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Der Prätendent an Prinz Karl. Albano, den 13. Juni 1747. Ich weiß nicht, ob es Dich wundern wird, lieber Carluccio, wenn ich Dir schreibe, daß Dein Bruder am ersten Tage des nächsten Monats Kardinal werden wird. Eigentlich hätte man bei einem Entschluß der Art Dich zu Rathe ziehen sollen, ehe er in Ausführung gefeßt wird. Doch da der Herzog und ich unferen unabanderlichen Beschluß hierüber gefaßt haben und wir voraus sahen, Du würdest ihn wahrscheinlich nicht billigen, so meinten wir, daß es von mehr Rücksicht gegen Dich zeugte und Dir sogar noch angenehmer seyn müßte, wenn die Sache vor sich geht vor dem Eintreffen Deiner Antwort hierselbst, und Du dann sagen fannst, es sey ohne Dein Wissen und Gutheißen ges schehen. Es ist wahr, ich erwartete nicht, den Herzog hier so bald zu sehen, und seine Zärtlichkeit und Liebe zu mir trieb ihn zur Unternehmung dieser Reise; doch nachdem ich ihn gesehen, erfuhr ich bald, daß der Hauptzweck derselben der sen, sich mit mir ausführlich und freimüthig über den Beruf zu besprechen, den er schon längst in sich gefühlt, in den geistlichen Stand zu treten, und den er mir so lange verborgen und bei sich behalten, ohne Zweifel aus dem Grunde, daß er es in seiner Macht habe, Dir in den Konjunkturen der leßten Zeit von Nußen zu seyn. Aber jest ist die Sache anders, und da ich von der Aufrichtigs keit und Wahrheit seines Berufs vollkommen überzeugt bin, fo würde ich dem Willen Gottes zu widerstehen und gegen mein Gewissen zu handeln glauben, wenn ich es wagie, ihn in einer Sache, die ihn fo nahe angeht, zu beschränken. Die Grundsche, in denen ich Dich auferzogen und die ich immer beobachtet, Ans deren in Sachen der Religion Freiheit zu lassen, haben auch bei dieser Gelegenheit meine Handlungsweise bestimmt, zumal da ein König, der ein Vater feines Volkes seyn will, unmöglich ein Tyrann seiner Kinder seyn kann. Ueberdies will ich Dir nicht werbergen, mein lieber Carluccio, daß Gründe des Gewissens und der Billigkeit nicht allein mich in diesem Fall bestimmt haben, und daß, wenn ich ernstlich Alles bedenke, was in Betreff des Herzogs feit einigen Jahren vorgegangen, hatte er nicht den Beruf gehabt, den er hat, ich meine besten Bemühungen und alle mögliche Gründe aufgeboten hätte, ihn zu bewegen, daß er in diesen Stand trete. Wenn die Vorsehung Dich zum diteren Bruder gemacht, so ist er doch eben so sehr mein Sohn als Du, und ich bin meine väterliche Sorgfalt und Liebe Dir und ihm in gleichem Maße schuldig, so daß ich geglaubt hätte, in Beidem meine Pflicht gegen ihn au verlegen, wenn ich mich nicht auf alle mögliche Weise bemüht, ihm, so viel in meinen Kräften, jene Ruhe und Glückseligkeit zu sichern, die er, wie ich sah, in Peinem anderen Stand erreichen konnte. Du wirst meine Ge danken errathen, ohne daß ich mich über diesen unangenehmen Gegenstand weiter verbreite, und Du lannst Dich nicht beklagen, daß ich jeden Dienst, den Dir der Herzog hatte leisten können, unmöglich mache, da Du einsehen mußt, daß, wogen, er für Dich in der Welt obue Nugen serveer aware. genau Doch blicken wir lieber vorwärts, statt rückwärts. Der Entschluß ist gefaßt und wird ausgeführt seyn, ehe Deine Antwort hier eins treffen kann. Wenn Du es für gut hälft, zu sagen, Du wüßtest nichts davon und hättest ihn nicht gebilligt, fo nehme ich Dir das nicht übel; aber um Gotteswillen laß nicht einen Schritt, der für den Rest unseres Lebens Friede und Eintracht unter uns fichern sollte, zu einer Quelle von Skandal werden, der mehr auf Dich als auf uns in unserer gegenwärtigen Lage fallen würde, und den ein kindliches und brüderliches Verhalten von Deiner Seite leicht verhindern kann. Dein Stillschweigen gegen Deinen Bruder und was Du mir über ihn schriebst, seitdem er Paris verlassen, würde Dir wenig Ehre machen, wenn es bes fannt ware; es find dies Kránkungen, die Dein Bruder nicht verdiente, die aber seine Gesinnungen gegen Dich nicht andern Pönnen. Er schreibt Dir jeßt selbst ein paar Zeilen; doch ich verbiete ihm, sich in Details einzulassen, da dies nach Allem, was ich hier von ihm gesagt, ihm und Dir unnüße Verdrießlichs Leiten machen würde. Du weißt, daß ich bei vielen Gelegens heiten Ursache hatte, über Dich Klage zu führen, und daß ich darum lange Zeit gegen Dich mehr wie ein Sohn als wie ein Vater gehandelt. Doch ich kann versichern, mein Kind, daß ich von allem dem nichts nachtrage, und ich vergebe Dir um so aufrichtis ger und herzlicher all' den Kummer, den Du mir gemacht, da ich überzeugt bin, daß es nicht Deine Absicht war, mir weh zu thun, und daß ich Ursache haben werde, für die Zukunft mit Dir zufrieden zu seyn. Diejenigen, die ihre eigenen Absichten gehabt haben mögen, indem sie uns von Deinen Angelegenheiten zu entfernen fuchten, find nicht mehr. Wir sind verföhnt, und Du bleibst Herr, so daß ich féin Korn von Zwietracht mehr übrig fehe, und überhaupt nichts, was unter uns Frieden und Einigkeit für die Zukunft hemmen kann. Gott fegne meinen theuerften Carluccio, den ich zdrtlich umarme. Ich bin gang der Deinige, James R.

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West indien.

Eine militairische Execution auf Barbados.

Vor wenigen Wochen hatte ich zum ersten Male Gelegen heit, dem ergreifenden Schauspiel der Hinrichtung eines Soldaten beijuwohnen. Die damit verknüpften Umstände waren von der Art, daß eine genauere Beschreibung derselben nicht ohne Inters effe seyn dürfte.

Capitain Nugent, vom 36ften Regimente, stand mit seiner Compagnie zu Moncrief, einem Vorposten auf Barbados. Am Abend des 29. September 1838 ritt dieser Offizier von einem Diner nach Hause, und zwar auf dem Pferde eines anderen ihm befreundeten Offiziers, ein anscheinend sehr geringfügiger Um stand, dem er aber, wie sich bald ergeben wird, die Rettung feines Lebens verdankte. Noch eine halbe Englische Meile von dem Cantonnement entfernt, hörte er plöglich einen Flintenschuß. Erst kürzlich waren in der kleinen Garnison zwei Selbstmorde vorgefallen, und Capitain Nugent besorgte deshalb mit Grund, dieser Schuß verkünde ein drittes Verbrechen dieser Art. Er fpornte das Pferd zum Galopp und fragte, als er Moncrief er: reicht hatte, den Sergeants Major, ob Etwas vorgefallen sen. Die Antwort lautete verneinend; der Schuß war in der Richtung ciner benachbarten Plantage gehört worden.

