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und die Vislon eines Benediktiner Mönchs, in welcher ein von einer Laube entrücktes Kind die himmlischen Regionen besucht, las und fommentirte man allgemein mit großem Interesse. Dazu wurden in allen Städten Italiens geräuschvolle Feste veranstaltet, deren Gegenstand die Mysterien der Religion waren: in Florenz gab man Vorstellungen der Höllenqualen, der Leiden des Erlösers und der Freuden der Seligen in Frankreich wurden Todiens Ednje gemalt. Ueberall trieben Gespenster ihren Spuck; alle Gemüther hielt die Furcht vor dem Ende der Welt, das man sehr nahe glaubte, in angftvoller Spannung, und in Rom sah man bei Gelegenheit des Jubelfeftes der Kirche die Bevölkeruns be die Bevölkeruns gen ganzer Ortschaften in hdrenem Bußgewand durch die Straßen siehen, um durch Kasteiungen den Himmel zu verdienen. Dante, der alle diese malerischen Berirrungen seiner Zeitgenossen kannte, verklärte fie in seinem schaffenden Geiste zu erhabenen Allegor rieen, und so entstand seine Wanderung durch die Hölle, das Feger feuer und das Paradies, als deren nächste Veranlassung er ans en wat wijden der Wege de pepitrend, in einere deer lichen der Stadt des Pluto und dem Orte der Seelen Reinigung gerathen sen.

Wenn also Dante, um sein Zeitalter zu schildern und das Ins tereffe der Mitwelt rege au machen, dem Glauben oder Aberglaus ben seiner Mitbürger sich anbequemte, so ist es, thericht, ihm vorzuwerfen, daß er nichts Neues geschaffen habe: seine Origi nalitet liegt in der Ausführung, und jene diteren Vißonen find

Schiff ohne

tes often mußte. Eine schimpfliche Bedingung der Wiederaufs loften, muegel berumtrieb und die Bitterfeit fremden Brods nahme, die man ihm ftellte, hatte seine große Seele e mit Empos rung zurückgewiesen. Dennoch war er fern von Raches Gedanken und wollte, als Kaiser Friedreich Florens belagerte, unter feiner Bedingung gegen ein Land lampfen, wo er zuerst das Licht ers blidt, ja, er feierte die Stadt Florenz noch immer mit wars mer Anbanglichkeit, obschon sie ihm endlich auch seine Söhne ins Elend nachschickte. Dante fristete sein kümmerliches Daseyn nur bis zum 35ften Jahre; ungeftillte Sehnsucht und der Schmerz, von fremden Wohlthaten leben au mullen, batten feine Gefunds heit untergraben. Seine Asche ruht unter dem schüßenden Flügel der Gastfreundschaft zu Ravenna, und den Florentinern blieb fünfhundert Jahre lang nichts als der Ruhm, den größten Mann des Mittelalters hervorgebracht, und die Schande, ihn verstoßen zu haben. Die Enkel machten wieder gut, was ihre Alvordern abel gemacht, indem sie Dante ein Monument errichteten allein datur it, Italien bites ratur wahrhaft theuer ist, geht lieber nach Ravenna und huldigt den Manen des Dichters vor der bescheidenen Zelle, die seine heilige Asche birgt. Defendente Sacchi.

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armselige Skelette in Vergleich mit der Großartigkeit seiner Philarète Chasles über den Roman der Bülwerschen Ehek Göttlichen Komödie.

Das Jahrhundert fand Geschmack an Galanterie, und in Dante's Herzen war die Liebe zu der verklärten Beatrice noch nicht verglüht; er hatte in der Vita Nova gelobt, ihren Namen zu verherrlichen, und er löste sein Wort auf eine glänzende Weise: die ehemalige irdische Liebe in die reinste geistige Zuneigung ums wandelnd, ließ er Beatrice die Ursache und das Heil seiner vers hängnisvollen Wanderschaft werden. Beatrice sendet ihm den Virs git als Gefabreen; sie erscheint ihm, wie er sie als zarces Magdlein im Hause Portinari gesehen, mit demselben flammenrothen Ges wand belleidet, und fährt ihn von Sphäre zu Sphäre bis an den Ort, wo das göttliche Urlicht strahlt. Aber auf dieser mystischen Reise beschwöre der Dichter das Riesen Drama, seines Jahrhuns derts, die einander widerstrebendsten Charaktere, den Kampf der mannigfachsten Leidenschaften, die Laster und Tugenden der Mits welt vor das Auge unserer Phantasie; er ruft abgeschiedene Ges nerationen aus ihren Grabern schildert die Menschen, wie sie waren, und theilt ihnen Belohnung und Strafe zu. Dann vers sendet er Seherblicke in die Zukunft und weissagt den Lebenden ihr jenseitiges Schicksal

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In diesem erhabensten Berufe, Richter zu seyn über ganze Ges nerationen, folge Dante nur der Stimme des Rechts und der Wahre heit. Kein Groll, keine Parteisucht besticht ihn; vor seinem Tribus nale wird keine Nation, keine Stadt, kein Gewaltiger dieser Erde ungestraft entlassen: er ist furchtbar wie die ewige Gerechtigkeit. In Siena wohnen Thoren, in Arezzo Hunde, in Cassentino Elende, in Florenz Unbesonnene; die Bologneser find Kuppler, die Loms barden Rüpel die Genueser der Sinnenluft ergeben. dennoch erspcht und rühmt er an allen diesen Orten auch Tugendens er enthüllt nur die Wunden jeder Stadt, damit keine gegen die andere sich vermesse und alle sich die Hände zur Eintracht bieten mögen. Er bemitleider die Feinde selbst in ihren Qualen und läßt seine Freunde Brunetto und Farinata wegen schmählicher Thaten, die fie begangen, den Gestank der Hölle einathmen. Auch Entfernten, mit denen er in gar keinem Berhditnik gestanden, sagt er ftrenge Wahrheit: er rúgt an den Königen Englands und Schottlands. ihre Eroberungssuche, an Alfons II. seine Laster, an Dionys von Portugal seinen Wuchergeist, an Philipp dem Schönen seine Fale. schungen. Dante, der Erulant, vollzieht allein und ohne Helfer die große Rache für alle Unbilden seiner Zeit, ohne den Haß der Gewahhaber, den Dolch des Meuchelmörders, der ihm auflauerte, zu fürchten. Sein Gedicht ist gleichzeitig eine Satire auf die Migbräuche, eine Geißel der Laster, eine Geschichte der damalis gem Generation und eine die Mysterien: der Schöpfung ers schließende Wissenschaft.

