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vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 79.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wohlöbl. Post- Aemtern.

Literatur des Auslandes.

ungar n.

Berlin, Mittwoch den 3. Juli

Fiume und seine Umgegend.

Die Sonne ging eben auf, als am 14. August 1887 die Raber des Wagens, in welchem ich müde und verwundet faß, auf den gepflasterten Straßen von Fiume raffelten. Um diesen Punkt zu erreichen, waren mein Sohn und ich über jenen Zweig der Julischen Alpen gereist, der Kroatien von Krain trennt und immer tiefer hinabsinkt, bis er die Küsten des Adriatischen Meeres am unteren Ende von Dalmatien berührt.

Es war eine herrliche Fahrt gewefen in einer föflichen Jahreszeit und wahrend einer Nacht, deren erfrischende Kühle für unsere erhigten Glieder höchst wohlthätig war; doch weder er noch ich fonnten auf die Schönheiten achten, die jede neue Biegung der Straße uns erschloß. Was den Knaben betrifft, so schlief er glücklich und gesund auf den Knieen unserer Freunde. Seine Schmerzen waren alle vergessen, und in seinen Träumen schienen ihm mehr Bilder der Heimath vorzuschweben, als Ers innerungen an die seltsamen und gefährlichen Abenteuer, die mir eben bestanden hatten; bet mir aber war es nicht so. Ich konnte nicht einmal meinen Kopf auf den Sattelliffen des Wagens auss ruben, und in einer ganz aufrechten Stellung schlafen, ist nicht sehr leicht. Wie freute ich mich daher, als einer meiner Reises gefährten mir meldete, daß der Gipfel der Berglerte erreicht wäre, und daß noch eine Fahrt von ein oder zwei Stunden uns an das Biel unserer beschwerlichen Reife bringen würde.

Ich muß meinen Lesern noch bemerken, daß mein Sohn und id, furs bevor diese Fahrt unternommen worden, aus den anden der Rauber befreit wurden, die uns in den Bergen von Kroatien so schrecklich sugerichtet hatten. Unsere Begleiter waren Herr Hill, der Britische Vices Konful in Fiume, deffen Bemühungen wir unsere Freiheit verdankten, ein Diener des Gefeßes, den der Gouverneur mitgeschickt, um den Konful mit seinem Rath su unterstüßen, und ein Arzt, ein Neapolitaner von Geburt, der in der Franzöfifchen Armee unter Napoleon gedient batte und jest in Fiume prattizirte. Ich hoffe, man wird nicht glauben, daß ich meiner Verpflichtungen gegen den Lesteren uneingedenk bin, wenn ich gestehe, daß mich sein Betragen während der ganzen Nacht hochlich ergoste. Seine Phantasie war von Räubern und Banditen ganz erhist. Er bat mich, ihm eine meiner Pistolen au geben, was ich that, und obgleich sie nicht geladen war, ließ er fe nicht aus der Hand, bis wir die Stadt erreichten. Dann bewachte er auch jede Bewegung meines Kopfes und Körpers, und wenn ich nur die geringste Miene machte, zu schlafen, so bat er mich, ich möchte um feinets, wo nicht um meinetwillen, mich hüten, die Bandagen zu verrücken. Doch ich fann nicht ins Einzelne eingehen, ich fann nicht den Ton seiner Stimme beschreiben, seine raschen, unruhigen Bewegungen und seine uns verstellte Angst, wenn ein oder zweimal der Schatten eines Felfens ober eines Baums über den Weg fiel; dies Alles muß man gesehen haben, um sich eine Vorstellung davon zu machen. Ich muß gestehen, daß ich, troß Wunden und Quetschungen, nicht immer mein Lachen unterdrüden konnte, obgleich die Be friedigung meiner Lachluft mich schmerzlich daran erinnerte, bas, wenn die Hirnschale offen liegt, der Mund am besten ges fchloffen bleibt.

Obgleich ich bei dieser Gelegenheit auf die Natur um mich herum nicht viel achten konnte, so will ich doch einige Worte das von sprechen, weil ein langeres Verweilen in der Gegend mir erlaubte, die interessantesten Punkte zu besuchen. Man fahrt von Dalniza nach Fiume über eine ununterbrochene Erhebung von ungefähr 12 bis 15 Engl. Meilen, wo die Straße fortwährende Biegungen macht, um jedes That, dem sie begegnet, zu benußen. So wird man bis auf eine Höhe von nicht weniger als vier bis fünftaufend Fuß über dem Meeresspiegel getragen, aber nicht, wie in vielen Tyroler Påffen, in so allmåliger Weise, daß man gar nicht merkt, wie hoch man gekommen ist, sondern sehr rasch und merkbar durch Zicksacks, deren Neigung nicht weniger bes trdgt, als 35 Grad. Inzwischen breitet sich ein Panorama vor Dir aus, das fo eigenthümlich ist, als irgend eines im südlichen Europa. Bu Deiner Linken find wilde Hügel, dürr und steinig, und unter Dir rechts Thaler und Schluchten, bald reich und

1839.

gran, mit Wiesen und hier und da einer menschlichen Wohnung, Die an einem Strom erbaut ist, bald so finster, tief und steil, daß jeder Verfuch, hinabzusteigen, dem, der ihn wagt, den Hals brechen würde. Schon die Vorsichtsmaßregeln, die man gegen Unfälle getroffen hat, beweisen, wie gefährlich der Weg ist. Eine Starte Mauer begrdnst die ganze rechte Seite des Weges, und der Postillon erzählt Dir, wenn man diese wegnahme, so würde man nicht dafür stehen können, ob man eines von den beiden Enden mit ganzen Knochen erreicht. Denn es ist ein Wind, der Bora heißt und mit folcher Heftigkeit diese Abhänge hinunterfährt, bas weder Mensch noch Thier widerstehen kann, und nicht selten haben Beide ihre Rettung der Mauer verdankt, welche die Klugheit und Sorgfalt der Ungarischen Behörden daselbst ers baut hat.

So fährt man gegen sehn Engl. Meilen hinauf; je ndher man der Kuppe fommt, defto einfamer wird die Gegend, bis eine Felsenwand jeden weiteren Schritt zu hemmen scheint. Da ist nirgends eine Spur von Menschen Aufenthalt; so weit das Auge reicht, sieht man nichts als Spigen über Spigen ragen. Es wird wohl felten vorkommen, daß Einem in folcher Lage nicht fast angstlich zu Muthe wird. Doch wie soll ich den Anblick beschreis ben, den man vom Gipfel aus genießt? Einen Moment vorher ist Alles wie ein verschlossenes Buch; dann biegt man um eine Ede, und vor Dir liegt jener köftliche Theil des Adriatischen Meeres zwischen den Vorgebirgen Melada und Pola, der den Golf von Fiume bildet. Wie schön liegt er da mit seinen blauen, bewegungslosen Gewässern und seinen bergigen Ufern, die auf der Spiße fahl und felfig, an ihrem Fuße und auf mehr als der Halfte ihrer Höhe mit Grdfern jeder Art bedeckt sind. Der Golf te mit 3nfeln beide die the fast von dem übrigen Weer abfons dern und ihm das Ansehen eines Binnenfees geben.