Um ein Viertel vor zehn Uhr ging der Capitain mit dem Sergeanten aus, um nach den Schildwachen zu sehen. Sie fanden den Posten Nr. 3 unbejeßt, fehrten sogleich zurück und zogen deshalb Erkundigung ein. Der wachthabende Korporal erklärte, er habe den Soldaten Michael Kinnelly um 8 Uhr an den Poften Nr. 3 gestellt. Jest schickte Capitain Nugent kleine Abtheilungen Soldaten nach verschiedenen Richtungen aus, den Kinnelly zu fuchen; allein sie kehrten sämmtlich nach Mitternacht zurück, ohne eine Spur von ihm entdeckt zu haben. Mit Tages, Anbruch wurden neue Patrouillen herumgeschickt, und der Capitain selbst bestieg sein Pferd und ritt aus. Als er etwa zwei Engl. Meilen von dem Cantonnement bei einer Hütte, in der man Grog schenkt, vorüberkam, erblickte er hier einen Soldaten, den er sogleich für Kinnelly erkannte. Mit dem Rücken gegen die Thür gelehnt, hielt der Deserteur seine Flinte zwischen den Beinen. Nugent schwenkie sein Pferd, um einem Korporal und zwei Soldaten, die ihm ges folgt waren, zu winken. In demselben Augenblick bemerkte ihn Kinnelly, trai schnell auf die Seite, um freie Hand zu haben, und legte sein Gewehr auf den Capitain an, der nur zehn Schritte von der Thür entfernt war. Der Capitain sprang mit bewans dernswürdiger Geistesgegenwart vom Pferde und stürzte auf Kins nelly los; indem er dies that, bemerkte er, daß Lesterer mit dem Feuerrohr nach seiner (des Capitains) Brust zielte; die Flinte schwankte ein paar Augenblicke, dann lag sie wieder fest; Kin nelly's Hand spielte mit dem Schlosse; der Abzug bewegte sich ein entschlossener Fingerdruck, und es war um den Capitain ges schehen. Aber der Bösewicht verlor die rechte Zeit Capitain Nugent lam ihm zu Leibe, packte ihn mit der rechten Hand bei der Gurgel und bemeisterte sich mit der Linken des Gewehrs. In demselben Moment waren der Korporal und die beiden Gemeinen angelangt; Kinnelly wurde entwaffnet und nach dem Cantonnes ment abgeführt. Capitain Nugent fand das Gewehr geladen und die Pfanne mit frischem Zündpulver bestreut.

Es ist ein altes Sprüchwort, daß der Erzfeind seine Opfer im Stiche läßt, sobald die Schlinge, die er ihnen selbst gelegt hat, ihren Fuß umstrickt. Eben so schien es Kinnelin zu ergehen; denn als man bei einer Zucker Pflanzung vorbeilam, deutete er nach der Stelle, wo er in vergangener Nacht_sich versteckt ges halten und einen Schuß gethan hatte, um den Capitain heranzus ziehen und dann mit einem zweiten Schuffe ihn niederzustrecken. ,,Es war sein Glück“, sagte der Elende, „daß er ein fremdes Pferd ritt; ich hörte den Galopp ich merkte gleich, daß es ein anderes Pferd seyn mußte so glaubte ich, der Reiter sen ein anderer Offizier, oder ein Bedienter und diejer Umstand erschießen." rettete sein Leben; denn ich hatte mir vorgenommen, ihn zu

Ist es nicht eine merkwürdige Thatsache, daß oft die abscheus lichsten Böjewichter, im Anfang ihrer Verhaftnehmung, ihre bes absichtigten Verbrechen offen eingestehen, gegen sich selbst Zeugniß ablegen und anscheinend nichts Anderes beklagen, als das Miklingen ihrer blutigen Plane? Dies ist eine wunderbare, uners flårbare Anomalie der Seese; denn dieselben Menschen leugnen spater vermuthlich bei fühler Ueberlegung mit großer Ents, schloffenheit das Nämliche, was sie ein paar Stunden vorher felbigefällig bekannt haben.

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Kinnelin wurde vor das Kriegsgericht gestelle: die Aussagen des lagers, Capitain Rugent's, waren flar, bestimmt und männlich. Er berührte das Attentat auf sein Leben so kurz, als er nur fonute, und gab dem Gefangenen, so oft dieser eine Frage an ihn richtete, aus Großmuth lauter Antworten, die ihm mögs lichst vortheilhaft waren.

hatte ich", so entgegnete Kinnelly,,,nicht Zeit genug, Sie zu erschießen, von dem Augenblick an, als Sie herbeigerinten tamen, bis zu dem Augenblick, als Sie mit ergriffen?" Die hattest Du wohl verjegte der Kläger; allein

Du warst unschlüssig, ich fürzte auf Dich los."!!! Als Sie mit ergriffente der Beflagte fort, hätte ich da nicht mein Bajonett ziehen und Sie niederstoßen können,

"

Nein") 3brem Leben gestrebt häne?"

im Fall ich

verseste der Capitain; als ich Dich bei der

Kehle gepackt hatte, warst Du außer Stande, etwas gegen mich zu unternehmen."

Man verhörte noch mehrere Augenzeugen, und sowohl die Aussagen dieser Leute, als die vorgezeigte Ladung des Gewehrs ließen über Kinnelly's beabsichtigtes Verbrechen keinen Zweifel mehr.

Die Vertheidigung Kinnelly's war, wie man erwarten konnte, sehr fümmerlich und unsicher; er wußte Nichts vorzubringen, was feiner Sache nur irgend günstig gewesen wäre, und fein legter Hoffnungs. Anker war die Trunfenheit. Ein Neger hatte ihm wie er erzählte einen weißen Krug mit neuem Rum ges bracht. Mit diesem Kruge that er sich gütlich, verließ seinen Posten, fchlenderte auf den Feldern herum und sank endlich unter freiem Himmel in Schlaf. Als er am nächsten Morgen den Capitain erblickte, verspürte er noch die Wirkungen des foges nannten Rumfiebers, einer Art von Wahnsinn, und in diesem Zustande kam er, nach seiner Versicherung, auf einen vorüberges henden Mordgedanken. Sonst wollte er nie etwas Böses gegen den Capitain im Sinne gehabt haben. Zu seinem Unglück ers gab aber eine ganze Reihe strafbarer Handlungen, die er schon früher begangen, daß Kinnelly ein Mensch von unverbesserlich bösem Charakter war, und das Kriegsgericht verurtheilte ihn zum Tode.

Wie wunderbar hatte das Auge der Vorsehung während des ganzen Attentates über Capitain Nugent gewacht! War' er nach der Gegend hingeritten, wo Kinnelly feuerte, um seine Aufmerks samkeit zu erregen, so würde ihn Kinnelly_erschoffen haben; hatte er sein eigenes Pferd geritten, statt eines fremden Pferdes, so war' es um ihn geschehen gewesen. War' er nicht am folgenden Morgen mit so mannhafter Entschlossenheit auf den Mörder loss gestürzt, hätte er gesagt oder zu entfliehen versucht - so würde Kinnelly's finkender Muth einen kräftigen Sporn erhalten haben, und wir müßten den vorzeitigen Tod eines braven jungen Offis ziers beklagen.

Kinnelly war ein Irländer und katholischen Glaubens; kein Priester seiner Konfeffion befand sich auf Barbados - aber der kommandirende General Lieutenant wollte ihn nicht ohne geists lichen Troft aus der Welt schicken; er ließ auf eigene Kosten von St. Lucia einen Seelsorger kommen, um den Gefangenen zu feinem Ende vorzubereiten.

