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wie zum Beispiel die Pariser, bestimmen 3000 Franken für den jenigen, der,,das nählichte Werk für die Sitten" erjánne. Edler ware es aber, wenn man danach strehte, das Andenken der Volks Helden zu preisen und zu bewahren, die Männer von großem Muthe, fühnen Entschlüssen und thätigem Geist zu schildern, deren Leben ein beständiger Entwickelungsprozeß der menschlichen Kraft ist. Catinąt, Cock, Christoph Columbus haben fürwahr eben so interessante Dinge ausgeführt, als Gulliver oder Lovelace. Es gebricht den Schriftstellern wahrlich nicht an denkwürdigen Thaten, wohl aber fehlt es für diese an einer geschickten Feder. Ein Offizier der Englischen Marine, Sir John Barrow, der jest Mitglied der Admiralität ist, hat das Leben des berühmten Admirals Anson geschrieben, und gewiß, Robinson Crusoe, dieser König aller Lands und See: Romane, kann nicht ein so lebhaftes Interesse erregen, als das Buch Sir John Barrow's.

Hier erblicken wir einen jungen Matrosen, der alle Grade seis ner Hierarchie durchmacht, vom Schiffsjungen bis zum Admiral. Auf dem höchsten Gipfel der Ehren angelangt, steht er nicht still, wird nicht schlaff, es genügt ihm nicht, zu genießen, er bläht sich nicht auf, er brüstet sich nicht mit seinem Ruhme; mit seiner Stellung wachsen auch seine Pflichten. Er ist der König des Meeres, und dies stürmische Königthum muß er aufrecht zu erhalten und sich zu bewahren suchen; fürwahr eine schwierige Aufgabe. Ihr nennt ihn einen Seemann, das ist ein leicht ausgesprochenes Wort. Wist Jhr aber, was ein Seemann, der Befehlshaber eines Geschwaders, in Kriegszeiten ist? Er muß Diplomat, Heeresführer, Mechaniker, Ingenieur, Hydrograph, Astronom, Redner, Handwerker, Kaufmann und Lieferant seyn. Leicht kann es ihm gehen, wie dem Admiral Anson, daß er das Beil zur Hand nehmen und auch wohl _gar selbst sein Schiff_theeren_muß; oder er muß, wie Christoph Columbus, feine Truppen in Furcht feßen, trösten, ermuthigen, zurückhalten; oder er ist, wie Lord Collingwood, genöthigt, die widersprechendsten Interessen feinds licher Völker auszugleichen; oder er muß, wie Cook, seiner Schiffsmannschaft den Skorbut heilen. Er muß auf Alles gefaßt feyn; kein Zufall, der ihm nicht begegnen, keine Gefahr, in die er nicht gerathen könnte. Alle Arten von Talenten, von Fehlern, von Ruhm liegen in seinem Bereich; große militairische Combis nationen, Berechnung aller Möglichkeiten, Regierungs Pflichten, die Geschicklichkeit eines Parteiführers, die kühnen Hälfsmittel eines Guerilla Anführers, alles dies muß er in sich vereinigen. Der Biograph soll das Alles anführen, er muß es auseinander: seßen und für Jeden verständlich machen; die technischen Theile muß er erläutern, selbst in die unbedeutendsten Kleinigkeiten eins gehen und vorzüglich auf die Kraft und die Biegsamkeit des Geistes und der Seele unter allen Prüfungen und Gefahren aufs merksam machen; dann nur ist der Biegraph des Helden würdig.

3m Januar 1712 befand sich ein ziemlich schlecht erzogener Knabe, George Anson, als Freiwilliger am Bord des,,Rubis", der unter dem Befehl des Capitains Chamberlain stand. Jm Jahre 1745 war er Pair von England, Geheimer Rath, erster Kommissar der Admiralitdt. Diese stolze, geschlossene Englische Aristokratie steht also doch auch dem Talente offen; Anson, der unbedeutende Gentleman, ward der Genosse der vornehmsten Lords. Er hat aber auch nichts verabsäumt, um den Namen, den er trug, zu verherrlichen. Nachdem er die Grade des Unters Lieutenants, Lieutenants und Capitains durchgemacht, übergab man ihm den Oberbefehl über jenes merkwürdige Geschwader, welches die Welt umfegelte. Seine Mannschaft bestand fast nur aus Invaliden, Kranken und Greisen; in Folge dieser grausamen Unvorsichtigkeit wurde seine Flotte bald dežimirt, nachdem er kaum das Kap Horn hinter sich hatte. Er verlor nach und nach alle feine Schiffe, bis auf ein einziges, den,,Centurio", den er felbst befehligte; aber sein Myth sank nicht, er seßte seine Reise um die Welt fort, griff die Spanischen Befihungen an und brachte eine Gallione nach England zurück. Alles dies wäre ficher ganz unbekannt geblieben, wenn nicht der Ingenieur Robins, unter dem angenommenen Namen Kaplan Walter, in einem Bande die heroische Geschichte dieser wunderbaren Schifffahrt mitgetheilt hätte, von welcher der Capitain Anson niemals sprach. Anson wollte nur Thatsachen, beschränkte sich auf Handlungen, verachtete jedes Geschwaß und fand seine Befriedigung im Er folg. Die längsten Briefe, die er je geschrieben, enthielten zwölf Zeilen; selten öffnete er seine Lippen anders als zum Kommando. Einst schrieb er bei Gelegenheit der Krankheit seiner Frau: ,,Mein Haus ist voller Doktoren. Das sind Lotsen, denen ich nicht eben sehr vertrane, und die vielleicht nicht mehr von der Sache wissen, als ich selbst. Aber das gilt gleich, man muß sie gewähren laffen. Diese Zeilen sind das Beredteste, was er ie geschrieben hat, das Größte, was er je im Briefstyl geleistet.

Wir entlehnen dem neuen Werke Sir John Barrow's einige Auszüge, die uns von Interesse scheinen.

(Schluß folgt.)

Griechenland.

Die älteren Reifen in Griechenland.

(Schluß.)

Von Athen selbst bemerkt Wheler: die Stadt sen keiness weges ein so erbärmlicher Ort, daß sie nur den Namen eines Dörfleins verdiente, wie einige Reisende, die sie vielleicht nur durch ein umgekehries Fernrohr von der See her geschaut, uns

begreiflich machen möchten. Dann sucht er uns von den Spus ren des alten Glanzes, welche die merkwürdige Stadt noch aufs zuweisen hatte, nach besten Kräften eine Vorstellung zu geben.

Obgleich aber die Europäische Welt damals in den Sprachen der beiden vornehmsten Nationen darüber belehrt wurde, daß Athen nicht bloß noch existirte, sondern auch viele unvergleichliche Denkmäler der Skulptur und Architektur aufzuweisen hatte, so zeigte das klassisch seyn wollende Zeitalter Ludwig's XIV. defens ungeachtet die dumpfste Gleichgültigkeit gegen diese edlen Trums mer, die täglich mehr in Verfall geriethen. Es vergingen wies der mehr als funfzig Jahre, che man von ferneren Nachforschun: gen in Athen erfuhr, und beinahe neunzig Jahre, ehe die Archi tekten Stuart und Revett Griechenland besuchten.

