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Wollen die Sklaven nach ihrer Freilassung in der Familie bleiben, so werden sie sehr gütig behandelt.

IV. Mädchen und Frauen.

Ein Mißbrauch, welcher nicht genug getadelt werden kann, ist der, daß die Muselmanninnen gar keine Erziehung erhalten. Eine Türkische Frau, welche lesen und schreiben kann, ist ein wahres Wunder. Aermere Frauen find mit ihrem Hauswesen beschäftigt, wohlhabendere bringen ihr Leben in gänzlichem Müßiggange su. Indeß ist es nicht wahr, daß sie einen Theil des Tages auf ihre Toilette verwenden. Ihre vermeintliche Liebe zu den Parfüms ist eine reine Erfindung der Dichter. Die Frauen des Orients schlafen ganz bekleidet, und die Veränderun gen der Toilette, welche in London und Paris die Musestunden der Frauen ausfüllen, find ihnen ganz unbekannt; die Haare tras gen fie beständig geflochten, und ihr Kopf_ist fortwährend mit einer kleinen rothen Müge bedeckt. Ihr Schmuck ist zuweilen reich und gediegen, aber eben so wenig wie der Stoff oder die Form ihrer Kleider den Veränderungen der Mode unterworfen. Wenn sie ausgehen, so legen sie das Feredsche an, eine Art Mantet mit Aermeln, der ihren Wuchs ganz verhällt. Die reichen Frauen zeichnen sich nur durch die Schönheit der Kasches mirs and die Menge der Edelsteine aus. Einige Stunden abge rechnet, während welcher fie Stickereien_machen, bringen die reichen Frauen den größten Theil ihrer Zeit damit zu, daß sie auf dem Divan liegen und Liebeslieder singen. Den Rest der Zeit verwenden sie auf das Bad und Spaziergänge, oder fie machen Einkaufe und statten Besuche ab. Einer ihrer liebsten Zeitvertreibe ist, den Griechischen, Armenischen und Jüdischen Händlerinnen zuzuhören, welche in den Harems immer willkoms men sind, denn sie tragen das Geflätsch in der Stadt umher und sind auch Vermittlerinnen der Liebes Intriguen. In die Bäder gehen die Frauen Morgens, und hier empfangen sie die Besuche ihrer Freundinnen. Dort wird das Betragen der Ehemänner einer kritischen Musterung unterworfen und der erste Grund zu Scheidungen gelegt.

Auf das Bad, welches die Braut am Vorabend ihrer Hochs zeit nimmt, brauche ich nicht weitläuftig einzugehen, da andere Reisende schon davon gesprochen haben. Zu dieser Feierlichkeit werden Verwandte und Freunde eingeladen, denn sie ist die Feier ihres Eintritts in die Welt. Die Türkischen Frauen, welche wir als arme, eingeschlossene, von der Eifersucht bewachte Wesen bes dauern, erfreuen sich der vollkommensten Freiheit. Sie gehen allein aus, höchstens von einer alten Frau begleitet, welche mehr eine Dienerin als eine Duenna ist; sie durchstreifen die Straßen, gehen im Freien spazieren, besuchen die Basars und betreten felbst die von den Europdern bewohnten Quartiere. Oft sieht man sie sogar auf dem Bosporus mit Europdern oder Rajas fahren, ohne daß die Europder etwas dagegen einwenden. Nur die Frauen aus den Harems des Kaisers und des Großwesirs gehen nie ohne Begleitung der Eunuchen aus; die anderen ges nießen die unbeschränkteste Freiheit. Oft unternehmen auch die Türkischen Frauen Vergnügungs-Partieen zu einer Familie ihrer Bekanntschaft. Diese Partieen, welche Jembusch heißen, dauern. im Winter nur einen Tag, im Sommer dehnen sie sich aber weit idnger aus, befonders wenn ein Ausflug auf das Land unternom men wird. Solche Ausflüge gleichen einer Reise. Schon am frühen Morgen verlassen die Frauen das Haus mit ihrer ganzen Familie, die Männer jedoch und Musikanten begleitet sie. In den Gesellschaften herrscht die ausgenommen; eine Truppe Sanger In den Gesellschaften herrscht die größte Herzlichkeit, und die Stunden verfließen rasch unter Ges fang und Zana. Einmal wohnte ich einem solchen Feste unges sehen bei. Interessant ist es hier, reine und unschuldige Mädchen. su fehen, welche, ohne Arges au denken, so wolluftige Ednze aufs führen, daß die Polizei fie bei uns verbieten würde. Die alten. Weiber schauen diesem Treiben ruhig zu, und man scheint es für durchaus nichts Unfittliches zu halten.

gion; das ist aber grubgleich sie die Moscheen ges

Man hat gesagt, die Türkischen Frauen hätten keine Relis wöhnlich nicht besuchen, so ihnen doch der Eintritt frei; und fie verrichten mehrmals idglich das Gebet eben so andachtig wie die Männer. Auch sie haben Anspruch auf die himmlischen Be: lohnungen, auch fie haben die Strafen der Hölle au fürchten, und die Unsterblichkeit ihrer Seele ist eine allgemein anerkannte Lehre. Unter den rührenden Inschriften, welche man auf den Gräbern der Muselmanner findet, mag eine hier zur Unterstügung dieser Behauptung angeführt werden. Dieselbe befindet sich auf dem großen Todtengefilde zu Vera und lautet: Ihr Körper ruht hier, aber ihre Geete ist im Himmel. Geliebtes Weib, möchtest Du doch meine Huri im Wohnfiße der Glückseligen fenn." Das Lob, welches die Frömmigkeit der Türken verdient, darf uns ins deß nicht abhalten, ein Verbrechen zur Sprache zu bringen, wel ches leider nur zu verbreitet ist, nämlich den Kindermord. Die reichen Frauen treiben sich die Frucht ab, weil sie durch wieders Pehrende Geburten ihre Reise entstellt zu sehen fürchten, die dr meren, weil sie keine sahlreiche Familie ernähren können. Früher, als das Volk noch nicht so sehr mit Abgaben beloftet war, kam bies Verbrechen nur in den Harems der Großen vor, aber feit einigen Jahren hat es sich unter allen Klassen der Gesellschaft verbreitet, und war in einem solchen Grade, daß es die Aufs merksamkeit der Regierung auf sich gezogen hat. Ein sehr stren

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ger Ferman ist kürzlich gegen die Hebammen erlaffen worden, welche die Hand dazu bieten würden.

V. Bäder und Kaffeehäuser.

Was hier von dem Privatleben der Türken gesagt worden ist, zeigt nur eine Seite des Bildes, und es bleibt noch übrig, von ihrem Leben außer dem Hause zu sprechen. Das Prinzip der Gleichheit tritt in der Türkei in allen Handlungen, Vergnus gungen, Gewohnheiten hervor. Die Religion gebietet den Was felmännern, die Bäder zu besuchen. Diese Anstalten bestehen aus einem großen Eintrittssaal, wo alle Badenden sich entkleiden und sich auf Polstern hinstrecken, wenn sie aus dem Bade zurücks kommen. Dann folgt ein großer, mit Dampf geheister, für Alle gemeinsamer Saal. Außerdem giebt es noch fleine Zimmer, in welchen man sich reiben und einjeifen läßt. In diesen Anstalten find alle Stande unter einander gemischt, und sogar die Glause bensunterschiede verschwinden. Selbst die Janitscharen würden sich in der Zeit ihrer höchsten Macht hier keine Gewaltthat er laubt haben, denn eine folche wäre einer Gotteslästerung gleich crachtet worden.

