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Wer hat Kräfte der Brust ein würdiges Lied zu bereiten,
Diesen erhabenen Dingen gemäfs, und ihrer Erfindung?
Wer hat Worte dazu, dem Manne zu bilden ein Loblied,
Ihm nach Verdienst, der uns so herrliche Schätze des Lebens,
Die sein forschender Geist sich erwarb, zum Geschenke zurückliefs?
Keiner, wie immer mich deucht, aus sterblichem Blute geboren!
Denn, wann sagen man soll, was die Hoheit selber der Dinge,
Die er erkannt, von uns heischt, so war er ein Gott! Ja, ein Gott war's,
Memmius, welcher zuerst die Lehre des Lebens erforscht hat,

Welche man Weisheit nennet anjetzt; und er, der durch Kunst uns
Tief aus wogender Flut, aus schreckendem Dunkel, das Lebens sroll-
In den geruhigen Port, in so klares Licht es gebracht hat.

Nimm, wofür man den andern die Götterehren entrichtet. of
Ceres, saget der Ruf, hat Saaten dem Menschen gestiftet, a cla
Bacchus gelehrt den Gebrauch des Rebenerzeugeten Saftes,
Ohne dergleichen jedoch der Menschen Leben bestehn mag;
Wie von Völkern man hört die jetzt noch ihrer entbehren.
Aber wo rein nicht die Brust, ist glückliches Leben nicht möglich.
Um so mehr und mit gröfserem Recht scheint dieser ein Gott uns,

Welcher mit süssem Trost, verbreitet durch Länder und Völker,
Auch anjetzt noch erquickt der sterblichen Menschen Gemüther.

Solltest du glauben jedoch, die Thaten des Herkules stünden
Annoch diesem zuvor, so irrtest du mehr noch vom Wahren.
Denn was schadete jetzt der ungeheuere Rachen

Jenes Nemäischen Löwen? der Zahn des Arcadischen Keulers?
Was aus Kreta der Stier? und was des Lernäischen Sumpfes
Scheufsliche Pest, die Hydra, mit giftigen Nattern umgürtet?
Was die dreifache Brust des dreigestalteten Riesens

Geryon ? oder die Rosse des Diomedes, die Flammen

Schnaubten, auf Thracischem Grund, und auf den Bistonischen Fluren,
Und an dem Ismarus? Kann so mächtiges Uebel uns kommen

Von den Arcadischen Vögeln, mit furchtbaren Krallen, Bewohnern
Ienes Stymphalischen Sees? Und sollt' uns schrecken der Drache,
Der, der Hesperischen Flur goldglänzende Aepfel bewachend,
Wild, mit grimmigem Blick, mit ungeheuerem Körper,

Rings umschliefset den Baum? Was könnt' er doch endlich uns schaden,
Dort am Atlantischen Meer, an dem menschenfeindlichen Ufer,
Welches der. Unsern keiner betritt, auch selbst der Barbar nicht?
So mit dem übrigen Heer der erschlagenen Ungeheuer;

Wären sie nicht erlegt, was könnten sie lebend uns schaden?

Nichts, wie immer mich deucht. Noch wimmelt's von schädlichen Thieren
Ueberall auf der Welt, die mit Furcht und Schrecken sie füllen,

In dem Gehölz, und auf dem Gebirg', und in Tiefen der Wälder,
Welche Orte doch meist zu meiden in unsrer Gewalt steht.

Aber bei ungereinigter Brust, welch innerer Krieg ist

Nicht zu bestehn, und welche Gefahr, selbst wider den Willen!
Was für Sorgen zerreissen das Herz, von Begierde geängstigt!
Was für Schrecknisse folgen darauf! und welche Verwüstung
Richtet der Hochmuth an, Unsauberkeit, üppige Frechheit,
Prassender Uebermuth, und zuletzt die niedrige Faulheit!

Wer dies alles demnach mit Worten, und nicht mit den Waffen Unter sich hat gebracht, und verjagt aus dem Herzen, gebührt nicht Diesem, dass unter die Zahl der Götter er werde gerechnet?

Um so mehr, da er noch so treffliches, göttliches, selber
Ueber die Götter gesagt, und die Menschen zu lehren gewohnt war;
Aufgeschlossen auch ihnen der Dinge ganze Natur hat.