Sobald der Reisende diesen Gipfel erreicht hat, so verldse ihn gewiß jede Unruhe, die er während der Auffahrt hatte; denn jeder Schritt, den er thut, zeigt ihm Schönheiten, auf die er nicht gerechnet hatte. Die Umgegend ist ganz verdnbert; man fieht nicht mehr eine Reihe von Bergkuppeln und kahlen Selfen, sondern an den Seiten der Hügel bangen Wein und Olivens garten, während mehr in der Nähe Ruinen und moderne Bauten abwechselnd die Aufmerksamkeit des Reisenden feffeln. Auf einer isolirten Spize, welche die Stadt übersicht, links von der Straße, fieht man die Ruinen eines alten Kastells, in welchem, wenn ich mich recht erinnere, die Familie Franghani lange gewohnt hat. In Hinsicht der Architektur hat es nichts Merkwürdiges, aber feine Lage ist wunderschön, und Graf Nugent, der es neulich an sich kaufte, hat gezeigt, daß er dies zu schdßen weiß. Er hat es so eingerichtet, daß es ihm zum Aufenthalt dienen kann, wenn er Geschäfte halber oder zum Vergnügen diese Straße reist, und damit es etwas mehr Intereffe biete, als das bloße Alterthum zu gewahren vermag, hat er eine Reihe von Zimmern in eine Art Kunsts Galerie verwandelt. Da Reben in wohlgeordneten Gruppen Abgüe von den besten Statuen, die Italien hat, Apollos, Venus Statuen, Gladiatoren und Nioben, die von ge schickten Händen ausgeführt find. Sie stimmen vortrefflich zu dem Charakter des Dres; nur Schade, daß man, um sie zu ers reichen, mehr Beschwerden ertragen muß, als ein unbefangener Reisender für einen solchen Zwed gern auf sich nehmen wird.

Das Schloß der Franghani begegnet dem Auge in dem Mos ment, wo man sich anschickt, nach Fiume selbst hinabzufahren. Doch ist es nicht der einzige Gegenstand, nach welchem man unwillkürlich den Blick richtet. Man fährt jest über einen Weg, der aus dem Felsen besser ausgehauen ist, als irgend ein Theil der bisher zurückgelegten Straße. Es ist in der That eine Gas lerie, die an der Seite des Berges ausgehöhlt ist, zu welchem 3wed Steinbrüche an Stricken von den Spißen und Kuppen, die in die Höhe ragen, herabgelassen wurden. Hier wird man versucht, in die Tiefe eines weiten Abgrunds hinabzuschauen; denn der Rand deffelben fällt so senkrecht wie ein Bleiloth binab, und außerdem hört man aus der Ferne das dumpfe Rauschen eines Stroms. Dieser Strom ist der Fiumara, der fich feinen Weg nach dem Meer durch diese Schlucht bricht und an defen Ufern in den leßten Jahren eine ausgedehnte Papiers Fabril ers richtet worden, welche einen großen Theil Deutschlands und fast gana Ungarn mit Papier versorgt, wobei man den guten Ges ichmad gehabt hat, die Gebdude, die dazu gehören, fo einzurich

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ten, daß die Schönheit und Erhabenheit des Schauspiels nicht im Geringsten dadurch gestört wird.

Kaum hat man den Blick ein paar Minuten hierhin gerich tet, als Einem bei einer plöglichen Wendung der Straße Fiume selbst mit seinen überhängenden Wäldern und Weinbergen in die Augen springt. Da liegt es wie ein Zauberschloß unter dem Schuß der Berge mit den weißen Häusern, die dem Rande der Bai entlang zerstreut find; hier und da steht manch' einsames haus, das sich von den übrigen losgeriffen und unter den vielen Miniaturichluchten, die sich durch die Felsen über der Stadt win den, einen besseren Plas gefunden zu haben scheint. Da ist auch eine Casa Santa oder ein heiliges Haus der Jungfrau, gerade auf dem Fleck, wo der Engel ausrübte, als er es more solito von Razareth nach Loretto trug. Auch nimmt ein Franziskaners Klofter eine natürliche Terrasse auf dem anstoßenden Berge ein, und man ndhert sich ihm auf einer langen Reihe von Stufen, die in den Felsen gehauen sind, während das Thal, das in der Mitte liegt, mit reichen Weingärten bedeckt ist und die Pflanzen aus dem harten Felsen herauszuwachsen scheinen.

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So erscheint Fiume von den Bergkuppen aus gesehen, die es beherrschen ein glänzender, schöner Punkt eine Art Ge malde in einem diamantenen Rahmen, das von dem großen Spiegel des Oceans zurückgeworfen wird. Von der Bai will ich nur so viel sagen, daß sie mit den weißen Segeln vieler Schiffe bedeckt schien, deren keines von solchem Umfang war, daß man einen großen Handelsplaß vor sich zu sehen glaubte; doch waren es viele Briggs und Kutters und ein ganzer Schwarm von Fischerboten. Diese lesteren sind am thuigsten, wenn die Nacht eingebrochen ist. Zu einer bestimmten Jahreszeit nämlich Pomme eine besondere Fischart, deren Namen ich vergessen habe, . die aber von den Umwohnern sehr geschäßt wird, haufenweise in die Spise des Golfs, um sich fangen zu lassen; da aber dieses Thier sich nur durch brennende Fackeln ins Nes locken läßt, so gehen die Fischer bei Nacht an ihr Geschäft. Nie sah ich eine furiofere Illumination des Meeres, als sie durch eine Reihe solcher Bote ungefähr eine Englische Meile weit vom Strande hervorgebracht ward. Auf dem Hintertheil eines jeden brannte eine Flamme, deren rothes Licht grell über das Wasser hin schien und die Masten und das Tauwerk mehrerer Schiffe, die in der Nähe vor Anker lagen, auf die groteskeste Weise beleuchtete.

Fiume, die Hauptstadt des alten Römischen Littorale, ist das einzige Débouché, das Ungarn für seine Produkte hat, seitdem die Russen die Donaus Mündungen inne haben. Als Handelsstadt jedoch ist es in keinem blühenden Zustande; es ist zu nahe an Triest, und dahin den Hauptstrom des Handels zu leiten, war, wie bekannt, lange das Streben der Oesterreichischen Regierung. Fiume ist auch ein Freihafen mit ausgedehnten Privilegien, und dennoch hat es mit seiner Nebenbuhlerin nicht gleichen Schritt halten können. Die Bevölkerung hat daher nie acht bis neuns tausend Seelen überstiegen, und sie soll ich eher im Ab, als im Zunehmen seyn. Indeß ist doch immer hier einiges Leben; es werden Lumpen, Papier und Rofoglio ausgeführt, und die vors züglichsten Einführungs- Produkte sind Kolonialwaaren und Salz. Es refidiren hier Vice Konsuln für England, die Vereinigten Staas ten, Schweden und Dänemark, ein Beweis, daß von jeder dieser Nationen dann und wann Schiffe mit Ladungen hier ankommen. Doch im Ganzen merkt man, daß der Handel von Fiume der Aufmanterung bedarf - daß er, wo nicht ganz erstorben, doch sehr schlaff danieder liegt, und daß diese Erschlaffung noch andere Ursachen haben muß, als man mit den Augen sehen kann. Ob die Fiumefen Recht haben, wenn sie behaupten, daß die Regierung au Wien keine Luft hat, dem Ungarischen Handel Thår und Thor au öffnen?

