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und war flug genug, feinen Pflug um der Politik willen nicht su verlassen. Es blieb also immer noch ein Deputirter zu ers nennen, aber von unserer dreimal geschlagenen Partei war nichts mehr zu hoffen, denn bei den Wahlen wie im Kriege zieht jede Niederlage bedeutende Defertionen nach sich. Doch erachtete es die Kabale für nöthig, sich mit den Wählern von Bars furs Aube zu vergleichen; sie schlug denselben vor, einen Deputirten aus ihrer Mitte zu ernennen, nur müsse ich es nicht seyn. Nach langen Berathungen über die Wahl ernannte man endlich einen Sachwalter aus Brienne, Herrn Jauny, dazu, der 25 Jahre lang in Paris auf der Advokatenliste gestanden hatte, ohne auch nur einen Prozeß zu führen oder fich irgendwodurch bekannt zu machen. Als man auf diese Weise den Wünschen Bars sur Aube's genügt zu haben glaubte, wollte man sich auch mit Joins ville versöhnen. Man kam auf den Einfall, einen Stellvertreter zu ernennen, und einige der Wähler begaben sich zu Herrn Becquen, um ihn zu fragen, ob er dieses Amt übenehmen wolle. Er war gerade abwesend, und die Wähler konnten nur mit uns ferem gemeinschaftlichen Wirthe, Herrn Guillaume, sprechen, der von sehr kurzweiliger Laune war und sich trefflich darauf vers stand, selbst die ernstesten Angelegenheiten auf scherzhafte Weife zu behandeln; er antwortete den Wählern:,,Weine Herren, Sie erzeigen Herrn Becquen sehr große Ehre, doch zweifle ich, ob er sich dem sehr schweren Amie des Stellvertreters unterziehen werde; er ist dazu nicht fräftig genug. Sie haben Herrn Morel gewählt, der frank seyn soll, Herr Jaung ist nur ein halber Mensch, und Herr Becquen hat auch keine feste Natur; Gomberts tes Chevaur sollten Sie zum Stellvertreter auswählen; der würde im Nothfall Ihre ganze Deputation auf seine Schultern laden," Vergebens machten die Anwesenden unseren spaßhaften Wirth darauf aufmerkjam, daß seine Scherze hier gar nicht am rechten Orte fenen, und daß es besser ware, sich nach Herrn Becquen umzusehen, weil keine Zeit zu verlieren sen.,,,Ganz recht, meine Herren, Sie haben keine Zeit zu verlieren", erwiederte Herr Guillaume, ich mache mich auch sogleich auf den Weg, um Gombert les Chevaur vorzuschlagen, und ich kehre nicht eher in mein Haus zurück, als bis ich seine Ernennung durchgefeßt habe. Es geht die Rede, ich sen kein guter Patriot; jest soll man meis nen Eifer kennen lernen." Er warf seine Nachtmüße bei Seite, die er stets bis zum Mittagessen trug, und lief in seinem Schlafs rode auf die Straße, drang in alle Wirthshäuser ein, blieb auf allen Pidgen stehen und verlangte mit großem Geschrei nach Gombert le Chevaur; nur von diesem hinge das Wohl des Vas terlandes ab, nur das sen der einzig fähige Mann, um die gange Deputation aufrecht zu erhalten. Eine Menge von Wahlern folgte ihm mit Beifallrufen, und er führte sie nach dem Schlosse, wo die Wahl Versammlung gerade Sigung hielt. Am Fuße der dußeren Treppe stieß er auf Gombert selbst, der ihn seines Scherzes wegen zur Rede stellte und ihm fogleich seinen Lohn dafür geben wollte, so daß Herr Guillaume diesen kräftigen Dankesbezeugungen nur durch eilige Flucht in das Schloß entges hen konnte. 3m Saale angelangt, bestand er auf Gombert's Ers nennung; man erstaunte, man lachte über den Kandidaten, über den Patron, über den Anstand des Einen und den Anzug des Anderen; man schreitet zur Abstimmung; Manche werfen zum Spaß, Andere aber in vollem Ernste den Namen Gomberts in die Urme, und er wird wirklich gewählt.

Dieser Gombert war ein Mann von überaus kraftigem Körs perbau; er hatte breite Schultern, einen dicken Kopf, vierschrös tigen Wuchs, furs, er war eine Art von mißrathenem Herkules. Dazu besaß er eine Stentorstimme; da auch seine groben Mas nieren vollkommen mit seinen Körper Verhältnissen übereinstimm ten, so hatte ihm der Pöbel den Beinamen das Pferd (le cheval) gegeben; um diese Benennung noch zu verstärken, nahm man den Pluralis zu Hülfe, und so nannte man ihn, unbekümmert um den Verstoß gegen den Numerus, allgemein le Chevaur.

Auf diese Weise war also die Wahl des Justizamtes von Chaumont vervollständigt. Herr Morel lehnte, wie oben schon erwähnt worden, feine Ernennung ab, und so kam es, daß man, indem man nur einen Spaß auszuführen wähnte, doch wirklich Herrn Gombert in aller Form zum Deputirten erwählt hatte. Uebrigens that dieser Lestere nicht mehr noch weniger in der Ponstituirenden Versammlung, als die sämmtlichen anderen Depus tirten des Amtes. Auch nicht ein Einziger sagte oder schrieb ein Wort. Die beiden Deputirten des Adels faßen auf der rechten Seite; der Advokat Jaunn suchte sich einen Winkel, wo er sich allen Blicken entziehen konnte, und die beiden Geistlichen, so wie die vier Deputirten des dritten Standes, gehörten sur linken Seite. Alle verlebten unbemerkt drei Jahre in dieser Versammlung und verließen dieselbe wo möglich noch unbekannter, als fie es vor ihrem Eintritt in dieselbe gewesen waren.

Der fonderbare Erfolg der legten Ernennung, der Antheil, welchen Herr Guillaume daran genommen, und der Ruhm, den er daraus drndtete, verfeßten uns in eine heitere Stimmung; als Leute von Geist trösteten wir uns durch Spottlieder. Die fiegende Partei war nicht wenig über ihren Triumph beschdmt; wir vers hielten uns natürlich fo, daß die ganze Last desselben auf fie fiel, und als wir einige Lage den Ausgang der Sache befpöttelt hatten, verließen Becquen und ich den Wahlort. Später haben wir uns oft gefragt, ob wir Ursache hatten, es zu bedauern, oder uns darüber zu freuen, daß wir damals nicht su Theilnehmern der gefeßgebenden Versammlung erwählt wurden, und wir haben eingesehen, daß wir der Vorsehung für das Mistingen unserer Bemühungen unseren Dank sagen müssen. Wir waren Beide

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Fatme- Effendi, die Hospital-Doktorin zu Esbedié. Daß der Titel Effendi oder Gelehrter, welcher bisher nur von Männern geführt werden konnte, auch Frauen beigelegt wird, ist ein Zeugniß von den Umwälzungen, welche in den Ansichten der Aegypter vorgehen, und klingt, ohne ndhere Kenntniß der Sache, bei weitem seltsamer, als eine ähnliche Erscheinung in Europa. Man höre also, auf welche Weise ich den Zusammens hang erfuhr.