Und alle die wunderbar mannigfaltigen Elemente dieser welt umfassenden Dichtung erscheinen in dem poetischen Gewande, das jedem derselben angemessen: schwer athmend und fürchterlich ist Dante's Sprache unter den Verworfenen, beflügelter und ers quitlicher am Orte der Sühne, ganz von himmlischer Glorie um floffen im Paradiese. Ugolino's Schicksal entlocktruns: Thránený die wunderbare Schilderung des Falles der beiden Liebenden er zeuge ein gemischtes Gefühl, das leine Sprache wiedergiebt; die Worte Cacciaguida's und Sankt Peters in der behren Stille der Himmet find prophetisch, mit Staunen erfüllend. Diese Welt von Stoffen, diese gigantische Schöpfung, welche die Keime zahlloser Dramen in ihrem Schoße birgt, umfaßte und gestaltete der Ger nius: Eines Mannes dieses Buch, dem teine Nation, lein Beitale ternetwas Gleiches an die Seite stellen kann, erhielt von ihm den Namen Komedie, aber Himmel und Erde hatten daran gears beitet, und fünf Jahrhunderte haben sie als die Göttliche ber jeichnet.n

Dante ift des Mangels an Liebe zu seinem Vaterlande beschule digt worden, weil er so oft die Blige seines lumuths gegen Florens, schleudert; allein diese Entrüstung war edler Natur, der Dichter surnt und strafty war zu bessern. Wohl konnte. Dante mit Recht über feine Vaterstadt bittere Klage führen; denn sie hatte ihm schuldløs verstoßen und in eine Lage verseßt, daßsers wie ein

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(Schluß.) 310 $1901 190starsódn Hören wir, wie Lady Bulmer den alten Whig schildert, dend Freund von For, das Haupt der alten liberalen Schule:,,Er war fagt sie,,,ein Liberaler von altem Schlage, bis an fein Ende treu dem Jokei in der Livree und dem Spenser über dem Kleid. Mans fand ihn eben so oft am Fenster des Klub, als an dem feinigen, und seine Wirthschaft war der Typus einer Whigwirthschaft. Die Min fere feines ordnungslosen Aufwands ruinigte ihn ohne Ehre, aber wenn nur sein Haus in der Mode war und fein Salon für ans genehm galt, fümmerte ihn das wenig. Wenn man sich mit Sheridan betrunken, mit For disputirt und an die Herzogin von Devonshire Sonnette geschrieben hat, da fann man nicht umbing sich unendlich hoch zu achten. Und das that auch Herr Neville Er glaubte noch freif und fest an fein altes Renommee, obgleich dasselbe längst in den Mumienzustand übergegangen war; e betete sich an. Das Innere seines Hauses war sein vollkommeness Abbild: verschoffene Tapeten, verblichene Vorhange, abgenuste Borten, alte Ottomanen von Isabellenfarbe, Griechische Stühle, weiß angestrichen, mit vergoldetem Holz; kleine enge Kaminer mit unmerklichem Feuer; Kandelabers von veralteter form; Bes dienten ohne Puder, schlecht beschuht, schlecht gehalten, in Nan kinhosen mit filbernen Schnallens ein Kellner mit dammhirsche lederner Weste und stahlgrauen Pantalons; ein dunkler Speiser faal mit rothen Vorhangen, schlecht gepußten Tischen und Stüh len von rothem Maroquin. Es war das treue Bild eines Whiggi stischen Hauses, zur Zeit als Napoleon Armeen aushob und Wile liam Put Taren ausschrieb. Im öffentlichen wie im Privatlebens Wbig, liebte er überall die kleinen Mittel und die halben Mass regeln. Er war ein trefflicher Vater, ein guter Gatte, aber nur in Worten. Er hatte gern seine Frau und seine Kinder glücklich gemacht, nur durfte es ihm kein Opfer kosten. Sobald man. Geld von ihm verlangte, sagte er immer:,,Meine theare Freunding ich weiß nicht, wo aus, noch ein; es ist mir durchaus unmöglich hundert Pfund Sterling zu schaffen. Nimm bei den Lieferanten, so viel Dir. beliebt, ne können mir am Ende des Jahres dies Rechnung einschicken; nur bitte ich Dich, meine Liebe, versage Dir Nichts." Er ließ seine Kinder Wechsel auf ihn ziehen ja, er forderte sie selbst dazu auf, bis er gulegt entdeckte, daß seine Passiva seine Attiva aberstiegen." and around th

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Das ist ein leichtes, hübsches und sehr wahres Bild Das die Verfasserin es ohne Bitterkeit geschrieben hat, so liest man es mit Vergnügen. Warum hat sie den ganzen Roman nicht for geschrieben? Ja, fie mußte sich rächen; fie vergaß, daß die Un parteilichleit einen sehr wesentlichen Theil des Talents ausmacht, und daß wir nur das mit Vergnügen lesen, was uns wahr, ebres lich und ungesucht scheint. Wenn man dies Leute zu schwarz? macht, so fühlt sich das Publikum versucht, sie weiß zu waschen Herr Bulwer ist, so sagt man wenigstens, etwas altflug und ger zwungen in feinen Manieren, etwas oberflächlich in seinem Wiffen; es ist bekann, daß ihm diese Fehler vorgeworfen werden. Vielleicht wird er auch mit allen unseren genial seyn wollenden Zeitgenossen jenes Marktschreierische, fenen Uebermuth gemein haben, der fest an der Tagesordnung ist aber was wir nichts glauben können ist, daß Bulwer in allen Stücken dem folgenden Bilder Lord Clifs ford's dbnlich feon folle

,, Lord Clifford war eine hagere Person von ungefähr leben Fuß, von so steifer und gezwungener Haltung, daß man, wenn man ihn fah, glauben mußte, er tönné selbst im Schlaf leine! bequeme Lage einnehmen; seine Haare waren braun, hart, schlicht und unbiegsam, seine Augen klein und hellgrau, und eine Adler nafe batte er von so Starter Krümmung, daß man sie für einer Karrikatur balten fonnte. Es ist vielleicht überflüssig, zu bemerkenyr daß er in der Soiree immer ein blaues Kleid mit goldenen Knöpfen trug, mit einer Binde, die so steifs war, wiedihr Herr, und wie in Marmer gehauen schien. Er besaß einen harlekinartigen Geißt, aus lauter bunten Lappen und Stücken zusammengefest, die ihr Bestzer fortroährend zufammensüflicken und in Ordnung ju bringen