Die neuntausend Einwohner, von denen ich gesprochen habe, find in die alte und neue Stadt vertheilt; die erstere ist elend und schmugig und in jeder Hinsicht beleidigend für die Sinne, die zweite dagegen ist ein sehr reisender Ort. Hier ist die Wohnung des Gouverneurs, das Casino und das Wachhaus, alle mit vielem Geschmack erbaut; auch ist hier die Mailbahn, eine artige Pros menade an der Bai in Gestalt eines Halbmonds, die in der küh len Abendluft sehr besucht ist. Nach der alten Stadt dagegen muß der Fremde fich wenden, wenn er Geschmack für Alterthümer hat. Die Sankt Veits-Kirche ist schon ein Bau von verhältnißmáßig neuerem Datum, und der Baumeister scheint sich die Kirche der Santa Maria della Saluti in Venedig zum Muster genommen au haben; doch ein edler Römischer Bogen verdient eine nähere Betrachtung, obgleich er von einigen der schmußigsten und elends ften Hütten umgeben ist. Doch hat sich weder eine Angabe über bie Zeit seiner Errichtung, noch über die Zwecke, zu denen er bestimmt war, erhalten, und auch die anderen Reste Römischer Baukunft, die hier und da um die Stadt zerstreut liegen, find meist bloße Bruchstücke ohne Geschichte.

Als wir früh Morgens in Fiume einfuhren, brachte uns der Konjul, Herr Hill, zuerst in einen Gasthof, kehrte aber nach einis gen Stunden mit dem Eigenthamer der Papiermühlen am Fius mara, Herrn Smith, einem Englischen Kaufmann, der in Fiume wohnte, zurück. Dieser Herr, der von unserem Reise Abenteuer gehört, erbot sich, uns während unseres Aufenthalts in der Stadt in sein Haus aufzunehmen, und wir ließen daher unser Gepäck in feine Wohnung bringen, wo die Mitglieder seiner Familie mit einander wetteiferten in dem gastfreundlichen Bestreben, uns zu zeigen, daß unsere Gesellschaft ihnen angenehm sen.

Wir brochien an zehn bis vierzehn Tage in Fiume zu, und

Nicht, daß etwa meine Wunden so gefährlich waren; aber ein beschädigter Kopf ist nicht in einer Stunde zu heilen, zumal wenn die Zahl der Verlegungen drei bis vier ist. Nach dem dritten Tage jedoch war ich wieder so weit hergestellt, daß mein drzts licher Freund mir auszugehen erlaubte, und nun ließen es sich unfere gitigen Wirthe angelegen seyn, einen Ausflug angenehmer zu machen, als den anderen. Den einen Abend streiften wir so weit herum, als meine Schwäche es erlaubte, den anderen nah, men wir ein Boot und fuhren auf dem Golf umher; den dritten fuhren wir zu Wagen nach dem Dragha Thal, einem der schön. ften Punkte, die ich je gesehen. Da diese Gegenden in Europa noch wenig bekannt sind, so will ich es versuchen, einen oder zwei von diesen Ausflügen zu beschreiben, die uns Gelegenheit gaben, die Naturschönheiten von Krain und die Sitten seiner Bewohner näher kennen zu lernen.

Unsere Spaziergänge in und um Fiume wurden meist nach Sonnenuntergang unternommen, und zwar entweder langs des Seeufers, wo die Orangenblüthe und die Myrthe ihre Wohlges rüche ausströmten, oder in irgend eines von den Thälern, welche hinter der Stadt sich in das Herz der Berge erstrecken. Ein an deres Mal schöpften wir frische Luft auf dem Wasser, und eins mal wenigstens fuhren wir über die Bucht, um den Morgen und Abend in den Olivenhainen von Valeska zuzubringen. Da diese fünf Meilen von Fiume entfernt lagen, so forgie Herr Smich dafür, daß unsere kleine Gesellschaft in Hinsicht der Vorrathe nicht vom Bufall abhange: verschiedene kalte Pasteten mit einem mäßigen Borrath von Wein wurden im Bug des Boots niedergelegt, und um eilf Uhr an einem schönen sonnigen Morgen schifften wir

uns ein.

Ich habe keine Worte, die ganze Schönheit des Schauspiels zu beschreiben, das uns auf dieser kleinen Fahrt sowohl hin als zurück umgab. Wenn die Aussicht von den Hügeln über Fiume schön war, so war die, welche die Hügel und die Stadt zugleich umfaßte, noch viel schöner. Dies war besonders der Fall, als wir, dem Ziel unserer Bestimmung immer näher kommend, die herrlichen Formen des Monte Maggiore genauer zu Gesicht bes famen und uns in der Tiefe eines mächtigen Amphitheaters bes fanden, deffen Mauern die Alpen waren. Denn die Mannigfal: tigkeit in den Bildungen dieser Berge ist granzenlos, und in der Vegetation, die sie bekleidet, ist eine Ueppigkeit, wie man file in falteren Regionen vergebens sucht, während die lautlose Stille des Wassers und seine tiefe blduliche Färbung einen Eindruck auf uns machen, der gar nicht zu beschreiben ist.

Die Gesellschaft, die an jenem Tage das Boot bestieg, bes stand aus unseren gütigen Wirthen, Mik Slater, meinem Sohn und mir; auch hatten wir ein Paar Seeleute, uns zu bedienen. Wir waren Alle in der heitersten Stimmung, und die Elemente, als hätten sie sich verbunden, unsere Gemüthsruhe nicht zu trúc ben, hörten nicht auf, uns auf der ganzen Retse günstig zu seyn. Da die Luft sich nicht rührte, so war das Segel, das wir mite nahmen, von geringem Vortheil; aber die Fiumefischen Bootss leute ruberten gut, und wir glitten luftig über die Oberfläche des Golfs dahin. Jeder Gegenstand, der nur im Geringsten unfere Aufmerksamkeit zu verdienen schien, wurde bezeichnet, bis nach und nach Valeska aus dem Waffer stieg. Dies ist ein alter, mas lerischer Ort; seine Häuser, die ganz aus Giebeln und Winkeln bestehen, laufen in zwei parallelen Linien das Ufer entlang, und die, welche auf das Meer hinaussehen, sind der Gränze der Fluth so nahe, daß man beim ersten Anblick unwillkürlich fragt: „Wo her haben die Erbauer feste Erde genommen, um den Grund zu diesen Hausern zu legen?" Aber man staunt nicht bloß, wenn man diese seltsame alte Stadt aus der Ferne betrachtet. Jeder Punkt in und um den Ort verseßt Einen in Zeiten zurück, die nie wies derkommen werden. Die Bewohner steigen in ihre Wohnungen nicht auf Treppen, die von den Pfählen gehalten werden, sons dern auf hölzernen Stufen, die an den Häusern außerhalb hans gen. Auch find Galericen um jedes Stockwerk gezogen mit Fenstern ohne Glas, die aber durch hölzerne Jalousieen hinreichend gegen den Sturm geschüßt sind. Die Kinder laufen faßt nackt umber, und die Kleidung der Männer und Frauen ist höchst bizarr. Doch fanden wir sie alle, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, sehr höflich und diensfertig, und wenn sie, aus mal am Landungsplaß, wo ihre Dienstanerbietungen sehr zahlreich waren, um einige kleine Mänzen baten, so war die Art, wie fie dieses Bedürfniß ausdrückten, durchaus eben so sierlich, als der Fremde durch ganz England zu finden gewohnt ist.