Der Priester kam er war selbst von Geburt ein Jrländer und hatte auf seinen vielen Reisen das menschliche Elend in jeder Form kennen gelernt. Dieser würdige Geistliche wachte und betete mit dem Unglücklichen in seiner finsteren Belle, era mahnte ihn zur Reue, zur freudigen Hoffnung auf die Gnade des Erlösers und verwandelte endlich den bis dahin verstockten, Sünder in einen zerknirschten Christen.

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Der 20. Oktober war der zur Vollstreckung des Todesurtheils anberaumie Tag. Schon am Frühmorgen, als noch graues Zwies licht über der Erde hing, hörte man die Hörner und Trommeln der verschiedenen Regimenter. Endlich wurde die Morgen Kanone gelöst; fie tönte uns wie eine Stimme aus dem Todtenreich, und wir dachten, welches wohl die Gefühle des Verbrechers seyn müßten, der in einer kurzen Stunde seine Zelle verlassen sollte, um ein enges und ihn entehrendes Grab zu beziehen. Jene Kanone, die ihn oft aus seinem fieberhaften Schlummer geweckt hatte, iene Hörner und Trommeln, die ihn sonst täglich an feine Pflicht mahnten, er hörte sie nun zum legten Male. Der zur Execution bestimmte Plaß war ein niedriges und flaches, dem Soldaten Kirchhofe gegenüber liegendes Stück Land, auf welchem Unkraut und schmußiges Dichongle üppig wuchers ten. Die Truppen stellten sich so auf, daß sie drei Seiten eines hohlen Vierecks beschrieben; ein schwarzer Fleck erschien im Mits telpunkt der vierten Seite es war ein frisch aufgeschüttetes Grab. Die zum Feuern bestimmte Mannschaft ein Lieutenant, ein Sergeant und zwanzig Gemeine nahm in der Mitte des Vierecks Posto. Auf ein Zeichen des Brigade-Majors verkündete der erste Schlag auf die verhüllte Trommel den Anfang des Trauerzugs. Voran schritten die Spielleute des Regimentes; ihnen folgten vier militairische Arbeiter, die einen Sarg trugen; dann kam der Verurtheilte, von seinem Priester begleitet, und Julegt eine militairische Estorte mit umgekehrtem Gewehr. Auf den Hügeln und Felsen in der Nachbarschaft des Wachthauses und des Richtplages schaarte sich die schwarze Bevölkerung der Umgegend; alle Negerfrauen erschienen weiß gekleidet, aum Zeichen der Trauer. Es herrschte eine feierliche Stille, die nur der ergreifende Todtenmarsch aus dem Oratorium,,Saul" unters brach. Der Zug bewegte fich in langsamen gemessenen Schritten vorwärts, und mit jedem Schritte wurden die Grabestöne der verhüllten Trommel vernehmlicher.

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Endlich trat der Bug 3 am rechten Ende des Vierecks in den eingefchloffenen Raum und umging die drei Seiten desselben. Die Blicke aller Anwesenden waren auf den Verurtheilten ges richtet; allein er selbst jah Niemanden. Kinnelly trug die weiße Verbrecher Kleidung, und feine Arme waren auf dem Rücken ges feffelt; er schritt eben fo ficher und tattfest einher, als ging' es jur Parade. Auf seinem blaffen Angesicht las man rubige Faffung; die tiefen Furchen der Stirn, und der scheue Verbrechers Blick, Den er vor Gericht gehabt, waren verschwunden. Seine ganze Aufmerksamkeit schien auf das Anhören der Troftgründe gerichtet, die ihm der ehrwürdige Beichtwater einflößte.

Als der Brigade Major die Verhandlungen und den Spruch des Kriegsgerichtes vorlas, machte Kinnelly ihm und dem Oberften seines Regiments eine tiefe Verbeugung. Dann trat er ein Paar Schritte voran und sprach, mit Ruhe sein Haupt erhebend: Kameraden, ich sterbe gern. Ich liebte meine Offisiere; aber hütet euch vor dem Rum hutet euch vor der Trunkens heit fie ist mein Berderben gewesen und hat mich zu diesem Ende gebracht."

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Er schloß seine Lippen, seine leste Handlung war vollzogen. Noch einmal hielt die Trauers Prozession ihren Umzug, und als man wieder zum Grabe gekommen war, trat Kinnelly in seinen Sarg. Der Geistliche zog ihm eine weiße Kappe über das Ges Acht, und sie beteten noch ein paar Minuten gemeinschaftlich. Unterdeß rückte die Abtheilung, welche feuern sollte, bis in eine Entfernung von zwölf Schritten heran; der Priester entfernte fich ruhig von dem Verurtheilten und winkte mit seinem Schnupfs tuche. Man hörte nichts, als den schweren Athem der Truppen und das Klirren der Flintenschlösser — plößlich erfolgte eine Salve aus zwanzig Gewehren, und die weiße Figur, welche so gerade und fest, wie eine Statue, dagestanden hatte, war verschwundender entfeelte Körper Kinnelly's lag ausgestreckt über seinem Sarge. Die Truppen zogen in geschlossener Reihe an den zerschmetterten Ueberresten ihres Kameraden vorüber. (U. S. J.)

Mannigfaltiges.

Waverley Manuskripte. Der Buchhändler Cadell in Edinburg besist eine lange Reihe in Juchten eingebundener. Quartbände, welche die sämmtlichen eigenhändigen Manuskripte von Walter Scott's Romanen umfassen. Sir Walter schrieb eine nicht sehr elegante, aber regelmäßige und ungezwungene hand; feine Romane find sämmtlich auf Postpapier in großem Quart format geschrieben, und zwar nur auf der einen Seite - wie dies häufig zur Bequemlichkeit der Seher geschieht doch folgt eine Pagina unmittelbar auf die andere, ohne daß irgendwo niale Autor seines eleganten Stils und der Einheit seiner Ars etwas eingeheftet oder durchstrichen ist, so sicher war der ges beiten. Für die Ausgabe leßter Hand, die der Verfasser wenige Jahre vor seinem Ableben veranstaltete, hatte er sich ein gedrucks tes Exemplar sämmtlicher Romane mit Papier durchschießen laffen, und darin änderte er Manches in der Wortstellung und in den Ausdrücken ab. Namentlich war er bemüht, die kleinen Scotticismen zu vertilgen, die ihm manche Englische Kritiker zum Vorwurfe gemacht, und die kein Schottischer Schriftsteller Rich ganz abgewöhnen kann. So pflegte er 3. B. immer das Zeits wort,,inquire" mit,,at" zu konstruiren (to inquire at some person) während es, der Regel zufolge, nur mit,,of" konstruirt werden of verändert. Auch die so revidirten und verbesserten Erems darf. In der Ausgabe lester Hand find diese „at" überall in plare befinden sich im Besiße des Herrn Cadell, der die ganze Sammlung in einem Gothischen, mit Eichenholz ausgelegten Kabinett aufgestellt hat, das mit der Zeit, besonders für Eng länder, einen immer unschäßbareren Werth erhalten dürfte.