Tretend in seine Spur verfolg' ich anjetzo die Gründe,

Lehrend, dafs jegliches Ding in derselben Bedingung, wie anfangs
Solches geschaffen ward, durchaus fortdauern auch müsse;
Nichts den gebietenden Spruch der Zeit zu entkräften vermöge.
Und so fanden wir auch vorzüglich das Wesen der Seele
Mit dem Körper zugleich erwachsen zu sterblichem Daseyn;
Gegen die Dauer der Zeit sich nicht zu erhalten vermögend.
Aber die Bilder pflegen den Geist im Traume zu täuschen,
Dass wir noch glauben zu sehn, dem längst das Leben entwichen.
Weiter führt mich anjetzt von unserer Lehre die Folge,
Dir zu erweisen, die Welt sey selbst ein vergänglicher Körper;
Werde, so wie sie entstanden, dereinst auch wieder vergehen.
Ferner, auf welcherlei Art, durch jene Verbindung des Urstoffs,
Erd' und Himmel und Meer sich gründeten, Sonn' und die Sterne,
Und die Kugel des Monds: auch werd' ich dir reden von Thieren,

Welche die Erd' erzeugt, und jenen, die niemals gewesen.

Auch wie das Menschengeschlecht mit wechselnden Tönen der Rede
Unter einander zu leben begann, durch Benamung der Dinge:

Dann noch, wie in die menschliche Brust sich die Furcht vor den Göttern
Einschlich; welche nachher als heilig verehrt auf dem Erdkreis,
Hain' und Tempel und Seen, Altär' und Bilder der Götter.

Ferner erklär' ich dir noch den Lauf der Sonne, des Mondes.
Gang, und wie die Natur sie durch ihre gebietende Kraft lenkt.
Dafs nicht etwa du glaubst, als ob sie nach eigenem Willen
Zwischen Himmel und Erde den jährlichen Zirkel erneuten,
Nur um
gefällig den Wuchs der Thier' und Gewächse zu fördern;
Oder vielleicht nach Richtung und Rath der Götter sich wälzten.
Denn wer richtig gefasst, dass Götter um irdische Dinge
Wenig sich kümmern, und doch erstaunt bey jeglichem Anlass,
Welche Macht diefs alles regiert; vorzüglich bei Dingen,
Welche man über dem Haupt ersieht in des Aethers Bezirken;
Der fällt wieder zurück in die vorige Furcht vor den Göttern,
Nimmt gebietrische Herren sich an, die alles vermögen;
Wie diess glauben die Armen! die nicht verstehen was seyn kann,
Und was nicht; noch wodurch das Vermögen jegliches Dinges
Werde beschränkt, und jedem gesteckt sein endliches Ziel sey.

Uebrigens, dafs ich mich nicht zu lang im Versprechen verweile; Wirf die Blicke vorerst auf Meer und Himmel und Erde.

Dreifach ihre Natur, und aus drei Körpern bestehend,

Drei, so verschieden an äufs'rer Gestalt, an innerm Gewebe,

Ein Tag wird sie zerstören; die Last der Welten, ihr Triebwerk,

Das Jahrtausende hielt, zuletzt doch stürzt es zusammen.

Fremd und seltsam fürwahr mufs dieser Gedanke dir scheinen,
Dass einst Himmel und Erde vergeh'; auch fällt des Beweises
Schwere mir auf: so wie oft, wenn man ungewöhnliche Dinge
Bringt zu den Ohren, und doch sie weder dem Sinne des Auges
Unterzulegen vermag, noch darzureichen den Händen;

Als wodurch den gesicherten Weg am nächsten der Glaube
Findet zur menschlichen Brust und des Geistes erhabener Wohnung;
Dennoch sprech' ich es aus: vielleicht giebt selber den Ausschlag
Meinen Worten die Sache zuletzt; wann in kurzem du sehn wirst
Alles gewaltsam erschüttert vom Beben der kreisenden Erde.
Welches doch möge von uns das alles beherrschende Schicksal
Wenden, und mehr uns hievon die Vernunft, als Erfahrung, belehren,
Dafs in wildem Ruin einst könn' einstürzen das Weltall.

Ehe jedoch ich beginne hievon die Schlüsse des Schicksals
Auszusprechen; sie, heiliger noch und gewisser, als jene,
Welche die Pythia spricht aus des Phöbus Lorber vom Dreifuss;
Schaff' ich dir reichlichen Trost aus wohlbelehretem Herzen:

Dass nicht etwa du wähnest, vom Aberglauben gefesselt,

Erde, Himmel und Meer, und Sonn', und Mond, und die Sterne,
Müfsten sich ewig fort, als göttliche Wesen, bewegen;

Glauben/mögest, es müfsten mit Recht, nach Art der Giganten,
Jene die Strafen büfsen für ungeheueren Frevel,

Welche die Vesten der Welt zu bestürmen suchten mit Schlüssen,
Auszulöschen gedächten die leuchtende Sonne des Himmels,
Da sie unsterbliche Dinge bezeichnen mit sterblicher Rede.

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