Wir landeten in Valesta um drei Uhr Nachmittags, und nachdem Herr Smith den Bootsleuten befohlen, nach dem Punkte hinzurudern, in dessen Nche wir unser Mittagbrod verzehren follten, gingen wir zu Fuß auf einem gewundenen Pfad nach derselben Richtung. Die Stadt oder das Dorf war bald hinter uns, und nun drangen wir in eine Reihe von Olivenwäldern vor, die mit Myrthens und Orangenbdumen reichlich untermengt waren. Ueber diese erhob sich wieder der Monte Maggiore, während links durch das Laub hindurch der ruhige Golf schim merie. Dann famen wir an ein Gehege, eine Art Meierei, die von ihrem Gartenstück umgeben und von Personen bewohnt war, die Herrn Smith fannten. Sie gaben uns, als wir erschienen, ein herzliches Willkommen, und mitten im Obstgarten machten wir uns an die provende.

Wir verweilten unter den schönen Olivenhainen, welche diese Seite der Bai einfassen, bis die Sonne weit im Westen war, und dann schifften wir uns an unserem Ekplag wieder ein, nicht

Felfen, die ihn einschlossen, kriechend den Weg bahnten. Doch die Dämmerung hatte begonnen, ehe wir flott waren, und da die Dämmerung in diesen Klimaten nicht so lange dauert, als in England, so hatten wir kaum den vierten Theil unserer Fahrt zurückgelegt, als es schon Nacht um uns war. Aber wer möchte eine solche Nacht für den schönsten Tag austauschen? Nicht ein Wöllchen war am Himmel, an deffen dunkelblauer Oberfläche Millionen von Sternen funkelten. Kein Ton unterbrach das tiefe Schweigen, außer das Brausen des Wassers am Strande und das taltmäßige Rudern der Bootsleute, während die Luft so sanft, so fühl und so duftig war, daß jeder kleine Hauch, der über uns hinfuhr, Gesundheit und Frieden mitzubringen sien. Ich selbst lag auf dem Hintertheil des Boots und war überzeugt, daß die Natur kein schöneres Schauspiel bieten könne, als auf einmal einSilberschein über die Spigen der Dalmatischen Berge brach und ein voller Mond aufging. Etwas Schöneres und Köstlicheres, als dieses Mondlicht, kann ich mir kaum denken. Das Wasser der Bai, von dem Hauch, der darüber hinfuhr, bewegt, spiegelte es in einer langen Linie wieder; die Felsen und Berge, die sich langs des ganzen Amphitheaters erhoben, traten scharf hervor, wahrend einige Schiffe, die vor Anker lagen, vom Mondlicht bes schienen, noch einmal so schwarz aussahen und sehr schön gegen andere abstachen, welche, den Landwind benußend, die Segel aufzogen und ins Meer fuhren. Ich habe den Mond um sein Licht unter den verschiedensten Verhältnissen und Situationen ges priesen, aber ich erinnere mich nicht, daß ich je mehr Luft fühlte, Sbaif's Glauben anzunehmen, als da ich in jener Nacht seine Wirkungen beobachtete. Doch diese Naturschönheiten machten nicht unseren einzigen Genuß aus; Mistreß Smith und ihre Schwester sangen sehr hübsch, und auch meine Stimme, die früher einmal einen Anflug von Melodie gehabt, wurde von der Gesellschaft gern gehört. Wir erreichten unser Haus nicht vor aehn Uhr, aber ich glaube, wir hatten uns nicht betrübt, wenn die kleine Fahrt mit ihren füßen Obrens und Augenweiden meh, rere Stunden länger gedauert hatte.

(Schluß folgt.)

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Ein Bild des heutigen Amfterdam.
(Schluß.)

Jest stehen wir auf der Halvemaansbrug (d. h. Halb, monds Brücke), die im Centrum der Hauptstadt über die Amstel führt. Zum Glücke ist der Himmel rein, die Nacht schön und ohne Nebel; und wir risfiren nicht, in die Kanále zu fallen, die nirgends mit Geländern versehen And. Diese tiefen, alle Gestirne in flimmerdem Lichte zurückfrahlenden Waffer gleiten so ruhig dahin, daß man kaum ein Murmeln vernimmt. Hier_ift der Doelen*): vor diesen Gebäuden, deren Basis das Wasser des Kanals bespült, Aeht ein unscheinbares, als Reliquie aufbe wahrtes Hauschen, wo Peter der Große gewohnt haben soll. Rechter Hand verliert sich die Amstel in ungeheurer Entfernung und wendet sich dann, durch Inseln getheilt, unter einem anderen Namen dem Juden Viertel zu. Linker Hand erklingt vom Thurme des Mânzhauses das Glockenspiel, welches dem Stundenschlage vorangeht; es ist eine Melodie Boieldieu's, die Erinnerungen an Frankreich in uns weckt. Dann schlägt die Stunde in brums menden Baßtönen, und der Nachtwächter (klapperman) febreitet mit seiner Klapper an uns vorüber. Eine halbe Stunde lang herrscht feierliche Stille, die nur höchstens von den fernen Tritten irgend eines verspäteten Bewohners oder eines Fremden unters brochen wird, der, gleich uns, Amsterdam in seinem Nachtkleide beschauen will.

Ist es nicht ein ergreifender Moment, und glaubt man nicht, in einer Stadt voll Poesie und Zauber zu seyn, wenn man so die Stimme des Erzes und die des Menschen von Zeit zu Zeit in der hehren Stille und vor jenen bald erleuchteten, bald duns feln Wassern, die uns von allen Seiten umfließen, ertönen hört? Ik es Wahrheit oder Täuschung, der Anblick dieser be malien Haufer von seltsamer Architektar, deren Dächer hinter den fantastisch geformten Giebeln verschwinden? Thun wir ein paar Schritte vorwärts, und wir befinden uns auf dem Kloves naar's Burgwall. Dort unten, wo der Mond die geisterhaften Silhouetten jener vier Pfeiler in den Azur des Himmels zeichnet, hangt vielleicht noch das Seil, welches gestern den Hals eines Verbrechers sugeschnürt. Am Rande der Kanále, den große Bdume überschatten, in den verödeten, aber sicheren Straßen ruft aus diesem oder jenem Winkel eine heisere weibliche Stimme: ,,kom hier, kom bij mij." Nichts fehlt dieser Stadt, dieser ents thronten Königin der Meere, weder die Kontraste, noch die Er innerungen; denn hier stehen wir vor dem Hause des grimmen Herzogs von Alba. Noch hört man das drauende Gebrüll der eingedammten Meeresfluth: noch prangt Amsterdam in seiner Krone von Thürmen, mit seinem Walde von Masten, und der romantische Zauber weicht nicht cher, bis ein plöglicher Feuers drm ihn gewaltsam zerstört. Folgen wir jenem Manne, der sich der Gegend zuwendet, wo die Rauchsdule emporwallt. Du ers kennst ihn an seinem ledernen Ringkragen als einen Pumpens