Eines Morgens wehte der Chamsin; Staubwollen durchflogen die Straßen von Kabira, und obgleich wir erst den 3. Februar hatten, zeigte das Thermometer 21° Reaumur. Ein solcher Tag war für weite Ausflüge nicht geeignet und bestimmte mich, den Vormittag dem Besuche der verschiedenen wissenschaftlichen und wohlthätigen Anstalten zu widmen, wozu mir der treffliche Clots Ben seine Begleitung angeboten hatte. Nachdem er sich mit dem Russischen Konful, Herrn Bocti, dem ehemaligen Dolmetscher General Kleber's, zu diesem Behufe bei mir eingefunden hatte, begaben wir uns zuerst in das hospital von Esbedié. Ohne mich bei der glücklichen Vertheilung der Sdle und der darin herrschenden Reinlichkeit aufzuhalten, will ich gleich von der Hauptsache sprechen, daß nämlich die Frauen von weiblichen Aerzten behandelt werden und Fatme, die uns hauptsächlich bes fchäftigen foll, einem Theil des Dienstperfonals vorsteht. Diese Wohlthat denn eine solche ist es für Aegypten hat Clote Bey dem Lande erwiesen. Er ist zwar nicht der Gründer des Instituts, nicht einmal der Lehrer der Jungfrauen gewesen, aber er hat zuerst den Gedanken gehabt, junge Afrikanerinnen zu dies sem Behufe auszubilden, und dafür die ganze Festigkeit seines Willens aufgeboten. In dem Saale, in welchen wir zuerst eins traten, faßen in drei Reihen vor drei Tischen etwa 15 junge Mädchen, sämmtlich geborene Afrikanerinnen, wenngleich von verschiedenen Farben. Es waren die weiblichen Aerate, unter deren Pflege die kranken Frauen, in der Regel der Armen und derjenigen stehen, welche sich entschließen, ihre Gattinnen dort pflegen zu lassen. Die weiblichen Patienten theilen sich gegen Jhresgleichen viel offener mit, als sie es gegen Manner thun würden, und erleichtern dadurch nicht bloß die Behandlung, sons bern es lassen sich auch hierdurch weit günstigere Resultate ers zielen. Jeder Einsichtsvolle gestand, daß es etwas Außerordents liches war, in diesem Lande männliche Aerzte zu bilden, daß aber im Grunde nur die helfte deffen, was nothwendig gewesen, damit bewirkt worden. Erst iegt ist der Zweck vollständig erreicht, da beide Geschlechter, ohne Verlegung der Delikatesse, fich bei Sachverständigen Raths erholen können. Daß es aber von Seiten Clot Bey's eine solche Beharrlichkeit des Willens erfordert habe, um die weibliche Fakultät von Esbeckié ins Leben zu rufen, wird denjenigen nicht Wunder nehmen, welcher weiß, was für Hinders nisse der Islam der medizinischen Schule für Männer bereits in den Weg gelegt hat. Kaum hatte aber der Vice König die Wichtigkeit eines solchen Planes begriffen, so befahl er den Ans Fauf mehrerer Sklavinnen, um mit ihnen das zu versuchen, wozu sich die Frauen der Eingebornen in keinem Fall hergegeben hätten. Es wurden im Ganzen zehn Regerinnen und eben so viel Abyffinierinnen, unter diesen Fatme, getauft.

Fatme stammt aus der Abyssinischen Proving Leban; fie wurde in einem Alter von sieben Jahren Kriegsgefangene, war drei Jahre auf steten Wanderungen, mehrmals gelauft und wies der verkauft und mußte mit ungeübten Kinderfüßen den Weg von ihrer Heimat bis Kahira zurücklegen. Je náher dem Ziele, desto höher schlug sie ihr Herr an, weil der Preis der Sllavinnen in dem Maße wächst, als man sich dem Siße der Chalifen nähert. Ihr Loos brachte sie auf den Basar von Kahira, in eine fener hallen, wo die armen Opfer, mit Allem, was der Trödel nur Kostbares hat, ausgestattet, zum Verkauf ausgeseßt werden. Da warten fie dngstlich des neuen Herrn.,,Wie wird er seyn, fanft und nachfichtig, oder streng und gebieterisch? Welche Dienste warten meiner? Und werde ich hier nicht verkauft, wohin geht mein Weg alsdann? Vielleicht nach Smyrna oder nach Istams bul; da soll es noch tålter feyn als wo ich ohne die Kleider, die mich ichüsen, erkarren würde. Wenn es nad Stambul gebe, muß ich gar übers Meer, das ich niemals gesehen, auf dem so viele Menschen ihren Tod gefunden haben; nun, Gott fteh mir bei (Allah kerim)!" Solche Fragen und Gedanken dngstigten

auch die Seele Fatme's, als ein Mann herantrat, Fatme und ihre Mitgefangenen musterte, fie aufstehen und gehen hieß, ihnen Zahne, Augen und Hände untersuchte und mit ihnen sprach, um zu sehen, ob sie ihn verstanden. Nach gehaltener Prüfung 80g sich der Fremde zurück, und der Sklavenhändler ging ihm nach. Boller Erwartung sahen sich die Mädchen an, und ihre Blicke fragten: Was wird daraus werden? Der Handler kam zurück, ein Lacheln schwebte auf seinen Lippen, es war Alles richtig ges macht. Fatme's und ihrer Mitsklavinnen neuer Herr war der Vices König von Aegypten, und das Feld ihrer Thätigkeit sollte von nun an die Wissenschaft seyn.

Vom Bafar weggelauft, ohne die geringste Aufforderung von anderer, ohne Ahnung von ihrer Seite, welche Hoffnungen man in fe feste, selbst ohne zu wiffen, ob sie gegen den neuen Beruf nicht eine entschiedene Abneigung hätten, wurden die Mädchen in ihr Amt eingeführt. Erst mußten sie das platte Arabisch lernen, das sie nicht verstanden, dann die Arabische Büchersprache, um die Ueberseßungen der vorzüglichsten Euros päischen Abhandlungen über Medizin lesen zu können. Fatme seichnete sich schon in den Vorstudien vor ihren Mitschülerinnen aus und behauptete diesen Vorrang auch in den eigentlichen Fachstudien. Von den zehn Abyssinierinnen sind nur noch fünf am Leben, die übrigen find an der Schwindsucht gestorben und zwei der Lebenden auf dem Wege, ihnen zu folgen. Auch meh; rere Negerinnen find ein Opfer dieser Krankheit geworden. Das Klima also, das den brustkranken Europdern so heilsam und den Eingebornen so günstig ist, daß man die Phiisis kaum dem Namen nach hier kennt, greift die Lungen der Abyssinierinnen tödtlich an, und zwar in dem erschreckenden Verhältniß von 7:10 in einem Zeitraum von weniger als acht Jahren. Fatme hat bis jest dem Uebel widerstanden, ist fröhlich, kräftig, von fester Ges fundheit; Gott will nicht, daß sie sterbe, hat ihr Kräfte des Ver standes und Adel der Seele gegeben, hat sie durch taufend Ges fahren und Strapazen aus der Witte Afrika's, wo sie ein müßiges Leben führte, bis auf den Basar von Kahira geleitet, damit sie für Rechnung der leidenden Menschheit gelauft wurde.

Fatme ist ein gutmüthiges Mädchen und voll Theilnahme für die Lage ihrer Gefchruinnen, welche sie mehr durch die Sanftmuth und Gleichmäßigkeit ihres Charakters, als durch die Ueberlegenheit ihres Wissens beherrscht. Ihre Sorgfalt nament lich für die beiden Kranken, die mit jedem Tage fichtlich hin schwinden, ist eine wahrhaft schwesterliche. Eine von diesen, Ramens Keizerun, war traurig und klagte. Ich ließ ihr durch Fatme, welche das Französische noch nicht spricht, aber versteht, fagen:,,Die Arbeit ermüdet Dich vielleicht, Du solltest Dir auf einige Zeit Erholung suchen.",,Eher sterben, als nicht lers nen", erwiederte das Mädchen; ich muß eben so gelehrt als Fatme werden. Herr Bocti überseßte uns diese Antwort, worüber Fatme sehr verlegen wurde.