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fuchte Der arme Mann ward damit nie fertig, und er trieb les mitoreiner Selbstgefälligkeit, die sich das Schwerste zutraute. Seine Sucht, universell zu seyn, gab ihm Aehnlichkeit mit einem Eremplar der PfennigsEncyklopädie Gemeinpldse sprach er mit forvist Pomp und Nachdrad, daß es ausfah, als ob ein Elephant feinen Rüssel trammite, um einen Strohhalm aufzuheben. Dieser Mensch, der Alles gelernt aus haben glaubte, hatte gewiß in der Schule vom Schwerpunkt und feiner Wichtigkeit sprechen hören: daher verlor er ihn auch nie, und bei der hohen Meinung, die er von seiner Person hatte, hielt er fich für das zum Gleichgewicht dess Universumsgunentbehrliche Atom; daher trug er auch fort während die größte Sorged für fein Jch Erlachte nicht und wenn er einmal Andere lachen machte, blieben seine Mienen unvers Indert. Er war waltraliberat in der Politik (was das Schreien erleichters), und Despot und Tyrann im Privatlebeng wahrscheine lich um nicht einseitig zu seyn, ein Kaligula in den guten und ein Drako in den bösen Stunden, während Alles, was ihm gehörte, einsige in feiner Art war und vollkommen zu ihm pastes nur seine Frau nicht. Diese war aus seinem ganz anderen Stamm; man duldete: fie und das war: Alles."og en allow signal 959 9. 15 Aus dieser Schilderung spricht zu sehr dies beleidigte Fraus Das ist nicht Bulwer, der elegante Dandy mit den blauatlassenen Schößen und den tadellosen Handschuhen, zwar etwas freif sandy starr, aber mehr ein Byron, als ein Aristokrat. Madame Bulwer verwechselt die Vornehmheit der Geburts Aristokratie mit der des berdhinten Mannes, die finstere demokratische Stimmung, die sich mie Ellenbogenstoßen einen Weg durch die Wenger bahnt, um sich nicht in derselben @averlieren, mit der Grandezza eines alten Adels, der, stolz auf seine Ahnen, stolz auf seine gesellschaftliches Stellung mit gefchloffenen Augen und suffisanter Wiene einhers schreitet. Herr Bulwer hat den Stolz eines homo novus der nach Popularitat strebe. Man muß den Gecken und den Einge bildeten spielen, wenn man sich einen Weg durch das Volk bahnen will; wer die Waffen nicht zertritt, wird von ihnen zertreten, und Bulwer ist der Mann der Masses Man betrachte Mirabeau, O'Connell und alle Volkss Tribunen, sie haben den Gang und die Manieren eines Jupiters wenn sie sich klein machten, würden fie von der Menge fibersehento de mandoh Lord Clifford wird von Madame Bulwer nicht geschont; desto sarter geht sie mit Julia um; der Heldin des Romans, der Lady Clifford, und das soll siel felbft feymSie läßt es ihr nichts an Lilien und Rosen, an Schönheit und Anmuth, an Liebenswüre digkeiten Eroberungen, Liebesschmerzen and Anbetern feh -Anbetern feh lens Sieht das nicht aus,mals wenn Sie vor Ihrem Spiegel Toilette machten, Madame Fragen Sie sich einmal im Stillen, ob Sie wirklich ein so vollkommener Engel sind. Sind Sie Lady Clifford oder nicht? Sind Sie's nicht, so ist Ihr ganzer Roman ein schlechtes Ding ohne Interesse; sind Siels, dann ist die Eigen liebe zu weit getrieben, und das Publikum wird gegen Ihre Selbstüberschäßung Partei nehmen. Es ist wirklich Schade, daß Sie nicht fene fonderbare Englische Gesellschaft, die Ihnen fo verhaft zu seyn scheint, mit Bitterfeit, so Sie nicht anders fönnen, aber doch auch mit Wahrheit maten wollten. Was Sie hervors heben konnten, das ist der harte Kampf des Herrn Bulwer selbst gegen die öffentliche Meinung, seine Bemühungen, sich in die alte genealogische Aristokratie Englands einzubringen; darin steckt ein ganzes Drama. Sie sagen, er hat sich bücken und schmiegen, den Großsprecher und den Angreifers spielen, tadeln und intris guiren müssen, um fein Ziel zu erreichen. Eben for fcblau als Beaumarchais und stolzer als er bezeichnet er, wie wir glauben, Uebergangspunkt, einen

die Parodie Werther's, eines Poffe des Théâtre des Variétés, det? fie eine Seite entlehnt, Heureusement; die bekannte Erzählung von Marmontel, und ler Tableau de Paris, das sie heren Repor mucène Lemercier zuschreibsyndeffen philofophifchend Ver stand und treffenden Blick fie rühmt. Der treffender Blick und der Verstand Mercier's gerechter Himmet! Sioditive Jralidnisch und Französisch was sie tanny und jedes ihrer Eitates ist eine Verstümmelung von Gilbend nud Votalen peine Beleidigung des Dictionnairs und der Grammatif. Die Enge lander haben überhaupt die Sucht, Französisch zu siren, befor ders wenn sie es nicht verstehen; auch Herr Bulwer, der Manny hat sich hierin unglaubliche Schniger zu Schulden kommen lassen Aber wenigstens giebt er in seinem Mattravers das Bild eines wahren Franzoseng eines Herrn des Montaigne in dem mand wirklich den Fünfzigjährigen wieberettennt, wie er in Frankreich ist mit seiner gemdsigten Ironie feiner rubigen Thätigkeit, feis ner Erfahrung, feinem eingewurzelten Skeptisismus, feiner gee messenen Höflichkeit, seinem geringen Vertrauen zu den Menschen. und seiner geringen Begeisterung für die Dinge. Wir rathen der Lady Bulwer, diesen trefflichen Theil von Maltravers noch einmal zu lesen, wenn sie eine gute Romanschreiberin werden willd Wenn sie Französische Anekdoten erzählt, sollte sie wenigstens den Sinn der Worte, die sie braucht fennen, den Sinn des Wortes roué, welches niche,Spisbubel bedeutet, wie sie meine sondern mit dem Radie (roue) hingerichtet. Sie hat über dieses Wort eine Note, die sich durch Pedanterie und Unwissenheit auss seichners Vor der Französischen Revolution fage fiebrauchte man das Bort roue von allen Banditen Betrügern und Mörs dern, und nicht bloß, wie jest, von den Freigeistern chur einige Personen brauchten es schon damals so aber sie waren so vors sichtig, das echt Französische Beiwort aimable hinzuzuzufügeng un roné aimable hieß so viel als ein Freigeist par excellence, im Gegenfaß zu dem gewöhnlichen Taugenichts oder roué.Sie tduschen sich, Madame; Ihre Sirenstudien sind eben for mangets haft als Ihre grammatikalischen. Die Roue's der Regentschaftis schlechte Subjekte, die sich Alles erlaubten und sich des Rades würdig glaubten, haben dieses Wore, das der kleinste Schüler) versteht in die Französische Sprache eingeführton Calas warl Moué, Desrues war es; die Freunde des Kardinal Dubois waren auch Roues aber von verschiedener Art. Man schämt sich wirks ich, einer Dame solche Verweise zu geben, die, wie man sage, sehr liebenswärdig ist sie selbst wenigstens ist davon burchbrunes gen, wenn sie von Julia, ihrer verfolgten Heldin, spricht, der fie die schönsten Augen, den reisendften hals, die gefühtvollste Seele giebt, und die nach dem öffentlichen Gerücht Niemand anders ist, als Lady Bulwer in Persons Der Französische Fouri nalist, den sie in Venedig triffe und den stenherr Barbouiller nenntist eben so unausstehlich durch seinen Esprit, wie ihre Mademoiselle d'Antoville und ihr Herr von Rivolt. Wir fragen noch einmal, wo hat Lady Bulwer diefe Leute gesehen?