*) Deeter (das Deutsche zieten) heißt ein Haus, wo man Schießübun gen mit der Armbrust andelt (daar meu met den boog gaat schieten). Jest find diese Gebaude öffentliche, zum Besten der Stadt gemiethete Hotels (studs. herbergen). In jeder Stadt Hollands findet man ein solches.

mann. Das brennende Haus liegt nur zehn Schritte vom Kas nal; ohne Zweifel wird man die Flamme bewaltigen; aber es ist Zeit, die Sprißen spielen zu lassen, denn schon dringt der Qualm aus den Fenstern des oberen Stockwerks. Da ruft mit einem Male der Brandmeester, die thatigste Person des löschenden Haufens, mit jenen unglaublichen Holländischen Phlegma, das durch Nichts gestört werden fann:,,den duivel! ik heef myn pyp vergeeten!" (Teufel, ich hab' meine Pfeife vergessen) und sogleich eilt er davon, ohne daß es Jemand einfele, ihn festzuhalten. Unterdeß verbrennt das ganze Haus, die Bewohner werden geröstet, und die Kollegen des Brands meesters richten den Wasserstrahl gegen die benachbarten Häuser, vermuthlich, um sie vor einer fünftigen Feuersbrunst zu bewahren.

Ich muß mich fast schamen, daß ich unvermerkt in das Bure leske gefallen bin; allein die Thatsache ist nun einmal historisch, und ich kann nichts daran ändern. Endlich erscheint der Tag, und wir gehen einmal bei Sonnenlicht der ganzen fantastischen Poesie, welche die Nacht über Amsterdam ausgoß, auf die Spur. Vielleicht erinnert sich mancher Leser jener wunderbaren Stellen in Richardson's Romanen, wo der geistvolle Verfasser in die Schlupfwinkel des Lasters dringt, die Schwelgerei an den hellen Lag sieht, ihrer schimmernden Hülle entkleidet und an der Stelle des jauchzenden Gelächters, der wilden Lust, der unzüchtis gen und übermüthigen Reden von gestern Abend unerträgliche Körperleiden, Grabeshuften, Flüche und Verwünschungen zeigt! Fern sen es von mir, eine strenge Parallele zu ziehen; aber die Kehrseite der Mänze feßt uns in Staunen. Mit dem Schatten der Nacht flieht Alles, was in Amsterdam unser Interesse zu wecken verniag, und die tödlichste Langeweile packt uns. Wir schreiten immer über die nämlichen Kandle, durch die nämlichen Straßen, vor der nämlichen Thår vorbei: das Wasser der Kandle ist tedt, schlammig, mit ganzen Haufen Stroh, faulen Gemises und Obstes angefüllt; jene mystischen Figuren, die bei nächtlicher Weile ihre monstrdfen Häupter und Arme in die Lüfte strecken, ind nichts als Schornsteine und Giebel von grotesker Bauart, jene sorgfältig bemalten Gebäude sind von Holz ein harmlos fes Flammben kann sie in Asche legen; jene durch einander wimmelnden Schiffe und Fahrzeuge haben alle etwas Plumpes, Geschmackloses in ihrer Form; jene mächtigen Stimmen, die uns anriefen, kommen aus den Kehlen schmußiger, abscheulicher Weibs bilder, die Tag und Nacht am Kanale fißen. Des Morgens fine dest Du sie an derselben Stelle, ihr Gemüse ausklaubend und immer wieder,,kom bij mij" rufend. Nur ein Spaziergang auf den Deichen oder im Juden: Virtel bringt einige Abwechselung in diese Monotonie; dort ist nämlich aller Ekel, alles Graufen, das man in menschlicher Gestalt sehen kann, so dicht zusammens gedrängt und die Nacktheit des Elends so schrecklich, daß die nämlichen Gegenstände neues Staunen erregen. Diesen Kloak, diese Pestbeule von Amsterdam besuche Keiner, der reisbare Ners ven hat oder für Ekel und Melancholie sehr empfänglich ist.

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Amsterdam wurde gegen Ende des 11ten Jahrhunderts von einigen Fischer Familien gegründet, erhielt aber seinen Namen erst hundert Jahre später. Der Herr von Amstel, Gijsbrecht (f. v. a. Giesbart, d. h. Ziegenbart oder Bodsbart), baute hier eine Festung zum Schuße wider die Friesen. Ein Voll, das an der Nordküße wohnte, zerstörte die Stadt zwei Mal durc Feuer in den Jahren 1204 und 1296 - aber sie erstand noch blühender aus ihren Trümmern, und im Jahre 1370 konnte sie schon mit mehreren Handelsstädten sich messen. In den Jahren 1475 und 1477 rüsteten fünf Städte, an deren Spiße Amsterdam stand, Kriegsflotten aus, um ihren Handel gegen die Französischen Freibeuter zu schüßen. Die Revolution von 1566, welcher Amsters dam erst im Jahre 1378 entschieden beitrat, entzog ihr den Hans del mit Spanien und öffnete ihr den mit beiden Indien. Von dieser Evoche datirt ihr schnell gereiftes und eben so schnell ver blühtes Glück. Die Stadt vergrößerte fich bedeutend. Im Jahre 1612 wurde das Haarlemer ÉŤhor 300 Meter weiter hinaus ges rückt; das Terrain innerhalb der neuen Wälle verwandelte fi bald in Gassen und Kandle, und binnen vier Jahren baute man die meisten Hauser an der Heeren, Keisers und Princes Gracht, dreien Kandlen, von denen die beiden ersten noch jest die schönsten sind.

Seit 1657 hat Amsterdam sich nicht verändert. In Form eines Halbmondes an den Ufern des Y erbaut, wird die Stadt an der Hafenseite durch 21 Schleusen und zwei große Damme geschüßt, von denen der eine 200, der andere aber 4194 Meter lang ist. Eine vierjährige Erfahrung hat den Nugen dieser Ries senwerke bewährt, die der Stadt Amsterdam vier Millionen Guls den fosteren. An der Landseite ist die Stadt von Willen umzogen, die 26 Bastionen tragen, aber diese Wälle dienen jegt als Spas ziergange; man bemerkt keine Spur von Festungswerken mehr, und auf 23 Bastionen stehen ungeheure Windmühlen. Die Bes völkerung der Stadt beträgt jezt noch über 230,000 Seelen.