Nach den Bädern kommen die Kaffeehauser, Auch hier vers mischen sich alle Stände und Unterschiede. An diesen Dertern reicht man nur Kaffee und Pfeifen. Jedem neuen Ankömmlinge, wer er auch sey, reicht der Aufwärter mit höflichem Gruße die Pfeife. Der Eintretende wünscht dann den Anwesenden einen guten Tag. Dieser Gruß wird, der Sitte gemäß, nicht unmittel bar zurückgegeben, sondern jeder Einzelne erwiedert denselben für sich, und der Eintretende muß einem Jeden besonders ants worten. In den Kaffeehäusern herrscht beständig das tiefste Stillschweigen, und wenn sich einmal eine Privatunterhaltung entspinnt, so wird sie mit leiser Stimme geführt. Zuweilen kommen auch Zigeuner, welche Liebeslieder oder ritterliche Lieder aus der Geschichte der Dere: Bey's singen. Auch giebt es Er zähler, welche die Heldenthaten der Kalifen und der ruhmvollen 1 und glaubigen Sultane vortragen. Die Kaffeehduser und Bäder. find eigentlich die einzigen Bergnügungsörter der Türken; indeß giebt es noch ein anderes Vergnügen, welches mit den Sitten des Orients durchaus im Widerspruche steht es ist dies der verrufene Tanz der Kioschtes. Die Kiofchtes sind Tänzer ohne Bart, mit flatterndem Haare, von frecher Haltung, deren auss schweifendes Leben sie von jedem Stande ausschließt. Die Res ligion verdammt sie, das Gefeß verfolgt sie, die Moral brands markt sie, aber die Verderbniß schüßt und belohnt sie. leben in Truppen zusammen und bewohnen bekannte Stadtvier tel. Zuweilen werden fie in die Paldste zugelassen, um ernste und gewichtige Männer durch ekelhafte Tanze und drgerliche Komödien zu unterhalten. Die Frauen wohnen diesen Orgien zwar niemals bei, aber die öffentliche Sittlichkeit muß unter dies fen schmachvollen Vergnügungen leiden, welche sich nicht in den 2 Palästen verbergen, fondern auch die Straßen und öffentlichen Plaße zum Schauplas wählen.

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Mannigfaltige s

Sie

Das Land Pendschab in Ostindien. Die Stadt. Lahore zählt 80,000 Einwohner und wird von einer starken Mauer, so wie von einem breiten Graben umgeben, den der Ravies Fluß bewaffert. Sie hat zwölf Thore und eben so viele halbkreisförmige Äußenwerke. Die Ruinen der alten Stadt lies gen östlich von der neuen und find ziemlich ausgedehnt. Um rtifir, ungefähr 35 Engl. Meilen nordöstlich von Lahore, bat eine Bevölkerung von 100,000 Einwohnern, hat fieben Engl Meilen im Umfang und wird durch farke Erdwalle geschüßt. Außerdem dient die feste Citadelle von Govindgurgh, wo derasg Maharadscha feine Schdße aufbewahrt, zur Vertheidigung derni Stadt. Umritftr ist die geistliche Hauptstadt der Siths, und der un Name bedeutet so viel, als Waffer der Unsterblichkeit“. Dienis ganze Bevölkerung des Pendschab wird auf ungefähr 34 Milliost nen Seelen berechnet; die Staats- Einkünfte betragen 34 Krores 2 Rupien, wovon Kaschier 36 Laks liefert. Das eigentliche Land wis der Sikhs ist Duab, welches zwischen dem Ravie, und dem Sutledges Fluffe liegt; doch auch hier bilden sie kaum den drittenzion Theil der Bevölkerung. Wenige von ihnen leben noch etwa 30 Engl. Meilen hinter Lahore, aber gar keine westlich vom Hydaspes. Sie sind ein starker athletischer Menschenschlag von muskuldjem Gliederbau und hoher Statur. Zwischen den_Sikhs und den Afghanen herrscht die tödtlichste Feindschaft. Tabacke rauchen ist den Siths ein Grduet; eben so haben sie auch einen Abscheu davor, jemals ihren Bart zu scheeren. (East-India-Mag.)

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Neues Bauwerk in London. Der Atlas eradhlt, daß im In- und Auslande jege sahlreiche Subscriptionen zur Erbauung einer großen und prachtvollen Patholischen Kirche ftattfinden, die in dem westlichen Theile Londons im gothifchen Styl erbaut werden foll. Das Innere wird durch Weißterwerke der Malerei and und Slulptur ausgeschmückt werden und mindestens 10,000 Mens schen bequem faffen können. Auch außerlich soll das Gebfude 251 eine architektonische Zierde der Britischen Hauptstadt werden und sign die St. Pauls Kirche, wo möglich, an Großartigkeit noch übersi treffen. Man schaßt die Kosten des Ganzen auf 150,000 bis 200,000 Pfund Sterling.

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vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 59.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz Jo wie im Austande bei den Wohllöbl. Post- Aemtern.

Literatur des des Auslandes.

Berlin, Freitag den 17. Mai

1839.

Australien.

Besuch bei Pomarré, der Königin von Tahiti *).

Am 26. November waren wir im Angesicht der Insel Tahiti, und am folgenden Morgen ankerte ich vor Mataval. Ich erfuhr, daß die Fregatte,,Venus" und die Korvetten,,L'Astrolabe" und ,,La Célée" im vorjährigen Dezember gleichzeitig hier gewesen fenen. Der Capitain der,,Venus" hatte die Genugthuung, die er verlangen follte, erhalten und war dann abgefegelt. Noch an demselben Tage besachten mich mehrere Häuptlinge, worunter auch der Gemahl der Königin und der Häuptling Pafai, der sich immer als Freund der Franzosen gezeigt hat. Lesterer rieth mir, den Ankerplas vor Mataval, welcher im Dezember, Januar und Februar sehr gefährlich ist, zu verlassen und nach Papeïti zu gehen, wo die Königin wohnt. Dies that ich am folgenden Morgen.

Herr Morenhout, den ich bei meiner Ankunft sah, erzählte mir, daß man ihm nicht gestatten wollte, ein Stück Land, welches fein Haus umgiebt, käuflich zu erwerben. Seit der Abfahrt der. ,,Venus" ist nämlich ein Gefeß ergangen, welches den Auslans dern jeden Grundbesiß auf Tahiti untersagt. Ich rieth ihm, eine direkte Eingabe an die Regierung zu machen, und zwar noch ehe wir vor Pomarré sur Audiens erschienen; denn es war mein Vorfat, im Falle sein Gesuch zurückgewiesen würde, der Königin zu bedeuten, daß ein Französischer Konful auf Tahiti so wohnen maffe, wie es seiner Würde gezieme, und dem Bruischen Konsul nicht nachstehen dürfe. Herr Mörenhout erreichte jedoch ohne meine Verwendung seinen Zweck.

Am folgenden Freitag verließ ich, von einigen Offizieren der Déroine" begleitet, die Korvette und befucbie die Königin in ihrem neuen Haufe, das recht schön, aber noch unvollendet ist. Sie empfing uns in einem großen Zimmer, das fast ganz ohne Möbel war und in welchem außer ihrer Mutter, ihrer Tante und einigen Hofdamen auch der Häuptling Lati, der ihr ganzes Vertrauen du genießen scheint, und noch andere Personen sich eingefunden hatten. Pomarré stand von ihrem Siße auf und reichte mir die Hand. Darauf winkte fie einer Lahiterin, die sehr gut Englisch spricht, und gab mir zu verstehen, daß diese Dame unfere Dolmetscherin seyn sollte. Vermuthlich wollte fie nicht gern durch die Vermittelung des Konfuls hören, was ich ihr au sagen hatte.