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Welcher Art die meisten Rezensionen sind. Zur Zeit, als Florian in Frankreich Mode wurde und fein Numa Poms pilius noch neu war, erzählte man sich von einer Hofdame, die allerdings sehr wenig von den Anfängen der Römischen Geschichte wußte, aber, um mit dem allgemein besprochenen Werke nicht uns bekannt zu erscheinen, immerzu von dem kleinen Buche sprach, ohne es gelesen zu haben, und die, als Jemand sie über das Ende des Buchs befragte, ganz ruhig geantwortet haben foll:,,Mein Gott, das endet, wie alle Romane: die Numa heirathet den Pompilius." Bei den Rezensenten kommt es zuweilen vor, daß fie, statt ein Buch von vorn bis hinten durchzulesen, um es zu beurtheilen, fich lieber der instinktmäßigen Methode jener Dame bedienen, auf die Gefahr hin, aus Ruma und Pompilius ein Paar zu machen. Und doch ist nichts unverzeihlicher, als ein folcher Schniger: folcher Schnißer: man braucht ja nur damit anzufangen, das man die lebte zuerst liest und auf diesen Anfang fein Ur theil begründet. In der Mitte zwischen diesen flüchtigen Kritis fern und denen, die, im extremsten Gegensaß zu ihnen, sich's sur Pflicht machen, ein Buch von vorn bis hinten durchzulesen, ehe sie sich ein Urtheil erlauben, giebt es andere oft in der öffents lichen Meinung sehr hochgestellte Berichterstatter der Literatur, welche die Anzeige eines fremden Buchs benußen, um ihr eige nes Talent glänzen zu lassen, welche, ohne sich eine vollständige Lektüre aur Aufgabe zu machen, eben so wenig ein absprechens des Urtheil über den Gesamme Inhalt einer Schrift wagen, die Me nur theilweise fennen, sondern bei einem größeren Werk eins selne Stellen auswählen, an die fie eine Reihe selbstständiger, geistreicher Betrachtungen anknüpfen können. Wir sind weit ents fernt, diese Methode zu tadeln, die den Gedanken des Schrifts stellers eine Fruchtbarkeit giebt, wie fie da weniger zu ermars ten ist, wo man den Ideen eines Anderen Schritt vor Schritt nachgeht, um ie gewissenhaft zusammenzufassen. Doch wiewohl fie an herrlichen Geistesblißen mit Zinsen erfest, was sie an gründlicher Berichterstattung vermissen lábt, so hat sie jedenfalls doch den Mangel, daß fie dem Leser teine so erschöpfende Vors stellung von dem ganzen Buch giebt, wie dies eine bescheidene Analyse thut.

Nummern. PränumerationsPreis 221 Sgr. ( Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er. höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 8.

Magazin

für die

Beiblatt der Allg. Pr. Etaate Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wohliöbl. Pest - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Freitag den 18. Januar

Frankreich.

Die Eisenbahnen in Frankreich, verglichen mit denen in Belgien, England und Nord-Amerika.

(Nach der Revue des deux Mondes.)

Es ware wohl jezt an der Zeit, daß der poetische Dunst, mit dem die Eisenbahnen so lange umhüllt waren, endlich zerflösse, und daß man zu einer ernsten und positiven Betrachtung dersels ben überginge. Man hat wahrhaftig schon übergenug von den Wunderdingen gefäbelt, welche bei anderen Nationen, vermöge einer raschen Beförderung der Personen und Waaren, zu Stande gekommen sind; man hat in Bezug auf Frankreich noch größere Wunder vorher verkündet, wenn man sich nur hier erst ans Werk machen wolle. Wie indeß die Sache anzugreifen fen, und unter welchen besonderen Umständen dieselbe ins Leben treten müsse, davon hat man wohlweislich weniger gesprochen. Wo man übrigens auf diese Gesichtspunkte eingegangen ist, da hat man wenig Haltbares zu Tage gebracht, und bis auf diese Stunde fucht man noch in Frankreich, in Bezug auf die anzulegenden Eisenbahnen, nicht einmal nach dem absolut besten Verfahren, sondern auch noch nach demjenigen, welches die wenigen Erfah rungen auf diesem weiten Gebiete, die große Zersplitterung des Privats Vermögens und die Gewohnheit, der Regierung Alles anheimzustellen, wie sehr man auch im Uebrigen dieselbe schmähe, als das zweckmäßigste erscheinen lassen.

In der vorjährigen Session der Kammern bekämpften sich. das Ministerium und die Deputirten Kammer auf dem unsicheren Boden der Eisenbahn, beide fest entschlossen, keine ihrer Ideen aufzugeben. Das Ministerium nahm alle Bahnen oder wenigs stens alle Hauptlinien für eine bevorrechtete Körperschaft, für das Departement der Brücken und Heerstraßen, in Anspruch; die Kammer wollte sie ausschließlich den Compagnieen überweisen, um dadurch die Entwickelung des Associationsgeistes, von dem man Wunder erwartete, zu begünstigen. Wenn beide Staatsges walten ihre Ansichten über diesen Punkt einander so schroff gegens überstellten, so muß man dies wohl theilweise auf Rechnung des Widerspruchsgeistes seßen; theilweise ließen sie sich auch durch ihre gegenseitige Stellung dabei bestimmen. Das Ministerium glaubte sich natürlich, wie jedes andete Ministerium, zur Vers theidigung der Rechte der Verwaltungs Behörden berufen, und die Deputirten Kammer warf sich, wie dies in der Lage der Sachen gegeben ist, zum Verfechter der Privat-Industrie gegen die Ansprüche des Staates auf. Wir sind weit entfernt, das erste Votum, welches die Kammer in dieser Angelegenheit abgab, einer systematischen Feindseligkeit, deren man schon damals die Coalition beschuldigte, zuzuschreiben; dieselbe konnte ganz andere Fragen aufgreifen und hat sie auch aufgegriffen, um ihre Kräfte au erproben. Gewiß waren unter der Majorität, welche sich gegen die Ansichten des Ministeriums aussprach, viele Depus tirte, welche die Gelegenheit, ihm zu schaden, begierig ergriffen, aber dieselben gehorchten doch mehr einer inneren Ueberzeugung, welche ihnen fagte, daß man das Staats, Vermögen nicht mit einer ungeheuren Ausgabe belasten dürfe, bevor man nicht vers sucht habe, was die Privat Associationen leisten könnten. Uebrigens standen beide Parteien bei der Erörterung dieser wichtigen Frage nicht bloß unter dem Einflusse eines bimden Oppositionsgeistes und wurden nicht bloß von dem Wunsche beseelt, ihren Schüß, lingen zu nußen. Beide konnten zur Unterstüßung ihrer Ansichs ten glanzende Erfahrungen aus anderen Ländern anführen. Die Verfechter der Compagnieen konnten sich auf das Beispiel Eng lands und Amerika's stugen, und sie ermangelten nicht, es zu thun. Die Schußredner der Privilegien des Departements der Brücken und Heerstraßen citirten das, was in einem benachbarten Lande, in Belgien, auf eine so rasche und erfolgreiche Weise ins Werk gesezt worden war.