In der neuesten Zeit ist Amsterdams Handel, dem Louis Bos naparte durch Begünstigung der Contrebande ein wenig aufges holfen hatte, sehr gesunken. Noch im Jahre 1817 liefen 3077 Schiffe in den Hafen ein; aber schon im nächsten Jahre betrug die Zahl derfelben nur 1579, und heutiges Tages find die Werfte ein bloßer Schatten ihrer früheren Herrlichkeit. Der Welthandet Amsterdams hat mit dem Berluste seiner Monopole hoffnungslos untergeben müssen. Wie soll nun ein Boden, der faßt nichts als Torf hervorbringt, den verlorenen Reichthum wieder erfeßen? Der ausdauernde und eigensinnige Charakter des Holländers muß ihn jest im Verfallen aufrecht halten, nachdem er seine Hülfe

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quellen, fein Glück und in gewissem Betracht sein Vaterland selbst ruhmvoll geschaffen hat. Geduld und Muth werden ihm nicht ausgehen; die Torfmoore verwandeln seine Wiesen in Seen, und jest macht er sich daran, eine ganze Proving dem Wasser abzus gewinnen. Ich dachte an dieses gigantische Unternehmen, das ohne Zweifel ein gutes Ende erreichen wird, als ich, von Havre nach Rouen fahrend, jene ungeheuren Sandbanke an den Wüns dungen der Seine bemerkte, die das enge Fahrwaffer täglich mehr verengen. Während man hier von der Nothwendigkeit sprechen wird, das Bette des Fluffes geräumiger zu machen, werden die Hollander in ihrem Vaterlande einen See (den von Haarlem) wirklich austrocknen.

Algier.

Algiers neueste Verschönerungen.

Von einem Franzosen.

Schon lange fagt man, die Stadt Algier habe ein unanges nehmes Ansehen; ihre Straßen fenen eng und bis zum Elel fchmusig; es fehle ihr an öffentlichen Plaßen; das Leben sey ohne Comfort; der Verkehr schwierig, der Hafen zu klein und ganz ohne Sicherheit. Es ist endlich an der Zeit, unsere Leser von den Verbesserungen und Verschönerungen in Kenntniß zu feßen, die Algier in der neuesten Zeit erfahren hat, und die zum Theil von der Art sind, daß sie den Neid einer Stadt vom ersten Range erregen fönnten.

Algier serfällt in eine untere und obere Stadt; die lettere ift bis auf diesen Augenblick allerdings noch etwas verwahrloft geblieben und vielleicht überhaupt nur geringer Verschönerung fabig, ausgenommen etwa in den Umgebungen der Kasba, wo das dußere Terrain zu solchen Zwecken günstig ware. Dagegen ist die untere Stadt, wo die meisten Europder wohnen, fest fo fehr zu ihrem Vortheil umgewandelt, daß wenige andere Städte eine Vergleichung mit ihr aushalten dürften.

Die drei Hauptstraßen:,,Babs Afun",,,Bab els Ued" und ,,de la Marine", welche diesen Stadttheil in Form eines Kreuzes schneiden, haben eine folche Breite, daß drei Wagen in denselben bequem neben einander fahren können. Längs der Häuser ziehen fich schöne Arkaden und geräumige Galerieen, unter denen die Jusganger Obdach gegen das Wetter finden. Eine große Anzahl der Kaufmannslåden, zu denen man queer über diese Galerieen gelangt, find bereits mit eleganten Waaren von Europäischer Fabrication ausstaffirt.

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Die Marines Straße, an deren öftlichem Ende die große Moschee sich erhebt", ist mit sechzehn großartigen und prächtigen Marmorsduten von der Jonischen Gattung geschmückt, in deren Mitte ein Springquell aus einem Bassin von schönem Granit emporsprudelt. Die dußere Mauer der Galerie ist mit Stuckatur überzogen und das Steinpflaster von mußvischer Arbeit.

Obgleich diese Säulen ihrer ursprünglichen Bestimmung nach Fein selbstständiges Werk der Kunst seyn, sondern nur die Straße, in der sie stehen, verschönern follten, so machen sie doch einen herrlichen Effekt, und fein Fremder, der diese Straße paffirt, fann umbin, feine Bewunderung laut werden zu lassen.

Die langste von den genannten Straßen,,,Bab, Asun", macht große Fortschritte und wird vielleicht innerhalb eines Jahres ganz vollendet seyn. Babselslled, etwas minder betriebs fam, als die anderen beiden, ist in architektonischer Hinsicht mehr zurückgeblieben; dennoch verschönert auch sie sich mit jedem Jahre. Diese drei Hauptstraßen werden nach ihrer Vollendung keine ges ringere Zahl von Arkaden aufzuweisen haben, als die Rue Caftiglione oder die Rue Rivoli in Paris.

Der Gouvernements: Play, in welchem die drei erwähnten Mahalla's) zusammentreffen, ist an zwei Seiten mit schönen Hausern befeßt, an denen gleichfalls Arkaden sich hinziehen. Man hat von diesem Plaße eine perspektivische Aussicht auf den Has fen: die Rhede, in deren Hintergrunde Kap Matafu sich erhebt, bildet den schönsten Horizont.

Dieser Plaß wird einen außerordentlichen Umfang erhalten. Ein Theil feines Terrains war sechs bis acht Meter niedriger, als der übrige Boden. Die Mauren hatten hier gerdumige überwölbte Magazine angebracht. Lange Zeit rathschlagte man über das zweckmäßigste Mittel, diesen Raum, der sehr bedeutend ift, zu erhöhen; endlich beschloß man, ihn mit neuen Gewölben au überbauen. Auf diese Art entstand ein zweites Stockwerk, deffen Niveau übrigens noch immer um zwei Meter niedriger ist, als das Niveau des Bodens. Diese Ungleichheit wird man durch aufgeschüttete vegetabilische Erde beseitigen, und ohne Zweifel werden dann auch in dieser Gegend des Gouvernements Plages Bäume gepflanzt, wie schon in den übrigen Theilen desselben feit einem Jahre geschehen. Der erwähnte Plaß wird nach feiner Vollendung der Hauptstadt eines großen Staates wahrhaft würdig seyn.

Ein anderer Plaß von geringerem Umfang, aber gleich großem Nußen, ist auch im Entstehen. Dieser bildet ein großes Viereck mit Arkaden (ohne Galerieen) und einer fich im Kreise herums

siehenden doppelten Reihe von Bäumen. Er wird ein öffentlicher Markt für Gemüse und andere Speises Artikel.

Die geräumigen und einfach dekorirten Kaffeehauser erfreuen fich täglich zahlreicher Gdfte. Mehrere dieser Etablissements sah, len eine jährliche Pacht von 12,000 Franken.

Unter den wenigen Denkmälern der Baukunft, die Algier bis jest aufweisen kann, verdient die katholische Kirche, welche fast ganz im Style der Kirche Mariá Himmelfahrt" in Paris ers baut if, auszeichnende Erwähnung. 3bre große und schöne Kups pel ruht auf herrlichen Marmors Saulen, und die Mauern find mit unechtem farbigen Porzellan in mannigfachen Dessins auss gelegt.

Das Haus des Gouvernements ist von Innen wahrhaft schön, hat aber keine sehenswerthe Façade. Auch steht es in einer au engen Straße.

In allen Straßen Algiers nivellirt man die Ungleichheiten des Bodens und beseitigt den Uebelstand der vorspringenden oberen Stockwerke, wodurch die Straßen außerordentlich finster wurden. Vor dem Thore Babel. Ued wird ein großer freiliegender Plas am Meeres Ufer angelegt. Auf demselben tönnen son jest ein ganzes Regiment Fußvoll und eine Schwadron Reiterei gleich deitig manovriren.

Vor dem Thore Bab Asun läßt die Regierung einen Theil des Bodens mit Maulbeerbaumen bepflanzen, in deren Mitte eine Wafferkunft spielen wird. Solchergestalt werden Algiers Bewoh ner in turzem an jedem Ausgang ihrer Stadt einen Ort finden, wo fie fich erholen und frische Luft einathmen können.