3d begann damit, der Königin mein Kompliment darüber zu machen, daß der Zwift, welcher die Reclamationen Frankreichs herbeigeführt hatte, glücklich beendet fen. Ich sagte ihr, daß ich hoffte, die zwischen beiden Staaten bestehende Eintracht werde nicht ferner geftört werden; daß der König mit allen ausländischen Nationen in Frieden zu leben wünsche, insonderheit aber mit den Lahitern, die unfere Seefahrer ihm als ein sanftes, gutes und gaftfreies Boll geschildert batten. ,,Wenn Eure Majestät“, so fuhr ich fort,,,die Franzosen genauer kennen lernen, so wird es 36nen nicht verborgen bleiben, daß man sie verleumdet hat, und daß fie der größten Rücksicht werth find. Zwar haben bis jeßt erst menige Franzosen in Ihren Staaten fich gezeigt; der Grund liegt aber nur darin, daß der Handel in diesen Meeren erst seit Pursem für uns wichtig geworden ist. Möchten Eure Majestät nicht, durch falsche Einflüsterungen verleiter, anzunehmen geruben, die Franzosen fenen tein mächtiges Voll, und also unfahig, ihren Landsleusen in der Ferne Schus angedeihen su laffen."

Die Königin ließ mir durch ihren weiblichen Drogman ants worten, fie babe in der That noch wenig von der Franzöfifchen Ration sprechen hören und faum jemals einen Franzosen gefehen; nun aber, da sie mit uns Bekanntschaft gemacht, sollten wir in Tabin berzlich willkommen seyn und mit aller schuldigen Ruck sicht behandelt werden, auf Baß der Friede zwischen beiden Ras tionen fortbefehe. 3ch fagte ihr noch, wir schdeten uns glücklich, nach Labiti gelommen auton anfer Landsmenn Bougainville, der sweite Seefahrer, meldber die Infel feit ihrer Entdeckung besucht, sen bier to freundlich aufgenommen worden und babe eine so reisende Schilderung von Labiti gemacht, daß wir dem

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*) Das Folgende ift ein uszug aus dem Berichte, den Herr Cbrifle, Capitain der Sorvette Heroine", an den Franzöfifchen Minister des Handels abgeftattet hat.

lebhaften Drange, diese Insel zu besuchen und mit ihren Bes wohnern einen Freundschafts-Bund zu knüpfen, nicht hätten widers stehen können.

Beim Schluffe der Audienz lud ich die Königin ein, an Bord der Heroine" zu kommen. Diese Einladung machte sie sehr verwirrt; sie zögerte lange mit einer Antwort. Man sah, daß widerstrebende Gefühle in ihr kämpften. Die Gegenwart des Eituna) war, wie ich bald erfuhr, die Ursache dieser Könige lichen Verlegenheit. lichen Verlegenheit. Die Gefangennehmung dieses Häuptlings hatte auf der ganzen Insel eine gewaltige Wirkung hervorges bracht, und Pomarré fürchtete, sie würde, gleich ihm, als Ges fangene behalten und nach Frankreich geführt werden. Endlich faßte sie ein Herz und verhieß, nächsten Montag an Bord zu kommen.

Wir beurlaubten uns von der Tahitischen Herrscherin. Man hatte nur das Ende unseres Befuches abgewartet, um eine öffents liche Feierlichkeit zu beginnen, von der auch wir Zeugen seyn sollten. Irre ich nicht, so war ein junger Prins geboren, und man brachte Pomarré bei dieser Gelegenheit Geschenke und Huls digungen. Seit mehreren Tagen wimmelte es im Hafen von Piroguen, die aus anderen Gegenden der Insel und von den benachbarten Eilanden kamen, und blumenbekränzte Indianer beiderlei Geschlechts trieben sich an der Küste herum. Eine große Quantitat Lebensmittel vorzüglich gebratene Schweine, Fische, Bananen, Brodfrucht u. dgl. haue man in einem eingefries digten Raume angehäuft. Diese Lebensmittel waren die Ges schenke der Königin an ihre Gäste. Das Volk drängte sich um den eßbaren Berg, wurde aber durch ein Paar Polizei: Beamte außer den Schranken gehalten. Auf ein Signal der Königin nahmen zuerst einige privilegirte Personen den ihnen zukommens den Antheil; dann stürzte der Haufe über die Borráthe her, und Jeder schleppte fort, was er habhaft werden konnte. Diese Plans derung veranlaßte die drolligsten Scenen, ging aber in bester Eintracht von Statten.

Etwas später am Tage geruhte Pomarré, den überbrachten Tribut in Empfang zu nehmen. Sie war in ihren Palast zurückgekehrt und hatte unter einem anstoßenden Schuppen Plas genommen. Alles ging hier sehr ruhig und anständig von Statten. Jeder Stamm erschien im Prozessions Schritte, die Frauen an der Spize; und sobald leßtere bei der Königin anges. langt waren, legten sie ihre Blumenkränze und ihre leichten Gez wander huldigend nieder. Im Widerspruch mit der alten Sitte, befand sich aber unter dem Kleide, das fie ablegten, ein zweites, welcher Umstand die Scene viel weniger eigenthümlich machte, als in früherer Zeit. Nach den Frauen kamen die Männer und legten ihre Gaben, welche auch in Schweinen, Früchten u. dgl. bestanden, der Königin zu Füßen. Herr Mörenhout und ich hatten während der Ceremonie unter einer Veranda des Palastes, svon welchem Orte aus wir Alles bequem überschauen konnten, Posto gefaßt. Man brachte uns als Königliches Gastgeschenk mehrere Körbe voll Mundvorrach und ein Paar fette Schweine; wir bes gnügten uns aber mit einem Korbe, welcher Ananas enthielt, und ersuchten den Ober Vertheiler der Königlichen Gaben, das Uebrige für sich zu behalten.

Bei Gelegenheit dieser Tahitischen National Versammlung wurde der muthmaßliche Thronerbe, der erst einige Monate zählt, mit einem schönen Luche umwickelt, dem Volke vorgezeigt.

Am Montage, als dem Lage des zu erwartenden Besuches Ihrer Majestát, begab ich mich, von zwei Offizieren begleitet, in die Wohnung des Herrn Morenhout, um die Königin von dort aus abzuholen. Der Hduptling Tati, den wir bei dem Konful fanden, bat uns, nicht au eilen, und wir schlossen daraus, daß auch die Damen von Tahiti su ihrer Toilette Zeit brauchen; allein der Konful fagte uns, Tati habe seit ein paar Tagen öfter bei ibm angefragt, ob die Königin und Er wirklich ohne Gefahr an Bord der Heroine tommen könnten, und ob wir fle nicht gewaltsam mit nach Frankreich nehmen mallien. Diese Besorgs ni mar so allgemein, daß man von mehreren Orten der Insel Deputationen an die Königin schichte, um ihr die Erfüllung des gementing leine Sweifel, and geriffe feftliche: Busbereituns Bessprechens uwiderralben Der Konfull benahm auptting.

**) Ein Neur? Secländifcher HäupNing, der als Geffel-an Børd der Kor-vette sich befand.

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'gen, die man zu Pomarré's Empfang machte, flößten dem Volke wieder einiges Vertrauen ein. Als wir uns der Königin vor stellten, fanden wir sie bereit, uns zu folgen; ihre Mutter, ihre Tante, ein junges Mädchen, die Männer dieser Damen und ein Dubend Häuptlinge begleiteten sie. Wir vermisten die jungen Frauen, welche Pomarre gewöhnlich in ihrem Gefolge hat; man fagte uns, diese erschienen darum nicht, weil sie kein Europäisches Kostüm hatten; vermuthlich aber hatten die Missionaire ihnen eingeredet, ihre Tugend nicht in Versuchung zu führen, damit die gute Wirkung des Christenthums auf die Tahitischen Sitten nicht Lügen gestraft würde.