Im Jahre 1728 ging der Abbé Fourmont auf Befehl Lude wig's XV. nach Griechenland ab, um Manuskripte für die Könige liche Bibliothek in Paris zu sammeln. Aus einer kurzen Bios graphie dieses Gelehrten erfahren wir, daß er in den Bibliothes fen der Griechischen Klöster sehr wenig Manuskripte klassischer Autoren vorfand. Manuskripte von Kirchenvätern waren zahis reicher; aber diese wollten die Mönche nicht gern ablassen, und Fourmont selbst legte auf den Besiß derselben geringeren Werth. Desto glücklicher war er in seinen Bemühungen um alte Juschrif ten. Auf seiner Rückkehr nach Frankreich brachte er ungefähr 1200 Kopieen von Inschriften mit, von denen eine gute Hälfte in Athen und Attika sich vorgefunden hatte. Die Herausgabe dieser Inschriften, welche von der Französischen Regierung begonnen wors den, gerieth durch Fourmont's plößlichen Tod in Stocken; dessenuns geachtet wurde ein großer Theil derselben in verschiedenen Samm lungen publizirt. Viele der Fourmontschen Inschriften find uns bezweifelt echt, obwohl sehr ungenau abgeschrieben; aber es steht auch nicht weniger fest, daß andere und gerade solche, die Fours mont für die ältesten und merkwürdigsten der ganzen Sammlung ausgeben möchte, vom ersten bis zum lezten Buchstaben unecht sind und ihren Herausgeber selbst zum Verfasser haben müssen. Die stärksten inneren Gründe zeugen von dem Betrug; und deffenungeachtet vergingen viele Jahre, ehe er an den Tag lam. Valkenaer, Larcher und andere ausgezeichnete Gelehrte des voris gen Jahrhunderts haben sich ohne den geringsten Argwohn auf diese Bastard Inschriften berufen, und der Abbé Barthélémy hat dieselben in seiner,,Reise des Anarchasis“ zur Basis von Theo rieen und Speculationen gemacht! Aber Betrug und Verfälschung waren nicht die einzigen Vergehen des literarischen Frevlers. Dürfen wir seinen brieflichen Nachrichten Glauben schenken, so war es feine Gewohnheit, jedes antike Denkmal, das ihm in den Wurf kam, mit einer Art von vandalischer Luft zu zerstören!

Fourmont's Biograph) gedenkt weder der Fälschungen, noch der muthwilligen Zerstörungen, die sich unser Abbé zu Schulden kommen ließ. Die ersteren ahnte man damals freilich noch nicht; aber die testeren Frevel müssen vielen seiner Zeitgenossen und namentlich auch Fréret bekanut gewesen seyn, da er fie in Briefen an den Grafen von Maurepas und an mehrere Frans zösische Gelehrte, worunter Fréret felbft, ohne Rückhalt einges steht. Die folgenden Auszüge aus seinen Briefen werden solche Leser, denen sie in Dodwell's „Klassischer Reise“ noch nicht zu Augen gelommen, in Staunen seßen.

" Ich werde die Stadt (er meint Sparta) von Grund aus zerstören lassen, so daß kein Stein auf dem anderen bleiben soll. Seit mehr als einem Monat sind vierzig bis sech. zig Arbeiter damit beschäftigt, Sparta dem Erdboden gleich zu machen. Nur vier Thürme stehen noch. Aufrichtig gesprochen, ich selbst staune über meine Ünternehmungen. Vielleicht ist es seit dem Wiedererwachen der Wissenschaften noch Keinem in den Sinn gekommen, ganze Siddte in Schutthaufen zu verwandeln, wie ich gethan und noch thue. In diesem Augenblick lege ich die leste Hand an Sparta's Zerstörung. Machen Sie sich eine Vorstellung von der jauchzenden Freude, die ich fühle. Mantis nea, Stymphalus, Pallantion, Tegeum und vorzüglich Olympia uud Nemea verdienten wohl auch, daß ich sie in Trümmer schlüge; ich habe Vollmacht dazu. Wenn ich es durch mein Zerstörungswerk so weit bringe, daß man nicht mehr weiß, wo die Stadt gestanden, so kann ich wenigstens Mittel an die Hand geben, ihre ehemalige Stelle wieder zu erkennen, und das ist schon Etwas; ich wußte kein anderes Mittel, meine Reise inters effant zu machen. Sparta ist die fünfte Stadt im Peloponnesus, die ich vernichtet habe; ein gleiches Schicksal hat Hermione und Trosene getroffen; weder Argos noch Phliasia sind verschont ges blieben. In diesem Augenblick lasse ich den Tempel des Apollo von Amykla bis aufs Fundament niederreißen."

Aber die Privat Briefe Fourmont's sind nicht die einzigen Dokumente, welche uns von seinem Vandalismus Kunde geben. Er erklärt sich eben so unverholen darüber in einem Reisebericht, den er kurz nach seiner Nückkehr den versammelten, Mitgliedern der Akademie der Inschriften vorlas. Ein Resumé dieses Be richtes enthält folgende Stelle:

Funfzehn Arbeiter entdeckten mehr als zwanzig Inschriften. Man vermehrte die Zahl der Arbeiter bis auf sechzig; und wäh rend der 55 Tage, die sie dazu verwendeten, um alle Mauern der Paldologe, selbst die Fundamente der Tempel und die Königss Graber nicht schonend, zu demoliren, entdeckte man über 300 Ins schriften."

Haste Fourmont seine Unthaten nicht selbst eingestanden, so

Dieser war Fréret, damaliger Secretair der Académie des Inscriptions.

könnte es unglaublich scheinen, daß ein Mann von wissenschafts lichem Berufe, den die Regierung einer großen Nation auf Ents deckungen ausgeschickt hatte, so abscheulicher Exzesse sich schuldig machte, ja sogar mit diesen Erzessen prahlen durfte. Man wäre berechtigt, seine Zerstörungs, Wuth für eine Art von Wahnsinn zu erklären, hätte er nicht selbst die Motive dieser Handlungsweise dargelegt. Aus einer der angezogenen Stellen, worin er fagt: ,,Je n'avais que ce moyen là, pour rendre illustre mon voyage", ergiebt sich, daß er den Ruhm, die Tage eines von ihm besuchten Ortes zu bestimmen und die Alterthümer desselben zu beschreiben, sich allein vorbehalten wollte. In einem Briefe an den Grafen von Maurepas erklärt er sogar in triumphirendem Tone, daß er die von ihm fopirten Inschriften im Original zerstört habe, damit kein zukünftiger Reisender sie noch einmal fopiren könne. Gewiß follte das Gefiändniß dieser Vandalismen seinen Betrug verhüllen; und ebendeshalb übertrieb er auch wohl seine eigenen Erzeffe in der Schilderung.

Viele unserer Britischen Leser, die den Kontinent besucht haben, werden sich erinnern, daß Französische Kunstliebhaber gegen Nichts mit größerem Pathos eifern, als gegen die Beraus bung des Parthenon durch Lord Elgin, welche sträfliche Handlung fie unbedenklich dem Britischen Gouvernement Schuld geben. Wenn die Fortschaffung der Statuen aus dem Parthenon wirklich keine Rechtfertigung gestattet, so sind gerade die Franzosen dasjes nige Europäische Volk, das sich am wenigsten darüber beklagen darf. Das eben erwähnte, von dem damaligen Gouvernement stillschweigend genehmigte Zerstörungs System Fourmont's ist nur ein kleines Stem in dem langen Register dhnlicher Vergehen unserer Französischen Nachbarn; und noch in der neueren und neuesten Zeit hat die Wahrheit dessen, was Rousseau von seinen Landsleuten sagt: „Les Français n'ont soin de rien, et ne respectent aucun monument", nur zu sehr sich bestätigt."

glücklich ist er in Entzifferung derselben. Als Reisenden beschuls digt man ihn der Nachlässigkeit und Unthätigkeit, weil er Vieles, was in seinem Bereiche war und feine Wißbegier hätte erregen müssen, ungesehen und unbeachtet gelaffen hat. So . B. schweigt er von den ehrwürdigen und kolossalen Trümmern der Stadt Mylená, obfchon sie nur ein Achutheil einer Englischen Meile von seinem Wege ablagen. In Korinth war er zu trage, um die Akropolis zu besteigen, den imposantesten und merkwürdigsten Gegenstand in jenem Theile Griechenlands; und doch sagt er felber, es bedürfe nur eines einstündigen Ritts, um auf den Gipfel des Felsens zu gelangen. Besonders auffallend ist diese Lähigkeit im testen Theile feiner Reise, wo er die Lücken seiner Erzählung mit langen Stellen aus Strabo, Pausanias und Whes ler ausfüllt. Seine Gelehrsamkeit seßte ihn jedoch in den Stand, viele traditionelle und irrige Meinungen mit Hülfe alter Autoren zu berichtigen, und sowohl dieser Vorzug, als die Behutsamkeit, Bescheidenheit und strenge Wahrheitsliebe Chandler's find mehr als hinreichend, um seine Fehler aufzuwiegen.

