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weis des unaufhaltsamen, unglückseligen Fortschritts eines uns vermeidlichen Verfalles gedient. D Jhr, die Ihr das Sistrum und die Lyra tönen lasset, studirt den Rhythmus und haltet Euch streng an den Styl. Der Styl ist die Hauptsache, die Erfindung nichtsbedeutend, denn es ist gar keine Erfindung mehr möglich. Maler. Das war eine herrliche Rede.

,,Doch bitte, lehrt Euch um, die Anwort soll nicht fehlen." Dichter. Ihr, die Ihr niedriger Weise uns beschimpft, Jhr, deren Systeme ohnmachtig sind, weil Ihr selbst von Natur es send, die Ihr uns nur deshalb Unfähigkeit vorwerfet, damit wir den Muth verlieren und so zu Euch herabsteigen follen, zeigt uns doch, daß Ihr die Fähigkeit befizet, selbst etwas hervorzus bringen, es mag seyn, was es wolle. Macht auch nur einen einzigen erträglichen Vers, um so zu beweisen, daß Ihr die Form studirtet. Ich fordere Euch heraus.

Maler. Zeichnet mit diesem Bleistifte nur eine Linie. Kapellm. Spielet nur einen Akkord auf dieser Lyra; zeigt einmal hier Eure Kunst.

Kritiker. Der eitle Weihrauch des Ruhmes hat für mich nichts Verlockendes. Auf den Höhen einer unwandelbaren Reds lichkeit thronend, gesättigt von hehren und dauernden Genüssen, verachtete ich die eitlen Spielwerke, die Ihr Eure Scepter und Kronen nennt. Ihr mochtet sie aufheben. Hatte ich gewollt, so würde auch ich mich eines vergänglichen Ruhmes erfreut und durch trügerischen Schimmer geglänzt haben. Ich zog es vor, Euer Rathgeber, Eure Stüße, Euer Aller Lehrmeister zu feyn! Widerspenstige Schüler, send auf Eurer Hut; wenn Ihr nicht auf meine Lehren achtet, so werde ich Euch entlarven und das Jahrhundert nicht fernerhin durch Euch bethören lassen.

Maler. O, ich bitte sehr um eine kleine Unterweisung in der Zeichnenkunft. Da ist mein Bleistift. Entwerfet mir eine Hand, einen Fuß, eine Nase, was Ihr wollt.

Dichter. Dichtet eine Strophe, schnell! damit wir sehen, was Ihr leisten könnt.

Kapellm. Rein, nein, laßt ihn die Lyra spielen, und wenn fie tont, wollen wir ihm huldigen.

Maler und Dichter. Wir sind es zufrieden. Frisch ans Werk!

Kritiker (nimmt die Lyra). Ich willige ein, um Euch zu seigen, daß ich besser als Ihr die Künste verstehe, mit denen Ihr Euch beschäftiget. Ich werde Euch in Alexandrinischen Bersen eine Abhandlung über die Malerei vorsingen und mich dazu mit der Lyra auf Jonische Weise begleiten.

Maler. Das wird herrlich seyn und ganz etwas Neues! Last uns sehen!

Die beiden Anderen. Wohl, beginnet!

Meph. (beiseit). Frisch auf! Du bist der, auf den ich am meisten zählte.

(Der Kritiker berührt die Lyra mit den Fingern und zieht diese mit schmerz
lichem Geschrei zurück.)

Die Anderen. Was ist das? Was widerfährt Euch?
Meph. Geist der Leier, Du fiegst!

Kritiker. Ihr Abscheulichen habt mir nicht gesagt, daß diese Saiten scharf sind wie Dolchschneiden. Ich habe mich bis auf die Knochen verwundet. D weh mein Blut fließt in Strömen, und ein brennender Schmerz zuckt mir durch alle Glieder. Ich sinke! steht mir bei!

Kapelim. Er wird bleich, seine Wunde blutet schrecklich. Das ist eine Strafe des Himmels.

Dichter. Er stirbt. Endlich zeigt sich die gouliche Gerech tigkeit und bestraft die Rache des Neiders. Maler. Möchte die Quelle feines unreinen Blutes auf ewig verstegen und nicht ein neues Polypengeschlecht ins Leben rufen!

Kritiker (wüthend). Nichtswürdige Unholde! Das ist Vers råtherei. Ihr legtet mir die Falle, um mich los zu werden, mich, Euren Richter und Herrn. Aber nicht lange sollt Ihr Euch Eures Triumphes erfreuen. Ehe ich sterbe, will ich Eure Enra serschmettern, und Niemand soll sich nach mir ihrer bedienen. (Er ergreift die Lyra, um sie zu zertrümmern. Hans tritt schnell ein und entreißt sie ihm.)

hans. Haltet ein! Ihr send verrätherische Gäfte und vers dientet, von hier fortgejagt zu werden. Ihr wißt, welch' unschdg baren Werth diefes Instrument für Meister Albertus hat, und nicht genug, daß Ihr es ohne seine Erlaubniß berühret, wollt Ihr es auch noch vernichten. Entfernet Euch, Elende, sonst werdet Ihr die Rache des Meister Albertus und aller feiner Schüler empfinden. Da kommen fie Alle. Entfernet Euch eiligst, ich stehe für nichts. (Der Kritiker, der Kapellmeister, der Maler und der Dichter ziehen sich zurück.)

Meph. (beiseit). Verdammter Schüler! Ich will Dir Deinen Eifer lohnen! Husch, fort, denn diese Schlingel von Schülern würden dem Juden Jonathas fein allzu freundliches Gesicht zeigen. (Er fährt zum Fenster hinaus.)

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(Schluß folgt.)

Drama von A. Dumas. 5 Fr.

Archives des découvertes et des inventions nouvelles faites dans l'anuée 1837.7 Sr.

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J. M. Lappenberg's Englische Geschichte. Die ,,Geschichte von England" von dem Archivar Dr. Lappenberg in Hamburg, obgleich noch nicht vollendet, wird doch bereits ins Englische überfest, und zwar von Herrn Benjamin Thorpe, der fich bereits durch die Herausgabe Angelsächsischer Geschichtsdents måler in seinem Vaterlande einen Namen erworben hat. An sich fchon darf wohl eine solche Benüßung Deutscher Forschungen auf einem Felde, das in England selbst so fleißig angebaut wird, eine ausgezeichnete Anerkennung genannt werden. Noch schla gender ist jedoch, was ein Englischer Kritiker in der so eben er chienenen Foreign Monthly Review fagt, der, nachdem er alle bekannte Englische Geschichtschreiber vergleichend neben einander gestellt, mit der Bemerkung schließt, daß Keiner so den Fordes rungen entspreche, die man heutzutage an den Historiker mache, als eben der Deutsche, der Ausländer, von dem man es vielleicht in England am wenigsten erwartet habe. Das Werk des Dr. Lappenberg", sagt unser Kritiker, der nicht etwa ein maskir ter Deutscher ist, sondern durch seine ganze Dents und Ausdrucks: weise als ein National Engländer sich darstellt,,,das Werk zeigt zur Genüge, daß sein Verf. nicht bloß die vollständigste Kenntnis feines

"