Als wir an der Küste erschienen, um an Bord zu steigen, wurde eine Kanone abgefeuert und die Korvette mit Schanzkleis dern bedeckt. Die Königin erschraf über den unerwarteten Kas nonenschuß; allein die Flaggen, welche man gleichzeitig an allen Masten aufsog, gaben dem Hafen ein festliches Ansehen, das ihr wieder Muth einflößte. Die Küste wimmelte von Zuschauern.

Als die Königin an Bord stieg, falutirten achtzig Bewaffnete unter dem Wirbel des Feldmarsches. Wir geleiteten Ihre Mas jestät in das Conseils Zimmer, wo ein Frühstück aufgetragen war. Die Königin wollte ihren Mann zu ihrer Seite fiyen haben; dieser ist ein hübscher junger Mensch von zwanzig bis zweiundzwanzig Jahren, der sich in seinem Europäischen Kostüme ungezwungen bewegt. Pomarré zahlt schon siebenundzwanzig; auch sie hat fein ungefälliges Aeußere und mag vor etwa zehn Jahren sehr hübsch gewesen seyn. Ihr Benehmen ist voll natürlicher Würde. Die junge Prinzessin, die, wie man sagt, im Falle des Ablebens Pomarre's und ihres Sohnes zur Regierung kommen würde, ist vierzehn bis funfzehn Jahre alt. Dieses arme Madchen fühlte fich in der langen Robe, dem breiten Hute und den knapp anlie genden Schuhen sehr unbehaglich; sie hatte in ihrer Tahitischen Tracht ein viel angenehmeres Aeußere.

Schon waren die Königin und ihre ganze Suite mit dem Frühstück bedient, aber Niemand wollte effen. Ich konnte den Grund dieser Weigerung nicht einsehen, bis der Konful mir fagte, daß man auf das Tischgebet wartete. Tati erhielt den Auftrag, diese Ceremonie zu vollziehen, und alsbald speisten unsere hohen Gäste mit großem Appetit. In Erwartung eines größeren weibs lichen Personals, hatte ich viele kleine Kuchen und Pasteten backen laffen; allein es blieb wenig davon übrig, indem Ihre Majestät eine Auswahl der Leckerbissen, die sie nicht selbst genoß, auf die Seite legte, um sie dem kleinen Prinzen mitzubringen. Sie fand unser Brod vortrefflich; allein die Crême fagten ihr nicht zu. Bis auf diesen Augenblick foll sie weder Milch noch Rindfleisch genossen haben.

Als die Mahlzeit vorbei war, wünschte die Königin eine Orgel spielen zu hören, die sie im Zimmer bemerkte, und man er füllte ihren Wunsch. Mochte aber der Organist nicht gut spielen, oder mochte es ihr größere Freude machen, sich selbst zu hören

genug, fie stand plöglich vom Tische auf, trug ihren Stuhl vor das Instrument und drehte mit eigener hoher Hand, bis fie des Drehens müde war. Die Musik hat für die Lahiter einen besonderen Reis.

Pomarré begehrte, unsere Waffen Uebungen zu sehen. Sie ftieg auf das Verdeck, und die Soldaten ererzirten mit einer Geschicklichkeit, die das Staunen unserer Gäste erregte.

Eituna hatte sein Neu Seeländisches Kostüm angezogen. Als der Gemahl der Königin Mutter diesen Häuptling bemerkte, stellte er ihn Pomarré vor, die ihn eines Handschlags würdigte. Die Seeländische Sprache ist mit der Tahitischen so nahe vers wandt, daß beide Theile einander sehr gut verstehen konnten, Um fünf Uhr verließ uns die Königin. Wir gaben ihr das Geleit bis in ihren Palast, dem sie in möglichster Eile aufchritt, um ihr Europäisches Kostüm abzulegen, das den armen Indiane rinnen sehr lastig fällt und wahre Karrikaturen aus ihnen macht, während ihr anmuthiges und malerisches Nationals Kostüm ihnen sehr gut läßt. Es that mir leid, daß ich Pomarré fein Geschenk anbieten konnte (eine Orgel besaß sie schon); dennoch glaube ich, Daß wir einen sehr guten Eindruck zurückgelassen haben. Am fols genden Morgen, als wir eben unter Segel gehen wollten, schickte mir Pomarré einige Schweine und eine Menge Bananen, Anas nas, Kokosnusse u. f. w. zum Geschenke. Ich ließ Alles unter die Mannschaft vertheilen.

Papeiti gewährt einen sehr freundlichen und lachenden An blick. Von der Nordspise, die ein Wald von Kokospalmen krängt, bis zur westlichen Spise zieht sich eine fast ununterbrochene grüne Belaubung und jenseits derselben eine Ebene mit üppiger Beges tation, die viele fleine Ströme bewaffern. Gegen Abend baden fich in diesen Strömen Individuen jedes Alters und Geschlechtes bunt durch einander, wie in den goldenen Tagen der Menschheit. Im Hintergrunde der Ebene schließt eine Reihe majestätischer Berge den Horizont. Die kleine ganz mit Baumen bewachsene Insel Ta erscheint inmitten der Rhede wie ein Körbchen voll Kräuter, das man ins Wasser gestellt, um die Kräuter frisch zu erhalten. Dieses Wasser, blau, wie der azurne Himmel, den es zurückspiegelt, ist von der hohen See durch einen langen schnees weißen Gürtel, den Schaum der am Riffe fich brechenden Wogen, getrennt. Leichte Piroguen, die mit ihren ungeheuren Segeln Das schöne Wasserbecken nach allen Richtungen durchschneiden, bes Leben die Scene ungemein.

Tahiti ist in Rücksicht seines Handels und seiner Civilisation viel weniger vorgeschritten, als ich früher glaubte. Man findet hier zwar frische Lebensmittel in Ueberfluß, aber nur selten etwas Mehl und noch viel feltener Zwieback. Die Insel hat keine Art

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von geistigen Getränken, feinen Kaffee, keine Hülsenfrüchte aufs zuweisen; und wehe der Schiffsmannschaft, die sich hier mit frischem Proviant versorgen wollte! Zuckerrohr und Kaffee werden feit einigen Jahren fultivire; aber beide Artikel sind noch in ihrer Kindheit, besonders der Kaffee, dessen Ertrag im vergangenen Jahre nicht 300 Franken überstieg. Das Kokosnus: Del, welches jest in allen Dampf Maschinen England's so allgemeine Anwen dung findet, wird in Sydney bereitet und scheint ein ergiebiger Handelszweig werden zu wollen. Der Handel mit Perien und Perlmutter ist der bedeutendste; auch Pfeilmurs (arrow-root) ges hört zu den Ausfuhr Artikeln.

Was der Insel Tahiti bis jezt eine gewisse Bedeutung geges ben hat, ist der Umstand, daß 50 bis 60 Amerikanische Kaschelot Fahrer jedes Jahr daselbst einliefen, um ihre Equipage zu erfris schen und neue Vorräthe an Pataten und Schweinen zu sammeln. Dieser Zulauf scheint sich jest zu vermindern; die ökonomischen Seefahrer geben weniger besuchten Inseln, wo sie alle nöthige Artikel wohlfeiler haben können, den Vorzug.

