missios når seinen Weg fortseßte und hinter der Bergecke verschwand, schien der König von einer großen Last befreit und gewann seine frühere Heiterkeit wieder.

Während meines Aufenthalts in Honolulu machte ich mehrere Ausflüge in die Umgebungen der Stadt. Das That, in deffen Mitte Honolulu liegt, ist außerordentlich fruchtbar und würde alle Kolonialwaaren in Ueberfluß hervorbringen; selbst die Hügel könnten bepflanzt werden, und es würde Kaffee und Baumwolle in Menge dort wachsen. Eines Tages machte ich mit einem Amerikanischen Kaufmann, Herrn Grimes, einen reizenden Spas gierritt. Ungefähr eine Meile von der Stadt verließen wir den Weg am Ufer des Fluffes und ritten auf einem ziemlich bequemen Wege die Hügel hinauf. Als wir auf dem Gipfel angelangt waren, bot sich uns ein Anblick dar, den man sich gar nicht herr licher und malerischer denken kann. Hinter uns sank die Sonne in den Ocean hinab, vor uns breitete sich zwischen zwei hohen Bergen, deren seltsame Formen sich am Azur des Himmels abs zeichneten, ein grünes und frisches That aus, in welchem ein Fluß durch Taros und Zuckerrohr‹ Pflanzungen dahinrollte; im Mittelpunkt des Thales standen ungefähr funfzig von Brods bäumen und Kuskuy's beschattete Hütten; Thiere weideten auf den Wiesen, die Schatten der Berge ruhten auf dem Thai, die Luft war frisch und mit Wohlgerüchen angefüllt; der Hügel, auf dem wir standen, stieg zu unserer Linken ganz allmälig weiter in die Höhe und war mit einem feinen, golden schim mernden Grase wie mit einem Sammet Teppich bedeckt. Alles war still um uns her, nur einige Vögel flogen zwitschernd über unsere Häupter fort. Wir weilten dort, bis die Nacht durch ihr Dunkel dieses reizende Schauspiel unseren Augen entzog. Lebte ich in Honolulu, wie oft würde ich das reizende Chal von Tornoma besuchen! Adolphe Barrot.

Frankreich).

Herr Viennet, eine autobiographische Skizze.

Jch, der unterzeichnete Jean Pons Guillaume Viennet, ers Sffne meinen Feinden und Freunden, daß ich sie dieses Mal von meiner eigenen Person unterhalten will. Anfangs habe ich es wie im Scherz auf mich genommen, jest hat man mir eine Ehrenfache daraus gemacht. Wein Vater Jacques Joseph

focht bei Roßbach mit drei anderen Offizieren seiner Familie und erhielt in dem Frieden von 1763 seinen Abschied ohne Pension und ohne eigenes Vermögen zu befißen. Zwei Verheirathungen fesselten ihn an Béziers, und die Revolution von 1789 brachte ihn nach und nach, so wenig er sich auch darum bemühte oder mit Intriguen umging, in den Munisipal Rath seines langs jährigen Wohnorts, in die gefeßgebende Versammlung, den Kons went und den Rath der Alten. Wenige Züge aus seinem polis tischen Leben werden zu seinem Bilde hinreichen. In dem Pros seffe Ludwig's XVI. bemühte er sich, darzuthun, daß dem Kon vent das Recht, ihn zu richten, nicht zustehe; und als er deffens ungeachtet verurtheilt war, stimmte er für die Verwahrung des Königs bis zum Frieden. Vom Konvent beauftragt, 60,000 Pferde, die zur Remonte für vierzehn Armeen bestimmt waren, in Empfang zu nehmen, schlug er 30,000 Louisd'or, ein Geschenk des Lieferanten, aus und verminderte die Remonte um ein Drittel. Durch solche und viele ähnliche Züge kam es, daß mein Vater bei seinen Kommittenten sich den Namen des alten Römers ers warb. Drei Monate vor dem 18. Brumaire zu seinen Laren zurückgekehrt, seßte er seine ehrenvolle Laufbahn bis zu dem Alter von 92 Jahren fort, ohne einen Feind gehabt zu haben. Ich bin das älteste seiner Kinder aus zweiter Ehe. Ein Abbé, mein Oheim von mütterlicher Seite, lehrte mich, als ich drei Jahr zählte, etwas Latein ftammein, und mit 14 hatte ich meinen philosophischen Kursus beendigt. Ich war von meiner Familie bestimmt, in die Stelle von einem Bruder meines Vaters zu treten, der seit dreißig Jahren die Pfarre von St. Méry vers waltete. Die Revolution änderte diesen Plan, und anstatt des Chorrockes legte ich die Uniform an. Noch sehr jung, trat ich als Seconde Lieutenant in die Marines Artillerie, und auf dem Schiff ,,Herkules" nach einem der blutigsten Nachttreffen gefangen ges nommen, blieb ich einige Zeit in den Pontons von Plymouth. Bald nach meiner Auswechselung verlangte man von mir über das Konfulat ein Votum, deffen man sich überheben konnte. Ich fagte,,nein", Rimmie auch späterhin gegen das Kaiserthum, und der Minister Decrès schwor mir einen tödtlichen Haß. Ích avans cirte von nun an nur nach der Anciennetắt, und die Excellens hatte noch die Härte, während anderthalb Jahre eine Haupts mannsstelle unbeseßt zu lassen, die mir mit Recht_zukam. In dieser Eigenschaft machte ich im Jahre 1815 die Campagne in Sachsen mit; daselbst empfing ich nach der Schlacht bei Lügen und Baußen das Kreuz der Ehrenlegion. Auch den Schlachten bei Dresden und Leipzig wohnte ich bei und wurde hier in dem Augenblicke zum Gefangenen gemacht, wo die Brücke in die Luft Alog.