Von Chandler bis auf unsere Zeiten wurde für die Topos graphie Attika's wenig oder nichts gethan. In diesen leßten Jahren ist das Land von einer Menge Reisender besucht und auss gebeutet worden; und zwar haben diese Herren durch ihre Nach forschungen auf Geographie und Alterthümer von Attika mehr Licht geworfen, als ihre sämmtlichen Vorgänger zusammengerech net. Bei weitem die meisten der neueren Wanderer sind Briten gewesen wir begnügen uns hier mit der bloßen Erwähnung eines Morritt, Leafe, Gell, Dodwell, Clarke, Holland, Hawkins, Walpole, Hobhouse, Hughes, Gifford aber der größere Theil dieser Schriftsteller hatte keinen anderen Zweck, als die Mittheilung der Ergebnisse eigener Beobachtung. Noch fehlte uns ein Forscher, den Autopsie, Gelehrsamkeit und Kritik in schönem Bunde befähigten, das von seinen Vorgängern gesammelte Material zu sichten und in gedrängter Uebersicht zu bearbeiten. Diesem Bedürfnisse ist durch Wordsworth's

treffliche Gelehrte liefert aber nicht bloß ein flares und umfassen: des Resumé der Ergebnisse früherer Untersuchungen; sein eigener selbstständiger Forschergeist hat eine Menge schwieriger Probleme sehr glücklich gelöst.

Die Fortschaffung der Marmor: Statuen aus der Akropolis kann übrigens entschuldigt werden; sie war eine Maßregel der Erhaltung. Schon der Umstand, daß man es erlaubte, fie weg, Athen und Attika" sehr gut abgeholfen worden.*) Diefer zutransportiren, beweist, wie geringen Werth man auf ihren Besth legte. Den Türken, deren Aberglaube alle Nachbildungen menschlicher und thierischer Formen verabscheut, waren diese Bildsäulen fogar ein Grauel und Aergerniß. Es ist faktisch, daß Türken die Skulpturen am Theseum verstümmelt haben; ja, einer dieser Barbaren sprengte fogar eine Ecke desselben Gebaudes mit Schießpulver, um des Honigs habhaft werden zu können, den ein Schwarm wilder Bienen zurückgelassen. Auch pflegten die Türken polirte Marmorblöde zu Kalk zu verbrennen, oder in Eleine Stücke zu zerstoßen, mit welchen sie dann ihre Mauern und Wohnhäuser ausbesserten; und sicherlich ist diese Gewohnheit Hunderten von Inschriften und Basreliefs, von denen man noch zerstreute Fragmente in den Mauern der Kirchen und Privats Häuser vorfindet, sehr verderblich gewesen.

Dodwell erzählt uns, daß, als er eines Tages in der Nähe des Lykeion's eine Slizze aufnahm, einige Griechen, die in der Nachbarschaft pfligten, eine herrlich gearbeitete Marmorstatue von Lebensgröße entdeckten. Sie zerschlugen diese Statue sogleich und waren, als Dodwell an der Stelle vorbeikam, eben im Bes griff, eines der Fragmente durch Aushöhlung in einen Kaffees Mörser zu verwandeln. Ein Jonischer Tempel in der Nähe des Iliffus, die antike Brücke über denselben Fluß und die Arkade der Wasserleitung Antonia's, welche Denkmäler Chandler noch gesehen und beschrieben hatte, waren in dem kurzen Zeitraume von vierzig Jahren, der zwischen Chandler's Aufenthalt in Athen und die Sendung des Lord Elgin fällt, spurlos verschwunden, die Propylden aber und andere von den schönsten Gebäuden in hohem Grade beschldigt und verstümmelt. Seit dem Jahre 1829 ist Athen dreimal belagert worden, und einer der neuesten Reis senden, Herr Milae, beweist mit starken Gründen, daß die Ents fernung der Marmorstatuen aus dem Parthenon selbige vor uns erseßlichem Schaden während dieser Belagerungen beschüßt hat. Die Unparteilichkeit seines Raisonnements wird durch den Ums stand, daß er im Uebrigen Lord Elgin sehr unhold ist, genugsam dargethan.

Stuart und Revett verweilten beinahe drei Jahre in Attila und publizirten 1761 den ersten Theil ihrer bildlichen Darz stellungen seiner Alterthämer. Man kann dieses Werk als den Anfang einer Aera des besseren Geschmacks in den schönen Kuns ften betrachten. Die Trefflichkeit der Kupferstiche und die Ges nauigkeit der Pläne und architektonischen Vermessungen geben dem Buche einen hohen Werth; allein Stuart's Zeichnungen würden dem Archdologen und dem Topographen nüßlicher seyn, hatte er sie nicht mit unnöthigem Schmuck überladen.

Im Jahre 1764 wurden Chandler und Revett auf Kosten der Dilettanten Gesellschaft, die unterdes ins Leben getreten war, nach Klein Asien und Griechenland geschickt: der Erstere als ges lehrter Archdolog und Geograph und der Andere als Zeichner, um die vor wenigen Jahren von ihm und Stuart ausgeführten architektonischen Zeichnungen zu verbessern und mit neuen zu vermehren. Beide Reisenden kehrten nach zwei Jahren wieder. Eine Anzahl neuer Zeichnungen und Plane (von Revett), eine Sammlung Griechischer Inschriften und eine Reisebeschreibung in zwei Banden (von Chandler) waren die Früchte ihres Fleißes und Beobachtungs Geistes, Chandler verdient von Seiten seiner Genauigkeit im Kopiren der Inschriften großes Vertrauen; minder

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Ein scharfsinniger Holländischer Philolog aus dem vorigen Jahrhundert bemerkt irgendwo,,,in der Kritik sey nichts schwie riger zu leisten, als das, wovon jeder, sobald er es gehört, an nimmt, daß er selbst es gesagt haben würde." Schöne Belege zu dieser so wahren Bemerkung geben Herrn Wordsworth's Er ganzungen verstümmelter Inschriften, die im Allgemeinen so bes friedigend find, daß man vertrauensvoll sagen kann: diese oder jene Inschrift könne nur so und nicht anders gelautet haben, als sie noch vollständig war. Nicht minder geschickt und glücklich ist der Verfasser, wenn er sich eigener oder fremder Beobachtungen bedient, um klassische Texte zu erklären oder zu verbessern. Sein Sti! ist lebendig and beredt, wenn er beschreibt oder schildert gedrungen und doch befriedigend, wenn er in Details eingeht. Herr Wordsworth untersucht den Boden, auf welchem Plato wan delte, die Rednerbühne, welche Demosthenes betrat, mit der Ehrs erbietung, dem Enthusiasmus eines Pilgers und mit der Wißbes gier eines Alterthumsforschers. (Quarterly Review.)