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Here Fonblanque, den sie unter dem Namen Fonnoir mis handelt, und eben so die anderen Redacteure des Eraminer, den ne dent Investigator nennt, werden von ihr als in völliger Abr hängigkeit von dem Willen des Herrn Bulwer dargestellt das ist aber ganz falsch, diese lächerliche Abhangigkeit hat nie statts gefunden: die Menschen sind nicht so dumm, als Madame Lyttons Bulwer sie darstellt. Die Mitglieder einer Partei folgene immer einmüthig einer Fahne, und der Fahnenträger trägt genbhatich die Ehre des Kampfs davon; aber darum schwören noch nichtd die Anderen ihre Interessen abe auch sie sichern sich einen bem der Man Welt und die einem ganz falschen, entfellenden Lichte, wenn man glaubt, dag der Menschuinafo übertriebenem Grade servit seyn kann. Auch die Albernheiten der Wahler werden von Madame Bulwer über zu Ungeheuern, ihre eigenen Tugenden dagegen for großartig und unvergleichlich wie das, was fler gelitten zu haben vorgtebi Wir bedauern Lady Bulwer; fie giebt der Englischen Gesellschafts einen kleinen Skandal zum Besten Freinen Genus, den dieselbe allen anderen vorzieht; sie zerstört ihre eigene Stellung ohne ihrem Mann zu schaden, fie betuftigt die Musiggdiger, ohne fich zu srdchen, und zerstört ihrem Ruf als Frau von Geist, ohne ihres hduslichen Verhältnisse in Ordnung zu bringen. ms by node hilarete Chasten d Bibliographie ter adul

Gefchichte der Englischen Gesellschaft: Zugendbase it der nicht aber manzeige uns Einen der eine hervorragende Rolle auf der politischen Bühne spielt undistugendhaftifts Man thats jus viet Leute am Narrenfeit zusführend und zu viel Laster zu betrieben. Mit einem Worte, alle Fehler Anderer werden bei ihr Pampfen. Ein treuherziger, redlicher Mensch, der in dieses große Chaos eingreifen wollte, wurde eine lächerliche Figur machen, er gliche dem Abbé Lamourette in der Revolution, einem Hammet unter den Wölfen Ich fürchte, daß die meisten Leute, die in dies ser Sphäre Glück machen, etwas vom Wolf, viel vom Fuchs und ein wenig fogar vom Tiger an sich habens Lady Cliffordi wußte recht gut, wen fie geheirather hatte. Ein guter Romandichter würden gerade die edten Eigenschaften, die unter dieser abschreckenden Schaale verborgen finds angedeutet haben, denn das Menschliche lift niemals durch und durch schlecht. In den schmußigsten Geweben findet man noch goldene Faden eingeflochten, und bei den unwar digsten Menschen noch gute Seiten. Die schöne und tiefe Kanft, welche diese goldenen doen entdeckt, ist der Lady Bulwer une

Wir mochten gern wiffen, in welchen Kreifen der Franzöfl fchen Gesellschaft Madame Bulwer das Unglück gehabt hat, ju leben. Die Individuen unserer Nationg die sie tennen gelernt, haben ihr die schlereften Beispiele und die irrigsten Vorstellung gen über alle Dinge gegeben. In unferens Salons fonnte fe nir die Gattung von Franzosen gesehen haben deren erbarme liche Thyen fie uns in ihrem Buche vorführt. Dacist einnherr de Rivolt, der weiter nichts fann, als Catembourge machen unde fic felbft loben, eines Mademoiselle d'Antoville, diefedens Augenblic in Ohnmacht fallt und beibes zugleichy pedantisch wie Madame Dacier und leicht wie Marion Delorme, ist. Nachdem fie dem Leser diese herrlichen Muster der Franzöfifchen Elvilifa tion vorgeführt und so bewiesen bat, daß fie die Welt gesehen und die menschlichen Zustände beobachtet hat, nennt uns Lady Bulwer die Franzöfifchen Schriftsteller, die sie gelesen da ist

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Cine Spazierfahrt in die Umgegend von Paris. sundar C - Von Leon Gbstan. to us by Motto: Freiheit, offentliche Ordnung d

Weder Malerei, noch Literatur dürfen in künstlerischer Hin ficht das furchtbare Unheil unbeachtet laffen, welches die legren Gewitter in Chantenay verursachten, vorzüglich jener schreckliche Sturm, der noch lange Zeitfchaudernden Andenken der

Menschen bleiben wird gleich einem Orkan auf den Antillen freilich erwiederte einer der Gendarmen, die nur zu oft ftatt oder dem Erdbeben in Lissabon. Camille Roqueplan, mein bes ihres gefeßlichen Oberhauptes antworten. Aengstlich bewachte rühmter Freund, und ich, wir beschlossen gestern, suns nach den man uns mit den Augen. Hier find Visitenkarten, welche Orten hin zu begeben, wo das Unwetter gewüthet hat. Roques die Identität meines Namens bezeugen."Die Magistrats plan wollte feinen Künstlerblick mit den zerstreuten Spuren dieser person war noch sunschlüssig; die Gendarmen sahen uns schon, furchtbaren Verwüftungs Scene erfüllen, um fie auf der Leins mit Handschellen geschmückt, auf der Straße nach Paris.s wand wiederzugeben, und ich hoffte, in den Tages & Bidttern,,Jedenfalls", sagte der Herr Friebensrichter,,,behalte ich Ihren einiges Nähere darüber mittheilen zu können, getreu, wie ich es Dolch Kehren Sie in den Gasthof zurück, das Protokoll wird aus dem Munde derer gehört, die mit Thránen davon sprechen. aufgenommen werden." and days by Das leßte Bulletin der Akademie der Wissenschaften befestigte meinen schwankenden Entschluß;: Eine Thatsache vorzüglich bes stimmte mich, diefe merkwürdige Wanderung anzutreten. In dem Bulletin heißt es unter Anderem:,,Alle Bäume, welche Die Wafferhose berührte, finds faft ganzlich ausgetrocknet; all' ibr Saft ist verdampft. Ich sweifelte an diesem Phänomen; jest besweifle ich es nicht mehr, sondern ich bestreite es ganz und gar. Das ist aber leinesweges der Gegenstand dieser Zeilen; mein besonderes Unglück, so wie das meines berühmten Gefährs ten, follen heute dem von Chantenay den Vorrang ablaufen.