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Unter der Restauration nach Frankreich zurückgekehrt und ent, schloffen, die Hauptstadt nicht mehr zu verlassen, wo mich mein schriftstellerisches Leben feffelte, verdankte ich die Erfüllung dieses Wunsches der Güte des Herrn von Montélégier, Adjutanten des Herzogs von Berry. Dieser General machte mich fogar zu seis nem eigenen Adjutanten, und ich kann das Wohlwollen eines

Prinzen, den man fo grausam verleumdet hat, nur loben. Der 20. März zertrümmerte meine Aussichten in die Zukunft. Ich blieb nicht minder meinem Vaterlande treu, und bei ihrer Rückkehr von Gent bestraften mich der Prinz und der General mit ihrer Vernachlässigung für 14 Tage Dienstzeit, der ich wch rend ihrer Abwesenheit in Paris mich unterzogen hatte. Der Marschall Gouvion St. Cyr og mich wieder aus dieser Uns gnade, indem er mir in das Corps des Generalstabes Aufnahme verschaffte. 1823 in Folge der Anciennetdt zum Escadron Chef ernannt, wurde ich durch Herrn von Clermont Tonnerre jur Strafe für meine Epistel an die,,Eumpensammler" von den Listen gestrichen. Die Julis Revolution gab mir meinen Tressenrock wieder, und vier Jahre später wurde ich Oberst, nachdem zwölf meiner jüngeren Kollegen mir schon den Rang abgelaufen hatten. Ich befinde mich endlich im Ruhestande mit einer Pension von 2400 Franken.

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Mein titerarisches Leben hatte schon vor dem Zeitpunkte bes gonnen, mit dem ich hier angefangen. Als slebenjähriger Knabe reimte ich, und Gott verzeih mir die ersten Verse, die ich dem Publikum übergeben. Das erste Stück, das mir Ehre machte, war meine,,Epistel an den Kaiser über seine Genealogie". Den ersten akademischen Preis erwarb mir im Jahre 1810 meine Epistel an Raynouard. Ueberhaupt habe ich deren 40 verfaßt, von denen 32 gesammelt und von den Journalen vor 1830 sehr gelobt worden sind. — Made, als ein Dichter in der Provinz zu vegetiren, fühlte ich den heftigsten Drang, in der Hauptstadt zu leben, und es war im Jahre 1814, wo ich auf das Straßenpflas fter von Paris geschleudert wurde, mit der Aussicht auf halben Sold, zwei Tragödien und die Hoffnung in meinem Ränzel, beim Eintritt ohne Gönner, ohne Lobredner, ohne Freunde, ohne felbst einmal zu wissen, daß man deren bedürfe, wenn man zu Ruf fommen wolle. Aber schon im Jahre 1813, als mein Weg nach Sachsen mich über die Hauptstadt führte, hatte ich meine Tragödie,,Chlodewig" untergebracht, und dieser folgten die ans deren: Alexander, Achill, Sigismund von Burgund, Arbogast und die Peruvianer. Die erste und vierte find gespielt worden, die anderen stehen auf dem langen Register des Repertoirs, und andere sind im Begriff, ihnen zu folgen.