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Wir richteten verschiedene Fragen an die Zöglinge; Herr Bocti, der zugegen war, überfeßte unsere Anreden ins Arabische und die Antworten ins Französische. Dieser Kenner des Oriens talischen, den man nicht so leicht täuscht, kam nicht aus der Vers wunderung heraus; auch er besuchte die Anstalt zum ersten Mal. Fatme sprach anfangs über Physiologisches, dann über Physik und Chemie, und es machte sich sonderbar genug, wenn in der Menge Arabischer Worte Europäische Termini, wie acidum carbonicum, oxigène, hydrogène u. f. w., hindurchtönten, da man die wissens schaftlichen Bezeichnungen unverändert aufzunehmen für gut befunden hat. Sie nannte uns die Zusammenfeßung der atmosphärischen Luft, sprach von der Bestimmung des Sauerstoffes in der Natur, zahlte die Bestandtheile des Blutes auf und zeigte sich mit der Ans wendung des Kohlenstoff Gases vertraut. Diese Prüfung ihrer Edhigkeiten war für die Jüngerinnen der Heilkunde nicht die erste, welche sie vor anderen Personen als ihren Lehrern ablegten, sondern kurz vorher hatte eine feierliche Prüfung stattgefunden, au der eine Einladung an die gelehrtesten Ulemas ergangen war. Es ging ihnen wie uns, fle saben, hörten und staunten. Der Eine meinte voll Verwunderung, daß die Kinder der Muselmans ner in der Moschee von El-Azar gerade das Doppelte der Zeit gebraucht haben würden, um so viel zu lernen, als diese Mädchen wüßten. Ein Anderer strich sich gravitätisch den Bart und er flarte ihre Fortschritte für ein,,non plus ultra" (,,c'est le dessus du dessus"). Nach der allgemein wissenschaftlichen Prüfung vers langten die Ulemas eine über Medizin, wovon sie, unter uns ges fagt, nicht viel verstehen; indeß erfüllte man ihren Wunsch. Man flug ein auf dem Tisch liegendes Buch nach Zufall auf und fand eine Stelle über die Beschaffenheit gewisser Organe. Clots Ben, ein Angstlicher Beobachter Muselmannischen Herkommens, wollte nicht zugeben, daß gerade über diesen Punkt ein öffents liches Eramen abgehalten würde; aber das Oberhaupt der Ules mas antwortete auf seine Bedenklichkeit:,,Wäre es etwas Zwecks loses, so thate er ohne Zweifel besser, nicht darauf einzugehen, aber was nußlich fen, fonne auch gelesen und studirt werden." Hier fonnte ich gegen Clots Ben meine Bewunderung nicht lans ger zurückhalten. Das nenne ich Fortschritte, mein lieber Doks tor; Sie freuen sich gewiß über den Geist der Duldung, der von unberechenbarem Erfolge seyn muß in einem Lande, das mir wie Ihnen ehrwürdig is."

Fatme's Ruf ist, wie man leicht erachten kann, im fortwäh renden Steigen, und wenige Tage, ehe wir in Kahira eintrafen,

hatte die Tochter des Vicelönigs den Wunsch gedusert, die junge Abyssinierin zu sprechen und einige Aufschlüsse über Anatomie von ihr zu erhalten. Mit mehreren wächsernen anatomischen Präparaten versehen, begab sich Fatme demzufolge in den Has rem. Sie gewann den Beifall der Prinzessin in so hohem Grade, daß sie ihr ein prächtiges Diamantenschloß für ihren Turban schenkte und sie mit dem Gruße,,Effendi" entließ, einem Titel, der ihr nach Aegyptischer Sitte bleiben muß. Als ich ihren Schmuck zu sehen wünschte, legte ich Fatme, deren Bes scheidenheit über unseren fortwährenden Erclamationen schon mehr als einmal erröthet war, mit einem Male aufs Schmollen und weigerte sich standhaft, denselben zu zeigen; aber eine junge Negerin aus ihrer Umgebung hob mit Lebhaftigkeit den Musselin Schleier auf, und unser Auge fiel auf ein prachtvolles handbrei tes Mac Allah, auf das, ohne den geringsten Neid blicken zu laffen, alle Mädchen mit Stolz wiesen. „Fatme ist unsere Mute ter", sagten einstimmig Abyssinierinnen, Fellahs und Negerinnen; denn nachdem der erste Versuch so gelungen war, hat man auch die Tochter der Eingebornen aus der Hefe des Volkes, die durch Armuth und Sittenlosigkeit verloren schienen, vom Straßenpflaster Kabira's aufgerafft und zu Schülerinnen des Hospitals gemacht. Als ich nach dem Verhältniß der natürlichen Anlagen bei diesen drei Racen mich erkundigte, so wurde den Abyssinierinnender erste, den Fellahs der zweite und nur der leste den Nege rinnen zuerkannt. Kann diese Ueberlegenhen der Abyssinischen Rate mit den sanften, melancholischen Gesichtszügen nicht als eine Stüße für die Ansicht derjenigen Gelehrten dienen, welche die Aegypter von den alten Aethiopiern abstammen lassen? Und was würde die Geistesschwäche der Neger beweisen? Vielleicht, daß die Gründung von freien Negerstaaten in Amerika ein vers gebliches Unternehmen moderner Philanthropie ist, daß aus so untergeordneten Capacitaten keine kraftige, dauernde Nationalis tåten, denen der Genuß der göttlichen Freiheit eben so heilsam wäre, als glücklicher organisirten Völkern, hervorgehen werden. Es liegt in der Natur der Einrichtung, daß die Frauen in Esbeckie zugleich das Amt von Aerzten und barmherzigen Schwestern versehen. Der Erfolg dieser Anordnung ist höchst günstig; denn nicht nur tragen die Frauen der Armen kein Be denken, dort die Hülfe der Kunst zu suchen, seitdem sie von Personen ihres Geschlechtes behandelt werden, sondern haupts sächlich begeben sich die Schwangeren aus allen Ständen ins Hospital, um daselbst ihre Niederkunft abzuwarten und sich der Unwissenheit und Ungeschicklichkeit der alten Frauen zu entziehen. Die jungen Accoucheurinnen leiten der Reihe nach die Entbin dungen, jede pråjentirte mir den Neugebornen, den sie hatte zur Welt bringen helfen, und wollte sein artiges Wesen und gesundes Aussehen gelobt wissen, indem sie immer fragten, ob sich der ihrige nicht mehr empfehle als die der Anderen? Mit dieser Einrichtung ist ein zweites, nicht minder wichtiges Resultat gewonnen. So lange nämlich Männer das Geschäft des Impfens versahen, wollte Niemand sein Kind dazu hergeben, weil man in dem Wahne stand, daß der Pascha darin ein Mittel suche, den Kindern ein Kennzeichen aufzudrücken, damit sie ipds terhin der Aushebung nicht entgehen könnten: feitdem aber Frauen diesem Geschäfte vorstehen, hat die Furcht in dem Grade abgenommen, daß in acht Monaten mehr als 3000 Impfuns gen vorgenommen worden sind, d. h. täglich ungefähr 12. Die Listen, welche die Mädchen darüber führen und die ich in Augen: schein genommmen habe, gleichen eleganten Manuskripten.

