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die Karawane in einer geräumigen fruchtbaren Ebene und an den Ufern eines großen Fluffes ihr Lager aufschlug. Die uners meßlichen Heerden dieser kleinen Karawane führten die Einges bornen in starke Versuchung; sie machten verschiedene fruchtlose Angriffe auf das Lager; aber ein Theil der Begleiter Trechard's, die ihn verließen und fudwärts nach Natal fich wendeten, mußten ihr Wagniß Alle mit dem Leben büßen. Trechard selbst suchte mit den Uebrigen eine Zuflucht in dem Vortugiesischen Fort an der Delagoa Bai, wo er noch im Juli des vorigen Jahres auf ein Schiff wartete, das ihn nach der Kolonie oder nach Port Natal bringen könnte.

Die große Mehrzahl der auswandernden Boers ungefähr 3000 Individuen verweilte eine Zeit lang jenseit des Oranges Flusses, in den Ebenen, welche von den Flüssen Riet und Modder bewässert werden. Auf ihren Exkursionen nach Norden berührten fie das Gebiet des Mofelekatse, des bekannten Häuptlings der friegerischen Matabili. Schon im Jahre 1831 war dieser Haupts fing durch eine große aus derselben Gegend kommende Schaar bewaffneter und berittener Griqua's angegriffen worden, die einen Theil seines Viehes wegtrieben, aber bald darauf, von den wüthens den Matabili's bei nachtlicher Weile überrumpelt, fast sämmtlich mit dem Leben büßten. Seit jener Zeit gestattete Moselekatse feinem Fremden, von Süden her seinem Gebiete sich zu nähern. Er schickte ein kleines Heer gegen die Boers, welche, hinter ihren Wagen verschanzt, sich selbst und ihre Familien retteten, aber nicht verhindern fonnten, daß der Feind alle ihre Heerden 6000 Stück Rindvich und 40,000 Schafe wegtrieb. Dies ges schah im Oktober 1836. 3m Januar 1837 rückten 107 bewaffnete Boers mit einem eben so starken Hülfs Corps von Griqua's aus Westen gegen einen Gränzort der Matabili, wo man keine Gefahr befürchtete. Lassen wir nun den Verfasser selbst sprechen.

Gewissens oder durch die Vorstellungen der Miffionaire von dies fem Schritte abgemahnt worden. Er beschloß jedoch, dem Kös nige einen zweiten Besuch zu machen, und zwar dieses Mal mit einem Gefolge, das Seiner Majestát imponiren sollte. Unters deffen hatte Dingán von der blutigen, an Moselekatse verübten Rache gehört, und obschon diese Demuthigung seines alten Feins des ihm wohl behagte, so schauderte er doch bei dem Gedanken, so gefährliche Nachbarn zu haben, die ihm jeden Augenblick nicht besser mitspielen konnten, als dem Könige der Matabili. Auf die Kunde von dem zweiten Besuch, den die Boers ihm zuges dacht hatten, ließ er ihnen melden, er hoffe, daß sie Alle kommen wurden, doch ohne ihre Pferde mitzubringen. Ich für meinen Theil, feste er hinzu,,,werde Euch mit meinem ganzen Heere fingend und tanzend bewillkommnen, und ich ersuche Euch, ein Gleiches zu thun." In Folge dieser Einladung hielten Retief und seine Leute einen feierlichen Einzug in Dingan's Hauptstadt, feuerten ihre Gewehre ab und boten Alles auf, um der barba rischen Majestät von ihrer Geschicklichkeit als Reiter und in Hands habung der Waffen einen Begriff zu geben. Am folgenden Tage (6. Februar 1838) versammelten fie fich auf des Königs Bes gehr zu Fuß und unbewaffnet, um die friegerischen Tanze anzusehen. Die Krieger tanzten im Kreise um die Bauern herum und rückten ihnen dabei immer näher zu Leibe. Endlich erhoben fie auf ein gegebenes Zeichen ihre Streitkolben und gers schmetterten den Boer's, die sich einer solchen Begrüßung nicht verfahen, die Köpfe. Auf diese Weise tamen flebzig Bauern mit ungefähr 30 Knechten ums Leben. Ihre Waffen und zweis hundert Pferde blieben in den Händen der Amazulo's. Dingán entschuldigte feine verrätherische Handlung damit, daß die Boers ihm selbst nach dem Leben getrachtet hatten, woraus man abs nehmen kann, wie gefährlich es ist, Leute, die nicht ganz unbes waffer find, einschüchtern zu wollen. Dingán fagte außerdem, er sen ein Freund der Unterthanen des Königs George, wollte aber mit den Amabóro (d. b. den Boers), von deren zweideus tiger politischer Stellung er eine Ahnung gehabt haben mochte, ganz und gar nichts zu schaffen haben.