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Mit meinem Auftreten im Pariser Athendum drndtete ich die ersten Beifallsbezeugungen der Hauptstadt. Ich las daselbst mein Gedicht Parna“ vor. Wiederholte Auflagen, Ueberseßuns gen, Lobeserhebungen, Popularitat, Alles brachte es, nur nicht Geld. Aber die Griechen hatten mein Gedicht bezahlt mit Lob, Achtung und Vertrauen, hatten mich in das Geheimniß ihres Aufstandes eingeweiht. Auf ihrer Durchreise durch Paris besuchs ten die Gesandten von Parya meine bescheidene Wohnung; Achens Dichter überseßten mein Epos in die Sprache Homer's und beehr ten mich mit schmeichelhaften Briefen. Darauf folgte die ,,Belagerung von Damaskus". Ich gestehe, um auch hierin ges wissenhaft zu seyn, daß es nicht gut war;,, Sedim oder der Ne gerhandel" schloß sich an dieses, und um nicht wieder freimüthig zu seyn, bekenne ich, daß es Interesse und Poesie hatte. Es ers fchien dann mein großes Gedicht,,die Philippide". Die Kritiker waren parteiisch, ungerecht, bitter, der Lobeserhebungen wenige, schüchterne; ich hatte schon die romantischen Empfindlichkeiten beleidigt. Das junge Frankreich_rächte sich an dem wichtigsten Werte meines Lebens für meine Satiren; das zwei Monat darauf erfolgende Fallissement der Verlegers gab ihm vollends den Gnas denstoß. Aber was man auch sage, das Gedicht wird leben; die triumphiren zu früh, welche behaupten, daß sie es todt gemacht und daß es kein besseres Schicksal verdient hat.

Ein Werk in Prosa und Verfen, betitelt,,Spaziergänge auf dem Kirchhofe Père Lachaise", wurde von dem Publikum und den Journalisten besser aufgenommen, die erste Auflage war in vier sehn Tagen vergriffen, der zweite Band befindet sich seit zehn Jahren in meinem Portefeuille.*) Meine beiden Romane ,,der Thurm von Monthléri" und das,,Schloß St. Ange" find hinlänglich bekannt. Nimmt man dazu meine Oper Aspasia und meine neuste Komödie,,die Schwüre", so ist das Register mei: ner literarischen Production vollständig. Alles zusammen würde zehn starke Oltavbände füllen, 'rechnet man aber dazu, was sich noch in meinem Gewahrsam befindet an Dramen, Episteln, Fa beln und dergleichen, so würde dadurch die Zahl der Bände auf vierzehn anwachsen. Damit soll es stehen, wie es Gott, den Ko modianten und Buchhändlern gefallen wird. Ich habe nur die Fähigkeit, zu produziren, aber nicht die, das Produzirte unter die Leute zu bringen. Ich darf nicht vergessen, daß ich Journas lift war, was hatte ich sonst in Paris mit meinem bescheidenen Halbfolde anfangen sollen? Ich hatte zu wählen zwischen dem Vaudeville und Feuilleton. Ich entschied mich für das lettere und debütirte 1815 im Aristarch. Nach dem plöglichen Hintritt Desselben ging ich zu dem Journal de Paris über und arbeitete hier bis zu dem Tage, wo die ungeschickten Eigenthümer es an das Ministerium Decazes verkauften. Ich folgte den Abonnenten und ließ mich bei der Redaction des Constitutionnel eintragen. Seit 1830 führe ich nur noch die Feder für das Memoire.

Als Mitarbeiter des Journal de Paris fam ich in Verbindung mit dem trefflichen Grafen Ségur, der mir auf dem Sterbebette

*) Der erste Band meiner Geschichte der Revolutionskriege im Norden" miß auf gleiche Weise vergriffen worden; der zweite ist ebenfalls der Deffent: Sichkeit entzogen.

- seinen Siß in der Akademie vermachte und mich bat, sein Nach; folger zu werden. Zwei Tage darauf erfuhr ich, daß Benjamin Conftant fich darum bewarb; ich theilte ihm die mir gewordene. feierliche Einladung mit, und seine Antwort bei dem Namen meines Vaters sen es geschworen war grob und beleidigend. Ich sah ihn an, fand einen Sterbenden und entfernte mich, ohne etwas zu erwiedern. Ich unterließ, die übrigen Mitglieder der Akademie zu besuchen, nachdem ich es bei dreien gethan hatte. Die siebzehn, welche mich wählten, hatten von mir nur Karten bekommen; keine Gönnerschaft unterstüßte meine Wahl. Ich war glücklich, ich hatte dem Herrn von Ségur Wort gehalten. Ich bekam den Auftrag, ihm ein Elogium zu halten, eine Herzens schuld zu bezahlen, den Lohn einer zwölfjährigen Freundschaft. Auch im Hinblick auf meine Vaterstadt fühlte ich mich glücklich, indem ich bedachte, daß ich der vierte Akademiker war, der dieser berühmten Körperschaft von dorther einverleibt wurde. Esprit, Pelisson ́und Mairan waren Söhne Béziers.

