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Nalas und Damajanti, eine Indische Dichtung, aus dem Sanskrit übersetzt von Franz Bopp. Berlin, Nikolai, 1838. 8. XII und 275 Seiten.

Der Verfasser, der sich nicht nur um die Sanskrits und neuerdings auch um die Zendsprache, sondern auch um die vers gleichende Sprachlehre dieses ganzen Sprachstammes, von der Mündung der Ganga bis zu der Mündung der Schelde, so vers dient gemacht, beschenkt uns hier mit einer vollständigen Uebers febung der berühmten Episode aus dem großen Indischen Heldens gedichte Maha - Bharata. Ein anderer großer Dichter unseres Volks, Friedr. Rückert, hat dasselbe früher in kurzen Reimzeilen überseßt, eine Arbeit, die wegen ihres leichten, fließenden Vors trags vielen Beifall gewonnen. Die Boppiche Ueberseßung hat den Vorzug der größeren Treue, sowohl in Hinsicht der Worts Folge als des Versmaßes. Das lehte besteht nämlich aus foges nannten Sloten oder Distichen, deren jeder Halbvers (Hemistich) vier Hebungen in ziemlich freier Form hat, wobei nur das Ger fez obwaltet, daß die vier leßten Sylben_jedes Halbverses ein bestimmtes Maß haben: die des ersten ein Jambe nebst Trochdus oder Spondaus, die des zweiten zwei Jamben seyn müssen. Wenn also Rückert's Gedicht mehr einem Deutschen Volksliede gleicht, so haucht Bopp's Ueberseßung einen wunderbaren, mor genländischen Duft aus.

Eine kleine Vergleichung aus beiden trefflichen Uebertraguns gen giebt den Belag. Als der König Nalas, seines Reiches und alles Eigenthums beraubt, im dichtesten Urwalde, wo Schlangen und Tiger hausen, seine treue Gattin, die reizende Damajanti, verlassen hatte, ruft sie einen Tiger, einen Berg und einen Baum an, um Nachricht über den entfernten Gemahl. Der Baum ist der schönste im Walde und heißt Assoka, d. h. ohne Leid, ohne Kummer (sans-souci). Rückert überscßt ihn Kummerlos, Bopp Leidlos. Rückert.

Bopp.

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Mache linde auch meinen Schmerz jest,

Linde, du, so schön zu schaun!
Sev werth des Namens, Baum Linde,
Und lindre mir des Schmerzes Grau'n.

Der kurze Inhalt des Gedichts ist: Nalas, König von Nis schadha, saß einst im Walde bei seinem Schloffe und baschte eine Goldgans (der Ueberseßer hat sie in Silberschwodne und der Zeichner des Titelblattes in Goldschwäne verwandelt), welche um Freiheit bat und ihm dafür verspricht, der schönen Damas janti, Königstochter von Widarbha, Liebesgruß zu bringen. Als die Gans den Gruß gemeldet, wird Damajanti vor Liebe krank. Ihr Vater Bhimas last nun eine Brautwerbung verkünden, zu der felbst die WelthutersGötter herabsteigen. Doch Nalas erhält den Preis. Das glückliche schöne Paar würde in ungetrübter Heiters feit gelebt haben, wenn nicht Nalas, dem Würfelspiele sehr ers geben, vom bösen Damon Kalis besessen, der ihm wegen der ges wonnenen Braut zürnt, gegen seinen Bruder Puschlaras Reich und alle seine Habe verloren hätte, so daß er nun, das einzige Gewand mit der treuen Gattin theilend, in die Verbannung geht. Hier treibt ihn der inwohnende böse Geist, seine reizende Ges mahlin zu verlassen. Von einer Schlange angefallen, wird sie von einem jungen Jäger gerettet, der, von Slut zum schönen Weibe entzündet, durch ihren Fluch getroffen hinfinkt, wie vom Bliß ein Baum. Sie kommt nach vielem Irren zu einem Büßers wald, wo ihr die frommen Männer Vereinigung mit Nalas ver: Sünden. Irrendes Fußes schließt sie sich einer Karawane an, welche, in der Nacht am Tränkplay lagernd, von einer wilden Elephanten Heerde fast ganz zertreten wird. Mit den dem Blut; bade entronnenen Priestern gelangt sie endlich in die große Stadt des Fürsten Tschedi, wo des Fürsten Mutter sie an ihren Hof nimmt. Nalas inzwischen, nachdem er im Walde einen Schlangenkönig

aus dem Feuer befreit, wird nun durch die Schlange vom bösen Dámon erlöst und gelangt zum Könige von Ajôdhjä, wo er sich zu des Königs Wagenlenker verdingt, bis endlich, nachdem eine neue Gattenwahl nach Widarbha zu der wiedergefundenen Das majanti ausgeschrieben war, beide Gatten wieder vereinigt wer den und er sein Reich wiederbekommt.

So wie einst Göthe bei Erscheinung der Sakontala über diese wunderbare dramatische Dichtung der Indier ein großes Wort sprach, so hat auch A. W. v. Schlegel über dieses epische Gedicht ein vers herrlichendes Urtheil geäußert, welches in der Vorrede vom Uebers seger angeführt ist: Hier will ich nur so viel sagen, daß nach meinem Gefühle das Gedicht an Pathos und Ethos, ar hins reißender Gewalt der Leidenschaften wie an Hoheit und Zartheit dazu gemacht, Alt und Jung anzusprechen, Vornehm und Ges der Gesinnungen schwerlich übertroffen werden kann. Es ist ganz ring, die Kenner der Kunst und die, welche sich bloß ihrem nas türlichen Sinne überlassen. Auch ist das Mährchen in Indien uns endlich volksmäßig und verschiedentlich in neueren Formen und Mundarten behandelt worden. Dort ist die heldenmüthige Treue und Ergebenheit der Damajanti eben so berühmt, als die der Penelope unter uns; und in Europa, dem Sammelplaß der Ers zeugnisse aller Welttheile und Zeitalter, verdient sie es ebenfalls zu werden."!