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Teinen Schimpf, und die Sllavin, welche zum Range einer rechtmäßigen Frau erhoben wird, tritt in alle Vorrechte ihres neuen Standes. Ist ein Mann mit dem Betragen seiner Frau unzufrieden, so kann er sich von ihr scheiden lassen. Zu diesem Zwecke begiebt er sich zum Kadi, legt demselben seine Beschwer Sen vor und erhält leicht die Aufhebung des Ehe Kontraktes. hat die Frau die eheliche Treue verlegt, und kann er dies bes weisen, so verliert sie ihre Mitgift; in anderen Fällen nicht. Die Kinder verbleiben dem Manne. Den Frauen hat indeß das Ges feß fo gut wie den Männern das Recht gegeben, auf Scheidung anzutragen. Auch fie können dem Kadi ihre Beschwerden vors tegen, und wenn dieser fie begründet glaubt, entscheidet er au Gunsten der Frau. Mißhandelt ein Mann eine Frau, so braucht fie ihn nicht eher in das Haus einzulassen, als bis sie ihre Klage beim Gericht eingereicht hat. Versucht der Mann, mit Gewalt in das Haus zu bringen, so hat er eine strenge Bestrafung su fürchten. Es giebt sogar einen Fall, in welchem die Frau die Scheidung erlangen tann, ohne ein Wort zu sagen. Hat der Mann etwas gethan, was der Moral oder dem Schamgefühl sus wideriduft, fo begiebt sich die in ihrer weiblichen Würde ges tränkte Frau zum Kadi, zieht ihren Pantoffel ab und stellt ihn verkehrt zu den Füßen des Richters nieder. Damit ist Alles ges fagt und die Ehe unwiderruflich gelöst.

Man könnte hiernach glauben, daß die Chefcheidungen in der Türkei sehr häufig vorkommen; dem ist indeß nicht so. Die Meinung, welche auch hier mächtiger als die Gefeße ist, brands markt diejenigen, welche von diesem Vorrecht einen Mißbrauch machen. Für die ehebrecherische Frau ist die Scheidung eine Strafe, jedoch befiehlt das Gefeß, derjenigen zu verzeihen, welche ihren Fehler bercut und Beweise der Reue giebt. Hat der Ches mann teine Beugen, und feugnet die Frau, so muß der Mann dreimal schwören, daß sie schuldig ift; erhärtet aber die Frau Ueberlegenheit viermal unschuldig ist, so muß

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zurücknehmen. Die ebebreberie tice older are mus er fe

anderen Religion wird mit dem Tode bestraft, wenn sich nicht
anders der Liebhaber zum Islam bekehrt und sie heirathet. Dies
fes so ftrenge Gesez ist mehr die Eingebung des Nationalstolzes,
als der Unduldsamkeit; der Beweis dafür ist, daß, wenn ein
Turke verbotenen Umgang mit einer nichttürkischen Frau pflegt,
er bloß mit einer Polizeiftrafe belegt wird. Dabei darf man
nicht vergessen, daß in der Türkei die Nationalitäten sich an die
Religion knüpfen, und daß hier nie eine Verschmelzung der Volkss
stamme stattgefunden hat.
bnd oh

Lord your ma non igfaltigens.

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vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 58.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohlsbl. Post - Aemtern,

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Italien.

Literarisches und wissenschaftliches Treiben in Rom.

....

Aus dem Schreiben eines Deutschen.

Berichte über die neuen literarischen Erscheinungen zu geben, hat hier eigene Schwierigkeiten. Es giebt keinerlei Jn ftitut, durch welches dieselben dem Publikum bekannt gemacht würden. Im Diario di Roma findet man nur gelegentlich eins mal eine Bücher: Anzeige. Der gewöhnliche Weg der Bekannts machung ist das Anschlagen von Programmen an den Straßens Ecken. Die neuen Bücher werden übrigens in den Verlags Handlungen ausgelegt, und es ist hier nicht unanständig, sich in den Laden hinzusehen und die ausgelegten Bücher, so lange man Luft hat, au durchmustern und zu lesen. Einige Leses Kabinette giebt es, welche nur ausländische Journale halten. Die Verlagss Handlungen sind sehr verschieden von den unsrigen. Man muß fagen, daß sie eigentlich nur Druckereien sind, und daß die Bücher im Selbstverlage der Verfasser erscheinen. An ein Beziehen anderwäris verlegter Bücher ist kaum zu denken. Was man kaufen will, sucht man da, wo es verlegt ist. Die Detailgeschäfte find unseren antiquarischen Buchhandlungen ähnlich. Man finder in denselben eine große Menge alter und oft sehr guter Bücher, insbesondere philologischen und theologischen Inhalts, meistens aber hoch im Preife.