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Beim Abschied sagte ich Farmen, daß sie eben so liebens würdig als gelehrt sen.,,Was hilft mir mein liebenswürdiges Wesen", sagte fie,,,da ich eine Gelehrte bin; ich habe mich mit der Wissenschaft verheirathet." Ich fügte hinzu:,,Fatme, Dus machst Afrika Ehre.",,Das wollte ich wohi", war ihre Ant wort,,,ich arbeite nach Kräften, und vielleicht werde ich einst etwas, so es Gott gefällt (Insch-Allah)."

Dr. de Ségur Dupeyron.

Mannigfaltiges.

Ueber das Errdthen. Die Physiologie oder der Mechanismus des Erröthens", dies ist der pratentiöfe Titel eines so eben erschienenen Englischen Buches, dessen Verfasser Herr Dr. Burges ift). Phynologisch sowohl als psychologisch wird darin die Natur des Erröthens untersucht, das der Verf. als einen neuen Beweis von dem göttlichen Ursprunge der mensch› lichen Seele darstellt. Das Erröthen, als Thermometer innerer Zustände, ist indessen noch viel trüglicher, als die Physiognomik, und wenn es Lavater nicht gelungen ist, feinem System eine wissenschaftliche Begründung zu geben und eine Regel festzus stellen, die nicht unter den unzähligen Ausnahmen ganz vers schwindet, so wird Herr Dr. Burgeß noch viel weniger im Stande seyn, dem Erröthen, das oft eine bloße Eigenthümlichkeit zarter physischer Organisationen ist und mit der Seele selbst gar nichts zu thun hat, Norm und Bedeutung anzuweisen. Seltsam ist, daß der Verf. unter Anderem auch für gewisse Blumen, deren plöglicher Farbenwechsel sonst nicht zu erklären sen, eine ähnliche Eigenschaft, wie das Erröthen, vindizirt.

The physiology or mechanism of blushing. By T. H. Burgess M. D. London, 1839.

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 53.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Freitag den 3. Mai

Frankreich.

Die diesjährige Pariser Kunst-Ausstellung.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts kam der Marquis von Marigny, Bruder der Frau von Pompadour und Obers Intendant der Königlichen Gebäude, auf den Gedanken, in den Galerieen des Louvre die Gemälde der alten Meister, welche die verschiedenen Königlichen Schlösser schmückten, und, wechsels. weise mit diesen, auch die Werke lebender Künstler auszustellen. Als am Ende des vorigen Jahrhunderts die Monarchie durch die Revolution aus ihren Wohnsißen vertrieben wurde, fehrten die Meisterwerke, welche die Fürsten in Versailles, Fontainebleau, im Lurembourg gesammelt hatten, nach dem Louvre zurück, um dasselbe nicht wieder zu verlassen. Die Ausstellung der Werke lebender Künstler fand von nun an fortwährend in denselben Räumen und in immer näher liegenden Zeitabschnitten statt, bis zuleht eine jährliche Wiederholung der Ausstellungen festgefeßt

wurde.

Auch in diesem Jahre erglänzten die weiten Räume wieder in buntem Farbenschimmer und legten Zeugniß für die Blüthe der Französischen Kunst ab. Wir sagen mit Fleiß in buntem Farbenschimmer, denn der graue und bleiche Farbenton, welcher fonst den Werken der Französischen Schule einen so monotonen Ausdruck gab, ist großentheils verschwanden, und die Französischen Künstler find große Koloristen geworden, obgleich sie sich nicht immer ganz vom Extrem haben fern halten können. Das Studium der großen Meister der Vergangenheit hat schöne Früchte getras gen, und sowohl in der Zeichnung als in der Farbengebung, welche sonst die schwachen_Stellen der Französischen Schule waren, ist ein ungeheurer Fortschritt oder vielmehr eine totale Revolution wahrzunehmen. Von Géricault und später von Eugène Devéria, Delacroir und Louis Boulanger ging eine Reaction, besonders in Hinsicht des Kolorits, aus; ,,der Schiffbruch der Medusa",,,die Geburt Heinrich's IV.", ,,das Blutbad auf Chios",,,Mazeppa" machten ungewöhnliches Glück. Man hatte nie einen solchen Schmelz, eine solche Intens fität und eine solche Kunst der Färbung gesehen. Man fing jest an, die Palette gründlich zu studiren und in diesem Studium ungeahnte Hülfsquellen zu finden. Ungeachtet des grauen Frans zösischen Himmels, mischte man Farben, die unter dem flaren und ewig blauen Italicnischen Himmel nicht erbleicht wären. Freilich kamen auch genug Pfauenschweife und Regenbogen sum Borschein, und man schien die Natur nur noch durch das Prisma zu betrachten; aber solche Uebertreibungen_find von jeder neuen Richtung unzertrennlich, und ein zu buntes Kolorit war am Ende immer noch besser, als gar keines. Als dieser Farbentaumel den höchsten Gipfel erreicht hatte, wurde Ingres, der lange unges würdigt geblieben war und dessen,,Odaliste" und Oedipus" bei den Kunstrichtern der Zeit keine Gnade gefunden hatten, von der romantischen Schule auf den Thron erhoben. Ingres, ein ftrenger Zeichner, den die Raphaelischen Madonnen auf ihren Knieen gewiegt zu haben schienen, führte die gährende und braus fende Jugend wieder zur geraden Linie und zum einfachen Ges schmack zurück. Das Studium der Natur und der Antike ges wann durch ihn einen größeren Raum, und aus diesem Doppels Einflusse ist die vielversprechende neuere Französische Kunstschule hervorgegangen.

Wenn von einer Französischen Materschule die Rede ist, so ist dieser Ausdruck anders zu fassen und demselben eine weitere Bedeutung zu geben, als wenn die Düsseldorfer oder Münchener Schule genannt wurde. Die neuere Französische Kunst läßt sich in ihrer Gesammtheit nicht so sehr auf einen gemeinsamen Auss druck zurückführen, und es machen sich sehr verschiedene Richtuns gen in derselben geltend, obgleich auch in dieser Verschiedenheit ein bestimmter, nationaler Charakter hervortritt. Von den beiden Deutschen Kunstschulen scheider fich die Französische indes sehr bestimmt ab. Die Französischen Kunstrichter erkennen den Duffels dorfer und Münchener Künstlern einen größeren geistigen Schwung und idealen Gehalt zu, aber man wird auch den Französischen Künstlern die Anerkennung nicht versagen dürfen, daß fie in der Ausführung, im Kolorit groß, faft unerreicht dastehen, und viels leicht stehen sie der schönen Mitte am nächsten, wo Gedanke und Form sich ausgleichen. Der praktische Sinn der Franzosen hat

1839.

sich auch in der Kunst bewährt, und ihre Kunstschöpfungen zeich nen sich durch Lebens- und Naturwahrheit, obwohl nicht immer ohne Uebertreibung und Streben nach Effekt, geistreiche Aufs fassung und lähne Behandlung aus. Dabei sind sie jest am weitesten von der Gefahr entfernt, sich in eine bestimmte Rich tung hineinzuarbeiten; vor weicher Zerfloffenheit, sentimentaler Verschwommenheit und dem Stehenbleiben bei einem stereotypen Gefühlsausdruck hat sie schon ihr richtiger Takt und ihr nationaler Charakter bewahrt. Ihrer Vorzüge im Kolorit und in der Com position ist schon gedacht worden.