Der finnige Ueberseßer hat als eine angenehme Zugabe bins ten Anmerkungen beigefügt, theils sacherklärend, theils sprach vergleichend. Bei Agnis, dem Feuergotte, deutet er z. B. auf die Sprachverwandtschaft mit dem Lateinischen ignis, dem Lis thauischen ugnis und dem Slavischen ogni. Der Liebesgott Kamas heißt and An-angas, d. h. der Unkörperliche, gleichsam der geistige Eros beim Platon im Phadros, der Sohn der Venus urania, und es wäre wohl möglich, daß dieses Anga im Sanskrit verwandt wäre mit dem Griechischen dyna, was den Arm bes deutet und als Pars pro toto genommen seyn könnte. Das Sanstr. hansa ist das Altd. gansa (Gans), Lat. ansa (anser) Griech. chan (m). Die Stadt Ajôdhja, wo Nalas in Vers bannung lebt, ist das jeßige Aude.

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Bulest muß noch mit größtem Lobe die treffliche Ausstattung von Seiten des Verlegers erwähnt werden. Nicht nur find Druck und Papier musterhaft, sondern auch der farbige Umschlag mit einer hübschen Arabeske verziert; aber vor Allem schmidt eine reizende, man möchte sagen, ätherische farbige Zeichnung von Asmus den Titel, wo der Goldschwan bei Damajanti den Liebesboten von Nalas macht und vier Gespielinnen nach den übrigen Goldschwänen haschen, oben aber sigen zwei reizende ges flügelte Mädchen, eine mit Harfe, eine mit Laute, andeutend, daß sich Himmlisches und Jrdisches in diesem zarten Gedichte berühren. Beune.

Mannigfaltiges.

J. van Lennep. Unter den lebenden Holländischen Schriftstellern nimmt Herr van Lennep in der Achtung seiner Landsleute den ausgezeichnetsten Rang ein. In früherer Zeit beschäftigte sich Herr van Lennep mit der Sammlung vaters ländischer Stoffe, Sagen und Traditionen, die er auf poetische Weise zu bearbeiten verstand. Sein großes Gedicht,,Adegild" erinnert in vielfacher Hinsicht an Tegnér's,,Frithioffs - Saga." Die Belehrung der heidnischen Friesen zum Christenthum bildet den Gegenstand_der_Holländischen Dichtung, welche, eben so wie van Lennep's Flandrischer Krieg", voll romantischer Epis soden ist. Es sind diese Poesieen in sechs Bänden gesammelt ers schienen, die den_Titel führen Nederlandsche Legenden in Rijm gebracht". In neuerer Zeit hat sich Herr van Lennep der eigentlichen Poesie ab und ausschließlich dem historischen Roman zugewandt. Sein bekanntestes Werk in diesem Genre ist der,,Piegefohn“ (der, wenn wir nicht irren, von Louis Lar ins Deutsche überseßt worden). Es spielt dieser Roman in der Zeit des Abfalls der Niederlande von der Spanischen Herrschaft, und es ist darin ein wahrhaft Niederländisches Talent in der Zeichnung der Charaktere und Sitten jener Zeit entwickelt. Nach ahmung Walter Scott's wird dem Verfasser nicht mit Unrecht vorgeworfen, doch gehört Herr van Lennep jedenfalls zu den bes gabteren Schriftstellern der Zeit.

Zur Geschichte der Kunst. Unter dem stolz klingens den und viel versprechenden Titel,,,die Kunst, als Kennzeichen des gesellschaftlichen Zustandes betrachtet" *), hat ein Herr Louis Duffieur in Paris ein Büchelchen herausgegeben, in welchem er, nach einer kurzen Einleitung, eine Reihefolge von fynoptischen Tabellen zur Vergleichung des jedesmaligen Standpunktes der Kunst mit dem der Völker der Erde, von der frühesten Zeit bis auf die heutige, giebt. Sowohl Baukunft als Bildhauerei, Mus fil, Malerei, Holzschneides und Kupferstecherkunst haben in den Tabellen ihre besondere Stelle, und wenn der Verfasser nicht einerseits etwas zu oberflächlich und andererseits in den Systes men der neueren Französischen Humanitarier und SozietätsPhilosophen zu sehr befangen wäre, so würde seine Idee ges wiß zu einem verdienstlichen Werke geführt haben.

*) L'art considérée comme le symbole de l'état social.

Nummern.- PrānumerationsPreis 22 Sgr. ( Thir.) vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Breußischen Monarchie.

No 4.

M a ga z in

für die

Beiblatt der Allg. Vr. Staats. Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Proving so wie im Auslande bei den Wohlöbl. Poßk - Aemtern,

Literatur des Auslandes.

Berlin, Mittwoch den 9. Januar

Griechenland.

Landschaftliche Bilder aus Griechenland. *)

1.

Das Thal Tempe.