Sitten und Lebensweise der Bewohner scheinen sich seit den Zeiten der Entdeckung nur wenig verändert zu haben. Den Mis fionairen zum Verdruffe, find die heutigen Tahiterinnen, wie ihre Mütter und Großmütter, noch größtentheils Priesterinnen der Neuen Cythere; nur mit dem unterschiede, daß fie die Myste rien ihres alten Kultus mehr im Verborgenen feiern, da jede uebertreterin des neuen Gefeßes eine Geldbuße von sieben bis acht Piastern erlegen muß. Die Herren Missionaire scheinen hier, wie anderwärts, hauptsächlich darauf hingearbeitet zu haben, unter der Maske der Religion ihre weltliche Macht zu begründen und sich weltliche Güter zu erwerben. Sie find Seelsorger, Vich händler und Spekulanten im großen Maßstabe; und mit der Zeit wird alles Geld, das die Insulaner von den Fremden empfangen, in ihre gierigen Hände wandern.

Da der Capitain DupetitsThouars unserem Schiffe in Tahiti nichts mehr zu thun übrig gelassen hatte, so hielt ich es für un nöthig, einen Aufenthalt zu verlängern, der mir Lebensmittel abs forbirte, die ich nicht zu erseßen im Stande war. Mein Proviant reichte kaum noch auf zwei Monate, und ich wußte nicht, wie viel Zeit ich nöthig haben würde, um den Raum zurückzulegen, der uns noch von Valparaiso trennte. Dieser erhebliche Grund bes stimmte mich, unsere Abreise zu beschleunigen, und am 4 Desems ber gingen wir unter Segel. (J. d. D.)

ran freich.

Die sieben Saiten der Lyra. Dramatisches Gedicht von George Sand. (Fortseßung.)

Hans. Meister, ich muß Euch offen sagen, daß ich die Heilung einer gewissen Art von Wahnsinn für ein Unglück halte. Die Aufregung eines poetischen Gehirns ist vielleicht oft der Ruhe einer kalten Urtheilskraft weit vorzuziehen. Glaubt Ihr nicht, daß Helene glücklich war, als ihre vom Fieber erglän senden Augen die Wunder der unsichtbaren Welt zu erblicken [chienen? D, gewiß! Damals war sie mit ihrem begeisterten Blick, mit dem seltsamen Lächeln, das auf ihren Lippen schwebte, unendlich schöner, als jest mit dem umdüsterten Auge und der schüchternen Schwermuth! Sie ist auch trauriger geworden, oder doch ernster, in dem Maße wie fie ihr herz langsamer schlagent fühlte. Unser irdisch Theil kann wohl gewaltsam danach streben, das stoffliche Leben wiederzugewinnen, aber der Geist hegt feine Sehnsucht, von dem Thron, den er sich in den Wolken gebaut, herabzufteigen, um hienieden in dunklen, mühseligen Kampfen unterzugehen. Meister, was meint Jhr? Glaubt Ihr nicht, daß Helene mit der Wiederkehr iher physischen Gesundheit ihre Seele erkalten und in schmerzvolle Abspannung verfinken fühlt? Glaubt. Ihr nicht, daß fie nach ihren Träumen und Entzückungen fich zus rücksehnt, nach ihren Tanzen mit Titania beim Aufgang des Mondes und nach ihren Wechselgefangen mit dem Gnomenfürsten beim Untergang der Sterne? Wer von uns gåbe nicht gern die Hälfte feiner derben Spießburgergesundheit dahin für die goldes nen Traumgesichte der Poesie?"

Alb. Hans, Du sprichst nicht im Einklange mit meinen Ges fühlen. Bist Du Poet oder Schüler der Weisheit? Wenn das Erstere, so mache Verse und verlaß meine Schule. Bist Du aber mein Jünger, so verirre Dich nicht durch romantische Paras doren vom Geist Deiner Brüder. All die Fieberphantafieen, all' die wahnsinnigen Metaphern bezeichnen einen rein physischen Krankheitszustand, während deffen das Gehirn des Menschen nichts Wahres, nichts Nüßliches, folglich auch nichts Schönes zu erzeus gen vermag. Ich begreife und achte die Dichtkunst, aber ich er fenne in ihr nur eine heitere, glänzende Form, dazu bestimmt, die ernsten Wahrheiten der Wissenschaft, der Moral, des Glaus bens, mit einem Worte, der Philosophie, zu versinnlichen und allgemeiner zu verbreiten. Der Künstler, der sich kein erhabenes, tein fociales Biel feßt, verfehlt feine Aufgabe. Was hilft es mir, wenn er fein Leben damit hinbringt, den Flügel eines Schmetters lings oder das Blatt einer Rose zu betrachten? Die kleinste Ents dedung zum allgemeinen Nußen, die naivste Bemühung für das Wohl der Menschheit achte ich höher. Du hältst die Verzückten für begeisterte Sibyllen, die uns himmlische Geheimnisse. zu ents hüllen geschickt wären. Möglich ist es, daß ihnen unter dem Eins

Auß einer seltsamen Aufregung der Sinn geöffneter ist, um die außere Schönheit der Dinge zu empfinden; aber es fehlt ihnen an einer verständlichen Sprache, ihren Enthusiasmus uns mitzus theilen, und eine solche Anstrengung des Geistes in der Einsame feit des Gedankens bleibt ein für Andere unersprießlicher Zustand und kann für sie selbst nur gefährlich seyn.

Hans. Nun wohl, Meister, es ist Zeit, daß ich Euch unums wunden erkläre, ich bin Poet! Und doch mache ich keine Verse, und wenn Ihr mich nur ferner duldet, so will ich Euch nicht etwa verlassen, denn ich bin dabei auch Philosoph, und das Stus dium der Weisheit erhöht nur meine Vorliebe für die Poefie. Warum bin ich so? Und warum seyd Ihr anders? Und warum ist Helene wieder anders gebildet? Ich vermag das regelrechte, logische Denken ganz wohl mit der Kunstbegeisterung und mit der Liebe zu den Gebilden der Phantasie zu vereinigen. Ihr da gegen verbannet die Phantasie und die Künste, weil die eine sich nicht in mühsame Betrachtung verwandeln läßt und die anderen oft mit Glück aus ungeregelten Gedanken und ausschweifenden Leidenschaften ihre Eingebungen entnehmen. Helene in ihrem Wahnsinn gehört noch einer anderen dynamischen Ordnung an. Sie ist in eine so erhabene, so geheimnißvolle Poesie vertieft, daß fie mit der Gottheit selbst zu verkehren und der Zustimmung des Urtheils menschlicher Vernunft nicht zu bedürfen scheint.

Alb. Und was willst Du daraus schließen, mein Sohn? Hans. Meister, erlaubet, daß der Schüler erst vor Euch wiederhole, was Ihr ihn gelehrt. Gott hat uns in dieses Leben geworfen, wie in einen Schmelztiegel, in welchem wir nach Zus rücklegung einer Eristens, von der wir keine Erinnerung haben, dazu verurtheilt sind, durch Leiden, Kämpfe, Arbeit, Zweifel, Leidenschaften, Krankheit und Lod umgeschmolzen, umgefnetet und umgeformt zu werden. Wir bestehen alle diese Uebel zu uns ferem Besten, zu unserer Läuterung, zu unserer Vervollkommnung. Von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Geschlecht zu Geschlecht schreiten wir langsam, aber sicher zum Ziel, wovon, troß alles Leugnens der Zweifelsüchtigen, glänzende Beweise zu Tage lies gen. Wenn alle Unvollkommenheiten unseres Wesens, alle Miss lichkeiten unserer Lage uns einschüchtern und entmuthigen müssen, so find uns dagegen auch höhere Eigenschaften und Kräfte vers liehen, um Gott zu begreifen und nach Vollendung zu streben; sie sollen uns von der Verzweiflung, vom Elend, ja vom Tode retten, denn eine göttliche Stimme in uns fagt uns stets flarer und mächtiger, daß nichts im Weltall untergeht, und daß wir aus der Sphäre, in der wir gelebt, nur verschwinden, um in einer anderen Sphäre wiederzuerscheinen, die unserer ewigen Entwicke lung günstiger ist.