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Da sprach Herr Langlet zu sich selbst: Diese beiden Herren find mir verdächtig; sie verlangen zwei Kopftiffen. Ich meiners feits bemerkte, daß wir weder mit Wasser noch mit Servietten versorgt senen; neue Erklärungen von beiden Seiten, in deren Folge wir endlich Wasser, aber keine Servietten erhielten. Herr Langlet wird von neuem unruhig und sagt zu sich selbst: Ge wiß find diese Herren gefährliche politische Personen. Weshalb verlangen fle zwei Servietten? Jest fand eine dritte Bemers fung von meiner Seite statt. Entschlossen, nicht in einem Bette zu schlafen, das mir so wenig behaglich schien, nehme ich mir vor, bis zu Tagesanbruch zul schreiben; ein einziges Licht war dazu aber nicht hinreichend; ich klingelte in der bezeichneten Art, damit man mir ein zweites bringen möchte. Dreimal fordere ich auf diese Weise, dreimal ohne Erfolg; beim vierten Mal kommen statt des Lichtes vier. Gendarmen, Ecouen's gange bewaffnete Macht, begleitet von einer Menge Bauern, die aus Liebhaberei bei unserer Verhaftung behülflich seyn wollten. Es entspann sich folgendes Gespräch Ihre Papiere?" Wir haben keine." ,,Von Paris nach Chantenay reist man nicht ohne Papiere; weshalb liegt ein Dolch auf diesem Tische?" -,,Dieser Dolch ist ein Geschent wahrer Freundschaft." Kümmern uns nicht um Freundschaft."Ich nahm ihn mit, um die Bdume in Chantenay zu untersuchen und zu erfahren, ob das Holz wirklich in feinem Safte falsinirt fen. Ich konnte doch zu solchen Erpes rimenten kein Küchenmesser einstecken. Diese Galanterie Klinge, die in Langres verfertigt wurde und in einer eleganten fammetnen Scheide steckt, sah heute zum erstenmal das Tageslicht." ,,Ges hen Sie vor uns her, wir begeben uns zum Friedensrichter." Mitternacht. Da schreiten wir nun, Camille Roques plan und ich, auf der Landstraße von Ecouen zwischen vier Gen Darmen und einer Menge jener tugendhaften, acerbautreibenden, von Delille befungenen Männer einher. Wenn auch die Gerech tigkeit in Frankreich immer wach ist, so schlafen doch sehr häufig ihre Vollstrecker; der Herr Friedensrichter von Ecouen schlummerte gleichfalls; er möge uns vergeben, daß wir seinen Schlaf störten; wir verzeihen ihm ebenfalls, daß er uns vor seiner Thur, von blanken Sabeln umringt, gleich Verbrechern warten ließ.,,Diese Herren, so meldeten ihm die Gendarmen,,,haben keine Pas piere, aber sie haben einen Dolch. Was ist zu thun?" -Bus ein;,,da müßte ja die Scheide führen. Sie haben also keine Papiere?" Ich erwiederte ihm, daß ich den Sinn der Frage nicht recht begriffe; ob man denn einen Pas brauche, wenn man fich acht Lieues von Paris und vier von der Gränze des Departements entferne?",,Ja

07 Mannigfaltiges.

Aehnlichkeit zwischen Deutschland und den Vers einigten Staaten. So wenig, wie Jemand die Deutschen richtig und vollständig zu beurtheilen im Stande ist, wenn er nicht alle die verschiedenen Volksstämme, wenn er nicht den Norden und den Süden, den Osten und den Westen des Landes kennen gelernt hat, und wie sein Urtheil sehr schief ausfallen würde, wenn er sich etwa mit der Schilderung begnügte, die ihm der Desterreicher von dem Brandenburger, der Pommer von dem Schwaben gabe, oder umgekehrt, eben so darf der Fremde, der nach den Vereinigten Staaten fömmt, nicht glauben, er kenne den Amerikanischen Volkscharakter, wenn er bloß die Bewohner, des einen und des anderen Staats der Union gesehen. Die Nuans cen und Antipathieen sind hier sogar noch weit stärker als unter den verschiedenen Deutschen Stämmen, und Capitain Marryat warnt in feinem,, Tagebuch über Amerika" ganz besonders vor dieser Einseitigkeit des Urtheils, die in ihrer Einbildung dort Alles über einen Leisten schlagen zu können glaubt oder ihre Ans sichten aus der zweiten Hand empfängt. So sind die Bewohner der südlichen Staaten bei denen der östlichen als cholerische, uns manierliche Widerbeller und Freigeister verrufen, während diese wiederum die östlichen Staaten für eine Pflanzschule betrüges rischer Kramer und Haufirer erklären. Dies kömmt daher, weil der Süden der produzirende, der Nord Often der fabrizirende Theil ist. Boston sieht mit gelehrtem Hochmuth auf New York herab, Philadelphia feinerseits erhebt sich wieder mit stolzer Miene über New York und Boston; wogegen New York, mit feinen Dollars klimpernd, über das eingebildete, puritanische Wesen der Bostoner und über die Vornehmthuerei der Philadel phier spöttelt. Zu Boston ersuchte ein Bewohner des westlichen Staates Kentucky den Capitain Marryat, doch ja nicht auf das zu achten, was man hier von seiner Heimath fage. Zu New Vork baten ein Virginier und ein Tennesseer daffelbe. Als der Capitain zu Boston Champagner bei der Mahlzeit trant, fagte das ist ja New Yorkisch; trinken Sie doch Claret; oder wollen Sie durchaus Champagner trinken, so gießen Sie ihn in ein grünes Glas, und man wird es für Hochheimer halten; Chams pagner ist nicht passend; man hält Sie sonst für einen News Vorter."

vierteljährlich, 3 Thlr. für bas ganze Jahr, ohne Er$3hung, in allen Theilen der Breußischen Monarchie.

No 96.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wobüdbl. Ponk - Nemtern,

Literatur des Auslandes.

Berlin, Montag den 12. Auguft.

Australien.

Die Sandwichs- Inseln.

Von Adolphe Barrot, Französischem Konjul für Indien und China.

Am 14. August 1836 reißten wir von Guayaquil ab und kamen in der Nacht des 29. Septembers im Gesicht der Insel Hawaii oder Owaihi an. Den ganzen Tag über hatten wir fchen mit Ungeduld die Richtung durchipsht, in welcher nach unferer Meinung diese Infel liegen muste. Nach den Berichten der Reifenden hatten wir schon in weiter Entfernung den Gipfel des Muna Roa erblicken müssen, dessen geheimnisvolle Höhen feit langer Zeit von feinem Europder mehr bestiegen worden; wir aber hatten beschlossen, seine unzugänglichen Abgründe su durchspdhen, die Schneelagen zu übersteigen und bis zu seinem höchsten Pic hinaufzuklimmen, um dort unsere Namen einzus seichnen. Uns schreckten weder die zahlreichen Unfälle, welchen wir uns, allen Reiseberichten zufolge, ausfesten, noch der Tod des Englischen Naturforschers Douglas, der bei einer chnlichen Expedition durch die Hörner eines wilden Stieres umgekommen war; die Gefahr verlich unserem wissenschaftlichen Unternehmen nur einen neuen Reis; unfere Blicke durchflogen die Räume und fuchten mitten in den Wolken den Schauplaß unserer nächsten Forschungen auf; aber eine dichte Nebelhülle entzog ihn den ganzen Lag unseren Blicken. Dies ist übrigens sehr hdufig der Fall, denn die Wolken, welche hier fast das ganze Jahr hindurch von den beständigen Nord-Oßwinden fortgetrieben werden, Roken auf ihrem Buge an die von den Sandwichs, Inseln gebildete Scheidewand, bleiben stehen und hängen sich an die Berggipfel an. Gegen ein Uhr Nachts wurden wir durch starken Schatten und durch das Gerdusch der sich an dem Ufer brechenden Wellen gewahr, daß wir uns dem Lande näherten; bei Tagesanbruch waren wir nur noch zehn bis zwölf Meilen von der Jufel Owaihi entfernt; der Munas Roa lag vor uns, doch Rieg er so allmålig empor, daß er uns gar nicht sehr hoch vorkommen wollte. Die Folge wird lehren, wie sehr wir über die uns bevorstehenden Schwierigkeiten im Irrthum waren.