Ungefähr vier Stunden nordöstlich von Larissa liegt das Thal Tempe, gebilder von den Bergen Olympos und Offa (heutzutage Kiffawos), welche in stets gleicher Entfernung dem Flusse Peneus sich nähern, der zwischen beiden, bald in einem breiteren, bald in einem engeren Bette hindurchfließt und das an sich schöne Thal noch mehr verschönert. Zur Rechten des Peneus liegt der Kiffamos, zur Linken der Olympos; beide in ziemlich gleicher Höhe. Das Thal erstreckt sich von Südwest nach Nordost, uns gefahr eine und eine halbe Französische Weile lang und in seiner größten Breite 236 Schritt, in seiner geringsten dagegen 94 Frans zösische Fuß breit.

Das Thal Tempe ist theilweise voll malerischer Schönheiten; die Phantasie verschönert es im Uebrigen mit allen Reisen, die dieser zu Gebote stehen. Seine natürlichen Schönheiten gewch, ren an und für sich einen eben so großartigen als angenehmen Anblick und geben dem Thale einen Charakter der Ruhe und Anmuth, während die ewig fließenden Gebirgswasser den Anblick fteter Frische und regen Lebens gewähren. Die nahen Berge sind von beiden Seiten mit Pflanzen und Grdfern bedeckt; auf den Felsen der Gebirge findet sich Epheu, Bärenklau und andere wilde Gewächse, und an einzelnen Abhängen derselben sind kleine Garten mit Wandelbäumen und Granaibdumen sorgfältig an gelegt und unterhalten, während aus ihnen Quellen des reinsten Wassers beständig hervorquillen und auf ihnen eine gesunde frische Luft herrscht.

Etwas unterhalb des Einganges in das Thal Tempe trifft der Blick zuerst auf das Dorf Hassan Baba, das, auf einer runden Fläche am Fuße des Kissamos gelegen, eine berühmte Moschee besize, welche ein gewisser Hassan erbaut und wovon der Ort wahrscheinlich den Namen selbst erhalten hat. Dieselbe liegt mitten unter Cypressen und pyramidenförmigen Ulmen, wie denn der ganze Ort selbst, von Platanen und schönen Spaziers gången umgeben, eine sehr günstige Lage hat. Die Hauptstraße auf dem rechten Ufer des Peneus führt durch Baba und wird fleißig von denen besucht, die von Larissa nach Salonichi reisen. Manche wollen meinen, daß es an der Stelle des alten Elatea liege.

Von Baba führt der Weg anfangs mitten durch einen mas lerischen Platanenwald. Noch haben sich die Nachkommen der alten Platanen erhalten, deren Zweige mit wilden Weinreben umrankt sind. Der trübe und von den Platanen beständig bes schattete Fluß durchfließt dieses reizende Thal und gewährt ihm gleichsam die Ruhe eines Hafens. Das Wasser desselben, das ruhig und gerdufchlos dahinfließt, scheint aus den Platanen hers vorzuströmen, welche dieses Ufer des Peneus beschatten. An ans deren Stellen ist es mit Agnus castus, an anderen nur mit Gras bewachsen, und theilweise ist es ganz lahl.

Die alten Thessalier feierten hier jedes Jahr ein Fest_zur Erinnerung an das Erdbeben, als einst die Gewder das Thal Tempe bildeten und die schönen Gefilde von Larissa vor kurzem der Kultur zurückgegeben wurden. Zu der Zeit dieses Festes las men die Bewohner mehrerer nahen Städte in das Tempethal. Ueberall ward den Göttern Weihrauch geopfert. Der Peneus war mit Barken angefüllt, die ohne Unterlaß tamen und gingen. In den Wäldern und auf den Wiefen an den Ufern des Fluffes waren Tafeln bereitet. Eine eigene Sitte war hierbei die, daß die Sklaven zugleich mit ihren Herren in der Gesellschaft was ren, und daß die Lesteren die Ersteren bedienten, diese aber ihre Rolle mit einer oft zugellofen Freiheit spielten. Nach den Freus den der Tafel folgten Tanze und andere Spiele, die bis Mitters nacht dauerten. Auch heutzutage noch feiern die Türken hier jährlich ein glänzendes Fest; unter den Platanen wird an steiners nen Tischen ein reiches Wahl bereitet, wozu ein Jeder, von

*) Entlehnt aus der im Jahre 1836 in Pesth erschienenen, Neugriechisch geschriebenen „Nxwráry rîs Devoulias ywqorqapla“ u. f. w., von Joannis Anaftafios Leonardos aus Ampelakia in Thessalien.

1839.

welchem Glauben und Volke er auch seyn mag, freien Zutritt hat und mehrere Tage lang Speise und Trant empfängt, und faft scheint es, als werde dieses Fest von den Türken zur Ers innerung an jenes alte Fest der Griechen gefeiert, ohne daß jes doch die Türken eine Idee von diesem hätten oder sonst die Sits ten der damaligen Griechen kennten.

Weiterhin gelangt man an furchtbaren Felsen vorüber, die, wenngleich sie einen erhabenen Anblick gewähren, dennoch das rechte Ufer des Peneus in düsterer Gestaltung einengen und in das Thal herein so nahe zusammenrücken, daß an manchen Stellen nur ein Zwischenraum von 2-300 Fuß ist. Die mitten im Wege am rechten Ufer_liegenden geradwinkligen Felsen bilden ein Amphitheater, in deffen Mitte die Trümmer eines kleinen Kastells vom alten Dmale liegen, das jezt den Namen des Schlosses der Schönen“ führt.

In der Mitte des Thales quillt aus dem Fuße eines Felsens eine kühle Quelle, Kryologos genannt, an welcher die Wanderer auszuruhen pflegen. Gegenüber auf der anderen Seite des Flusses steht auf einem Felsen ein verfallener Thurm von neuerer Baus art, und daselbst befinden sich unter einem Felsen des Olympos die Ueberreste eines Tempels der heiligen Paraskevi, wo bis weilen für die Bewohner des nahen Dorfes Rapfani Gottes dienst gehalten wird. Nach dem Olympos zu ist das Ufer eng, und es giebt nur den einen schon erwähnten Weg durch Baba.