Mannigfaltiges.

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Haydn in Florenz. Die Gazzetta di Firenze vom 6. Juli giebt eine sehr ausführliche Beschreibung der diesjäh rigen Feier des St. Johannis Festes (vom 24. bis 30. Juni), an welchem Haydn's Oratorium "/ die Schöpfung von ungefähr 400 Künstlern und Dilettanten aufgeführt wurde. In Florenz hatte man bis dahin noch keinen Versuch gemacht, von diesem Meisterwerk des Deutschen Genius dem Publikum einen Begriff zu geben; dennoch war die Ausführung so vortrefflich, daß sie selbst von Seiten angesehener Ausländer großes Lob drndtete. Die Erleuchtung des Großherzoglichen Palastes war über alle Vorftellurg prachtig. Mehr als 50,000 Individuen haben an dem Feste Theil genommen.

Die Chinesische Flotte. Der Kaiser von China hat in Allem 1753 bewaffnete Fahrzeuge, von denen 717 Seeschiffe und die übrigen Flußschiffe sind. Keines dieser Fahrzeuge führt mehr als 20 Kanonen; die meisten haben nur 6 bis 8 Kanonen an Bord. Die Mannschaft ist zahlreicher als auf den Britischen Schiffen; man kann sie im Durchschnitt auf 40 Köpfe berechnen. Größere Fahrzeuge sind oft mit 200 bis 400 Matrosen und Sols daten bemannt. Nehmen wir an, daß die ganze Zahl der Sees Leute 60,000 beträgt und jeder gemeine Seemann nur 14 Lael an monatlichem Sold empfängt, so ergiebt sich eine jdhrliche Summe von 1,080,000 Taels. Rechnen wir nun eine gleiche Summe für den Gehalt der Offiziere und eine beliebige für die Kosten der Unterhaltung der Schiffe, fo refultirt eine muthmaßs liche Total Summe von ungefähr 3,240,000 Taels oder, nach Britischem Gelde, eine Million Sterling, als jährliches Budget der Flotte des himmlischen Reiches.

Athens and Attica etc. (then und Attika, Tagebuch über meinen Aufs enthalt daselbst.) Von Dr. Chrißkovher Wordsworth. Zweite Ausgabe. London 1839.

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 87.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Aemtern.

Literatur des des Auslandes.

England.

Berlin, Montag den 22. Juli

Gegenwärtiger Zustand der Russischen, Nordamerikanischen Französischen und Britischen Seemacht.

Nach dem United Service Journal.

"

Wenn Herr von Chateaubriand sagt:,,Frankreich ist Soldat", fo kann man mit gleichem Recht sagen: England ist Matrose". Mag das Festland immerhin seine Kriegsheere in die eine Waag, schale legen, wir werfen in die andere unsere Geschwader. Unser Vaterland ist eine Flotte, deren Admiralschiff sich zu London bes findet, während die anderen Fahrzeuge sich überall hin verbreiten. Unsere Mauern sind von Holz, wie die der Stadt Athen zur Zeit der Verfer Kriege; unser Glück, unsere Macht, unsere Heimat ift das Wasser. Wie jene im Schoß des Oceans schwimmenden Sterns Korallen, fegeln Großbritaniens Schiffe da und dort hin bis ins Unendliche, und gleich den Fühlhörnern der Insekten, erfassen fle zu jeder Zeit und an jedem Orte ihre Beute, fie mag schwach oder stark seyn.

Es ist uns gelungen, auf allen bedeutenden Meeren eine gewisse Art von See Garde zu errichten, mittelst welcher die fremde Schifffahrt gewissermaßen unter die polizeiliche Aufsicht Großbritaniens gestellt ist. Durch Jersey und Guernsen bieten wir bis in Frankreichs Gewdffer hinein den Bretagnischen und Normannischen Schiffen Troß; mit Gibraltars Hülfe halten wir die Schlüssel des Mittelländischen Meeres in Händen; Malta ist für uns ein nautisches Blockhaus, von wo aus wir uns schnell auf Asien und Afrika stürzen können; in der Insel Mauritius bes fißen wir einen vorgerückten Posten, der beständig den Weg nach Indien bewacht, und durch die Lage von Ceylon beherrschen wir zu gleicher Zeit den Bengalischen Meerbusen und die Hollans dischen Befißungen. So umfaßt unser Seewesen, wie ein flats ternder Gürtel, die ganze Welt.

Wie groß muß unsere Wachsamkeit und Thdtigkeit seyn, um diese ansehnlichen, bis jeßt durch unsere Seeherrschaft errungenen und bewahrten Vortheile auch ferner in Kraft und diese Obers gewalt selbst über jede Nebenbuhlerschaft erhaben zu erhalten! Englands Seewesen stürzen, hieße das Herz des Landes durch bohren und England so herabbringen, daß es früher oder spåter die ohnmachtige Kolonie irgend einer Kontinental Macht würde. So nur lassen sich die Ueberfälle der Sachsen, der Ddnen und jene der rauberischen Normannen erklären, lauter Völker gemeins famen Ursprungs, die uns nur zu einer Zeit, wo unser Seewesen noch in der Kindheit war, nach einander durch ihre an Geschick: lichkeit und Stärke uns überlegenen Flotten besiegen konnten. und eben so erklärt es sich, wie später selbst Napoleon's Plan, England zu erobern, an unserer nunmehrigen Allmacht zur See fcheiterte. Großbritanien wird das Scepter der Welt so lange führen, als seine Seemacht unbestritten ist; nur durch diese kann es sich bei seiner insularischen Lage, bei seinem Handel und bei der Menge seiner Kolonieen obenauf erhalten. Alle uns umges bende Nationen wissen das sehr wohl und versäumen daher keine Gelegenheit, um Großbritanien das Meer streitig zu machen. Warum find wir die Einzigen, die darauf keine Rücksicht neh men? Seit einigen Jahren hat sich unser öffentlicher Geist so sehr in Bürgerfehden vertieft, daß die großen Nationals Interessen darüber ganz vernachlässigt wurden; wir haben uns für unters geordnete Fragen intereffirt und die Lebensfragen, die zum Be fehen des ganzen Staatskörpers von höchster Wichtigkeit sind, unbeachtet gelaffen. Und diese Apathie hat sich aller Sidnde bes mächtigt; die Lords und das Volk, die Beherrschten und die Bes herrscher, alle haben sich mehr um die Kirche, um Registrirungss und Munisipal Angelegenheiten gefümmert, als über die Todess gefahr beunruhigt, von welcher England bedroht wird. Wenn man die Gleichgültigkeit der Einen und das Vertrauen der An: deren betrachtet, so möchte man fast glauben, die ganze Nation fen zum Selbstmord entschlossen.

Bis auf den heutigen Tag haben alle Ministerien der leßten, Zeit mehr oder weniger die Sicherheit Englands oder, mit an deren Worten, die Königliche Marine vernachlässigt; doch dem radikalen Whig Kabinet war es vorbehalten, ihr völlig den Todesstoß zu geben *), indem es die Zeughdufer in Verfall ges

*) Das United Service Journal ist bekanntlich ein entschiedenes Tornblatt, und seine Feindseligkeit gegen das Melbournesche Ministerium dürfte es das

1839.

rathen ließ, die See: Bauschule und das Marine Kollegium aufs hob, von je acht Compagnieen Marines Artillerie sechs verabs schiedete und dergestalt ein in Hinsicht auf Kenntnisse und Mannss sucht einziges Corps der Welt fast vernichtete. Durch eine kleins liche Ersparungssucht geleitet, vorgeblich, um die Auflagen zu vermindern, hat man die Englische Marine so herablommen, bat man die Zeughauser verdden lassen, in denen früher 7000 Ars beiter beschäftigt wurden. Und die Früchte dieser unglückseligen Ersparnisse, so wie noch andere Summen, sind auswärts vers schleudert worden, ohne Ueberlegung und ohne daß dem Staat daraus ein Vortheil erwachsen wdre; so die 22 Millionen får Westindien, die 5 Millionen, die in Kanada verloren gingen, und die 2 Millionen, die für die Nicht-Intervention in Spanien auss gegeben wurden.