Ein Umstand, und vielleicht der wichtigste, wurde dabei übers fehen. In beiden Heerlagern wappnete man sich mit fremden Erfahrungen und versäumte darüber, im eigenen Lande Beobach tungen anzustellen. Hätte man dies gethan, so wäre man viels leicht auf die Idee eines gemischten Systems geführt worden, und die Kräfte der Regierung und die Halfsquellen der Specus lation hätten zu einem gemeinsamen Zwecke vereinigt werden

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1839.

können. Vor ungefähr einem Jahre kam man freilich auf den Gedanken eines gemischten Systems, und zwar so, daß der Staat und die Compagnie sich zu gleichen Theilen in die Hauptlinien theilen sollten. Unglücklicherweise aber war dies nicht das geeigs nete Mittel, die Staats- Association und die Privat, Association zum Streben nach einem Ziele zu vereinigen. Auf diese Weise mußte zwischen beiden Gesellschaften, welche sich hätten die Hand reichen sollen, nicht ein ersprießlicher Wetteifer, sondern eine störende Eifersucht erweckt werden; die Mängel einer jeden mußten fo ohne Gegengewicht bleiben. In der That würde bei einer so anarchischen Vereinigung, wenn man auf einer solchen Grunds lage weiter gebaut hätte, eine jede Linie nur ihre eigenen Uebels stande zu tragen gehabt haben, ohne in den Vortheilen des ans deren Systems einen Ersatz zu finden. Oft würden sogar beide an der Unmöglichkeit gescheitert seyn. Eben so gut hätte man die sich selbst widersprechenden und sich aufhebenden Behauptungen aufstellen können: Frankreich befinde sich in derselben Lage wie die Vereinigten Staaten und England, wo die Anlegung der Eisenbahnen der Privat-Industrie zufällt, oder Frankreich sey in demselben Falle von Belgien, wo der Staat als der geeigneiste und sicherste Unternehmer der Eisenbahnen erachtet wurde. Man that nichts Anderes, indem man Frankreich in zwei gleiche Theile zerschnitt und den einen den Erperimenten der Privat: Industrie, den anderen dem Departement der Brücken und Heerstraßen zus wies und beiden die ausgedehntesten Vollmachten gab, in ihren beiderseitigen Bezirken ausschließlich ihre Theorieen in Anwens dung zu bringen.

Es fragt sich, welchen Werth haben die aus der_Fremde herbeigeholten Beispiele, und in wie weit können England, Amerika oder Belgien für Frankreich als Muster hingestellt wers den, da man doch einmal die Eisenbahnen in Frankreich nach dem doppelten Vorbilde, welches diese drei Völker hingestellt haben, zuschneiden will, ohne irgend eine durch Frankreichs Eigenthüme lichkeit bedingte Veränderung zuzulaffen. Hierauf könnie geants wortet werden, daß, wenn eines dieser Vbiker eine solche Aehns lichkeit mit Frankreich hätte, daß man sein Beispiel knechtisch nachahmen müßte, hierdurch schon von selbst die vollständige Ans nahme dieser verschiedenen Muster wegfiele. Und dennoch scheint man dies bezweckt zu haben, als man beide entgegengeseßte Mes thoden zur Ausführung bringen wollte. Erwägt man indeß die Eigenthümlichkeit dieser drei Völker, so kann man die wesents lichen Unterschiede, welche zwischen ihnen und den Franzosen bes stehen, nicht in Abrede stellen. Diese finden in allen den Bezies hungen statt, welche hier vorzüglich in Anschlag gebracht werden müssen, in dem Nationalreichthume, in der Ausdehnung der Länder, in der Dichtigkeit der Bevölkerungen, in den Verans laffungen zum Reisen, in der Lebhaftigkeit des Handels, übers haupt in allen Bedingungen, welche eine rasche Beförderung nothwendig machen.

Um mit England den Anfang zu machen, fo fällt zunächst auf, daß dieses Land durch das Zusammentreten von Privatpers fonen ein großes Eisenbahnnez ins Leben rufen konnte, während dieses hier so wirksame Mittel sich in anderen Ländern, besons ders in Frankreich, erfolglos zeigte. Das eigentliche England hat eine Bodenfläche von 9921 Französischen Quadratmeilen; Frankreich dagegen hat ein Areal von 34,512 Quadratmeilen. Hieraus ficht man schon, wie viel leichter es den Engländern werden mußte, ihr Land mit Eisenbahnen zu durchziehen. Die Bahn von London nach Liverpool, welche jest ganz vollender ist, hat ungefähr dieselbe Ausdehnung, wie die projektirte Französische Hochebnenbahn mit ihren bedeutendsten Abzweigungen. Aber durch eine Verbindung Londons und Liverpools werden auch die beiden Meere verbunden, welche das mächtige Infelland im Diten und Westen bespülen. Jede Bahn, welche künftig von dieser großen Pulsader auslaufen wird, z. B. die von Brighton, wird ohne eine eben sehr kofispielige Verlängerung an dem Vors theil der Verbindung der Nordsee und des Kanals mit der Irischen See und dem St. Georgs Kanal Theil nehmen können. Um Englands begünstigte Lage ganz zu begreifen, muß man daran denken, daß die Meere, welche es von allen Seiten ums fließen, seine Hanpts Communication, feine große Handelsstraße bilden, und daß die Eisenbahnen im Innern des Landes nur als Abzweigungen derselben anzusehen sind. Hier braucht das Werk, welches die Natur nach einem so großen Maßstabe angelegt hat,

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nur weitergefährt zu werden. In Frankreich dagegen muß die Kunst Alles schaffen, und sie hat eine ungeheure Aufgabe zu vollbringen; die Hochebnenbahn, welche wir mit der Bahn von London nach Liverpool verglichen haben, ist nur der erste und kürzeste Abschnitt einer Eisenbahn, welche beide Meere zu verbins den hatte; dieselbe müste von Paris nach Marseille fortgeführt werden. Ein wie schwieriges und kostspieliges Unternehmen für eine Gesellschaft, welche auf sich selbst beschränkt wäre!

rathen schienen. Selbst in Europa, wo die Kunst ihre höchsten Triumphe feiert, nimmt man die Sache nicht so genau, wenn die Bahn für die Benußung eines Schmelzofens, eines Hammers werks oder einer Steinkohlengrube bestimmt ist. Diese Bestims mung haben wesentlich die Nord-Amerikanischen Eisenbahnen, und es kommt hauptsächlich nur darauf an, daß sie die nöthige Länge haben. So begreift man leicht, daß hier die Eisenbahnen durch die Beisteuer der bescheidensten Ersparnisse zu Stande kommen konnten; selbst wenn sie den Theilnehmern keine große Vortheile gesichert hätten, so waren sie doch im höchsten Grade nüßlich und ein wahrhaftes Bedürfniß. Hiernach ist es denn auch klar, daß diejenigen Staaten, welche eine Uferbegränzung haben, oder in denen die Eisenbahnen auslaufen, die mächtigsten Beweggründe hatten, diese Unternehmungen, welche durchaus nicht aus dem Gesichtspunkte einer gewöhnlichen Speculation zu betrachten sind,

Sodann ist auch noch zu bedenken, daß England verhältnißmäßig weit bevölkerter ist als Frankreich, daß den Engländern aller Klassen der Trieb der Ortsveränderung inwohnt, und daß fie ein wahrhaftes Bedürfniß haben, das Innere des Landes nach allen Richtungen zu durchstreifen. Hierdurch wird die Bevölker rung, vermöge der raschen Beförderung, verdoppelt oder vers dreifacht, und die Eisenbahnen erhalten so einen ungemeinen Vortheil, der den Französischen Spekulanten ganz entgeht. Wozu unterstüßen. Das nächste und wichtigste Interesse ist, die Pros wollte man in Frankreich unter den günstigsten Vorausseßungen eine Eisenbahnlinie auffinden, welche, wie die von London nach Birmingham, einen reinen Ertrag von 9 pЄt. gewährte, wenn die Anlagekosten sich auf 2,500,000 Francs oder gar 3,000,000 Francs für die Franzöfiche Meile beliefen?