Wir könnten nun, um uns von dem Fortschrite der Frans zösischen Kunst in der leßten Zeit zu überzeugen, die Sále der Ausstellung betreten, in der Erwartung, hier eine vollständige Uebersicht der Kunsterzeugnisse des leßten Jahres zu finden. Aber noch halten uns die Klagen über die Entscheidungen des Aus schuffes, der über die Zulassung und Zurückweifung der einges schickten Kunstwerke zu entscheiden hatte, auf. Die Akademieen und dhnliche Körperschaften sind immer ein beliebtes Thema des Spottes gewesen und in Frankreich von jeher mit der bittersten Satire verfolgt worden. Und das von Rechtswegen; denn die Akademieen sind ja großentheils längst als Versorgungs-Anstalten von Invaliden bekannt, welche dem Fortschritt der Bildung fremd geblieben sind und mit ihren antiquirten Ansichten und Vors urtheilen sich gegen die Bestrebungen der Jugend, die sie nicht begreifen, opponiren. Auch die Greise haben Leidenschaften, gewöhnlich sogar sehr hartnäckige. Werden solche Verbindungen nun durch Partei Befangenheit verblendet und sind sie im Bes size der Macht, so üben sie einen unerträglichen Druck, der nicht hart angegriffen werden kann. Auch in Deutschland wäre von den Kunst Akademieen und von der Eifersucht des Alters gegen die Jugend Manches zu erzählen, doch so offenbare und schreiende Ungerechtigkeit, wie sich diesmal der Ausschuß in Paris hat zu Schulden kommen lassen, kennt man denn doch dort noch nicht. Ausgezeichnete und anerkannte Künstler oder hoffnungsvolle Tas lente wurden aus Partei Rücksichten abgewiesen. So wurde Eugène Delacroix mit drei Gemdiden abgewiesen; Des camps wurde von demselben Schicksale bedroht und soll die Abwendung desselben nur einer höheren Verwendung zu danken haben. Ausgefchloffen wurde ferner Rousseau, einer der viels versprechendsten jungen Landschaftsmaler; eben so erging es Préault, einem Künstler von wahrhaftem Talente, und vielen Anderen. Man glaube nur gar nicht, daß die Akademie sich so Freng gezeigt habe aus Gewissenhaftigkeit oder weil der Plas zu beschränkt war. Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur einen Blick auf die zahllosen Portraits, dies nothwendige Uebel jeder Ausstellung, und das viele Mittelgut, das sich überall einen Zugang zu eröffnen weiß, zu machen.

Troß dieser Ausschließungen und obgleich Ingres, Paul Delaroche, Roqueplan, Jeanron, Cabat, Paul Huet und manche andere Künstler von Ruf und Talent nichts einges sendet hatten, war dennoch eine ziemlich reiche Auswahl zu Stande gekommen. Das Ausland hatte auch seine Repräsentans ten hierher gesendet, doch im Ganzen wenig von Bedeutung. Was von Düsseldorf eingegangen war, verdient ebenfalls keine besondere Erwähnung und war in keinem Falle genügend, den Franzosen eine richtige Vorstellung von den Eigenthümlichkeiten dieser Schule zu geben. So waren also fast nur die Leistungen der Französischen Schule zu nennen. Wir wollen eine kurze Uebersicht derselben voranschicken. Decamps, der seit 1834 nichts eingesendet hatte, war diesmal mit eilf Gemälden auf den Kampfplaß getreten. Von Delacroix waren zwei Halbfiguren: „Hamlet" und,,Kleopatra", eingegangen. Scheffer hatte fünf Gemälde geliefert. Zu vieren derselben hatte ihm Göche, zu einem das neue Teftament den Stoff geliefert. Als eine in vielen Beziehungen vortreffliche Figur kann der,,Neid" von A. Brune bemerkt werden, welche Darstellung fich besonders durch ihre Lichteffekte auszeichnete. Die,,Magdalena" von Gigour und einige andere Gemälde desselben Künstlers verdienen ebens falls eine ausgezeichnete Erwchnung. Nachdem müssen als Ges mälde ersten Ranges genannt werden: St. Lucas" von Ziegs ler, awei fleine Gemälde von Riesener, die Landschaften von J. Dupré und mehrere Werke von Marilhar, Eugène

faben, Elément Boulanger, Leullier, Leleur, E. Bertin, Aligny, Steuben, Schopin, Flers und vielen

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Erinnerungen an Görz und Gräß.

Aus dem (von Pariser Journalen mitgetheilten) Tagebuche einer vornehmen Französischen Dame.

Nachdem ich die Schweiz und Tyrol durchreist hatte und über den Tagliamento gegangen war, kam ich endlich nach Görz, dieser Residenz unserer Königlichen Dulder. Mein erstes Ges schäft war, an die Vicomtesse d'Agout zu schreiben und um die Erlaubniß zu bitten, dem Sohne Karl's X. und der heldenmüthi, gen Tochter Ludwig's XVI. meine Huldigungen darzubringen. Wie freute ich mich, da mir die Antwort wurde, daß ich schon an demselben Tage erwartet würde. Ich begab mich also in die einfache Wohnung des Erben so vieler Könige. Es ist mir un möglich, die Gefühle der Bewunderung, der Liebe, der Ehrfurcht zu schildern, die mein Herz erfüllten, als ich Ludwig Anton und Marie Therese erblickte. In den Zügen dieser fürstlichen Pers fonen liegt so viel Ruhe, in ihren Worten so viel Ergebung und Nachsicht, daß, wenn es etwas giebt, das größer ist als ihr Uns glück, sicherlich die Seelenstärke es ist, mit der sie es ertragen. Ich wurde mit vieler Freundlichkeit aufgenommen, wie alle Franzosen, welche zu Gorz der verbannten Familie ihre Huldis gung darbringen. Der Prinz hatte die Gnade, sich mit mir über meine Reise zu unterhalten, dann that er mir umständliche Fras gen über alte Diener des Königshauses (der Legitimitat), deren Eifer und Ergebenheit ihm unvergeßlich sind. Von diesen uns terhalten wir uns gern", fagte Marie Therese und blickte mich dabei an, als wollte sie sagen: die Undankbarkeit der Anderen haben wir lange vergessen. Ehe ich das Schloß verließ, lud mich Frau von Agout in Gegenwart von Ludwig Anton und Marie Therese ein, den Abend mit den Fürsten zuzubringen. ,,Die ganze Familie wird versammelt seyn, fügte sie hinzu, Sie werden auch den Herzog von Bordeaur sehen."

"

Man war im großen Saale, als ich tam. Marie Therese, der Herzog von Bordeaur und der Herzog und die Herzogin von Lewis spielten Whist. Karl's X. Sohn las einige Pariser Journale. Er kündigte uns den Tod des edlen Herzogs von FiB James an. Ach!" sagte er mit dem Ausdruck tiefen Schmerzes, da hat uns der Tod wieder einen Freund entrissen." Mademois selle saß an einem runden Tische und machte Tapisserie: Arbeit. Was mir beim Herzog von Bordeaux am meisten auffiel, war feine schöne, bewegliche Gesichtsbildung, sein edles und feines Benehmen. Er schien mir noch höher zu stehen, als ihn alle die stellen, welche bisher die Ehre gehabt haben, sich ihm zu nähern. Um neun Uhr stand Mademoiselle auf, küßte ihrer Tante die Hand und entfernte sich mit der Marquisin Nicolai, ihrer Begleiterin. Eben so ist es alle Abend, denn in Görz ist der Tag bis auf die Minute eingetheilt. Alle Tage des Jahres gleichen sich, und Jeder unterwirft sich der festgestellten Regel mit größter Pünktlichkeit.