Segenstandes und Liebe zu erschöpfender Forschung, sondern auch

jenen Geschmack in der Anordnung und jene Kritik zur Ermittes lung der Wahrheit befißt, welche die nothwendigsten und wüns schenswertheften Eigenschaften des Geschichtschreibers sind. Wit Dankbarkeit nehmen wir von einem Ausländer entgegen, was teiner unserer Landsleute zu leisten bisher unternommen hat. Er hat nicht bloß alle Materialien benüßt, die durch neuere Forschun gen an das Licht gebracht worden, sondern auch diejenigen Werke, welche unsere Record Kommisslon zwar schon gedruckt, aber noch nicht publizirt hat, sind ihm mit einer Liberalitat, welche die höchste Anerkennung verdient, in den Aushängebogen mitgetheilt worden. Dr. Lappenberg ist mit England und den Engländern auf das Innigste vertraut, und in seinem Bestreben, die Wißbe gierde zu befriedigen, die das Deutsche Publikum in Bezug auf die Geschichte, die Sitten und die Literatur unseres Landes hegt, bat er ein Werk geliefert, das, sobald es nur in England mehr gekannt seyn wird, ein unentbehrliches Befißthum jeder Biblio thef werden muß." Von den bisher erschienenen beiden Bán den des auch in Deutschland noch nicht genug gekannten und vers breiteten Wertes des Herrn Dr. Lappenberg umfaßt der erste die Geschichte der Angelsachsen bis zur Schlacht bei Hastings und der zweite die Geschichte Wilhelm's des Eroberers und feiner Normannischen Nachfolger. Wir wollen hoffen, daß der Bers faffer, in der glänzenden Anerkennung, die ihm von England selbst zu Theil wird, eine Aufmunterung mehr zur Beendigung feiner Arbeit finden werde.

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vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchic.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wohliöbl. Post- Aemtern.

Literatur des Auslande s.

No 64.

703

Rußland.

Berlin, Mittwoch den 29. Mai

Gesänge und Gesangliebe der Ruffen.

Von J. G. Kohl.

Von allen schönen Künsten, welche die Menschen pflegen, erfreut sich keine einer allgemeineren Verehrung über den ganzen Erdboden, bei allen Völkern, Ständen und Klaffen der mensch lichen Gesellschaft, als Musik und Gesang. Keine redet verständ licher zu Menschen aller Farben und Bildungsstufen, und keine zahlt einen größeren Kreis begeisterter Jünger. Das Volt, infos fern wir darunter die ungebildeten Naturmenschen einer Nation verstehen, übt die Kunst des Gesanges und der Lieder-Composition mit einer Meisterschaft aus, die selbst von den Eingeweihten der Kunst selten erreicht wird, und während bei Gemälden, Skulp turen, dramatischen Darstellungen u. f. w. nur von den Jüngern der Kunst das Höchste erreicht wird, scheint das Lied, das aus der Kehle dringt, jedem fühlenden Menschen zu gelingen. Daher wir denn auch nie von Volks.Malerei, Volks Architektur u. s. w. reden, wohl aber von Volks Poesie und Volks: Gesang.

Es giebt Länder, in denen die Musik als Kunst und als Wissenschaft höher steht, und Völker, die tiefere und erhabenere Kunstwerke und größere Meister in der Musik hervorgebracht haben Italianer und Deutsche nehmen in dieser Hinsicht den ersten Plas in dem Tempel der Polyhymnia ein; schwerlich aber giebt es ein Land, in welchem der Dilettantismus der Musik verbreiteter, und schwerlich ein Volk, das mehr, so zu sagen, von Musik und Gesang durchdrungen und durchhaucht wäre, als Rußland und die Russen.

Die musikalischen Instrumente, die auch bei uns einst in den Händen ihrer Erfinder, der gemeinen Leute des Volles, waren, sind diesen nun durch weitere Ausbildung fast völlig entrungen, und ihre Verfertigung so wie ihr Gebrauch ist in die Hande weniger Künstler übergegangen, aus denen sie nur spars lich dem Volle wieder zugestellt werden. Die Lyra, wie Merkur fie erfand, indem er über dem Schildkrötengehäuse Saiten aus spannte, die Flöte, die er sich aus dem Schilfe schnitt, find längst bei uns verschwunden und zu künstlicheren Instrumenten veredelt. Niemand bedient sich ihrer mehr, und felten versteht sie Einer aus dem Volle zu verfertigen. Anders ift dies bei den dem Ur auftande der Menschen noch näher stehenden Russen, bei denen noch Jeder im Bestß des Wissens und Könnens ist, das dem Menschen in allen Lebensverhältnissen dient. Wie der gemeine Ruffe fein eigener Architekt, fein eigener Tischler und Bierbrauer ift, so ist er auch sein eigener Instrumentenbauer, fo wie sein eigener Musiklehrer. Die Balalaika (Russische Enther) aus Lindens hola zu schnigen und mit Saiten zu beziehen, die Skruibka (Bioline) su formen und zu ftimmen, die Tibien, sowohl zu die Tibien, sowohl Doppels Tibien als einfache, zu höhlen und einzuspielen, vers stehen dort eine Menge der gemeinen Ackerbauer, während ders gleichen bei uns bloß Sache der Leute vom Fach ist. Eben so nun verhält es sich auch mit den Gesängen und Volksliedern und ibrer Composition. Während bei uns ihre Dichtung und ihr Vortrag mehr Sache der Zunft und Schule geworden sind, gehen fie bei den Russen noch fortwährend aus der Masse des Volks hervor und entquellen noch täglich unmittelbar dem Eräftigen Urquell des Nationalgeistes. Bauern, Soldaten, Offiziere, Ges lehrte, Künstler fingen und komponiren Lieder und Gesange, theilen sie sich unter einander mit und machen sie zu allgemein gekannten Volksweisen.

Wie felten sieht man im Ganzen doch unsern Bauern einmal fingend durchs Feld schreiten; welche besondere Gelegenheit wird dazu nicht immer erfordert, daß er den Mund zum Gesang öffne, entweder eine Versammlung in der Kirche oder ein frohes Bus fammenfenn junger Bursche nach der Arbeit. Daß der Deutsche Handwerker bei seiner Arbeit finge oder gar der Fuhrmann fingend hinter seinem sechsspännigen Frachtwagen hergehe, scheint fogar fast unnatürlich und mit ihrem Wesen unvertraglich. Bei den Ruffen ist dies anders. Ihre Liebe zum Gesang ist so groß wie die der Vögel, die bestandig zwitschern und pfeifen. Der Deutsche ist ernst, gründlich und mehr überlegend als poetisch; der Ruffe dagegen ist leicht, heiter und weniger nachdenkend als bestandig dichtend und poetisch schaffend. Jener ist daher mit Leib und Seele bei der Arbeit, die ihn angestrengt beschäftigt

1839.

und nach deren Beendigung erst er allenfalls einen Gesang ane Fimmt; dieser dagegen sucht das Mühselige der Arbeit, das ihm eben nicht sehr mundet, mit Gesang zu schmücken, und singt gerade nie mehr, als während der Arbeit. Es ist ungemein charakteristisch für den Russen, daß man gerade während der Förderung ernster Geschäfte die schönsten Lieder von ihm hört. Während beim Deutschen mehr als bei irgend einer anderen Nation der Bibelspruch: Du sollst Dein Brod im Schweiße Deines Angesichts effen", in Erfüllung geht, wofür ihn denn auch nach Gelingen der Arbeit ein Gefühl der Genugthuung und Zufriedenheit belohnt, wie auch nur er es fennt, scheint auf den Ruffen, der willig und mit Leichtigkeit sich jeder Arbeit unters zieht und sie dann mit Gesang und spielend oberflächlich schaffend abmacht, jener Spruch gar keine Anwendung zu leiden.