Die günstigen Resultate, welche dies kühne und kostspielige Werk schon jest ergiebt, sind natürlich nur geeignet, die Eng lischen Kapitalisten zu ähnlichen Unternehmungen zu ermuntern, während in Frankreich nur fast eben so große Opfer ohne Auss ficht auf einen gleichen Gewinn zu fürchten sind. Damit ist ins deß noch nicht Alles erschöpft; in dem Nachbarlande ist ein größerer Ueberfluß an Kapitalien, und dieselben erhalten bestián dig neuen Zufluß aus tausend anderswo unbekannten Hülfsquels len. Dadurch erhalten die Speculationen eine solche Kühnheit und Großartigkeit, und man macht täglich die gewagtesten Vers fuche, die in Frankreich, in Betracht des geringeren Nationalver: mögens und der weniger ausgedehnten Handelsbeziehungen, abens teuerlich und verwegen erscheinen müßten. Dabei haben wir die Subsidien, welche das Parlament den Eisenbahn › Gesellschaften auf ihr Ansuchen zuweilen bewilligt, noch gar nicht in Anschlag gebracht. Diese Hülfsbewilligungen sind übrigens von ganz eis gener Beschaffenheit und ganz anders aufzufassen, als es in Frankreich in den meisten Fällen geschehen würde: das Parlas ment bewilligt Subsidien, für welche es sich Zinsen bezahlen läßt, die durch ein besonderes Gesez bestimmt werden. Beruht die Speculation also auf keiner sicheren Grundlage, so darf fie auch auf diese bezahlte und verzinste Unterstüßung keine große Hoffnungen feßen. Eine beim Staate aufgenommene Anleihe ist nur eine Last mehr, ist ein Beweis, daß die Kostenanschläge übers fchritten sind, und es kann daraus nur ein ungünstiges Vorurtheil gegen das Unternehmen erwachsen. Man darf also wohl behaup ten, daß in England die Kapitalien durch eine besondere und eigenthümliche Kraft nach diesem Industriezweige hingeleitet wers den. Die Eisenbahnen würden hier gern des unvollkommenen und eigennůßigen Schußes, zu dem sie zuweilen ihre Zuflucht nehmen, entrathen.

In den Vereinigten Staaten find die Kapitalisten gewiß nicht weniger unternehmend als in England, aber das Umlaufs Kapis tal ist hier nicht so beträchtlich. Das bewegliche Vermögen, welches in der alten Welt aus den öffentlichen Fonds beständig den industriellen Unternehmungen zuftrömt, und aus diesen wies der in die öffentlichen Fonds zurückfließt, hat in Nord Amerika noch nicht diese Flüssigkeit erhalten, oder vielmehr die Leichtigs keit und Ausdehnung des Geldumfaßes ist nur eine scheinbare gewesen und gründete fich nur auf ein unhaltbares Kredit System. In den Vereinigten Staaten würden die flüssigen Kapitalien nicht für die Anlegung von Eisenbahnen ausreichen, wenn dies felben hier eben fo große Summen wie in England verschlängen. Außerdem ist die Bevölkerung in diesem Lande ungleich weniger dicht, als in Großbritanien, und die Bodenfläche, welche von den Eisenbahnen durchzogen werden soll, ist, besonders wenn man. das unbebaute Land hinzurechnet, von einer so ungeheuren Auss dehnung, daß die schon spcrliche Bevölkerung dadurch noch duns ner wird. Da trosdem die Ausführung von Eisenbahnen hier möglich geworden ist, ohne daß die Regierung sich sehr lebhaft oder auf direkte Weise dafür interessirt hatte, so läßt es sich wohl kaum bezweifeln, daß die Speculation hier durch die Dertlichkeit und andere Umstände in einer Weise begünstigt worden ist, wie fie es in Europa niemals werden könnte.

In der That hatten die so weit auseinanderliegenden Buns desstaaaten ohne die Eisenbahnen nicht ihre gegenseitigen Naturs erzeugniffe und ihre geistigen Schdße austauschen können. Vers geblich würde das jungfräuliche Land feinen Bebauern einen fo reichen Ertrag gewähren, wenn der Ueberfluß desselben keinen Abfluß fände. Ohne die Aussicht auf einen Absaß seiner Erzeugs nise in der Ferne würden die Kolonisten nicht in die Einóden und Urwälder des Westens vorgedrungen seyn. Die Nieders laffungen wären in diesem Falle auf die Staaten beschränkt ges blieben, in denen sich schon eine dichtere Bevölkerung gesammelt hatte. So wäre der Kultur ein ungeheures Gebiet entzogen worden, oder sie hatte sich erst nach Jahrhunderten eine Aufgabe ftellen können, die jest schon zum großen Theile gelöst ist. Zur erst mußten Wege eröffnet werden, denn es waren teine imm Lande vorhanden, und da wählte man gleich die vollkommenste Art derselben. Indeß verfuhr man dabei auf eine ökonomische Weise; die Schienen waren plump, und man ließ Senkungen und Krümmungen zu, so oft die Beschaffenheit des Bodens oder

dufte zu verwerthen, was ohne freie Circulation nicht möglich ist. Die Eisenbahnen sind die Nebensachen; die Nußbarmachung des Bodens, die Manufakturen und der Handel die Hauptsache. Die Actionaire selbst denken weniger an den direkten Gewinn, den ihnen die Eisenbahnen gewähren, als an die Beförderung des allgemeinen Wohlstandes, dessen Hebel dieselben sind.

In Frankreich tritt eigentlich keiner von den Umständen, welche die Anlegung von Eisenbahnen so nothwendig machen, ein; es sind weder dieselben Antriebe, noch dieselben Bedürfnisse oder Aussichten wie in England und Nord Amerika vorhanden. Es muß hier ein Hebel gefunden werden, welcher die Stelle ders jenigen vertreten kann, die in England und Amerika so mächtig wirken, denn bis jezt sind die Französischen Spekulanten noch nicht in Bewegung zu feßen gewesen. Vorher ware indeß noch zu prüfen, ob nicht Frankreich vielleicht das von Belgien aufges stellte Beispiel zum Muster nehmen sollen. Hier müssen wir bes vorworten, daß wir allerdings zu der Ansicht hinneigen, welche dem Staate die Errichtung der Eisenbahnen übertragen will. An Gründen zur Unterstüßung dieser Ansicht dürfte es wohl nicht fehlen, indeß ist Belgien noch das einzige Land, welches dieselbe bis jest praktisch durchgeführt hat, und wir wollen daher das hier befolgte Verfahren etwas näher betrachten. Freilich ist die Reihe der Erfahrungen noch keineswegs geschlossen, indes ers giebt sich auch aus dem, was bis jest bekannt ist, für den Beobachter schon ein einigermaßen genügendes Resultat. E braucht wohl kaum noch an die unglaubliche Dichtigkeit der Ber völkerung des kleinen Königreichs erinnert zu werden; dasselbe zählt vier Millionen Einwohner, also den achten Theil der Bes völkerung Frankreichs, auf einer sechzehnmal kleineren Bodens fläche. Eine solche Begünstigung bleibt lange das Eigenthum des Volles, dem sie einmal zu Theil geworden ist, und dieser Unterschied kann nur im Laufe von Jahrhunderten ausgeglichen werden. Belgien erfreut sich übrigens noch anderer Vorzüge. Außer den Gebietstheilen, welche es von Limburg und Luxemburg in Anspruch nimmt, begreift es nur noch neun Departements des ehemaligen Französischen Kaiserthums, und diese geringe Ausdehnung gestattete es, die Leitung aller Eisenbahn Angelegen heiten Einem Manne zu übertragen. Der Beamte, dem dieses Geschäft übertragen wurde, hatte keine andere Obliegenheiten, welche seine Zeit und seine Kräfte in Anspruch genommen hats ten, und konnte daher die Sache mit einer so außerordentlichen Schnelligkeit und einem solchen Nachdrucke betreiben. Da fragt es fich denn, wird man in Frankreich denselben Weg einschla gen? Wenigstens wäre es hier nothwendiger als irgendwo, wenn die Regierung die Ausführung der Eisenbahnen überneh men wollte.