Doch hoffen wir, daß bei dieser Frage, wo es sich um Leben oder Tod handelt, die Parlamentsmitglieder, welche zur Königs gültigkeit ablegen werden. lichen Marine gehören, doch endlich ihre unverzeihliche Gleich Und wenn es sich auch nicht gerade um Englands Leben handelte, so wäre es doch wenigstens schon für seinen Wohlstand von großer Bedeutung, sich seine Schiffe zu bewahren; denn wenn man sie bloß in Beziehung auf ihren inneren Werth betrachtet, so steckt in ihnen schon ein Kapital von 100 Millionen Pfund Sterling. Der Herzog von Wellings ton, der ein zu redlicher Patriot ist, um unsere Stellung zur See aus Parteigeist herabzuseßen, hat kürzlich im Oberhause den unvollkommenen Zustand unserer Flotte, in Vergleich zu der Marine anderer Nationen, hervorgehoben. Jedem hätte diese destoweniger nahm Lord Minto (der erste Lord der Admiralitất eben so klare als bestimmte Darstellung einleuchten sollen. Nichts wiedern, daß der Zustand des Englischen Seewesens noch blühend oder Seeminister) keinen Anstand, gegen alle Wahrheit zu ers genug sen. Eben so wie der Herzog von Wellington, machte auch der Capitain Napier die Minister auf die Ohnmacht unserer Seemittel aufmerksam, und ein Escadre Chef, voller Eifer für das Wohl des Vaterlandes, richtete einen Brief an den Herzog, um ihm die Gefahren auseinanderzuseßen, welche dem Staate aus der Verschlechterung unseres Seewesens erwachsen könnten. Kann man also noch ferner solche Warnungen unbeachtet laffen?

Durch eine Menge authentischer Dokumente ist es erwiesen, daß Rußland eifrig an der Vergrößerung seiner Seemacht ars beitet; daß Frankreich ebenfalls dafür dußerst thatig wirkt, daß noch andere Lander, wie z. B. Aegypten, sich auf dem Wege des Fortschritts befinden, und daß die Vereinigten Staaten alles Mög liche aufwenden und alle Weltgegenden durchspähen, um sich zu Herren des Oceans zu machen. Unsere Flotte hingegen steht still oder ist vielmehr im Rückschritt begriffen; sie entbehrt der Mannss aucht, und die bloße praktische Erfahrung hat überall den theores tischen Systemen Plaß gemacht. Auch versichern der Capitain Napier und der oben erwähnte Escadres Chef, unsere Hdfen bes fanden sich in einem so schwachen Zustande, daß sie ungestraft ans gegriffen werden könnten.

Wie groß auch die Uebertreibung der Lårmblåser seyn möge, so viel bleibt doch gewiß, daß ein verständiges Volk kein blindes Vertrauen in seine Macht sehen darf. Daraus, daß wir für jeßt Peine Invasion zu fürchten haben, folgt noch nicht, daß wir es auch für die Folge nicht nöthig hätten. Englands Ufer sind nicht befestigt; wenn sie nun auch nicht mehr von unseren Schiffen bewacht werden, so find sie dem ersten Angriff bloßgegeben, und eine feindliche Flotte, die hier landete, wurde einen solchen Schrecken erregen, daß die Ganse zuleßt noch das Kapitol retten müßten. Sir Walter Raleigh hat gesagt, so lange unser Vaters land die Herrschaft über die Meere behaupte, habe es nichts zu fürchten; aber der kluge Burleigh hat uns eine nicht weniger wahre Aphorisme zurückgelassen, indem er sagte, England könne nur durch sein Parlament zu Grunde gerichtet werden. Sollten diese Ariome nach Allem, was jest geschieht, wirklich zu Prophes zeiungen werden?

Der unmittelbare Gegenstand unserer jeßigen Besorgnisse ift Rußland; man braucht nur auf die Flotten zu blicken, welche

her wohl auch hier zu manchen Uebertreibungen veranlaßt haben; es blickt aus diesem ganzen Artikel deutlich genug die Abficht hervor, die Marine Englands unter ihrer iesigen Verwaltung, aus Parteieifer, gegen die der anderen Seemachte möglicht in den Schatten zu stellen, so schwer dies auch dem Britischen Stolze ankommt.

diese Macht in der Ostsee und im Schwarzen Meere unterhält, um sich von der Richtigkeit der Bemerkungen des Capitain Nas pier zu überzeugen. Vergebens behaupten die ministeriellen Blätter, daß solche Besorgnisse übertrieben seyen; dem Redlichen ist es aber ganz unmöglich, die Betrachtungen eines anderen ausgezeichneten Seemanns, des Capitain Crawford, nicht zu theis len, der vor zwei Jahren sich über diesen Gegenstand aussprach: Ich wurde", sagt er,,,sowohl als Engländer wie als Britischer Marine Offizier von einem ganz eigenen Gefühl bewegt, als ich mich auf der See mitten unter 26 Russischen Linienschiffen be fand, welche 30,000 Mann trugen und auf vier Monate mit Provision versehen waren, während wir zur Beschüßung unserer Küsten, unserer Hdfen, unseres Handels in der Ofts und Nords fee und im Kanale nur sieben Linienschiffe besißen, deren Auss rüstung nicht einmal ganz vollständig ist. Ich gestehe, troß meis nes Vertrauens in der überlegenen Geschicklichkeit meiner Landss Leute, bangte mir doch für die Bewahrung unserer alten Sees herrschaft."

Es war dem Capitain Crawford gestattet, das Ruffische Ges schwader bei Gelegenheit einer merkwürdigen Feierlichkeit zu bes fuchen, welche darin besteht, daß man mit dem Boot Peter des Großen, der,,Großpapa" der Flotte benannt, durch alle Schiffe hindurchfährt. Er sah, daß diese Flotte aus 3 ungeheuren Liniens schiffen, jedes von 110 Kanonen, aus 6 von 84 und aus 17 von 74 Kanonen bestand. Dazu kamen noch 19 große Fregatten, 3 Korvetten und eine große Anzahl kleiner Fahrzeuge. Das Ganze stand unter dem Oberbefehl eines Englischen Veteranen, des Admiral Crown, der die Mandver unter den Augen seines Herrs fchers ausführte. Die großen Schiffe hatten jedes in der ersten Batterie vier ungeheure Kanonen, um horizontal zu zielen, und eine dieser Kanonen schießt unter furchtbarem Krachen alle' sechs Minuten eine Bombe von 120 Pfund ab. Welche Fortschritte feit Peter dem Großen!