Von den Malern, die gemeinschaftlich den Platfond eines Zimmers ausmalen, von den Mädchen, die sich zum Spinnen oder Nähen vereinigen, von den Schneidern und Schustern, die zusammen in einer Stube sißen, hört man häufig die reizendfren Chorgefänge von der Welt, die durch ihre wunderbaren Harmos nieen und Einklange wahrhaft bezaubern. Doch nicht nur diese leichteren und ohnedies durch die Art und Weise ihrer Betreis bung zu geselligen Mittheilungen reizenden, sondern auch felbft die schwersten und lästigsten Arbeiten begleitet der Ruffe mit Gesängen, die freilich eben so oft und öfter melancholische Eles gieen als heitere Paanen find, immer aber von dem poetischen Gemüthe des Russen zeugen, dem es Bedürfniß ist, seinen Schmerz wie feine Freude durch Gesang und Musik erklingen zu lassen. Die Russischen Fuhrleute fingen im Winter bei Sibirischer Kälte und Unwetter oft den ganzen Tag über, auf freiem Schlit ten fißend, von ihren Pelzen kaum verhüllt. Die Zimmerleute beim Behauen der Baumstämme führen ihre Schläge häufig nach dem Takte ihrer eigenen Singemusik. Von den Russischen Mauern, namentlich von denen der Kirchen und Klöster, gilt noch, was von Troja's Mauern erzahlt wird, die unter dem Flötenspiel Apollo's fich zusammengefügt haben sollen. Selten tritt man in den Neubau einer Kirche oder eines Klosters, ohne daß Einem dort die lieblichsten Chor Gesange, die dann bei folchen heiligen Gebäuden immer ernsten Inhalts und gewöhnlich der schönen Russischen Kirchenmusik entnommen sind, entgegens Plangen. Die Soldaten, die es wahrlich auf ihren großen Marichen nicht leicht haben, begleiten ihre mühseligen Tritte fast unaufhörlich mit Gesang, der sie, ihrer Lebendigkeit und ihrem Wienenspiel zufolge, faft noch mehr anstrengen muß, als der Marsch. Gewöhnlich gehen ein Paar Mufiler mit der Trommel oder mit einer Pickelpfeife voran, die von den Sángern ums drängt werden und die mit ihren rauschenden und scharfen Tönen den Kraftpartieen des Gefanges die grellften Lichter und dunkels sten Schatten geben. Ja, fogar die Ackerleute auf dem Felde fingen nicht selten hinter dem Pfluge her oder in der heißesten Sommer, Mittagssonne, wenn sie das Korn mahen. Auch die Russischen Kaufleute, sonst ein ziemlich prosaisches Wöllchen, singen erstaunlich viel mehr, als unsere Kramer, und wenn fie in ihren Gostinnoi Dwor's (Basars) die Köpfe zusammenstecken, so bildet gewöhnlich, wenn es nicht Geld oder Damenbrett ist, die Musil das Thema ihrer Unterhaltungen, ein neuer Gesang, den Jemand lobt, ein Sanger, der sich hören ließ und betrittelt wird, ein Chor, den sie am Abend fingen wollen a. f. w.

Die Volksgesange, und Volksweisen find in ganz Rußland diefelben, und man hört von Kamtschatka bis Petersburg gang dieselben Verse und dieselben Melodieen; das heißt, so weit der Großruffe, der Moskowite tritt, der eigentliche Herr im Lande. Der Kleinruffe, der nur in den Süd-Europäischen Step penländern lebt, hat ganz andere Melodieen als jener. Er ist wo möglich noch musikalischer und gefangliebender als der Großs russe. Jedoch eristirt zwischen beiden Stämmen, die sich in fo vielen Sitten und Gebrauchen einander gegenüberstehen, der Uns terschied, daß bei den Großruffen entschieden die Männer die vors züglichsten Sänger sind, bei den Kleinruffen gerade umgelehrt vorzugsweise die Frauen des Gefanges pflegen. Diefer Unters fchied it fo auffallend, daß man anfange bei den Großruffen alle Frauen flangios wähnt, so wie bei den Kleinruffen alle Männer stumm, bis man denn später einsicht, daß bet beiden Stammen beide Geschlechter fingen, nur bei jedem eines vorzüglich fleißig. (Schluß folgt.)

Italie n.

Handbücher für Reisende in Italien.

(Fortseßung.)

Hesperien, ein Cicerone für Italien, vornehmlich für Rom und Neapel, von Franz Wilh. Richter. In der Ernstschen Buchhandlung, Quedlinburg und Leipzig, 1838. 8. VIII und 296 Seiten.

Der Verfasser erklärt ausdrücklich, daß er keine bloße Bes schreibung seiner eigenen Reise, sondern wirklich ein allgemeines und kompendioses Handbuch habe liefern wollen. Ein,,allgemeis nes" follte ich eigentlich nicht sagen, denn man konnte glauben, es sen für Reisende aller Art bestimmt und behandle Alles, was dem Reisenden zu wissen Noth sey. Keinesweges! Herr Richter erklärt, daß er nur für Solche schreibe,,,die an den Brüsten des klassischen Alterthums aufgewachsen (sic) und mit den Merkwürdigkeiten Italiens im Ganzen schon hinlänglich bekannt find." Das Buch scheint demnach nur für studirte Leute geschrie: ben, ia herr R. geht gleich darauf so weit, dieselben Literaten zu nennen, indem er fagt:,,er wolle nur solche Gegenstände bes handeln, die für Literaten von besonderem Interesse seyn können." (S. VI.)