Das Eisenbahnues, welches Frankreich durchziehen sollte, müßte natürlich weit ausgedehnter und verwickelter seyn, als dass jenige, welches für Belgien genügt. Departement Brucken, und Deerftrabon liegen indes mehr Arbeiten vor, der es ausführen kann, selbst wenn es den Streis seiner gewöhnlichen Beschäftigungen nicht überschreiten und sich nur mit der Vers befferung der Kandle, der Flußschifffahrt, der Brücken, Heers straßen u s. w. befaffen wollte. Die Zahl der Ingenieure müßte also vermehrt werden, und durch diese Vergrößerung des Perfos nals würde eine neue Abtheilung, welche sich ausschließlich mit den Eisenbahn Angelegenheiten zu beschäftigen hätte, entstehen. Mag aber dies und vieles Andere geschehen, so ist immer noch nichts gethan, wenn man nicht die Oberleitung einem Minister und einem so zuverlässigen Manne, wie Herrn Nothomb, übers trägt. Aber unsere Minister sind allen politischen Schwankungen unterworfen und nicht sicher, ein halbes Jahr lang ihren Play su behaupten. Welche parlamentarische Notabilität würde sich wohl dazu verstehen, allen Partei-Umtrieben zu entfagen und Jahre lang bescheiden und in der Stille Gutes zu wirken? In der Erwartung befferer Zeiten würde man also wohl genöthigt seyn, zu den Ges fellschaften zurückzukehren; aber auch hier würde das zu befolgende System ein anderes und weniger einfaches als das in England und Amerika durchgeführte seyn. Die Trennung und Vers einzelung der Gesellschaften hat nur traurige Früchte getragen, und ihre zu große Freiheit ist ihnen verderblich geworden; fie haben sich nicht bewegen können, weil ihnen das Leben fehlte. Wenigstens finder das Gesagte auf die größeren Gesellschaften feine Anwendung.

(Schluß folgt.)

Unter den Generalen, die für das Revolutions. Tribunal reif waren, befand sich ein Divisions General, Namens Lamarlière, der in Lille kommandirte, als die Desterreicher unter dem Herzog von Sachsen, Teschen diese Stadt angriffen. Dieser Mann war dem ancien régime nicht ganz fremd gewesen; er bekleidete náms lich vor der Revolution das etwas lächerliche Amt eines Wind: spiels Kommandanten Monsieur's. Als dieser Prinz auswanderte, ließ er die Windspiele und den Kommandanten in Frankreich zu rúc. Lamarlière, der ehrgeizig war, wechselte schnell die Farbe; aus einem Anhanger der Constitution von 1791 wurde er 1793 Republikaner, war aber übrigens ein Mann von Geist und lies benswürdigem Charakter, obgleich etwas zur Intrigue geneigt. Troß dem Allen klagte man ihn an, daß er als Commandeur von Lille die Republik verrathen, und dieser Verrath muß von ganz besonderer Art gewesen seyn, da der Herzog von Sachsen Leschen die Blokade aufgehoben und sich nicht ohne Verlust an Menschen und Geschüß zurückgezogen hatte. Die Sache dieses armen Generals war nur eine gute, und er vertheidigte sich auch mit eben so viel Gewandheit als Muth. Bei seinem freunds lichen, zuvorkommenden Benehmen gelang es ihm im Gefängs niß selbst, die Richter, die Geschworenen, die Gendarmen, ja, felbst die Thürwachter für sich einzunehmen. Niemand zweifelte, daß man ihn freisprechen würde, und alle Welt war von ihm entzuckt. Er war auch die Veranlassung einer Beschwörungss scene in der Conciergerie, von der ich bald mehr sagen werde und wo ein Adjutant des Grafen d'Estaing die Rolle der Pythos niffe spielte. Die rasche Erfüllung der Prophezeiung erfillte uns Alle mit abergläubischen Ideen, und die Schrecken der Gegens wart steigerten sich durch die der Zukunft; ein Wunder war es, wenn der stärkste Geist hier seine Fassung behielt. Und als follte Alles in Lamarlière's Ende ungewöhnlicher Art feyn, gab ihm das Geschick zum Begleiter aufs Schaffot meinen alten Schloßs Pameraden Parisot, der, nachdem er während der Revolution die verschiedensten Beschäftigungen ergriffen, ohne sein Glück zu fin den, sulest aristokratischer Journalist wurde und als solcher den Tod fand. Er hatte gleichzeitig mit Lamarlière das Schaffot bestiegen, wo der Lestere sich einfallen ließ, das honorable Pus blikum zu haranguiren, zu erfláren, daß er immer Republikaner gewesen und es bis auf den lezten Blutstropfen bleiben werde, und dem guten Volk seine Familie und sein Andenken zu empfeh len. Da er nicht enden wollte, wurde Parisot ungeduldig und rief mit lauter Stimme, indem er die Achseln zuckte: Bürger, glaubt ihm doch nicht: er ist mehr Aristokrat als ich."

31

Doch ich fehre zu der Beschwörungs-Scene zurück, deren ich oben gedacht. Der Adjutant des Grafen d'Estaing hatte den Amerikanischen Feldzug mitgemacht; er war ein gebildeter Mann, von feinen und behutsamen Manieren. Wir kamen alle Abend mit ihm und Lamartière zusammen, in dem Zimmer eines gewissen Bunel, der zum Konvent gehörte, aber ein durchaus wohlmeinens der Mann war und während eines langen Aufenthalts im Eng lischen Indien mit Eifer die ersten Spuren menschlicher Civilis fation verfolgt hatte. Wir spielten gewöhnlich eine Partie Whist, und wenn noch Zeit übrig war, che man Jeden in seinen Kerker wies, unterhielten wir uns über einen Gegenstand der Philos fophie. Um diese Zeit pflegte auch Bailly in unser Zimmer zu kommen, und er schmeichelte sich, hier eben so pünktlich zu seyn, wie früher in der Akademie. Der Adjutant stellte die Behaup tung auf, daß das, was wir das Mögliche zu nennen pflegten, nur eine Bestimmung unserer Unwissenheit fen, die in der Zus Punft sich als unwahr erweisen müsse. Er hatte Beispiele genug, um zu beweisen, wie sehr sich die Schranken des Möglichen seit Pythagoras und Aristoteles erweitert hatten. Das Christenthum, meinte er, habe den Schwung der Geister gehemmt, und darum Freue er sich über den Sturz, der ihm drohe. Sein Religionss System war der Pantheismus: er glaubte, es gebe eine unzähs lige Menge belebter Wesen, die sich unserem Sinne entzogen, und der Mensch nehme noch lange nicht den Plaß ein, der ihm in dem großen Ganzen gebühre. Bunel, dem es darum zu thun roar, nicht umsonst Indisch gelernt und Pagoden besucht zu has ben, unterstigte den Adjutanten mit Autoritäten, deren Echtheit zu prüfen wir nicht vorbereitet waren. Der General hielt fest an der Philosophie feines alten Voltaire; er gab zu, daß die Naturwissenschaften einige Fortschritte gemacht hätten, im Uebri gen fchien ihm nichts so wechselnd und unsicher, als das, was von jedem Jahrhundert die Wahrheit genannt wurde; er glaubte, die menschlichen Ideen bekámen von jeder Epoche andere Formen, bewegten sich aber immer in einem bestimmten Kreije, den fie nie überschreiten könnten. Unter Anderem bemerkte er auch Fols gendes: Sie loben gewiß, meine Herren, den Bischof von Paris, der fo eben im Konvent öffentlich seine Religion abges ichweren. Gut! wir stehen nicht fern vom Ende des 18ten Jahrhunderts, und es ist nicht wahrscheinlich, daß Einer von uns das 19te erlebt; aber ich prophezeie, es wird noch eine Zeit Fommen, wo man Kapuziner Prozessionen in den Straßen von Varis sehen wird, und Konvents Mitglieder, die mit dem Rosens Franz in der Hand daran Theil nehmen, wenn es ihnen gestattet wird." Bailly war für die erste Ansicht und für die unendliche Perfektibilität des Menschengeschlechts: Der Orkan, der in diesem Augenblick tobt", sagte er,,,beweist freilich nichts und wird gar viele Blätter des Waldes verwehen, ja er wird einige