Alb. Dies ist mein Glauben.

Hans. Und der meinige auch, Meister, Euch sen es ges dankt, denn der verderbliche Hauch der Welt, die Spöttereien einer falschen Philosophie, der Schwindel der Leidenschaften hatten mich angesteckt, und ich fühlte die göttliche Stimme in mir wie eine vom Wind bewegte Flamme hin und her flackern und ersterben. Durch kraftvolle Beweisgründe, durch klare Los gif, durch einen richtigen Begriff von der allgemeinen Geschichte der Wesen, durch tiefes Gefühl für die Wahrheit in der Geschichte des Menschen, durch glühende, auf die Arbeit Eures ganzen ach tungswerthen Lebens gebaute Ueberzeugung führtet Ihr meinen Geist zur Wahrheit zurück. Durch makellose Tugend, unbegrenzte Güte, rührendes Mitgefühl für alle Euch gleichende Wesen der Bergangenheit wie der Gegenwart und durch edelmüthige Langs muth gegen die, welche Euch verleugnen oder verfolgen, habt Ihr mein Herz gewonnen und die Ansprüche der Vernunft und des Gefühls in mir mit einander in Einklang gebracht. Was verlangt Ihr noch weiter von mir, Meister? Habt Ihr einen ergebeneren, ehrerbietigeren, treueren Schüler, so zieht ihn mir vor, denn wer Euch am besten begreift, der gleicht Euch auch am meisten, und der ist der Beste unter uns. Vielleicht ist es Wilhelm, vielleicht Karl. Segnet fie, aber fluchet mir nicht, denn ich liebe Euch mit der ganzen Kraft meines Wesens.

Alb. Mein Sohn, mein Sohn, zweifle nur nicht an meiner Zärtlichkeit für Dich. Lieber zweifle an meiner Vernunft und an meiner Wissenschaft. Jeßt aber sprich, fage offen Deine Gedanken.

Hans. Wehlan denn: die Menschheit ist ein riesenhaftes Instrument, deffen Saiten alle von einem überirdischen Hauch erz beben und ungeachtet der Verschiedenheit ihrer Töne die erhabenste Harmonie hervorbringen. Viele Saiten sind zersprungen, viele verstimmt, aber das Gefeß der Harmonie ist so mächtig, daß der ewige Hymnus der Humanität beständig und überall ertönt, und daß Alles danach hinstrebt, den Einklang wieder herzustellen, wenn er durch den oft vorüberfahrenden Sturm geftört ist...

Alb. Kannst Du Dich nicht anders ausdrücken, als in Metaphern? Ich vermag es nicht, mich an diese Sprache zu gewöhnen. (Fortseßung folgt.)

Türkei.

Oeffentliches und Privatleben in der Türkei.

VI. Religiöse Gebräuche.

Wir wenden uns fest zu den religiösen Uebungen. Die Stimme des Muezzin ruft bekanntlich die Gläubigen in die Moscheen. Vorher müssen sie indeß Waschungen vornehmen.

Auf dem Vorhofe des Tempels ist eine schöne Fontaine von Marmor, welche gewöhnlich von belaubten Bäumen beschattet wird. Eine in den Stein eingegrabene Inschrift erinnert an den frommen Stifter. Den Vorschriften des Korans gemäß, schöpfen die Muselmanner Wasser aus der Quelle, besprengen sich das Haupt, die Hände, die Füße und waschen den Schmuß von ihrem Körper ab. Diejenigen, deren Gewissen nicht rein ist, gießen sich Wasser auf die Hände, lassen es über den Arm hinlaufen und rufen dreimal die Worte: Tob- estafer- Allah", welche der katholischen Formel: Peccavi, Domine, miserere mei", ents sprechen.

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Die Tempel find ohne alle Verzierung; nur erinnern die Arabesken auf den Wänden an die Vorschriften des Korans. Am äußersten Ende des Gebäudes, auf der Seite, welche nach Mekka hin liegt, erhebt sich eine Estrade für den Priester; vom Gewölbe hängen einige Lampen hernieder, und der Fußboden ist mit Teps pichen belegt. Auch hier sind, wie an den öffentlichen Orten, Herren und Sklaven, Arme und Reiche untermischt, und es giebt weder Bank noch Ehrenplay. Der Imam besteigt die Kanzel, analysirt einen Vers des Korans und trägt in einer kurzen Pres digt die Moral und die Barmherzigkeit im Namen des allmäch), tigen Gottes vor. Sodann geht der Prediger nach der Estrade und beginnt, nach Osten gewendet, das Gebet; er zählt die Attribute Gottes, feine Gebote und feine Gnadenbeweise auf und kniet vor dem Allerhöchsten nieder. Mit ihm werfen sich die Gläubigen nieder, indem sie den Herrn loben und seinen Pro pheten preisen. Hiermit ist die Feierlichkeit beendet. Ich habe diefer religiösen Handlung mehrmals beigewohnt und muß ges stehen, daß mir unsere Kirchen nicht immer ein so erbauendes Schauspiel gezeigt haben. Die Muselmanner haben keinen heis ligen Tag d. h. femen, an welchem ihnen die Arbeit untersagt ift. Der Freitag ist ihr Feiertag, aber die Gläubigen, welche ihn heiligen wollen, find nur verpflichtet, dem Mittagsgebet in den Moscheen beizuwohnen. Für den Rest der Woche sind sie an diese Uebung nicht gebunden, und sie brauchen bloß dreimal tag: lich zu Hause ein Gebet zu verrichten. Die Frommen gehen tag lich einmal in die Moschee und beten fünfmal, bei Tagesanbruch, Mittags, um drei Uhr, Abends und eine Stunde nach Untergang der Sonne.