Warum diese Beschränkungen gemacht werden, geht aus dem Buche selbst nicht hervor. Es wird darin, wie auch sonst in dergleichen Handbüchern, von der Landschaft, den Alterthus mern, den Kunstwerken, dem Volksleben gehandelt, kurz von allen jenen Dingen, die für jeden wißbegierigen Reisenden Ins tereffe haben. Was ist es, wofür sich zu intereffiren er den Lites raten verbietet? Von Verfassung und Einrichtung der Stadte, von Handel und Gewerbe, von gegenwärtiger Literatur und Kunst handelt Herr R. wenig oder nicht, von der Religion und dem Kultus nur mit lascivem Spott. Ob diese die verpönten Artikel find? Irgend einmal scheint das Statistische und Geographische perhorrescirt zu werden, denn es wird gefagt (S. 172),,,daß folche Notizen feine Stelle finden sollten, die schon in jedem geographischen Handbuche stehen, z. B.: daß Rom unter 30° 8' 2., 41° 33' 54" Br. auf zwölf hugeln liege und in 44 Kirchsprengel und 14 Rivai zerfalle, ungefähr 150,000 Einw. und über 36,000 Hauser, darunter etwa 500 Gotteshdufer und 100 Paldste schle." Abgesehen davon, daß doch mancher Literat solche Notizen zur Hand zu haben wünschen könnte, würde man dieser Stelle selbst ansehen, daß sie nur der matten Figur der praeteritio ihre Ents stehung verdankt, wenn man eben auch nicht den entsprechenden Notizen anderwärts im Buche ganz ungenirt begegnete, z. B. daß Neapel so und so viel Hauser habe und unter so und so vieltem Grade liege u. f. w. (S. 362). Nur so viel ergiebt fein Buch, daß er die Bedürfnisse des Publikums, für welches er schreibt, sich in keiner Weise klar gemacht hat. Denn er hält für nöthig, denen,,,die an den Brüsten des Alterthums aufges wachsen sind", zu erzählen, daß an das Römische Forum sich großartige Erinnerungen knüpfen (S. 187), ihnen anzurathen, daß sie sich mit den antiquarischen und artistischen Merkwürdig feiten, so wie mit den historisch wichtigen Orten, schon zu Hause möglichst genau bekannt machen möchten (S. 44), und ihnen zu vers fichern, daß sie mit gehörigen Sachs und Sprachkenntnissen aus gerüstet in Italien,,Stoff zum Lernen und Genießen nicht leicht" vermissen würden. Er glaubt auch, den,,Literaten" die Ans schaffung von Karten und Planen und die Führung eines Tages buchs, um Alles gehörig klar und fest zu behalten, angelegentlich empfehlen zu müssen. Obgleich nun der Verfasser seinen Reisen den nicht allzu viel zutraut, nicht einmal die Klugheit, sich Empfehlungsbriefe mitzunehmen und gehörig zu benusen (S. 47), oder auch nur vor der Reise schon über deren Zweck, die Mittel und die Zeit ernstlich mit sich zu Rathe zu gehen (S. 42), so weiß er sich doch stets in ihre Neigungen und Stimmungen zu verseßen und ihr Benehmen und Empfinden treffend vorherzufas gen. Er weiß 3. B. (S. 164), unter welchen Gedanken der Reisende nach Rimini kommt. Auf dem Wege zum Gardas See macht denselben das lange Einerlei des Thales etwas un geduldig (S. 67); in Verona besinnt derselbe sich nicht lange, was er zuerst fehen foll (S. 71), und kann bald mit ruhigem Gewissen in den Gasthof zurückkehren. Wenn er aber zu den zartfühlenden Herzen gehört, hat er zuvor Romeo's und Juliens trogahnlichen Sarg sich zeigen laffen (S. 75). In Kom nimmt er sich kaum Zeit, die Balustrade des Campidoglio eines Blicks zu würdigen (S. 177), und beim Thore St. Lorenzo vers fehlt er nicht, sich fruchtlos zu bemühen, die unleserliche Inschrift zu lesen (S. 246). Indem der Verfasser sich dergestalt mit sei: nem Leser identifizirt, ist ganz natürlich, daß er gerathen findet, ,,interessante Erinnerungen, Betrachtungen und Gefühle rege zu machen" (S. VI.), die doch sonst sein an den Brüsten Aufges wachsener wohl in fich selber zu produziren Luft haben könnte. Aber der Verfasser ist ein gütiger Mentor und misbraucht seine Autoritat nicht. Er erlaubt z. B. Seite 211 dem Leser, den Caelius in Rom auch unbesucht zu lassen, und sagt ihm Seite 316, daß er sich nunmehr auf der via felice und sistina,,nach Hause begeben darf". Diese Kindereien würde ich mich schamen hers vorzuheben, wenn nicht damit ein weiterer sehr übler Fehler zus fammenhinge, mit welchem das Buch durch und durch behaftet ift. Der Verfasser beschwert sich selbst in der Vorrede, daß die meisten Schriftsteller über Italien nur ihre peziellen Beobach

er, wenn es ihm Ernst war, dergleichen nur,,anzuregen", dies durch eine reiche Zusammenstellung der Thatsachen follen zu bes wirken suchen. Statt deffen behelligt er den Leser sogar mit allerlei selbst gemachtem Wiß, 3. B., daß er die Efel eintheilt in profane und heilige, erstere mit Früchten und Gemüsen, leßtere ,,mit dreieckigem Hut, schwarzem Mantel, Schuhen und Strümpfen, darin ein Priester steckt" (S. 66), oder daß er sagt, ,,Bologna habe durch dreizehn Thore sein reichliches Ein- und Auskommen (S. 104), und nach St. Luca in monte führe ein Gang mit 654 Arkaden und doppelt so viel Bettlern" (S. 110), und 80ologische Betrachtungen nahmen die Bologneser Hünd: chen in Anspruch, obwohl nicht sehr viel, da es noch dußerst wes nig dort gicbt" (S. 112), oder, wo der eigene Wiß nicht aus: reicht, werden auch allenfalls einige Einfälle Gaudy's unter den feinigen deplacirt. Diese verdrießliche Geschmacklosigkeit wird noch lästiger, als sie schon an sich ist, durch stylistische Unbe holfenheit. Ja, die Sprache spielt sogar dem Verfasser den ar gen Streich, daß fie ihn verleitet, eine Ersparung von Merger und Zeit durch Aufopferung von Zeit und Galle möglich zu fin den. Denn er fagt (S. 50):,,Daß es dabei, wenn man nicht unermeßlich viel Zeit, Geld und Galle konsumiren will, uners meßlich viel Zank, Verlegenheit, Verzögerung und Verkümmes rung der Reise sest, kann man sich Bequemlichkeits halber von selbst denken." Von solchen Ausdrücken, wie:,,der Kalenders Papst Gregor" und der Kaffee Palast Ruspoli" Pönnte man eine artige Sammlung machen. Ganz verleidet endlich wird das Buch dem Leser durch die übel angebrachte und traurige Polemik gegen den Katholizismus. Ich mag die oft empörens den Wigeleien über heiliggehaltene Gegenstände nicht abschreiben. Aber das Buch wimmelt davon wie ein Raupen Nest. (S. 29. 33. 149. 169. 253. 278. 304 u. f. m.) Diese seine Behandlungs weise ist aber das einzige Verdienst des Buches. Nichts ist heils samer, als daß eine Verkehrtheit so auf die Spise getrieben werde. Ihr entgegen ist als erste Bedingung eines guten Reife buches der Grundsaß aufzustellen, daß jede Einhüllung der Gegen stände in Phrasen und Urtheile des Privat Geschmacks entschieden ausgeschloffen werde. Auch nicht die Beschreibung und Schildes rung der Gegenstände darf geduldet werden. Nur mit der Nach weisung derselben ist dem Reisenden gedient. Wer verlangt etwa eine solche Infinuation, wie Herr R. sie (S. 99) macht, daß auf Tizian's Grabs Monument,,nichts weiter als sein Name stehen müßte, nicht aber die miserable Inschrift: qui giace il gran Tiziano di Vecelli emulator de' Zeusi e degli Apelli"? Was frommt eine Bemerkung wie diefe (S. 288):,,Die Transfiguras tion von Raphael ist so hinreißend schön, daß man nichts Anderes ansehen möchte und die hier ebenfalls befindlichen Gemälde von Domenichino und Tizian kaum beachtet."? Wer fragt Herrn R. danach, ob er sich an dem Hermaphroditen in Florens ungestört dstethisch erbauen konnte oder nicht? (S. 122.) Von Michelangelo sagt Herr R.:,,Das hohe Kraftgenie konnte sich nicht zum Nach ahmen (der Brunelleschischen Kuppel in Florenz) verstehen. Schöner machen konnte er die feinige auch nicht, so wollte er sie wenigstens größer machen." (S. 129.) Wenn aber auch statt folcher Ungereimtheiten gesunde und gründliche Urtheile gegeben würden, so ist doch das Reisehandbuch nicht der Ort dafür. Damit ist natürlich nicht gemeint, daß der Verfasser die Scheidung des Vorzüglichen von dem Unbedeutenden und Schlechten nicht vornehemen folle. Im Gegentheile wird diese Anforderung aufs bestimmteste an ihn gemacht. Die nöthigste Anweisung zum historischen und artistischen Verständnisse der wichtigsten Monumente wird man ungern vermissen und beschei dene Anregung interessanter Erinnerung fich gern gefallen laffen.. Das Material ist doppelter Art, nämlich einerseits die Gegen stände, welche das Intereffe der Reisenden verdienen, und andes rerseits die Mittel, durch welche sich zu dessen Befriedigung ges langen läßt. Das Interesse des Reisenden kann man sich in der That sehr mannigfaltig vorstellen und dadurch, wie Herr R., sich bewogen finden, das Handbuch nur für eine gewiffe Klasse einzus richten. Dabei fann nur leider nichts herauskommen, als daß man nach seinem eigenen Interesse schreibt und keinen befries digt. Wer von seinem Buche allen Qualm von Betrachtungen und Gefühlen ausschließt, wer der schnöden Selbstgefälligkeit, die Sachen breit zu beschreiben und gleich wie Abwesenden anschaus lich zu machen, entsagt, der hat nicht zu befürchten, daß ihm zu einer reichen und auf alle wesentliche Interessen der verschieden artigen Reifenden berechneten Zusammenstellung des Materials der Raum fehlen dürfte. Wirklich sind es durchaus dieselben Ge genstande, welche in ihrer Allgemeinheit mehr oder minder das Interesse jedes Reisenden in Italien ausmachen, sen er Weltmann, Gelehrter, Künstler, oder auch Handwerker. Sein spezielles Ins tereffe wird Jeder, den ein solches in das Land führt, schon zu bedienen wissen; wenigstens würde dazu kein allgemeines Hands buch taugen. Die Physiognomie des Landes und der Städte, der fichtbare Verkehr ihrer Bewohner, die merkwürdigen Gebäude, die öffentlichen Anstalten, die Kunstwerke und Alles, was man anders als zu Hause und dem bereisten Lande eigenthümlich fin det, find die Dinge, welche jeder Reisende kennen zu lernen bes gehrt. Nur wo es auf die besondere Art der Darstellung und den Grad der Ausführlichkeit in Behandlung der Details ans kommt, wird Stand oder Bildungsstufe des Lesers für das Buch bedingend. Das Handbuch aber foll ja Nichts darstellen, sondern nur vorführen, und foll nicht in Details eingehen, denn es ist ein allgemeiner Wegweiser. Mag seyn, daß ein Künstler fich für