Die Italianer find große Bücherliebhaber. Sie legen gern umfassende Privat Bibliotheken an, welche mehr Hausrath" als gelehrte Küsikammer sind. Daher halten sie sehr auf wohlkons servirte Exemplare, breite Ränder (barbe), Pracht. Ausgaben, stattliche Einbande. Die Literaten besigen oft Werte aus allen Fächern neben einander und darunter Seltenheiten in Menge. Man überzeugt sich davon am besten auf den Nachlaß Auctionen, die den Winter über fast ununterbrochen abgehalten werden. Es fanden in diesem Winter oft drei Auctionen zugleich statt. Man konnte bemerken, daß gewisse Bücher in feiner einzigen der vers steigerten Privat Sammlungen fehlten, z. B. Winkelmann's Werke, die vier großen Dichter, besonders aber Dante, Boccaccio's Delameron, Verri's Nächte, Manzoni's Verlobte, Cafti's animali parlanti, zahlreiche Ausgaben der Kirchenvater, Maffei's Verona illustrata, Cappellari's (Gregor's XVI.) Triumph des heil. Stuhls und der katholischen Kirche, unzählige Ausgaben der Klaffiter, unter denen die Griechischen so wie die Griech. Kirchenväter nicht leicht ohne Lateinische Ueberseßung vorkommen und besonders die Ausgaben in usum Delphini beliebt scheinen, vor Allem Micali's Geschichte der AltsJtalischen Völker und Langi's saggio di lingua etrusca. In den Auctions Katalogen find die typographisch auss gezeichneten Ausgaben, wie die Aldinen, die von Bodoni und Cominus, immer in gesperrten Lettern angezeigt, und die Bemers tungen,,Selten; sehr gesucht; nicht häufig; colle barbe" fehren unaufhörlich wieder. Die verbotenen Bücher sind mit einem Kreuz bezeichnet, und in den Avvertimenti der Kataloge ist ges fagt, daß diese nur solchen Personen, welche die,,Licens, fie au lefen, vorweisen", verabfolgt werden sollen; wenigstens erhält jeder Fremde ohne Weitläuftigkeiten die erstandenen Sachen. Deutsche Bücher Pamen in den Katalogen gewöhnlich mit sehr verstümmelten Titeln vor, unter diesen einmal Grimm's Kinder und Hausmahrchen; solche waren wohlfeil zu erstehen, während die übrigen Bücher, hauptsächlich philologische, archdologische und historische, befonders, wie es schien, durch die vielen Englander, sehr hoch getrieben wurden. Indeffen war es auffallend, daß in einigen Verkaufs Lokalen die Preise durchweg höher gingen, als in anderen. Die Auctionen werden in Buchhändlerladen ab gehalten. Vormittags findet man die Bücher nach der Nummer aufgestellt auf Tifchen in der Mitte des totals. Man trifft dort um diese Zeit eine Menge von Kaufluftigen an, die sich zum Besehen derselben versammeln, und bat. Gelegenheit, Bekannt schaften anzuknüpfen, sich zu unterbalten, ein oder das andere Buch herauszugreifen und zu lesen, au welchem Geschäfte Stühle. an den Wanden umber. hinlängliche Bequemlichkeit darbieten.

Diese Eigenthümlichkeiten würden nicht so ausführlicher Ers wahnung werth seyn, wenn sich darin nicht der hiesige literarische Betrieb allzu auffallend abfpiegelte. Aus dem Getöse unferes literarischen Marktes glaubt man sich in eine Gesellschaft von

Schatten mährchenhaft verfeßt, welche die Komödie ihres vers schollenen Lebens immer wieder von vorn spielen. Der brausende Kampf der Geister in der nördlicheren Welt sendet kaum einen leisen Laut heraber. Nur etwa auf dem Felde archdologischer Wissenschaften wird von den Arbeiten der transalpinischen Ges tehrten einige Notiz genommen. Dies Feld bauen in Italien einige ausgezeichnete Gelehrte an, wie der inschriftenkundige Borghesi, der um Münzenkunde verdiente Cavedori, der fleißige Topograph Nibby, der um die architektonischen Monumente stets berühmte Canina. Aber die Mehrzahl der hiesigen Literaten pflückt auf den Gräbern einer dahingeschiedenen Gelehrsamkeit müßige Blumen, oder tanzt, wie der Jude im Mährchen, zum Gefiedel einer maßlofen Phantasterei unter dem Dorngefträuch unfruchts barer Citate herum, daß die Feßen fliegen. Das Band, welches noch einigermaßen die Italianische und transalpine Archäologie verknüpft, ist das Institut für archäologische Korrespondens, wels ches Deutschem Sinne und Deutschem Ernst seine Entstehung und seine Erhaltung verdankt. Die Italidnische Wissenschaft kann nicht zur Blüthe lommen, weil der häßliche, gefräßige Wurm der Eitelkeit an der Wurzel nagt und der böse Thau der Selbstsucht sie mit seinem zerstörenden Gifte befällt. Keine gegene feitige Förderung ist möglich, weil mit elender Eifersucht Jeder seine Schäße hütet, bis er selber damit prahlend hervortreten mag. Die Bibliotheken werden verschlossen, sobald ein Ausländer ein Ineditum irgend einmal aufgespürt. Die einzelnen Gelehrten. spioniren einander aus, um sich die Bissen vor dem Munde wegs zuschnappen. An fördernde Kontroverse ist nicht zu denken, weil man, selbst nach Weihrauch lüstern, aller Welt lobhudeln muß. Daher entsteht die Forderung an den hiesigen Gelehrten, jeden Mitstrebenden, dessen er irgendwo Erwähnung zu thun hat, preisend in die Wolken zu erheben, den Namen dessen aber, den er zu widerlegen gedenkt, höflich zu verschweigen. Ich übertreibe nicht. Ich habe erlebt, daß in Aufidßen für hiesige periodische Schriften die bescheidenste und ehrendste Rüge einer von Italids nischen Gelehrten aufgestellten Ansicht von der Redaction gestrichen wurde, während jede schmeichelhafte Lobpreisung herzlich will kommen war. Daß die Wissenschaft unter dem Druck der geist lichen Censur seufzt, darf auch nicht überschen werden. Eine fürzlich aufgestellte geistreiche Vermuthung über das bekannte Tullianische Gefängniß, nach welcher der Name nicht vom König Tullius, sondern von dem Wort Tullas (Springwaffer) herges leitet und demgemáß der Legende entgegen, daß St. Petrus den Brunnen daselbst durch ein Wunder hervorgerufen, erklärt wird, scheint die kirchliche Censur nicht passiren zu wollen und wird vermuthlich nicht hier bekannt gemacht werden dürfen." Hieran wird man aber hoffentlich in Deutschland nicht eben Aergernis zu nehmen Ursach haben. Denn ein solches Wunder gehört zu den wesentlichen Glaubenssdßen der katholischen Kirche, und man ist eben so berechtigt, von einer Kritik derselben Gefahr für die Fatholische Religion, als bei uns Gefahr für die Autorität der Bibel von der Kritik ihrer Erzählungen zu fürchten. Ba