Noch mehr aber als Rußland, haben wir, nach allgemeinem Eingeständniß, einen anderen Nebenbuhler zu fürchten, die Vers einigten Staaten von Nordamerika. Die Vollkommen: heit, mit welcher die Nordamerikaner ihre Kriegsschiffe bauen und ausrüsten, die große Anzahl ihrer Kauffahrteischiffe, welche die gestirnte Flagge in alle Theile der Welt hintragen, die Ges schicklichkeit eines Theiles ihrer Matrosen, nämlich derer aus Neu England, hauten schon langst die Aufmerksamkeit der Bris tischen Regierung auf sich ziehen müssen. Wir wollen damit nicht fagen, daß die Vereinigten Staaten vorzugsweise Seestaaten waren, noch, daß sie dazu bestimmt seyen, eines Tages die He roen des Weltmeeres zu werden. Ihr Seewesen ist nur von uns tergeordneter Bedeutung in ihrer politischen Existenz, es trägt zu ihrer Größe bei, aber es begründet sie nicht. Als Verbündete jedoch würden sie bei einem Seefriege von großem Nugen seyn, fie wären eine gewichtige Verstärkung für eine Europäische Macht; fie könnten selbst eine Schlacht gewinnen, ohne deshalb das Scepter des Meeres sich anzueignen, weil werder ihr Intereffe, noch ihre geographische Lage sie dazu nöthigen.

Erst seit kurzer Zeit auf einem ungeheuren Flächenraum ans gefiedelt, wird die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ihr Ges biet noch lange nicht überfüllen. Die eingebornen Matrosen find und werden immer selten bleiben; sie würden jest zur Ausrüstung ihrer Flotten nicht hinreichen, und doch beklagen sich einige Ames rikanische Politiker über die große Menge von Ausländern, die sich auf ihren Schiffen befinden. Herr Homans, der Herausgeber der Chronik der Amerikanischen Armee und Marine”, beschuldigt diese Fremdlinge laut, daß sie Higköpfe und Laugenichise seven und feine Mitbürger nur verdrängten. In seinem Wismuthe darüber ruft er aus:,,Wie geht es zu, daß bei den ausgebreitetsten Hans delsverbindungen der Welt, bei den zahlreichen Schiffen, die nach allen Gegenden hin Handel treiben, noch kein Versuch, weder von Einzelnen noch von den Behörden, gemacht worden ist, die Ans zahl und Geschicklichkeit der eingeborenen Matrosen zu erhöhen? Wenn man die Mannschaft eines Schiffes anwirbt, macht man gar keinen Unterschied zwischen einem einheimischen und einem fremden Matrofen, ja, der Fremde wird sogar meist vorgezogen, weil er geschickter ist." Dem Uebel, worüber Herr Homans sich bellagt, wird so bald noch nicht abgeholfen werden; die Yankees find fühn, unternehmend, industrids und erfinderisch, aber wenn fie eine gesunde Politik befolgen, fo werden sie ihre Kräfte auf Sein anderes Biel als auf das Seewesen hinlenken.*)

Doch ist wohl kein Zweifel, daß Bruder Jonathan lebhaft nach Größe auf der See trachtet, ein Wunsch, der durch die Feh *ler unserer Admiralität im leßten Kriege nur gesteigert wurde, ein Wunsch, dem man die Gahrung in unseren Kanadischen Bes fisungen zuschreiben kann, und der den Worten des Präsidenten der Bereinigten Staaten über die beunruhigende Granz Streitig feit mit England sum Grunde liegt. Wenn aber auch dies Bes fühl noch allgemeiner über Nord Amerika verbreitet wäre, als es der Fall ist, wenn selbst die am Meere liegenden Gegenden mehr Mittel zur Befestigung ihrer Kisten verlangten, so würden doch die streitenden Interessen der verschiedenen Staaten unter einander sich beständig der Gewahrung des Verlangens der Küstenländer widerseßen. Je mehr ich von den Küsten entfernt, desto auffallender wird diese e Beribiedenheit der Intereñen, weil den Bewohnern des inneren Landes die Bedürfnisse der Küstenbewohs ner ganz fremd find. Dieser Mangel an Einheit wird immer ein *Gewiß ein recht nätver Rath, nitudestens then to dalv att die wach

Hinderniß für die Vergrößerung ihres Seewesens seyn; deffens ungeachtet möchten doch die Nord Amerikaner gern ihre Herrs schaft vom Kap Horn bis zur Insel Melville ausdehnen. Vor Pursem sprach sich der Herausgeber des,,New York New Star“ sehr naiv über die Rechte aus, welche den Vereinigten Staaten, eber als den,, eifersüchtigen Briten", über Amerika gebührten. Diese vermeintlichen Rechte sollten sich sogar bis in die entferne ten Regionen von Kalifornien erstrecken, weil die Fortseßung dies fes Landstriches sich bis an den Columbia Fluß hin ausdehne. Aus ähnlichen Ansprüchen glauben sie ein ziemlich gutes Recht auf die Antillen, auf Neu-Schottland, auf die Insel Neufundland und auf Kanada zu haben. Obgleich unsere leßten Maßregeln faft darauf berechnet fcheinen, ihnen diese verschiedenen Kolonieen zu überlassen, so sehen wir doch noch nicht ein, daß unser Ueberges wicht auf der See in die Hände der Vankees übergehen könnte, denn die Lage dieses Volks ist weit besser dazu geeignet, sich selbst zu beschüßen als andere anzugreifen.

Während des Krieges erregte die Besiegung zweier oder dreier von unseren Fregatten durch die Schiffe, welche der Patriot Herr James so glücklich die maskirten Vierundfiebziger nennt, nicht geringe Bestürzung, weil man nicht bedachte, daß sich aus dem gegenseitigen EinzelsKampfe von gleich starken Schiffen kein Schluß aufs Ganze siehen lasse. Was nun die maskirten Vierundsiebzi ger betrifft, so kann man fast von allen Nordamerikanischen Schif fen behaupten, daß sie auf eine fo trügerische Weise bezeichnet fenen. Diese Vierandsiebziger nämlich haben nicht 74, sondern meist 90 bis 140 Kanonen und find mit 1000 und oft noch mehr Leuten bemanut. Auf ihren Fregatten von 44 Kanouen find 60 Geschüße von schwerem Kaliber, und ihre Korvetten von 18 Kanonen haben deren wenigstens 24. Der Capitain Roß, einer derjenigen, welche am besten über den jeßigen und künftigen Zustand des Seewesens der Vereinigten Staaten geschrieben haben, erklärt uns diese trus gerische Bezeichnung der Schiffe.,,Man hat im Auslande ges glaubt", sagt Capitain Roß,,,die Amerikaner wollten ihre eigents liche Stärke verbergen, indem sie Schiffen, wie die „Pennsylvania", die auf den ersten Anblick ihre Classification Lügen straft, den Namen Vierundsiebziger beilegen; die Sache erklärt sich aber durch die eigenthümliche Abfaffung der Kongres Alte, welche die Summen zur stufenweisen Vergrößerung des Amerikanischen See: wesens ausiest. In dieser Akte werden die stärksten Schiffe als Vierundsiebziger aufgeführt, doch wird den See-Kommissariën die größte Freiheit gestattet, die daher die Fahrzeuge nach einem weit ausgedehnteren Maßstabe bauen lassen. Der einzige offizielle Name, unter welchem diese Schiffe eingezeichnet werden, ist Vierunds siebziger, während sie eigentlich nach der Zahl ihrer Kanonen klassifizirt werden sollten, wie es die Amerikanischen Liberalen auch wollen.