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Mannigfaltiges.

Bon

Literarisches aus London. Der Verfasser der,,Picks mickier“ und des,,Nicolas Nickleby", Bos Dickens, der bekanntlich auch seine Romane in der jeßt so beliebten Art, in einzelnen Liefer rungen, herausgiebt, hat für das nächste Jahr ein neues Werk,,nach einem ganz neuen Plan" angekündigt; die erste Lieferung davon foll im März erscheinen. Man sieht, er versteht es, das Publikum in Spannung zu sehen. Sein,,Nickleby" naht sich endlich dem Schluß; der lehten Lieferung wird das Portrait des Autors, von Maclife gemalt und von Finden gestochen, beigefügt werden. Mistres Trollope hat durch ihren,,Fabrik Knaben" eben so die Eigenthümer der großen Fabriken in England gegen sich aufges bracht, wie sie sich früher durch ihr Buch über die Vereinigten Staaten die Amerikaner zu Feinden machte; und so wie hier hat sie auch dort Federn zur Vertheidigung der Angegriffenen in Be wegung gesegt. Mary Ashley, das Fabrik Mädchen", wird als die bedeutendste unter diesen Entgegnungsschriften genannt. Unbefangene erklären die Uebertreibungen auf der einen Seite für eben so groß als auf der anderen.

Republikanische Courtoisie eines Theater: Dis rektors. Als im Frühling des Jahres 1800 zu Paris der Bes ginn der Vorstellungen des Theaters der Republik und der Künste auf eine spätere Stunde verlegt werden sollte, zeigte der damas lige Direktor dieser Bühne, Herr Devismes, dem Publikum diese Veränderung in folgender Weise an: Paris, 29. Floreal (18. Mai) im Jahre VIII. der Republik. In der Jahreszeit, wo die Sonne ihre Macht offenbart, in der Jahreszeit, wo Flora ihren glänzenden Schmuck entfaltet und ihre füßesten Wohlges rüche in die Lüfte ausströmt, da wäre es unvernünftig, dem Menschen, der die nur zu flüchtigen Gaben ergreifen muß, welche die Rückkehr der schönen Lage ihm darbietet, jus muthen zu wollen, daß er sich gerade in den schönsten Abends stunden in einen Schauspielsaal einschließen solle. Es gestemt sich, zu warten, bis die Nacht mit ihren Schatten die Reichs thümer des großen Pan bedeckt hat; dann und nur dann dürfen dem Publikum die Schöpfungen des Genius und der schönen Künfte dargeboten werden; so geistreich sie auch seyn mögen, fie müssen doch immer gegen die Wunder der Natur zurückstehen. Andererseits hat die Französische Nation auch eine neue Art der Tages Eintheilung angenommen. Damit also die Vernunft den Gebrauchen und der Ordnung der Jahreszeiten sich anschließe, schien es mir angemessen, daß in der ganzen Zeit der Sommerhise das Theater der Künste erst um 9 Uhr Abends ges öffnet würde, nachdem des Tages Last vorüber ist. Ich hoffe, daß diese Anordnung dem Publikum genehm seyn wird; sie wird seine Genüsse vermehren, indem sie die Reihefolge seiner Vergnügun gen regelt. Die Bürger und die Künstler (d. h. die Theater Mits glieder) werden so ihr Diner in ihrer Gesellschaft mit Ruhe eins nehmen, dann die Promenaden und Garten besuchen und dort das bezaubernde Geschlecht bewundern können, dessen Anmuth und sierliche Toilette den Schmuck derselben erhöht; sie werden dann, gestärkt von der frischen Luft, nach der Oper gehen, deren Schaus spiel erst beginnen soll, wenn die Natur das ihrige geschlossen hat. Ich erlaube mir demnach, das Publikum zu benachrichtigen, daß mit der ersten Delade des nächsten Prairial die Oper um 9 Uhr Abends anfangen wird." Eine Fluth von Wigworten und Epigrammen ergoß sich über dies bombastische Manifest des Bür ger Devismes; es wurde in Verse gebracht und nach einer bes liebten Melodie in einem Vaudeville auf dem Theater Favart gesungen.

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