In Bezug auf die Belletristik kann ich Ihnen keinen besseren Trost geben. Sie leidet gar zu sehr an epileptischen Zufällen. Für die Akademieen, die geistlichen und weltlichen, werden noch Simmer Jahr aus Jahr ein Sonnette, Kanzonen, blumige Reden und altmodisch gallonirte Abhandlungen geschnißelt und geschnei dert, von denen die Journale fich nähren und die Zeitungen pomphaften Bericht geben. Größere Bettelarmuth, als in den hiesigen Zeitschriften und Zeitungen, ist taum auf den hiesigen Straßen zu finden. Ueberall blähet sich die Lobhudelei, der Phrasenschwulst, die Eitelkeit, der mitleidwerthe Stolz auf der Vorfahren Verdienst und Herrlichkeit.

ranfrei

13.

Die sieben Saiten der Lyra, er m
Dramatisches Gedicht von George Sand.
(Forchebung.)

Albertus (allein). Jhr, die Ihr Euch der Freude hingebt, 3hr, deren Leben nur ein Fest ist, Ihr junges Blut, deren muns tere Stimmen rufend und antwortend durch die Gebüsche ers klingen, wo 3hr wie flüchtige Nachtschmetterlinge un die Lichter

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Was vernahm mein Ohr? Mir schien, als antworte eine Stimme mit harmonischem Seufzen auf die Klage, die meiner Brust entströmte. Wenn es Helenens Stimme ware! Sollte meine Pflegetochter von den geheimen Schmerzen ihres alten Freundes gerührt seyn? Der matte Schimmer dieser Lampe.... Nein! ich bin allein! -D, nein! Helene schläft. Vielleicht irrt fie so eben im Traume, an Wilhelm's Arm fich lehnend, auf dem Moose des Parks im azurnen Scheine des Mondes umber, oder tanzt dort unten im Gebüsch, verschönert durch den Glans von hundert Fackeln, umringt von Hunderten junger Musensöhne, welche die Anmuth ihrer Bewegungen, die Leichtigkeit ihrer Füße bewundern. Helene ift stola, glücklich und geliebt.... Vielleicht liebt auch fie.... Doch meiner gedenkt sie wohl nicht. Wer könnte an mich auch denken? Ich bin von Allen vergessen, Jedem gleichgültig. Wer weiß, vielleicht sogar gehaßt! Gehaßt! o entsehlicher Gedanke! (Ein klageton erklingt aus der Lyra.)

Fürwahr, meine Sinne täuschen mich nicht; hier tönt Ges fang, und eine Stimme flagt mit mir.... 3ft es der Abends wind, der durch die Jasminbüsche am Fenster sduselt? Ist es eine Stimme vom Himmel, die durch die Saiten der Lyra Flingt? Nein, diese Lyra ist stumm, und ganze Menschengeschlech ter find vorübergezogen, ohne den erstorbenen Ton ihres Innern zu wecken. So erstarrt und stirbt ein edles Hers in der Nähe der Gleichgültigen ab, die es vergessen oder verkennen. Lyra, Bild meiner Seele! unter der Hand eines großen Künstlers hättest du göttliche Töne ausgehaucht; wie du aber hier stehst, verlassen, verstimmt, als eitler Zierrach zur Augenweide auf den Sims gestellt, bist du nichts als eine prächtige Maschine, ein aierlich gearbeiteter Kasten, ein Leichnam, zwar ein künstliches Werk deines Schöpfers, worin aber kein Herz mehr schlägt und wovor Jeder mit Schrecken entflieht.... Nun wohl, so will ich dich aus deinem starren Schlaf erwecken. Ein todtes Instru ment erklingt nur unter der Hand eines Todten.... (Er nähert fich dem Sims und nimmt die Lyra herunter.)

