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Lucinde.

Ja, daß ich nun

Ihn stets vor Augen habe wo ich gehe.

Claudine.

Erzähle mir zuerst, wie kamst du los?

Lucinde.

Er faßte meine Hände, die ich schnell
Zurückzog. Ernst und trocken sagt' ich ihm:
„Ein Mädchen hat dem Fremden nichts zu sagen;
Verlaßt mich! wagt es nicht, mir nachzufolgen!"
Ich ging, er stand. Ich seh ihn immer stehen,
Und blicke da und dorthin, ob er nicht

Mir irgendwo begegnen will.

Er aus?

Claudine.

Wie sah

Lucinde.

Genug, genug! und laß, Geliebte,

Mich meine Schuldigkeit nicht heut versäumen!
Dein Vater will, daß alle seine Leute
Mit einem Tanz und Mahl sich heute freun.
Er hat mir aufgetragen, wohl zu sorgen,
Daß alles werde wie er gerne mag.
Es wäre schlimm, wenn ich an deinem Feste
Zuerst die Pflicht versäumte, die ich lang
Mit froher Treue leisten konnte. Nun,

Leb wohl! Ein andermal! Nun sieh dich um!
Wie bist du denn? Du hast die schönen Sachen
Kaum eines Blicks gewürdigt. Hier ist Stoff,
Ein Dußend Mädchen lang zu unterhalten.

Claudine (allein).

(Ab.)

(Sie befieht unter dem Ritornell die Geschenke, und tritt zulezt mit Pedros Strauß, den sie die ganze Zeit in der Hand gehalten, hervor.)

Alle Freuden, alle Gaben,

Die mir heut gehuldigt haben,
Sind nicht diese Blumen werth.

Ehr und Lieb von allen Seiten,
Kleider, Schmuck und Kostbarkeiten,
Alles, was mein Herz begehrt;
Aber alle diese Gaben

Sind nicht diese Blumen werth.

Und darfst du diesen Undank dir verzeihen?
Was ein geliebter Vater heut gereicht,
Was Freunde geben, was ein kleines Volk
Unschuldig bringt, das alles ist wie nichts,
Verschwindet vor der Gabe dieses neuen,
Noch unbekannten Fremden! Ja es ist,
Es ist geschehn! Es ruht mein ganzes Herz
Nun auf dem Bilde dieses Jünglings! nun
Bewegt sichs nur in Hoffnung oder Furcht,
Ihn zu besigen oder zu verlieren.

Pedro (kommt).

Verzeih, daß ich dich suche! denn es ist
Nicht Schuld noch Wille. Jene strenge Macht,
Die alle Welt beherrscht, und die ich nur
Von Dichtern mir beschreiben ließ, ergreift
Mich nun, und führt mich, wie der Sturm
Die Wolken, ohne Rast zu deinen Füßen.

Claudine.

Ihr kommt nicht ungelegen; mit Entzücken
Betracht ich hier die Gaben, die mir heut
So schöne Zeugen sind der reinsten Liebe.
Pedro.

Glückselge Blumen, welcher schöne Plat

Ist euch gegönnt! Ihr bleibt, und ich muß gehn.

Sie welken, da ihr bleibt.

Claudine.

Pedro.

Was sagst du mir!
Claudine.

Ich wollte, daß ich viel zu sagen hätte,
Allein es ist umsonst. Mein Vater hält

Euch länger nicht; er glaubt vielleicht, ihr solltet
Recht eilen. Nun, er ist ein Mann: er hat
Gelernt, sich eine Freude zu versagen;
Doch wir, wir andern Mädchen, möchten gern
Uns eurer Gegenwart noch lange freuen.
Es ist ein ander, froher Leben seit

Ihr zu uns kamt. Ists denn gewiß,
Gewiß so nöthig, daß ihr geht?

Pedro.

Es ist.

Und würd ich eilen, wenn ich bleiben könnte?
Mein Vater starb; ich habe seine Güter
Auf dieser schönen Insel nun bereist.

Er sah sie lang nicht mehr, seitdem der König
Ihn mit besondrer Gnade festgehalten.
Ich darf nicht meinen Urlaub überschreiten:
Schon kenn ich alles was das Haus besigt;
Ich wäre reich, wenn nach des Vaters Willen
Ich alles für das Meine halten könnte.
Allein ich bin der ältste nicht, und nicht
Der einzige des Hauses: denn es schwärmt
Ein ältrer Bruder, den ich kaum gesehen,
Im Reich herum, und führt, so viel man weiß,
Ein thöricht Leben.

Claudine.

Gleicht er euch so wenig?

Pedro.

Mein Vater war ein strenger, rauher Mann.

Ich habe niemals recht erfahren können,

Warum er ihn verstieß; auch scheint mein Bruder

Ein harter Kopf zu seyn. Er hat sich nie
In diesen Jahren wieder blicken lassen.
Genug, mein Vater starb und hinterließ
Mir alles, was er jenem nur entziehn
Nach den Gesezen konnte; und der Hof
Bestätigte den Willen. Doch ich mag
Das nicht besigen was ein fremder Mann

Aus Unvorsichtigkeit, aus Leichtsinn einst
Verlor; geschweige denn mein eigner Bruder.
Ich sucht ihn auf. Denn hier und da erscholl
Der Ruf, er habe sich mit frechen Menschen
In einen Bund gegeben, schwärme nun
Mit losgebundnem Muthe, seiner Neigung
Mit unverwandtem Auge folgend, froh-
Und leichtgesinnt am Rande des Verderbens.

Claudine.

So habt ihr nichts von ihm erfahren ?

Pedro.

Nichts.

Ich folgte jeder Spur, die sich mir zeigte;
Allein umsonst. Und nun verzweifl ich fast
Ihn je zu finden, glaube ganz gewiß,
Er ist schon lang mit einem fremden Schiffe
In alle Welt, und lebt vielleicht nicht mehr.
Claudine.

So wird denn auch ein Meer uns trennen; bald
Wird euch der Glanz des Hofes diese stille,
Verlaßne Wohnung aus den Augen blenden.
Ich möchte gern nichts sagen, möchte nicht
An euch zu zweifeln scheinen.

Pedro.

Nein, o nein!

Mein Herz bleibt hier; und wenn ich eilen muß, So eil ich gern, um schnell zurückzukehren.

Ich sage dir kein Lebewohl; kein Ach

Sollst du vernehmen: denn du siehst mich bald,
Und würdiger vor dir. Und was ich bin,
Was ich erlange, das ist dein. Geliebte,
Ich dränge mich zur Gnade nicht für mich!
Nimm deinem Freunde nicht den sichern Muth,
Sich deiner werth zu machen. Der verdient
Die Liebe nur, der um der Ehre willen
Im süßen Augenblicke von der Liebe,
Entschlossen hoffend, sich entfernen kann.

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Er flieht! Doch ist es nicht das letzte Wort;
Ich weiß, er wird vor Abend nicht verreisen.
Owerther Mann! Es bleiben mir die Freunde,
Das theure Paar, zu meinem Trost zurück,
Die holde Liebe mit der seltnen Treue.
Sie sollen mich erhalten, wenn du gehst,
Und mich von dir beständig unterhalten.

Liebe schwärmt auf allen Wegen;
Treue wohnt für sich allein.
Liebe kommt euch rasch entgegen;
Aufgesucht will Treue seyn.

(Sie geht singend ab.)

(Ab.)

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