Da, wo dieses Ufer früher ganz und gar mit Lorbeerbäumen bedeckt war, bietet sich den Blicken jezt nur noch ein einziger derselben dar. In den alten Zeiten pflegten die Einwohner Delphi's (jezt Kastri) aller neun Jahre Gesandte mit Musil in das Thal Tempe zu schicken; sie sagten, daß Apollo mit Kränzen und Zweigen eines Lorbeerbaums aus diesem Thale in ihre Stadt Pame, und zum Andenken hieran veranstalteten fie jene jährlichen Gesandtschaften. Sie bestanden aus der schönsten Jugend Dels phi's und brachten auf einem Altare an den Ufern des Peneus ein glänzendes Opfer dar; man hieb Zweige von dem nämlichen Lorbeerbaume, von welchem Apollo bekränzt wurde, und kehrte dann unter dem Gesange heiliger Hymnen nach Delphi zurück.

Statt dieser festlichen Züge, die einft unter Blumenschmuck den Fluß daherkamen, sieht man jest kaum hin und wieder eins zelne Fahrzeuge, mit Bienenkörben beladen, auf dem Fluffe bin und her gehen, damit diese fleißigen Thiere von den Abhängen des Olympos und Kissawos den wohlriechenden und füßen Honig eintragen.

Ungefähr eine halbe Stunde von der Quelle Kryologos fällt ein reißender Bergstrom, Namens Buriam, vom Kissawos herab über Felsenmassen mit heftigem Gebraus in den Peneus. Einige Schritte weiter gelangt man in die größte Enge des Thales, von wo ein künstlicher Weg den Wanderer in die Höhe führt. Man sieht hier noch Spuren eines alten gepflasterten Weges, der ̧ zum Theil durch die Felsen gehauen ist, zum Theil in Winduns gen aufsteigt, zum Theil an den engen Felsenwänden und ihren Vertiefungen hintauft.

Am Ausgange des Thales befinden sich mehrere Türkische Ländereien, auf denen sich Denkmale der alten Griechen von Marmor erhalten haben. Eine halbe Stunde weiter ist eine Stelle, wo sich viele Urnen finden und wo die alten Griechen Sdulen und dergleichen brachen. Sonst gab es auch in der Nähe des Thales eine Stadt, Namens Tempe, mit einem Bischofss fise; jeßt aber liegt dieselbe in Trümmern, die den häßlichen Namen: Lylostomion (Wolfsmaul) führen, wonach auch noc heutzutage der Bischof dieses ganzen Distrikts sich nennt.

Die anmuthigen Wanderungen der mit Rosen bekrdnzten Jungfrauen Thessaliens, um jährlich Wasser aus der heiligen Quelle zu schöpfen, beleben das Thal Tempe nicht mehr; desens ungeachtet hat es feine Schönheiten bewahrt, und noch jest durchwandert es der Grieche mit erhabenen Gefühlen der Ans dacht. An den Abhängen der Berge, die nichts Anderes als die Wohnung der Götter waren, vorübergehend, glaubt er auch noch jest in einem heiligen Haine dieser Götter sich zu befinden und von den Unsterblichen umgeben zu seyn.

Der Paß durch das Tempethal ist eben so wichtig für den Schuß Theffaliens und des nördlichen Griechenlands überhaupt, als es die Thermopylen für das südliche Griechenland waren und find. Eine noch ganz leserliche Lateinische Inschrift an einem Felsen des Thales nennt den Prokonsul Kafftus Longinus als

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Das ist Alles, was ich von den Vorgangen des Sten und 6. Oktober gesehen und erfahren habe, die durch die Aufregung der Gemüther so viel Einfluß auf das Resultat der Arbeiten der Ponstituirenden Versammlung ausübten. Von jenen Tagen an hielt die aristokratische Opposition der hohen Geistlichkeit und der Mehrzahl des Adels den König für gefangen, den Thron für umgestürzt und erledigt, die vollstreckende Königliche Gewalt für aufgehoben und die Strone Frankreichs unter den Schuß der Waffen des Auslandes gestellt. Andererseits führte eine anfangs unscheinbare und verachtete, aber bald den Freunden einer weisen Freiheit immer furchtbarer werdende republikanische Partei die Faction der Gleichmacher die Gemüther des Volkes irre, ins dem fie ihnen vorspiegelte, daß sie nur jene Opposition bekämpfe und die Rechte des Volkes mit der nöthigen Energie vertheidige. Zwischen diesen beiden Factionen standen die wahren Pas trioten und fonnten brücken, ohne der anderen zu viel Vortheil einzuräumen un unter selbst waffenlos dazustehen. Dies schienen mir damals, und, ich wage es auszusprechen, dies scheinen mir noch jest die Folgen des Sten und 6. Oktobers,

Die unversöhnlichen Feinde der Freiheit, und besonders die des Herrn von Lafayette, haben auf diese unglückseligen Vors gange eine Menge von Komplotten begründet; und da fie nur auf fehr gewagte Folgerungen hin ihre Intriguen anspinnen konnten, so haben sie ihre Rache und ihren Groll dadurch gesättigt, daß fie dem General eine Verantwortlichkeit aufbürdeten, die er nie auf fich genommen und die man fogar ihm zu übertragen verweigert hatte. Nachdem man seine Bürgschaft verworfen, fonnte man ihn nur verleumden, indem man ihn der Nachlässigkeit beschuls digte, und es ist ihnen gelungen, eine durchaus falsche Thatsache glaubwürdig zu machen und bis auf die Nachwelt fortzupflanzen, Denn noch vierzig Jahre nachher hörte man, der General habe ruhig geschlafen, während das Leben der Königlichen Personen in der größten Gefahr schwebte. Ganz getreu habe ich Alles dar gelegt und bin allen Beschäftigungen und Handlungen des Ges nerals Stunde für Stunde gefolgt, von seiner Ankunft in Vers failles am Abend des 3. Oktober bis zum Tagesanbruch des 6tens feine Verleumder mögen nun beweisen, wann und wo er fich dem Schlafe überlassen habe.