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ldßt, falls nicht auch Kunstwerke, die ihm wichtig sind, daselbst fich finden; mag seyn, daß ein Gelehrter für die Kunstwerke sich nur beildufig intereffirt, oder inwiefern fie feiner Gelehrsamkeit dienen; warum sollte das Handbuch nicht für Beide sorgen können? Die geographischen und statistischen Notizen aber, vor welchen Herr R. einen so großen Abscheu hegt, daß er fie nur in einzels nen Fällen liefert, vermuthlich also da, wo er sie gerade zur Hand hatte, gehören doch recht eigentlich in das allgemeine Handbuch; denn der Reisende könnte sie leicht einmal nöthig haben, ohne daß er darum mit einem geographischen Handbuch sein Reises gepäck vergrößern möchte. (Schluß folgt.)

Frankreich.

Die sieben Saiten der Lyra.

Dramatisches Gedicht von George Sand.
(Schluß.)

Achte Scene.

Hans, Albertus, Helene, Karl, Wilhelm. Albertus. Warst Du es, Hans, der die Vorlesung durch solchen Lärm unterbrach?

davon.

Hans. Behüte Gott! Meine Ohren föhmerzen mich noch Karl. Selbst zur Fastnachtszeit hörte ich nicht so tollen Hörnerklang.

Wilhelm. Nenne es lieber die Posaune des jüngsten Gerichtes.

Alb. Wer erlaubte sich aber bei mir diesen schlechten Spaß? Hat Adelfreit's Lyra solche Töne von fich gegeben?

Helene. Die Lyra ist mißbraucht worden, und die Lyra hat sich geracht. Sie hat die Uebelthäter bestraft. Der erste Theil der Weiffagung meines Aeltervaters Adelfreit ist in Ers füllung gegangen. Die Zeit ist gekommen, und eine unwiders ftehliche Macht treibt mich zum Abgrunde, in welchem ich unters gehen soll. (Sie entreißt Hans die Lyra.) Berühre fie niemals wieder, Hans. Sie ist mein Erbtheil. Man nennt das Wahnsinn.

Alb. Mein Gott! Helene ist von neuem wahnsinnig ges worden.

Helene (in Verzückung die Lyra haltend). Die Lyra! seht die Lyra!
Lyra, wie liebe ich Dich!

Karl. Was spricht fie da? Seht nur, wie ihre Gestalt sich verändert!

Hans. Ihr Antlig wird bleich wie das Gewölk des Mors gens, und aus ihren Augen strahlt das Glück des Himmels.

Alb. Was ist Dir, Jungfrau? Ein leuchtender Heiligens schein umgiebt Dich!

Helene Gur Lyra sprechend). D, wie lange sehnte ich mich danac, Dich so zu halten! Du weißt es, ich ehrte Dich wie eine heilige Hostie, die zwischen dem Himmel und mir stand! Karl. Was für seltsame Worte!

Hans. Welche erhabene Sprache!

Alb. Helene, Helene, sen auf Deiner Hut! Du hast Deinem fterbenden Vater geschworen, diese Lyra, die er für bezaubert hielt, nicht anzurühren. Die Wünsche der Sterbenden sollen heilig gehalten werden, wie die Aussprüche der Weisheit. Fürchte, meine Tochter, die Wirkung der Töne auf Dein schwaches Gehirn!

Karl Theure Helene, Du befindest Dich nicht wohl. Ich weiß nicht, was das Alles bedeutet, aber höre auf Meister Alber tus; er ist ein weiser Mann und liebt Dich.

Helene (sur Lyra sprechend). Ich habe Dich nicht entheiligt, und meine Hände find rein, Du weißt es. Ich habe so innig mich gefehnt, Dich zu kennen und eins mit Dir zu werden! Willst Du nicht zu mir sprechen? Bin ich nicht Dein Kind? (Zu Albertus und Karl, die ihr die Lyra nehmen wollen.) Laßt mich, Ihr Manner, ich habe nichts mit Euch gemein. Ich gehöre dieser Welt nicht mehr an. (Zur Lyra.) Dein bin ich. Willst Du mich endlich annehmen?