Was beginne ich, und welch' ein thörichter Wahn kömmt über mich? Könnten die schlaffen Saiten dieser Lyra selbst Töne aushauchen, meine ungeschickte Hand ware nicht im Stande, fie den Regeln der Harmonie zu unterwerfen. Ruhe in Frieden, aite Reliquie, Meisterstück einer mir unbekannten Kunst; du haft für mich einen anderen, köstlicheren Werth, ich sehe in dir das Vermächtnis einer Freundschaft, die ich nie entweihte, das uns terpfand einer Adoptirung, deren Pflichten ich treu erfüllen werde. (Er stellt die Lyra wieder auf den Sime.)

Ich will versuchen, diese Arbeit zu vollenden. (Er fest sich an feinen Tisch. Nach einigen Minuten des Nachdenkens spricht er weiter.) Mit welcher Gluth Wilhelm meines Mündels gedenkt! D, wie mächtig ist die Liebe! Unglückselige Leidenschaft! Der, welcher dir Troß bietet, befigt Muth; wer dich leugnet, ist wahnwißig.... Wird Helene den zum Gatten erwählen, den sie schon einmal aus geschlagen?.... Hans scheint ihr lieber zu seyn. Hans hat mehr Geist, Wilhelm aber ein zärtlicheres Hers, und die Frauen finden wohl mehr Vergnügen daran, heiß geliebt, als gut geleitet und wohl berathen zu werden. Auch Karl ist verliebt in fie; ein leichts fertiger Mensch, aber ein sehr hübscher Junge. Die Weiber jedoch find selbst leichtfertig und eitel; ein hübsches Geficht Werth in ihren Augen als ein hoher Geit. hat also mehr Die Weiber! Kenne ich denn die Weiber! Welche Wahl wird Helene treffen? Was fümmert es mich?.... Ich werde Beste für ihr Glück scheint, aber dr the rathen, was mir das nach ihrer Wahl werde ich fie vermählen.... Möchte boch dies schöne, reine Geschöpf nie burch den Hauch niedriger Leidenschaften entweiht werden! Doch -set sis de dus

ich arbeite ja nichts.... Meine Lampe brennt düsterer. schon genug

will su ichlafen versuchen, mit Lages anbruch werben roht meine Schüler mich wecken. (Er firedt sich auf fein Lager.) Helene hat keine hohen Geisteskräfte. Sie besigt gefunden Verstand und ein rechtliches Gewissen; aber ihre Begriffe sind beschränkt, und die geringste geistige Anstrengung verwirrt und ermüdet fie... Wilhelm past besser für sie als Hans.... Doch ich beschäftige mich zu viel damit. Jest ist nicht der Augenblick dazu. Gott, lenke nach Vernunft und Gerechtigkeit die Gefühle meines Hers zens und die Thätigkeit meines Seyns. Sende mir Ruhe... (Er schläft ein.)

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Mephistopheles (der aus der Lampe hervortritt, in dem Augenblick, wo sie erlischt); Albertus (eingeschlafen).