Der feindliche Einfall in den einen Theil des effets, its der Angriff auf die Leibgarde, das durch eine Horde von digen in den Gemächern der Königin verübte abscheuliche Atten tat, alles dies fchien nur erklärlich, wenn man eine vorher vers abredete Verschwörung annahm, welcher jedoch die eifrighten Nachforschungen, die genauesten gerichtlichen Untersuchungen nicht auf die Spur tommen fonnten. Bei glücklichen oder unglück lichen denkwürdigen Vorfällen forscht man immer nach tiefliegen den Beweggründen, nach wunderbaren Ursachen, und will nicht zugeben, daß oft nur zu gewöhnliche Fehler, einfache Vernach djjigungen, endlich der Zufall selbst, zur Entstehung der größten Begebenheiten das Meiste beitrugen; die Geschichte liefert dafür Beweise, und wenn man nach der Wahrheit forscht, muß man fich davon überzeugen. Ich will hier nur noch eine Thatsache aus führen, die mir in dieser Hinsicht am meisten Licht verschafft hat.

Einer der Leibgardisten, welche so heldenmüthig die Thür des Gemaches der Königin vertheidigten, wahrscheinlich derselbe, von dem der Marquis von Ferrières in feinen Memoiren spricht, Miomandre de St. Marie, Neffe des Abbé Haun, des berühmten Profeffors der Phyil und der Naturgeschichte, war so bedeutend am Stopfe vermyubet worden, daß man einige Zeit an seinem Aufkommen verzweifelte. Der G fapette, den man von feiner baldigen Genesung benachrichtigte, besuchte ihn in meiner, Begleitung. Er befragte ihn, ob er sich noch alles deffen erin nere, was dem Augenblick, wo er überfallen worden, vorausges gangen fen, und wie es eigentlich möglich gewesen, daß die Mörder bis zum Semache Ihrer Majeftdt vordringen fonnten. Der Offister erzählte uns, bis zum Tagesanbruch fen Alles im Garten ruhig gewesen, er habe mit einigen feiner Kameraden an einem Fenster geftanden, das auf die Terrasse, nach der Drans gerie su, binausgegangen; fie bemerkten einige schlecht gekleidete, mit Flinten bewaffnete Männer, welche die Fenster des Schlosses betrachteten und sich dann nach dem Eingang an der Marmors treppe wendeten; diefe Leute gaben anderen in der Ferne Nachs Pommenden ein Beichen, ihnen su folgen; vom Garten her eitte noch eine bedeutende Anzahl herbei, und Alle rannten fo schnell die Marmortreppe hinauf, daß seine überraschten Gefährten rasch su ben Waffen griffen, fich in Vertheidigungsstand feßten und fich mit Allem, was fie nur auftreiben fonnten, verschanzten er selbst habe taum fo viel Zeit gehabt, in das Gemach der Ros nigin su türzen und zu rufen:,,Rettet die Königin!" Die Thur fen bald durch jene Elenben gesprengt, er felbst angegriffen und durch einen Schlag auf den Kopf zu Boden geworfen worden. Dieses Beugnis bendigte uns das, was wir schon wußten. Durch den Ab

if Ober: Aufseherin über die Bader, das Weißjeug, oder die Schmuckfachen u. f. r.

Am Ufer des Meeres, über einem Strande, der von drauens den Batterieen befchüßt wird, erheben sich hohe Terraffen und schwebende Garten, die einen Theil der ersten Umkreifung des Serai's einnehmen. Hier hat man alle Hülfsquellen der Kunst und Industrie erschöpft, um die mannigfachsten Gaben der Natur auf Einen Punkt zufammenzudrängen. Hohe Cypreffen, zierliche Jasmine, immer blühende Citronenbaume fußen hier mit ihren mächtigen Wurzeln in den Waffen der Gartenerde, die man mit großen Kosten zufammengehäuft hat und deren Fruchtbarkeit uns erfchöpflich ist. Eine dem Sonnenstrahl unzugängliche Belaubung bietet den lustwandelnden Schönen Obdach gegen die drückendste Lageshise und am Abend gegen die feuchten Winde, die vom Bosporus herüberwehen; aber diese anmuthige Schranke verhüllt dem Beschauer nicht das unermeßliche, rings umher aufgerollte Panorama. Ermüdet von dem Glanze der Minarets, die wie eben so viele herrliche Prismen über schneeweißen. Terraffen emporsteigen, ergeht sich das Auge gern an der lachenden Küste Aftens, auf jenem ewig grünen, mit Paldsten emaillirten Teppich. der Natur. Am Fuße dieser Mauern brechen sich die silbernen Fluthen des Bosporus, und die Laufende bunter, auf dem Wassers spiegel fich schaukelnder Kaif's, die majestätischen, am Eingange des hafens sich wiegenden Schiffe beleben die schönste Landschaft, die es auf Erden giebt.