Bei diesem meinem zweiten Besuch bei der Königlichen Fas milie war immer Frankreich Gegenstand der Unterhaltung, Frank reich, das sie so lieben, und von dem sie so verkannt worden find. Den Tag darauf, am 25sten, hatte ich die Ehre, beim Herzog von Bordeaur eingeführt zu werden. Auch seine Ges danken sind nach Frankreich gerichtet, er sprach mit Liebe davon und kam mehr als einmal auf die Erinnerungen zurück, die er davon bewahrt hat. Wenn man sich vertraulich mit ihm unters hält, wird man vom Herzog von Bordeaux hingerissen und ges feffelt, und man erkennt dann erst die Schönheit seiner Seele. Mademoiselle ist dußerst anmuthig und geistig bewegt. Vielleicht ist sie zu klein, aber ihr Gesicht entzückt durch Frische und Auss druck; ihr ganzes Wesen trägt das Gepräge der Sanfimuth. Die Audienz, die sie mir gewährte, war lang, und doch war sie au furz für meine Wünsche. Aber der Augenblick der Abreise war gekommen, und ich entfernte mich von dieser Familie, die durch ihr Unglück unsere Liebe verdienen würde, wenn sie nicht schon in so viel anderer Rücksicht Ansprüche auf dieselbe hätte.

Am 26sten reiste ich von Göra ab. Man rechnet von Görz nach Gras ungefähr 60 Meilen. Nachdem ich die Kinder ges sehen hatte, wollte ich auch die Mutter sehen, diese edle, muthige Frau, der die Revolutionen so viel Schmerz zugefügt haben, und die sich dafür racht, indem sie fortfährt,,,ihre Französischen Ars men", wie sie sie so gern nennt, mit Wohlthaten zu überhäufen. Meine Reise war troß der schlechten Wege ziemlich glücklich, denn ich kam schon am 31sten in Gras an. Die Herzogin von Berry nahm mich gleich an demselben Tage an, und ich fand bei ihr die Gräfin von Quesnay, ihre erste Hofdame, und den Grafen Monti, den Hof-Stallmeister. In Gräß wie in Görz war Frankreich allein Gegenstand der Unterhaltung. Ihre Königliche Hoheit wollte nach Brundsee fahren und hatte die Gnade, mich einzuladen, dort zu ihr zu kommen; am 4ten des Morgens war ich dort wieder bei ihr. Brandsee it der Sommeraufenthalt der Herzogin; sie hat dort den größten Theil ihrer prächtigen Samm lung von Gemdiden und Zeichnungen aufstellen lassen; in Allem offenbart sich der Sinn, den J. K. H. für die Künste hat. Brundsee ist ein wirkliches Museum, und mancher Künstler würde sich freuen, dasselbe zu sehen. Wenn ich hätte vergessen können, daß am 4. November der Geburtstag J. K, H. ist, so würde die Menge, die sich schon am frühen Morgen um das Schloß

auf allen Gefichtern; zwölf junge, weißgekleidete Mädchen trus gen Blumen, welche sie der guten Herzogin bringen wollten, denn jo nennt man sie in diesem Lande. Die Kapelle war mit Pracht und Geschmack verziert, die Wände derselben mit finns bildlichen Darstellungen und Kránzen ausgeschmückt, und kaum konnte sie alle die fassen, welche zum Feste herbeigeeilt waren. Um 10 Uhr las der Almosenier J. K. H. die Messe, während man eine herrliche Musik hörte. Ich bemerkte unter den Anwes senden einige Franzosen; es waren Vendeer, welche die Wohls thaten der Herzogin nach Gräß gezogen hatten. Nach der Messe wurden die Gäste im Schlosse empfangen. Alle bedeutende Leute aus der Umgegend waren dort versammelt, und man sah den Grafen A. eben so bemüht um die Fürstin, als wenn sie in den Tuilerieen gewesen wäre. Bald kam die Stunde des Dejeuners. Vierundzwanzig Personen seßten sich mit der Herzogin zu Tische, und sie machte die Wirthin mit der Heiterkeit und dem feinen Benehmen, das man an ihr kennt. Nach der Mahlzeit folgten wir der Herzogin in den Saal. Als eine Whistpartie beendet war, lud man die Fürstin in ein anderes Gemach ein, in wel Hem Künstler aus Graß sie mit Gesängen begrüßten, die zu dies sem Fest gedichtet worden waren. Nachher ging man wieder in den Saal zurück, und die Herzogin entließ uns.

Am Sten reiste ich wieder von Brundsee ab, und mich konnte in meinem Bedauern darüber nichts trösten, als das Versprechen, das ich J. K. H. geben mußte, auf meiner Rückreise noch einige Tage bei ihr zuzubringen. Von Brundsee ging ich nach Wien und von dort nach Troppau, dem Ziel meiner Reise. Bei der Rückkehr von Troppau lam ich über das Schlachtfeld von Austers lig; ich verweilte dort einen Augenblick, um den Ort zu übers schauen, auf dem Napoleon einen der glänzendsten Siege ges feiert hat, und für den ich nicht gleichgültig senn fann, weil mein Gatte dort auch einen Theil seiner Lorbeern geårndtet hat. Nachdem ich mich in Wien acht Tage aufgehalten hatte, Pam ich zum lesten Male nach Grds, am 8. Desember. J. K. H. war gerade nicht dort, und ich reiste nach einigen Tagen nach Brundsee, wo ich die Gräfin von Quesnan nicht mehr_fand, weil Familien Angelegenheiten fie für den Augenblick nach Franks reich gerufen hatten. Die Fürstin Luciayes vertrat ihre Stelle bei der Herzogin. Ich blieb vom 11ten bis zum 17ten in Brunds see; es waren glückliche Lage, die einen Schaß von Erinnerun gen mir in tiefster Seele zurückgelassen haben. In Grás und in Brundsee ist die Eintheilung des Tages verschieden in den verschiedenen Jahreszeiten. Im Winter frühstückt man um 11 Uhr und dinirt um 7. Im Sommer speist die Herzogin um 2 Uhr zu Mittag und um 9 su Abend. Am Morgen nach dem Frühstück besteht sie die Arbeiten, welche sie in ihrem Palast ausführen läßt. Da der Kaiser von Oesterreich erfahren hatte, daß J. K. H. die Absicht hätte, den Park in Brundsee verschönern zu lassen, schichte er ihr seinen ersten Baumeister, der nach dem Plane der Fürstin die Anlagen vorgezeichnet hat. Am 17ten kehrte ich nach Graß zurück; am 19ten kam J. K. H. dort an. Drei Tage nachher, am 23sten, konnte ich von der Liebe und Verehrung urtheilen, welche ganz Grds für die Fürstin empfindet. Sie gab eine Abschieds, Soiree, ehe fie nach Neapel abreiste, wohin ihr Bruder, der König, sie eingeladen hatte. Die ganze Stadt war dort versammelt; der Erzherzog Albrecht und der Prinz von Hessen-Homburg waren auch dort, und Alle wünschten der Herzogin glückliche Reise und vergaßen nicht, die Bitte um baldige Rückkehr hinzuzufügen. Ludwig Anton, Marie Therese, Heinrich und Mademoiselle erfahren Alle dieselbe Theil nahme, wenn sie nach Kirchberg, ihrem Sommer Aufenthalt, sich hinbegeben. Die Abreise der Königlichen Familie wird immer in der Stadt, welche sie verläßt, lebhaft empfunden, und die Armen sind es besonders, welche am eifrigsten wünschen, daß sie nicht zu lange abwesend seyn möchten.