Die Muselmanner feiern vier große Feste: den Geburtstag Muhammed's, Oftern oder Bairam, welcher drei Tage dauert und gegen Ende des Monats Ramazan oder Fastenmonats fällt, und Kurban Bairam, welcher drei Monat nach dem Bairamfeste fällt. Der Ramazan erinnert an die Zeit, wo Muhammed, von seinen Feinden verfolgt, genöthigt war, sich zu verbergen; dieser Tag ist dem Fasten geweiht, aber in der Nacht nehmen die Gläubigen ihre Mahlzeit ein, besuchen fich und machen ihre Geschäfte ab. Der Kurban Bairam ist das Hauptfest; an diesem schlachtet jede Familie einen Hammel; auch stattet man sich Besuche ab und beschenkt sich. Die Muselmanner wählen diese Epoche, um die gefährliche Pilgerfahrt nach Melka zu unternehmen. Der Koran befiehlt jedem Gläubigen, diese Pilgerfahrt einmal in seinem Leben zu machen, und nur die wichtigsten Beweggründe können davon freisprechen. Aber auch in einem solchen Falle muß der Glaubige einen Ersaßmann stellen. Die auf dieser Reise üb lichen Gebräuche find wenig bekannt, weil die Muselmänner fie den Ungläubigen verheimlichen, indeß ist es mir doch gelungen, Nachrichten darüber einzuziehen. Alljährlich ziehen mehrere Ka ravanen aus den verschiedenen Gegenden des Reiches nach Mekka. Die von Konstantinopel abgehende überbringt die Geschenke des Sultans; sie wird von einem Großbeamten des Reichs geführt. Am Tage vor der Abreise begiebt sich der Sultan mit seinem ganzen Hofe nach Slutari und wohnt dem Gebete bei, welches der Groß-Muphti verrichtet. Am folgenden Tage bricht die Kas ravane auf und schlägt den Weg durch Klein-Asien, Syrien und die Wüste ein. In einer gewiffen Entfernung von den heiligen Orten müssen alle Reisende absteigen und den legten Theil der Reise sogar mit entblößtem Haupte zurücklegen. Indek kann dies ser Akt der Büße durch zahlreiche Almosen erseßt werden. In Mella angekommen, lagern sich alle Hadschi's um die Kaaba_uns ter Zelten und bereiten sich durch Fasten und Gebete zu dem Feste vor; die fünf täglichen Gebete find hier unerläßlich. Das Prins zip der Bruderschaft und Gleichheit erhält in Mekka die weiteste Ausdehnung; alle Pilger gehen wie Brüder mit einander um, und die Bedürftigen werden reichlich mit allem Nothwendigen versehen. Zur Ehre der Muselmånner muß man sagen, daß sie ihre Allmosen nicht dußerlich zur Schau tragen; diese erniedri gen denjenigen nicht, der fie empfängt, und machen den nicht ftols, der sie austheilt; fie sind eine Pflicht, und die linke Hand weiß nie, was die rechte thut.

Am Tage vor dem Feste schlachtet jedes Familienhaupt einen Hammel vor seinem Zelte, es erinnert dies an die Religionen des Alterthums. Sonst wird das Opfer von Muhammed in keinem anderen Verhältnisse vorgeschrieben. Am folgenden Tage wohnen alle Pilger dem Gebete bei, welches in dem Tempel Rattfindet. Eine unübersehbare Menge bedeckt die Ebene. Alle Gläubigen knieen in demselben Augenblicke auf dem Sande der Wüste nier der. Drei Tage lang versammeln sich alle Pilger des Abends bei den drei Brunnen, welche sich in der Nähe der Kaaba befinden. Jeder faßt einen Stein mit seiner rechten Hand und wirft ihn über die linke Schulter in den Brunnen, dem er den Rücken zur fehrt. Die Steinvorrdthe würden bald erschöpft und die Bruns new gefüllt feyn, wenn die Imams sie nicht wieder leeren licken. Die Muselmanner behaupten freilich, die Engel unterzogen sid

diesem Geschäft. Die Kaaba war ein alter Gößentempel, welchen der große Gefeßgeber seiner Religion weihte. Aber die fanatiz schen Muselmanner geben vor, diefelbe sen, wie sie dasteht, vom Himmel herniedergestiegen an einer Stelle, welche von Ewigkeit her durch einen schwarzen Stein bezeichnet war. Dieser Stein soll derjenige sein, auf welchem Abraham seinen Sohn opfern wollte.

Wenn die Ceremonien des Kurban-Bairam_ beendet sind, się: hen alle Pilger nach Medina, dem Geburtsort Muhammed's, dies felbe nimmt den zweiten Rang unter den heiligen Städten ein; Mekka ist die erste, weil sie das Grabmahl des Propheten ents hält. Damaskus ist die dritte Stadt. Die Muselmanner behaup: ten, Christus werde eines Tages durch das Minaret der Moschee su Damastus niederfahren und erklären, Muhammed sen der größte Prophet. Wenn die Muselmanner von Melka zurückkehren, hei ben sie Hadichie, Pilger. Diese Benennung ist ein wahrer Adels: titel, welcher mit ihrem Namen verbunden wird und ihnen Ans fprüche auf die größte Achtung aller Gläubigen giebt.

Aus dem Gesagten darf man noch nicht folgern, daß alle Muselmanner ihren Kultus mit derselben Einfachheit ausüben. In den Nachten des Ramazan versammeln sich die Fanatiker auf den öffentlichen Plaßen und vor den Moscheen. Hier eraltiren sie sich durch Meditationen, und wenn sie sich für hinlänglich bes geistert halten, fangen sie an, sich immer schneller von der linken sur rechten Seite zu bewegen; dabei stoßen sie gewaltsam und feuchend die Worte: Allah an", d. h. Gott er, aus. Allmälig wird ihr Athem beengter, ihre Züge ziehen sich zusammen, ihr Mund schaumtz zuweilen werfen sie auch Blut aus, und sie halten nicht eher an, als bis sie erschöpft und bewußilos zur Erde niedersinken. Diese Fanatiker hatten früher eine große Gewalt über das gemeine Volk, welches sie für Wunderthäter hielt; jest betrachtet man sie indeß auch schon wie gewöhnliche Menschen. Der Glaube ist bei den Muselmännern überhaupt mit dem Aber glauben verbunden; sie fürchten das böse Auge, und so oft sie die physischen oder moralischen Eigenschaften eines Menschen los ben, feßen sie hinzu:,,Masch Allah!" Gott schüße ihn! Demjeni gen, der sich dieser Schußformel nicht bediente, würde man böse Absichten unterlegen. Zu demselben Zwecke hangt man Amulette und farbige Steine Frauen und Kindern an den Kopf, Pferden an den Hals. Die ersteren enthalten Verse aus dem Koran oder kabalistische Worte; die Steine sollen die Aufmerksamkeit des mit dem bösen Blick Behafteten abziehen. Beim Eintritt des Neus mondes sieht man oft die Mufelmänner auf den Straßen und Spaziergängen stehen bleiben, ihre Börse hervorziehen und das in derselben enthaltene Geld hin und her bewegen, indem sie ihre Augen fest auf den Mond richten. Das heißt ungefähr: Möge mein Reichthum beständig zunehmen, wie der Mond alle Tage größer wird.

In dem Sultan verehren die Muselmanner den Rachfolger, gefeßmäßigen Stellvertreter Muhammed's und den Oberpriester des Islam. Der Muphti ist der oberste Richter und Deuter des Beseses; er nimmt den zweiten Rang in der religiöfen Hierarchie ein. Dennoch kann er abgefeßt werden, und der Herrscher hat sogar das Recht über Leben und Tod über ihn. Der Scheriff von Melka ist der Oberpriester der heiligen Oerter. Der Sultan er nennt außerdem drei Groß-Mollah's; der eine hat seinen Sig in Kahira, die beiden anderen verlaffen Konstantinopel nicht und theilen sich in die oberste Jurisdiction der Europäischen und Asias tischen Türkei. Außerdem hat jede Provinz einen Mollah und jede Stadt einen Kadi. Advokaten giebt es in der Türkei nicht, und die Sprache hat nicht einmal einen Namen dafür. Jede Partei spricht für sich selbst; Kläger und Beklagter werden ge hört, und der Richter fällt das Urtheil nach dem Koran. Da der Koran das Civil:Gefeßbuch wie das politische und religiöse der Muselmanner ist, so belteiden die Richter eine wahrhafte Priesters würde, dann kommen die Imams. Dies sind die Priester, welche die Gebete in den Moscheen verrichten und welche, von den Ka dischas unterstüßt, die Kinder in den Schulen unterrichten. Die Schulen sind mit den Moscheen verbunden.