Jene Garten und Terraffen, von denen wir eben geredet, ziehen sich um das Sommers Harem, wo die berühmten Tulpenfeste gefeiert werden. Ein Tulpenfest wird gewöhnlich durch die Geburt eines Prinzen veranlaßt; es hat schon darum für die Frauen des Harems einen hohen Werth; weil sie fein lebhafteres Bedürfniß kennen, als eine Unterbrechung der Eins förmigkeit ihrer Genüffe.

Man weiß, wie sehr der Türke die Rosen und Tulpen liebt. Der Raum zwischen den Cypressen und den Orangen Bäumen des Harems bildet ein sehr gerdumiges Blumenbeet, wo man die feltensten Gattungen dieser Blumen sieht. Nichts ist mit feinerem Geschmack angelegt, als die Rabatten; nichts origineller, als die Anordnung der schimmernden Farben, der bunten Schattirungen; das Auge verliert sich in diesem wunderbaren Capriccio der Gar tenfunst, wie auf einem phantastischen Teppich aus Persien oder auf dem bizarrsten Kaschmir Shawl. Wir Europder besigen nicht die Kunst, so finnig Blumen an Blamen zu reihen und alle Grillen der Phantasie in duftenden Charakteren an den Boden au schreiben. Diese beneidenswerthe Kunst hat innerhalb der machtigen Ringmauern des Serai's ihre ganze Reinheit und Originalitat bewahrt.

Am Abende des Tulpenfestes giebt es unendliche Zurüstuns gen. Schon lange vorher sind die Rabatten erneuert und ihre Shume mit mehr Sorgfalt und Koketterie als jemals zugeftußt worden. Die Reihen der Tulpen und Rosen Preuzen und schneis den fich, ohne an irgend einer Stelle chaotisch in einander zu fließen; aber der spielende Glanz der Farben verbleicht, wenn die Sonne niederfinkt. Kaum ruhen die Schatten der Nacht auf Stambul, so öffnen sich die Pforten des Harems, und seine Bes wohnerinnen eilen hinaus mit freudeglühendem Antlig und zers Atreuen sich in den dichten Laubgangen; bald finden sie sich wieder zusammen und besteigen gemeinschaftlich die Terrasse, welche das Blumenbeet beherrscht, dem Schauspiel entgegenharrend, das man ihnen versprochen hat.

Wenn nun die ganze Natur in tiefem Schlafe ruht und
Paum noch der dumpfe Pulsschlag des Bosporus, das Rauschen
feiner am Strande fich brechenden Wogen vernehmbar wird: da
ertont plöglich ein lautes Freudengeschrei und tausend blutrothe
Flammen tanzen labyrinthisch durch einander. Ein Trupp Sflas
ven, mit Fackeln in den Händen, treibt sich, alle erdenkliche
Figuren, beschreibend, auf dem geräumigen Beete herum und
Last überall Feuerzeichen zurück. Bald kann jede Blume ihr
Bild in einen vor sie hingestellten Spiegel werfen und mit dem
farbigen Glase, das sie zu beleben scheint, an Glanz wetteifern.
Richts ist imposanter, nichts magischer, als diese urplösliche Ers
feuchtung; vermischt mit den lebhaften Farben einer Blume oder
mit dem fanften Grün ihrer Blätter, steigen die Lichtströme sum
Himmel empor. Man denke sich zu diesem Schauspiele noch den
Jubel der Zuschauer und den Donner der Kanonen von der
Schede und aus den Forts, und man wird immer nur einen sehr
fchwachen Begriff von einer solchen Scene erhalten. Das wos
gende Lichtmeer und der Larm auf allen Seiten wirken
garten Nerven vieler Zuidquerinnen so machtig, ball auf die

Burien von der Terraffe springen und, auf dem flammenden
Beete herums Sweifend, die Blumen ausreißen und in die Lüfte
febleudern. Das Werk der Zerstörung wird mit rafendem Jauchs
aen und Gelächter vollendet; und dieser Augenblick dußerster Aufs
regung muß in dem Herzen der Frauen lange und freudige Ers
innerungen zurücklaffen.

Das Loos des weiblichen Theiles der Kaiserlichen Familie
ist dem der männlichen Individuen weit vorzuziehen. Während

Lettere von einer argwöhnischen und scheelsuch politik in

der unwürdigsten Sllaveret gehalten werden, genießen die Frauen
einer vergleichungsweise unumschränkten Freiheit. Der Sultan
fcheint die ganze Zuneigung, die er seinem Bruder und selbst
feinen Sohnen vorenthalten muß, auf Mutter und Schwestern
zu übertragen. Er sorgt dafür, daß feine Töchter und Schwestern
glanzende und ehrenvolle Parcieen machen; aber eine Bringeffin
von Kaiserlichem Geblüte wird so beilig gehalten, daß der Cher

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der Sultan einem reichen und mächtigen Pafcha die Postspielige
stand ihre Freiheit in keiner Weise schmalert. Gemeinhin erweist
Ehre, ihm eine Prinzessin zur Frau zu geben. Der neue Gemahl
muß herkömmlicher Weise eine Art von jährlichem Tribut zum
Unterhalt seiner Gemahlin entrichten; oft verläßt er nie feine
Provinz und lebt fern von derjenigen, die man ihm zur Frau
gegeben hat. In jedem Falle muß er aber, sobald die hochzeitss
feierlichkeit vorüber ist, alle andere Frauen, die er etwa schon
befißt, verabschieden. Rufen ihn Dienstgeschäfte oder ein Groß
herrlicher Befehl nach Konstantinopel, so ist es ihm erlaubt,
feine erlauchte Gemahlin zu besuchen; er muß aber bei diesem
Besuche die ftrengste Etikette beobachten.