Von dieser Liberalität haben wir aber nichts im leßten Kriege erfahren; und wenn eines jener sogenannten Vieruuds fiebziger mit einem unserer ohne Haupt-Batterie und vollständige Bemannung ausgefandten Schiffe feindlich zusammenträfe und es nahme, so würde die demokratische Preffe auch jest nicht verfeh len, uns diese Niederlage durch ein scheinbar schwächeres, in der That aber viel stärkeres Schiff vorzurücken. So ist das Ameri lanische Schiff die,,Pennsylvania" größer und breiter, als das Englische Schiff die Kaledonia" von 120 Kanonen, und doch wird jenes nur als ein Schiff von 74 Kanonen aufgeführt. Die ,,Kaledonia" hat ein Unterdeck von 205 Fuß, 'einen Kiel von 170 Fuß 11 Zoll Lange, eine Breite von 53 Fuß 6 Zoll und einen Schiffsraum von 23 Fuß 2 Zoll Tiefe; die Pennsylvania" ein Unterdeck von 205 Fuß 6 Zoll, einen Kiel von 173 Fuß Lange, eine Breite von 58 Fuß 1 Zoll und einen Schifferaum von 23 Fuß Tiefe.*)

Wie bedeutend nun auch in Betracht ihrer Sparsamkeitss Grundsche die gegenwärtigen Ausgaben der Nord-Amerikanischen Verwaltung für den Unterhalt des Seewesens senn mögen, fo müßten sie doch noch sehr gesteigert werden, wenn diefelbe vers fuchen wollte, fich jemals das llebergewicht zur See zu erobern. Bu Anfang dieses Jahres belief sich die Anzahl ihrer Schiffe, die im Dienst benußten, die abgetafetten und die im Bau bes griffenen zusammengerechnet, auf 11 Linienschiffe, fogenannte Vierundsiebziger, 14 Fregatten erster und 3 weiter Klasse und 10 andere kleinere Fahrzeuge. In aktivem Dienst waren im Ganzen nur ein Linienschiff mit zwei Verdecken, 68 Fregatten, 9 Korvetten und 6 Schooner. Folgende Labelle wird seigen, wie gering auch die Zahl der Nordamerikanischen Sec. Offistere gegen die der Englischen Marine ift.

Grade. “Amerikantfche. Englische.
Escabre Chefs
Capitaine

Korvetten Capitaine .
Lieutenants

Segelmeister

Chirurgen

Chirurgische Gehülfen

212

36 40

689

1084 (davon außer Dienst 275)

262

2913

439

643

387

*) Es wird nicht ohne Interesse feyn, bei dieser Gelegenheit die übrigen größten Schieber Gremachte kennen zu lernen. Das größte Schiff ber legnotifchen Flotte ist der Sultan Mahmud, von 3250 Tonnen und 120 Kanonen; bas größte Franzöfifche der Commerce de Marseille von 130 Kanonen; das größte Englische die „Kaledonia“, von 2602 Tonnen und #2747 Commen und 120 Kanonen; das größte Evanische der St. Joseph von 2457 Tonnen und 112 Kanonen; das größte Nord-Amerikanische die Vern folvanta" von 3018 Tonnen und angeblich 74 Kanonen. Ein Englifes Linienschiff von 74 Kanonen ist viel kleiner; so hält & B der „Albion” bei

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ftrafte die Uebertretungen und unterdrückte durch strenge Maßs regeln alle meuterische Versuche, welche durch die Schönheit des Dries und durch die Langeweile einer beschwerlichen Fahrt hervors gerufen wurden. Wann hat je der Beherrscher eines Reiches eine verschiedenartigere und anhaltendere Energie an den Tag gelegt? Verdienen die Namen Cromwell und Lorenzo von Medicis wohl größere Berühmtheit?

Der Storbut, der so große Verwüstungen unter dem Ges hschwader angerichtet hatte, verschonte von nun an zwar die noch Gefunden, aber unter den Felsen von Juan Fernandez fanden alle die früheren Kranken, für die feine Rettung mehr möglich war, ihr Grab. Von dem ganzen zerstreuten Geschwader war Anson nichts übrig geblieben, als ein einziges Schiff und eine Spanische Caravelle, die er mitten im Sturme erbeutet hatte. Da riffen plößlich die Taue, die Anker ließen los, der,,Centurio" murde in die offene See getrieben, die Mannschaft blieb auf der Insel zurück und war nun allen Angriffen der Spanier bloßgestellt, die damals mit England im Kriege lagen. Der Admiral allein schien das Entseßen, welches sich der ganzen Mannschaft bemäch‹

muthigte feine Untergebenen und befahl, man folle die Spanische Caravelle ausbessern und segelfertig machen. Bei ihm konnte man sagen, daß Alles sich zum Besten kehre; er mischte sich unter die Arbeiter, hielt die Mannszucht aufrecht und blieb der König seis Leute aber; man arbeitete wohlgemuth und unter fröhlichem Ges fange. Die Ausbesserung ging rasch von Statten, und schon was ren neunzehn Tage während dieser Arbeit verstrichen, da rief die sur Beobachtung des Meeres ausgestellte Schildwache:,,Ein Ger gel, ein Segel!" Es war der Centurio", der sich wieder am ho rizont zeigte. Bei dieser unerwarteten Nachricht fiel die Maste der unerschütterlichen Festigkeit, die der Admiral immer so wohl zu bewahren verstanden hatte; er warf sein Zimmerhandwerkszeug fort, und zum ersten Mal auf der ganzen Reise war die tiefe Bewegung seines Junern auf seinem Antlig ausgeprägt.

Am 18. September 1740 ging Anson, der nun Befehlshaber eines Geschwaders geworden, von St. Helena mit fünf Kriegs schiffen, einer Schaluppe und zwei Transportschiffen unter Segel. Die ganze Ausstattung des Unternehmens war erbärmlich; die Les bensmiuel waren schlecht und spärlich augemeffen, die Mannschaft ohne Erfahrung auf der See und der größte Theil derselben krants lich, die Fahrzeuge alt und schlecht mit Handwerksgeräth versehen; die Offiziere allein unterstüßten Anson's sinnreiche Thätigkeit, und es ist gewiß sehr merkwürdig, daß alle die, welche bei dieser Expertigte, nicht zu theilen; er bewahrte feine schweigsame Ruhe, ers dition dienten, sich später als Capitaine oder Admirale auszeichnes ten, wie Sonders, Keppel, Sir Piercy Brett, Dogger Bank Vars ter, Saumarez und Denis. Sie alle standen unter dem Befehl des Admiral Anson, und er war ihnen nicht nur ein Vorbild an Muth und Seelenstarte, sondern auch in der ausdauerndsten Aufmerksnes kleinen Reiches. Seine unglaubliche Festigkeit ging auf seine famkeit, der hehutsamsten Wachsamkeit und der dußersten Sorgs falt rücksichtlich der Gesundheitspflege. Von diesem Zeitpunkt an verbesserte sich der Gesundheitszustand auf den Schiffen um ein Bedeutendes; Anson hat die Reform begonnen und Cool fie forts gefeßt. Kaum war der,,Centurio“ einige Monate in See ges stochen, so brach der Skorbut mit furchtbarer Heftigkeit auf dems felben aus, so daß der Admiral, der im Jahre 1740 England mit 510 Personen verlassen hatte, im Juni 1744 nur 130 dahin zurückführen konnte, und diese kleine Anzahl hatte er nur durch die dußerste Schonung und Sorgfalt erhalten können. Man sah ein, daß zur Gesundheit der Mannschaft die größte Reinlichkeit der Verdecke und der Hangematten unerläßlich sey, daß man eigentlich für jeden Mann im Allgemeinen zu wenig Raum bes rechnet habe, daß die Vertheilung der Arbeit nicht zweckmäßig geschehen, und daß das Schiff nicht gehörig mit Mitteln gegen den Storbut versehen worden. Die ganze Fahrt Anson's war ein wunderbarer Kampf gegen Krankheit, Unwetter und gegen die Spanischen Kanonen. Der Sturm zerfreute die Flotte; nach einander mußte man drei unbrauchbare Schiffe verlassen und die Leichname der halben Mannschaft ins Meer versenken; der Nebel umlagerte die Segel, der Schnee fror am Tauwerk fest, so daß ses bei jedem Manöver dem Zerbrechen ausgeseßt war. Während die vom Storbut Befallenen in ihren Hangematten starben, volls gogen die Anderen mit halb erfrorenen Händen und Füßen die Befehle des Capitains. Gewiß, dieser Mann war ein Held, er, der immer allein aufrecht dastand unter seiner muthlosen und ster benden Mannschaft, der auf folde Weffe drei Jahre durchlebte, nie die geringste Besorgniß dußerte, für Alles sorgte, Allem ab half und, durch die Wuth der Wellen und Winde von seiner Flotte getrennt, doch mit Heldenmuth sein Mißgeschick besiegte. Der ,,Centurio" war in ein Hospital umgewandelt, und als er auf der Höhe der Insel Socoro mit zerfeßten Segeln und oft ausges besserten Masten anlangte, legte er sich bei dieser Insel des Juan Fernandez vor Anker, die als Aufenthaltsort Alexander Selkirk's so berühmt geworden, dessen Abenteuer der bekannte Romandichter Defoë zu seinem unsterblichen,,Robinson Crusoë" benußte.