Hans (u Albertus). Meister! laßt sie gewähren, achtet ihre Verzückung. Seht! wie schön sie in dieser knieenden Stels lung ist! Seht nur! Mit welcher Anmuth fie die Lyra auf das eine Knie lehnt, und wie sie mit ihren Alabaster Armen sie lies bend umfangt!

Alb. Junger Schwarmer, Du weißt nicht, welcher Gefahr fie fich hinglebt! Fürchte für ihren Verstand, für ihr Leben, die schon einmal durch den Ton dieser Tyra gefährdet wurden.

hans. Blicket hin, Meister! das grant an Wunder: ihre Haarschleifen lösen fich und fallen zur Erde; ihr schönes Haar scheint sich zu beleben, wie durch Zauberhauch wird es von sei nen glänzenden Banden befreit, es theilt sich auf ihrer Stirn und fließt in goldenen Wellen auf ihre schneeweißen Schultern herab. Ja, es schmiegt sich in schöne, freie Locken, wie bei einem jungen Kinde, das im Morgenwinde spielt. Sie leuchten, sie glänzen, fie wogen über ihren schönen Körper herab, wie ein von den Strahlen der Sonne bligender Wasserfall. O Helene, wie schön Du bist! Hörst Du mich nicht?

Alb. Hans, mein Sohn, betrachte sie nicht zu viel. Es geschehen im menschlichen Leben Wunder, die wir nicht begreifen und von denen ich noch vor einem Augenblick keine Ahnung hatte.

(Beiseit.) D! auch ich fühle mich verwirrt, ich möchte die Augen abwenden von dieser Sibylle!

Helene (die Lyra mit der einen Hand haltend und die andere zum Himmel erhebend). Sehet! Das Wunder geht in Erfüllung! Das Leben ist kura, aber vollendet! Den Menschen gehört nur ein Tag, aber dieser Tag ist die Morgenröthe der Ewigkeit! (Die Lyra giebt einen herrlichen Ton von sich.)

Hans. Muse! O schöne Begeisterte!

Karl. Welche himmlische Melodie! Welcher herrlicher Hym nus! Nie hörte ich etwas Aehnliches, und mir, der ich gewöhns lich so unempfindlich gegen Musik bin, mir treten Thränen ins Auge, und mein Geist schwebt in unbekannten Regionen.

Alb. (mit leiser Stimme). Schweigt, oder sprecht wenigstens leise. Beobachtet das Wunder. Hier ist viel zu lernen. Seher 3hr richt, daß ihre Hände gar nicht die fyra berühren? Ihr linker Arm allein unterstüßt das an ihren Busen lehnende Instrus ment, und als wenn die Pulsschläge ihres brennenden Herzens, als wenn ein göttlicher Hauch, der von ihr ausströmt, allein hins reichend wären, um die Saiten zu bewegen, so ertönen aus der Lyra nach unbekannten Weisen seltsame Klänge, ganz ohne Beis hülfe menschlicher Kunst.

Hans. D! ja ich sehe das Wunder! Ich wußte es wohl, daß dieses Wesen einer höheren Welt angehöre! Laßt mich, Meis fter, fie ist noch nicht zu Ende. Gott! welche Verzückung verklärt ihr ganzes Wesen! O ja, Weister, die Seele ist unsterblich, und nach diesem Leben erschließt sich uns die Unendlichkeit. Chor der Geister der Harmonie (während die Lyra in Helenens Arm ́

forttönt und Albertus sich von Zeit zu Zeit leise mit seinen Schülern unterhält).

Deine Zeit ist gekommen, brüderlicher Geißt, den eine Baus bergewalt in diese Lyra bannte. Wir vernahmen Deine melos dische Stimme und find gekommen und umschweben dein Ges fängniß, bis die Hand dieser Jungfrau den Zauber gelößt und Dir die Freiheit gegeben hat. Schon ist Dein Schweigen gebros chen, ein reiner auch erweckte Dich. Hoffe! Der Mensch kann nicht auf ewig binden, und was dem Himmel geraubt ward, muß dahin zurückkehren.

Der Geißt der kyra. O meine Brüder, vielgeliebte Geis fter, nahet Euch, schwebet zu mir herab. Reichet mir die Hand. Erlöset mich aus meinem Gefängniß, auf daß ich mich mit Euch im reinen Aether bade, hoch über der dürren Region, wo die Menschen weilen. D meine Brüder, verlasset mich nicht. I feufze, bebe, leide, höret meine Klagen, höret mein leises Weinen und traget mich davon auf Eure feurigen Schwingen!

Die Geister der Harmonie. Der Zauber band Dich mit fieben metallenen Saiten. Eine reine Hand muß diese sieben Saiten eine nach der anderen zerbrechen, dann erst wirst Du aus der Lyra befreit; die Hand eines menschlichen Geschöpfes muß dies vollziehen; wir können nur Deinen Schmerz durch unsere Gesange lindern und Deine Hoffnung durch unsere Ges genwart beleben.

Geist der Lyra. O beklaget mich, tröstet mich, sprechet zu mir; denn ich bin gefangen, ich seufze, bebe, leide, flage!

Albertus. Schmerzliche Löne entwinden sich der Lyra, und ihr Gesang athmet tiefe Traurigkeit. D Helene! was geht in Deiner Seele vor, daß Deine Verzuckung so herzzerreißend wirkt?

Wilh. So eben noch war der Rhythmus kraftvoller, die Töne mächtiger, siegreicher die Begeisterung. Es war ein Hymnus, jest ist es ein Gebet.

Karl. Ich begreife nichts davon, aber mir ist so weh, und doch kann ich mich von hier losreißen.

Die Geister d. Harm. Bruder, wir wollen mit Dir von Deinem Vaterlande reden, und Du wirst Dich beruhigen. Wir schwebten hernieder von der weißen Sonne, welche die Gefähr ten Deines Elendes, die Menschen, Wega nennen, und die sie der Lyra weihten. Deine Sonne, jugendlicher Bruder, ist so rein, so glänzend, so heiter wie der Tag, an welchem eine Zauberkraft Dich von dort herab lockte, um bei den Menschen zu wohnen. Noch immer wird sie von demselben Ton beherrscht; noch immer fingt der weiße Strahl des unendlichen Prisma's das Leben dies ses Gestirns.

(Die durch den Gesang herbeigezogenen Nachbarn kommen in den Garten und drängen sich an die Zimmerthür des Meister Albertus.)

Ein Dilettant. Ein ungebräuchliches Instrument, aber von unvergleichlich schönem Ton; es ist gewiß ein Werk des Herrn Meinbacher.

Ein anderer Dilettant. Wahrscheinlich. Aber erstaunt Ihr nicht über das Talent feiner Tochter? Ich glaube nicht, daß es auf der Welt noch eine ähnliche Künstlerin giebt. Und doch that fie, als verstände sie nichts von der Musik!

Ein Bürger. Meine Herren, Ihr steht hinter uns. Jhr könnt nicht ordentlich sehen. Tretet ein wenig näher und erkläe ret uns als Kenner, wie Jungfer Meinbacher dieses Instrument spielen kann, ohne die Saiten zu berühren.

Der Dilettant (lorgnettirnd). Ach! das ist seltsam, in der That! das hatte ich nicht bemerkt.