Werfen wir nun einige verstohlene Blicke in das Innere des
Allerheiligsten, des Großherrlichen Harem's. Das berühmte
Kupferwert von Melling foll uns die Mysterien dieses geweihten
Drtes erschließen. Die Oberhofmeisterin (Usta Kadin), ause
gezeichnet durch ihren Stab und ihr mit Pelz verbrämtes Ges
Zu ihrer Linken hält eine Sultanin ihre Mahlzeit; mehrere Sflas
wand, ertheilt einem Offizier der schwarzen Eunuchen Befehle.
vinnen oder verschnittene Sklaven sind um sie geschäftig und
oberen Stock bemerken wir mehrere Frauen in betenden Stelluns
nehmen die Gerichte in Empfang, die man hereinbringt. Jm
gen; da aber die Frauen der Türken niemals gemeinschaftlich
beten, so kann der Künstler wohl nur den Zweck gehabt haben,
uns eine und dieselbe Frau in verschiedener Attitude zu zeigen.
Noch ein Stockwerk höher sehen wir mehrere Sklavinnen ein
die man über eine Estrade legt) und die bei Tage in Schränken
Bett machen. Das Bett besteht nur aus wenigen Matrazen,
verwahrt werden.

Schlagen wir nun dieses Blatt uin, so finden wir auf einer Teppich überdecktes Gefäß, den sogenannten Tandur, fauern. anderen Kupfertafel drei Frauen, die um ein rundes, von einem Es ist dies ein Kohlenbecken, in welchem beständig wohlriechens An diesem traulichen Heerde versammelt, vertreibt man sich die Langeweile mit heiteren Gesprächen, des Holz brennt. mit dem Damenspiel, oder mit Arabischen Wunders Mahrchen, deren Intereffe immer neu bleibt.

Diejenige Kadin, der unsere Aufmerksamkeit vorzugsweise gewidmet seyn soll sie strahlt uns auf dem nächsten Bilde ents gegen ist die erforene Favoritin des Sultans. Der Adel ihrer Gesichtszüge, die Anmuth und Majestät ihrer Haltung, der Sile berklang ihrer Stimme haben sie dieser Auszeichnung würdig das eine, aus rosenrothem Seidenzeug, bis unter die Kniee, das gemacht. Sie trägt zwei Paar lange Beinkleider, von denen und einen Gürtel von grünem Kaschmir - darüber ein zu beis andere, aus Muffetin, bis an die große Zehe reicht, ein Wieder einen mit Hermelin gefütterten Oberrock oder Mantel, dessen den Seiten offenes Entari, und über dem Entari die Dschubé, aufgeftreifte Aermel aus Persischem Stoffe sind. Der Kopfpuß Pleine Flechten abgetheilte Haar ist um den Kopf gewunden und ist noch bewundernswürdiger, als die Kleidung. Das in sechzig bildet eine Seitenlocke, die unter dem reich gestickten Turban auf die Schulter hinabwallt; über dem Turban aber strebt ein mit aus Diamanten gebildeten Halbmonde empor. Smaragden, Topafen und Rubinen befeßtes Diadem nebst einem

So herrlich geschmückt schreitet die Favoritin an der Spise ihrer Sklavinnen durch einen dichten und kostbaren Vorhang in plage des Sofa's nieder. Dieser Saal hat eben so reiche, aber den großen Empfangsfaat und läßt sich auf einem der Ehren weniger flitterartige Verzierungen, als die übrigen Gemdcher. Die Mauern find hier nicht mit fantastischen Arabesken bedeckt; die Grazie muß der Majestát weichen. Auf blauem Grunde ers blickt man eine Reihe gemalter Palmbdume und viele fünstlich verschlungene Inschriften in goldenen Buchstaben. Die Dielen des Fußbodens aber verschwinden unter einem überaus prachts vollen Teppich, der uns die Japanische Rose, den Syrischen fachsten Gruppirungen zeige. Jasmin und die lieblichsten Beilchen Perfiens in den mannig

Auf einem Diman aus rothem Brokate, mit goldgefickten gungen der anderen Frauen des Harem's, so wie auch ihrer Riffen, nachlässig hingestreckt, empfängt die Sultanin die Huldis männlichen und weiblichen Dienerschaft. Ist diefe Ceremonie vorüber, so befiehlt sie, daß man die Speisen auftrage. Sogleich Willen zu vollstrecken. Die Einen bringen den runden faum feßen fich wohl funfzig dienstbare Geister in Bewegung, ihren awei Fuß hohen Speisetisch, der mit arrigem Schnißwerk vers Teppich zu fügen; und wieder Andere tegen die elastischen Polster zurecht, auf welche ihre Gebieterin während des Effens leben ist; Andere legen ein Stück Leinwand darunter, um den richte sind: verschiedene Sorten Fleisch mit Bananen, Gemüse fich lehnt. Dann reicht man ihr jede Speise eingeln. Die Ges mit Honig, föstliches Gefigel und vor Allem faftige Pasteten. Hat die Sultanin abgespeist und wieder auf ihrem Divan Plas genommen, so flopft fie in die Hände, und man reicht ihr Kaffee die eine aus feinem Porzellan in doppelten

und die andere au pon we Golde und mit Diamanten bes

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ihres Kiost der scheidenden Sonne nach, deren Strahlen in den Fluthen des Bosporus fich brechen. Zuweilen tönt ihr aus den Worthens Hecken und Citronen Büschen eine rührende Melodie in das entzückte Ohr; in fanften Schlummer gewiegt, trdumt fie von des Paradieses heiligen Hallen, und die Töne verklären fich zu dem himmlischen Gesange des Israfil.