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Diese getreue Erzählung wirklicher Begebenheiten hat mehr Anziehendes als die talentvollste Dichtung. Warum verwenden die Staatsmanner, die doch behaupten, daß ihnen das Wohl des Volles am Herzen liege, und die Gelehrten, die sich Menschens freunde nennen, nicht das Geld des Staates, ihre Feder und ihr Talent dazu, diefe schönen, glanzvollen Lebensschilderungen der Vergessenheit zu entreißen und all die unbekannten Rebenumstände jener Heldenthaten zu erzählen, die, unterhaltender als Dramen, einen Jeden zur Nacheiferung anfpornen würden? Aus solchen Werken würde man ersehen, wie der Mensch durch einen regen Sinn and eine hohe Seele zur Größe sich aufschwingt; man würde daraus lernen, daß der Mensch einzeln nichts ist, und daß andererseits die Vereinigung selbst wieder der Leitung eines jener Männer bedarf, die den Willen Aller in sich zusammenfassen und beherrschen, um sie nach einem großen Ziele hinzulenken. Alle Wotter Europa's haben, nach Verhältniß der Zeit und der Sitten, Manner von dhulichem Charakter wie Anson beseffen; und in England, in dem Lande, das von allen am meisten stolz auf seine Nationalität ist, hat Anson selbst fast ein Jahrhundert lang keinen Biographen gefunden.

Docelebren wir zum,,Centurio", zurác. Nicht ohne Mahe herreichte er die Insel des Juan Fernandez; vierzehn Tage wurde er umbergeworfen und war bestandig auf dem Punkte, an den Fels fenriffen zu zerschellen, doch fand er endlich eine Bucht auf, die Bucht von Cumberland, in die er hineinfuhr. Seit dem Beginn der Erpedition hatte der Admiralsals Arzt, Wundarzt und Mas trofe gedient; nun wurde er plöslich Verwalter, Ackerbauer und Gefeßgeber. Seine kleine Kolonie mußte fich gewissen Anords nungen si unterwerfen er ließ Bette aufschlagen, den Boden bes bauen und das Schiff ausbessern; die verschiedenartighten Ges fchafte lagen ihm ob; er mußte selbst das Beil handhaben und den Zimmerleuten beistehen; er leitete die Jagden, ordnete die Lebensweise der unglücklichen Storbuikranten, richtete und bes

Auf dem noch übrigen Theil der Reise, die sich noch drei Jahre hinzog, dasselbe Mißgeschick, derselbe Alles besiegende Hels denmuth. Fand der Admiral eines feiner Schiffe wieder, so vers for er dafür zwei; erbeutete er ein Spanisches Schiff, so mußte er es aus Mangel an Befagung in den Grund bohren. Nirgends zeigt sich der Muth zu gleicher Zeit so edel und rührend als im Leben derjenigen Männer, die bestandig mit unbeugiamer Festig feit gegen die Tücken des Geschickes ankämpfen müssen, ohne sich davon niederbeugen zu lassen. Solcher Art war das Leben des Admiral Coligny, des Prinzen von Oranien, Wilhelm's III. und einiger anderer großen Männern, denen die Geschichte, die sters die Sklavin des Erfolges ist, keinen sehr hohen Play anwies. Nachdem Admiral Anson Krankheit, Unwetter, jedes Mißgeschick und die Verfolgung eines erbitterten Feindes gegen fich gehabt, steuerte er bestandig durch empörte Meere, belästigt von einer Menge Unglücklicher, die sein Schiff aufüllten und seine Gorg falt in Anspruch nahmenger umfpifte die Welt, nahm den Spaniern die Amerikanische Stadt Paita, die er nach den erhals tenen Instructionen niederbrannte, und brachte nach England eine Spanische Gallione, den,,Valparaiso“, mit zurück. Zu jener Zeit war die Schifffahrt noch weit unvollkommener als jest, und da man damals den Chronometer noch gar nicht bannte, so ist es um so bewunderungswürdiger, daß der,,Centurio“ sich nur um sehn Grad irrte, als er das Kap Horn umschiffte.

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Durch die Menge der Gefangennehmungen war das Fahre zeug des Admirals mit Leuten überfüllt worden, die zu dem von den Engländern am meisten verabscheuten Volke, zu den Spas niern, gehörten. Aber der unwandelbare Edelmuth, mit welchem der Admiral gegen diese Gefangenen verführ, hat ihn besonders an den Küsten von Süd-Amerika in dankbarem Andenken erhals ten. Die Spanier konnten gar nicht begreifen, wie ein Keser die Katholiken mit so vieler Sanftmuth und Güte behandeln könne. Noch weniger faßten fie die höfliche› Achtung, die er einer jungen wunderschönen Spanierin seigte, der er mit ihrer Dienerin ein besonderes Gemach anwies, das er niemals betrat; man verglich ihn deswegen mit Scipio Afrikanus, und das junge Mädchen wollte durchaus das Schiff nicht eher verlassen, als bis sie selbst dem Befehlshaber, der flee befchüßte, gedankt hatte. Jede Art von Mikgeschick war Anson beschieden. Nachdem ver fast seinen Monat auf die Gallione ven Manilla gewartet hatte, die er angreifen und nehmen wollte, brachte er in Erfahrung, daß die Spanier, von seinen Absichten unterrichtet, die Gallione bis zum nachsten Jahr im Hafen liegen laffen wollten. Dieser Mann, der sich durch nichts obschrecken ließ, der nicht gesagt hatte, als sein Geschwader bis auf ein einziges Schiff dahinges schmolzen war, feste feinen Weg fort, rastete zu Macao, landete in China, tampfie gegen die Forderungen und den Eigensinn der Mandarinen und Pehrte zurück, um auf das Vorüberfegeln des großen Spanischen Schiffes,Acapulco" u warten, einer Gallione von 36 Kanonen, 28 steinernen Mörfern und 550 Männ. Troß feines heftigen Widerstandes und der geschwächten Kraft feines Feindes, wurde der,,Acapulco" doch genommen, und als es sich um die Bewachung der Gefangenen handelte, hatten die Sieger von neuem eine schwierige Aufgabe zu lösen, denn ihre Anzahl war viel geringer, als die der ueberwundenen, so daß diese leicht die Ersteren hatten gefangen nehmen Tönnen.

Der Mann, welcher fo große Dinge vollführte, den Gott mit so machtiger Kraft der Seele begabt hatte, sprach nur beim Kommando. Als das Voll in feiner Wuth das Blut des unglücks

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