Mephistopheles. Was ist es doch für ein jämmerliches und langweiliges Geschäft, über einen Philosophen zu machen. Ich bin wahrhaftig verkümmerter und trübfeliger als die Flamme. dieser Lampe, durch die ich, zu meiner Belustigung, den Schattens ris Helenens und ihrer Liebhaber auf sein Papier fallen ließ. Diese Logiler sind mißtrauische Geschöpfe. Da arbeitet man wie eine Spinne um ihr kaltes Gehirn und sucht sie in dem Neß der Dialektik zu fangen; plößlich schlagen sie hintenaus und vers stricken den Teufel in feine eigenen Neße. Blis Element! fie brauchen das Vernünfteln, das ihr Meister sie gelehrt hat, um sich gegen ihn aufzulehnen! Dieser hier bedient sich des demons strirenden Verstandes, um zum Glauben zu gelangen, und was die Anderen ins Verderben stürzte, rettet ihn aus meinen Krallen. Mystischer Pedant, Du machst mir mehr zu schaffen, als Meister Faust, Dein Vorfahr. Es müssen wohl in Deinen Adern einige Tropfen von dem Blut des zärtlichen Gretchens fließen, daß Du Dir beikommen läsfest, mit dem Herzen begreifen zu wollen! Aber fürwahr, man weiß nicht mehr, was aus der Menschheit noch werden mag! Da haben wir Philofophen, die zu gleicher Zeit erkennen und empfinden wollen. Ließen wir sie ungestört ihr Wesen treiben, so würde der Mensch uns gar bald ents schlüpfen. Holla, 3hr guten Meister! glaubet immer und send abgeschmackt, das wollen wir uns gern gefallen laffen; aber unterfangt Euch nicht, ju glauben und weise zu seyn. Dahin soll es nicht kommen, so lange der Teufel dies erbarmliche Stück Land in Pacht hat, welches Ihr die Welt zu nennen beliebt. Ich werde also wohl anders mit Dir verfahren müssen, mein lieber Philofoph, als mit weiland Doktor Fauft. Dem fehlte es weder an übermächtigen Trieben, noch an großartiger Jcfucht; in dem Augenblick aber, wo der Tod ihn davon befreien sollte,.. da der Unsinnige die Geduld verlor und es bedauerte, das Leben nicht besser benußt zu haben, wußte ich ihn zu verjüngen und schleuderte ihn in den Sturm. Sein falter Geist wäre geradess weges der Wahrheit zugeeilt, hatte ich nicht zur rechten Zeit seine Leidenschaften erhißt und eine Flamme in ihm entzündet, durch welche Frau Base Gewissen im Handumdrehen erstickt wurde. Aber bei diesem hier ist zu fürchten, daß die Leidens schaften dem Glauben aufhelfen. Er hat mehr Gewissen als der Andere; der Stols vermag wenig über ihn, die Eitelkeit nichts. Er hat die Leppigkeit so tapfer überwältigt, daß er fähig ist, die Engelswonne su begreifen und mit seiner Margarethe sich zu retten, statt sie mit sich zu verderben. Mit Deinem Herzen habe ich es also zu thun, mein werther Philosoph; habe ich dies ges tödtet, so wird Dein Gehirn sich bald zum Ziele legen. Nun, so sen denn dies Herz ein wenig geplagt, das sich vermißt, sym pathetisch schlagen zu wollen, und statt es zu verjängen, werde es unter der Eiskrufte eines frühzeitigen Alters begraben. Ich muß damit anfangen, Helenen in seinen Augen zu entwürdigen, oder dumm zu machen, indem ich sie mit einem Tölpel verhei rathe; aber freilich, es würden sich auch dann noch Tröpfe finden, die ihre häuslichen Tugenden zu idealisiren wäßten. Besser ist. es, ich gebe fie der Schande preis und überliefere fie all' den Philosophen Lehrlingen, die das Haus von früh bis Abend bes lagern, zu gemeinsamer Beute. Sieht er fie im Schmuß, fo wird unser tapferer Grübler Abscheu bekommen vor Jugend, Schönheit und Unwissenheit. Alles wird ihm dann verbrecherisch erscheinen, was nur irgend einen romantischen Anstrich hat, er wird zum völligen Schulfuchs werden, und da ist es, wo ich feiner warte. - Jest wollen wir ein wenig zu dem Mädchen. Ich habe da einiges treffliche Ungeziefer, das mag ihr über die Stirn spazieren, während sie schläft. Aber es ist noch ein hindernis zwischen ihr und mir, das muß ich erst aus dem Wege schaffen. Ich dachte mich dessen zu bedienen, um den Philofophen durch Enthusiasmus zu Grunde zu richten. Schlage ich das ents gegengeseßte Verfahren ein, so muß ich den Talisman vernich ten, der hier die Flammen des Herzens entzünden würde. Holla, ihr Kobolde und Heren, hierher, ihr wackern befrallten Diener! Ergreift die Lyra und zerreißt sie in Stücken mit Euren Klauen, vernichtet sie zu Asche mit Eurem hauch. - Nur schnell!

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Nur schnell! nur schnell! die Lyra zerbrochen! Ein rebellischer, Geist, der dem Willen der Hölle getroßt, bewohnt ihren mystischen Schoß. Ein Zauber halt ihn gefeffett. Zerbrecht seinen Kerter, auf daß er zurückkehre zu seinem Herrn und Meister und nicht mehr Umgang pflege mit den Menschen. Nur schnell! nur schnell! die Lyra zerbrochen! und aulahopvida duolleitas uglia dolip Tuole aim..

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Geist, der Du einst

chelft, durch Sühne gelduren Bruder warst und jest Dir schmeis

und wieder aufgenommen zu fenn in die Reihe der himmlischen Mächte, Du sollst heraus, damit Dein Gebieter Dich wieder empfange und sichuige! Du wirst Dich von Deiner Schuld nicht reinigen, und wirktest Du noch so viel zum Heile der Menschen. Nur schnell! nur schnell! die Lyra zerbrochen!

Die Stimme der Eyra. Zurück, Larm der Hölle! Du vermagst nichts über mich. Eine reine hand muß mich erlösen. Umsonst, Berfluchter, erregst Du mit heiserer Stimme Deine Saaren gegen mich. Ein einziger himmlischer Ton bestegt alles Gebrüll der Hölle. Hebt Euch weg und verstumme!

Meph. Was muß ich sehen? Meine Schaaren ergreifen voll Schrecken die Flucht! Diese gefesselte Kraft soll mächtiger seyn als ich in meiner Freiheit?