Von allen öffentlichen Arbeiten, die man in und um Algier unternimmt, find aber doch die Arbeiten am Hafen bei weitem die wichtigsten und nüßlichsten. Statt jeder umständlichen Bes schreibung erwähnen wir nur, daß man ungeheure Steinmassen, die auf Karren, mit dreißig starken Maulthieren bespannt, berbeis geschafft werden, und noch bedeutendere Massen Kall, der mit Bossolans Erde vermengt if, dazu verwender, um rings um den Hafendamm verschiedene Werke aufzuführen, die, einige hundert Meter weit ins Meer sich erstreckend, den Eindrang der Bogen für immer unmöglich machen sollen. Der Hafen wird durch diese Werke augleich eine viermal größere Ausdehnung erhalten und mehreren hundert Fahrzeugen ein sicheres Aint gewähren können.

Im Innern des Hafens errichtet man große Kais, deren Ufer mit Granit von Bugia ausgelegt werden. Die bereits vollen deten Kais gewähren dem Handel, der täglich sunimmt, schon jest große Vortheile.

Außerhalb der Stadt sind drei Heerstraßen gebaut worden, von denen zwei in verschiedenen Richtungen nach Belida und die dritte nach Kolea führen. Sie wetteifern an Schönheit und Gos liditas mit den besten in Frankreich, und die eine derselben ik im gegenwärtigen Jahre eine halbe Weile weit mit Baumen bes pflanzt worden. Wir erlauben uns, bei dieser Gelegenheit in Erinnerung zu bringen, daß die Kolonie ihre ersten Heerstraßen dem Herzog Savary verdankt, der sich überhaupt wesentliche Verdienste um ihre Bewohner erworben hat.

Mannigfaltiges.

Orthopddifches. Der Doktor Jules Guérin, der die Orthopädie zum Rang einer positiven Wissenschaft erhoben, bat der Französischen Alademie eine auf diese Wissenschaft bezügliche Entdeckung mitgetheilt, die eben fo intereffant als wichtig ist. Ueberzeugt, daß die meisten Seitenabweichungen des Rückenmarks von einer Zusammenziehung der Rücken Muskeln berrühren, bat er die kühne Idee gehabt, die tranfen Sehnen zu durchschneiden. Diese Operation ift von dem größten Erfolg begleitet worden. Es scheint, daß die Sehnen nach der Section sich durch eine das zwischen liegende Substanz verlängern und daß so die Natur wieder in den normalen Zustand zurückkehrt.

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England ist das erste Ereigniß der Art in Europa. Sie ist fecs Europäische Giraffen. Die Geburt einer Giraffe in burt die größte Zärtlichkeit bewies, last fie jest nicht mehr an Fuß hoch und sehr lebhaft; die Mutter, welche ihr nach der Ges glaubt, daß diefe Lieblosigkeit der Mutter in dem zahmen Zustand fich herankommen, und man muß fie mit Kuhmilch nähren. Man ihren Grund habe. Bei den Dromedaren und anderen Thieren, die in der Menagerie erzogen werden, ist es eben so. Merkwür dig ist noch folgender Umstand, den man beobachtet hat. Man hat die beiden Männchen, die sich in der Menagerie befinden, in einen Raum geführt, der dicht an den grdnste, den das Weibchen mit seinem Jungen bewohnt; das eine von den Männchen blieb gans gleichgaltig gegen das Junge, der Vater aber strengte sich an, die Barrière, die fie trennte, zu zerbrechen, und nachdem man ihm eine Thür geöffnet, lieblofte er sein Junges mit der größten Zdrtlichkeit.

Berichtigung. Ein wohlwollender Leser des,,Magas sins" macht uns darauf aufmerksam, daß der in Nr. 74 d. Bl. erwähnte Franzöfifche General, welcher gegen den Desterreichischen General Mack tommandirte, nicht Macdonald, sondern Chams pionnet war, was, obwohl die Erwähnung dort nur beildufig geschehen, doch eine Berichtigung verdient.

vierteljährlich, 3 Thir. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 80.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohlöbl. Post - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Rußland.

Berlin, Freitag den 5. Juli

Die Schneeftürme des Russischen Winters. Von J. G. Köhl.

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Bekanntlich ist die Natur in Rußland eine etwas starte Langs schläferin. Tief und ununterbrochen verschlummert sie fast die Halfte ihres ganzen Jahreslebens; denn während ganzer sechs Monate, vom Oktober bis zum April, ruhen ihre schaffenden Kräfte und starren ihre bildenden Säfte. So tief und vollkommen indeß ihr Schlaf während diefer ganzen langen Zeit ist, so wenig ist er doch zugleich auch ruhig und erquicklich, und gleicht nicht sowohl dem Schlummer eines von näßlicher Thätigkeit ruhenden Arbeiters, als dem Schlafe eines Nachtwandlers und wilden Phantasten, der von den furchtbarsten Träumen und Aufregungen beunruhigt wird. Schöne heitere und genießbare Wintertage, wie wir sie im mittleren Deutschland haben, bei denen die Ges waffer glatt gefrieren und die Flur von unzähligen reizenden Krys ftallen und Spiegeln blinkt, find in Rußland felten. Allerdings tommen sie dort auch vor, denn in dem langen sechsmonatlichen Russischen Winter sind natürlich die Wetter Phänomene ungemein mannigfaltig, und heitere Kälte, sonnenklare Froste wechseln darin sehr vielfach mit nebligen und stürmischen Wochen. Indem wir es uns vorbehalten, unseren Lesern später noch ein Mal alle die verschiedenen bunten Erscheinungen des Russischen Winters bes trachtend vorzuführen, wollen wir uns hier nur auf eine Dars stellung der Schneestürme desselben und ihrer verschiedenen Grade, Starte und Effekte beschränken.

Die Russen, die in so vertrautem und beständigem Umgange thit dem Boreas und seinem ganzen Gefolge leben, bei dem sie täglich eins und ausgehen, und die dabei sehr gute Beobachter aller Phänomene in der sle umgebenden Natur find, haben auch, wie sich dies vermuthen ließ, die verschiedenen Schneegestöber scharf gesondert und klassifizirt. Sie haben hauptsächlich drei Arten derselben unterschieden und eigenthümliche Namen für sie ausgeprägt. Es sind dies die jedem Ruffen geldufigen Ausdrücke: Mjatjol, Samet und Wjuga, die jede ein ganz eigenes und charakteristisch von den übrigen unterschiedenes Schneegestöber bezeichnen. Wir wollen der Reihe nach ihre Charakteristik versuchen.