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Am 30ften Desember reiste ich von Grds ab und ging über Laybach und Triest nach Görs, wo ich am 1. Januar anlam. Kaum war ich im Gasthof abgestiegen, als ich an die Gräfin d'Agout und an den Grafen Montbel schrieb. Am folgenden Tage erhielt ich einen Brief vom Grafen O'Hegerty mit der Einladung, um 6 Uhr Abends zum Diner im Palast zu seyn. Im Palast!.. Diese Benennung paßt wenig zu der einfachen Wobs nung, welche Karl's X. hoher Sohn bewohnt. Es ist ein Haus, das nichts Herrschaftliches hat; die wenigen Diener der Königs lichen Familie sind schwarz gekleidet, Alles ist dußerst einfach. Bei Tafel faßen wir in folgender Ordnung: Ludwig Anton fas in der Mitte des Tisches, Marie Therese zu seiner Linken, der Herzog von Bordeaux neben seiner erhabenen Tante, ich neben demfelben, dann kam der Graf O'Hegerin, der Graf Montbel, die Gräfin d'Agout, die Marquifin Nicolai, dann Mademoiselle, welche Ludwig Anton zur Rechten saß und den Kreis schloß. Mas rie Therese erhob sich zuerst, ein Jeder folgte ihrem Beispiel, Mademoiselle verließ anmuthig ihren Sig und bot ihrer Lante den Arm. Im Salon seßte man sich um einen runden Tisch, und Marie Therese und Mademoiselle zogen ihre Arbeit hervor. Der Herzog von Bordeaux, der Graf Montbel und der Graf Hegerin unterhielten sich stehend. Gewöhnlich dauert das Diner drei Viertelstunden; um 7 Uhr geht Ludwig Anton in seine Zims mer, kehrt um 8 Uhr wieder zurück und seht sich Marie Therefen zur Rechten. Dieser Play am Tische wird nur von ihm einges nommen; in seiner Abwesenheit bleibt er leer. Am 3ten hatte ich die Ehre, beim Herzog von Bordeaur eine Audiens zu haben. Ich fand von neuem in ihm all die schönen und glänzenden Ei

Er erzählte mir mit Entzücken von seiner Reise nach Mailand; er hat dort Alles gesehen und geprüft, hat die Menschen und die Dinge kennen gelernt, nichts ist seinem Scharfblick entgangen.

An demselben Tage kam der Graf Monti in Górz an, um der Königlichen Familie die Ankunft der Herzogin von Berry anzufündigen. Am folgenden Tage theilte mir Marie Therese diese Nachricht mit und fragte, ob J. K. H. im Hotel Zimmer genommen hatte; auf meine Antwort, daß ich davon sprechen ges hört, rief Marie Therese lebhaft aus: ,,Nein, nein, das darf nicht seyn; meine Schwester Berry foll hier wohnen, ich habe im Gartenhause eine Wohnung für sie einrichten lassen." Am 6ten kam die Herzogin von Berry an. Der Herzog von Bors deaur und Mademoiselle gingen ihr schon am Morgen entgegen, der Herzog wollte sie selbst in ihre Zimmer einführen. Ludwig Anton und Marie Therese waren in der Kirche. Der Herzog von Bordeaur ging eilig dahin, um ihnen die Nachricht zu brin gen, und Beide eilten sogleich in das Palais. Es ist nicht auss aufprechen, wie rührend die Beweise der Zärtlichkeit waren, welche bei diesem Wiedersehen ausgetauscht wurden. Aller Augen waren in Thränen, während die Freude aus jedem Antlig strahlte. Die Herzogin von Berry drückte ihre beiden Kinder an ihre Brust und wurde von ihnen mit Lieblosungen überschüttet; es war dies ein Gemdide, das man sich wohl denken kann, welches aber die Feder nicht wiederzugeben vermag.

Am 7ten besuchte ich, wie alle Tage, Karl's X. Grab in der Kapelle der Franziskaner. Plößlich hörte ich ein ungewohntes Geräusch die tiefe Ruhe der Kapelle stören; ich wandte mich um und fah die Herzogin von Berry mit ihren Kindern und einigem Gefolge. Sie näherten sich andächtig dem Altar, vor welchem täglich eine Seelenmeffe für Karl X. gelesen wird. Als die Messe vorüber war, erhob sich J. K. H. von ihrem Sig und kniete auf dem Stein nieder, welcher die sterblichen Ueberreste des Bruders Ludwig's XVI. bedeckt. In diesem Augenblick herrschte wieder die tiefste Stille, und es war, als wenn alle Anwesenden fich in ihren Gedanken mit der Herzogin vereinigten, um den Allmachtigen für die Seele Karl's X. anzuflehen.

Am loten besuchte ich das Schloß Hradichin. Es liegt auf einem Hügel vor einer der Vorstädte von Görz. Karl X. bes wohnte es allein mit dem Herzoge von Bordeaux. Ich wollte das Gemach sehen, in welchem der König gestorben ist. Dieses Zimmer bietet einen so traurigen und wüsten Anblick dar, daß Einem das Herz darüber bricht. Alles ist leer; es herrscht darin die Stille des Todes. Ich öffnete die Thür einer Seiten-Galerie und pflückte einen verwelkten, mit Dornen bedeckten Zweig von einem vertrockneten Rosenstrauch.

Am Abend hatte ich die Ehre, zur Gesellschaft im Palais zugelassen zu werden. Der Herzog von Bordeaur führte die Unterhaltung, und ich konnte bemerken, wie anmuthig und geist, voll er spricht. Er erzählte mit viel Wiß einen Zug vom Genes ral Junot, welcher, als er in Görz war und erfahren hatte, daß es viel Wild dort giebt, vom Gouverneur der Stadt verlangte, daß er ihm in 12 Stunden eine Kuppel von hundert Hunden schaffe. Hundert nicht mehr und nicht weniger, und das mit Androhung von hundert Stockschlägen. Der Gouverneur wußte nichts Besseres zu thun, als alle Hunde der Stadt, Schlächterz hunde, Windhunde, Doggen, Alles, was ihm unter die Augen fam, zusammenzuraffen; kurz, es wurden hundert Hunde herbeis geschafft. Aber wie mag der General Junot damit gejagt haben!

Um 9 Uhr entfernte sich Mademoiselle mit Frau von Nicolai; dann nahm J. K. H. Abschied von Ludwig Anton, und ich näherte mich, um dasselbe zu thun. Der Fürst war noch freundlicher als früher und sprach mit mir von meinem Schwager, dem Grafen von Busseuil. Die legte Audienz, die mir Marie Therese bes willigte, hat mich tief ergriffen, und als sie sich entfernte, war ich in Thränen aufgelöst. Nachher hatte ich noch Zutritt bei dem Herzog von Bordeaur, welcher die Gnade hatte, mir einige Ans denken zu bewilligen. Ich bewunderte die Devise, die er in seinem Perschaft führt: Fides, spes. Mademoiselle hatte auch die Gnade, mir, wie der Herzog von Bordeaux, einige An denken zu übergeben, die mehr als Einen Glücklichen machen

werden.

Rußland.

Orianda. (Schluß.)