Die eintretende Windstille und dann schwache Winde verhin derten mehrere Tage hindurch unsere Annäherung an die Küßte, die wir erst am 1. Oktober früh erreichen konnten. Sogleich Pamen eine unadhlige Menge Piroguen auf uns zu gesteuert, and in weniger als einer Stunde war das ganze Verdeck der ,,Bonite" mit Infulanern befest. Die ersten wagten sich noch nicht recht hinauf, bald aber wurden sie jo dreist, daß wir Schild. wachen an die Leitern Rellen mußten, um dem zu großen An drange zu mehren. Faßt alle waren nacht, nur um die Hüften trugen fie eine Art Gürtel, Maro genannt; einige, hauptsächlich Greife, waren_tdtowirt, andere trugen entweder auf der Brust oder auf den Armen ihren Namen mit großen Buchstaben eine geschrieben. Wir wurden bald gewahr, daß fie sich schon an den Anblick von Europdern gewöhnt hatten. An dem Handel besonders, den sie mit uns einzuleiten bemüht waren, konnten wir fehen, daß civilisirte Menschen schon dort gewesen; Tala, Tala" (Dollar, Piafter) war das, was sie am häufigsten für die Muscheln, Hühner und Schweine verlangten, die sie uns brach ten; auch auf unsere Europdischen Kleidungsstücke schienen le großen Werth au legen, und stolz fchritt der Beslßer einer Weste, eines Hemdes unter seinen Gefahrten amber. Doch muß ich gestehen, daß wir alle sehr enttäuscht wurden: das waren nicht mehr Cool's Infulaner; obgleich der Einfluß des wilden Zus Bandes in der phyßlichen und moralifchen Beschaffenheit jedes Individuums noch bedeutend vorherrichte, so war es doch nicht mehr jene nackte, ungeschminkte Natur, wie wir hie hier erwartet batten. Indeß fonnten wir auf diesem ersten Ruhepunkt_noch am besten die Spuren davon wahrnehmen, wie es auf den Sandwiches Inseln bei ihrer Entdeckung aussah; später trafen wir auf fast Europdische Städte und auf Bevölkerungen, die eben so lasterhaft wie diejenigen waren, die fie civilifirt hatten.

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Ein Portugiese, welcher feit langer Zeit die Insel bewohnt and der Laum von einem Wilden zu unterscheiben, war, diente uns als Lootfe; Mittags gingen wir in der Bai von Reraras Kalua vor Anker. Gegen zweihundert Piroguen umringten die

1839.

,,Bonite", und noch hatten wir kein Weib erblickt. Wir erstaun ten darüber, denn in den Berichten verschiedener Reisenden hatten wir gelesen, daß unzählige Weiber sogleich die ankommenden Schiffe umringten, wie Najaden um sie herumschwämmen, unters tauchten und die Matrosen durch Geberden und Stellungen auf das Land und die Vergnügungen aufmerksam machten, welche ihrer dort harrten. Der Lootje klarte uns darüber auf, indem er uns fagte, daß durch ein Geseß der Wisslondre den Frauen ver boten fen, sich den Schiffen zu nahen, daß diese für sie als ge heiligt (tabus) gåtten; auch theilte er uns noch andere von den Wifondren im Intereffe der Sittlichkeit und Religion gegebene Vorschriften mit, auf die ich später zurückkommen werde.

Die Bai von Kesara Kalua mißt von Norden nach Süden ungefähr vier bis fünf Meilen; im Hintergrunde derselben ist eine Art natürlichen Hafens, der durch zwei niedrige Erdzungen gebildet wird, weiche rechts und links in das Meer hineingehen. Ein Berg, oder vielmehr eine Mauer schwärzlicher Lava, vier bis fünfhundert Fuß hoch, beherrscht den Hafen; auf ihrer Höhe liegt links das Dorf Kaava Roa, rechts, mitten unter Kolus bcumen, das Dorf Ke-ara‹Kakua, nach welchem die Bai benannt, und weiterhin noch ein anderes Dorf, dessen Name mir entfallen ist. Vom Landungeplage aus bemerkten wir auf der Höhe über der Bai einige Hauser, unter denen eines ganz auf Europäische Art ges baut zu seyn schien; der Lootje fagte uns, dies sey das Haus des Wissiondr Forbes, und das umliegende Dorf heiße Ober Kaava Roa. Nachmittags begaben wir uns nach Kaavas Roa; das An landen Postere viel Mühe; durch den Beißland der Indianer aber, die sich, um uns behilflich zu seyn, ins Waffer stårsten, gelang es uns, bald festen Fuß zu fassen. Das Dorf bestand ungefähr aus funfzig Häusern, denen einige Kolus und Brodbdume ein malerisches Ansehen verliehen. Ein Abgeordneter der Dame Kapiolani, der Beherrscherin diefes Distriktes, der früher Eng lischer Matrose gewesen zu seyn schien, kam uns entgegen und seigte uns an, daß seine Gebieterin bereit sey, uns zu empfangen. Wir fanden die edle Dame vor ihrem Hause unter einem Brods baum fißen; sie war ungefähr 30 Jahr alt, wenigstens 3 Fuß 8 bis 10 Zoll groß und sehr did und häßlich. Zur Begrüßung reichte sie uns die Hand, ließ uns echt Europdische Stühle brin gen und lud uns zum Sigen ein. Fünf oder sechs ihrer Ehrens damen, die in ungeheuren, höchst unbequemen Sicken steckten, welche in Hawaii Kleider genannt werden, standen im Hinters grunde, und auf den Felsen um uns her lagerte die ganze Ber vdikerung von Kaava Koa auf dem Bauch, das Kinn in beide Hande geftigt, und stierte uns an. Kapiolani war ganz Euro páisch gekleider; fie trug ein geblámtes Kleid von Englischem Musselin, einen blauseidenen Gürtel und Schuhe; zwei Schild. pattlämme hielten ihr Haar zusammen, und an ihren Fingeru teckten drei oder vier dicke filberne Ringe. Die Bekleidung der Bevölkerung war sehr verschiedenartig; der eine oder der andere von den Männern trug als einziges Kleidungsstück eine Weste, oder ein Hemde, oder Beinkleider, die meisten waren ganz nacht, nur mit dem Maro umgürtet, die Frauen meißtentheils in einen weiten aus inländischen Stoffen verfertigten Schurz gehülle und nur einige wie Kapiolani's Ehrendamen gekleider. Unsere Unters haltung mit dieser währte nicht lange; der Englische Matrose diente uns als Dolmetscher, oft aber antwortete die Dame nur durch eine Art Grunzen auf unsere an sie gerichteten Komplis mente; doch zeugte der Ausdruck ihres Gefichts von Wohlwollen und natürlicher Güte, und als wir den Wunsch aussprachen, am folgenden Tage dem Gottesdienste im oberen Dorfe beizuwohnen, bor fie uns sogleich Pferde und einen Zührer an.