Chor der Höllengeifter. Gott erlaubt Dir, zum Bösen zu reizen, aber Du selbst kannst es nicht vollbringen. Du vers magst keinen Strohhalm im Weltall von seiner Stelle zu bes wegen; Du gießest Dein Gift in die Herzen, aber Du kannst feinen Wurm tödten. Dein Saame ist unfruchtbar, wenn der Mensch ihn nicht durch seine Uebelthaten befruchtet, und der Mensch ist frei, er fann einen Teufel, er kann einen Engel in seinem Schoß ausbrüten.

Meph. Schon erwacht mein Philosoph. Ich muß sehen, ob ich nicht einen Sterblichen finde, der wie ein Teufel die Must haßt und die Lyra mir zerbrechen hilft. (Er fährt ab.)

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Alb. (erwachend). Ich vernahm eine himmlische Musik; die Wunder der Harmonie, für die ich niemals einen Sinn hatte, find im Traume mir offenbar worden. - Wer aber könnte in der Wirklichkeit eine solche Harmonie mich wieder hören lassen? Hat doch mein eigen Hirn nicht den geringsten Nachhall davon bewahren können. Dennoch schien es mir, als müsse ich bei meinem Erwachen zu singen im Stande fenn, was ich gehört. Aber schon ist Alles entschwunden, und ich höre nur den durchs dringenden Schrei der erwachenden Hähne. Der Tag ist da. Frisch wieder an die Arbeit, denn meine Schüler werden fom men, und ich bin auf meine Lection noch nicht vorbereitet. (Man flopft.)

Schon da! Es sollte jeder Lehrer ein heirathsfähiges Mad cben bei sich haben; das ist ein wunderbarer Sporn für die Schüler, fein Haus zu besuchen! Doch weiß ich nicht, ob die Philosophie viel dabei gewinnt, und ob der Philosoph sehr stolz darauf fenn darf! (Er geht und öffnet.)

Vierte Scene.

hans, Karl, Wilhelm, Albertus.

Albertus. Send mir gegrüßt, meine theuren Kinder! Ich bewundere Eure Pünktlichkeit. Ehemals war ich oft genöthigt, Euch zu wecken, jest aber laßt Ihr mich laum ausschlafen.

Hans. Mein theurer Meister, wir glaubten nicht, Euch durch unser zeitiges Kommen zu stören, denn als wir unter Euren Fenstern vorübergingen, hörten wir Musil.

Alb. Du scherzest, mein lieber Hans. Hier im ganzen Hause versteht Niemand etwas von Musik, und Ihr wißt wohl, welch ein Laie ich in dieser Hinsicht bin.

Wilh. Deshalb waren wir auch ganz erstaunt, aus Eurem Bimmer wahrhaft bezaubernde Töne au hören. Wir bildeten uns ein, Ihr hättet endlich Helenen gestattet, Musik Unterricht zu nehmen, und es befande fich irgend ein geschickter harfen oder Klavier Lehrer bei ihr; denn wir waren Alle ungewiß über die Art des Instrumentes, von dem jene bezaubernden Töne her rührten.

Alb. Sprecht Ihr wirklich im Ernst? Ich befiße fein andes res musikalisches Instrument, als diefe alte tyra von Adelsfreit, und 3hr wißt, daß fie in zu schlechtem Zustande fich befindet, um auch nur irgend einen Ton hervorzubringen. Doch muß ich Euch eingestehen, daß ich selbst so eben wdhrend meines Schlafes eine herrliche Melodie zu vernehmen wähnte. Ich hielt das für die Wirkung eines Traumes, doch nun muß ich glauben, daß irgend ein Musiker fich in meiner Nähe angesiedelt hat.

Karl. Vielleicht beschäftigt sich Helene ohne Euer Wiffen mit Musit. Ich wette, fie verbirgt eine Zither oder so etwas unter ihrem Bett und spielt während Eures Schlafes. Und, theurer Meister, weshalb widerstrebt Ihr auch ihren Reigungen? Es ist genug, daß ihr zu Lebzeiten ihres Vaters diese Entbehrung auferlegt wurde. Die Aerzte tappen alle im Dunkeln, wie könnt Ihr ihnen nur irgend vertrauen.

Alb. In dieser Hinsicht haben die Aerzte vollkommen Recht, mein theurer Karl. Jede nervöse Erregung wirkt schädlich auf den neuralgisch gereisten Zustand des jungen Mädchens, und alle meine Wahrnehmungen über die physische Gesundheitslehre führ ten mich zu demselben Resultat, wie die Beobachtungen der Aerate hinsichtlich der physiologischen Hogieine. Seele und Kör per bedürfen der Ruhe, um das Gleichgewicht wieder zu erreichen, das die Gesundheit und das Leben beider bedingt. Ein schneller Erfolg fronte meine Bemühungen, wie Ihr seht. Während eine regelmäßige und heilsame Didt die Gefundheit meines Pfleglings wieber herstellte, führte eine väterliche weise Belehrung ihren Geist wieder zu der flaren Beurtheilung der Dinge surud. Ich war der Arzt ihrer Seele, und ich genoß das Glud, dieses scone Gebild wieder zu erleuchten und su fräftigen. Derjenige von Euch, dem einst Helenens Hand zu Theil wird, muß in mir einen Bater, ja noch mehr als dies, fchen.