Der freie Raum dieses großen Hofes hat zwischen den Säu len 175 Fuß Breite, 222 Fuß Lange, hier 28, dort 22 Säulen. Der ganze Flügel links hinab ist Wohnung des Kaisers, rechts hinab Wohnung der Kaiserin. Es sind zusammenhängende Kets ten fleinerer und größerer Zimmer, wie eine wohnliche Benußung und Behaglichkeit sie wünschen last; hier und dort, in der Tiefe dieser Räume zunächst am Portikas: geschlossene Korridore oder schmale Abtheilungen durch freie Säulen gebilder: bald zu einer mannigfaltigeren Verknüpfung der Zimmer oder zum Aufenthalt von Dienern, bald zur Bildung von Vorpláßen oder von Neben rdumen. Zwei Zimmer dieser Ketten, auf jedem Flügel erkers artig vorspringend zur der Räume und zu freierem

gesammte Höhe vom Plateau der düßeren Terrasse bis zum Rande des Daches ist nur 33 Fuß.

Mit beiden Wohnungsflügeln sind jene in der Masse isolirten Vordergebdude für den Hofstaat in Zusammenhang gebracht durch einen schmalen Gang, der über einer Kluft, die hier erst bemerkt wird, auf schlanken Pfeilern schwebt; mit der Wohnung des Kaisers das Haus der Kammerherren, mit der der Kaiserin das der Hofdamen.

Der Flügel des Prachthofes im Angesichte des Meeres ist den Räumen für Recreation bestimme und giebt zugleich jenen Wohnungen der hohen Herrschaften eine prächtige Verbindung. Hier in der Mitte ist ein viereckiger Saal von größerer Gerdus migkeit, berechnet auf den Genuß des Anblickes der weiten freien Umgebung. Er ist demnach allein nach Außen hin dem Lichte geöffnet, und zwar durch fünf Säulenweiten, in denen seine ganze Breite aufgeht. Ein Portikus von zwei Gängen liegt davor gar reizend zu Aeußerst und nach Innen, durch Karyatiden gebildet, die auf Postamenten stehen, in der Mitte aber durch eine Reihe von Jonischen Säulen. Hinterwärts dieses Saales, im Hofe, liegt vor dem Portikus, der hier umherläuft, ein breites Wassers becken, und an dessen entgegengeseßtem Rande eine Grotte von der edelsten Auffassung: ein hohes Pfeilergewölbe, das Innere jenes Unterbaues, der den Lempel inmitten des Hofes trágt. Götter und Helden der Alten, heiliges Tempelgerdth, Künste der Musen stehen verschleiert dort von duftigem Schatten und grüßen heimlich und still! Einzelne Strahlen helleren Lichtes schießen quer durch den Raum.

Sehr schön find ferner die beiden nächsten Nebenzimmer jenes Mittelsaales gedacht. Gegen das Freie sind sie ganz vers schloffen, geöffnet, allein in den Portikus des Hofes. Mild ist die Beleuchtung, indem das Licht durch die vorstehenden Säulen und ihre Decke gebrochen wird. Auch vor diesen Nebenzimmern dehnt noch das Wasserbecken sich aus, und gerade hier, zwischen enger gestellten Shulen, ergießen Taurische Widder von vergoldetem Erse die Fluth, welche das Becken nährt und die vorher rauschend noch überstürzt auf einer Stufe: gegenüber aber den weiten Thuren diefer Zimmer und durch eine größere Säulenweite zeigt fich hier wie dort am anderen Rande des Baffins in der Mauer jenes Unterbaues eine hohe und geräumige Nische, und in dier fer aus Era gebildet Helios, der mit dem Roffegespann gerade aus den Fluthen emporsteigt, in einer anderen Luna, die mit den Stieren hinabtaucht, umgeben von schimmerndem Gestirn.

Diesen Nebenzimmern folgen andere, die wieder recht frei aufgethan find gegen das leuchtende Meer, mit großen Erlern in Halbkreisform, durch hohe Sculen begränzt und bis zu deren Fuß der Aussicht offen. Dann noch andere Sdle bis gegen die Wohnungen. Es ist diese dem Meer zugewendete Fronte des Pas lastes, in Uebereinstimmung mit dem Zweck der hier vertheilten Raume, auch in der Form bevorzugt und von dem würdigsten Eindruck. Sie ist in den Massen lebendiger bewegt, neben den Portiken, durch mannigfache Risaliths, welche die verschiedene Bestimmung und Größe der Räume, die hier belegen sind, fors dert oder wünschen läßt. Die Höhenausdehnung dieser Räume erstreckt sich durch beide Geschosse der Nebenflügel, und die Form des Aeußeren spricht deutlich diese Anordnung aus; auch dies Terrasse die an den Seitenfronten nur 10 Fuß in der Breite mißt - ist hier geräumiger und in der Mitte durch einen großen Halbkreis: Plaz_erweitert, recht einladend zum Lustwandeln, zur Érgößung an Erde und Himmel und Meer.sonry made

Dies sind denn sämmtliche Räume, die dem großen Hofe rings sich anschließen. Noch sind jene Gebäude in der Mitte näher zu beschreiben. Der viereckige Unterbau des Tempels ist 132 Fuß lang, 76 Fuß breit, 39 Fuß hoch. Er besteht aus vier Reihen viereckiger Pfeiler von 10 Fuß Durchmesser, zwischens denen nach der Längenrichtung drei Gánge oder Schiffe fich aufs thun; der mittlere von größerer Breite. Die Decke wird hier durch große Steinplatten gebildet, und vorbereitet durch Steinschichten auf den Pfeilern überragt. Es hat der treffliche Era finder diese halle, welche wir früher schon mit flüchtigem Blicke berührt haben, der schönen Bestimmung gewidmet, das Museum abzugeben für die antiken Kunstwerke, die das füdliche Rußland aus den Stätten Griechischer Kolonieen in diesen Gegenden, jest fchon zahlreich und werthvoll, ans Licht gefördert hat und mit Zuversicht, bei planmäßig geleiteter Bemühung, noch hoffen läßt. Zwei Treppen geleiten auf die Höhe diefes Baues, an feinen beiden langen Seiten, durch deren ganze Ausdehnung in mehrfachen Abfäßen auf einer Reihe schlanker Pfeiler hingeführt und beginnend neben jenem großen Bassin, dessen oben Erwähnung geschah. Auf der Höhe dieses Baues läßt eine Aufschüttung von Erde, in Graben gefaßt, eine Vegetation von kleineren Baumen und Zierpflanzen gedeihen, eine Verschönerung des Ortes, welche die Annehmlichkeiten des Aufenthaltes unendlich vermehren wird. Eine Anordnung des Ganzen aber, die in traumhafte Zeiten des Alterthumes uns versest, sie der Gegenwart nahe bringt und schön verschwistert. Felsengrotten von Ellora, uralte Tempel der Aegypter, hängende Gärten der Semiramis winken aus der Ferne, stehen in Wirklichkeit vor uns.

Genuß von Luft unde Fenster hinausgeschoben krönt, ist 721 Fuß lang, 37 Fuß breit, Jonischer Ordnung, mit

nach Art von kleinen Kabinetten, zu stilleren Sigen. Die kleis neren Zimmer find in der Höhe eines gewöhnlichen Geschosses, die größeren durch die Höhe jener zwei Geschosse fortgeführt, in denen auch diese Hauptmasse des Palastes sich darstellt. Ihre

Der Tempel nunmehr, welchem diese mächtige Halle als Unterbau dient und der ihn und den ganzen Palast so schön bes Sauten rings umber, 6 am Giebel, 11 an der Seitenfronte. Zwis schen den Wänden seines Portilus liegt ein Saal, mit Tharen ringsumher, den Säulenweiten gegenüber ein Aufenthalt voll des seltensten Liebreizes. Stille und Einsamkeit sind in dieser

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