Eine Bürgerin. Das sieht wahrhaftig wie Hererei aus. Ich möchte mich wirklich aus dem Staube machen. Immer habe ich den alten Sauertopf, den Weinbacher, im Verdacht der Zaus berei gehabt. Nie ging er in die Kirche und war so befreundet mit Meister Albertus, der selbst ein....

Der Dilettant. Beruhigt Euch, Madame, so zu spielen

ist keine Hererei. Diese Lyra ist eine Art Orgel, die wie eine Uhr aufgezogen wird, und die fo lange ohne Berührung spielt, bis die ette abgelaufen ist.

Ein junges Mädchen. Ich versichere Euch, mein Herr, daß Helene mit ihren Augen spielt. Seht nur, fie erbleicht, fie ers röthet, ihr Auge glänzt oder erlischt, und die Musik wird langs sam oder schnell, sanft oder rauschend, nach ihrem Gefallen. Ich fürchte sehr, daß die arme Helene behert ist.

Der andere Dilettant. Wie, mein Fraulein, Ihr seht nicht, daß dasjenige, was Ihr für Eure Freundin Helene haltet, nur ein ihr ähnliches Automat ist? Man sollte in der That glau: ben, daß es Helene wäre, aber es ist nichts als eine Maschine, die sogleich still stehen wird. Die Augen sind von Emaille und bewegen sich vermittelst einer Feder. Der Athem wird durch einen Blasebalg hervorgebracht, der sich im Körper der Puppe

befindet....

Die Geister. Wir redeten genug zu Dir. Jest beschäftige Dich mit Deiner Befreierin, gedenke, daß nur fie allein den Zauber lösen kann! Du mußt sie belehren und Dich ihr offenba: ren, wenn ihr Geist sich bis zu Dir erheben soll.

Der Geist der Lyra. Wie, meine Brüder, so bald! was soll aus mir in meinem Gefängniß von Elfenbein werden? Was foll ich zu einer Tochter der Menschen sprechen? Sie versteht meine Sprache nicht. O ich bebe, leide, klage!

Helene (unterbricht sich und erhebt sich mit Lebhaftigkeit). Du hast gesprochen? Du sagtest: Ich leide, ich klage? Wer bist Du?

Das junge Mädchen zum Dilettanten). Seht jezt zu, ob es ein Automat ist!

Albertus. Helene, es ist genug; die Lyra hat schon ge: sprochen, treibe die Probe nicht weiter. Für menschliche Ohren ist der Klang dieses Instrumentes zu gewaltig, er verwirret die Gedanken und kann den Verstand zerstören. (Er nimmt ihr die Cyra.)

Hel. Was beginnet Jhr? Laßt sie, laßt sie mir! (Sie fällt in Ohnmacht.)

Hans. D, Meister! warum ihr die Lyra nehmen? Ihr tödtet sie, Meister; fie scheint wirklich todt zu senn.

Alb. Fürchte Dich nicht, es ist nichts. Die elektrische Er schütterung der bebenden Lyra mußte diese Krisis herbeiführen. Karl, Wilhelm, tragt fie fort. Schnell! Plaß gemacht! Plag gemacht! Bringt sie an die freie Luft!

Hel. (fömmt zu sich und stößt Wilhelm zurück). Rühre mich nicht an, Wilhelm; ich bin nicht Deine Verlobte. Ich werde nie die Deine, ich liebe Dich nicht. Für mich bist Du ein Fremdling. Ich gehöre einer Welt an, zu der Du nicht gelangen kannst, ohne zu sterben oder Dich ins Verderben zu stürzen.

With. O, mein Gott! was sagte fie? Sie liebt mich nicht!
Kari. Das hat Hans oft gesagt.

Alb. Mein Kind, Du weißt nicht, was Du sprichst, morgen wirst Du anders denken. Gieb mir Deinen Arm, ich werde Dich in Dein Zimmer führen.

hel. Nein, Meister Albertus, mit Eurer Erlaubniß werde ich nicht dahin gehen. Ich will ins Freie. I will den Mond über dem See aufgehen fehen.

Therese. Ihr sprecht nicht mit der gebührenden Achtung zu unserem Meister. Kommt zu Euch, Helene. Die ganze Stadt hört Euch und sieht auf Euch.

hel. Ich höre und sehe Niemand. Für mich ist nichts mehr da. Ich bin für immer allein.

Alb. Wehe! Die Krisis war zu stark! Ihr Verstand ist ⚫ dahin! Helene, Helene, folge mir! Ich bin Dein Vater. Geh' in Dein Zimmer.

Hel. Ich habe keinen Bater. Ich bin die Tochter der Lora und Penne Euch nicht. Schon lange qudlt Ihr mich mit geiftigen Arbeiten, die meiner Natur zuwider find. Eure hochs rönenden Worte und Vernunftgründe find für mich nicht gemacht. Die Zeit ist gekommen, wo ich leben soll; ich bin ein freies Wesen und frei will ich leben; gehabt Euch wohl! (Sie entflieht durch den Garten.)

Alb. Hans, Wilhelm, folget Ihr und wacht über Ihr Les ben. (3u den anderen Schülern.) Lieben Freunde, entschuldigt mich, dies unvorhergesehene Unglück macht es mir unmöglich, die Vors Lesung wiederaufzunehmen. (Alle ab.)

Mephistopheles, die Lyra.

Meph. Halsstarriger Geißt, der Du von mir Freiheit und Leben im Augenblick erhalten könntest, so ertrage denn geduldig Deine Qual, wenn Du es vorziehst, die fieben Prüfungen zu bestehen und, von menschlichem Willen abhängig, langsam aus Deinem Gefängniß erlöst zu werden. Ich habe Macht genug über Alles, was der Erde angehört, um Deine Schmerzen zu vermehren und Deine Pein zu verlängern. Du verachtest meine Hülfe. Statt mit mir die Regionen der Empörung und des Haffes bewohnen zu wollen, iene Regionen, denen zu nahen der Mensch zittert und die über ihn den Kelch der Leiden ausgießen, ziehst Du es vor, zu einem ungerechten Gott zurückzukehren, der Dich um der geringsten Schuld willen der Laune und dem Joch des Menschen überliefert. Nun, ich will Helenens Herz mit folchen Gedanken erfüllen, daß es Dich gereuen soll, mich vers schmäht zu haben.

Der Geist der Lyra. Helene gehört Dir nicht.
Meph. Aber Albertus soll mein seyn!

Geift. Gott wird ihn beschüßen.

(Schluß des ersten Akts.")