Die Derwische sind bekanntlich die Muselmännischen Mönche. Ja diesem Stande giebt es verschiedene Abstufungen: die heuler, die Tanzer und die Beutler; das charakteristische Kennzeichen der Heuter und Länger ist ein grauer Silahut, welcher einem Suckers hut dhnlich sieht. Die Derwische bewohnen die Tele's oder Klös fter. Seder hat hier feine Zelle. Viele sind verheirathets Andere leben im Colibate. Einige derfelben find auch Handwerker oder betreiben Handelsgefchäftes Andere beschäftigen fich mit den Wife fenschaften und der Literatur. Diese Klaffe von Derwischen muß man nicht mit den Bettel Derwischen verwechseln, welche Gott zu dienen glauben, indem fie in Unwissenheit und Misiggang verbarren. Man begegnet biefen in den Straßen oder auf dem Lande, wo sie sich nackt oder mit Lumpen bedeckt, um die Hüften das Fell eines wilden Thieres gewunden, umhertreiben. In der einen Hand halten sie eine Lange, in der anderen einen Napf, und von ihrem Rücken hangt ein hölzerner, Löffel herab, mit dem fie das Ungeziefer, das es gernage, abfragen. Diese Derwische geben mit unbederftem haupte und immen moeder ihre Haare noch ihren Bart. Gewöhnlich sind sie fehr friedliebend, aber das unstate Leben, welches fe führen, raubt ihnen nicht selten die Vernunft und dann sind sie sehr gefährlich..

Der Fatalismus bildet bekanntlich einen Bestandtheil des res

ligiösen Glaubens der Muselmanner. ,,Gott hat's gewollt!" So stand's geschrieben!" find geheiligte Worte bei ihnen, auf die sich nichts erwiedern läßt. Der leßte Muselmann zeigt im Unglück mehr Philosophie als der strengte Stoïfer des Alters thums. Die Pest verwüstet jährlich die Türkei. Erwähnt man gegen die Türken die Verwüstungen derselben und macht sie dars auf aufmerksam, daß Europa nicht von dieser Krankheit heimges sucht werde, so antworten sie:,,Ihr send Ungläubige und widers stehet dem Willen Gottes." Oft stellen sie freilich unseren Klug, heite, Entschlüssen Argumente entgegen, gegen welche sich nichts einmenden läßt. Bu mir sagte einst ein Lürke:,,Ihr civilisirten Menschen habt kein Erbarmen. Wenn die Pest Einen der Euris gen erfast, so ergreift Ihr Alle die Flucht, und der Unglückliche sieht sich im Augenblick von seiner Familie verlassen und frems den Soldlingen preisgegeben. Bei uns ist der Kranke dagegen beständig von den Personen umgeben, die ihm theuer sind, mag er nun sterben oder leben bleiben." Die Muselmanner treiben die Verachtung der Gefahr noch weiter. Wenn ein Pestkranker stirbt, waschen und bekleiden ihn seine Freunde. Wenn sie mit der Leiche auf dem Kirchhofe anlangen, werfen sie ihre Taschen: tücher auf dieselbe, lassen sie während der ganzen Zeit des Ges bets auf derselben ruhen und ziehen sie erst dann zurück, wenn der Sarg in die Erde gesenkt wird.

Nach allem Vorangegangenen wird man wohl leicht glaus ben, daß die Art des Unterrichts in der Türkei noch viel zu wünschen übrig läßt. Indeß muß man anerkennen, daß die Ele; mentar Kenntnisse ziemlich verbreiter sind. Mit jeder Moschee ift eine Medraffe, öffentliche Schule, verbunden, an welcher befoldete Lehrer (Chodichas) allen Kindern unentgeltlich das Lefen und Schrei ben lehren. Außerdem giebt es noch höhere Schulen, wo Unterricht in der Theologie, der Poesie, der Arabischen Literatur, dem Perz fischen, der Philosophie des Aristoteles und in den Elementen der Geschichte, der Mathematik und der Geographic ertheilt wird. Die Arzneikunde steht in großem Ansehen bei den Türken. Aber die medizinischen Bücher sind ein wirres Gemisch von Vorschriften des Hippokrates, des Galenus und der Arabischen Aerzte, welche mit Phantastereien und lächerlichen Erzählungen reichlich durch woben sind. Seit einigen Jahren giebt es zwei medizinische Schulen im Orient: eine zu Konftantinopel und eine zu Kahira. Die erstere steht noch ganz in ihrer Kindheit, die zweite ist gut organisirt und in voller Thätigkeit.

Mannigfaltige

-Italianische Unterrichts und Eraminations; Methode. Folgender Bericht, den man als Zeitungs Artikel in Deutschland kaum glaublich finden wird, ist deffenungeachtet ein Hauptbestandtheil einer der legten Nummern der Römischen Notizie del Giorno (vom 25. April); auch interessant als Beispiel der Erziehung in den vornehmen Familien.,,Den Beispielen edler Jünglinge, welche, ihrer erhabenen Geburt und ihrer Reichthus mer ungeachtet, den Geist mit nüglichen Kenntnissen zu bereichern ein heilsames Verlangen tragen, reihet sich die Probe an, welche am 22sten d. Herr Pio de' Baroni Grazioli in feinem Palaste, in Gegenwart seiner theuren Aeltern, denen er sie darbrachte, und vieler durch Rang and Gelehrsamkeit ausgezeichneten Pers fonen, pon feiner erworbenen Ausbildung ablegte. Dieser lies benswürdige und fleißige Knabe von 15 Jahren, durch wahrhaft glänzende Fähigkeiten so wie durch seine frommen Sitten auss geseichnet, legres unter Leitung des Herrn Abbate Dr. Luigi Lenti, Ebrenstammerers Sr. Heiligkeit, zur vollen Zufriedenheit der Anwesenden feine Kenntniffe in der Lateinischen, Italianischen und Franzöfifchen Grammatik dar, zuerst in den allgemeinen Re gein, und Gefeßen derselben, sodann auch praktisch im Auffagen und Erffären pon Stücken aus denjenigen Autoren aller drei Sprachen, in welchen er sich bisher geübt hat. Mit eben so gus tem Erfolge bestand er ein rigoroses Examen in der Geographie, in welcher ihn der verehrte Herr Jouve tüchtig unterwiesen, in der heiligen und Römischen Geschichte, in der Heraldik, in der Kunde der Ritterorden und in der Mythologie. Er wußte in Allem trefflich Bescheid, ungeachtet ihm die mannigfaltigsten und abspringendsten Fragen vorgelegt wurden. Zulest, zur Befrös nung des Ganzen, produzirte er sich in der Musil, in welcher er sich des Unterrichts des berühmten Meisters Herrn Candido Zanotti erfreut, und trug unter lautem Beifall und herzlichem Zurufe der ganzen hohen Berjammlung schöne und schwere Klas vierstücke allein oder in Gesellschaft seines Weißters vierhandig vor, so wie er auch zum Gesange aus der Partitur begleitete, Alles mit großer Fertigkeit. Die Versammlung bestand aus den Eminenzen De Gregorio, Della Porta, Polidori und Ciacchi, dem Moni. Erzbischof von Palermo, dem Fürsten Albani, den Chrm. Generalen der Gesellschaft Jefu und der Minoriten u. f. w.. Zur wohlverdienten Belohnung seiner Fortschritte und dargeleg ten Kenntnisse erhielt er als Prämie von seinen zärtlichen Aeltern vier schöne golpene Medaillen mit passenden Inschriften, welche zu diesem Zwecke geprägt waren. Diese überreichten Subel aller Die Verwandten, die Erzieher, welche einem preiswürdigen Erempet folgen!"

Lebhafteteng bilder

ihm die obgenannten Kardinale umeriche einemüdlich die Söhne,

ren.

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