Rach beendigtem Besuch bei Kapiolani begaben wir uns nach dem Orte, wo Capitain Cook ermordet worden; es war gans in der Nähe unferes Landungsplages. Cool's Tod war gewis ein großes Unglück, aber nach Allem, was wir jest darüber er fahren haben, ist er nur ihm selbst und der Heftigkeit seines Charakters zuzuschreiben. Dies Voll if feinesweges blutgierig, fe hegen vielmehr eine grenzenlofe Ehrfurcht vor den Fremdeu, die fie wie Götter betrachten, und sicher fonnte nur das Entfegen, welches sich ihrer bemachtigte, als Cool ihren König ergreifen ließ, fle su diefer Gewaltthat verleiten. Noch konnten wir die Spuren der Nache sehen, welche Cool's Gefährten nach seinem Lobe ausübten; man seigte uns von Kugeln durchbohrie Kolase bdume und vom Gefchüß zerschmetterte Felsen:

Am nächsten Morgen fanden wir in Kaava Roa die Pferde und den Führer, die uns Kapiolani versprochen hätte. Pferde wurden zuerst von der Küste von Kalifornien auf die Sandwichs: Inseln gebracht, und fie fangen schon an, fich dort fortzupflanzen; die für uns bestimmten waren theils mit Englischen, theils mit Merilanischen Satteln versehen. Vom unteren Dorf bis zum oberen find ungefähr drei Meilen, die man auf einem ziemlich guten, bergauf in den Felsen gebauenen Weg zurücklegt. Die Straße verdankt man den Missionáren, welche sich zu ihrer Fördes rung eines seltsamen Mittels bedienten. Durch ihren Einfluß ward nämlich auf den Sandwichs, Inseln ein Geses eingeführt, nach welchem jeder Mann und jede Frau, die des Ehebruchs überführt werden, in eine Geldstrafe von 15 Piastern verfallen und, wenn fie nicht zahlen können, viermonatliche Wege- Arbeit leißten müssen. Die Bevölkerung von Hawaii hat den Plan der Missionáre so gut unterstüßt, daß in weniger als zwei Jahren die obenerwähnte Straße und noch eine andere von 25 Meilen Länge, die von Kaava Roa nach dem großen Flecken Kai, Lua geht, vollendet wurden. Je höher wir stiegen, desto mehr veränderte sich der Anblick des Bodens. Alle diese Inseln find offenbar durch unters seeische vulkanische Ausbrüche gebildet worden, dafür spricht die überall anzutreffende Lava. Am Ufer ist sie noch in ihrem urs fprünglich verhärteten Zustande, man unterscheidet mehrere über einander befindliche Lagen; je höher man steigt, desto mehr hat die Abwechselung von Feuchtigkeit und Hiße die Lava zerbröckelt, und man trifft sie nur noch in einzelnen Stäcken an; auf den Berggipfeln aber, wo sie unaufhörlich von den darauf lastenden Wolken befeuchtet wird, hat sie sich in ein fruchtbares Erdreich verwandelt. Da stehen in Menge der Kukui, eine Art Nusbaum, aus dessen Früchten ein sehr klares und vorzüglich gutes Brennöt gepreßt und bereits ausgeführt wird, der Brödbaum, der Orans genbaum, der Maulbeerbaum, der aus Manila dorthin verpflanzt wurde, die Banane, das Zuckerrohr, der Taro, arum esculentum, cine Wurzel, die im Wasser wächst und ein Haupt Nahrungsmittel der Infulaner ausmacht; zwischen den Felsenspalten drängen fich verkrüppelte Gesträuche hervor, eine Art Kapernstrauch, der Naihi, dessen Wurzeln, wie man uns fagte, von den Eingebornen zum Thee benust werden, und der Tappa, aus dessen Fäden sie ihre Kleider verfertigen und dessen safrangelbe Blüthen, so wie ein herrlicher blauer, weißer und rosafarbener Convolvulus, den Weg aufs schönste zierten.

Ungefähr auf der Mitte des Weges steht das Denkmal, welches 1825 Lord Byron, als Befehlshaber der Englischen Fres gatte,La Blonde", dem Andenken Cool's hier errichtete. Mon wählte den Ort, wo man den aufgefundenen Theil seiner gers treuten Gebeine beerdigt hatte; mitten unter den Lavas Felsstücken, die man aufhäufte und aus denen man eine Art Grabhügel bils dete, steht ein hoher Pfosten, an dessen Spiße eine kupferne Platte mit Cool's Namen befestigt wurde; die Inschrift derselben ist uns leserlich geworden, und den ganzen Pfosten bedecken die Namen der Englischen Seeleute, welche hierher kamen, um das Andenken des berühmten Seefahrers zu feiern. Dies Denkmal ist freilich crbärmlich genug, und man erstaunt, daß die Englische Regier rung nicht auf eine würdigere Weise die hohen Verdienste anzus erkennen wußte, welche Capitain Cool ich uin die Schifffahrt ers warb; es ruhen wahrlich unter den. Wölbungen der Westminsters Abrei Gebeine, die nicht so viel Anspruch auf die National Danks barkeit haben, als diese, welche hier in der Lava von Owaihi einsam vermodern.

Der Missiondr Forbes, ein geborener Nord Amerikaner, der hier mit seiner Frau und zwei Kindern wohnt, empfing uns sehr freundlich; sein Haus liegt mitten in einem Garten und ist snit einer aus Ti› Sträuchern bestehenden Hecke umgeben; die Wurzel dieses Strauches schmeckt wie gebrannter Zucker, und die Eingebornen verfertigten früher einen sehr starken Liqueur daraus, dessen Bereitung ihnen aber jegt durch die Missionäre verboten ist. Dame Kapiolani gefellte sich zu uns, und bald rief uns das Ge idut der Glocken in die Kirche, welche in ihrer ganzen Bauart den anderen Häusern des Landes gleichkommt; se hat die Form eines hohen Kegels oder besser die eines auf der Erde ruhenden Daches. Das Zimmerwerk der Wände wird durch Stricke zus fammengehalten, denn bei dem ganzen Bau eines Hauses wendet man Peinen einzigen Nagel an; dadurch entsteht nun eine Art Bitterwerk, um welches sich außen die Blätter des Pandanus, der Baumwollenstaude und des Zuckerrohrs ranken; in den Haus fern der Vornehmen werden die Wände von innen gang mit Mats ten behangt. Die Kirche ist ungefähr achtzig Fuß lang, vierzig breit und funfzig hoch, fie faßt mehr denn tausend Perfonen. Auf groben Matten nieten oder faßen gegen sechshunders Indianer, für uns hatte man einige Stühle neben die Kanzel des Predigers gestellt. Es war ein interessantes Schauspiel, auf demselben Bos den, wo noch vor funfzig Jahren scheußlichen Gottheiten Mens fchenopfer dargebracht wurden, jest diese Menge versammelt zu sehen, um die Christus Lehre zu vernehmen. Freilich giebt es nur sehr wenig wahre Christen unter den Eingebornen, und fast alle haben noch in dem Innern ihrer Dörfer und Häuser ihre abergldubischen Gebrauche beibehalten, indeß ist schon viel das durch gewonnen, daß sie zuweilen versammelt werden, um Worte zu hören, die freilich manchmal zu mystisch sind, um ihnen vers Handlich zu seyn, die ihnen aber doch oft auch die Lehren der ers habenen und zugleich so einfachen chriftlichen Moral verkündigen, welche am geeignetsten ist, ihnen nach und nach den Weg zur Eis vilisation zu bahnen. Die Frauen fasen an der einen, die Mans