Und nun fragen wir unsere Europäischen Schönen, ob das Loos einer Sultanin fo unbedingtes Mitleid verdient. Kann man fich in den Jahren verblühter Schönheit eine forgenfreiere und angenehmere Eristens wünschen, als die einer vornehmen Türs tischen Matrone ist? Sanft eingewiegt von lachenden Erinnes rungen aus der Vergangenheit, von goldenen Träumen der Bus funft, erreicht sie ohne Schmers und Seelenpein das Ziel ihres irdischen Lebens und scheidet mit der füßen Hoffnung, den Freus den des Paradieses entgegen zu wallen, von denen sie auf dieser Erde einen Vorschmack gehabt.

Mannigfaltiges.

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Waterloo, Album. In dem Gasthause La Belle Alliance, in deffen Nähe die große Schlacht gleiches Namens, die bei den Engländern den geläufigeren Namen Waterloo führt, geschlagen wurde, liegt seit mehreren Jahren ein sogenanntes Album", ein Buch, aus, in welches die reisenden Besucher ihre Namen und, je nachdem sie eben poetischen oder prosaischen Gemüthes sind, auch allerlei gereimte oder ungereimte Bemers fungen eintragen. Ein Englander hat sich zwei Bánde dieses Albums aus den Jahren 1825 bis 1827 zu verschaffen gewußt und ist jest so boshaft, einen Theil dieser Stammbuchs, Ergog lichkeiten mit ihren vollen Namens-Unterschriften im United Service-Journal abdrucken zu lassen. Meistens sind es Engländer, die das Schlachtfeld von Waterloo besuchen, und die Thorheiten oder Wiße seiner Landsleute liefern daher auch dem Journalisten den meisten Stoff zu seiner Perfifflage. Indessen sind auch Franzosen so artig gewesen, dem Löwen von Waterloo ihren Besuch abzustatten und sich in sein Album zu verzeichnen. Kleine Neckereien zwischen einer Nation und der anderen konnten das bei nicht ausbleiben. So schrieb z. B. ein Franzose das bes kannte,,La Garde meurt, mais elle ne se rend pas" nieder; ein Engländer seßte (natürlich in Englischer Sprache) darunter: Zum Beweise warfen hier mehr als 1500 Mann von der Garde ihre Waffen fort und ergaben sich als Gefangene." Die Deutschen zeigen sich auch in dem Waterloo Album als Kosmos politen; ein Herr Crayen aus Sachsen tritt als Vermittler zwischen Franzosen und Engländern auf. Ich habe in diesem Buche", schreibt er,,,vielen Parteigeist gefunden; doch Ehre sev dem Muthe! Dies ist mein Wahlspruch, möge es sich nun von Franzosen, Deutschen oder Engländern handeln. Die tapfere Garde des Kaisers hat eben so vielen Anspruch auf Ruhm, als das 42ste Schottische Regiment, welches einen Tag lang einer ganzen Armee widerstand." Ein Spanier hat auf dem Schlachts felde von Waterloo nichts als den Rachegeist seines Vaterlandes erblickt; voll alten Ingrimms schrieb er: 65 98m) dhe Napoleon pago en esta campaña VINE - Superfida invacion contra PEspaña; Asi perezian todos algun dia Pies Les que atentareu à la patria mia! we connec 214 M. Heros, Vizcayno.") the nin Ein Nord Amerikaner, der sich Junius Brutus Booth unters zeichnet, spricht dagegen sein Bedauern aus, daß ein so pro faisches Voll, wie die Engländer, den großen Kaiser überwältige habe, und dußert dabei (1826) die Hoffnung, daß der Herzog von Reichstadt feinen Bater rächen werde. Ein Belgier, ein Lithograph aus Brüssel, Namens Goubau, der mehrere Ansichten des Schlachtfeldes von Waterloo herausgegeben, war so unvers schamt, Folgendes (in schlechtem Französisch) einzuschreiben:,,Wie aus der Fäulnis Leben erwächst, so aus dem Unglück das Glück; dasselbe Waterloo, das so viele Tausende todt hingestreckt, giebt den Lithographen zu leben. Was jenen ein Unglück war, ist mir zum Glück geworden." Für diese Dummheit haben spätere Besucher die Namens Unterschrift des Herrn Goubau mit folgens den Randgloffen umgeben: Unmensch!",,Esel!",,Gewiß ein Flamander!" Mehrere sentimentale Engländerinnen haben ihren Schmers darüber nicht unterdrücken Pönnen, daß hier so viel junges Blut vergoffen worden; merkwürdig genug aber, inters effiren sie sich Alle für die Franzosen mehr, als für ihre eigenen Landsleute; ja, eine Miß Georgina nimmt keinen Anstand, hier öffentlich zu verkünden, daß fie in Frankreich ihr Herz verschenft babe. Der Englische Journalist, der besonders die Erpectoras tionen seiner Landsmanninnen nicht genug verspotten kann, scheint dabei indessen übersehen zu haben, daß sich in solchen Albums" der Muthwille und der wohlfeile Wis fehr oft auf Kosten der Frauen einen Scherz erlauben, an den diese selbst nicht im Ents ferntesten gedacht haben. Und so kann es wohl fommen, daß der Kommentator, der fich über so viele Andere lustig macht, hinter drein von diesen ausgelacht wird.

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