Bäume entwurzeln; aber er wird auch alten Schmuß wegschaffen,
und der gereinigte Boden kann dann ganz neue, bisher unbes
kannte Früchte liefern." Gegen das Ende einer solchen Unters
Sie glauben also
haltung fragte der General den Adjutanten:,,
an Mesmer, Cagliostro und tutti quanti?"-"Allerdings", ants
Lode noch einer Scene aus dem Gebiet des Somnambulismus
wortete der Adjutant fait. -Ich möchte sehr gern vor meinem
was ich fann."
beiwohnen."Das ist hier nicht leicht, doch ich will thun,

Dieser Adjutant, der, ich wiederhole es, eben so sehr gebils
det als verständig war, sucht sich nun mit vielem Ernst die vers
schiedenen Instrumente, deren er zu einer solchen Scene bedarf,
von uns in die Conciergerie einzuf&muggein. Eine Scherin hin
zusammenzuschaffen und unter dem Mittags Couvert eines Jeden
einzubringen, war nicht möglich; man mußte sich also mit einem
jungen Knaben behelfen, der die nöthigen Bedingungen erfüllte:
d. h. er durfte nicht älter, als 12 bis 14 Jahre, mußte unter dem
Zeichen des Schüßen, der Zwillinge oder der Jungfrau geboren
und vor Allem von makelloser Reinheit seyn. Als es endlich ges
lungen war, einen solchen zu finden, traf der Beschwörer in dem
die feine Operation erforderte, und wir kommen an dem bestimm
Lokal, wo wir gewöhnlich die Whistpartie spielten, alle Anstalten,
ten Tage zusammen. Nachdem das Kind vor der Glaskugel eine
neral, welches Faktum der Vergangenheit oder Zukunft er zu
knieende Stellung eingenommen, fragte der Beschwörer den Ges
,,Das Urtheil, das mich erwartet." -,,Ges
Ich bleibe dabei
wissen wünsche.
neral, wählen Sie einen anderen Gegenstand, ich wäre außer
und versichere Ihnen, daß die Antwort, welcher Art sie auch
mir, wenn die Antwort schlecht ausfiele."
zwungen, die Beschwörung aufzugeben, und wir kehren zum
Wie? so schnell verlieren Sie den Muth,
feyn möge, mich nicht erschrecken wird.",,Dann bin ich ges
Spiel zurück."
noch ehe Sie angefangen haben! Ich ahnte es gleich, daß hier
Sie wollen es durchaus, Ge
nur Kinderei dahinterstecke."
Nachdem sich der Beschwörer und der Knabe eine halbe
neral? Gut, dann fange ids an."
Stunde lang heftig angestrengt, schwisten sie Beide große Trops
die Zuckungen, die fie vor sich faben, höchst unangenehm aufges
fen, und auch die drei Zeugen waren durch die Erwartung und
regt. Endlich trübt sich das Wasser, und das Kind schreit, es
sehe. Was?",,Zwei Männer, die sich schlagen."-,,Wer
find fie?"
Ich weiß nicht.",,Wer sind sie?" und jede
Frage wird mit Beschwörungen, Drohungen und Geschrei so
Wer ist der Stär
ein Nationalgardist und ein Offizier."
lange wiederholt, bis endlich das Kind antwortet:,,Mein Gout!
aier nieder und haut ihm den Kopf ab!"
kere?",,ch, mein Gott, der Nationalgardist streckt den Offis
Worten fällt das Kind rücklings zu Boden.
Der arme General, der noch eben erst so gefaßt schien, zits
terte jeßt an allen Gliedern. Wir suchten ihn damit zu trösten,
einem Nationalgardisten und einem Offizier nichts gemein habe.
daß das Urtheil, wonach er gefragt, und der Kampf zwischen
des 21ften empang der General seine Anklageakte, den 23sten
Diese Scene hatte den 20. Dezember stattgefunden; am Abend
wurde er verurtheilt und an demselben Tage von dem Henker
gekleidet war. Von den Zeugen, die der Scene beiwohnten,
hingerichtet, der zu jener Zeit als Grenadier der Nationalgarde
an Herrn Bailleul appelliren, einen Konvents Deputirten, der
bin ich der Einzige, der noch lebt; doch zur Noth könnte ich auch
in der Conciergerie denselben Flügel bewohnte, wie wir. Zwar
war er selbst bei der Beschwörung nicht zugegen, er muß sich
aber erinnern, welches Aufsehen sie damals im Gefängniß machte.
Daß dies eine Taschenspieler Scene gewesen, zweifle ich; der Ad-
jutant war viel zu ernst und wahrheitsliebend, um sich einen so
Minel gehabt, das Kind abzurichten, welches man von fünf ans
strafbaren Scherz zu erlauben. Auch hatte er weder Zeit, noch
deren ausgewählt. Endlich waren wir schon im Begriff gewesen,
die Operation aufzugeben, aus Furcht, Robespierre möchte davon
erfahren und eine Verschwörung in ihr wittern.

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Wenn mir Jemand diese Beschwörungs-Scene erzählte, würde ich unglaubig dazu lächeln; es steht also auch meinen Lesern frei, fie nicht zu glauben. Man kann sich denken, daß sie von sprochen wurde; aber eine befriedigende Lösung erreichten wir Leuten, die nichts Besseres zu thun hatten, oft und viel bes Lamarlière damit frånken wollen; diese Kränkung konnte nur von nie. War an diesem Apparat Alles Tauschung, dann hatte man einem Feinde ausgehen, und der General war nur von Freunden umgeben, die das gemeinschaftliche Unglück rasch verband; auch furchtbaren Gegenstand, einen so schrecklichen Ort ausgesucht ist es nicht denkbar, daß man zu einem solchen Streich einen so hatte. Was den jungen Menschen betrifft, so war dieser der gegen war, um den Sohn fortzunehmen, sobald man ihm etwas Sohn eines Thurwachters, Namens Langlois, welcher selbst zus eine dhnliche Scene vor; hier spielt die Latour die Rolle der inziemliches zumuthen follte. Zu der Halsbandgeschichte komme jungen Unschuldigen. Sie sieht den Engel Gabriel in die Wassers allzu leichtgläubigen Kardinal cinreden mußte, um ihn firre zu fugel steigen, und durch diesen schaut fie Alles, was man dem machen. Das Cagliostro und Konserten diese Gaufelei nad armen Kardinal, der Alles glaubte, nur nicht an den Gott, der ihrem Belieben anordnen konnten, ist sehr denkbar; mit diesem trefflich unter cinander verstanden, leichtes Spiel haben. Aber ihn reich machte, mußte eine Bande Svizbuben, die sich vors um 1793, in Paris, in einem Gefängnisse, und noch dazu in der

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