Mannigfaltiges.

er

Lord und Lady Chevelen. Gänzlich ungegründet ist die Vermuthung, daß irgend ein persönlicher Freund Sir Edward Lytton Bulwer's, und zwar mit dessen Vorwissen, das kürzlich erwähnte Sportgedicht,,Lady Chevelen oder die Frau von Ehre", welches gegen Lady Bulwer, die Verfasserin des,,Chevelen", gerichtet ist, verfaßt und herausgegeben habe. Bald nachdem die Ankündigung jenes Gedichtes erschien, richtete nämlich der ben an Herrn Churton, den Verleger:,,Mein Herr! Ich bin Justisbevollmächtigte des Sir Lytton Bulwer nachstehendes Schreis von Sir Edward Lytton Bulwer beauftragt, Ihnen anzuzeigen, daß er mit großem Leidwesen die Ankündigung einer bei Ihnen unter dem Titel,,Lady Chevelen oder die Frau von Ehre scheinenden Schrift gelesen hat. Welches auch die Absichten und ihm nicht feindselig sind, geht aus den Worten der Ankündigung Zwecke des Verfassers senn mögen und daß sie wahrscheinlich bervor - so ist doch Sir Lytton Bulwer mit Rücksicht auf seine Kinder und in deren Namen genöthigt, die ernstlichste Protestation gegen jeden Versuch einzulegen, durch welchen die Verbreitung einer anderen Schrift, die ihre eigene Beantwortung und Ver Genehmigen Sie c. urtheilung in sich selber trägt, noch mehr gefördert werden könnte. William Loaden." Herr Churton antwortete darauf, daß er seinerseits mit Vergnügen bereit sen, auf jeden Vortheil zu verzichten, der ihm aus der angekündigten neuen Schrift erwachsen könne, daß jedoch der Verfasser, an welchen er sich gewandt, nicht zu bewegen sen, sein Werk zurücks zunehmen.

*) Die Mittheilung der folgenden vier Akte würde die Gränzen überfchreiten, in denen sich dieses Blatt bewegt. Nachdem wir daher in Obigem eine Probe von dem ersten dramatischen Verfuch der geißvollen Französin gegeben, müssen wir uns hinsichtlich des weiteren Jubalts desselben auf einen furzen Ueberblick beschränken. Das Ganze ist ein wunderliches, aber reisen des Gemisch von abstrakter Allegorie und lebensfrischer Empfindung, welches für uns noch das besondere Interesse hat, zu sehen, wie ein Franzöfifcher Dichtergenius fich in die Region Deutscher Phantasies und Mythenwelt hin: einzuleben sucht. Adelsfreit, der Verfertiger der Lyra, hatte sich selbst den Tod gegeben und von Gott erfleht, daß er seine Seele in diese Byra bannen möchte. Zur Strafe für seinen Frevel war ihm sein Wunsch vom Himmel gewährt und daran die Bestimmung geknüpft worden, er folle nicht cher aus diesem Gefängniß erlöst werden, als bis eine jungfräuliche Hand, von aller heilige Hände zerstören zu lassen, auf daß der eingeschlossene Geist und der Sünde rein, ihn daraus befreie. Dies zu hindern und die Lyra durch uns Bertrümmerer des Werks Beide seiner Macht anheimfielen, ist das Bestreben des Teufels. Nachdem ihm der Versuch, den er in dieser Absicht schon im ersten Akte des Drama's macht, mistungen ist, ersieht er fich Albertus zu fet nem Werkzeug aus. Er bringt ihm aus Adelsfreit's Nachlaß eine Erklärung über die geistigen Kräfte, die in den verschiedenen Saiten der Lyra ruhen, um dessen Wisbegier su reizen, und überredet ihn, diese Saiten eine nach der anderen zu zerbrechen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Die beiden goldenen Saiten der Eyra find die unendlichkeit und der Glaube; durch fie offenbart sich die Idee der ewigen Schönheit und Herrlichkeit Gottes; erhaben und überirdisch ertönt der Wechselgefang des Geistes der Lyra, He lenens und der Himmelsgeister beim Aufgang der Sonne, so lange diese Saiten noch auf dem Instrumente find. Albertus will dieselben herun ternehmen, dreht aber die Wirbel verkehrt und sersprengt fie unter einem Klagelaut der Byra. Nun finden wir Helenen am Bach im Mondenschein die Eura wielend, deren Geist jest in weicheren Melodieen die Schönheit der irdischen Natur fingt, denn die beiden silbernen Saiten der Lyra find der Be trachtung der Natur und der Vorsehung geweiht; Hoffnung und Bertrauen tont aus ihnen der nach dem Ewigen sich sehnenden Seele Helenens entgegen, die mit Schmers die himmlischen Offenbarungen der aoldenen Saiten ver mist. Albertus, deffen Zweifelsucht immer mehr ertödtet wird, und der fchon an die übernatürlichen Kräfte der Musik zu glauben anfängt, während fie ihm früher als ein bloßes Rechen Erempel erschien, läßt sich von dent bewegen, auch diese beiden Saiten zu zerreißen, und ein Orkan begleitet sein Drange nach überzeugender Gewißheit und von den Anreizungen des Teufels Beginnen. Selene wielt jest auf den beiden ftablernen Saiten der Eyra; fie hat den Thurm der Kathedrale erftiegen und zu den Füßen des Erzengels Plag genommen, der die Svize des Thurmes bildet. Von dort herab ertönt auf der Lyra der Preis des Menschengeistes und feiner Werke in mächtigen Klangen, während Helene dagegen nur von dem Jammer und Elend der Menschheit fingt und, nachdem sie die Lyra hinabgeschleudert, in Verzweiflung vom Thurm entflieht. In diesem Wechselgesange hat Albertus die Gewalt der Musik schon eindringlicher empfunden, und Mephistopheles immer in Gestalt des Juden, der die Lyra unversehrt in die Wohnung des Philofophen gebracht hat, weiß diesen durch das Versprechen, daß der, welcher die leste eherne Saite der Lyra berühre, das Geheimniß dieses Instruments und der Musik ergründen werde, auch noch zur Zersprengung der beiden tählernen Saiten zu reizen. Albertus tft unterdes von immer glühenderer Liebe zu Hes lenen entbrannt, und Mephistopheles schmeichelt ihm auch mit der Hoffnung, daß er, auf der ehernen Saite der Lyra spielend, pelenens Gegenliebe ge winnen werde. Aber so wie diesmal Alles still geblieben, als er die stählernen Saiten serrissen, so bleibt die Lyra auch stumm unter der Berührung feiner Singer, während Helene in ihrer fortdauernden Ertafe ihn feiner Auf merksamkeit würdigt und feine Leidenschaft zu ihr immer mächtiger wird. Da läßt er muthlos die Lyra finken, und etene ergreift fie. Als fie die eherne Satte berührt, ertönt der Gefang des Geistes der Lyra ebenfalls in irdischerer Liebesgluth und beschwört fie um Gegenliebe, the inbrünstiges

fich nur nach dem Ewigen und fingt nur die Ehre Gottes, Helene sehnt

Gebet fleht zu Gott, daß er sein Leben ihr verleihen wolle; da zerspringt die eherne Saite mit furchtbarem Donner, Helene finkt todt, Albertus ohnmach tig zu Boden. Der Geist der Evra ift erlöst und schwebt, vereint mit Hele nens feligem Geifte und umgeben von den himmlischen Heerschaaren, über dem wiedererwachenden Albertus, über den der Teufel nun Gewalt zu haben glaubt, weil er zur Zerstörung der Lyra mitgewirkt. Aber die leßte Satte ist unter Helenens unbefleckter and zersprungen, und so ist auch Albertus ge feyn, deren Saiten que sugleich erklingen werden, und deren Gesang fic rettet.,,Seine Seele", fo fingen die Himmelsgeister, foll fortan eine Bora auf den Schwingen der Hoffnung und der Freude au Gott erheben wird."

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