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laffen, die Männer trugen meißtentheils eine Art Mantel aus in, ländischem Zeuge, und unter den Frauen ragten sogar mehrere Strohhüte hervor. Einige hatten Gebetbicher nach dem presbys terianischen Ritus, die in Honolulu und Lahaina in Hawaiischer Sprache gedruckt waren, und als Herr Forbes die Pfalmen des Rituals anftimmte, begleiteten ihn erst unsichere, doch nach und nach lühner tönende Stimmen. Die zuweilen fichtbare, aber wohl nur durch unsere Gegenwart verursachte Zerfireuung abgerechnet, ging Alles so ziemlich anständig her; Kapiolani trug effleider aus schwarzem Atlas und auf dem Kopf eine Haube aus inline dischem Stoff, der durch seinen Glanz Aehnlichkeit mit dem Atlas hatte; ihre Haltung war nicht ohne Würde, und mit Aufmerks famteit folgte fie dem Gottesdienst in dem vor ihr liegenden Buche, nur gab ihr die auf der Nase ruhende Brille ein sehr sonderbares Ansehen.

Den folgenden Tag machie ich mit zweien meiner Gefahrs ten einen Ausflug nach dem Dorfe Keara Kakua, das, obgleich nur zwei Meilen von Kaava Roa entfernt, doch weit weniger unter dem Einflußse des Missiondrs zu stehen schien, was wir aus Tracht und Betragen der Bewohner abnehmen konnten. Männer und Weiber gingen hier faft ganz nackt, die leßteren wandten alle ihnen zu Gebote stehende Künfte an, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln und unsere Theilnahme zu gewinnen, doch waren sie alle mehr oder weniger vom Aussaß heimgesucht und dußerst schmußig; fie hatten noch dieselbe Vorliebe für Flits terfram beibehalten, welche die ersten Seefahrer bei ihnen ber merkten; ein Glasperlen-Halsband, ein kupferner Ring mit einem bunten Stein verseßte sie in das größte Entzücken. Am Mittag faben wir die ganze weibliche Bevölkerung von Kesara Kalua sich in einer kleinen von Lavafelfen umgebenen Bucht baden; se sprangen alle von den Felsen in die Fluth und erhielten sich auf der Oberfläche vermittelst eines spiß zulaufenden Brettes von der Länge des Körpers. J sah eine Mutter, welche ihr laum eins jähriges Kind auf ein solches Brett legte, es den Wellen überließ, ihm nachschwamm und nur zuweilen dem Brett mit der Hand eine beliebige Richtung gab. Mir war, als erblickte ich diese Bevölkerung hier so, wie sie einft Cook antraf, frei und unabs hängig, und als ich später dieselben Frauen in schmußigen Lums pen wiederfah, sprach der Kontrast nicht zu Gunsten der Gegens wart. Als ich mich zu Herrn Forbes über die außerordentliche. Geschicklichkeit der Eingeborenen im Schwimmen aussprach, ants wortete er mir, daß die Indianer sich behaglicher im Wasser als auf der Erde fühlten und beinahe vierundzwanzig Stunden ohne Aufhören darin zu schwimmen vermöchten. Zum Beweis dafür erzählte er uns eine ihm bekannte Geschichte, der zufolge ein Indianer, dem der Sturm die Pirogue umgeworfen, mit einem Kinde auf dem Rücken achtzehn Stunden lang geschwommen war und das Ufer auch glücklich, doch leider mit todtem Kinde ers reicht hatte.

Seche Tage lang hielten wir uns in der Bai von Ke-aras Kalua auf und besuchten die Eingeborenen in ihren Häusern, die im Allgemeinen so ziemlich wohnlich sind. Auf dem Fuß boden liegen sehr gut geflochtene Matten, unter denen sich eine dicke Schicht trockenen Heidekrauts befindet. Früher gab es nur ein Gemach in jedem Hause, das EB, Wohn- und Schlafzimmer zusammen war; die Missiondre haben es aber jeßt dahin gebracht, daß man Abtheilungen durch große Vorhänge aus inländischen oder Englischen Zeugen macht, die dann zum Schlafen benußt werden. Das Bett besteht aus Matten, die über einander gelegt. werden, die gröbßen unten; es ist der Thron des manne lichen oder weiblichen Familien Oberhauptes, und Niemand anders darf darauf Plaß nehmen. Einige Kürbiß, Gefäße, zurBereitung des Poë bestimmt, eines dicken aus der Wurzel des Taro bereiteten Teiges, ein oder zwei Federbüschel, auweilen ein Nes und einige Ruder, das sind die ganzen Geräthschaften eines Hawaiischen Hauses. Die Nahrung der Insulaner besteht vorzüglich in gesalzenem, meistentheils rohem Fisch und Poë. Ich wollte von diesem Teige effen, doch schmeckte er mir zu abs scheulich; er hat die Farbe und Dicke der Stärke und einen vors herrschend fauren Geschmack; in Keara › Kalua giebt es nicht viel Fleischarten; etwas Geflügel, Schweinefleisch, Milch, Früchte, Kolusnüsse ist Alles, was sich an Nahrungsmitteln für die Europder vorfindet. Die Einfuhr der starken Liqueure ist in Dwaihi ganz verboten, doch konnten wir recht bemerken, wie die Infulaner keinesweges von der Leidenschaft für geistige Getränke geheilt find, die bei allen wilden Völkerschaften so vorwaliend ist; selbst die Frauen öffneten gierig den Mund, um den Branne wein zu trinken, den wir ihnen einschenkten. Ueberhaupt halt nur, die Furcht vor Strafe, nicht die Ueberzeugung, die Infulaner von ihren alten Gewohnheiten zurück, und jedesmal, wenn sich eine Gelegenheit darbietet, das ihnen auferlegte Joch abzuschütteln, ergreifen fle dieselbe mit Eifer. Vor vier oder fünf Monaten machte Kauileauli, der König der Sandwichs Inseln, eine Reise durch Owaihi, er brachte einen Theil feines Hofstaates mit und gab sich Ausschweifungen hin, an welchen nicht allein seine Bes gleiter, sondern alle Einwohner von Kesara Kalua Theil nahmen. Weder Kapiolani, noch Forbes durften die geringste Zurechiweis sung wagen, fie harrten in ihren Hdufern ungeduldig des Au genblicks, wo das Land von der Gegenwart der Goulofen wieder befreit seyn würde.

Gegen mich war Kapiolani immer ganz besonders freundlich, fie schenkte mir einen prächtigen Kashileh, eine Art großen Federbur schel, der bei den Oberhauptern ein Zeichen der Macht ist. Sie

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