Wilh. Ja, sicherlich einen Schußengel, einen von Gott gesendeten Freund. Welch Glück, solche Wunder vollziehen zu Pönnen, mein theurer Meister!

Karl. Glaubt Ihr wirklich, Meister Albertus, daß Helene viel Anlagen zur Metaphysil habe? Wir scheint, daß ihr Vers trauen mehr bei ihr wirkt, als ihre Ueberzeugung. Sie hegt für Euch eine völlig blinde Verehrung, die freilich nichts als findliche Liebe ist; aber wenn sie die Philosophie begreift und Geschmack an Eurem Unterricht findet, so will ich Strebse nach Jerusalem treiben.

Hans. Berzeiht ihm seine etwas trivialen Reden. Doch muß ich Euch ebenfalls, nur in anderen Ausdrücken, ziemlich dasselbe sagen. Ich bewundere und fegne Euch dafür, daß es Euch gelungen ist, durch moralische Einwirkung den Jrrfinn uns serer theuren Pflegefchwester zu heilen; doch erlaubt mir, daß ich in Bezug auf fie mich mit Euch in eine rein spekulative Erörtes rung einlaffe. Noch ist es nicht Zeit, um Eure Vorlesung zu bes ginnen; gestattet uns also, noch einige Augenblicke zu plaudern, denn Eure Unterhaltung ist stets für uns belehrend und wohlthätig. Alb. Meine Zeit ist Euch geweiht, lieben Söhne. Oft bes lehre ich mich mehr, wenn ich Euch zubore, als wenn ich Euch antworte, denn Ihr wißt viele Dinge, die mir unbekannt sind, oder die ich vergessen habe. (Fortseßung folgt.)

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Deffentliches und Privatleben in der Türkei.

III. Das Berhältniß der Sklaven.

Nach den Ehen fömmt bei dem Studium des orientalischen Lebens vorzüglich die Sklaverei in Betracht. Die in der Türkei eingeführte Sllaverei ist ganz verschieden von der, welche die Alten fannten, aber sie ist weit weniger streng, als die in den Kolonicen. Die Sllaverei in der Türkei ist kein Schimpf, da alle Groß würdenträger freigelassene Sklaven find. Die Sultane selbst find nicht Söhne von Sklavinnen, denn die Reichsgefeße verbieten dem Herrscher, unter den Bewohnern des Reichs eine Gattin zu wählen. Man behauptet, dies Gefeß sen zu einer Beit geges ben worden, wo die rechtmäßige Gattin des Sultans nach einer Niederlage in die Hände der Feinde gefallen fen. Die Sllaven beider Geschlechter werden von ihren Herren mit den größten Rücksichten behandelt, und es ist in der That nicht unmöglich, daß die junge Sklavin die Gattin eines hochstehenden Mannes und der junge Sklave Schwiegerjohn des Sultans oder Wefir werde. Wenn indeß auch nicht alle Sklaven auf eine so glans sende Zukunft zu hoffen haben, so dürfen fie doch wenigstens eine milde Behandlung erwarten. Die Gemeinschaft der Relis gion zwischen dem Herrn und Sllaven knüpft ein heiliges Band zwischen ihnen, und wenn der Herr zuweilen feine Verpflichtuns gen aus den Augen seßt, so bestraft das Gefeß diese Unterlassung mit der größten Strenge.

Wer einen Sllaven durch üble Behandlung zur Arbeit uns thatig macht, muß ihm die Freiheit schenken und für feine Bes dürfnisse forgen; beträgt sich der Herr bloß hart und tyrannisch, so fordert der Sllave seinen Verkauf, und er kann diesen Antrag fo lange erneuen, bis er einen guten und menschlichen Herrn findet. Nach dem Gefeß find die Kinder von Sklaven auch Sllaven, aber es giebt wenig Beispiele von einer solchen Forts dauer der Sllaverei; denn wenn die Kinder vom Herrn selbst gezeugt find, so gebietet ihm die Stimme der Natur, fie anzus erkennen und die Mutter freizulaffen. Sind die Kinder die Frucht einer Sllapen Ehe, so gebietet die Sitte dem Herrn, fie freizus lassen und sie auszustatten. Da übrigens das Türkische Voll mild, religios und moralisch ist, so dürfen Sklaven, welche fich gut betragen, auch bald freigelaffen zu werden hoffen. Es bieten ich dazu mehrere Gelegenheiten dar. Wenn der Muselmann einen Sohn zu erhalten wünscht, so gelobt er, einer gewiffen Anzahl Sklaven die Freiheit zu schenken; ist ein theurer Kranter in Gefahr, so thun sie dasselbe Gelübde. Die Hochzeit eines Sohnes oder einer Tochter wird ebenfalls selten gefeiert, ohne daß deren Amme und Jugendgefährten die Freiheit und ein Ges ichent erhalten. Auch die Sterbenden unterlassen gewöhnlich nicht, in ihrem Teftament den Sllaven die Freiheit zu sichern.

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