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Das Wort Mjatjol ist vom Verbum miasti abgeleitet, wels ches,,aufrühren“,,,umstören" heißt, und bedeutet einfach so viel als Schneegestöber. Wir kennen diese Mjatjols in Deutschland auch. Es sind unsere Weihnachts-Schneegestöber, bei denen man sich ans Fenster stellt und dem unterhaltenden Spiel der fliegens den Flocken zusieht, bei denen die Luft_freilich auch stårmt und sich verfinstert, und bei denen man auch sich des sicheren Zimmers und des warmen Kamins herzlich freut, ohne indeß doch eben angstliche Gebete für die Bekannten und Freunde, die draußen fenn möchten, zum Himmel zu schicken. Es sind diese Mjatjols folche kleine Winterwetter Störungen, die man eher die Würze des Winterlebens nennen könnte, da sie die Annehmlichkeiten und Comforts des Lebens im Hause nachher nur noch erhöhen. Bei einem solchen Mjatjol war es, wo die Magd in Vossen's 77stem Geburtstage, als fie, vor der offenen Bodenluke stehend, nach den Gästen ausschaute, weiter nichts für nöthig fand, als die Hande unter die Schürze zu stecken, und wobei die Tochter des guten alten Pastors mit erhöhtem Wangenroth zur Mutter trat, und wo sie sich dann bald wieder mit ihrem Gemahl bei einer Caffe Kaffee erquickten und um so vergnüglicher des Lebens freus ten. Ein solches Mjatjol wird weiter nicht besonders beachtet, da es weiter gar keinen Querstrich in eine Rechnung macht. Vielmehr wird es eher gewünscht und vom Himmel erbeten, da eben diese Miatjols, bei denen der Schnee nicht so arg geschleus dert wird, daß er sich nicht überall gleichmäßig anlegt und liegen bleibt, die Schneebahn machen, deren Herstellung jeder Russe so fehnlich wünscht. Und der Russische Jdmschtschif (Fuhrmann), wenn er bei einem Kabal (Krug) anbalt, in die Thür eintretend dem Heiligenbilde seinen Gruß gemacht und sich den Schnee und Eis aus Kleidern und Bart geschüttelt hat, fängt gewiß sein Ges sprach mit den Gästen mit einem Slawa Bogu (Ruhm sen Gott) auf den prächtigen Schnee, der sich da segensreich vom Himmel herabläßt, an. Freilich sind denn auch diese gewöhnlichen Ruffi fchen Schneegestöber noch etwas stärker und anhaltender als die

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unsrigen. Und freilich glüht auch dann des Jämschtschil's Ger sicht von einer etwas stark erhöhten Farbe, nicht nur rosenroth, sondern, besonders wenn er erst etwas Thee in allen Russischen Kabaks neben dem Branntwein das Hauptgetränk gebraut

hat, feuerlilien und granatenroth. Auch sieht man freilich bei einem solchen Mjatjol, wenn man sich an die Sastawa (Thor) einer Stadt begiebt, die Reisenden ziemlich rasch und winterlich gepudert in die Stadt hereineilen. Die Passagiere sind verhüllt, Weiber und Männer, Militair_und Civil, so dicht, wie lauter verschleierte Bilder der Isis, daß man hinter dieser Tuchs, Pelzs, Shawls und Schneeflocken Verhüllung kaum weder Geschlecht, noch Siand, noch Alter erkennt. Die drei Pferde der Troika (Dreis gespann) schnauben und braufen dampfenden Athem in die kalte Luft und haben eine fest und dicht in ihren Pelz eingedrungene Schneeverbrämung am Halse, an den Beinen und auf dem ganzen Rücken hin. Den Jämschtschil, der, in dicken Schafs pels gehüllt, vorn quer über dem Schlitten sitt, mit auf einer Seite herabhängenden Beinen, würde man für einen Schnees mann halten, wie die Deutschen Knaben ihn machen, wenn er nicht die Peitsche beständig fröhlich schwänge und, tros Wind und Wetter, ein luftiges oder auch melancholisches Liedchen sänge, das er unermüdlich unter die Schneeflocken hinauswirbeln läßt. — Doch, wie gesagt, es ist dies Alles nichts so Außerordentliches, daß man es nicht auch im ganzen übrigen nördlichen Europa Pennen sollte.

Natürlich indeß ist die Art und Weise der Mjatjols, so wie ihre Grade, sehr verschieden. Oft sind die Flocken erstaunlich groß, oft find sie klein, oft schaukeln sie wie Flaumfedern, oft schießen sie wie Pfeile herab, oft kommen sie spärlich, oft in überschwenglichen Massen. Dann wird auch der fallende Schnee bei niedriger Temperatur ganz weich und mischt sich mit Regens tropfen. Die Deutschen in den Ostsee: Provinzen nennen dies Schlacker". Sie haben einen eigenen Namen für diese Schnees gestöberform erfunden, der in Deutschland selbst sonst nicht bes kannt, weil ihr Land der wahre Siz desselben ist.,,Es schlackert" bei ihnen den halben Herbst und Frühling hindurch.

Gefahrlicher als die Mjatjol's find die,, Sámets". Man nennt so die Art des Schneegestöbers, oder vielmehr des Schnees fliegens, wenn nach vorgängiger Trockniß und bei großer Kälte gefallener, also locker aufliegender Schnee von einem starken Winde aufgenommen und durch die Lüfte fortgeführt wird. Der Wind dabei muß natürlich auch von ziemlich niedriger Temperatur seyn, weil er sonst den Schnee nicht so flüchtig machen könnte. Es erscheint bei einem solchen Sámet oft der schönste blaue Himmel, den man jedoch nur auf einer kleinen Erhebung entdeckt. Unten aber auf dem Boden zieht über alle Wege und Felder hin bei gleichmäßigem Winde in einer gleichen Höhe von mehreren Ellen oder einigen Klaftern ein feiner Schnee, wie ungeheure über den Boden hinflatternde Mückenschwärme. Da ein solcher Sámet oft mehrere Tage anhält, die fliegenden Schneetheilchen aber häufig an harten Gegenständen anstoßen, auch oft zu Boden fallen, wieder aufgehoben und über die hart gefrorene Erde hins geschleift werden, so zersplittern sich die kleinen Eiskrystalle immer mehr und mehr und werden sulest ein äußerst feiner Eisstaub, der, wenn er von einem scharfen und kalten Winde reißend gejagt wird, sehr empfindlich die Haut reizt und den Augen der Mens fchen und Thiere wehe thut. Es sind diese Sámjets überall in Rußland, in Sibirien, wie in Großrußland, in den Steppen und am Baltischen Meere bekannt. Die Deutschen in den Ostsees Provinzen nennen die Erscheinung,,Stiemen" und machen auch das unpersönliche Verbum davon,,es stiem", so wie das Coms pofitum,,verstiemen", 3. B.,,alle Wege sind verstiemt." Uebers all ist das Stiemen kein erwünschter und sogar sehr unangeneh mer und gefährlicher Zustand der Atmosphäre. Jedoch besondere in der waldlosen, dden, wenig bewohnten, ganz Pahlen Steppe treten die Sámets erst wahrhaft gefährlich auf.

Wenn man in der Steppe auf einen Todienhügel oder sonst einen erhabenen Punkt steigt, von dem aus man eine weite Fische übersehen kann, so sieht man, während oben die Sonne lacht, unten den sämmtlichen Schnee der Fläche in Aufruhr. Es ist, als wenn man in ein großes nicht tiefes Nebelmeer von lauter gars ten Eiskrystallen hineinschaute, aus dem nur noch wenige nicht überschwemmte Punkte hervorblicken, und das durchweg streifig ist, indem der Wind ftrichweise den fliegenden Schnee mehr zuz

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